Vitamin C kann die Adipositas beeinflussen

 

Die Verbreitung von starkem Übergewicht hat in den letzten Jahrzehnten weltweit zugenommen. Das höhere Gewicht beeinflusst offenbar auch den Bedarf an Vitamin C. Bei vielen Übergewichtigen sind niedrige Vitamin-C-Werte vorhanden. Dazu können verschiedene Faktoren beitragen, wie eine neue Studie zeigt.

 

Vitamin C ist für normale Funktionen bei vielen Prozessen im Stoffwechsel erforderlich. Es wird für die Biosynthese von Kollagen, Carnitin (Verbindung aus Lysin und Methionin) und verschiedenen Neurotransmittern benötigt und ist ein wichtiges Antioxidans, das freie Radikale abfängt. Vitamin C verbessert die Aufnahme, den Transport und die Speicherung von Eisen und ist für die normalen Funktionen des Immunsystems nötig. Ein deutlicher Mangel führt zu Skorbut, der durch Störungen des Bindegewebes, negative Stimmungsschwankungen, Immundefizite und Muskelschwächen gekennzeichnet ist. Ein subklinischer Mangel an Vitamin C führt zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit, er beeinträchtigt die Lebensqualität und Arbeitsleistung. Vitamin C ist vor allem in frischen Gemüse- und Obstsorten enthalten, reichlich vorhanden ist es z. B. in Paprika, schwarzen Johannisbeeren und Petersilie, auch Zitrusfrüchte, Kartoffeln, Kohl, Spinat und Tomaten liefern gute Mengen.

 

Vitamin C ist weiter in Obst- und Gemüse-Säften enthalten und kann bei der Lebensmittelherstellung zugesetzt werden. Mängel sind selten, allerdings kann ein Mehrbedarf bestehen, z. B. im höheren Alter sowie bei Rauchern und bei starkem Alkoholkonsum. In Deutschland werden erwachsenen Männern bis ins hohe Alter tägliche Aufnahmen von 110 mg Vitamin C empfohlen, für Frauen der gleichen Altersspanne sind 95 mg angesetzt, etwas höher ist der Bedarf von Schwangeren mit 105 mg und für Stillende mit 125 mg. Ein Mehrbedarf gilt für Raucher mit 155 mg für Männer und mit 135 mg für Frauen. Es gibt einige Hinweise, dass Menschen mit einem höheren Körpergewicht niedrigere Vitamin-C-Konzentrationen im Plasma haben. Ihr Bedarf an Vitamin C könnte entsprechend höher sein. Dafür kommen vermutlich mehrere Mechanismen in Frage. Dazu beitragen könnte eine Ernährung, die wenig Vitamin C enthält. Das deutlich höhere Körpergewicht bei Adipositas führt zu einer (volumetrischen) Verdünnung von Vitamin C, dies kann teilweise durch Verteilung im Mager- oder Fettgewebe ausgeglichen werden.

 

Bei Adipösen (ab BMI 30) steigt der Grundumsatz aufgrund der erhöhten Körpermasse an, was sich auf den Vitamin-C-Bedarf auswirkt. Weiter treten aufgrund der Adipositas im Stoffwechsel Veränderungen auf, sie beeinflussen den Vitamin-C-Status, den Stoffwechsel, die Absorption und/oder die Ausscheidung. Adipositas kann außerdem zur Dysbiose des Darm-Mikrobioms führen wodurch die Absorption von Vitamin C oder der Vitamin-C-Stoffwechsel beeinflusst wird. Eine Gruppe von Forscherinnen aus den Niederlanden stellte die aktuellen Kenntnisse über den Zusammenhang zwischen der Adipositas und dem Bedarf an Vitamin C vor.

