Vitamin D könnte bei einer überaktiven Blase wirksam sein

 

Ein unkontrollierter, starker Harndrang oder der unwillkürliche Urinverlust durch eine überaktive Blase ist eine erhebliche Belastung für die Betroffenen. Ein Mangel an Vitamin D könnte das Risiko für solche Beschwerden erhöhen, dagegen könnten seine Ergänzungen dazu beitragen, die Beschwerden zu verringern.

 

Eine überaktive Blase, auch Reizblase genannt, kann sich auf verschiedene Weise äußern. Das reicht von einem übermäßig starken Harndrang, zum Teil verbunden mit nachtröpfelndem Urin oder unwillkürlichen Blasenentleerungen bis hin zum kontinuierlichen Urinverlust. In Deutschland geht man von mehr als 6 Millionen Menschen aus, die zumindest zeitweise oder häufiger davon betroffen sind. Die Vorkommen einer überaktiven Blase steigen mit dem zunehmendem Alter an. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, z. B. Blasenentzündungen, Harnverlust durch körperliche Anstrengungen, aber auch eingeschränkte Funktionen der Harnblasse, ein geschwächter Beckenboden oder andere Krankheiten. In so manchen Fällen ist die Ursache jedoch unbekannt. Die überaktive Blase wird hauptsächlich mit Medikamenten sowie mit Beckenboden-Gymnastik, Blasentraining oder Methoden der Verhaltenstherapie behandelt.

 

Dabei sind die Symptome der Häufigkeit des Wasserlassens und der Inkontinenz oftmals nur schwer zu beseitigen. Daher sucht man auch nach neuen Ansätzen für die Prävention und Therapie der Reizblase. Möglicherweise können auch einige Mikronährstoffe die Blasenfunktionen beeinflussen. Bisher ist nicht bekannt, ob ein Vitamin-D-Mangel zu einer überaktiven Blase oder zur Harninkontinenz führen kann oder ob Ergänzungen von Vitamin D dazu beitragen können, die Blasensymptome zu lindern. Eine Gruppe von chinesischen Forschern prüfte diese Beziehungen in einem umfassenden, systematischen Review und in einer Metaanalyse der relevanten Studien. Nach einer umfassenden Recherche in den einschlägigen Datenbanken konnten sie 13 Studien prüfen und auswerten. Die Ergebnisse zeigten, dass bei einem Mangel an Vitamin D ein erhöhtes Risiko für eine überaktive Blase und Harninkontinenz beobachtet wurde (OR 4,46).

Der Spiegel von Vitamin D war bei Patienten mit einer überaktiven Blase oder Harninkontinenz relativ niedrig. Auf Grundlage der vorhandenen Daten wurde das Risiko der Harninkontinenz nach einer Ergänzung von Vitamin D um 66 % verringert.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Ein Mangel an Vitamin D erhöht das Risiko für eine überaktive Blase und die Harninkontinenz. Die Ergänzung von Vitamin D kann dazu beitragen, das Risiko der Harninkontinenz zu verringern. Die Entwicklung neuer Strategien zur Vorbeugung oder Linderung von Blasen-Symptomen ist von entscheidender Bedeutung für die Lebensqualität der betroffenen Patienten. Die Ergänzung von Vitamin D könnte sich als wirksame Strategie zur Vorbeugung oder Linderung von Blasensymptomen wie der überaktiven Blase und Inkontinenz durchsetzen.

 

Quelle: 
Qiang Zhang et al., Vitamin D levels and the risk of overactive bladder: a systematic review and meta-analysis. In: Nutrition Reviews, Vol. 82, Nr. 2, 2024, S. 166-175, doi: 10.1093/nutrit/nuad049.


Beerenfrüchte, Darmgesundheit und chronische Nierenkrankheiten

 

Bei chronischen Nierenkrankheiten ist auch die Darmgesundheit beeinträchtigt. Der häufigere Verzehr von Beeren, Heidelbeeren und anderen Beerenfrüchten, könnte sich über verbesserte Darmfunktionen auch auf die chronischen Nierenkrankheiten auswirken.

 

Chronische Nierenerkrankungen sind sehr belastend, sie sind oft mit Aufenthalten im Krankenhaus verbunden und steigern auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Weiter besteht ein direkter Zusammenhang mit einem Ungleichgewicht der Darm-Mikrobiota (Gemeinschaft der Darmbakterien), was als Darm-Dysbiose bezeichnet wird. Dabei nehmen schädliche Bakterien (z. B. Firmicutes, Actinobacteria) zu und die gesunden Bakterien (z. B. Bifidobakterien, Laktobazillen) verringern sich. Dieser Prozess konnte bereits in frühen Krankheits-Stadien beobachtet werden. Damit verbunden ist auch eine erhöhte Darmpermeabilität (Durchlässigkeit der Darmwand) und die gesteigerte Bildung von giftigen Schadstoffen im Harn (urämische Toxine), die mit Entzündungen, dem oxidativen Stress und kardiovaskulären Ereignissen in Verbindung gebracht werden. Weiter können geringe Aufnahmen von Ballaststoffen und einige Medikamente dazu beitragen, die Durchlässigkeit der Darmbarriere zu erhöhen, was zu chronischen Entzündungen führt.

 

Eine gesunde Ernährung trägt dazu bei, die Darm-Mikrobiota positiv zu fördern. Studien zeigten, dass der reichliche Verzehr von Obst, Gemüse und Ballaststoffen die Darmbakterien positiv beeinflussen und urämische Toxine verringern kann. Bioaktive Verbindungen und Mikronährstoffe in der Nahrung, darunter Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe), die Vitamine E und A sowie Zink, Polysaccharide, mehrfach ungesättigte Fettsäuren und die Aminosäure Glutamin könnten möglicherweise schädliche Wirkungen, die mit einer gestörten Darm-Mikrobiota verbunden sind, bei chronischen Nierenkrankheiten senken. Zu den Lebensmitteln mit antioxidativen Eigenschaften gehören Beerenfrüchte (Heidelbeeren, Cranberries, Himbeeren, Erdbeeren), die reich an phenolischen Verbindungen, Flavonoiden, Tanninen, Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen sind. Neuere Studien zeigten, dass sie für die Gesundheit der Darm-Mikrobiota wesentlich sind.

 

Sie können dazu beitragen, das Wachstum und die Fülle der nützlichen Darm-Mikroorganismen zu erhöhen, auf bestimmte Bakterienarten positiv einwirken und die Bildung kurzkettiger Fettsäuren fördern. So wirken z. B. Heidelbeeren als Modulator der Darm-Mikrobiota, indem sie Proteine fördern, die an der Bildung der Darmschleimhaut beteiligt sind. Beerenfrüchte könnten daher eine Strategie sein, um die Darm-Mikrobiota und Dysbiose bei chronischen Nierenkrankheiten zu beeinflussen, doch bisher gibt es dazu nur wenige Studien. Eine Gruppe von Forschern aus den USA stellte dazu die aktuellen Kenntnisse vor.

 

Der Verzehr von Obst gilt seit langem als eine vielversprechende Strategie zur Verringerung des Risikos chronischer Krankheiten, einschließlich von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und dem metabolischen Syndrom. Beerenfrüchte erhielten aufgrund ihrer positiven Wirkungen auf den oxidativen Stress, Entzündungen, endotheliale Dysfunktionen (gestörte Funktionen der Innenschicht von Blutgefäßen), Arterienverkalkung und Insulinempfindlichkeit eine besondere Aufmerksamkeit. Diese positiven Wirkungen werden zum Teil mit ihrem hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen in Verbindung gebracht. Es gibt zunehmend Nachweise dafür, dass sie sich an bakterielle Zellmembranen im Darm binden können, was deren Funktionen verändert und die Modulation der Darm-Mikrobiota fördert. Darüber hinaus gelten Beerenfrüchte als eine gute Quelle für Ballaststoffe, die über präbiotische Effekte (fördern die Ernährung gesunder Darmbakterien) und die Bildung kurzkettiger Fettsäuren mit positiven Wirkungen auf die Darm-Mikrobiota in Verbindung gebracht werden.

 

Es gibt Hinweise, dass verschiedene Beerenfrüchte die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und den Stoffwechsel verbessern. Wir stellen hier als Beispiel die Wirkungen von Heidelbeeren in Bezug auf chronische Nierenkrankheiten kurz vor. Heidelbeeren sind reich an sekundären Pflanzenstoffen(z. B. Anthocyanen) und eine gute Quelle für organische Säuren, Mineralien und Pektin (pflanzliches Polysaccharid). Extrakte aus Heidelbeeren werden als Nahrungsergänzung zur Verringerung von Entzündungen und des oxidativen Stresses eingesetzt. Neuere (experimentelle) Studien zeigten, dass ihr Verzehr den bakteriellen Stoffwechsel verändern könnte. Dazu gehört, dass sie schädliche Wirkungen einer fettreichen Ernährung auf die Immunzellen im Darm senken und die Darmschleimheit ebenso wie die Darm-Mikrobiota verbessern könnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Beerenfrüchte gelten als eine gute Quelle für Polyphenole und andere Mikronährstoffe, die sich positiv auf die Darm-Mikrobiota auswirken können. Insgesamt zeigen die Erkenntnisse, dass Beerenfrüchte die Darmgesundheit erhöhen können, indem sie die Häufigkeit von schleimproduzierenden Bakterien und kurzkettigen Fettsäuren beeinflussen. Sie fördern auch die Zunahme von Metaboliten (Abbauprodukte im Stoffwechsel), die für eine verbesserte Vielfalt der Darm-Mikrobiota verantwortlich sind. Studien über die Beerenmenge, die zu diesen Wirkungen führt, zeigten bisher heterogene Ergebnisse. Es ist jedoch bekannt, dass bereits mit 5 mg/Tag einige positive Effekte in Tierstudien beobachtet wurden. Dies könnte auch eine mögliche Strategie für Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten sein, doch bisher fehlt es dazu an Studien-Nachweisen bei den Patienten. Die Beziehungen zwischen Beerenfrüchten und chronischen Nierenkrankheiten sollten weiter erforscht werden, um eine bessere Lebensqualität der Patienten zu fördern.

 

Quelle: 
Karen S. Coutinho-Wolino et al., Blueberry, cranberry, raspberry, and strawberry as modulators of the gut microbiota: target for treatment of gut dysbiosis in chronic kidney disease? From current evidence to future possibilities. In: Nutrition Reviews, Vol. 82, Nr. 2, 2024, S. 248-261, doi: 10.1093/nutrit/nuad048.


Ernährungsabhängige Krebskrankheiten nehmen weltweit zu

 

Die Bevölkerung wächst weltweit und wird immer älter, damit steigt auch die Belastung durch Krebskrankheiten stärker an. Dazu können ungesunde Ernährungsweisen beitragen, die das Risiko für einige Krebskrankheiten erhöhen. In einer Studie untersuchten Forscher die Wirkungen der Ernährung auf die Krebsbelastung und stellten Ansätze zur Risikosenkung vor.

 

Die Zahl neuer Krebsfälle schätzte man für das Jahr 2020 auf 19,3 Millionen, bis 2040 werden zur Zeit 28,4 Millionen neuer Krebsfälle prognostiziert. Zwar ist die Rate der mit Krebskrankheiten verbundenen Behinderungen und Todesfälle gesunken, doch es gibt einen kontinuierlichen Anstieg der Krebsfälle von 1990 bis 2019, was den weiter steigenden Trend für die nächsten Jahre vorgibt. Zu den Ursachen für Krebskrankheiten gehört neben vielen Faktoren auch eine ungesunde Ernährung. Dazu gehört vor allem der Verzehr von stark fett-, kohlenhydrat- und salzhaltigen Lebensmitteln, während auf die gute Versorgung mit Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe etc.) und Ballaststoffen weniger geachtet wird. Ungesunde Ernährungsweisen tragen zur täglichen Anhäufung von Karzinogenen im Körper bei.

 

Es gibt seit langem überzeugende Nachweise, dass die Ernährung bei der Entstehung von Krebs eine herausragende Rolle spielt. Bei der Verarbeitung von Fleisch entstehen z. B. schädliche Bestandteile wie heterozyklische Amine, Natrium, Nitrit und Nitrosamine, ein übermäßiger Verzehr wirkt sich nachteilig auf die Gesundheit aus. Bei starker Erhitzung von Fleisch und Gemüse (z. B. Kartoffeln etc.) kann sich das Krebsrisiko durch die Freisetzung des Karzinogens Acrylamid erhöhen. Bei der Ernährung handelt es sich jedoch um einen veränderlichen Risikofaktor, alle Maßnahmen, die sich auf eine gesündere Ernährung richten, können dazu beitragen, die Belastung durch Krebskrankheiten zu senken.

 

Bislang wurden nur wenige Studien in Bezug auf die ernährungsabhängigen Krebsarten durchgeführt. Dabei wurde aufgrund der geringen Datenlage auch nur selten der Verzehr bestimmter Lebensmittel berücksichtigt. Es gibt jedoch seit Anfang der 1990er Jahre eine grundlegende Untersuchung zur Ernährung und ihren Beziehungen zu Krankheiten mit dem Projekt „Global Burden of Disease“ aus den USA mit weltweiten Untersuchungen. 2019 wurden neun ernährungsbedingte Risikofaktoren (rotes und verarbeitetes Fleisch, Vollkornprodukte, Milch, Ballaststoffe, Obst, Gemüse, Salz und Kalzium) ermittelt, die sich bei übermäßiger oder aber zu geringer Zufuhr als für die Krankheitslast entscheidend erwiesen haben. Eingeschätzt wurde dies durch Beziehungen zwischen den Vorkommen von Krankheiten, einschließlich Todesfälle, und einer Maßeinheit für die Lebensqualität (DALY, disability-adjusted life year), die für 369 Krankheiten und Verletzungen, 286 Todesursachen und 87 Risikofaktoren in 204 Ländern und Territorien von 1990 bis 2019 untersucht wurden. Auf der Basis dieser Daten veröffentlichte die „Global Burden of Disease“-Gruppe 2022 einen Sonderbericht zum Ernährungsverhalten, der erstmals Schätzungen der täglichen Aufnahmen von 15 belastenden Lebensmittelgruppen in Bezug auf Krebskrankheiten vorstellte.

 

Mit ungünstigen Ernährungsweisen wurden vor allem der Brustkrebs, Dickdarm- und Enddarmkrebs, Luftröhren-, Bronchial- und Lungenkrebs sowie der Speiseröhren- und Magenkrebs in Verbindung gebracht. Der Brustkrebs wird besonders mit einer Ernährung verbunden, die einen hohen Anteil an rotem Fleisch enthält. Beim Dickdarm- und Enddarmkrebs wirken sich ein hoher Anteil an rotem und verarbeitetem Fleisch und eine geringe Aufnahme von Kalzium, Milch, Vollkornprodukten und Ballaststoffen belastend aus. Der Luftröhren-, Bronchial- und Lungenkrebs wurde mit einem geringen Anteil an Obst und der Speiseröhrenkrebs mit geringen Aufnahmen von Gemüse und Obst verbunden. Beim Magenkrebs gehörte ein hoher Anteil an Salz (Natrium) zu den Risikofaktoren. Die Beziehung zwischen Belastungen der Lebensqualität und altersabhängigen Sterberaten war bei Männern höher als bei Frauen (9,68 gegenüber 5,79 bzw. 213,16 gegenüber 129,18). Darüber hinaus war die ernährungsbedingte Krebsbelastung in Regionen mit einem höheren soziodemografischen Index höher als in Regionen mit niedrigerem soziodemografischen Index.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Ungesunde Ernährungsweisen haben einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Krebskrankheiten, wobei der größte Anteil auf den Dickdarm- und Enddarmkrebs entfällt. Ein erhöhter Verzehr von Vollkornprodukten, Milch, Ballaststoffen, Kalzium, Gemüse und Obst sowie der verringerte Verzehr von rotem und verarbeiteten Fleisch und Salz tragen wesentlich zu einer geringeren Krebsbelastung bei. Das Bewusstsein für eine gute Ernährung und ihren positiven Einfluss auf die Gesundheit, einschließlich des geringeren Risikos für ernährungsabhängige Krebskrankheiten, sollte sowohl auf Seiten der Lebensmittelproduktion als auch in der allgemeinen Bevölkerung stärker gefördert werden.

 

Quelle 
Shaohong Luo et al., Dietary consumption trend and its correlation with global cancer burden: A quantitative and comprehensive analysis from 1990 to 2019. In: Nutrition, Vol. 117, Nr. 1, 2024. doi: 10.1016/j.nut.2023.112225.


Carotinoide beeinflussen den Schlaf

 

Schlafstörungen nehmen weltweit zu, viele Faktoren sind daran beteiligt, das gilt auch für die Ernährung. Carotinoide, die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sind, könnten bei guten Aufnahmen dazu beitragen, die Schlafqualität zu verbessern.

 

Der Schlaf wurde als ein natürlich wiederkehrender Zustand von Körper und Geist gekennzeichnet, mit einem herabgesetzten Bewusstsein, relativ gehemmten sensorischen Aktivitäten, Hemmung fast aller willkürlichen Muskeln und reduzierter Interaktion mit der Umgebung. Der Schlaf ist für die Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit von wesentlicher Bedeutung. Zu einem gesunden Schlafmuster gehören etwa 7 bis 8 Stunden Schlaf täglich, keine oder seltene Symptome der Schlaflosigkeit und keine häufigere Müdigkeit tagsüber. In modernen Gesellschaften und mit einem veränderten sozioökonomischen Umfeld und Lebensstil sind eine verkürzte Schlafdauer inzwischen jedoch weit verbreitet, was die Schlafqualität belasten kann. Allgemein gilt, dass sowohl anhaltend zu kurze als auch zu lange Schlafzeiten die Gesundheit beeinträchtigen und das Risiko für chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Depressionen erhöhen können.

 

Zu den möglichen Ursachen und Risikofaktoren für eine abnormale Schlafdauer gehört auch die Ernährung, sie wurde in epidemiologischen Studien mit der Schlafdauer und anderen Merkmalen in Verbindung gebracht. Eine Studie ergab z. B., dass Gemüse und Obst einen großen Anteil an der positiven Beziehung zwischen der gesunden Ernährung und dem Schlaf haben. Dabei spielen die Carotinoide (sekundäre Pflanzenstoffe) eine besondere Rolle. Sie sind eine Gruppe orangefarbener, gelber oder roter, fettlöslicher Pigmente, die reichlich in pflanzlicher Kost vorkommen. Am bekanntesten ist Beta-Carotin, doch es gibt weitere Carotinoide, die gesundheitlich vorteilhaft sind (Alpha-Carotin, Beta-Kryptoxanthin, Lykopin/Lutein, Zeaxanthin). Carotinoide könnten mit ihren antioxidativen, antientzündlichen und immunstärkenden Eigenschaften auf den Schlaf einwirken. Eine Studie legte z. B. nahe, dass ein erhöhter Verzehr von Carotinoiden mit einem geringeren Risiko für Einschlafstörungen und schlechte Schlafqualität verbunden war.

 

Doch bisher gibt es über die Beziehung zwischen Carotinoiden und der Schlafdauer nur wenige Studien. Eine Gruppe chinesischer Forscher untersuchte daher den Zusammenhang zwischen der Zufuhr von Carotinoiden mit der Schlafdauer. Sie prüften auch, ob eine höhere Zufuhr von Carotinoiden das Risiko für eine abnorme Schlafdauer verringern kann.

 

Die Forscher nutzten die Daten von 23.000 Erwachsenen, die an der großen US-amerikanischen Studie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey, 2007-2018) teilgenommen hatten. Ihre Gesundheit wurde im Lauf der langen Studienzeit in verschiedenen Abständen untersucht. Für alle Teilnehmer lagen Informationen über ihre Ernährung und die Aufnahme verschiedener Carotinoide vor, außerdem hatten sie Angaben zur Schlafdauer und zu ihrem Lebensstil etc. gemacht. Nach der Menge der verzehrten Carotinoide wurden die Teilnehmer in drei Gruppen (niedrig bis hoch) eingeteilt. Ihre Schlafdauer wurde in kurz (< 7 h/Nacht), optimal (7-8 h/Nacht) und lang (> 8 h/Nacht) eingeteilt. Es zeigte sich, dass Teilnehmer mit einer höheren Zufuhr von Alpha- und Beta-Carotin, Beta-Kryptoxanthin, Lykopin, Lutein/Zeaxanthin vorwiegend eine normale Schlafdauer hatten, sie schliefen seltener zu kurz oder zu lang.

 

Es zeigte sich eine positive U-förmige Beziehung zwischen der Schlafdauer und der Aufnahme von Carotinoiden. Dabei zeigten sich in Bezug auf den Schlaf einige Unterschiede. Beta-Kryptoxanthin sowie Lutein/Zeaxanthin waren die wichtigsten Faktoren, die mit dem verringerten Risiko einer kurzen Schlafdauer verbunden waren. Dagegen waren Beta- und Alpha-Carotin sowie Beta-Kryptoxanthin die Hauptfaktoren für das geringere Risiko einer längeren Schlafdauer. Der Effekt zwischen den Carotinoid-Aufnahmen und der Schlafdauer schwächte sich allerdings nach der Anpassung an andere gesundheitliche Faktoren leicht ab.

 


Die Beziehung zwischen Carotinoiden und der Schlafqualität könnte durch mehrere Mechanismen erklärt werden. In einer neueren Studie zeigte sich, dass ein ungünstiges Verhältnis zwischen Prooxidantien und Antioxidantien, das zu oxidativem Stress führt, bei Kurzschläfern deutlich höher ist. Gute Aufnahmen von Carotinoiden könnten Kurzschläfern durch ihre ausgeprägten antioxidativen Eigenschaften möglicherweise helfen, die Schlafdauer zu verbessern. Eine lange Schlafzeit wurde mit einem Anstieg der Marker für systemische Entzündungen verbunden. Carotinoide können dazu beitragen, den Entzündungs-Status zu beeinflussen und davon abhängige Reaktionen zu verringern.

 

Carotinoide sind außerdem wichtige Vorstufen von Vitamin A. Eine Studie zeigte, dass ein Vitamin-A-Mangel zu einer Störung im Schlafrhythmus, besonders beim sogenannten slow wave sleep (langsam-welliger Schlaf) führen kann. Darüber hinaus wurde ein höherer Konsum von Carotinoiden mit einem geringeren Risiko für Fettleibigkeit, Depressionen und Typ-2-Diabetes etc. verbunden, wobei es bidirektionale Beziehungen mit der Schlafdauer gibt. 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Studie zeigte, dass Teilnehmer mit einer optimalen Schlafdauer mit ihrer Nahrung mehr Carotinoide aufnahmen. Das galt im Vergleich zu Teilnehmern mit einer ungünstigen, kürzeren oder längeren Schlafdauer, die mit Carotinoiden schlechter versorgt waren. Die Beziehungen zwischen Carotinoiden und dem Schlaf sollten künftig weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: 
Neben Beta-Carotin werden auch andere Carotinoide zur Nahrungsergänzung angeboten. Sie sind auch in vielen speziellen Multi-Präparaten für verschiedene gesundheitliche Wirkungen enthalten. 



 

Quelle: 
Ming-Gang Deng et al., Relationship between dietary carotenoid intake and sleep duration in American adults: a population-based study. In: Nutrition Journal 22, 68, online 8.12.2023, doi: 10.1186/s12937-023-00898-x.


Vitamin B6, Folat und Omega-3-Fettsäuren bei Migräne

 

Höhere Aufnahmen einiger Mikronährstoffe, der B-Vitamine B6 und Folat sowie der Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen, könnten das Risiko für die Migräne verringern und die Prävention unterstützen.

