Mikronährstoffe bei Kindern mit omnivorer, vegetarischer und veganer Ernährung

 

Es gibt eine anhaltende Debatte darüber, ob die vegetarische und vegane Ernährung in der frühen Kindheit ernährungsphysiologisch angemessen sind. In einer Studie wurden sie zusammen mit der fleischhaltigen Ernährung in Bezug auf die Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen bei kleinen Kindern untersucht.

 

Die vegetarische Ernährung mit dem Ausschluss von Fleisch und Fisch und die vegane Ernährung mit dem Ausschluss aller tierischen Lebensmittel wurden in den letzten Jahren immer beliebter. Für eine vielseitige Versorgung mit wichtigen Nährstoffen stehen heute mehr Milch- oder Fleischalternativen sowie Nahrungsergänzungen zur Verfügung. Noch immer wird jedoch die Frage diskutiert, ob die vegetarische oder vegane Ernährung auch für kleinere Kinder geeignet sind, da sie für das Wachstum und die Entwicklung einen besonderen Bedarf an Mikronährstoffen haben. Dazu gab es bisher wenige Studien, die meist nicht mehr aktuell waren und wenige Teilnehmer hatten. Eine Gruppe von deutschen Forschern untersuchte daher in einer vegetarischen und veganen Kinderstudie die Aufnahme von Lebensmitteln und Nährstoffen. An der VeChi-Diät-Studie waren 430 Kinder im Alter von ein bis drei Jahren aus Deutschland beteiligt. Bei allen Kindern wurde die Ernährung an drei Tagen untersucht.

 

Die meisten Aufnahmen von Mikronährstoffen (mit und ohne Nahrungsergänzungen) unterschieden sich signifikant zwischen veganen Kindern und den vegetarischen und omnivoren Gruppen. Vegan ernährte Kinder hatten insgesamt eine günstigere Versorgung mit Mikronährstoffen, gefolgt von den vegetarischen Kindern. Vegane Kinder nahmen die meisten Mengen an den Vitaminen E, K, B1, B6, Folat und C auf. Die Fleisch essenden Kinder waren am besten mit den Vitaminen B2 und B12 versorgt. Sie unterschieden sich von den vegetarischen Kindern nur bei den Aufnahmen der Vitamine E, B2 und B12. Unterschiede wurden auch bei der Versorgung mit Mineralien festgestellt. Vegane Kinder hatten die höchsten Aufnahmen an Kalium, Magnesium und Eisen. Die omnivoren Kinder waren am besten mit Kalzium und Jod versorgt. Sie unterschieden sich von den vegetarischen Kindern nur bei der Aufnahme von Magnesium, Eisen und Jod.

 

Ohne Nahrungsergänzungen hatten die omnivoren Kinder die höchste Aufnahme von Vitamin B12, das vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten ist. Schlecht damit versorgt sind vor allem vegane Kinder, diejenigen, die Vitamin B12 ergänzten, erreichten dann jedoch die höchsten Durchschnittswerte bei diesem Vitamin. Ohne Nahrungsergänzungen waren die Kinder aller drei Gruppen nicht ausreichend mit Vitamin D und Jod versorgt, sie erreichten nicht die empfohlenen täglichen Bedarfswerte. Vegane und vegetarische Kinder erreichten außerdem nicht die Bedarfswerte für Vitamin B2, B12 und Eisen, vegane Kinder erreichten sie nicht bei Kalzium. Auch bei den Fettsäuren gab es in allen drei Gruppen deutliche Unterschiede. Das galt vor allem für die Versorgung mit den gesunden Omega-3-Fettsäuren, deren wichtigste Quelle Fischöle aus fettreichen Fischen sind. Entsprechend hatten omnivore Kinder die besten Aufnahmen, sie hatten aber auch höhere Zufuhren an gesättigten Fetten und Cholesterin. Vegane Kinder hatten die höchsten Aufnahmen an mehrfach ungesättigten Fettsäuren durch die pflanzlichen Linolsäure und Alpha-Linolensäure.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: In der VeChi-Diät-Studie zeigten sich in allen drei Ernährungsweisen voneinander abweichende Versorgungen an bestimmten Mikronährstoffen. Im Vergleich wiesen die vegan und vegetarisch ernährten Kinder, unabhängig von der Einnahme an Nahrungsergänzungen, eine günstigere Aufnahme bei mehreren Mikronährstoffen und Fettsäuren auf als die omnivoren Kinder. Kritisch war in allen drei Gruppen die Versorgung mit Vitamin D (ohne Nahrungsergänzung), Jod und der Omega-3-Fettsäure DHA, wobei hier omnivore Kinder die höchsten Aufnahmen hatten. Für vegane und vegetarische Kinder gelten die Vitamine B2 und B12 sowie Eisen als kritisch, bei veganen Kindern gilt das auch für Kalzium. Daher werden für vegane und vegetarische Kinder Lebensmittel empfohlen, die reich an Vitamin B2 (z. B. Hefe, Nüsse, Hülsenfrüchte) und Eisen (in Kombination mit Lebensmitteln, die die Bioverfügbarkeit von Eisen erhöhen) sind, dazu auch mit Vitamin B2 angereicherte pflanzliche Milchalternativen und jodiertes Salz. Außerdem sollte die Ergänzung von DHA gefördert werden, zusätzlich zu einer zuverlässigen Ergänzung von Vitamin B12 und möglicherweise auch von Vitamin B2.

 

Für vegane Kinder können mit Kalzium angereicherte pflanzliche Milchalternativen und Mineralwasser mit einem hohen Gehalt an Kalzium die Versorgung verbessern. Fleisch essende Kinder sollten mehr mehrfach ungesättigte Fettsäuren, fettreiche Fische oder ökologischere Alternativen aufnehmen (z. B. aus Mikroalgen). Sie sollten allgemein weniger tierische Lebensmittel essen, die reichlich Cholesterin und gesättigte Fette enthalten. Die Ergänzung von Vitamin D sollte in allen Ernährungsgruppen in Betracht gezogen werden, das gilt besonders für die sonnenarmen Jahreszeiten Herbst und Winter. Die Forscher empfehlen, den Ernährungszustand von veganen und vegetarischen Kindern künftig weiter und in anderen Altersgruppen zu untersuchen.

 

Unser Tipp: Ergänzungen von in der Versorgung kritischen Mikronährstoffen, wie hier z. B. die Vitamine D und B12 oder Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen (EPA, DHA), können dazu beitragen, Defizite vermeiden. Bei Kindern sollte besonders auf die angemessene Dosierung und auf eine gute Qualität geachtet werden.

 

Quelle
Stine Weder et al., Intake of micronutrients and fatty acids of vegetarian, vegan, and omnivorous children (1 - 3 years) in Germany (VeChi Diet Study). In: European Journal of Nutrition, 61, Nr. 4?, S. 1507-1520, 2022, doi: 10.1007/s00394-021-02753-3.