 

Sie prüften in verschiedenen Studien die Aufnahmen von Vitamin C bei Adipositas an verschiedenen Bevölkerungsgruppen und in verschiedenen Regionen der Welt, die zum Teil unterschiedliche Ergebnisse hatten. Eine erneute Analyse sorgfältig durchgeführter Interventions-Studien zeigte jedoch, dass der Vitamin-C-Status bei den übergewichtigen oder adipösen Teilnehmern niedriger war, wenn sie die gleiche Dosis von Vitamin C erhielten wie normalgewichtige Personen. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass übergewichtige und adipöse Erwachsene ein höheres Risiko für einen niedrigeren Vitamin-C-Status aufweisen. Außerdem gibt es bei krankhaft adipösen Erwachsenen, die sich deswegen einer (bariatrischen) Operation unterziehen, hohe Vorkommen von einem Mangel an Vitamin C. In nur wenigen Analysen wurde jedoch versucht, die Aufnahmen von Vitamin C durch Lebensmittel und Nahrungsergänzungen auf individueller Ebene oder in Gruppen zu berücksichtigen.

 

Möglich ist, dass die Hauptursache für einen niedrigen Vitamin-C-Status bei Adipösen an zu geringen Vitamin-C-Aufnahmen liegt. Viele negative gesundheitliche Auswirkungen der Fettleibigkeit sind auf chronische Entzündungen zurückzuführen, die vermutlich den Bedarf an Antioxidantien erhöhen. In vielen Ländern wird Rauchern empfohlen, ihre Vitamin-C-Zufuhr zu erhöhen, um größeren Verlusten durch den erhöhten metabolischen Umsatz von Vitamin C entgegenzuwirken. Sowohl die Adipositas als auch das Zigarettenrauchen erhöhen die Konzentration des Entzündungs-Markers CRP (C-reaktives Protein), während eine hohe Zufuhr von Vitamin C mit der Nahrung CRP zu senken scheint. Ein direkter Vergleich der CRP-Konzentrationen zwischen Normalgewichtigen, Adipösen und Patienten mit dem metabolischen Syndrom zeigte hohe CRP-Werte in den Gruppen mit Fettleibigkeit und dem metabolischen Syndrom. Eine erneute Analyse von zwei großen Bevölkerungs-Studien (NHANES mit rund 2.800, EPIC-Norfolk mit knapp 21.000 erwachsenen Teilnehmern), die keine Nahrungsergänzungen erhielten, zeigte, dass die Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Aufnahme und dem Status von Vitamin C bei Teilnehmern mit erhöhten CRP-Werten gedämpft war. Es scheint möglich, dass die erhöhten Entzündungen bei Adipositas den Umsatz von Vitamin C erhöhen, was zu einem verringerten Vitamin-C-Status und letztlich zu einem höheren Bedarf führt.

 

Weitere Studien zeigten, dass niedriges Vitamin C mit Veränderungen im Stoffwechsel durch die Adipositas verbunden sein könnte. Es zeigten sich z. B. Beziehungen zum Blutdruck, zu Glukose, Insulin, Triglyzeriden und freien Fettsäuren sowie Wirkungen auf das metabolische Syndrom und Diabetes. Überschreiten die zirkulierenden Konzentrationen von Vitamin C einen bestimmten Wert, wird Vitamin C über den Urin ausgeschieden, um die Homöostase aufrecht zu halten. Bei Diabetikern zeigte sich jedoch in einigen Untersuchungen eine abnorme Ausscheidung von Vitamin C. Die Ursache für dieses „Leck“ hängt vermutlich mit Diabetes zusammen, z. B. mit einem höheren BMI, den Werten von Nüchternglukose und glykiertem Hämoglobin (HbA1c) sowie von Komplikationen, die mit dem Diabetes-Schweregrad zusammenhängen. Eine weitere Beziehung zwischen Adipositas und Vitamin C besteht vermutlich zur Dysbiose des Darm-Mikrobioms und zu chronischen Entzündungen. Die bei Adipositas oft auftretende Dysbiose beeinträchtigt die Funktionen der Darmbarriere, dadurch gelangen Endotoxine in den Blutkreislauf, was chronische Entzündungen verstärkt. Das bedingt sowohl einen erhöhten Vitamin-C-Umsatz als auch eine gehemmte Absorption.

