Nachdem sich die Versorgung mit Jod vor einigen Jahren verbessert hatte, zeigt sich nun in den letzten Jahren, von 2014 bis 2017, ein erneuter Trend zu Joddefiziten bei Kindern und Jugendlichen.

 

Nachdem sich die Versorgung mit Jod vor einigen Jahren verbessert hatte, zeigt sich nun in den letzten Jahren, von 2014 bis 2017, ein erneuter Trend zu Joddefiziten bei Kindern und Jugendlichen.

 

Die gute Versorgung mit Jod ist für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen besonders wichtig. Zu den Funktionen von Jod gehört, dass es auf das Nervensystem einwirkt. Neurokognitive Fähigkeiten werden von einer guten Jodversorgung beeinflusst. Das beginnt bereits in der Schwangerschaft mit der Jodversorgung des Fötus durch die Mutter. Ein milder bis moderater Jodmangel in der frühen Schwangerschaft kann zu einem später verringerten verbalen IQ der Kinder beitragen. Eine gute Jodversorgung ist auch in der gesamten Kindheit sehr wichtig. So konnte z.B. bei 10- bis 13jährigen Schülern die Gabe von täglich 150 µg Jod über ein halbes Jahr die kognitiven Funktionen signifikant verbessern. Auch die Folgen von Joddefiziten sind bekannt, so wurde u.a. ein Zusammenhang zwischen einem Jodmangel und der Entwicklung von ADHS hergestellt.

 

Auf dem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin wurden im September in München neue Ergebnisse der KiGGS Welle 2, einer Langzeitstudie zur gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, zur Jodversorgung vorgestellt. In dieser Studie wurden von 2014 bis 2017 bei rund 15.000 Teilnehmern im Alter von 0 bis zu 29 Jahren umfangreiche Daten zur Gesundheit erhoben. Bei rund 3.300 Kindern und Jugendlichen wurde im Urin auch der Jodgehalt bestimmt. Im Durchschnitt lag die Jodausscheidung bei rund 90 µg/L. Die Empfehlung für eine gute Jodversorgung liegt nach Angaben der WHO (Weltgesundheitsorganisation) zwischen 100 und 199 µg/L Jod. Die Jodwerte der Kinder und Jugendlichen waren damit allgemein niedrig. Rund 60 % der Kinder und Jugendlichen waren nicht ausreichend mit Jod versorgt. Nur Jungen von drei bis zu sechs Jahren hatten mit durchschnittlich rund 106 µg/L Jod noch akzeptable Werte.

 

Die Forscher stufen daher Deutschland wieder als Jodmangelgebiet ein, anders noch als in den 80er und 90er Jahren. Auch in der vorangegangenen KiGGS-Basisuntersuchung (2003 bis 2006) wurden mit Joddefiziten von rund 42 % noch bessere Werte erzielt, außerdem war die Jodausscheidung der Teilnehmer zu dieser Zeit deutlich höher. Die Forscher gehen davon aus, dass die inzwischen wieder seltenere Verwendung von Jodsalz in der Lebensmittelindustrie zu den Ursachen für den erhöhten Jodbedarf gehört. Industriell hergestellte Lebensmittel sind nach wie vor die wichtigste Salzquelle, rund 77 % der Salzaufnahmen gehen auf ihr Konto. Salz, das im Haushalt verwendet wird, kommt dagegen nur auf einen Anteil von 10 %.

 

Unser Tipp: Jod kann auch als Nahrungsergänzung aufgenommen werden. Es wird z.B. in vom Körper sehr gut aufnehmbaren Formen, z.B. als flüssiges Jod (Kaliumjodid), angeboten.

 

Quelle:
Dr. Beate Fessler, „Ein Anlass zur Sorge“ Deutschland − ein Jodmangelland. In: Springer Medizin, Online-Veröffentlichung vom 22.9.2019.