 

Die Migräne ist eine Form von chronischen Kopfschmerzen, die in Episoden anfallsartig auftreten. Diese neurologische Erkrankung ist weltweit verbreitet, die Vorkommen steigen in den Industrieländern weiter an. Frauen sind von Migräne häufiger betroffen als Männer, das gilt vor allem für jüngere Frauen bis zum mittleren Alter. Bei häufigeren und schwereren Migräneattacken gibt es Möglichkeiten der Vorbeugung mit bestimmten Medikamenten, die jedoch oft nur begrenzt wirksam sind (Ansprechraten 40 bis 50 %). Zur Vorbeugung sind auch einige nicht-medikamentöse Mittel hilfreich, das gilt z. B. für regelmäßigen Ausdauersport, Entspannungsmethoden und Stressabbau. Einige Studien zeigten, dass auch die Ernährung mit der Migräne in Verbindung steht. Bestimmte Mikronährstoffe könnten die Prävention und Therapie der Migräne erleichtern, das gilt besonders für die B-Vitamine, die eng mit dem (peripheren und zentralen) Nervensystem verbunden sind. Man vermutete, dass Störungen der Nerven und Blutgefäße (neurovaskuläres Endothel), die durch erhöhte Homocystein-Spiegel verursacht werden, zu Migräne führen können.

 

Dabei könnten die B-Vitamine B6 (Pyridoxin) und Folat eine besondere Rolle spielen. Vitamin B6 ist ein wichtiger Co-Faktor beim Stoffwechsel von Homcystein (im Übermaß schädliche Aminosäure), das gilt vor allem für seine aktive Form Pyridoxalphosphat. In einer Studie mit von Migräne betroffenen Frauen wurde berichtet, dass die Ergänzung von Vitamin B6 im Vergleich zu einem Placebo den Homocystein-Spiegel signifikant senken und die Schwere der Kopfschmerzen sowie die Belastung der Patientinnen verringern konnte. Auch Folat beeinflusst den Homocystein-Stoffwechsel, bei einem Mangel sind die Homocystein-Werte tendenziell erhöht. Es zeigte sich, dass die Einnahme von Folat Homocystein senken kann. Eine Studie ergab z. B., dass bei 95 Migräne-Patienten, die drei Monate lang Folat und Vitamin B6 (Pyridoxin) mit der Nahrung zu sich nahmen, der Schweregrad der Migräne sowie die Häufigkeit und Dauer der Kopfschmerzen deutlich abnahmen.

 

Folat unterstützt außerdem den Energiestoffwechsel in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen), mitochondriale Dysfunktionen wurden bei Migräne-Patienten beobachtet. Bisher wurden die Beziehungen von Vitamin B6 und Folat zur Migräne in der allgemeinen Bevölkerung kaum untersucht. Eine Gruppe chinesischer Forscher nutzte dafür nun die Daten der großen US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Survey), um diese Beziehungen zu prüfen. Von 1999 bis 2004 wurden die Gesundheit und Ernährung von erwachsenen Teilnehmern ab 20 Jahren umfassend untersucht. Einbezogen in die aktuelle Untersuchung wurden rund 7.000 Teilnehmer, von denen 1.350 Migräne-Patienten waren, die in den letzten drei Monaten unter schweren Kopfschmerzen oder Migräne gelitten hatten. Im Vergleich zu den nicht davon betroffenen Teilnehmern waren die Migräne-Patienten tendenziell jünger und weiblich.

 

Die Auswertungen zeigten, dass es bei geringen Aufnahmen von Vitamin B6 und Folat einen Zusammenhang mit schweren Kopfschmerzen oder der Migräne gibt. Weiter wurde eine signifikante Interaktion zwischen einer hohen Aufnahme von Vitamin B6 und Folat mit einem geringeren Migräne-Risiko beobachtet (B6 ≥ 2,39 mg/Tag, Folat ≥ 502,01 µg/Tag). Dies deutet darauf hin, dass die Kombination der beiden Nährstoffe zur Vorbeugung von Migräne nützlich sein könnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie zeigte, dass höhere Aufnahmen von Vitamin B6 und Folat signifikant mit einem geringeren Risiko für schwere Kopfschmerzen oder Migräne in Verbindung stehen. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass sie bei der Senkung des Migräne-Risikos synergistisch wirken. Angemessen erhöhte Aufnahmen von Vitamin B6 und Folat können bei Erwachsenen, die unter Migräne leiden, zur Vorbeugung beitragen. 

Auch die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen mit der Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) gelten als ein vielversprechendes Mittel zur Vorbeugung bei Migräne. Das zeigt eine neue Meta-Analyse von Forschern aus Taiwan. Sie verglichen die Wirksamkeit und Akzeptanz verschiedener Dosierungen von EPA und DHA im Vergleich mit anderen medikamentösen Interventionen bei Migräne.

 

Analysiert wurden 40 relevante (randomisierte, kontrollierte) Studien, daran waren rund 6.600 Teilnehmer (im Durchschnitt 35 Jahre alt, 79 % Frauen) mit Diagnosen einer episodischen oder chronischen Migräne eingeschlossen. Geprüft wurden Veränderungen in der Häufigkeit von Migräne sowie die Akzeptanz der jeweiligen Maßnahmen bzw. ihr Abbruch aus verschiedenen Gründen. Untersucht wurden die Ansprechraten, Veränderungen im Schweregrad der Migräne, die Häufigkeit des Gebrauchs von Medikamenten im Notfall und unerwünschte Ereignisse. Die Auswertungen zeigten, dass im Vergleich zu Placebos die Ergänzung mit hochdosierten Omega-3-Fettsäuren die stärkste Abnahme in der Häufigkeit und im Schweregrad der Migräne erreicht wurde. Die Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren hatten von allen untersuchten vorbeugenden Maßnahmen die günstigsten Akzeptanz-Raten. 



 

Die Forscher ziehen das Fazit:

Diese Studie liefert überzeugende Belege dafür, dass eine hochdosierte Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) als ein Mittel der ersten Wahl zur Migräne-Prophylaxe angesehen werden kann. Mit EPA und DHA wurden bei Migräne die beste Wirksamkeit und Akzeptanz aller Maßnahmen erreicht.

 



Unser Tipp: 
B-Vitamine (8 Vitamine) werden zur Nahrungsergänzung oft zusammen empfohlen, sind aber auch einzeln, z. B. als Vitamin B6 in der aktiven Form (Pyridoxal-5-Phosphat) oder Folsäure, verfügbar. Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) gibt es in verschiedenen, gut verträglichen Dosierungen. Auf eine gute Qualität sollte immer geachtet werden. Hochdosierte Nahrungsergänzungen sollten nur nach therapeutischer Empfehlung eingenommen werden.

 

Quelle:
Sheng Tian et al., Vitamin B6 and folate intake are associated with lower risk of severe headache or migraine in adults: An analysis based on NHANES 1999-2004. In: Nutrition Research, Vol. 121, Januar 2024, S. 51-60, doi: 10.1016/j.nutres.2023.11.008. 
Ping-Tao Tseng et al., High Dosage Omega-3 Fatty Acids Outperform Existing Pharmacological Options for Migraine Prophylaxis: A Network Meta Analysis. In: Advances in Nutrition, online 16.12.2023, doi: 10.1016/j.advnut.2023.100163.


Gesund essen in Deutschland − oft mehr Wunsch als Wirklichkeit

 

Eine gesunde Ernährung fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden. Ob und wie die tatsächliche Ernährung dies erfüllt, das prüft die Techniker-Krankenkasse in regelmäßigen Abständen in repräsentativen Umfragen. Die aktuellen Ergebnisse der jüngsten Umfrage zu „Iss was, Deutschland!“ liegen vor und zeigen: Lecker soll das Essen vor allem sein − und natürlich auch gesund.

 

In der TK-Ernährungsstudie wurden bundesweit 1.704 Erwachsene ab 18 Jahren im Mai 2023 ausführlich zu ihrer Ernährung und dem Trinkverhalten befragt: Lecker und gesund soll es vor allem sein. Der Genuss ist für 99 % der Befragten das Wichtigste beim Essen. Immerhin legen 92 % auch Wert auf eine gesunde und 77 % auf eine nachhaltige Ernährung. Der Verzehr von biologischen, saisonalen Produkten und regionaler Erzeugung ist für 77 % der Befragten sehr wichtig. Fragt man jedoch näher nach der gewohnten Ernährung, dann wird deutlich, dass vieles an diesen positiven Aussagen oft mehr Wunsch als Wirklichkeit ist. Eine gesunde Ernährung wird jedenfalls im Alltag nicht regelmäßig bzw. viel zu selten umgesetzt.

 

Auch wenn seit langem bekannt ist, dass eine pflanzliche Ernährung sehr gesund ist, so bleibt der Verzicht auf Fleisch für die meisten Menschen eine Ausnahme. 78 % der Befragten essen regelmäßig Fleisch, 73 % tun dies mehrmals pro Woche. Zwar ist der Anteil der regelmäßigen Fleischesser im Vergleich zur Befragung von 2017 um 6 % gesunken, doch insgesamt nach wie vor zu hoch. Wenig Fleisch und überwiegend pflanzlich ernähren sich 17 % der Bevölkerung, 2 % sind Pescatarier, essen kein Fleisch, jedoch Fisch und andere tierische Produkte wie Milch und Eier. 2 % ernähren sich komplett vegetarisch und nur 1 % ernährt sich vegan. Frauen bevorzugen stärker eine pflanzliche Ernährung, jede vierte ernährt sich überwiegend vegetarisch, bei den Männern tut das nur jeder Zehnte. Viel zu wenig Menschen essen außerdem täglich frisches Obst und Gemüse, was allgemein von Frauen stärker bevorzugt wird.

 

Dabei gibt es Unterschiede in den Altersgruppen. Von den 18- bis 39-Jährigen essen nur 49 % täglich Obst und Gemüse, bei den 40-bis 59-Jährigen sind es 56 %, am besten schneiden die über 60-Jährigen mit 70 % ab. Insgesamt essen 69 % der Frauen und nur 49 % der Männer täglich Obst und Gemüse, das heißt rund 40 % der Menschen essen weniger pflanzliche Kost als empfohlen. Einige Defizite gibt es auch bei den Getränken. Ein Teil der Frauen (33 %) und der älteren Menschen ab 60 Jahren (42 %) trinken zu wenig. Sie kommen nicht auf die empfohlenen 1,5 Liter an Wasser oder anderen kalorienfreien Getränken pro Tag.

 

Bei der Nachhaltigkeit der Ernährung liegen Wunsch und Wirklichkeit recht deutlich auseinander. 60 % finden es schwierig zu erkennen, welche Produkte nachhaltig sind oder empfinden sie als zu teuer. Für knapp ein Drittel spielt die Nachhaltigkeit eine eher geringe Rolle, sie glauben nicht, dass man durch das persönliche Essverhalten etwas damit bewirken kann. Die Nachhaltigkeit ist ihnen in der Ernährung daher nicht so wichtig, oder sie geben an, dass in ihrer Umgebung die Möglichkeiten fehlen, nachhaltige Produkte zu kaufen. 2020 wurde in Deutschland der NutriScore eingeführt, er gibt mit einer Kategorie von A (am besten) bis zu E (am schlechtesten) den Nährwert von industriell verarbeiteten Lebensmitteln an, ist jedoch noch nicht bei allen Fertigwaren angegeben. Die Beachtung des NutriScores könnte beim Einkauf die gesündere Auswahl von Lebensmitteln unterstützen. Doch bisher nutzen nur 38 % der Befragten hin und wieder oder häufig den NutriScore, 59 % kannten ihn nicht. Auf die Frage, was denn die einzelnen Personen von einer gesünderen Ernährung abhält, wurden mehrere Gründe genannt. Dazu gehören vor allem die fehlende Zeit und Ruhe, das Durchhaltevermögen sowie die Probleme bei der Vereinbarung von einer gesunden Ernährung mit dem Beruf.

 

Schon seit Jahren machen Ernährungsfachleute immer wieder darauf aufmerksam: Viele Deutsche essen regelmäßig zu viel, zu fett, zu süß und zu ungesund. Das gilt für zu hohe Anteile von industriell stark verarbeiteten Produkten (Fertig-, Wurstwaren, Snacks, zuckerhaltige Getränke etc.). Zu den langfristigen Folgen gehören Übergewicht (ab BMI 25) oder gar Adipositas (ab BMI 30) sowie von der Ernährung abhängige Krankheiten. Dazu gehören z. B. der Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland ist übergewichtig oder gar adipös, das zeigen die Ergebnisse offizieller Körpermaß-Untersuchungen. In der TK-Ernährungsstudie schätzten sich jedoch nur 31 % der Befragten als übergewichtig ein. Im Rahmen dieser Befragung wurden die Teilnehmer nicht gewogen. Es bleibt zu vermuten, dass so manch einer sich seines tatsächlichen Übergewichts nicht bewusst ist.

 

Insgesamt spiegelt sich im Alltag vieler Menschen in Deutschland der Wunsch nach einem leckeren, gesunden und nachhaltigen Essen noch zu wenig wieder. Zu den beliebtesten Gerichten gehören immer noch die bürgerliche Hausmannskost und viele Nudelgerichte, die meist reichlich Fett und Kohlenhydrate enthalten. Nach wie vor beliebt ist auch der Griff zu Süßigkeiten, Chips und anderen Snacks. Das Motto der Studie „Iss was Deutschland“ sollte künftig von mehr Menschen weiter gefasst werden: Iss was (Gesundes), Deutschland!

 

Unser Tipp: 

Eine ausgewogene, gesunde Ernährung versorgt mit vielen wichtigen Mikronährstoffen, die für gute Körperfunktionen wichtig sind und präventiv wirken können. Bei Bedarf können Nahrungsergänzungen die Versorgung unterstützen, einzeln oder mit komplexen Formeln von Mikronährstoffen für verschiedene Bedürfnisse.

 

Quelle:
Techniker-Krankenkasse (Herausgeber), Iss was, Deutschland!, 2023.


Nahrungsergänzungen stärken kognitive Leistungen im Alter

 

Im höheren Alter verringern sich das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten. Viele Mikronährstoffe beeinflussen mit ihren komplexen Wirkungen auch die Gehirnfunktionen. Eine gute Versorgung mit den für das Gehirn besonders wichtigen Mikronährstoffen kann die kognitiven Leistungen im Alter verbessern und degenerative Prozesse verlangsamen.

 

Kognitive Beeinträchtigungen und Demenz-Krankheiten sind durch eine immer älter werdende Bevölkerung weltweit ein wachsendes Problem, Tendenz weiter steigend. Die Demenz ist ein Syndrom, zu dem viele Formen und Symptome gehören. Sie ist durch fortschreitende kognitive Beeinträchtigungen und abnehmende funktionelle Fähigkeiten gekennzeichnet, die häufig von Verhaltens- und psychologischen Symptomen begleitet werden. Am weitesten verbreitet sind vaskuläre (die Gefäße betreffende), kognitive Beeinträchtigungen und die Alzheimer-Krankheit. Die Krankheit belastet nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Familien, Pflegekräfte und das Gesundheitssystem. Daher ist die Suche nach wirksamen Interventionen, die den Abbau kognitiver Leistungen im Alter verhindern, verzögern oder verbessern, sehr wichtig. Sie könnten auf ein komplexes Spektrum einwirken, zu dem vaskuläre Probleme, Störungen in der Blut-Hirn-Schranke, Regulierung des zerebralen Blutflusses und die Entsorgung zellulärer Abfallstoffe im zentralen Nervensystem etc. gehören. Weiter können freie Radikale u. a. auf Neuronen einwirken, sie schädigen oder gar zerstören und so zur Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen beitragen.

 

Darüber hinaus spielen Entzündungen des Nervengewebes (Neuroinflammation), Schädigung der weißen Gehirnsubstanz und neuronale Störungen im Stoffwechsel etc. eine wichtige Rolle bei der Entwicklung kognitiver Beeinträchtigungen und Demenz. Medikamentöse Therapien zeigen einen gewissen Nutzen, können aber den komplexen kognitiven Abbau nicht vollständig auffangen. Das führte zu einem großen Interesse an alternativen Möglichkeiten, u. a. an diätetischen Maßnahmen und Nahrungsergänzungen, um die kognitiven Leistungen im Alter zu fördern. Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit des Gehirns, ein Mangel an bestimmten Nährstoffen wurde mit kognitiven Beeinträchtigungen verbunden. Ernährungs-Mängel kommen mit zunehmendem Alter häufiger vor, sie sind vor allem auf eine unzureichende Ernährung, verminderte Absorption oder auf Nebenwirkungen von Medikamenten zurückzuführen. Eine Gruppe von Forschern aus Ungarn und den USA stellten in einem Review die aktuellen Kenntnisse zur Wirksamkeit verschiedener Nahrungsergänzungen auf die kognitiven Funktionen vor. Sie betreffen z. B. das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, den Neuroschutz und die mögliche Risikosenkung oder verzögerte Entwicklung einer Demenz. Die Ergebnisse einiger Studien deuteten auf ein komplexes Zusammenspiel zwischen Mikronährstoffen und der kognitiven Gesundheit hin.

 

Einige Nahrungsergänzungen zeigten vielversprechende Ergebnisse, andere eher begrenzte oder kontextabhängige Wirkungen. Geprüft wurde auch die Bedeutung von Dosierungen, Bioverfügbarkeit und individuelle Unterschiede, ebenso die Sicherheit der Einnahmen und mögliche Wechselwirkungen mit konventionellen Therapien. Einbezogen waren vor allem die B-Vitamine, Antioxidantien, Vitamin D und die Omega-3-Fettsäuren.

 

Studien zu den B-Vitaminen zeigten bereits die positiven Wirkungen von Folsäure, B12 und B6 bei der Erhaltung der kognitiven Funktionen. Die aktuelle Auswertung ergab, dass Ergänzungen von B-Vitaminen allein oder in Kombination mit Magnesium, den Vitaminen D und C und der Omega-3-Fettsäure DHA (Docosahexaensäure) bei gesunden Erwachsenen das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten signifikant verbessern können. Das galt vor allem, wenn Magnesium und antioxidative Vitamine einbezogen wurden. Zu den wichtigsten Antioxidantien gehören die Vitamine A, C und E, Mineralien wie Selen, Chrom und Zink sowie pflanzliche Substanzen wie Carotinoide, Flavonoide, Polyphenole und Lignane. Sie schützen vor freien Radikalen und tragen zu gesunden Funktionen in den kognitiven Prozessen bei. Eine gute Versorgung bzw. die Ergänzung von Vitamin D kann vermutlich mit dazu beitragen, Demenz-Krankheiten vorzubeugen und die kognitiven Funktionen zu verbessern, auch wenn die Ergebnisse dazu bisher nicht einheitlich sind.

 

Die konsequente Einnahme von Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen kann ebenfalls die kognitiven Fähigkeiten verbessern und präventiv wirken. Neben ihrer zentralen Rolle für die Immunfunktionen haben sie das Potenzial, das Gedächtnis zu verbessern und das Risiko chronischer degenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und Störungen der Aufmerksamkeit zu verringern. Eine Studie zeigte z. B., dass Patienten, die täglich 1 g Fischöl (DHA, EPA) erhielten, entweder allein oder in Kombination mit Vitamin E und Carotinoiden, ihr Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Stimmung verbesserten sowie signifikant weniger Fehler bei Gedächtnisaufgaben machten.

 

Bei Nahrungsergänzungen für die kognitive Gesundheit sollten individuelle Faktoren berücksichtigt werden, da es keine „Einheitslösung“ für alle gibt. Einbezogen werden sollte die geeignete Auswahl der Substanzen, die Dosierung und Dauer der Anwendung. Sie hängen u. a. von Alter, Geschlecht, Ernährung, Lebensstil, Stress und der Körperaktivität ab. Männer und Frauen haben einen unterschiedlichen Bedarf an (Mikro-)Nährstoffen. Starker Stress kann dazu führen, dass bestimmte Mikronährstoffe schneller verbraucht werden, z. B. die B-Vitamine und Vitamin C, dann könnten höhere Dosen effektiver sein. Aktive Menschen haben eine erhöhte Stoffwechselrate und könnten einige Mikronährstoffe und Antioxidantien mehr benötigen, um dem erhöhten oxidativen Stress durch körperliche Anstrengungen entgegenzuwirken. Vegetariern und Veganern fehlen häufiger Vitamin B12, Eisen und Omega-3-Fettsäuren, die in tierischen Produkten enthalten sind. Hinzu kommt, dass einige Medikamente bestimmte Vitamine stärker verbrauchen. Solche Defizite bzw. ein erhöhter Bedarf an Mikronährstoffen können mit Nahrungsergänzungen ausgeglichen werden. Mit Bluttests lässt sich die Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen prüfen und bei Bedarf anpassen. Hohe Dosen sollten dabei nur nach therapeutischer Empfehlung eingenommen werden. Hochwertige Nahrungsergänzungen aus seriösen Quellen sollten bevorzugt werden, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der umfassenden Analyse unterstreichen die tiefgreifende Bedeutung von Nahrungsergänzungen für die Erhaltung der kognitiven Gesundheit, besonders im Alter. Vitamine, Mineralien, Antioxidantien, pflanzliche Substanzen wie Polyphenole und Carotinoide sowie Omega-3-Fettsäuren sind wichtig für die Aufrechterhaltung und Verbesserung der kognitiven Funktionen. Sie tragen dazu bei, das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und allgemein die Gehirnfunktionen zu verbessern. Ihre antioxidativen Eigenschaften sind entscheidend für die Bekämpfung von oxidativem Stress, der ein Schlüsselfaktor für den altersbedingten kognitiven Abbau ist. Die Vitamine B, C, D und E leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit des Gehirns, indem sie die Synthese der Neurotransmitter unterstützen, vor neuronalen Schäden schützen und die Regulierung der Stimmung fördern. Mineralien wie Magnesium, Eisen, Selen, Zink und Kupfer sind ebenfalls wichtig, da sie eine Rolle bei verschiedenen Gehirnfunktionen spielen und vor dem kognitivem Abbau schützen.

 

Die Rolle von Nahrungsergänzungen bei der Erhaltung und Verbesserung der kognitiven Funktionen im Alter kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Auch wenn sich das Verständnis ihrer genauen Mechanismen weiter entwickelt, sprechen die derzeitigen Erkenntnisse eindeutig für die Aufnahme dieser Mikronährstoffe in eine ausgewogene Ernährung oder als Teil einer gezielten Ergänzungs-Strategie. Mit einem ganzheitlichen Ansatz, der Ernährung, Nahrungsergänzungen, körperliche Aktivität, geistiges Engagement und einen gesünderen Lebensstil verbindet, verbessern sich die Aussichten auf ein längeres, gesünderes und erfüllteres Leben in den späteren Jahren des Lebens.

 

Unser Tipp:

Für die Stärkung der Gehirnfunktionen stehen eine Reihe von Nahrungsergänzungen zur Verfügung, einzeln und kombiniert. Dazu gehören z. B. die B-Komplex-Vitamine und die Antioxidantien. Auf eine gute Qualität von Nahrungsergänzungen sollte geachtet werden.

 

Quelle:
Mónika Fekete et al., Improving Cognitive Function with Nutritional Supplements in Aging: A Comprehensive Narrative Review of Clinical Studies Investigating the Effects of Vitamins, Minerals, Antioxidants, and Other Dietary Supplements. In: Nutrients, online 15.12.2023, doi: 10.3390/nu15245116.