 

Die Forscherinnen ziehen das Fazit: Die derzeitigen Nachweise unterstützen die Beobachtung, dass der Vitamin-C-Status bei Adipösen niedriger ist. Einige Studien zeigen, dass die Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Vitamin-C-Aufnahme und dem -Status bei übergewichtigen oder adipösen Teilnehmern abgeschwächt ist. Studien zur Ernährung belegen zumeist eine geringere Vitamin-C-Aufnahme bei Übergewichtigen oder Adipösen, ein weiterer Faktor für die Beziehung zwischen Fettleibigkeit und dem Vitamin-C-Status. Ein durch die Adipositas veränderter Stoffwechsel kann den Bedarf an Vitamin C erhöhen, entweder aufgrund einer verringerten Absorption oder einer erhöhten Ausscheidung, wie dies bei Diabetikern der Fall ist, oder durch den oxidativen Stress oder Entzündungen.

 

Beziehungen zeigten sich auch zwischen Adipositas und dem Vitamin-C-Status in der Darm-Mikrobiota, hier sind weitere Studien erforderlich, um eine Ursache-Wirkungs-Beziehung festzustellen. In künftigen Studien sollten auch die komplexen Beziehungen von Vitamin C und Adipositas in Bezug auf verschiedene Gruppen, z. B. nach Alter, Körpergewicht und Vorkommen des metabolischen Syndroms, untersucht werden. Dabei sollten auch die Wirkungen von Vitamin-C-Ergänzungen auf den Vitamin-C-Status und den -Bedarf bei übergewichtigen und adipösen Erwachsenen weiter geprüft werden.

 

Unser Tipp: Vitamin C steht einzeln oder kombiniert mit anderen Mikronährstoffen in verschiedenen Dosierungen, Verbindungen und Formen, z. B. als Pulver, Kapsel oder liposomal, zur Verfügung. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle:
Julia K. Bird et al., A Systematized Review of the Relationship Between Obesity and Vitamin C Requirements. In: Current Developments in Nutrition, online 29.3.2024, doi: 10.1016/j.cdnut.2024.102152.

Ergänzungen von Vitamin B12 bei Veganern

 

Die pflanzliche Ernährung wurde in den letzten Jahren zunehmend beliebter. Doch bei strikt vegetarischer Ernährung ist die Versorgung mit Vitamin B12 aus der Nahrung nicht gedeckt. Daher sollten vor allem Veganer auf ihre B12-Versorgung achten.

 

Der Anteil an Vegetariern liegt in Deutschland zur Zeit bei etwa 10 %. Rund 2 % der Bevölkerung sind inzwischen Veganer, die konsequent auf alle tierischen Produkte verzichten, also auch auf den Verzehr von Eiern, Milchprodukten und Honig. Warum auch immer die Entscheidung für eine pflanzliche Ernährung fällt, sie hat gesundheitliche Vorteile. Gute vegetarische und vegane Ernährungsweisen können zur Vorbeugung und Therapie einiger Krankheitsrisiken beitragen. Sie werden mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, da sie die Adipositas (starkes Übergewicht ab BMI 30) in der Bauchregion, den Blutdruck, die Blutfette und den Blutzuckerspiegel positiv beeinflussen. Sie senken auch Entzündungs-Marker und den oxidativen Stress und tragen zum Schutz vor ischämischen Herzerkrankungen bei.

 

Die pflanzliche Ernährung fördert außerdem die Vielfalt und Stabilität der Darm-Mikrobiota mit ihrer Gemeinschaft der Darmbakterien. Dies kann den Body-Mass-Index (BMI) und die Adipositas beeinflussen und so ebenfalls zum Schutz des Herz-Kreislauf-Systems beitragen. Studien deuten darauf hin, dass eine vegane oder vegetarische Ernährung mit einem verringerten Gewicht sowie zum Teil auch mit einer veränderten Fettverteilung einhergeht. Von Natur aus sind pflanzliche Lebensmittel jedoch keine verlässlichen Quellen für die Versorgung mit dem essentiellen Vitamin B12 (Cobalamin), das eine entscheidende Rolle im Energie-Stoffwechsel, bei der DNA-Bildung, der Bildung roter Blutkörperchen und den Funktionen des Nervensystems spielt. Es reguliert den Homocystein-Stoffwechsel, fördert normale neurologische und psychische Funktionen und verringert die Müdigkeit bzw. Ermüdung. B12 trägt außerdem zu den normalen Funktionen des Immunsystems bei und spielt eine Rolle beim Prozess der Zellteilung. Vitamin B12 kommt in relevanten Mengen nur in tierischen Lebensmitteln (Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier) vor. Zwar gibt es auch in einigen pflanzlichen Lebensmitteln (z. B. Sauerkraut, Meeresalgen, Shiitake-Pilze) Vitamin-B12-Verbindungen, doch sie sind für den Menschen nicht verfügbar und tragen daher nicht zur Versorgung bei.

