Zu einer gesunden Ernährung gehört reichlich Gemüse. Viele Menschen halten es für wenig schmackhaft und schränken den Verzehr lieber ein.

 

Zu einer gesunden Ernährung gehört reichlich Gemüse. Viele Menschen halten es für wenig schmackhaft und schränken den Verzehr lieber ein. Eine Studie zeigt nun, wie man die Lust auf Gemüse auf einfache Weise mit der besseren Deklarationen steigern kann.

 

Ernährungsfachleute empfehlen seit Jahrzehnten, mehr Gemüse zu essen, oft ohne nennenswerten Erfolg oder sogar mit kontraproduktiven Wirkungen. Restaurants und andere Anbieter von Speisen, die bei ihren Angeboten den gesundheitlichen Nutzen hervorheben, haben damit oft keinen großen Erfolg. Zu viele Menschen halten eine gesunde Kost für wenig schmackhaft und schränken deren Verzehr daher lieber ein. Frauen, die täglich Gemüse essen, haben in Deutschland z.B. einen Anteil von 43 %, bei Männern ist der Anteil mit 25 % noch deutlich geringer (GEDA-Studie, 2015). Weiter zeigte sich z.B., dass Gerichte, die als gesund gekennzeichnet waren, zu höheren Hungerhormon-Werten führen im Vergleich zum gleichen Mahl, das ansprechender beschrieben wurde. US-amerikanische Forscher prüften daher in einer Studie, wie Menschen auf jeweils die gleichen Gemüsegerichte mit unterschiedlichen Deklarationen reagieren.

 

In einer großen Universitäts-Mensa wurden mehrere Gemüsesorten mit verschiedenen Botschaften angeboten: neutral nur mit dem Namen, gesundheitlich restriktiv, z.B. kalorienarm, gesundheitlich positiv, z.B. nährstoffreich, oder mit einer Botschaft versehen, die einen kulinarischen Genuss versprach. Geprüft wurde, ob und wie die Studenten auf die unterschiedlichen Botschaften reagieren und wann sie häufiger oder seltener zu Gemüseangeboten greifen. 46 Tage lang hatten die Studenten die Wahl bei verschiedenen Gemüsesorten, die jeweils auf die gleiche Weise zubereitet, jedoch anders deklariert waren. So wurden Zucchini einmal nur als solche und damit neutral bezeichnet, zum anderen aber mit einer Genussbotschaft versehen und als „geröstete karamellisierte Zucchinihappen“ angeboten.

 

Bei den gesundheitsbezogenen Botschaften wurden sie einmal restriktiv als „kalorienarme Wahl Zucchini“, zum anderen positiv als „nährstoffreiche grüne Zucchini“ gekennzeichnet. Die Forscher untersuchten, wie sich die Bezeichnung der Gemüse auf die Anzahl der Esser und die Portionen auswirkten. Bezeichnungen, die einen kulinarischen Genuss versprachen, waren besonders förderlich. Im Gegensatz zum neutralen Gemüsenamen steigerte sich mit dem Genussversprechen die Zahl der Gemüseesser allgemein um 25 %. Noch besser schnitt die Genussbotschaft mit 41 % mehr Zugriffen im Vergleich zur restriktiven Gesundheitsbotschaft ab. Im Vergleich zur positiven Genussbotschaft hatte das Genussversprechen immerhin noch 35 % mehr Zugriffe. Auch die Größe der Portionen wurde durch die Deklarierung beeinflusst. Im Vergleich zum neutralen Gemüsenamen erhöhten sich die Portionen mit der Genussbotschaft um 23 %. Im Vergleich zur gesunden restriktiven Botschaft steigerten sich die Portionen mit der Genussbotschaft um 33 %.

 

Gemüse mit genussvollen Beschreibungen erhöhte also signifikant die Zahl der Personen, die Gemüse wählten und die Mengen, die sie verzehrten, ganz ohne Veränderungen in der Zubereitung. Diese Ergebnisse halten die Forscher für eine Herausforderung in Bezug auf verbreitete Empfehlungen, die sich meist allein auf die gesunden Vorteile von Gemüse richten. Die Forscher empfehlen zur Förderung des Gemüsekonsums eine einfache Strategie, die bereits bei Kindern erfolgreich angewendet wurde: „Indem man dieselben genussvollen, aufregenden und köstlichen Beschreibungen verwendet, wie sie für beliebtere, aber weniger gesunde Lebensmittel üblich sind.“ Die Forscher sind der Ansicht, dass dies sowohl in Speisebetrieben als auch bei Lebensmittelangeboten leicht eingeführt werden kann. Damit ließe sich die Wahl von gesünderen Angeboten beim Essen fördern.

 

Quelle: 
Bradley P. Turnwald et al., Association Between Indulgent Descriptions and Vegetable Consumption: Twisted Carrots and Dynamite Beets. In: JAMA Internal Medicine, Online-Veröffentlichung vom 12.6.2017, doi: 10.1001/jamainternmed.2017.1637.