Die ernährungsphysiologische Zusammensetzung von Bio-Lebensmitteln wurde eingehend erforscht. Doch bisher gibt es nur wenige veröffentlichte Daten über ihre Auswirkungen auf die Gesundheit. In einem Review stellten Forscher die aktuellen Kenntnisse dazu vor.
Der ökologische Landbau ist ein System, bei dem die Fruchtfolge, natürliche Schädlingsbekämpfung, Diversifizierung des Anbaus und der Tierhaltung sowie die Bodenverbesserung durch Kompostzugabe und organische Düngung im Vordergrund stehen. Alle ökologischen Lebensmittel müssen nach festgelegten Kriterien von den Kontrollstellen zertifiziert werden. In den letzten Jahren wuchs der Markt für diese Lebensmittel deutlich an. Die Überzeugung, dass ökologische Lebensmittel gesünder sind als konventionelle, ist einer der Hauptgründe für den Verzehr. Der ökologische Landbau beschränkt den Einsatz von Antibiotika und Pestiziden. Die Konzentration von Pestizid-Rückständen ist bei Lebensmitteln aus ökologischer Erzeugung deutlich geringer. Sie enthalten außerdem möglicherweise mehr nützliche Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Biomilch weist z. B. im Vergleich zu konventioneller Milch höhere Konzentrationen an nützlichen Fettsäuren auf. Der potenzielle gesundheitliche Nutzen von Bio-Lebensmitteln ist jedoch nach wie vor unklar. Es gibt dazu nur wenige, recht heterogene Studien, und die Ergebnisse sind nicht eindeutig.
Daher müssen die gesundheitlichen Auswirkungen von Bio-Lebensmitteln weiter untersucht werden. Das gilt besonders angesichts des wachsenden Verbraucher-Bewusstseins für die Auswirkungen der Umwelt auf die Herstellung von Lebensmitteln. Eine Gruppe chinesischer Forscher untersuchte in einem Review die direkten klinischen Auswirkungen des Verzehrs von Bio-Lebensmitteln auf die menschliche Gesundheit, z. B. Veränderungen von Biomarkern (u. a. durch Pestizidbelastung) und Krankheiten sowie funktionelle Veränderungen. Nach einer umfassenden Recherche (bis Ende 2022) wurden 23 Beobachtungs- und 27 Interventionsstudien ausgewertet, wo möglich wurden auch Meta-Analysen mehrerer Studien durchgeführt. Die Forscher bewerteten sowohl qualitative und quantitative Auswirkungen des Verzehrs von ökologischen Lebensmitteln auf verschiedene gesundheitliche Ergebnisse.
Bei der Pestizid-Belastung deuten die Ergebnisse der Interventionsstudien darauf hin, dass eine ökologische Ernährung die Belastung verringern kann. Doch weitere Forschungen sind erforderlich, um den Nutzen einer geringeren Belastung durch bestimmte Pestizide zu quantifizieren. Die bisherige Forschung konzentrierte sich weitgehend auf Organophosphat-Pestizide, die früher am häufigsten eingesetzt wurden. Seit der Verabschiedung des „Food Quality Protection Act“ im Jahr 1996 ist ihr Einsatz in den USA zurückgegangen. Dies spiegelt eine Verlagerung zum Einsatz anderer Insektizidklassen wider, die Anwendung von Pyrethroiden und Neonicotinoiden nahm zu, letztere werden heute weltweit am häufigsten eingesetzt. Weitere Forschungen sind nötig, um die Auswirkungen der Exposition gegenüber einzelnen Pestiziden zu bewerten. Die Auswirkung des Verzehrs von Bio-Lebensmitteln auf physiologische Parameter, einschließlich immunologischer und endokriner Biomarker, ist weiterhin unklar und kann je nach Lebensmitteltyp, Gesundheitszustand der Bevölkerung und Interventionsdauer variieren. Die Nährstoffqualität von Lebensmitteln wird von Faktoren wie Lebensmitteltyp, Jahreszeit und Umwelt beeinflusst. Mehr als die Hälfte der ausgewerteten Studien konzentrierte sich auf einzelne Lebensmittel, vor allem auf Obst.