 

Jugendlichen ab 13 Jahren und Erwachsenen bis ins höhere Alter werden in Deutschland die täglichen Aufnahmen von 4 mcg Vitamin B12 empfohlen, bei Schwangeren und Stillenden ist die Empfehlung mit 4,5 mcg bzw. 5,5 mcg etwas höher. Abhängig von der Gesundheit, Ernährung und anderen Faktoren kann der individuelle Bedarf variieren. Ein leichter B12-Mangel ist allgemein auf eine unzureichende Zufuhr zurückzuführen, das gilt vor allem für Veganer, Vegetarier, Personen mit geringer B12-Aufnahme und stillenden Müttern mit B12-Mangel. Schwerere Mängel können außerdem aufgrund einer Resorptionsstörung (Mangel an Intrinsic Factor) oder anderen Krankheits-Ursachen (z. B. Morbus Crohn, Leber- oder Nierenkrankheiten) entstehen. Spürbare Mangelsymptome treten meist erst auf, wenn der B12-Vitaminspiegel deutlich verringert ist.

 

Die Bestimmung der B12-Konzentration im Serum ist der wichtigste Test, um den B12-Status und das Mangelrisiko zu beurteilen. Nach einigen Studien liegt eine mangelhafte B12-Konzentration (<156 pmol/L) bei 52 % der Veganer vor, dagegen sind Fleischesser nur selten davon betroffen (1 %). Da sich ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung vegan ernährt und es verschiedene Ansichten über die Notwendigkeit von Vitamin-B12-Ergänzungen gibt, untersuchte eine Gruppe portugiesischer Forscher die aktuellen Kenntnisse zum Vitamin-B12-Mangel bei Veganern und die Nutzung von Nahrungsergänzungen. Ausgewertet wurden 70 relevante Studien aus den Jahren 2010 bis 2023.

 

Die Ergebnisse zeigten, dass ein Vitamin-B12-Mangel bei Veganern aufgrund des strikten Verzichts auf tierische Produkte weit verbreitet ist. In den Studien, die Interventionen mit einer Nahrungsergänzung untersuchten, wurden durchweg positive Ergebnisse erzielt. Die Ergänzung von Vitamin B12 ist ein wirksames Mittel zur Prävention und Therapie eines Mangels. Die Forschung weist jedoch noch erhebliche Lücken auf, z. B. fehlt es an Studien, in denen verschiedene Formen oder Dosierungen von Vitamin B12 bei der pflanzlichen Ernährung untersucht werden. Weiter sind mehr Informationen und generell ein stärkeres Bewusstsein für die Bedeutung dieses Vitamins in der veganen Ernährung notwendig. Für die Obergrenze bei der Zufuhr von Vitamin B12 gibt es bisher keine Empfehlung, da es sich um ein wasserlösliches Vitamin handelt, d. h. ein Teil davon wird mit dem Urin ausgeschieden. Bislang wurden bei Gesunden keine negativen Auswirkungen einer übermäßigen Einnahme von Vitamin B12 festgestellt. Es wird jedoch empfohlen, einen Therapeuten zu konsultieren, bevor man mit der Ergänzung von Vitamin B12 beginnt oder seine Ernährung umstellt.

 

Ein wichtiger präventiver Schritt ist die regelmäßige Kontrolle des B12-Blutspiegels, so lässt sich beurteilen, ob eine Ergänzung oder eine Anpassung der Dosis erforderlich ist. Bei einer unzureichenden pflanzlichen Ernährung kann es im übrigen zu weiteren Mängeln an Mikronährstoffen kommen. Das gilt z. B. für Eisen, Kalzium, Zink, Vitamin D sowie einige Aminosäuren. Dies kann in einigen Fällen z. B. zu hohem Homocystein, Proteinmangel, Anämie und verminderten Muskel-Kreatinin führen. Auch hier können dann gegebenenfalls Ergänzungen nützlich sein.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Es besteht durch den strikten Verzicht auf tierische Produkte ein Zusammenhang zwischen der veganen Ernährung und dem Mangel an Vitamin B12. Seine Ergänzung ist eine wirksame Maßnahme zur Vorbeugung und Therapie eines solchen Mangels. Noch sind mehr Informationen über B12-Dosierungen, die z. B. zur Aufrechterhaltung eines normalen Blut-Status und einer normalen B12-Konzentration im Serum bei Vegetariern oder bei Personen mit einer geringen B12-Zufuhr beitragen, erforderlich. Daran sollte künftig weiter geforscht werden.