Selen beim Schwangerschaftsdiabetes

 

In der Schwangerschaft kann ein Diabetes entstehen, mit Folgen für die Gesundheit von Mutter und Kind. Zu den beeinflussenden und veränderlichen Risikofaktoren gehört die Ernährung. Dabei spielt die gute Versorgung mit Selen eine wichtige Rolle, wie eine neue Studie zeigt.

 

Der Schwangerschaftsdiabetes ist eine Störung im Stoffwechsel mit erhöhten Glukose-Konzentrationen, der die Gesundheit von Mutter und Kind beeinträchtigt. Zu den Symptomen gehören u. a. vermehrte Infekte der Harnwege oder Entzündungen der Scheide, erhöhtes Fruchtwasser, übermäßige Gewichts- und Größenzunahme des Fötus und der Bluthochdruck. Der Schwangerschaftsdiabetes tritt weltweit relativ häufig auf, bis zu 20 % der Schwangeren sind betroffen. Die Frauen und ihre Kinder haben danach außerdem ein erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Davon abgegrenzt wird der Diabetes, von dem einige Schwangere bereits vorher betroffen waren. Zu den Risikofaktoren gehören das Alter, Übergewicht und Adipositas (BMI ab 30) sowie der Lebensstil. Eine wichtige Rolle spielt die Ernährung, einschließlich der Versorgung mit in der Schwangerschaft besonders wichtigen Mikronährstoffen. Bei den Mineralien ist z. B. die gute Versorgung mit Jod und Eisen in dieser Zeit sehr wichtig, dagegen sind die Funktionen von Selen bisher nur unzureichend geklärt. Man weiß, dass der Selen-Status der Mutter im Lauf der Schwangerschaft sinkt, bedingt durch das zunehmende Plasma-Volumen und den steigenden Bedarf an Selen beim Fötus.

 

Einige Studien zeigten, dass Selen-Ergänzungen in der Schwangerschaft z. B. dazu beitragen können, einige Störungen (z. B. Schilddrüsenentzündung und -unterfunktion, Präeklampsie) zu verringern. Ob und wie Selen beim Schwangerschaftsdiabetes eine Rolle spielt, das ist bisher nicht genau geklärt. Bekannt ist, dass die Krankheit auch mit einem erhöhten oxidativen Stress verbunden ist. Das deutet darauf hin, dass Selen und die Selenoproteine mit ihren antioxidativen Funktionen eine Rolle spielen könnten. In experimentellen Studien hatte man festgestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem erhöhtem Selenoprotein P (Selen-Transportprotein) und einer erhöhten Insulinresistenz gibt. Für die Beziehung zur Schwangerschaft gibt es dazu bisher nur wenige, nicht schlüssige Untersuchungen. Ein Forscherteam aus Dänemark, Deutschland und den Niederlanden prüfte daher Selen in Bezug zur Schwangerschaft und zum Schwangerschaftsdiabetes in einer Studie. Sie nutzten drei Biomarker für den Selen-Status, Gesamt-Selen im Serum, Selenoprotein P und die Aktivität des Enzyms GPx3 (Glutathion-Peroxidase 3), das zum Schutz vor dem oxidativen Stress in den Zellen beiträgt. Die Bewertung des Selen-Transports durch Selenoprotein P aus der Leber und die periphere Selen-Versorgung durch die GPx3-Aktivität aus der Niere, die beim Selen-Mangel ein relevanter Marker ist, geben zusätzliche Einblicke in den Selen-Status. Bestimmt wurden außerdem Marker für den Schwangerschaftsdiabetes, darunter z. B. HOMA-IR (zur Bestimmung der Glukose-Insulin-Homöostase) und ein oraler Glukosetoleranztext (weist eine gestörte Glukoseverwertung nach). Untersucht wurden außerdem das Geburtsgewicht und die Größe der neugeborenen Kinder, da erhöhte Werte zu den Folgen des Schwangerschaftsdiabetes gehören.

 

In die Studie einbezogen waren 1.346 schwangere Frauen, die an einer dänischen Bevölkerungsstudie, der Odense Child Cohort Study (von 2010 bis Ende 2012) beteiligt waren. Bei allen Frauen wurden die Konzentrationen von Serum-Selen, Selenoprotein P und die Aktivität von GPx3 in der späten Schwangerschaft gemessen. Bestimmt wurden weiter die Werte von Nüchtern-Glukose und Insulin in der späten Schwangerschaft, auch der HOMA-IR-Wert wurde geprüft. Von 946 Frauen standen außerdem Informationen über den Selen-Status in der frühen Schwangerschaft zur Verfügung. Die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes entsprach dem von der WHO 2013 festgelegten Schwellenwert (Nüchtern-Plasma-Glukose ≥5,1 mmol/L). Eine Untergruppe der Frauen nahm außerdem an einem oralen Glukosetoleranztest teil. Es zeigte sich eine Verbindung der drei Selen-Biomarker zum Schwangerschaftsdiabetes, zur Insulinresistenz und zu einem erhöhten Geburtsgewicht der Kinder. Selen und Selenoprotein P nahmen in der Schwangerschaft deutlich ab.

 

Ein stärkerer Rückgang der Selen-Biomarker war mit einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und einem höheren HOMA-IR-Wert verbunden. Die Verbindungen waren dosisabhängig und unabhängig von den etablierten Risikofaktoren für den Schwangerschaftsdiabetes. Das galt besonders für eine niedrige Aktivität von GPx3 in der frühen und späten Schwangerschaft. Dies war unabhängig verbunden mit einem höheren Risiko für den Schwangerschaftsdiabetes, einem höheren HOMA-IR-Wert, Nüchternglukose und dem oralen Glukosetoleranztest. Eine niedrige GPx3-Aktivität erhöhte in der späten Schwangerschaft das Risiko für ein höheres Gewicht und Größe der Kinder bei der Geburt, was zum Teil durch die Konzentration der Nüchternglukose-Werte vermittelt wurde.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Ein niedriger Selen-Gehalt im Serum während der Schwangerschaft ist unabhängig von den bisher bekannten Risikofaktoren mit dem Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und einem Einfluss auf das Gewicht und die Größe der Kinder bei der Geburt verbunden. Das gilt vor allem für die Aktivität des Enzyms GPx3. Zusätzlich zum Blutzucker-Screening im Rahmen der Schwangerenvorsorge könnte die Bestimmung der Selenwerte sinnvoll sein. Damit könnten Frauen mit einem hohen Risiko für den Schwangerschaftsdiabetes besser erkannt werden, die von Selen-Ergänzungen profitieren könnten.

 

Unser Tipp: 

In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an vielen Mineralien und Vitaminen, Ergänzungen können gegebenenfalls die Versorgung verbessern. Das gilt auch für Selen, das in verschiedenen Formen zur Verfügung steht. Schwangere sollten Mikronährstoffe nur nach therapeutischer Empfehlung einnehmen. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte bei der Ergänzung von Mikronährstoffen in dieser Zeit besonders geachtet werden.

 

Quelle:
Kamil Demircan et al., Serum selenium, selenoprotein P, and glutathione peroxidase 3 during early and late pregnancy in association with gestational diabetes mellitus: Prospective Odense Child Cohort. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 7.10.2023, doi: 10.1016/j.ajcnut.2023.09.025.


Zur Zeit ist nicht genau geklärt, ob der Konsum von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln mit höheren Vorkommen von mehreren chronischen Krankheiten verbunden ist.

 

Zur Zeit ist nicht genau geklärt, ob der Konsum von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln mit höheren Vorkommen von mehreren chronischen Krankheiten verbunden ist. Forscher überprüften in einer Studie diesen Zusammenhang.

 

In den letzten zwei Jahrzehnten nahm die Zahl von Menschen, die mehr als eine chronische Krankheit (Multimorbidität) haben, in vielen Ländern stark zu. In Europa sind rund 50 Millionen Menschen von der Multimorbidität betroffen, die als das gleichzeitige Auftreten von mindestens zwei chronischen Krankheiten bei einer Person definiert wird. Das kann z. B. Krebs- und Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie den Typ 2 Diabetes betreffen. Die Multimorbidität kann zu verminderter Lebensqualität, verschiedenen Behinderungen und zur Einbuße von Funktionen führen. Um diese Entwicklung zu verringern, ist es wichtig, vermeidbare Risikofaktoren der Multimorbidität zu erkennen. Dazu gehört ein ungesunder Lebensstil ebenso wie eine schlechte Ernährung mit einem hohen Anteil an industriell hergestellten, stark verarbeiteten Fertigprodukten, z. B. Tiefkühl-Pizzen, Instant-Suppen, Kartoffelchips, Softdrinks etc. Weltweit hat das Angebot und der Verzehr von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln zugenommen. In einigen Ländern haben sie bereits einen Anteil von 50 bis 60 % an der täglichen Energiezufuhr erreicht.

 

Frische oder minimal verarbeitete Lebensmittel werden zunehmend weniger gegessen. Das wirkt sich langfristig negativ auf die Gesundheit aus. Ultrahochverarbeitete Lebensmittel enthalten eine Reihe dekonstruierter und modifizierter Bestandteile, die mit einer Vielzahl von Zusatzstoffen kombiniert werden. Sie sind z. B. in fertigen Frühstücksflocken, Keksen, rekonstituierten Fleischprodukten (Formfleisch), Instant-Nudeln sowie in alkoholfreien und/oder gesüßten, kohlensäurehaltigen Getränken enthalten. Bei häufigerem Verzehr besteht ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Typ 2 Diabetes und Krebs. Beobachtet wurden auch stärkere Gewichtszunahmen und ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit, ab BMI 30), die mögliche Risikofaktoren für die Multimorbidität sind. Eine Gruppe europäischer Forscher führte eine Studie durch, um die Beziehung zwischen der Gesamtaufnahme an ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln und dem Risiko für chronische Krankheiten und der Multimorbidität zu untersuchen.

 

An dieser Bevölkerungsstudie waren rund 267.000 Menschen (60 % Frauen) beteiligt, die zu Beginn weder an Krebs, noch an Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Typ 2 Diabetes litten. Sie waren in sieben Ländern, in Italien, Spanien, Großbritannien, in den Niederlanden, Deutschland, Schweden und Dänemark an der EPIC-Gesundheitsstudie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) beteiligt. Bei allen wurden anfangs die im letzten Jahr verzehrten Lebensmittel und Getränke anhand von Befragungen zur Häufigkeit des Verzehrs erfasst und nach dem Grad ihrer Verarbeitung eingestuft. Die Teilnehmer wurden im Durchschnitt rund 11 Jahre in ihrer Gesundheit beobachtet. In dieser Zeit traten in dieser großen Gruppe knapp 22.000 Krebskrankheiten, 11.000 Herz-Kreislauf-Krankheiten und 11.300 Typ 2-Diabetes-Fälle auf.

 

Bei knapp 4.500 Teilnehmern entwickelte sich eine Multimorbidität mit Krebs- und kardiometabolischen Krankheiten. Sie wurden in Beziehung zum Verzehr an ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln gesetzt. Im Durchschnitt betrug dieser Anteil 34 % bei den Männern und 32 % bei den Frauen. War der Anteil höher, so stieg das Risiko für die Multimorbidität an (HR 1,09), das galt für jede Standard-Abweichung von 260 g täglich ohne alkoholische Getränke. In Untergruppen zeigten sich deutliche Beziehungen für Fleisch- und Wurstwaren sowie für mit Zucker, einschließlich Zuckerersatz, gesüßte Getränke. Auch Soßen, Brotaufstriche und Würzmittel konnten zum Multimorbiditäts-Risiko beitragen, jedoch in geringerem Maß. Dagegen war der Verzehr von ultraverarbeiteten Broten, Cerealien und pflanzlichen Alternativen nicht mit einem erhöhten Multimorbiditäts-Risiko verbunden. Sie konnten das Risiko leicht, jedoch nicht signifikant (HR 0,97) verringern.

 

Die Mechanismen, durch die ultrahochverarbeitete Lebensmittel das Risiko chronischer Krankheiten und der Multimorbidität beeinflussen können, sind nicht vollständig erforscht. Eine Erklärung wäre ihre Auswirkung auf erhöhte Gewichtszunahmen. Die Adipositas ist ein wichtiger Risikofaktor für Morbidität und kann die Entwicklung multimorbider Krankheiten einleiten und fördern. Viele ultrahochverarbeitete Lebensmittel haben reichlich Kalorien und eine weiche Textur, so dass sie weniger gekaut werden müssen, was die Sättigungssignale verzögert. Eine Ernährung mit hohen Anteilen an ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln wird mit einer geringeren Ernährungsqualität verbunden. Sie enthalten z. B. geringere Mengen an Ballaststoffen und Vitaminen bei einem höheren Gehalt an Zucker und gesättigten Fettsäuren. Vermutlich gibt es weitere Merkmale, die zur Multimorbidität beitragen können. Dazu gehören z. B. Veränderungen der Lebensmittelmatrix, der Einsatz von Lebensmittelzusatzstoffen in der Verarbeitung (z. B. Aspartam) und Verunreinigungen aus dem Verpackungsmaterial (z. B. Bisphenol A). Jeder dieser Faktoren kann sich auf endokrine Signalwege oder das Darm-Mikrobiom auswirken und zu einem späteren Krankheitsrisiko beitragen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Fazit: Ein häufiger Verzehr von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln wurde in dieser Studie mit einem höheren Risiko für Multimorbidität bei Krebs und kardiometabolischen Krankheiten verbunden. Das betrifft vor allem den Verzehr von künstlich und mit Zucker gesüßten Getränken, Produkten auf tierischer Basis sowie Soßen, Brotaufstriche und Würzmittel. Der häufige Verzehr solcher Lebensmittel kann zu ungünstigen Prognosen bei Krankheiten beitragen, indem sie das Risiko der Multimorbidität erhöhen.

 

Unser Tipp: Bei multimorbiden Krankheiten ist die Versorgung mit vielen wichtigen Mikronährstoffen oftmals zu gering. Sie können bei Bedarf ergänzt werden, dies sollte jedoch durch in Ernährung und Medizin geschulte Fachleute auf den individuellen Bedarf abgestimmt werden.

 

Quelle:
Reynaldo Cordova et al., Consumption of ultra-processed foods and risk of multi morbidity of cancer and cardiometabolic diseases: a multinational cohort study. In: The Lancet Regional Health Europe, online 13.11.2023, doi: 10.1016/j.lanepe.2023.100771.


Die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Wirkungen. Eine gute Versorgung könnte Patienten mit Arthrose unterstützen.

 

Die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Wirkungen. Eine gute Versorgung könnte Patienten mit Arthrose unterstützen. In einer Studie wurde der Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf die Symptome und Gelenkfunktionen bei Arthrose geprüft.

 

Arthrose ist weltweit die häufigste degenerative Gelenkerkrankung, die vor allem durch langjährige Überlastungen entsteht. Sie verändert die Knorpel- und Knochenstruktur in den Gelenken, besonders häufig sind die Knie sowie die Hüft- und Handgelenke bei Menschen im höheren Alter betroffen. Damit verbunden sind Einschränkungen in der Bewegung und Schmerzen, zum Teil auch Gelenkergüsse und -schwellungen sowie Behinderungen. Mit der steigenden Zahl älterer und übergewichtiger Menschen nahmen die Vorkommen von Arthrose in den letzten Jahrzehnten zu. In Deutschland sind rund fünf Millionen der älteren Menschen davon betroffen. Für die Therapie stehen einige Medikamente zur Verfügung, z. B. Schmerzmittel und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs). Damit sind vor allem bei langzeitigen Einnahmen möglicherweise auch einige Nebenwirkungen verbunden. Hinzu kommt, dass diese Medikamente bei einigen Arthrose-Patienten eher geringe Wirkungen zeigen.

 

Viele der Patienten interessieren sich daher für alternative und ergänzende Mittel zur Linderung der Symptome und zur Verbesserung der betroffenen Gelenk-Funktionen. Dazu gehören Ergänzungen von Chondroitin, Glukosamin und Hyaluronsäure. Auch die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen, vor allem Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexansäure (DHA), wurden als wirksam für Arthrose-Patienten angesehen. Sie können systemische Entzündungs-Reaktionen und das katabole Umfeld, das den Knorpelabbau beschleunigt, verringern. Doch in einigen Studien, in denen die Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren bei Arthrose-Patienten untersucht wurde, zeigten sich uneinheitliche Ergebnisse. Daher führte eine Gruppe chinesischer Forscher eine systematische Übersicht und eine Metaanalyse mit relevanten Studien durch, um den Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf die Symptome und Gelenkfunktionen von Patienten mit Arthrose zu bewerten.

 

Nach einer umfassenden Literatur-Recherche in den einschlägigen Datenbanken konnten in die Metaanalyse neun relevante (klinische, doppelblinde) Studien mit 2.070 Arthrose-Patienten einbezogen werden. Untersucht wurden der Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf die Schmerzsymptome, auf die Gelenkfunktionen sowie auf die Sicherheit der Einnahmen. Die Auswertungen zeigten, dass die Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren die Arthrose-Schmerzen im Vergleich zu Placebo oder auch zu keiner Therapie deutlich lindern und die Gelenkfunktionen verbessern konnten. Dabei gab es keine größeren unerwünschten Wirkungen, jedenfalls keine Unterschiede zwischen den Omega-3- und Placebo-Gruppen. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit Arthrose wirksam und sicher ist. Die Mechanismen, die den Vorteilen von Omega-3-Fettsäuren zugrunde liegen, könnten multifaktoriell sein, es wurden sowohl entzündungslindernde Wirkungen als auch Einflüsse auf den oxidativen Stress nachgewiesen. Weiter wurden schützende Wirkungen auf die Knorpel und Arthrose festgestellt.

 

Die molekularen Schlüsselwege, die der Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren bei Arthrose zugrunde liegen, sollten künftig weiter untersucht werden. Aus Sicht der Forscher könnte der Serumspiegel von Omega-3-Fettsäuren ein wichtiger Faktor für die Wirkung bei Arthrose sein. Bei Patienten, die ausreichend Omega-3-Fettsäuren über die Nahrung durch regelmäßigen Fischverzehr (z. B. Lachs, Makrele, Sardinen etc.) aufnahmen, ist eine zusätzliche Ergänzung nicht nötig und nur begrenzt wirksam. Interessant war, dass die Vorteile der Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten unter 65 Jahren deutlicher ausfielen als bei den älteren Patienten. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass bei den Älteren die Arthrose häufiger zusammen mit anderen chronischen Krankheiten auftritt, z. B. mit Diabetes. Diese Multimorbidität könnte dazu führen, dass die Wirksamkeit der Omega-3-Fettsäuren eingeschränkt wird. Im Übrigen zeigten sich bei Analysen von Untergruppen keine bemerkenswerten Vorteile von hoch dosierten gegenüber etwas niedriger dosierten Omega-3-Fettsäuren bei den Arthrose-Patienten, was mit früheren Ergebnissen übereinstimmte.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse deuten darauf hin, dass Ergänzungen von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit Arthrose wirksam zur Schmerzlinderung und zur Verbesserung der Gelenkfunktionen beitragen. Die Anwendung ist sicher, das Risiko für Nebenwirkungen erhöht sich nicht. Die Ergebnisse unterstützen die Ergänzung der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA aus Fischölen als alternative Therapie der Arthrose. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien, z. B. in Bezug auf die Ernährung sowie auf gut geeignete Dosen und die Dauer der Ergänzungen, untersucht werden.

 

Unser Tipp: Omega-3-Fettsäuren gibt es in verschiedenen Dosierungen und Zubereitungen, sie können daher sehr gut an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Auf eine gute Qualität und Stabilität sollte geachtet werden.

 

Quelle:
Wen Deng et al., Effect of omega-3 polyunsaturated fatty acids supplementation for patients with osteoarthritis: a meta-analysis. In: Journal of Orthopaedic Surgery and Research 18, 381, 2023, doi: 10.1186/s13018-023-03855-w.


Mikronährstoffe für schwangere Frauen

 

In der Schwangerschaft besteht ein erhöhter Bedarf an Mikronährstoffen, um Mutter und Kind gut zu versorgen. Reicht die Ernährung nicht aus, um dies zu erreichen, können geeignete Mikronährstoffe die Versorgung verbessern. In einer spanischen Studie wurden Nahrungsergänzungen auf ihre gesundheitsbezogenen Angaben für schwangere Frauen untersucht.

 

Nahrungsergänzungen enthalten Mikronährstoffe, die mit Vitaminen, Mineralien etc. in verschiedenen Formen (z. B. Kapseln, Pillen, Pulver) angeboten werden. Sie ergänzen bei Bedarf die Ernährung und können dazu beitragen, die Gesundheit zu stärken und das Risiko für Krankheiten zu verringern. Die Einnahme ist weit verbreitet, sollte jedoch auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein, das gilt z. B. für Alter, Geschlecht, Ernährung, Krankheiten und nicht zuletzt für die Zeit der Schwangerschaft. Frauen haben dann einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen. Eine gesunde Ernährung fördert die optimale Entwicklung und das Wachstum des Fötus, da der Ernährungszustand der Schwangeren direkt die Plazenta beeinflusst. Sie ist die Hauptverbindung zum Fötus und versorgt mit den nötigen Substanzen für das Zellwachstum und die Differenzierung der Zellen.

 

Allgemein wird davon ausgegangen, dass eine gesunde Ernährung den gesamten Bedarf an Nährstoffen decken kann. Doch im Alltag ist die Ernährung nicht immer so ausgewogen, dass sie ausreichende Mengen von wichtigen Vitaminen, darunter Folsäure und die Vitamine C, D, B1, B2 und B6 sowie die nötigen Mineralien, vor allem Kalzium, Magnesium, Eisen, Zink, Kupfer und Mangan etc. mit den gesundheitlichen Vorteilen liefert. Dann könnten bei einem erhöhten Bedarf wie in der Schwangerschaft die Aufnahme von Mikronährstoffen durch Ergänzungen dazu beitragen, einen Mangel zu vermeiden.

 

Die Folsäure ist wohl der wichtigste Mikronährstoff vor und während der Schwangerschaft. Ein Mangel ist mit dem Auftreten von Anämie, Komplikationen in der Schwangerschaft und schweren Gesundheitsproblemen des Fötus verbunden. Dazu können intrauterine Wachstumsrestriktionen, Frühgeburt, ein niedriges Geburtsgewicht, Neuralrohrdefekte und andere Fehlbildungen gehören. Nachgewiesen ist, dass eine angemessene Ergänzung von Folsäure (≥400 μg/Tag) vor und während der ersten Schwangerschaftswochen das Risiko von Neuralrohrdefekten beim Fötus deutlich verringern kann. Weil viele Frauen nicht genügend mit Eisen versorgt sind, kommt es weltweit bei rund 40 % der Schwangeren zum Eisenmangel, zu den Folgen kann die Anämie gehören. Die gute Versorgung mit Eisen in der Schwangerschaft ist sehr wichtig. Gleiches gilt für Kalzium, ein Mangel kann zu einem niedrigen Geburtsgewicht beitragen und sich negativ auf den Knochenmineralgehalt des Kindes auswirken.

