Ultraprozessierte Lebensmittel verringern die Zufuhr wichtiger Mikronährstoffe

 

In unserer Ernährung nimmt der Anteil von hochverarbeiteten Lebensmitteln deutlich zu. Damit verringert sich der Anteil an natürlichen Lebensmitteln und frisch zubereiteter Speisen. Das hat Folgen für die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen, wie eine neue Studie zeigt.

 

Unser Verhalten beim Einkauf von Lebensmitteln sowie beim Kochen und Essen hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark verändert. Der Anteil von in der Industrie hoch verarbeiteten, verzehrsfertigen Lebensmittel-Produkten hat deutlich zugenommen. In Deutschland geht auf ihr Konto inzwischen etwa die Hälfte der gesamten Energiezufuhr. Immer deutlicher zeichnen sich nun auch die eher negativen Einflüsse einer Ernährung mit einem hohen Anteil von stark prozessierten Lebensmitteln ab. Sie durchlaufen bei ihrer Herstellung mehrere Schritte der Verarbeitung, enthalten meist viele Zutaten und Zusatzstoffe und haben oft einen erhöhten Energiegehalt (Kalorien), dabei jedoch eine geringe Nährstoffdichte. Sie enthalten oft zu viel Fett, Salz, Zucker (in verschiedenen Formen) und sind arm an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralien und anderen bioaktiven Substanzen. Das gilt z. B. für viele Fleisch- und Wurstprodukte, Fertiggerichte, Backwaren, Süßigkeiten und Softdrinks. Werden sie häufig verzehrt, tragen sie durch eine ungünstige Zusammensetzung der Nährstoffe zu Übergewicht und zur Entstehung von Krankheiten bei.

 

Sie können z. B. Entzündungen fördern, die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm beeinflussen und zu einem übersäuerten Stoffwechsel führen. Eine Gruppe von brasilianischen und portugiesischen Forschern prüfte in einer Studie, ob und wie hochverarbeitete Lebensmittel, in Abhängigkeit vom Grad der jeweiligen Verarbeitung, die Aufnahme von Mikronährstoffen beeinflussen können. Sie untersuchten die Beziehung in einer repräsentativen Stichprobe von portugiesischen Erwachsenen, darunter auch ältere Menschen. Sie nutzten die Daten einer „Nationalen Erhebung über Lebensmittel, Ernährung und körperliche Aktivität“ aus den Jahren 2015 und 2016. Daraus standen die Ergebnisse von Lebensmittelprotokollen der Teilnehmer zur Verfügung. Die von ihnen verzehrten Lebensmittel wurden je nach ihrem Verarbeitungsgrad vier Gruppen zugeordnet (NOVA-System).

 

Die Einstufung reichte von unverarbeiteten bis minimal verarbeiteten Lebensmitteln über Waren mit verarbeiteten Zutaten (z. B. Öle, Butter, Zucker, Salz), verarbeiteten Lebensmittel (Brot, Käse, Obst-, Gemüse- und Fisch-Konserven) bis zu hoch verarbeiteten Lebensmitteln (Fertigprodukte, Fleisch-/Wurstwaren, Snacks, Softdrinks, Süßwaren etc.). Der Verzehr solcher Lebensmittel wurde zur Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, Vitaminen und Mineralien, in Beziehung gesetzt. Das betraf z. B. die Versorgung mit Vitamin C, den B-Vitaminen B2, B6 und Folat sowie mit den Mineralien Magnesium, Zink und Kalium.

 

Bei den Teilnehmern wiesen fast alle untersuchten Vitamine einen signifikant niedrigeren Gehalt bei den ultraverarbeiteten Lebensmitteln auf im Vergleich zu unverarbeiteten oder nur minimal verarbeiteten Lebensmitteln. Die einzige Ausnahme war der Anteil von Vitamin B2. Bei den älteren Teilnehmern wurden mit ultraverarbeiteten Lebensmitteln sieben Vitamine signifikant geringer aufgenommen im Vergleich zu den unverarbeiteten Lebensmitteln. Der höhere Energiegehalt (Kalorien) der ultraverarbeiteten Lebensmittel ging bei den Erwachsenen mit einer geringeren Dichte an Vitaminen und Mineralien einher. Durch den häufigen Verzehr von ultraprozessierten Lebensmitteln fehlten vor allem ausreichende Aufnahmen an den Vitaminen B6, C, Folat sowie an den Mineralien Magnesium, Zink und Kalium.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Der erhöhte Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln führt zu einer geringeren Aufnahme von wichtigen Mikronährstoffen, von Vitaminen und Mineralien. Die Forscher empfehlen daher, im Bereich der öffentlichen Gesundheit Maßnahmen zu fördern, die den Verzehr von extrem verarbeiteten Lebensmitteln verringern können.

 

Unser Tipp: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung versorgt mit einem breiten Spektrum an wichtigen Mikronährstoffen. Ist diese Zufuhr, aus welchen Gründen auch immer, beeinträchtigt oder besteht, z. B. aufgrund von Krankheiten etc., ein erhöhter Bedarf an Mikronährstoffen, können Nahrungsergänzungen dazu beitragen, solche Defizite auszugleichen.

 

Quelle: Luiza Antoniazzi et al., Ultra-processed food consumption deteriorates the profile of micronutrients consumed by Portuguese adults and elderly: the UPPER project. In: European Journal of Nutrition, 62, 2023, S. 1131-1141, doi: 10.1007/s00394-022-03057-w.