 

Unser Tipp: Vitamin B12 steht in verschiedenen Formen und Dosierungen zur Verfügung.
Methylcobalamin ist die bioaktive Form, es wird auch in flüssiger, liposomaler und veganer Form angeboten.

 

Quelle:
Sávio Fernandes et al., Exploring Vitamin B12 Supplementation in the Vegan Population: A Scoping Review of the Evidence. In: Nutrients, online 10.5.2023, doi: 10.3390/nu16101442.

Vitamine und Omega-3-Fettsäuren für kognitive Leistungen im Alter

 

Die Ergänzung von Vitaminen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren wurde bei leichten kognitiven Störungen bereits häufig untersucht. Eine neue Studie prüfte die Wirkungen einiger B-Vitamine und die gesunden Omega-3-Fettsäuren bei Älteren mit eingeschränkten kognitiven Leistungen.

 

Ältere Menschen sind von leichten kognitiven Beeinträchtigungen häufiger betroffen. Dazu gehören verschiedene Grade der Schwächen im Gedächtnis, in der Aufmerksamkeit, in den visuell-räumlichen Fähigkeiten, exekutiven Funktionen (Planung, Entscheidung, Arbeitsgedächtnis etc.) und in der Geschwindigkeit der Verarbeitung. Bei Patienten, die davon betroffen sind, steigt mit einer zunehmenden Verschlechterung ihres Zustands das Risiko, an Demenz zu erkranken. Daher sind wirksame Maßnahmen zur Milderung von kognitiven Beeinträchtigungen und zur Prävention von Demenz erforderlich. Dazu gehört eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen, um die kognitiven Leistungen zu unterstützen. Das betrifft z. B. die B-Vitamine B6, B12 oder Folsäure, die hohe Konzentrationen von Homocystein senken können, das ist eine im Übermaß schädliche Aminosäure, die mit der Gesundheit des Gehirns in Verbindung steht. Weiter haben die Vitamine C, D und E antientzündliche und neuroschützende Wirkungen.

 

Auch die gesunden Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) werden mit einem geringeren Risiko für den Abbau der kognitiven Leistungen in Verbindung gebracht. Wirksam sein können sowohl einzelne Anwendungen als auch kombinierte Aufnahmen dieser Mikronährstoffe. Bisher waren die Ergebnisse zu den Wirkungen auf die kognitiven Funktionen allerdings nicht einheitlich, was vermutlich auf verschiedene Arten der Untersuchungen zurückzuführen ist, die einen Vergleich erschweren. So wurden z. B. bei der Analyse der Auswirkungen von B-Vitaminen in verschiedenen kognitiven Bereichen unterschiedliche Ergebnisse erzielt, was es schwierig macht, einen kausalen Zusammenhang zwischen Nährstoffen und kognitiven Funktionen herzustellen. Es gibt bisher auch nur wenig vergleichende Analysen von einzelnen oder kombinierten Nährstoff-Interventionen. In neueren Studien begann man damit, die vorhandenen Unterschiede zu bewerten.

 

So zeigte eine (randomisiert, kontrollierte) Studie, dass eine Kombination aus Folsäure und Vitamin B12 wirksamer war als jedes der beiden B-Vitamine allein. In ähnlicher Weise zeigten Studien, dass die Kombination von Folsäure und der Omega-3-Fettsäure DHA zu verbesserten Werten in den kognitiven Leistungen führt als die alleinige Gabe. Diese Studien waren jedoch durch recht geringe Teilnehmer und kurze Studiendauer begrenzt, so dass die kognitiven Effekte möglicherweise nicht vollständig erfasst werden konnten.