 

Darüber hinaus wird eine niedrige Kalziumzufuhr mit dem Auftreten der Präeklampsie verbunden, eine Erkrankung in der Schwangerschaft, die Bluthochdruck und eine Proteinurie (Eiweiß im Urin) hervorruft. Eine gute Versorgung mit Kalzium kann dazu beitragen, der Präeklampsie vorzubeugen. Weiter gelten Zink und Kupfer in der Schwangerschaft als unverzichtbare Mikronährstoffe. Ein mäßiger mütterlicher Zinkmangel kann zu Veränderungen in der Proteinsynthese und Zellreplikation führen. Das kann die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen, z. B. zu Fehlbildungen und einem niedrigen Geburtsgewicht führen. Niedrige Kupferspiegel im Serum schwangerer Frauen werden mit einem vorzeitigen Blasensprung, einer schwachen Innenschicht der Plazenta (Amnionmembran) und einem Spontanabort verbunden. Bei niedrigen Kupfer-Konzentrationen (im Serum) waren die Abortraten in einer Studie bei schwangeren Frauen signifikant höher. Auch Vitamin C wurde bei schwangeren Frauen eingehend untersucht. Vermutet wurde, dass es das Risiko für eine mütterliche Anämie und andere Komplikationen (z. B. Präeklampsie, intrauterine Wachstums-Beschränkungen) verringern könnte.

 

Für Magnesium gibt es Nachweise, dass es eine wichtige Rolle im Glukose-Stoffwechsel spielt. Niedriges Magnesium im Serum wurde mit dem Schwangerschafts-Diabetes verbunden. Magnesium könnte außerdem durch Hemmung des Enzyms Stickstoffmonoxid-Synthase zum Schutz vor Entzündungen in der Schwangerschaft beitragen. Vitamin D hat eine wichtige Rolle im Knochen-Stoffwechsel, da es Kalzium reguliert und die Phosphat-Homöostase aufrechterhält. Ein Vitamin-D-Mangel bei schwangeren Frauen, vor allem in den Wintermonaten, kann u. a. das Risiko der Präeklampsie, des Gestations-Diabetes und der Frühgeburt erhöhen. Um diesen Mangel zu vermeiden, empfiehlt z. B. die WHO die Vitamin-D-Zufuhr von 5 μg (200 IE) pro Tag für Schwangere. Die Vitamine B1, B2 und B6 sind für verschiedene Funktionen des Nervensystems wichtig. In der Schwangerschaft können sie zur Entwicklung des Gehirns und der Nerven des Fötus beitragen. Weiter könnten die Vitamine B2 und B6 das Risiko einer Präeklampsie verringern bzw. ein niedriges Geburtsgewicht verhindern.

 

Schwangere Frauen sollten über die positiven Wirkungen von Nahrungsergänzungen, über die in dieser Zeit besonders wichtigen Mikronährstoffe, angemessen informiert sein. Dazu gehört, dass gesundheitsbezogene Angaben auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Die Etiketten müssen vor Missverständnissen und Fehlinformationen schützen und klar verständlich sein. Schwangere Frauen müssen sich auf die Angaben verlassen können, um gute Entscheidungen zu treffen. Eine Gruppe spanischer Forscher prüfte den Inhalt und die Angemessenheit gesundheitsbezogener Angaben zu Mikronährstoffen in Nahrungsergänzungen für Schwangere, die in Spanien erhältlich waren. Sie checkten die Informationen zum deklarierten Nährstoffgehalt und die gesundheitsbezogenen Angaben auf den Etiketten von Nahrungsergänzungen mit Mikronährstoffen. Alle Analyse-Ergebnisse der Mikronährstoffe (Vitamin C, Folsäure, Eisen, Kupfer, Mangan, Zink, Kalzium und/oder Magnesium), die in den ausgewählten Nahrungsergänzungen enthalten waren, stimmten mit den auf den Etiketten angegebenen Werten überein und lagen innerhalb bzw. unterhalb der Toleranzbereiche, die in einem EU-Leitfaden festgelegt sind.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Ergebnisse können interessant sein, um das Vertrauen der Verbraucher, besonders von schwangeren Frauen, in die auf der Etikettierung von Nahrungsergänzungen angegebenen Informationen und Vorteile zu stärken. Sie können ermutigen, die gesundheitsbezogenen Angaben als nützliches Instrument für besser begründete Kaufentscheidungen zu betrachten.

 

Unser Tipp: Speziell für Frauen und für die Schwangerschaft gibt es eine Reihe von empfehlenswerten Nahrungsergänzungen. Auf eine gute Qualität sollte in dieser Zeit besonders geachtet werden.

 

Quelle:
Laura Dominguez et al., Micronutrients in Food Supplements for Pregnant Women: European Health Claims Assessment. In: Nutrients, online 28.10.2023, doi: 10.3390/nu15214592.


Wieder Jodmangel in Deutschland

 

Jod ist ein essentielles Spurenelement und muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden. Anfang der 2000er Jahre hatte sich die Jodversorgung in Deutschland verbessert. Neuere Untersuchungen zeigen nun, dass die Aufnahmen von Jod hierzulande wieder gesunken sind.

 

Jod wird ein Leben lang regelmäßig benötigt, das gilt bereits für die Entwicklung des Fötus und Säuglings und ist auch für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis ins hohe Alter sehr wichtig. Jod ist besonders für die gesunden Funktionen der Schilddrüse wichtig, es trägt zur Synthese von Schilddrüsenhormonen (T3, T4) bei, die viele Prozesse im Stoffwechsel steuern. Dazu gehören z. B. das normale Wachstum, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und die Regulierung des Wärmehaushalts. In Deutschland werden zur Jodversorgung für Jugendliche und Erwachsene von 13 bis zu 50 Jahren tägliche Aufnahmen von 200 mcg Jod empfohlen, für die Älteren sind 180 mcg Jod angesetzt. Für schwangere (230 mcg) und stillende Frauen (260 mcg) sind die täglichen Bedarfswerte etwas erhöht. Die ausreichende Jodversorgung ist für Mutter und Kind sehr wichtig, z. B. für die frühkindliche Entwicklung des Gehirns.

 

Bei Bedarf und nach therapeutischer Empfehlung sollte Jod in dieser Zeit ergänzt werden. Die Jodwerte lassen sich u. a. über die Urin-Ausscheidungen bestimmen. Von einer guten Versorgung geht man aus, wenn Werte von 150 bis 200 mcg Jod erreicht werden. Geringere Werte reichen von einem leichten bis zum schweren Jodmangel (unter 50 mcg). Zu seinen Folgen gehört, dass sich körperliche Entwicklungen verzögern und das Risiko für beeinträchtigte kognitive Leistungen steigt. Die davon abhängigen Symptome sind zunächst meist unspezifisch, es können z. B. Müdigkeit, Schwächen oder verringerte kognitive Leistungen auftreten. Generell führt ein anhaltender, stärkerer Jodmangel zur vergrößerten Schilddrüse, zu Schilddrüsenknoten oder zum Kropf, die in Deutschland relativ häufig, vor allem bei älteren Menschen, vorkommen. Eine weitere Folge ist die Entstehung einer (primären) Hypothyreose, einer Unterfunktion der Schilddrüse.

 

Jod ist vor allem in Seefischen und Meeresfrüchten reichlich vorhanden, die hierzulande oft weniger gegessen werden. Weitere Quellen sind Milch und Eier, wenn die Tiere mit jodreicher Nahrung gefüttert werden. Da in Deutschlands Böden Jod nur in geringeren Mengen vorkommt, ist es in den einheimischen pflanzlichen Lebensmitteln, in Getreide, Ost und Gemüse, meist nur in Spuren vorhanden. Um die Jodversorgung zu verbessern, wurde jodiertes Salz für die Verwendung im Haushalt, auf freiwilliger Basis, zugelassen. Ab den 1990er Jahre wurde außerdem erlaubt, dass Jodsalz zur Herstellung von industriell verarbeiteten Lebensmitteln (Milchprodukte, Fleischwaren, Brot etc.) sowie in Großküchen und in der Gastronomie verwendet werden kann. Das führte am Beginn der 2000er-Jahre dazu, dass der Jodmangel in Deutschland behoben war. Rund 20 Jahre später ist die Versorgung wieder geringer geworden. Im Jod-Monitoring wird die Versorgung regelmäßig im Rahmen von Bevölkerungsstudien (DEGS, KiGSS) in Abständen von einigen Jahren geprüft.

 

Neuere Untersuchungen zeigen bei Kindern und Erwachsenen eine zu geringe Jodversorgung bzw. einen milden Jodmangel. Bei Kindern hatten 44 % ein erhöhtes Risiko für eine unzureichende Jodversorgung, das galt auch für 32 % der Erwachsenen. Insgesamt hat damit mehr als ein Drittel der Bevölkerung ein erhöhtes Risiko für den Jodmangel. Für die aktuell gesunkene Jodversorgung gibt es offenbar mehrere Gründe. Bei verarbeiteten Lebensmitteln hat sich der Gebrauch von Jodsalz verringert. Außerdem ist der Anteil von Menschen, die freiwillig Jodsalz im Haushalt verwenden, von vorher 35 % auf knapp 29 % gesunken. Viele Menschen wollen sich heute „natürlich“ ernähren, weggelassen wird dann zum Teil auch das jodierte Salz. Hinzu kommt, dass inzwischen bewusster ist, dass zu viel Salz ungesund ist. Ein regelmäßig erhöhter Salzkonsum kann vor allem zum Bluthochdruck und zu Herz-Kreislauf-Krankheiten beitragen. Auf Salz muss jedoch nicht verzichtet werden, der Gebrauch sollte nur eingeschränkt werden, auf insgesamt fünf bis sechs Gramm Salz täglich. Bevorzugt werden sollten dabei Jodsalz, auch mit Jod angereicherte Fertigwaren können einbezogen werden.

 

Wer sich mit einer gesunden Mischkost, aus Fleisch, Fisch und pflanzlichen Produkten ernährt, ist meist recht gut mit Jod versorgt. Vegetarier nehmen Jod vor allem aus Milch und Milchprodukten auf, Veganer, die darauf verzichten, sind dagegen meist schlechter mit Jod versorgt. Auch bei bestimmten Allergien und Unverträglichkeiten (Milch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier) sollte auf die Jodversorgung besonders geachtet werden. Bei Bedarf können Jodergänzungen die Versorgung verbessern.

 

Unser Tipp: Nicht immer ist die gute Jodversorgung mit der Ernährung allein zu decken. Für die Ergänzung von Jod stehen z. B. Jodtabletten oder auch flüssiges Jod zur Verfügung. Jod ist auch in einigen Multi-Präparaten mit Vitaminen und Mineralien enthalten.

 

Quelle: 
„Wenn Salz, dann Jodsalz“: BMEL startet Informationsoffensive. BMEL-Pressemitteilung vom 8.9.2023.


Schon kleine Ernährungs-Sünden machen sich bemerkbar

 

Zu den Alles(fr)essern (Omnivoren) gehören Menschen und Tiere. Gemeinsam ist ihnen, dass sie meist energie- und fettreiche Nährstoffe einer strikt pflanzlichen Ernährung vorziehen, besonders für kürzere Zeiträume. Forscher der Universität Hamburg untersuchten in einer Studie, ob und wie sich solche kleineren Ernährungs-Sünden auf die Gesundheit auswirken.

 

Zu einem meist üblichen Ernährungsverhalten gehört die insgesamt ausgewogene Ernährung. Sie wird jedoch, wenn sich ein Anlass bietet, von der Aufnahme energiereicher, fettreicher Nahrung unterbrochen. Solche Anlässe gibt es in gewissen Abständen immer wieder, beim Treffen mit Freunden und der Familie, einem Fest oder auch hin und wieder bei erhöhter Frustration. Die Folgen einer beständig kalorienreichen Ernährung sind mit Übergewicht und den davon abhängigen Folgekrankheiten bekannt. Ob und wie sich jedoch ein kurzfristiger, übermäßiger Verzehr mit energiereichen Nährstoffen auswirkt, das ist noch unklar. Eine Gruppe von Forschern aus Deutschland und der Schweiz untersuchte in einer Studie die gesundheitlichen Folgen von sporadischen Übertretungen bei einer ansonsten normalen Ernährung. Die Forscher prüften diese Beziehungen sowohl bei Tieren (Mäusen) als auch bei einer Ernährungs-Intervention mit freiwilligen Teilnehmern.

 

Die Ergebnisse zeigten, dass kurzfristige, wiederholte Umstellungen auf „Festmahlzeiten“, die Puffer-Wirkung der Mikrobiota im Darm stören und zu Dysfunktionen im Immunsystem führen können. Schon die erste Umstellung auf eine üppigere Ernährung reichte aus, um vorübergehend eine Immundepression der Schleimhäute auszulösen und die systemische Immunität zu beeinträchtigen. Das führte zur erhöhten Anfälligkeit für Infektionen (z. B. durch Salmonellen, Listerien). Auch die Fähigkeit auf antigene Herausforderungen zu reagieren, wurde beeinträchtigt. Die Forscher erklärten diese Wirkungen durch eine verringerte Fitness des Stoffwechsels als Reaktion auf die geringe Aufnahme von Ballaststoffen bei üppigen Mahlzeiten. Bestimmte T-Lymphozyten (CD4+ T-Zellen), die in der angepassten Immunität eine Rolle spielen, und die Bildung von Zytokinen (Botenstoffe) veränderten sich. Auch im Magen-Darm-Trakt machten sich kurzfristige Überschüsse bei der Aufnahme von Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Fette, Proteine) schnell bemerkbar.

 

Es zeigten sich mikrobielle Veränderungen, die zu einer geringeren Bereitstellung von Ballaststoff-Metaboliten führten. Sind sie im Darm ausreichend vorhanden, regen sie das Wachstum gesunder Bakterien an, die wiederum zur Bildung nützlicher kurzkettiger Fettsäuren beitragen. Ist die Zufuhr an Ballaststoffen jedoch gering, so beeinträchtigt dies die Mikrobiota im Darm, sie kann das Wachstum ungünstiger Bakterien dann nicht mehr gut regulieren. Doch wenn sich die Ernährung normalisierte und wieder mehr Ballaststoffe aufgenommen wurden, dann regenerierten sich auch der Stoffwechsel der T-Lymphozyten und die Störungen im Immunsystem.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Untersuchungen zeigten, dass bereits kurzfristige, üppigere Ernährungs-Interventionen die Reaktionen sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen erheblich verändern können. Die Aufnahme von energiereichen Diäten bietet zwar den Vorteil, hohe Konzentrationen an Energie zu liefern, doch dies geht mit einer vorübergehenden Immundepression einher. Offenbar gibt es eine Synchronisation zwischen dem Ernährungsverhalten und den Immunreaktionen. Üppige „Festmahlzeiten“ führen zu einer vorübergehend geschwächten Schleimhaut und Störungen in der systemischen Immunität. Das ermöglicht es, dass sich für kurze Zeit Infektionen besser ausbreiten können. Die Störungen normalisieren sich nach der Rückkehr zur normalen, ausgewogenen Ernährung, die wieder mehr Ballaststoffe enthält. Die Beziehungen zwischen kurzfristigen Veränderungen in der Ernährung, dem Immunsystem und der Darm-Mikrobiota sollten künftig weiter erforscht werden.

 

Unser Tipp: Ballaststoffe sind pflanzliche Bestandteile, die im Körper nicht oder nicht völlig abgebaut werden. Sie haben viele Wirkungen im Körper, vor allem auf die Verdauung und Vorbeugung vor Darmkrankheiten sowie auf den Cholesterinspiegel und den Blutzucker. Bei Bedarf können Ballaststoffe auch ergänzt werden.

 

Quelle:
Francesco Siracusa et al., Short-term changes can result in musical and systemic immune depression. In: nature immunology, online 14.8.2023, doi: 10.1038/s41590-023-01587


Gute Versorgung mit Vitamin D trägt zur Vorbeugung und Unterstützung bei vielen Krankheiten bei

 

Vitamin D spielt eine wichtige Rolle für die Körperfunktionen und kann bei vielen Infektionen und Krankheiten unterstützen. Dafür sind gute Konzentrationen im Körper nötig. Die Versorgung mit Vitamin D kann jedoch aufgrund vieler Faktoren unterschiedlich sein und sollte individuell angepasst sein.

 

Vitamin D ist ein essentielles, fettlösliches Vitamin mit besonders vielfältigen Funktionen. Seine klassische Aufgabe ist es, das Muskel-Skelett-System zu stärken. Dazu gehören z. B. die Wirkungen auf den Stoffwechsel von Mineralien, die Regulierung des Kalzium- und Phosphat-Haushalts und die Funktionen des Bewegungsapparates. Vitamin D hat jedoch weitaus mehr Funktionen, besonders im Immunsystem, dazu im Herz-Kreislauf, Lungen-, Magen-Darm- und Nieren-System sowie in den neurologischen Funktionen. In den letzten zwei Jahrzehnten erweiterten sich die Kenntnisse über Vitamin D und seine Funktionen im Immunsystem samt den Wirkungen auf Entzündungen und den oxidativen Stress. Mehr bekannt ist auch über die Funktionen der verschiedenen Formen von Vitamin D (D2, D3) sowie die Prozesse der Umwandlung bis zur Verwertung und Speicherung im Körper.

 

Vitamin D unterscheidet sich von anderen Vitaminen dadurch, dass es hauptsächlich über die Einwirkung des Sonnenlichts auf die Haut gebildet wird (80 bis 90 %). Der Anteil, der aus der Nahrung aufgenommen wird, ist vergleichsweise gering (ca. 10 bis 20 %). Vitamin D ist nur in wenigen Lebensmitteln enthalten, es kommt vor allem in fettreichen Fischen (z. B. Lachs, Hering, Makrele) und Eiern vor. Um die Versorgung über die Nahrung zu verbessern, ist Vitamin D einigen Lebensmitteln in geringen Mengen zugesetzt.

 

Die Bildung von Vitamin D über das Sonnenlicht und seine Einwirkung auf die Haut ist in den nördlichen Regionen im Herbst und Winter deutlich geringer, da die Sonne weniger und nicht intensiv genug scheint. Daher komm es in dieser Zeit häufiger zu Defiziten an Vitamin D, wenn die körpereigenen Speicher nicht ausreichend gefüllt sind. Auch die Vorkommen von Atemwegskrankheiten, Erkältungen, Grippe und COVID-19 steigen im Winter stärker an. Dazu kann ein Vitamin D-Mangel beitragen, er erhöht allgemein das Risiko für Entzündungen, Krankheiten und Infektionen. Er kommt bei Menschen im höheren Alter, bei Komorbiditäten und chronischen Krankheiten, z. B. bei starkem Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und Krebs, häufiger vor. Defizite oder gar der Mangel an Vitamin D können sich nachteilig auf alle Körpersysteme auswirken.

 

Sie können jedoch mit einem sicheren, täglichen Aufenthalt in der Sonne und/oder mit einer angemessenen Ergänzungs-Dosis beseitigt werden. Dabei gehen eine Reihe von Fachleuten heute davon aus, dass die Aufrechterhaltung der Vitamin-D-Konzentration im Serum (25(OH)D) bei Werten von 40 ng/ml (100 nmol/L) bzw. am besten noch etwas darüber liegen sollten. Das sind höhere Werte als bisher in den üblichen Empfehlungen angesetzt. Eine gute Versorgung mit Vitamin D stärkt nicht nur die Knochengesundheit, sie unterstützt auch ein gesundes Immunsystem und kann dazu beitragen, das Risiko für viele chronische Krankheiten und Infektionen zu verringern.

 

Bekannt ist, dass vor allem ältere Menschen, Nachtarbeiter, Heimbewohner sowie Patienten mit chronischen Krankheiten und Komorbiditäten die höchsten Vorkommen von Mängeln an Vitamin D haben. Sie können von einer gezielten Ergänzung von Vitamin D und gegebenenfalls auch von anderen wichtigen Mikronährstoffen erheblich profitieren. Bekannt ist weiter, dass bei Ergänzungen von Vitamin D die Dosen individuell angepasst werden sollten. So können z. B. die Funktionen im Muskel-Skelett-System meist mit geringeren Dosen (800 bis 2.000 I.E.), aufrechterhalten werden. Höhere Dosen werden meist benötigt, um den Schutz vor Infektionen zu stärken. Auch das Gewicht spielt bei der Dosierung eine Rolle, wer z. B. übergewichtig ist oder eine gestörte Fettabsorption hat, braucht meist höhere Aufnahmen. Generell sollten höhere Dosierungen nicht auf eigene Faust eingenommen werden, sondern nach therapeutischer Empfehlung erfolgen.

 

Es dauert außerdem oft einige Zeit der Ergänzung von Vitamin D, um gute Serum-Konzentrationen zu erreichen. Die Aufnahmen sollten möglichst kontinuierlich erfolgen, da unregelmäßige Verabreichungen zu unphysiologischen Schwankungen der Serum- und Gewebespiegel von Vitamin-D-Metaboliten führen können. Einige Meta-Analysen zur Ergänzung von Vitamin D berichteten z. B über eine signifikant geringere Häufigkeit und Schwere von Atemwegs-Infektionen. Dabei wurden bei täglichen Vitamin-D-Gaben bessere Ergebnisse erzielt als bei einer unregelmäßigen Verabreichung.

 

Der Forscher zieht das Fazit: Vitamin D hat zahlreiche positive Wirkungen auf alle Körpersysteme. Eine ausreichende Versorgung ist der Schlüssel zum Schutz für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Serumkonzentration von 25(OH)D in der Bevölkerung von über 40 ng/ml sorgen für ein robustes Immunsystem. Damit könnten die Ausbreitung von Infektionen eingedämmt und viele Krankheiten verringert werden. Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel kann z. B. dazu beitragen, akute Virusinfektionen zu senken. Abgesehen von der Vorbeugung von Infektionen und Krankheiten kann Vitamin D zusätzlich zu anderen Therapien und Arzneimitteln eingesetzt werden.

 

Unser Tipp: Vitamin D ist ein sehr wichtiger Mikronährstoff (nicht nur) im Immunsystem. Die Gabe auch anderer Mikronährstoffe, z. B. von Zink, Selen und Magnesium sowie den Vitaminen A, B2, C und Resveratrol in Kombination mit den Omega-3-Fettsäuren kann die Aufrechterhaltung eines stabilen Immunsystems weiter unterstützen.

 

Quelle: 
Sunil J. Wimalawansa, Controlling Chronic Diseases and Acute Infections with Vitamin D Sufficiency. In: Nutrients, online 18.8.2023, doi: 10.3390/nu15163623.


Bei Vegetariern treten Hüftfrakturen häufiger auf

 

Trotz vieler gesundheitlicher Vorteile der vegetarischen Ernährung gibt es einige Nachteile. Eine neue Studie zeigt, dass Vegetarier häufiger von Knochenbrüchen an den Hüften betroffen sind. Sie sollten daher besonders auf eine knochengesunde Ernährung achten.

 

Mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung lassen sich langfristig die Risiken für Diabetes, Herz-Kreislauf- und Krebs-Krankheiten deutlich verringern. Schon in früheren Studien zeigte sich jedoch bei pflanzlichen Ernährungsweisen ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche an den Hüften vor allem bei Frauen. Eine Gruppe englischer Forscher prüfte nun in einer großen Studie die Beziehung zwischen Hüftfrakturen und der Ernährung bei regelmäßigen und gelegentlichen Fleischessern im Vergleich zu Pescatariern (essen Fisch, aber kein Fleisch) und Vegetariern anhand der UK Biobank. In dieser großen biomedizinischen Datenbank wurden von 2006 bis 2010 die Daten von rund 500.000 Erwachsenen aus Großbritannien im Alter von 40 bis 69 Jahren einbezogen. Sie nahmen an einer Befragung und verschiedenen Tests zu ihrer Gesundheit teil und gaben außerdem Auskünfte über ihre Ernährung. Diese Befragungen wurden 2012 bis 2013, dann nochmal 2014 und 2019 wiederholt.

 

Für die Auswertung der Beziehungen verschiedener Ernährungsweisen zu Hüftfrakturen konnten schließlich die Daten von rund 414.000 Teilnehmern ausgewertet werden. Darunter wurden knapp 259.000 Personen als regelmäßige Fleischesser (fünfmal pro Woche oder mehr) eingeordnet und rund 138.000 galten als gelegentliche Fleischesser (weniger als fünfmal pro Woche). Der Anteil der Pescatarier war mit knapp 10.000 Personen recht gering, noch darunter lagen die Vegetarier mit knapp 8.000 Personen. Die Veganer waren beim Start der UK Biobank noch sehr gering, sie wurden deshalb den Vegetariern zugeordnet. Im Lauf der mittleren Beobachtungszeit von 12,5 Jahren kam es bis zum Jahr 2021 in dieser großen Gruppe zu rund 3.500 Fällen von Hüftfrakturen. Sie treten im höheren Alter meist deutlich häufiger auf, daher war hier der Anteil bei den vielen Teilnehmern im vorwiegend mittleren Alter insgesamt noch gering (Durchschnitt 56 Jahre). Dennoch zeichneten sich bereits einige Risikofaktoren aufgrund der Ernährungsweisen deutlich ab. Die Vegetarier hatten ein doppelt so hohes Risiko für Knochenbrüche an den Hüften (HR 1,50) als regelmäßige und gelegentliche Fleischesser.

 

Dabei hatten vegetarische Männer ein noch stärkeres Risiko (2,0) als Frauen (1,3). Die Pescatarier hatten dagegen nur ein tendenziell schwach erhöhtes Risiko (1,08) für Hüftfrakturen. Für andere mögliche Einflüsse auf das Knochenbruch-Risiko wie Alter, Geschlecht und Body Mass Index (BMI) gab es keine klaren Nachweise. Allerdings hatten Vegetarier deutlich geringere BMI-Werte, was zu ihrem erhöhten Risiko für Hüftfrakturen beitragen könnte.

 

Erklären lässt sich das erhöhte Knochenbruch-Risiko für Vegetarier so: Der konsequente Verzicht auf Fleisch und Fisch senkt die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen für den Knochenbau. Dazu gehören vor allem die im Fleisch und Fisch reichlich enthaltenen Proteine, die Vitamine B12 und D sowie die Omega-3-Fettsäuren. Bei Veganern, die auf Milchprodukte verzichten, ist oft auch die Aufnahme von Kalzium als wichtiges Mineral für die Knochen und Muskeln zu gering. In dieser Studie nahmen Vegetarier weniger Nahrungsproteine zu sich, sie nahmen auch geringere Mengen an den Mineralien Eisen, Jod, und Selen sowie an den Vitaminen Niacin, Vitamin B12 und Vitamin D zu sich als Fleisch- und Fischesser.

 

Vegetarier erreichten entsprechend seltener die empfohlene tägliche Proteinzufuhr von 0,75 g/kg Körpergewicht/Tag für Erwachsene als regelmäßige Fleischesser (68 % gegenüber 85 %). Höhere Protein-Aufnahmen können dazu beitragen, den altersbedingten Knochen- und Muskelabbau zu senken. Hinzu kam, dass Vegetarier (und Veganer) schlanker waren als Fleischesser. Was sonst für die Gesundheit vorteilhaft ist, kann in Bezug auf Knochenbrüche zum Nachteil werden. Den schlankeren Vegetariern fehlen bei einem Sturz möglicherweise die schützenden Fettpolster auf den Hüften.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Vegetarier hatten in dieser Studie ein doppelt so hohes Risiko für Hüftfrakturen als Fleischesser. Das ließ sich zum Teil durch ihr geringeres Körpergewicht bzw. den niedrigeren BMI erklären. Dieser Nachteil der pflanzlichen Ernährungsweisen sollte gegen die vielen anderen gesundheitlichen Vorteile abgewogen werden. Vegetarier und Veganer sollten sich über ihr erhöhtes Risiko für Hüftfrakturen bewusst sein und sich soweit wie möglich ausgewogen und knochengesund ernähren. Sie sollten auf gute Aufnahmen von Proteinen achten und mögliche Defizite an wichtigen Mikronährstoffen, die für die Knochen besonders wichtig sind, bei Bedarf ergänzen. Vor allem im höheren Alter, wenn das Risiko für Knochenbrüche steigt, kann es empfehlenswert sein, die Knochendichte zu prüfen und eventuell eine Osteoporose-Therapie einzuleiten. Die Beziehungen zwischen den verschiedenen Ernährungsweisen und dem Risiko für Hüftfrakturen sollten künftig weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Zur Stärkung der Muskel- und Knochengesundheit gibt es eine Reihe von Mikronährstoffen, die auch in bewährten Kombinationen verfügbar sind. Neben Kalzium, Kalium und Magnesium gehören dazu auch die Vitamine D und C sowie die Mineralien Kupfer und Mangan, aber auch Chondroitin und Glucosamin.

 

Quelle
James Webster et al., Risk of hip fracture in meat-eaters, pescatarians, and vegetarians: a prospective cohort study of 413,914 UK Biobank participants. In: BMC Med, online 27.07.2023. doi: 10.1186/s12916-023-02993-6.


Lebensstil und Mikronährstoffe bei der Kniearthrose

 

Von der Kniearthrose sind im höheren Alter viele Menschen betroffen. Ihr Schweregrad und die Beschwerden können oft mit einer Gewichtsreduktion und der Aufnahme wichtiger Nährstoffe verringert werden.

 

Die Arthrose, speziell die Kniearthrose, gehört zu den häufigsten degenerativen Gelenkerkrankungen. Sie entsteht vor allem durch langjährige Überlastung und ist mit fortschreitenden Veränderungen der Knorpel- und Gelenkstrukturen verbunden. Die Krankheit kann zwar auch ohne Symptome verlaufen, sie führt aber bei vielen Betroffenen zu stärkeren Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit. Von der Kniearthrose sind Menschen im höheren Alter, etwa ab 60 Jahren, und Frauen deutlich häufiger betroffen. Auch bei starkem Übergewicht ist das Risiko deutlich erhöht, es gilt als einer der wichtigsten Faktoren, um die Kniearthrose in Entwicklung und Verlauf zu beeinflussen. Stark Übergewichtige mit Adipositas (BMI ab 30) haben im Vergleich zu Normalgewichtigen (BMI 25) ein siebenmal höheres Risiko, an Arthrose zu erkranken.

 

Dazu gehört als weiterer Risikofaktor die sarkopenische Adipositas, deren Bedeutung für die Kniearthrose erst in letzter Zeit besser erkannt wurde. Sie ist durch die erhöhte Zunahme des Körperfetts samt verstärkter Körperfett-Ablagerung und eine verringerte Muskelmasse und -kraft gekennzeichnet und kann mit körperlichen Leistungstests und Bestimmung der Körpermaße erkannt werden. Eine geeignete Ernährung und die Ergänzung wichtiger Mikronährstoffe können dazu beitragen, die Knie-Arthrose positiv zu beeinflussen und auch die eventuell verbundene Sarkopenie zu verbessern. Eine Gruppe internationaler Forscher stellte in einer Übersicht die aktuellen Kenntnisse dazu vor.

 

Eine gesunde Ernährung, z. B. die mediterrane Diät, ist bei der Kniearthrose zusammen mit einer Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Patienten ein Eckpfeiler der Therapie. Die mediterrane Ernährung zeichnet sich durch den hohen Verzehr pflanzlicher Lebensmittel (Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Oliven), mäßiger Verzehr von Milchprodukten (vor allem Käse, fettarmer Joghurt), nicht mehr als vier Eier pro Woche, mindestens zweimal pro Woche Fisch sowie geringer Verzehr von Süßigkeiten, rotem Fleisch und mäßiger Konsum von Alkohol aus. Die Hauptquelle für Fett ist natives Olivenöl (extra vergine), das reich an Polyphenolen (sekundäre Pflanzenstoffe) mit antioxidativen, antientzündlichen Eigenschaften ist. Die mediterrane Diät ist reich an Ballaststoffen und fördert eine gesunde Darm-Mikrobiota. Von ihr gebildete Metaboliten tragen dazu bei, Entzündungen zu regulieren und gesunde Darmbakterien zu fördern. Sie tragen zur Bildung kurzkettiger Fettsäuren (Acetat, Butyrat) bei, die für die Prävention von Entzündungen wichtig sind. Die mediterrane Ernährung enthält durch reichlichen Fischverzehr auch Omega-3-Fettsäuren und fördert mit dem guten Verhältnis der Omega-6/Omega-3-Fettsäuren auch bessere Entzündungs-Profile.

 

Einige Studien bestätigten, dass die mediterrane Ernährung zu geringerer Kniearthrose und weniger Schmerzen führt und z. B. auch den Knorpel verbessert. Patienten mit Kniearthrose und starkem Übergewicht wird die Gewichtsreduktion dringend empfohlen, um Schmerzen und Steifheit zu verringern und die Funktion des Kniegelenks zu verbessern. Ein Review mit einer Meta-Analyse (2018) zeigte, dass ein um 5 bis 10 % verringertes Gewicht erforderlich war, um die Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit signifikant zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern. Neuere Untersuchungen zeigten, dass eine kalorienarme Diät zusammen mit körperlicher Bewegung am wirksamsten war, um die Schmerzen zu verringern. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich bei einer kalorienarmen, mediterranen Ernährung und einem aktiven Lebensstil (8.000 bis 10.000 Schritte täglich) bei Patienten mit sarkopenischer Adipositas.

 

Zur gesunden Ernährung gehört die Versorgung mit allen wichtigen Mikronährstoffen. Einige Studien zeigten, dass gute Aufnahmen von Vitamin D sowie von Aminosäuren und Molkeprotein bei Kniearthrose vorteilhaft sind. So ist z. B. ein Vitamin-D-Mangel mit einem höheren Risiko für das Fortschreiten der Krankheit verbunden. Gezeigt wurde weiter, dass dies mit der sarkopenischen Adipositas verbunden sein kann. Die Ergänzung von Vitamin D könnte für die Gesundheit des Bewegungsapparates vorteilhaft sein. Eine Meta-Analyse mit mehr als 1.500 Patienten mit Kniearthrose zeigte, dass Vitamin D zwar nicht das Fortschreiten der Krankheit verhinderte, aber die Ergebnisse im WOMAC-Score (Test zur Arthrose-Belastung) verbesserten sich, das galt für Schmerzen, Funktionen und Steifigkeit, letztere wurden mit Dosierungen von unter 2.000 I.E. Vitamin D pro Tag verringert. Es gibt weiter Hinweise, dass der oxidative Stress und damit verbundene Entzündungen sowie Insulinresistenz eine Rolle bei der Entstehung von Kniearthrose und sarkopenischer Adipositas spielen.

 

Die Ergänzung antioxidativer Mikronährstoffe könnte eine mögliche Strategie zur Vorbeugung und zur Therapie der Kniearthrose sein. Aminosäuren sind Grundbausteine von Proteinen, die in zwei Kategorien eingeteilt sind: nicht-essentielle Aminosäuren, die vom Körper gebildet werden (u. a. Arginin, Cystein, Glutamin, Glutaminsäure, Tyrosin) sowie essentielle Aminosäuren, die der Körper nicht herstellen kann und über die Nahrung zuführen muss (u. a. Phenylalanin, Lysin, Histidin). Dazu gehören noch die verzweigtkettigen Aminosäuren (Valin, Leucin, Isoleucin), die am Muskelstoffwechsel beteiligt sind, indem sie Prozesse des Wachstums, der Regeneration und Reparatur anregen. Es gibt Nachweise für positive Wirkungen der Ergänzung essentieller Aminosäuren bei der Therapie von Kniearthrose, z. B. hatten Patienten nach der Operation bessere Leistungen in der funktionellen Beweglichkeit. Einige Studien zeigten die Wirkungen von Molkeprotein bei Kniearthrose, das die Muskelmasse, Ganggeschwindigkeit und das Niveau der körperlichen Aktivität sowie den WOMAC-Score verbesserte. Dies bestätigte sich in einem Review und einer Meta-Analyse bei Arthrose-Patienten, die einen Gelenkersatz (Hüfte, Knie) erhielten.

Abhängig vom Grad der Kniearthrose können Lebensstil-Maßnahmen die Prävention und Therapie unterstützen. Patienten mit Kniebeschwerden, bei denen noch keine Arthrose bestätigt wird, sollten ein gesundes Körpergewicht anstreben oder erhalten. Auch eine getreidereiche Ernährung kann dazu beitragen, das Risiko für die Kniearthrose zu verringern. Die Kniebeschwerden können mit Ergänzungen nicht essentieller Aminosäuren möglicherweise verbessert werden. Bei Kniearthrose Grad 1 oder 2 sowie sarkopenischer Adipositas wird eine langfristige Gewichtsreduktion mit einer kalorienarmen Ernährung empfohlen (1.200 Kalorien täglich für Frauen, 1.500 Kalorien für Männer). Damit sollten in sechs Monaten 5 bis 10 % des Gewichts verringert werden, gefolgt von einer Phase des Gewichtserhalts von einem Jahr. Begleitend dazu sollten essentielle Aminosäuren sowie Vitamin D (unter 2.000. I.E. täglich) ergänzt werden. Bei Patienten mit einer schwereren Kniearthrose Grad 3 oder 4 steht meist eine Knieoperation an. Dann kann drei Wochen vor der Operation bis zu zwei Wochen danach eine stärkere Gewichtsreduktion unter therapeutischer Kontrolle nötig sein, begleitet von erhöhten Ergänzungen an essentiellen Aminosäuren. Danach können die Patienten auf das Lebensstil-Programm für die Kniearthrose Grad 1 und 2 wechseln.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Bei der Therapie der Kniearthrose sollte künftig die sarkopenische Adipositas stärker berücksichtigt werden. Diese Beziehung wird bisher noch zu wenig beachtet und ist mit einem geeigneten Screening zu diagnostizieren. Wird sie bestätigt, können darauf abgestimmte Ernährungs-Programme und nach Bedarf auch Nahrungsergänzungen dazu beitragen, die Beschwerden der Kniearthrose zu verringern.

 

Unser Tipp: Neben den hier besprochenen Mikronährstoffen gibt es eine Reihe weiterer Substanzen aus der Nahrung, die bei Arthrose wirksam sein können. Das gilt z. B. für MSM, Glucosaminsulfat, Curcumin und Weihrauchextrakt.

 

Quelle:
Hassan Zmerley et al., Personalized Nutritional Strategies to Reduce Knee Osteoarthritis Severity and Ameliorate Sarcopenic Obesity Indices: A Practical Guide in an Orthopedic Setting. In: Nutrients, online 09.07.2023, doi: 10.3390/nu15143085.


Kalzium für die gute Knochengesundheit

 

Kalzium ist für die Gesundheit der Knochen ein Leben lang essentiell. Da die Aufnahme aus der Ernährung jedoch nicht immer ausreichend ist, wird Kalzium häufig als Ergänzung aufgenommen. Dabei kommt es auch auf geeignete Kalziumformen und Dosierungen an.

 

Zur Gesundheit der Knochen gehört ein breites Spektrum, das von der nötigen Versorgung mit wichtigen Mineralien über die Knochenmasse bis zur Mikrostruktur reicht. Kalzium ist das im Körper am häufigsten vorkommende Mineral und hält die Knochen und Zähne stabil, es ist außerdem für die Blutgerinnung, die Muskel- und Nervenfunktionen wichtig. Kalzium ist der am besten untersuchte und wichtigste Ernährungsfaktor für die Aufrechterhaltung und Erhaltung der Knochengesundheit. Die ausreichende Versorgung mit Kalzium ist für die Gesundheit der Knochen ein Leben lang eine gute Grundlage. Wird z. B. schon in jungen Jahren zu wenig Kalzium aufgenommen, so erreichen Kinder möglicherweise nicht ihre potenzielle Körpergröße. Obwohl Knochenschwund eher bei Frauen im mittleren und höheren Alter auftritt, kann er auch junge Menschen betreffen. Bei Erwachsenen besteht bei zu geringen Kalzium-Aufnahmen das Risiko für eine zu geringe Knochenmasse. Damit steigt im höheren Alter das Risiko für die Entstehung von Osteoporose, die bei Frauen in der Menopause häufiger vorkommt, außerdem nehmen im Alter die Vorkommen von Stürzen und Knochenbrüchen deutlich zu.

 

Eine Reihe von Faktoren beeinflussen die Knochengesundheit, dazu gehören z. B. das Geschlecht, die ethnische Zugehörigkeit, die Familiengeschichte, Hormone, körperliche Aktivität, Muskelkraft und nicht zuletzt die Ernährung. Da der Körper Kalzium nicht selbst herstellen kann, muss es aus der Nahrung aufgenommen werden. Gute Quellen sind Käse, Milch, Joghurt und Soja, auch dunkle, grüne Gemüse wie Broccoli und Grünkohl sowie Fisch mit essbaren weichen Knochen wie Sardinen. Hinzu kommen mit Kalzium angereicherte Lebensmittel und Getränke. Für die Absorption von Kalzium wird Vitamin D benötigt, das vor allem über den Aufenthalt in der Sonne in der Haut gebildet wird, aber auch in einigen Lebensmitteln, z. B. in Seefischen (Hering, Lachs, Sardinen) und Eiern, enthalten ist. Doch selbst bei einer gesunden Ernährung kann die Versorgung mit Kalzium nicht immer ausreichend sein. Das gilt z. B. bei veganer Ernährung, Laktose-Intoleranz und beim aus anderen Gründen eingeschränktem Verzehr von Milchprodukten. Das gilt auch bei einer hohen Aufnahme von Proteinen oder Natrium, die dazu führen können, dass der Körper mehr Kalzium ausscheidet. Bei einer zu geringen Kalziumzufuhr aus der Nahrung können Ergänzungen dazu beitragen, den Bedarf zu decken.

 

Für erwachsene Männer ab 19 Jahren bis zum Alter von 70 Jahren werden in den USA täglich 1.000 mg Kalzium empfohlen. Noch ältere Männer sollten täglich 1.200 mg Kalzium aufnehmen, um ihr Knochensystem zu unterstützen, das durch degenerative Prozesse anfälliger für Knochenkrankheiten und Stürze ist. Frauen werden in der Menopause durch das verringerte Östrogen anfälliger für ein schwächeres Knochensystem. Bis zu 50 Jahren gilt auch für sie die tägliche Empfehlung von 1.000 mg Kalzium, ab 51 Jahren wird Frauen in den USA die Aufnahme von 1.200 mg Kalzium täglich empfohlen. In Deutschland verzichtet man auf solche Unterschiede, für Frauen und Männer ab 19 Jahren bis ins hohe Alter werden täglich 1000 mg Kalzium empfohlen.

 

Kalzium kann in verschiedenen Formen ergänzt werden, z. B. in Verbindungen mit Carbonat, Citrat, Glukonat und Laktat. Enthalten sind jeweils verschiedene Mengen an elementarem Kalzium. Am Beispiel von Kalziumcarbonat, eine der häufigsten und günstigen Formen, lässt sich das gut erläutern, es enthält 40 % elementares Kalzium. Eine Dosis von 1.240 mg Kalziumcarbonat liefert damit 500 mg elementares Kalzium. Andere, organisch gebundene Formen wie Kalziumcitrat oder -glukonat sind meist besser verwertbar, auch da sollte auf den Anteil an elementarem Kalzium geachtet werden. Das gilt natürlich auch bei Kombinationen mit anderen Mikronährstoffen, gute Mengen sind dann oft für die empfohlene Tagesdosis auf mehrere Tabletten oder Kapseln etc. verteilt. Kalzium-Ergänzungen haben meist keine - oder nur sehr geringe - Nebenwirkungen. Dazu können z. B. Blähungen und Verstopfungen gehören, Kalziumcarbonat führt am häufigsten zu Verstopfungen.

 

In solchen Fällen sollten andere Kalzium-Verbindungen ausprobiert werden, um eine besser tolerierbare Form zu finden. Bei Krankheiten sollte darauf geachtet werden, dass die Aufnahme von Kalzium geeignet ist und die Wirkungen anderer Medikamente nicht beeinträchtigt. Das kann z. B. bei Blutdruck-Medikamenten, synthetischen Schilddrüsen-Hormonen, Bisphosphonaten, Antibiotika und Kalziumkanal-Blockern der Fall sein. Dann kann es evtl. empfehlenswert sein, Kalzium-Ergänzungen zu bestimmten Zeiten einzunehmen, mit oder zwischen den Mahlzeiten. Bestimmte Medikamente (Langzeit-Therapie mit Kortikosteroiden) oder Krankheiten, z. B. entzündliche Darmkrankheiten und Zöliakie, können die Fähigkeit des Körpers verringern, Kalzium zu absorbieren. Dann können Kalzium-Ergänzungen dazu beitragen, geeignete Aufnahmen zu erreichen. Die Art der Kalziumform und die Dosierungen sollten mit den Therapeuten abgestimmt werden, um unnötige Interaktionen etc. zu vermeiden.

 

Allgemein gilt für eine effektive Absorption, dass Kalzium-Ergänzungen besser in kleineren Dosen (bis zu 500 mg) und zu den Mahlzeiten eingenommen werden sollten. Kalziumcitrat wird auch bei der Einnahme zwischen den Mahlzeiten gut absorbiert. Es ist bei geringer Magensäure empfehlenswert, wovon Menschen über 50 Jahren häufiger betroffen sind, die Säure-Blocker einnehmen. Das gilt auch bei entzündlichen Darmkrankheiten oder Absorptions-Störungen.

 

Die Mediziner ziehen das Fazit: Die Aufnahme von Kalzium ist allgemein sicher, doch erhöhte Zufuhren sind nicht notwendigerweise auch effektiver. Die exzessive Aufnahme von Kalzium bietet keinen extra Knochenschutz. Daher sollten die Aufnahmen von Lebensmitteln, die Kalzium enthalten, und Kalzium-Ergänzungen gut aufeinander abgestimmt sein, um nicht übermäßige Mengen aufzunehmen. Vor allem bei Krankheiten sollten die Aufnahmen von Kalzium, in ihrer Form und Dosierung, mit den Therapeuten abgestimmt sein.

 

Unser Tipp: Kalzium steht für Nahrungsergänzungen in verschiedenen Formen zur Verfügung. Auf gut bioverfügbare Formen und auch auf gute Kombinationen mit anderen Mineralien, z. B. Magnesium etc., sollte geachtet werden.

 

Quelle
Mayo Clinic Staff, Calcium and calcium supplements: Achieving the right balance. In: Healthy Lifestyle. Nutrition and healthy eating, www.mayoclinic.org.


Multivitamine verbessern das Gedächtnis bei den Älteren

 

Im höheren Alter nehmen die kognitiven Leistungen ab, z. B. im Gedächtnis oder in der Konzentration. Möglicherweise kann die gute Versorgung mit Mikronährstoffen dazu beitragen, die kognitiven Leistungen bei älteren Menschen zu verbessern, wie eine aktuelle Studie zeigt.