Eine Gruppe von chinesischen Forschern prüfte nun in einer Meta-Analyse die Auswirkungen von Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren auf leichte kognitive Störungen. Einbezogen waren 16 (randomisiert kontrollierte) Studien mit rund 2.500 Teilnehmern ab 60 Jahren, die leichte kognitive Störungen hatten. Geprüft wurde, ob und wie verschiedene Vitamine und die Omega-3-Fettsäuren die kognitiven Beeinträchtigungen verbessern konnten. Dabei wurde entweder Folsäure allein sowie kombiniert mit B12 und/oder B6, Vitamin D einzeln, mehrere Vitamine (C und E sowie E und B-Vitamine,) DHA einzeln oder die übliche Kombination von EPA und DHA sowie zusammen mit den Vitaminen A, E, Gamma-Linolensäure und Linolsäure untersucht. Die Dauer der Anwendungen reichte von 6 bis zu 24 Monaten. Die Auswertungen zeigten, dass Vitamine die allgemeinen kognitiven Funktionen, das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit bei Patienten mit leichten kognitiven Störungen verbessern könnten.

 

Folsäure verbesserte signifikant die allgemeinen kognitiven Funktionen, auch die Kombination mit Vitamin B12 hatte hier günstige Ergebnisse. Dagegen wirkte sich die Kombination von Folsäure, B12 und B6 nicht signifikant auf die kognitiven Funktionen aus. Die Analyse von Untergruppen zeigte, dass Folsäure allein sogar einen größeren Effekt auf die allgemeinen kognitiven Funktionen haben könnte. Auch Gaben von Vitamin D konnten die kognitiven Funktionen verbessern, positiv beeinflusst wurden z. B. das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit. Bei der Kombination der Vitamine C und E zeigten sich dagegen keine Verbesserungen der kognitiven Leistungen. In drei Studien wurden die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA zusammen geprüft, in einer Studie war DHA allein eingesetzt. Die Meta-Analysen zeigten, dass DHA allein die allgemeinen kognitiven Funktionen, das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit, verbessern kann, während DHA und EPA zusammen die kognitiven Funktionen nicht positiv beeinflussen konnten.

 

Eine Studie zeigte, dass Omega-3-Fettsäuren die Hippocampus-Struktur (beteiligt an der Gedächtnisbildung) verbessern, die Neuroentwicklung fördern und die Gehirnfunktionen verbessern konnten. Die antientzündlichen Eigenschaften von DHA und EPA können den entzündungsbedingten kognitiven Abbau verringern, indem sie entzündliche Reaktionen in der Mikroglia (Immuneffektorzellen im Zentralen Nervensystem) verringern. Die genaue Art der Interaktion zwischen DHA und EPA in Bezug auf diese Prozesse bleibt jedoch weiter zu klären.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der Meta-Analyse zeigen, dass sich bei Patienten mit leichten kognitiven Störungen die B-Vitamine B6 und B12 sowie Vitamin D positiv auf die kognitiven Funktionen, auf das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit auswirken. Keinen Effekt hatte die Versorgung auf visuell-räumliche Fähigkeiten, exekutive Funktionen und die Geschwindigkeit der Verarbeitung. Die gesunden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA, können ebenfalls die Gedächtnisfunktionen und die Aufmerksamkeit verbessern. Folsäure könnte in Bezug auf die kognitiven Funktionen, beim Gedächtnis und der Aufmerksamkeit, wirksamer sein als die Kombination der B-Vitamine (Folsäure, B12 und/oder B6). In künftigen und größeren Studien sollten bei älteren Patienten mit leichten kognitiven Störungen die Gaben von Nahrungsergänzungen mit verschiedenen Arten sowie die Dosis und Dauer der Einnahmen weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Die B-Vitamine werden oft als Komplex angeboten, da sie im Verbund in vielen Fällen besser wirken können. Für spezielle Zwecke werden z. B. Folsäure und die Vitamine B12 und B6 auch einzeln angeboten.

 

Quelle: 
Jing Chang et al., Effects of vitamins and polyunsaturated fatty acids on cognitive function in older adults with mild cognitive impairment: a meta-analysis of randomized controlled trials. In: European Journal of Nutrition, online 01.02.2024, doi: 10.1007/s00394-024-03324-y.