 

Die kognitiven Fähigkeiten, vor allem die Geschwindigkeit der Verarbeitung von Informationen und das Gedächtnis, verringern sich im höheren Alter. Sie werden von vielen Faktoren beeinflusst, dazu gehören z. B. mentales Training, körperliche Aktivität, Stress, Krankheiten und der Alkoholkonsum. Auch eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, die kognitiven Altersprozesse im Alter zu stärken bzw. ihren Abbau zu verlangsamen. Eine Reihe von Beobachtungstudien deutet darauf hin, dass eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen, mit Vitaminen, Mineralien etc., die kognitiven Leistungen im höheren Alter verbessern könnten. Bisher gibt es dazu jedoch nur wenige größere und längerfristig durchgeführte (randomisierte) Studien, die zum Teil auch nicht einheitlich sind. Ein Team von Forschern aus den USA untersuchte die Beziehungen im Rahmen einer Zusatzstudie zu einer Untersuchung über Nahrungsergänzungen (COSMOS, COcoa Supplement and Multivitamin Outcomes Study). Darin wurden Multivitamine/Mineralien und Flavanole (sekundäre Pflanzenstoffe) im Vergleich zu einem Placebo bei rund 21.000 älteren Männern und Frauen (ab 65 Jahren) in Bezug auf kardiovaskuläre und krebsbedingte Ereignisse im Lauf von rund dreieinhalb Jahren geprüft. Begleitend wurden zwei kognitive Zusatzstudien durchgeführt.

 

In der COSMOS-Mind-Studie berichteten rund 2.200 Teilnehmer über ihre kognitiven Leistungen. Diese hatten sich mit der Aufnahme von Multivitaminen/Mineralien verbessert, der Effekt war bei Teilnehmern mit einer Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Krankheiten stärker ausgeprägt. In der zweiten Zusatzstudie COSMOS-Web wurden die Wirkungen von Multivitaminen/Mineralien ein Jahr nach Beginn der Studie auf den Hippocampus geprüft. Er gehört im Gehirn zum limbischen System, ist vor allem an der Gedächtnisbildung beteiligt und möglicherweise besonders anfällig für die Auswirkungen des normalen Alterns. Einige Studien hatten bereits gezeigt, dass Nahrungsergänzungen sich positiv auf den Hippocampus ausgewirkt hatten. Natürlich hängen alle kognitiven Leistungen auch von den Netzwerken der Hirnregionen ab. Multivitamine/Mineralien könnten zusätzlich auf andere Hirnregionen einwirken, um die kognitiven Leistungen im Alter zu verbessern.

 

In diesen COSMOS-Studienzweig waren ab 2016 rund 3.600 Teilnehmer einbezogen. Ihre Ernährung entsprach weitgehend den üblichen Ernährungsweisen in den USA. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt täglich ein Präparat mit Multivitaminen/Mineralien (Vitamine A, C, D, E, K und die B-Vitamine, dazu die Mineralien, einschließlich der Spurenelemente, sowie die Carotinoide Lutein und Lykopin). Die andere Gruppe nahm zum Vergleich ein Placebo ein. Bei allen Teilnehmern wurden mit verschiedenen Tests die neuropsychologischen Fähigkeiten und Veränderungen der kognitiven Leistungen geprüft, die typischerweise bei älteren Menschen auftreten. Speziell wurden messbare Veränderungen im episodischen Gedächtnis, d. h. bei der unmittelbaren Erinnerung, nach einem und nach drei Jahren untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass sich in der Gruppe mit Multivitaminen/Mineralien nach einem Jahr die unmittelbare Gedächtnisleistung und die Erinnerungsleistung verbessert hatten.

 

Das bestätigte sich dann auch in den drei Jahren der weiteren Beobachtung. Die Forscher schätzen, dass die Multivitamine/Mineralien die Gedächtnisleistung gegenüber dem Placebo um das Äquivalent von 3,1 Jahren der altersbedingten Veränderungen verbesserten. Andere Einflüsse auf die Gedächtnisleistungen (z. B. exekutive Funktionen) wurden nicht beobachtet. Die Forscher heben hervor, dass auch wenn die Wirkungen gering erscheinen mögen und möglicherweise nicht für alle älteren Menschen gleichermaßen deutlich spürbar sind, selbst kleinere Effekte zu größeren gesundheitlichen Vorteilen führen. Untersucht wurde hier auch, ob die Multivitamine/Mineralien Teilnehmer mit einer Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Krankheiten unterschiedlich beeinflussten. Bei ihnen wurde zu Beginn der Studie eine schlechtere Gedächtnisleistung im Vergleich zu den anderen festgestellt. Nach einem Jahr Ergänzung mit Multivitaminen/Mineralien hatten sich ihre Leistungen auf ein Niveau erholt, das mit den anderen Teilnehmern vergleichbar war.

 

Daraus lässt sich schließen, dass Multivitamine/Mineralien die bei Teilnehmern mit kardiovaskulären Krankheiten beobachteten Defizite an Mikronährstoffen abmildern könnten. Sie sind möglicherweise die Ursache für die geringeren Leistungen im Gedächtnis bzw. tragen dazu bei. Da auch bekannt ist, dass niedrige Konzentrationen von Vitaminen, z. B. der Vitamine B12 und D mit dem kognitiven Abbau und Demenz-Krankheiten verbunden werden, untersuchten die Forscher bei einer kleinen Gruppe die Vitamin-Konzentrationen im Blut. Mit Multivitaminen/Mineralien stiegen die (Serum-)Werte von Folat, Vitamin B12 und Vitamin D an.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der COSMOS-Web-Studie belegen, dass die Einnahme von Multivitaminen/Mineralien dazu beitragen kann, die kognitiven Fähigkeiten im Alter längerfristig zu erhalten oder zu verbessern. Die tägliche Einnahme verbesserte im Vergleich zum Placebo die verbale Gedächtnisleistung bei den älteren Erwachsenen. Dieser Effekt hielt über die gesamte dreijährige Studienzeit an. Die Einnahme von Multipräparaten mit Mikronährstoffen ist eine vielversprechende, sichere und leicht zugängliche Methode zur Stärkung der kognitiven Gesundheit im höheren Lebensalter. Sie könnte dazu beitragen, den kognitiven Abbau im Alter möglicherweise über längere Zeiten hinweg zu verlangsamen. Die Beziehungen zwischen Multivitaminen/Mineralien sollten bei älteren Menschen in Bezug auf die kognitiven Leistungen weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Umfassende Multi-Formeln mit Vitaminen, Mineralien, einschließlich der selteneren Spurenelemente, enthalten oft auch eine Reihe von sekundären Pflanzenstoffen und anderen Mikronährstoffen, die für die Gesundheit wichtig sind. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle
Lok-Kin Yeung et al., Multivitamin Supplementation Improves Memory in Older Adults. A Randomized Clinical Trial. In: The American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 118, Nr. 1, Juli 2023, S. 273-282, doi: 10.1016/j.ajcnut.2023.05.011.


Mikronährstoffe bei Multimorbidität im Alter 

 

Viele ältere Menschen sind gleichzeitig von mehreren chronischen Störungen der Gesundheit betroffen. Eine gute Ernährung könnte mit der guten Versorgung von Mikronährstoffen möglicherweise dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern.

 

Multimorbiditäten kommen vor allem bei Menschen im höheren Alter vor, die unter mehreren degenerativen und chronischen Krankheiten leiden. Sie nehmen etwa ab 65 Jahren deutlich zu. Zur Therapie werden dann oft dauerhaft mehrere Medikamente benötigt, die auch untereinander agieren, dazu gehören auch die Wirkungen und Nebenwirkungen. Ob und wie die Ernährung die Multimorbidität beeinflussen kann, das ist bisher noch weitgehend unbekannt. Aufgrund der vielfältigen Wirkungen von Vitaminen, Mineralien und anderen Mikronährstoffen lässt sich vermuten, dass sie möglicherweise auch dazu beitragen könnten, die Beschwerden bei Multimorbidität zu lindern und eventuell auch unerwünschte Wirkungen von Medikamenten zu verringern. Eine Gruppe spanischer Forscher untersuchte daher in einer Studie die Beziehungen zwischen Multimorbidität und Mikronährstoffen bei älteren Menschen.

 

Einbezogen waren knapp 1.500 Teilnehmer ab 65 Jahren (im Durchschnitt 71 Jahre, knapp 58 % Männer), die an einer Seniorenstudie beteiligt waren (Senioren-ENRICa II-Kohorte). Bei allen Teilnehmern wurden zu Beginn (2015-2017) die individuellen Ernährungsweisen mit einem Ernährungsprotokoll erfasst. Daraus wurde die Zufuhr von 10 wichtigen Mikronährstoffen bestimmt, das galt für Kalzium, Magnesium, Kalium, Jod und Zink sowie für die Vitamine A, C, D, E und Folsäure. Für alle Teilnehmer lagen außerdem Informationen über die Diagnosen zu vorhandenen Krankheiten vor, die bis 2021 gestellt wurden. Von einer Multimorbidität gingen die Forscher dann aus, wenn ≥6 chronische Erkrankungen bei einem einzelnen Teilnehmer vorlagen. Die Beobachtung der Teilnehmer wurde im Durchschnitt knapp fünf Jahre lang durchgeführt. In dieser Zeit kam es bei den Teilnehmern zu 561 Fällen von Multimorbidität. Teilnehmer mit der höchsten Versorgung an Mikronährstoffen hatten im Vergleich zu den niedrigsten Aufnahmen ein geringeres Risiko für die Multimorbidität (HR 0,75). Andere Einflüsse, z. B. aufgrund von soziodemografischen Faktoren und der Lebensweise, wurden nicht festgestellt.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Höhere Aufnahmen von Mikronährstoffen (bzw. der Mikronährstoff-Index) waren in dieser Studie mit einem geringeren Risiko für die Multimorbidität bei den älteren Teilnehmern verbunden. Eine verbesserte Zufuhr an Vitaminen und Mineralien etc. könnte dazu beitragen, die Multimorbidität bei älteren Erwachsenen zu verringern oder gar zu verhindern.

 

Unser Tipp: Multivitamine/Mineralien und andere Mikronährstoffe sind für eine gute Versorgung gerade im Alter sehr wichtig. Bei Multimorbidität sollte besonders auf eine gute Bioverfügbarkeit und Verträglichkeit der Inhaltsstoffe geachtet werden.

 

Quelle
Veronica Vega-Cabello et al., Dietary Micronutrient Adequacy and Risk of Multimorbidity in Community-dwelling Older Adults. In: The American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 118, Nr. 1, Juli 2023, S. 34-40.


Multivitamine und -mineralien stärken die Gesundheit älterer Männer

 

Ältere Menschen haben einen erhöhten Bedarf an Mikronährstoffen, Defizite kommen bei ihnen häufiger vor. Ergänzungen von Multivitaminen und -mineralien können ihren Mikronährstoff-Status verbessern und so zur Gesundheit beitragen. Dies wurde jetzt in einer kleinen Studie bei älteren Männern untersucht.

 

Eine ausgewogene Ernährung mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse liefert viele Mikronährstoffe, die der Mensch für einen normalen Stoffwechsel und die körperlichen Funktionen benötigt. Doch längst gibt es Hinweise, dass trotz einer gesunden Ernährung nicht immer die ausreichende Versorgung mit allen nötigen Vitaminen und Mineralstoffen gesichert ist. Besonders ältere Menschen ab 65 Jahren haben ein erhöhtes Risiko für Defizite an den Mikronährstoffen. Einer der Gründe dafür ist, dass im höheren Alter der Bedarf und die Zufuhr an Kalorien meist abnimmt, damit verbunden sind auch geringere Aufnahmen von einzelnen oder mehreren Vitaminen und Mineralien. Entsprechend beeinträchtigt wird dann der Mikronährstoff-Status, die Konzentration von Vitaminen und Mineralien im Blut. Im Alter verändern sich oft die Ernährungsweisen, hinzu kommen auch körperliche Belastungen, z. B. durch Krankheiten, Medikamente oder durch einen geringeren Geschmack oder Geruch, was die Ernährung beeinflusst.

 

Möglich ist auch eine erhöhte Verwertung von Mikronährstoffen. Akute oder chronische Entzündungen, an denen Ältere häufiger leiden, können die zirkulierende Konzentrationen verschiedener Vitamine und Mineralien verringern. Aus solchen Gründen kann es schwieriger werden, den Bedarf an Nährstoffen zu decken und aufrechtzuerhalten. Daher wird älteren Menschen oft empfohlen, täglich ein Präparat mit Multivitaminen und -mineralien einzunehmen. Damit können Mikronährstoffe auch in Mengen und Formen bereitgestellt werden, die besser bioverfügbar sind. Bisher gibt es über die Wirkung bei älteren Menschen nur relativ wenige Studien. Eine Gruppe von Forschern aus den USA führte nun eine kleinere Untersuchung durch. Sie konzentrierte sich auf Männer, da von ihnen bekannt ist, dass sich ihre Ernährung und der Lebensstil mit dem zunehmenden Alter eher negativ auf den Mikronährstoff-Status auswirken.

 

An der (randomisierten, placebo-kontrollierten, doppelblinden) Studie nahmen 35 gesunde, ältere Männer (> 67Jahre) teil. Alle wurden ausführlich zu ihrer Ernährung befragt. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die eine nahm sechs Monate lang täglich eine Ergänzung mit Vitaminen und Mineralien ein, die andere erhielt zum Vergleich ein Placebo. Bestimmt wurden zu Beginn und am Ende der Studie der Mikronährstoff-Status der Teilnehmer, um Veränderungen in Biomarkern zwischen Ergänzungen und Placebo zu prüfen. Gemessen wurden (im Blut) die Vitamine A, C, D, E und K sowie die B-Vitamine B6, B12 und Folat sowie Carotinoide, dazu die Mineralien Kupfer, Zink, Eisen, Magnesium und Selen. Bestimmt wurde auch der Sauerstoffverbrauch in den Monozyten (Art der weißen Blutkörperchen) als Indikator für den Zellstoffwechsel. Damit lässt sich prüfen, ob der Mikronährstoff-Status die metabolische Energieproduktion der Zellen beeinflusst. Am Beginn der Studie zeigten sich bei den Männern einige Defizite in der Ernährung. Bei vielen entsprach die Zufuhr verschiedener Mikronährstoffe nicht der empfohlenen Tagesdosis für ältere Erwachsene, obwohl sie sich ausgewogen ernährten. Bei 33 der 35 Teilnehmer zeigten sich suboptimale Werte für mindestens ein oder mehrere Vitamine.

 

Das betraf vor allem die Vitamine C, B12 und Calcidiol (hydroxyliertes Vitamin D3), aber auch die Vitamine E, B6, K und Folat. Bei den Mineralien waren jedoch keine deutlichen Mängel vorhanden. Nach sechs Monaten wurden einige Unterschiede zwischen den Teilnehmern mit den Mikronährstoff-Ergänzungen und dem Placebo festgestellt. Die Ergebnisse zeigten, dass die gesunden, älteren Männer positiv auf die Ergänzung von Multivitaminen/Mineralien reagierten. Ihr Vitaminstatus hatte sich bis zum Ende der Studie verbessert, während er bei den Teilnehmern der Placebogruppe entweder unverändert blieb oder sich gar verschlechtert hatte. Am stärksten ausgeprägt war der Anstieg von Vitamin B6, das mit dem Placebo unverändert blieb. Verbessert hatten sich auch die Werte der fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K) und die Carotinoide, das galt besonders für Vitamin E, Beta-Carotin und Calcidiol. Bei den Mineralien gab es in beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Mit den Mikronährstoffen zeigte sich auch ein geringerer Rückgang der Sauerstoff-Verbrauchsrate bei den Monozyten. Dies könnte sich positiv auf die Funktionen der Mitochondrien (Energiekraftwerke der Zellen) auswirken, den Energiestoffwechsel im Alter fördern und günstig auf die Gesundheit des Immunsystems wirken.

 

Die Forscher ziehen das Fazit. In dieser Studie mit gesunden, älteren Männern und einer ausgewogenen Ernährung wurden anfangs bei den Teilnehmern einige Defizite an Vitaminen und Mineralien festgestellt. Die Einnahme eines Multipräparates konnte den Status vor allem bei den Vitaminen verbessern. Multi-Vitamine und -Mineralien richten sich auf eine generell bessere Versorgung mit vielen nötigen Mikronährstoffen und nicht auf den spezifischen Bedarf an einzelnen Substanzen. Sie können den Mikronährstoff-Status bei älteren Männern und auch die Stoffwechsel-Funktionen in den Zellen sowie im Körper verbessern. Diese Beziehungen sollten künftig weiter untersucht werden, das gilt z. B. auch bei verschiedenen Altersgruppen und bei den Frauen sowie speziell bei Übergewicht oder vorhandenen Krankheiten.

 

Unser Tipp: Multivitamine/Mineralien gibt es in verschiedenen, komplexen Zusammensetzungen, auch für spezielle Bedürfnisse. Das reicht von Basis-Formeln über spezielle Mischungen, z. B. für Frauen, bei starkem Stress oder bestimmten Krankheiten. Wichtig ist jeweils die gute Bioverfügbarkeit der einzelnen Inhaltsstoffe.

 

Quelle:
Alexander J. Michels et al., Multivitamin/Multimineral Supplementation Prevents of Reverses Decline in Vitamin Biomarkers and Cellular Energy Metabolism in Healthy Older Men: A Randomised, Double-Blind, Placebo-Controlled Study. In: Nutrients, online 09.06.2023, doi: 10.3390/nu15122691.


 

 

Beerenfrüchte enthalten reichlich Mikronährstoffe, darunter Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe. Immer mehr Studien bestätigen ihr Potenzial, die Gesundheit zu fördern. Das gilt vor allem für Heidelbeeren, wie zwei neue Studien zeigen.

 

Beerenfrüchte, darunter Heidelbeeren und viele andere, enthalten ein breites Spektrum von Mikronährstoffen, dazu gehören Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe (z. B. Polyphenole). Einige Studien bestätigen ihr gesundheitsförderndes Potenzial, z. B. gegen den oxidativen Stress, Entzündungen, vaskuläre Dysfunktionen (der Blutgefäße) und zahlreiche Störungen im Stoffwechsel. Die meisten Nachweise stammen aus experimentellen Untersuchungen, noch fehlt es an genügenden Beobachtungen beim Menschen. Zwei neue Studien unterstützen jetzt die Wirkungen von Heidelbeeren beim metabolischen Syndrom und bei den kognitiven Funktionen älterer Menschen.

 

Zum metabolischen Syndrom gehören verschiedene Risikofaktoren, starkes Übergewicht der Bauchregion (abdominale Adipositas), Fettstoffwechsel-Störungen, Glukoseintoleranz und/oder Insulinresistenz sowie Bluthochdruck. Das metabolische Syndrom führt zu erhöhtem oxidativen Stress, Entzündungen und vaskulären Dysfunktionen. Es gibt zunehmend mehr Nachweise, dass Beeren mit den enthaltenen bioaktiven Substanzen (Polyphenole etc.) eine Rolle bei der Vorbeugung und Milderung der mit dem metabolischen Syndrom verbundenen Risikofaktoren spielen könnten. Eine Gruppe von Forschern aus Italien und den USA stellte die neueren Kenntnisse über die Wirkungen von Beeren aus Interventions-Studien beim Menschen vor. Einbezogen waren Studien mit Personen, bei denen das metabolische Syndrom festgestellt wurde (mindestens drei der fünf Parameter). Die Forscher konnten 17 Studien in ihre Auswertung einbeziehen.

 

Die meisten konzentrierten sich auf Blaubeeren (6 Studien) sowie auf Cranberries und Aronia (Apfelbeere), für andere Beerensorten waren nur wenige oder keine Studien verfügbar. Blaubeeren und Aronia wirkten sich am stärksten positiv auf das metabolische Syndrom, speziell auf das Lipid-Profil (Cholesterinwerte LDL, HDL, Triglyceride) aus. Für andere Parameter (Körpergröße, -gewicht etc.) sowie für den Blutdruck und Nüchtern-Blutzucker waren die Ergebnisse nicht einheitlich. Untersucht wurden auch Marker für die Gefäßfunktionen, den oxidativen Stress und Entzündungen. Nach dem Verzehr verschiedener Beeren zeigten sich positive Wirkungen auf Entzündungen (geringere proentzündliche Zytokine).

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Bisher gibt es noch relativ wenig Nachweise für die Rolle von Beeren bei der Beeinflussung des Lipid-Profils und von Entzündungen bei Patienten mit dem metabolischen Syndrom. Die verfügbaren Ergebnisse lassen jedoch auf mögliche Wirkungen schließen. Die Beziehungen zwischen Beerenfrüchten und den enthaltenen Mikronährstoffen sollten in Bezug auf das metabolische Syndrom weiter untersucht werden. Beeren könnten eine Ernährungs-Strategie sein, um dem metabolischen Syndrom vorzubeugen bzw. die damit verbundenen Beschwerden zu verringern.

 

Eine Gruppe englischer Forscher beschäftige sich mit den Wirkungen von Heidelbeer-(Poly)phenolen auf die Gefäßfunktionen und kognitiven Leistungen. Ob sie mit einem Anstieg des Blutflusses im Gehirn und in den Gefäßen oder auch mit Veränderungen in der Darm-Mikrobiota zusammenhängen, das ist bisher nicht bekannt. In ihre Studie waren 61 gesunde, ältere Personen im Alter von 65 bis zu 80 Jahren einbezogen. Die Teilnehmer erhielten 12 Wochen lang täglich entweder 26 g Heidelbeer-Extrakt (entspricht 178 g Frischgewicht, enthalten waren 302 mg Anthocyane) oder zum Vergleich ein Placebo. Untersucht wurden am Beginn und Ende der Studienzeit bei den Teilnehmern die Gefäßfunktionen (FMD, flussvermittelte Dilatation, Wert für Gefäß-Dysfunktionen), die kognitiven Funktionen, die arterielle Steifigkeit (Vorläufer der Arteriosklerose), Blutdruck, die Versorgung des Gehirns mit Blut (zerebraler Blutfluss) sowie Blut-Parameter und das Darm-Mikrobiom. Im Plasma und Urin wurden auch die (Poly)phenol-Metaboliten bestimmt.

 

In der Gruppe mit dem Heidelbeeren-Extrakt wurde im Vergleich zur Placebo-Gruppe ein signifikanter Anstieg der FMD-Werte und eine Senkung des systolischen Blutdrucks über 24 Stunden festgestellt. Bei Lernaufgaben zeigte sich mit den Heidelbeer-Extrakten eine verbesserte unmittelbare Erinnerung sowie eine bessere Genauigkeit bei wechselnden Aufgaben. Die 24-Stunden-Gesamtausscheidung von (Poly)phenolen im Urin stieg im Vergleich zum Placebo signifikant an. Auf den zerebralen Blutfluss und die Darm-Mikrobiota zeigten sich keine Auswirkungen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die tägliche Einnahme eines Heidelbeeren-Extraktes verbesserte einige vaskuläre und kognitive Funktionen und verringerte den systolischen 24-Stunden-Blutdruck bei gesunden Älteren. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Polyphenole aus Heidelbeeren dazu beitragen könnten, das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten bei älteren Menschen zu verringern. Dabei lassen sich möglicherweise auch episodische Gedächtnisprozesse und die kognitive Kontrolle (exekutive Funktionen) älterer Menschen mit einem Risiko für den Abbau kognitiver Leistungen verbessern.

 

Unser Tipp: Extrakte aus Beerenfrüchten mit ihren breiten gesundheitlichen Wirkungen sind auch in vielen Nahrungsergänzungen enthalten.

 

Quelle: 
Samuele Venturi et al., Berry Dietary Interventions in Metabolic Syndrome: New Insights. In: Nutrients, online 14.4.2023, doi: 10.3390/nu15081906.
Eleanor Wood et al., Wild blueberry (poly)phenols can improve vascular function or cognitive performance in healthy oder individuals: a double-blind randomised controlled trial. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 23.3.2023, doi: 10.1016/j.ajcnut.2023.03.017.


Anthocyane verringern schädliche Folgen des Übergewichts

 

Starkes Übergewicht steigt weltweit an, das erhöht die Risiken für Folgekrankheiten. Einige sekundäre Pflanzenstoffe könnten dazu beitragen, solche Folgen zu senken. Das gilt besonders für Anthocyane, sie könnten die mit Übergewicht verbundenen Entzündungen und den oxidativen Stress verringern.

 

In den letzten Jahrzehnten wandelte sich die Ernährung weltweit aufgrund vieler sozioökonomischer und demografischer Veränderungen. Allgemein verschoben sich die traditionellen Ernährungsweisen hin zu einer Ernährung, die mehr Fette, Zucker und industriell verarbeitete Lebensmittel enthält. Dieses ungesunde Ernährungsmuster, allgemein als westliche Ernährung bezeichnet, ist durch die starke Zunahme von kalorienreichen Lebensmitteln, gesättigten Fettsäuren, Omega-6-Fettsäuren und Transfettsäuren, gekennzeichnet. Verringert ist der Anteil an gesunden Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen, weil nur wenig frisches Obst und Gemüse verzehrt wird. Zu hoch ist weiter der übermäßige Konsum von Salz, raffiniertem Zucker und Zusatzstoffen aus stark verarbeiteten Lebensmitteln. Mit einer langfristig kalorienreichen, ungesunden Ernährung kommt es auch zu stärkeren Belastungen durch Umweltverschmutzung und Aufnahmen von Xenobiotika (Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker etc.).

 

Damit verbunden sind ein hohes Maß an oxidativem Stress und die zu geringe Bewegung. Aufgrund dieser drastischen Veränderungen der weltweiten Ernährungs- und Lebensgewohnheiten sind Übergewicht und Adipositas (starkes Übergewicht ab BMI 30) in allen Regionen deutlich angestiegen. Damit erhöht sich das Risiko für verschiedene Krankheiten, dazu gehören der Typ-2-Diabetes, Fettleber- und Herz-Kreislauf-Krankheiten, einige Krebsarten sowie Probleme des Bewegungsapparats und der psychischen Gesundheit.

 

Ein typisches Kennzeichen der Adipositas sind anhaltende, systemische Entzündungen niedrigen Grades, die auch als metabolische Entzündungen bezeichnet werden. Sie entstehen durch Fehlfunktionen im Immunsystem und fördern chronische, nicht infektiöse Entzündungen. Sie haben bei der Entstehung und dem Verlauf von Stoffwechsel-Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Schlüsselrolle und sind eng mit dem oxidativen Stress verbunden. Verschiedene Faktoren der Ernährung können diese Prozesse beeinflussen. Bestimmte Lebensmittel und eine Reihe von Mikronährstoffen können dazu beitragen, die negativen Folgen der Adipositas zu verringern, indem sie die metabolischen Entzündungen und den oxidativen Stress senken. Dazu gehören einige sekundäre Pflanzenstoffe, besonders Polyphenole, die zur Kontrolle von Entzündungen und dem oxidativen Stress beitragen können.

 

Zu ihren wichtigsten Untergruppen gehören Flavonoide, zu denen u.a. Anthocyane gehören, die für ihre starken antioxidativen Wirkungen bekannt sind. Sie verleihen vielen Früchten die leuchtenden Farben und sind z. B. reichlich in verschiedenen Beeren enthalten. Experimentelle Studien zu Anthocyanen deuten darauf hin, dass sie die Insulinwirkung und den Energiestoffwechsel verbessern und dazu beitragen könnten, die mit Fettleibigkeit verbundenen Entzündungen besser zu kontrollieren. Eine Gruppe von Forschern aus Brasilien und Großbritannien stellte in einer Übersicht die aktuellen Kenntnisse zur Struktur und Bioaktivität von Anthocyanen und ihre Wirkungen auf metabolische Entzündungen vor.

 

Die Auswertung relevanter Studien zeigte, dass sowohl experimentelle als auch Human-Studien darauf hindeuten, dass Anthocyane aus unterschiedlichen Quellen entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften haben und auch die Darm-Mikrobiota positiv beeinflussen können. Anthocyane könnten auch den Stoffwechsel positiv modulieren, z. B. mit einer verbesserten Insulinsensitivität, die für die Prävention und Therapie von Krankheiten im Zusammenhang mit Fettleibigkeit wichtig ist. Anthocyane könnten auch die durch Übergewicht bedingten Störungen der Darm-Mikrobiota, des oxidativen Stresses und von Entzündungen abmildern. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, Anthocyane als therapeutisches Mittel bei Menschen mit Fettleibigkeit einzusetzen.

 

Unser Tipp: Für die Unterstützung der metabolischen Gesundheit sowie zur Linderung des oxidativen Stresses gibt es eine Reihe spezieller Nahrungsergänzungen mit pflanzlichen Extrakten und anderen wichtigen Mikronährstoffen.

 

Quelle: 
Aline B. Santamarina et al., Anthocyanins ameliorate obesity-associated metainflammation: Preclinical and clinical evidence. In: Nutrition Research, online 20.4.2023, doi: 10.1016/j.nutres.2023.04.004.


Gesunder Lebensstil verbessert die Prävention nach Brustkrebs

 

Frauen, die durch eine Brustkrebs-Krankheit ein erhöhtes Risiko für die weiteren gesundheitlichen Perspektiven haben, können langfristig von einem besseren Lebensstil profitieren. Dazu gehören mehr Körperbewegung, ein normales Gewicht, die gesunde Ernährung und der Verzicht auf das Rauchen.

 

Ein ungesunder Lebensstil ist für einen Teil der Brustkrebs-Erkrankungen verantwortlich, der Anteil wird nach einigen (epidemiologischen) Studien auf rund ein Viertel geschätzt. Ein gesunder Lebensstil kann zur Prävention beitragen. Dazu gehören die regelmäßige Bewegung und ein normales Gewicht. Wichtig ist auch die gesunde Ernährung mit dem erhöhten Verzehr von Obst und Gemüse, weniger rotes und verarbeitetes Fleisch, weniger zuckergesüßte Getränke sowie weniger Alkohol und der Verzicht auf das Rauchen. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher untersuchte, ob diese Regeln für den verbesserten Lebensstil auch Frauen, die an Brustkrebs erkrankt waren, langfristig helfen könnten, ihre Gesundheit zu verbessern. Sie führten dazu eine (Beobachtungs-)Studie mit 1.340 Teilnehmerinnen durch.

 

Die Frauen waren Jahre zuvor (2005 bis 2010) an Brustkrebs erkrankt und wurden mit einer Chemotherapie behandelt. Sie hatten durch ihre Tumorgröße und/oder den Befall der Lymphknoten ein erhöhtes Risiko für die weiteren gesundheitlichen Perspektiven (Rückfall, Krebstod). Vor und während der Therapie sowie ein und zwei Jahre danach wurden die Frauen eingehend zu ihrem Lebensstil befragt. Diese Angaben konnten in einer Folgestudie, im Durchschnitt knapp acht Jahre nach der Krankheit, zu den Vorkommen von Brustkrebs-Rückfällen, Sterbefällen und zum Lebensstil in Beziehung gesetzt werden.

 

Im Lauf der Beobachtungszeit waren in dieser großen Gruppe von Brustkrebs-Patientinnen 310 Fälle von Krebs-Rezidiven und 222 Todesfälle aufgetreten. Die Forscher werteten für alle Teilnehmerinnen die einzelnen Faktoren des Lebensstils aus. Es gab 1 Punkt für die Einhaltung jeder einzelnen Veränderung des Lebensstils bei starker Einhaltung, 1/2 Punkt für eine gewisse Einhaltung und 0 Punkte bei Nichteinhaltung. Maximal waren für alle Lebensstil-Veränderungen 7 Punkte zu erreichen, der Tiefstwert lag bei 0 Punkten. Die Ergebnisse zeigten, dass Frauen, die im oberen Drittel beim gesunden Lebensstil lagen, ein um 37 % geringeres Risiko für ein Brustkrebs-Rezidiv hatten. Ihr Risiko für den Krebstod war noch deutlicher um 58 % gesunken. Beides galt im Vergleich zu den Teilnehmerinnen mit den geringsten Werten beim Lebensstil.

 

Die schützende Wirkung eines gesunden Lebensstils war bei allen Brustkrebsarten nachweisbar. Die Forscher heben hervor, dass dies auch bei einer besonders aggressiven Brustkrebsart (triplenegativer Brustkrebs) der Fall war. Bei den einzelnen Faktoren wirkten sich in Bezug auf das weitere Krebsrisiko besonders positiv der Verzicht auf das Rauchen, regelmäßige Bewegung, der erhöhte Verzehr von Obst und Gemüse und der geringe Konsum von zuckergesüßten Getränken aus.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: In dieser Studie hatten Brustkrebs-Patientinnen mit einem gesünderen Lebensstil langfristig bessere gesundheitliche Perspektiven für die weitere Prävention. Die stärkste Einhaltung der Empfehlungen für einen gesünderen Lebensstil war signifikant mit einem verringerten Wiederauftreten der Krebskrankheit und einem geringeren Risiko für Krebs-Sterbefälle verbunden. Auch wenn aus einer Beobachtungs-Studie keine Ursachen abgeleitet werden können und diese Ergebnisse weiter geprüft werden müssen, zeichnet sich hier erstmals die positive Wirkung eines allgemein gesunden Lebensstils für Brustkrebs-Patientinnen ab. Die Forscher fordern dazu auf, die Patientinnen besser über Zusammenhänge mit dem Lebensstil aufzuklären und sie bei der Umsetzung der einzelnen Aspekte des gesünderen Lebensstils, vor allem mehr Bewegung und gesunde Ernährung etc., besser zu unterstützen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der gesündere Lebensstil langfristig beibehalten wird

 

Unser Tipp: Zu einer gesunden Ernährung nach einer Krebskrankheit gehört auch die gute Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, darunter z. B. Vitamine, Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe, Antioxidantien und gesunde Fettsäuren. Bei Bedarf können Nahrungsergänzungen zu ihrer guten Versorgung beitragen.

 

Quelle:
Rikki A. Cannioto et al., Adherence to Cancer Prevention Lifestyle Recommendations Before, During, and 2 Years After Treatment for High-risk Breast Cancer. In: JAMA Network Open, online 4.5.2023, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.11673.


Curcumin kann auf die Gewichtsreduktion einwirken

 

Ein starkes Übergewicht wird durch anhaltendes Ungleichgewicht zwischen der Zufuhr an Energie und ihrem Verbrauch verursacht. Folgen sind eine übermäßige Fettansammlung und Funktionsstörungen im Fettgewebe, woraus weitere Krankheiten entstehen können. Ergänzungen von Curcumin könnten dazu beitragen, die Belastungen des Fettstoffwechsels zu verringern.

 

Weltweit nahmen die Vorkommen von starkem Übergewicht (Adipositas, ab BMI 30) in den letzten Jahrzehnten zu. Auch in Deutschland stieg der Anteil der Übergewichtigen stetig, er liegt jetzt bei rund 54 % in der erwachsenen Bevölkerung, Männer sind davon häufiger betroffen als Frauen. Der Anteil der Adipositas beträgt knapp 20 % für beide Geschlechter, und es gilt außerdem, dass Übergewicht und Adipositas im höheren Alter häufiger sind. Damit verbunden ist ein erhöhtes Risiko für viele Krankheiten, das gilt vor allem für den Typ-2-Diabetes, Störungen im Fettstoffwechsel (Dyslipidämie), die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD), Herz-Kreislauf-Krankheiten und das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS). Zu den Mechanismen, welche die Adipositas mit stoffwechselbedingten Krankheiten verbinden, gehört ein proentzündlicher Zustand.

 

Er geht mit dem übermäßigen Körperfett einher, das gilt besonders für das viszerale Fettgewebe in der Bauchregion. Es besteht aus hormonell aktiven Fettzellen, die sich um die dort liegenden Organe ansammeln. Die viszerale Adipositas führt zu chronischen, niedriggradigen Entzündungen durch die Bildung proentzündlicher Zytokine (TNF α, IL-6), zusammen mit einer Senkung des zirkulierenden Adiponektins (Gewebshormon).

 

Eine pflanzliche Ernährung oder auch einige pflanzliche Arzneimittel könnten zur Gewichtsreduktion beitragen. Sehr interessant ist dabei Kurkuma (Curcuma longa), das zur Familie der Ingwergewächse gehört. Durch antioxidative, entzündungshemmende, antikarzinogene, -diabetische und -hyperlipidämische Eigenschaften wird Kurkuma in Asien seit langem als traditionelles Heilmittel verwendet. Das enthaltene Curcumin, ein gelbes, kristallines, lipophiles Polyphenol, ist darin die bioaktivste Verbindung mit starken antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Es zeigte sich, dass Curcumin bei Krankheiten wie dem Metabolischen Syndrom, Typ-2-Diabetes, Hyperlipidämie (Störung im Fettstoffwechsel) und Alzheimer-Erkrankungen einige therapeutische Vorteile hat. Studien zeigten auch, dass Curcumin die Gewichtsabnahme fördern und Komplikationen im Zusammenhang mit Adipositas lindern kann.

 

Doch die Ergebnisse waren bisher nicht einheitlich. Das konnte z. B. daran liegen, dass Wirkungen von Curcumin durch eine geringe Bioverfügbarkeit und einer schlechten Absorption im Magen-Darm-Trakt sowie durch einen schnellen Stoffwechsel und Ausscheidung aus dem Körperkreislauf eingeschränkt werden. Die orale Bioverfügbarkeit von Curcumin in Nahrungsergänzungen wurden inzwischen mit verschiedenen Methoden verbessert, z. B. mit Phospholipid-Komplexen (erhöhte Wasserlöslichkeit des lipophilen Curcumins), Liposomen und Nanopartikeln. Eine Gruppe von Forschern aus Thailand führte dazu ein umfassendes Review und eine Meta-Analyse durch, um die Wirkung verschiedener Curcumin-Ergänzungen auf den Body-Mass-Index, das Körpergewicht, den Taillenumfang und den Grad der Adipositas sowie auf begleitende Krankheiten zu prüfen.

 

Für die Analyse konnten schließlich 50 Studien mit knapp 3.000 Teilnehmern ausgewertet werden. Die Ergebnisse zeigten, dass Curcumin-Ergänzungen mit einer signifikanten Verringerung des Body-Mass-Index, des Körpergewichts und des Taillenumfangs verbunden waren. Das galt besonders bei Erwachsenen mit Adipositas und dem Metabolischen Syndrom sowie bei der nichtalkoholischen Fettleber und dem polyzystischen Ovarsyndrom. Zusätzlich zu einem gesünderen Lebensstil könnte die Ergänzung von Curcumin eine Option für die Therapie dieser Patienten bzw. für die Gewichtsreduktion sein. Curcumin-Ergänzungen können durch ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften die Gewichtsabnahme fördern und die mit Fettleibigkeit verbundenen Komplikationen verbessern. Der Nutzen von Curcumin-Ergänzungen scheint bei Erwachsenen mit Adipositas oder dem Typ-2-Diabetes am größten zu sein. Curcumin-Formeln mit einer erhöhten Bioverfügbarkeit sind wegen ihres größeren Behandlungseffekts zu bevorzugen.

 

Unser Tipp: Wir empfehlen Curcuminextrakte als Phytosom bzw. in der Verbindung mit Phosphatidylcholin (Hauptbestandteil der Zellmembranen), das für eine bessere Resorption und Bioverfügbarkeit sorgt.

 

Quelle: 
Chanita Unhapipatpong et al., The effect of curcumin supplementation on weight loss and anthropometric indices: an umbrella review and updated meta-analyses of randomised controlled trials. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 8.3.2023, doi: 10.1016/j.ajcnut.2023.03.006.


Der Selenstatus bei den Europäern

 

Eine unzureichende Versorgung mit Selen kann im höheren Alter dazu beitragen, Alterungsprozesse zu beschleunigen und die Anfälligkeit für altersbedingte Krankheiten zu erhöhen. Das zeigt eine Studie an Erwachsenen in acht europäischen Ländern.

 

Selen ist ein essentielles Spurenelement für die menschliche Gesundheit, das für seine antioxidativen und immunmodulierenden Eigenschaften bekannt ist. Ein Mangel an Selen wird mit zahlreichen Erkrankungen in Verbindung gebracht, die mit dem oxidativen Stress und Entzündungen einhergehen, darunter sind z. B. die Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Die empfohlene Tagesdosis für Selen beträgt in Deutschland für Männer 70 mcg und für Frauen 60 mcg. Das aus der Nahrung aufgenommene Selen reicht jedoch oftmals nicht aus, um den Schutz vor dem oxidativen Stress zu fördern und das Risiko altersbedingter Krankheiten zu verringern. Einige Studien wiesen auf einen Zusammenhang zwischen dem zirkulierenden Selen und seiner antioxidativen Wirkung in Bezug auf die Lebenserwartung hin.

 

Für den Selengehalt im Körper spielen die Ernährung und die geografische Lage eine wesentliche Rolle, da der Selenanteil in den Böden unterschiedlich ist. In selenreichen Regionen enthalten die wichtigsten Nahrungsquellen − Fisch und Meeresfrüchte, Getreide, Vollkornbrot und weißes Fleisch − auch höhere Selenmengen. Europa gehört zu den an Selen ärmeren Gebieten, Tierfutter darf daher in der EU mit Selen angereichert werden.

 

Allgemein gilt, dass die zirkulierenden Spurenelemente, einschließlich von Selen, unabhängig von der Ernährung sehr stark mit dem Altern und den vielen körperlichen und krankhaften Veränderungen, die damit verbunden sind, einhergehen. Bei Selen ist die Gesamtmenge im Plasma sehr wichtig, jedoch sind seine Unterarten für viele biologische Aktivitäten verantwortlich. Als einziges Spurenelement wird Selen (als Selenocystein) in 25 Selenoproteine eingebaut, wobei Selenoprotein P und Glutathionperoxidase (GPX) am häufigsten sind. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention von Entzündungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionen und Krebs. Bislang gab es nur wenige Studien zur Verteilung der Selen-Spezies im Blut und ihre Korrelation mit dem Gesamt-Selen sowie bei verschiedenen Altersgruppen. Ein Team von Forschern aus Deutschland, Griechenland, Italien und den Niederlanden führte dazu nun eine Studie bei Erwachsenen in verschiedenen Gebieten Europas vom Norden bis in den Süden durch, beteiligt waren Finnland, Deutschland, die Niederlande, Belgien, Polen, Österreich, Italien und Griechenland. Untersucht wurden die Werte von Plasma-Selen und anderer Selen-Formen mit ihren metabolischen, entzündlichen und entzündungshemmenden Faktoren in Bezug auf die Alterung und Langlebigkeit.

 

Beteiligt waren 2.200 Teilnehmer von 35 bis zu 75 Jahren aus der allgemeinen Bevölkerung, hinzu kamen 514 Nachkommen von besonders langlebigen Menschen sowie 293 ihrer Partner. Plasma-Selen war positiv mit Albumin (Transportprotein), HDL- und Gesamt-Cholesterin, Fibrinogen (Glykoprotein für die Blutgerinnung) und Triglyzeriden verbunden, eine negative Verbindung zeigte sich zu Homocystein (im Übermaß schädliche Aminosäure). Die Selen-Konzentrationen im Plasma variierten stark in Abhängigkeit vom jeweiligen Land, in dem die Teilnehmer lebten. In Finnland gab es die höchsten, in Polen die niedrigsten Selen-Werte. Relativ niedrige Werte, die in Griechenland, Polen und Österreich beobachtet wurden, könnten den Einsatz von mit Selen angereicherten Lebensmitteln nahelegen, um einem Selen-Mangel entgegenzuwirken. Der Verzehr von mit Selen angereichertem Weizen- oder Maismehl führte zu einem verbesserten Selenstatus, obwohl sich kein Einfluss auf die Biomarker für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, oxidativem Stress und Immunfunktionen zeigte. Die guten Selenwerte in Finnland und Italien könnten auf die Durchführung eines landesweiten Selen-Düngeprogramms bzw. Biofortifikation (durch Zucht angereicherte Mikronährstoffe) bei Kartoffeln, Zwiebeln oder Karotten zurückzuführen sein.

 

Es zeigten sich einige Unterschiede bei den Geschlechtern. Die Plasma-Selenspiegel hatten bei den Frauen ein umgedrehtes U-förmiges Muster, Selen stieg mit dem Alter bis zur Postmenopause an und nahm dann ab. Im Gegensatz dazu zeigte sich bei den Männern ein linearer Rückgang der Selen-Konzentration im Plasma parallel zum Alter. In der Ernährung war ein höherer Fischverzehr und die Aufnahmen von Vitaminen mit erhöhten Selen-Konzentrationen im Plasma verbunden. Fisch ist einer der Hauptfaktoren für die Selenzufuhr in der europäischen Bevölkerung. Beim Plasma-Selen gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen verschiedenen Teilnehmer-Gruppen, sie zeigten sich jedoch in der Selen-Fraktionierung, die vor allem durch den Lebensstil und die Ernährungsweisen beeinflusst wurde, genetische Faktoren wirkten sich nur geringfügig aus. Die Verteilung bei den Selenoproteinen wurde vor allem durch das Alter sowie glukometabolische und entzündliche Faktoren beeinflusst. Bei den Nachkommen von langlebigen Menschen und ihren Partnern zeigten sich durch das gemeinsame Leben in derselben Region sowie die ähnliche Ernährung und Lebensweisen keine Unterschiede.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Ergebnisse aus acht europäischen Ländern zeigen, dass bei der Versorgung mit Selen und seinen verschiedenen Fraktionen vor allem geschlechtsspezifische, ernährungsabhängige und entzündliche Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Sie sind besonders im Lauf der Alterungsprozesse wichtig, wobei es unterschiedliche Entwicklungen bei Männern und Frauen gibt. Bei den Teilnehmern aus Familien mit langlebigen Vorfahren und ihren Partnern zeigten sich jedoch kaum Unterschiede. Die gemeinsame Umgebung und ein ähnlicher Lebensstil auch in der Ernährung beeinflusste die jeweilige charakteristische Selen-Fraktionierung.

 

Unser Tipp: Selen gibt es als Nahrungsergänzung in verschiedenen Verbindungen. In flüssiger Form ist es z. B. gut bioverfügbar, das gilt auch für Selen aus einer biologisch aktiven Pflanzenkultur.

 

Quelle: 
Robertina Giacconi et al., Uncovering the Relationship between Selenium Status, Age, Health, and Dietary Habits: Insights from a Large Population Study including Nonagenarian Offspring from the MARK-AGE Project. In: Nutrients, online 4.5.2023, doi: 10.3390/nu15092182.


Bei pflanzlicher Ernährung auf die Knochengesundheit achten

 

Eine pflanzliche Ernährung muss nicht immer gesund sein, dann können wichtige Mikronährstoffe, z. B. für die Knochengesundheit, fehlen. Bei einem erhöhten Risiko für Osteoporose sollten Vegetarier und Veganer besonders auf die Aufnahme von knochengesunden Nährstoffen achten.

 

Die Osteoporose ist eine weit verbreitete Stoffwechsel-Krankheit der Knochen. Dabei nimmt die Knochenmineraldichte ab, wodurch sich die Knochensubstanz und das Knochensystem verschlechtern. In der Folge kann es vermehrt zu Schmerzen und Knochenbrüchen, z. B. durch Stürze, kommen. Von Osteoporose sind vor allem Menschen ab dem mittleren und im höheren Alter betroffen. Frauen nach der Menopause haben ein erhöhtes Osteoporose-Risiko durch ihr verringertes Östrogen, das sich auch auf die Knochen auswirkt. Ein Lebensstil mit erhöhter körperlicher Aktivität und gesünderer Ernährung sind praktikable, wirksame Ansätze für die Vorbeugung vor Osteoporose und ihre Vorstufe, die Osteopenie (verringerte Knochendichte). Allgemein gilt eine betont pflanzliche Ernährung, die nur noch geringe oder keine Anteile an tierischen Lebensmitteln enthält, als gesund. Sie versorgt mit vielen nützlichen Mikronährstoffen und verbessert auch die Vielfalt der gesunden Darmbakterien. Es gibt immer mehr Hinweise, dass sich die pflanzliche Ernährung positiv auf die Prävention chronischer Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt.

 

Allerdings zeigte sich, dass die pflanzliche Ernährung, je strikter sie eingehalten wird, zu geringeren Aufnahmen an Kalzium, den Vitaminen D und B-12, Eiweiß und Omega-3-Fettsäuren führt, die für die Knochengesundheit entscheidend sind. Vegetarier und vor allem Veganer haben daher ein erhöhtes Risiko für eine niedrigere Knochenmineraldichte und Knochenbrüche. Während man früher alle pflanzlichen Lebensmittel als gleichwertig einschätzte, unterscheidet man inzwischen drei Faktoren: den Gesamt-Index der pflanzlichen Kost sowie eine gesunde und eine ungesunde pflanzliche Ernährung. Zur letzteren gehören z. B. der häufige Verzehr von stark verarbeiteten Fleischalternativen und sonstigen Fertigwaren mit vielen künstlichen Zutaten, der zu hohe Verzehr von raffinierten Kohlenhydraten aus Pasta oder Brot etc., zu wenig eiweißreiche Lebensmittel (z. B. Hülsenfrüchte) bzw. generell der zu geringe Verzehr von Gemüse und Obst.

 

Mit speziellen Analysen der pflanzlichen Ernährung lassen sich ihre Wirkungen auf die Gesundheit und Nährstoffdichte genauer bewerten und bessere Empfehlungen für die Ernährung geben. Doch für die Knochengesundheit fehlten bisher Studien, in denen die Beziehung zur pflanzlichen Ernährung genauer untersucht wurde. Eine Gruppe von Forschern aus den USA prüfte dies nun bei rund 16.000 Erwachsenen im Rahmen einer großen Gesundheits-Studie (National Health and Nutrition Examination Survey).

 

Die Forscher berechneten aus Ernährungs-Befragungen der Teilnehmer die Werte für ihre gesamte sowie für die gesunde und ungesunde pflanzliche Ernährung. Die Ergebnisse zeigten nachteilige Auswirkungen auf die Knochengesundheit und unterstreichen die Bedeutung einer gut ausgewogenen Pflanzenkost. Insgesamt beeinflussten sowohl die gesamte als auch die gesunde pflanzliche Ernährung eher die Osteopenie als die Osteoporose. Der Knochenstoffwechsel und die Knochenmineraldichte reagieren empfindlich auf subtile Veränderungen der Nährstoffaufnahme und des Säure-Basen-Haushalts. Bei einer gut zusammengestellten Pflanzenkost können solche Nachteile ausgeglichen werden. Gesunde Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte etc. enthalten reichlich Mineralien und Vitamine sowie antioxidative und entzündungshemmende sekundäre Pflanzenstoffe.

 

Sie tragen zu einer geringeren Säurebelastung im Körper bei, was für den Kalziumgehalt und die Knochengesundheit vorteilhaft ist. Eine ungünstige Beziehung zwischen der gesunden und gesamten pflanzlichen Ernährung und der Osteopenie wurde eher an der Lendenwirbelsäule als am Oberschenkelhals beobachtet. Die Vorkommen von Osteoporose im Körper sind unterschiedlich, am häufigsten betroffen sind die Lendenwirbelsäule und der Oberschenkelhals, die jedoch verschiedene Raten des Knochenabbaus haben. Die Knochentrabekel (kleine Bälkchen aus Knochengewebe in Lendenwirbelknochen) haben eine schnellere Abbaurate als das härtere Gewebe im Oberschenkelknochen. Es zeigten sich auch einige Unterschiede in den Altersgruppen, für die mehrere Erklärungen in Frage kommen. Jüngere Menschen haben vermutlich einen höheren Knochenumsatz und benötigen mehr Mikronährstoffe wie Kalzium und Vitamin D, um die Knochengesundheit zu stärken.

 

Ältere Menschen haben allgemein ein höheres Osteoporose-Risiko und benötigen daher vermutlich gezieltere Maßnahmen zur Erhaltung der Knochengesundheit. Von den einzelnen Nahrungsmitteln trugen Gemüse, raffiniertes Getreide, tierische Fette, Eier und Fleisch am meisten zum Knochenschutz bei, während Nüsse mit einem höheren Osteopenie-Risiko verbunden waren. Die Forscher empfehlen, dass Menschen, die sich mit pflanzlicher Kost ernähren, Lebensmittel oder auch Nahrungsergänzungen sorgfältig auswählen, um ihre Kalzium- und Proteinzufuhr etc. zu verbessern und ausreichende Zufuhren sicherzustellen. Das kann Defizite an wichtigen Mikronährstoffen vermeiden und ein gesundes Knochensystem stärken.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass die pflanzliche Ernährung mit einer geringeren Knochenmineraldichte bei Erwachsenen in den USA verbunden ist. Es wurde ein ungünstiger Zusammenhang zwischen der gesamten und gesunden und pflanzlichen Ernährung und Osteopenie festgestellt, der an der Lendenwirbelsäule stärker ausgeprägt war. Das unterstreicht die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung für die Erhaltung der Knochengesundheit, besonders durch den Verzehr von kalzium- und proteinreichen Lebensmitteln. Bei einzelnen Nahrungsmitteln trugen Gemüse, raffiniertes Getreide, tierische Fette, Eier und Fleisch am meisten zum Schutz der Knochen bei. Die Forscher sind der Ansicht, dass eine gute Ernährung die Gesundheit des Knochensystems verbessern und Knochenbrüche verhindern kann. Bei pflanzlicher Kost sollte besonders auf die Knochengesundheit geachtet werden. Das gilt vor allem für Menschen, die ein erhöhtes Risiko für die Osteopenie und Osteoporose haben.

 

Unser Tipp: Auf die Knochengesundheit wirken eine ganze Reihe von Vitaminen, Mineralien und anderen Mikronährstoffen ein. Neben einzelnen Aufnahmen z. B. der Vitamine D, B12 oder Kalzium gibt es gute Multi-Formeln zur Stärkung der Knochen.

 

Quelle:
Yi Zheng et al., The Hidden Dangers of Plant-Based Diets Affecting Bone Health: A Cross-Sectional Study with U.S. National Health and Nutrition Examination Survey (NAHNES) Data from 2005-2018. In: Nutrients, online 6.4.2023, doi: 10.3390/nu15071794.


Ultraprozessierte Lebensmittel verringern die Zufuhr wichtiger Mikronährstoffe

 

In unserer Ernährung nimmt der Anteil von hochverarbeiteten Lebensmitteln deutlich zu. Damit verringert sich der Anteil an natürlichen Lebensmitteln und frisch zubereiteter Speisen. Das hat Folgen für die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen, wie eine neue Studie zeigt.

 

Unser Verhalten beim Einkauf von Lebensmitteln sowie beim Kochen und Essen hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark verändert. Der Anteil von in der Industrie hoch verarbeiteten, verzehrsfertigen Lebensmittel-Produkten hat deutlich zugenommen. In Deutschland geht auf ihr Konto inzwischen etwa die Hälfte der gesamten Energiezufuhr. Immer deutlicher zeichnen sich nun auch die eher negativen Einflüsse einer Ernährung mit einem hohen Anteil von stark prozessierten Lebensmitteln ab. Sie durchlaufen bei ihrer Herstellung mehrere Schritte der Verarbeitung, enthalten meist viele Zutaten und Zusatzstoffe und haben oft einen erhöhten Energiegehalt (Kalorien), dabei jedoch eine geringe Nährstoffdichte. Sie enthalten oft zu viel Fett, Salz, Zucker (in verschiedenen Formen) und sind arm an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralien und anderen bioaktiven Substanzen. Das gilt z. B. für viele Fleisch- und Wurstprodukte, Fertiggerichte, Backwaren, Süßigkeiten und Softdrinks. Werden sie häufig verzehrt, tragen sie durch eine ungünstige Zusammensetzung der Nährstoffe zu Übergewicht und zur Entstehung von Krankheiten bei.

 

Sie können z. B. Entzündungen fördern, die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm beeinflussen und zu einem übersäuerten Stoffwechsel führen. Eine Gruppe von brasilianischen und portugiesischen Forschern prüfte in einer Studie, ob und wie hochverarbeitete Lebensmittel, in Abhängigkeit vom Grad der jeweiligen Verarbeitung, die Aufnahme von Mikronährstoffen beeinflussen können. Sie untersuchten die Beziehung in einer repräsentativen Stichprobe von portugiesischen Erwachsenen, darunter auch ältere Menschen. Sie nutzten die Daten einer „Nationalen Erhebung über Lebensmittel, Ernährung und körperliche Aktivität“ aus den Jahren 2015 und 2016. Daraus standen die Ergebnisse von Lebensmittelprotokollen der Teilnehmer zur Verfügung. Die von ihnen verzehrten Lebensmittel wurden je nach ihrem Verarbeitungsgrad vier Gruppen zugeordnet (NOVA-System).

 

Die Einstufung reichte von unverarbeiteten bis minimal verarbeiteten Lebensmitteln über Waren mit verarbeiteten Zutaten (z. B. Öle, Butter, Zucker, Salz), verarbeiteten Lebensmittel (Brot, Käse, Obst-, Gemüse- und Fisch-Konserven) bis zu hoch verarbeiteten Lebensmitteln (Fertigprodukte, Fleisch-/Wurstwaren, Snacks, Softdrinks, Süßwaren etc.). Der Verzehr solcher Lebensmittel wurde zur Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, Vitaminen und Mineralien, in Beziehung gesetzt. Das betraf z. B. die Versorgung mit Vitamin C, den B-Vitaminen B2, B6 und Folat sowie mit den Mineralien Magnesium, Zink und Kalium.

 

Bei den Teilnehmern wiesen fast alle untersuchten Vitamine einen signifikant niedrigeren Gehalt bei den ultraverarbeiteten Lebensmitteln auf im Vergleich zu unverarbeiteten oder nur minimal verarbeiteten Lebensmitteln. Die einzige Ausnahme war der Anteil von Vitamin B2. Bei den älteren Teilnehmern wurden mit ultraverarbeiteten Lebensmitteln sieben Vitamine signifikant geringer aufgenommen im Vergleich zu den unverarbeiteten Lebensmitteln. Der höhere Energiegehalt (Kalorien) der ultraverarbeiteten Lebensmittel ging bei den Erwachsenen mit einer geringeren Dichte an Vitaminen und Mineralien einher. Durch den häufigen Verzehr von ultraprozessierten Lebensmitteln fehlten vor allem ausreichende Aufnahmen an den Vitaminen B6, C, Folat sowie an den Mineralien Magnesium, Zink und Kalium.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Der erhöhte Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln führt zu einer geringeren Aufnahme von wichtigen Mikronährstoffen, von Vitaminen und Mineralien. Die Forscher empfehlen daher, im Bereich der öffentlichen Gesundheit Maßnahmen zu fördern, die den Verzehr von extrem verarbeiteten Lebensmitteln verringern können.

 

Unser Tipp: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung versorgt mit einem breiten Spektrum an wichtigen Mikronährstoffen. Ist diese Zufuhr, aus welchen Gründen auch immer, beeinträchtigt oder besteht, z. B. aufgrund von Krankheiten etc., ein erhöhter Bedarf an Mikronährstoffen, können Nahrungsergänzungen dazu beitragen, solche Defizite auszugleichen.

 

Quelle: Luiza Antoniazzi et al., Ultra-processed food consumption deteriorates the profile of micronutrients consumed by Portuguese adults and elderly: the UPPER project. In: European Journal of Nutrition, 62, 2023, S. 1131-1141, doi: 10.1007/s00394-022-03057-w.


Folat, Vitamin B6 und Vitamin B12 verbessern den Bluthochdruck

 

Der Bluthochdruck wird von vielen Faktoren beeinflusst. Zu hohe Werte können auch durch eine ungesunde Ernährung bzw. Defizite an Mikronährstoffen beeinträchtigt werden. Gute Wirkungen auf den Bluthochdruck haben besonders die drei B-Vitamine Folat, B6 und B12.

 

Der Bluthochdruck (Hypertonie) ist sehr weit verbreitet. In Europa geht man von rund 30 % der Erwachsenen aus, die davon betroffen sind, die Verbreitung steigt mit zunehmendem Alter an. Der Blutdruck sollte daher regelmäßig in bestimmten Abständen kontrolliert werden. Er wird in den großen Arterien mit zwei Werten gemessen, der systolische Blutdruck bestimmt den Wert in der Auswurfphase des Herzens, der diastolische Blutdruck bezieht sich auf die Füllungsphase. Von erhöhten Werten geht man bei einem systolischen Blutdruck ab 140 mmHg und einem diastolischen Wert ab 90 mmHg aus. Ein zu hoher Blutdruck ist eine eigenständige Krankheit, deren Symptome jedoch oftmals unspezifisch sind, es können z. B. Kopfschmerzen, Schwindel, Abgeschlagenheit und Schlafstörungen auftreten. Erst bei einem stark erhöhten Blutdruck kommen belastendere Symptome hinzu. Der Bluthochdruck erhöht außerdem das Risiko für andere Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems und der Nieren etc. Zu den beeinflussenden Faktoren gehören u. a. ein höheres Alter, Rauchen, starkes Übergewicht, mangelnde Bewegung, Stress, ein hoher Salzkonsum, die Insulinresistenz sowie genetische Faktoren. Zur Therapie stehen neben Medikamenten auch andere Maßnahmen zur Verfügung. In den letzten Jahren gab es immer mehr Belege für einen gesünderen Lebensstil zur Prävention und Therapie des Bluthochdrucks.

 

Dazu gehören z. B. die Gewichtsreduktion, die regelmäßige körperliche Bewegung, Rauchverzicht und ein verringerter Alkoholkonsum sowie eine gesunde Ernährung. Es gibt einige Hinweise, dass auch bestimmte Mikronährstoffe den Bluthochdruck beeinflussen können. Das gilt vor allem für einige der B-Vitamine, speziell für Folat, Vitamin B6 und Vitamin B12, die an zahlreichen Prozessen im Stoffwechsel beteiligt sind. Von ihnen ist bekannt, dass sie erhöhte Konzentrationen der im Übermaß schädlich wirkenden Aminosäure Homocystein senken können, die zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten beitragen kann. Einige Studien zeigten, dass höhere Aufnahmen von Folat, B6 und B12 auch das Risiko für den Bluthochdruck verringern können. Noch ist diese Beziehung jedoch nicht ausreichend untersucht. Eine Gruppe chinesischer Forscher führte daher eine Studie dazu durch. Sie prüften bei Erwachsenen in den USA die Zufuhr von Folat und der Vitamine B6 und B12 aus der Ernährung im Zusammenhang mit dem Bluthochdruck.

 

In ihre Studie wurden mehr als 55.000 Erwachsene (Durchschnittsalter 49 Jahre) aus der großen US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES III (National Health and Nutrition Examination Survey) einbezogen. Sie waren an dieser Gesundheitsstudie von 1999 bis 2014 beteiligt, und für sie standen Ergebnisse aus Ernährungsbefragungen und von Blutdruckmessungen zur Verfügung. Die Forscher ermittelten bei den Teilnehmern die Aufnahmen der B-Vitamine Folat, B6 und B12, davon abhängig wurden sie in vier Gruppen von den höchsten bis zu den niedrigsten Zufuhren eingeteilt. Die Werte der drei B-Vitamine wurden dann jeweils zu den Blutdruckwerten in Beziehung gesetzt. Die Ergebnisse zeigten, dass bei den Männern gute Aufnahmen von Folat sowie der Vitamine B6 und B12 signifikant mit geringeren Vorkommen von Bluthochdruck verbunden waren (OR 0,61, 0,65 und 0,84). Das galt am stärksten für die Gruppe mit den höchsten Aufnahmen und verringerte sich dann von Gruppe zu Gruppe bis zu den niedrigsten Werten.

 

Die Ergebnisse für die Frauen waren relativ ähnlich (OR 0,63, 0,60 und 0,87). Bei ihnen stellte man außerdem fest, dass die Aufnahmen von Folat und Vitamin B6 vom Rauchen beeinflusst wurden. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen zeigte sich damit insgesamt der lineare Trend, dass die Vorkommen von Bluthochdruck mit einer erhöhten Zufuhr von Folat sowie der Vitamine B6 und B12 tendenziell abnahmen. Davon profitierten besonders diejenigen Teilnehmer, deren Aufnahmen an diesen B-Vitaminen geringer waren.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Gute Aufnahmen der B-Vitamine Folat, B6 und B12 waren signifikant mit einem geringeren Bluthochdruck verbunden. Das deutet darauf hin, dass diese drei Mikronährstoffe eine schützende Wirkung gegen den Bluthochdruck bei Erwachsenen haben könnten. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien untersucht werden.

 

Unser Tipp: Die B-Vitamine (B1, B2, B6, B12, Biotin, Folsäure, Niacin und Pantothensäure) werden einzeln, oft aber auch im Verbund als B-Vitamin-Komplex angeboten. Sie haben teils unterschiedliche, teils synergistische Wirkungen, die sich nach Bedarf einsetzen lassen.

 

Quelle: Yuqing Xiong et al., Folate, vitamin B6, and vitamin B12 intakes are negatively associated with the prevalence of hypertension: A national population-based study. In: Nutrition Research, online 8.3.2023, doi: 10.1016/j.nutres.2023.02.006


 Alpha-Linolensäure fördert kognitive Funktionen im Alter

 

Das Leinsamenöl enthält reichlich Alpha-Linolensäure, eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure. Sie kann, wie eine neue Studie zeigt, einige kognitive Funktionen bei älteren Menschen verbessern.

 

In Ländern mit einer überalterten Gesellschaft, darunter z. B. Japan und Deutschland, nimmt die Zahl der Demenz-Kranken zu. Die Demenz verursacht einen Rückgang der Lebensqualität mit körperlichen und sozialen Beeinträchtigungen, und das ist auch eine große Belastung für die pflegenden Angehörigen. Obwohl die Mechanismen und Therapie der Demenz ausgiebig erforscht wurden, gibt es bisher kein grundlegendes Heilmittel. Daher ist es besonders wichtig, die Prävention zu unterstützen und die Symptome zu lindern. Dazu können auch die Ernährung und die darin enthaltenen Mikronährstoffe beitragen. Das gilt z. B. für die Wirkungen der Docosahexaensäure (DHA), einer Omega-3-Fettsäure aus Fischöl, die für die kognitiven Funktionen des Gehirns notwendig ist. Studien zeigten, dass ein höherer Fischkonsum in Zusammenhang mit einem geringeren Demenzrisiko steht, außerdem deutet eine Langzeitstudie von über 20 Jahren auf die Beziehung zwischen dem Fischkonsum und kognitiven Funktionen hin.

 

Das gilt nicht nur für Fischmahlzeiten, auch mit Fischöl-Ergänzungen ließen sich die kognitiven Leistungen verbessern. Ähnliche Wirkungen könnten mit der Alpha-Linolensäure (ALA) verbunden sein, sie ist eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure, die z. B. in Leinsamen- und Perillaöl enthalten ist. Die ALA ist eine Vorstufe der DHA und könnte deren Synthese im Körper fördern, allerdings ist die Effizienz dieser DHA-Synthese begrenzt. Es gibt einige Nachweise, dass sich die ALA positiv auf die kognitiven Funktionen auswirken kann, doch bisher sind diese eher gering. Eine Gruppe japanischer Forscher führte daher eine (randomisierte, kontrollierte) Studie durch, um die Wirkung der ALA auf die kognitiven Funktionen bei älteren Menschen zu untersuchen.

 

An der Studie nahmen 60 Erwachsene von 65 bis zu 80 Jahren teil, die bisher weder an kognitiven Beeinträchtigungen noch an Depressionen litten. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten zwölf Wochen lang täglich entweder 3,7 g Leinsamenöl (davon 2,2 g ALA) oder ein Placebo (Maisöl, davon nur 0,04 g ALA). Die Bewertung der kognitiven Funktionen konzentrierte sich vor allem auf die Aufmerksamkeit und Konzentration, auf die Exekutivfunktionen (Verhaltens-Kontrolle, Selbstregulierung), die Wahrnehmungsfähigkeit, das Arbeitsgedächtnis, die Geschwindigkeit der Verarbeitung und Gedächtnisfunktionen. Nach zwölf Wochen waren Veränderungen der kognitiven Funktionen in der ALA-Gruppe signifikant größer als im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Das betraf z. B. bessere Ergebnisse für die verbale Geläufigkeit, ein Test, bei dem die Teilnehmer aufgefordert werden, so viele Wörter wie möglich zu beantworten, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen.

 

Bekannt ist, dass die Redegewandtheit mit dem Alter abnimmt und z. B. die Konversation mit anderen Menschen beeinträchtigen kann. Aufgaben zum Redefluss gehören zu den Exekutivfunktionen, die mit der Fähigkeit verbunden sind, Ziele zu setzen, Pläne zu machen, zu modifizieren und anzupassen, um effektive Handlungen im Alltag auszuführen. Sie stehen im Zusammenhang mit der Bewältigung des täglichen Lebens und der Lebenszufriedenheit älterer Menschen. Bei anderen kognitiven Funktionstests zeigten sich keine weiteren, signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Es gibt mehrere Erklärungsansätze für die Wirkungen der ALA auf die verbesserte verbale Geläufigkeit. Als Mechanismus vermutet man vor allem, dass die ALA, die in einem breiten Spektrum von Hirnregionen wirksam ist, umfassend auf neuronale Strukturen einwirkt und ihre Funktionen verbessern könnte.

 

Die Forscher ziehen das Fazit. Der tägliche Verzehr von Leinsamenöl, das eine Menge von 2,2 g Alpha-Linolensäure enthält, konnte bei gesunden Älteren die kognitiven Funktionen, vor allem die verbalen Leistungen bzw. Wortgewandtheit, trotz des altersbedingten Rückgangs verbessern. Die Forscher empfehlen, die Wirkung der ALA auf die Redegewandtheit und die Exekutivfunktionen bei älteren Menschen weiter zu untersuchen, da dies ein Faktor für die Entwicklung bzw. das Fortschreiten von Alzheimer und für die kognitive Gesundheit wichtig ist.

 

Unser Tipp: Leinsamenöl wird des Geschmacks wegen von manchen Menschen eher gemieden. Es wird zur Nahrungsergänzung auch in Kapseln angeboten.

 

Quelle: Toshimi Ogawa et al., Supplementation with Flaxseed Oil Rich in Alpha-Linolenic Acid Improves Verbal Fluency in Healthy Older Adults. In: Nutrients, online, 21.3.2023, doi: 10.3390/nu15061499.