Außerdem waren die meisten Interventionen in den ausgewerteten Studien relativ kurz, was es schwierig macht, die langfristigen Auswirkungen einer ökologischen Ernährung zu beurteilen. Solche Studien können nützlich sein, um gesundheitliche Auswirkungen bestimmter ökologischer Lebensmittel zu untersuchen, sie spiegeln jedoch nicht die Vielfalt der Lebensmittel einer typischen Ernährung wider. In den meisten Studien wurden gesunde Erwachsene als Teilnehmer ausgewählt. Einige Studien berichteten, dass verringerte Werte beim Entzündungs-Biomarker CRP (C-reaktives Protein) nach dem Verzehr von Bio-Lebensmitteln nur bei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen beobachtet wurden. Weiter wurde eine modulierende Wirkung des (enzymatischen) antioxidativen Schutzes von Bio-Rübenblättern und -stängeln nur bei Personen mit Störungen im Fettstoffwechsel festgestellt. Einige Forscher schlugen vor, dass Ergänzungen von Carotinoiden für unterernährte oder gesundheitlich beeinträchtigte Personen, besonders für ältere Menschen, geeignet sein könnten. Veränderungen der biologischen Funktionen, die mit der Aufnahme von Bio-Lebensmitteln verbunden sind, könnten bei Bevölkerungsgruppen, die sich ungesund ernähren, klinisch bedeutsamer sein.
Studien, in denen über Ergebnisse bei Krankheiten (z. B. Allergie, erektile Dysfunktion, Präeklampsie, Fettleibigkeit, metabolisches Syndrom, Krebs) berichtet wurde, waren vor allem Beobachtungsstudien. Obwohl die Nachweise für Wirkungen auf jede einzelne dieser Krankheiten unzureichend sein könnten, deuten die Ergebnisse auf einen positiven Zusammenhang zwischen ökologischen Lebensmitteln, allgemeinen Krankheiten und funktionellen Veränderungen hin. Eine mögliche Erklärung für den insgesamt positiven Zusammenhang ist der geringere Gehalt an Rückständen von Pestiziden und die höhere Konzentration von Nährstoffen, einschließlich der Mikronährstoffe, in den ökologischen Lebensmitteln. In Biomilch wurde z. B. ein höherer Gehalt an Omega-3-Fettsäuren festgestellt, was den positiven Zusammenhang mit einem geringeren Ekzemrisiko erklären könnte. Pestizide können durch ihre östrogenen oder antiandrogenen Wirkungen die Entwicklung des männlichen Fortpflanzungssystems beeinträchtigen. Sie können auch die Schwangerschaft beeinflussen und zu Störungen wie Präeklampsie führen. Darüber hinaus können Pestizide den Glukosestoffwechsel stören und eine Insulinresistenz hervorrufen, was zu einem erhöhten Risiko für Fettleibigkeit und andere chronische Krankheiten führt. Allgemein können Pestizide die Gesundheit erheblich beeinflussen, indem sie die Zusammensetzung und Vielfalt der Darm-Mikrobiota verändern, was zur abnormalen Funktion der Darmbarriere und Entwicklung von Krankheiten führt.
Die Forscher ziehen das Fazit: Dies ist die bisher umfassendste, systematische Übersicht, in der die Auswirkungen des Verzehrs von Bio-Lebensmitteln auf die Gesundheit untersucht wurde. Es zeigte sich, dass ein positiver Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Bio-Lebensmitteln und einer verringerten Pestizid-Belastung besteht. Für die gesamte Belastung durch Krankheiten und funktionelle Veränderungen ergab sich insgesamt ein günstiger Zusammenhang mit dem Verzehr von Bio-Lebensmitteln, ähnliche Ergebnisse gab es für Fettleibigkeit und den Body-Mass-Index. Viele der ausgewerteten Studien waren jedoch heterogen und nur von kurzer Dauer. So wurden z. B. die Ergebnisse für den Antioxidantien- Status als unzureichend bewertet. Langzeitstudien zum Einfluss von Bio-Lebensmitteln auf die Gesundheit sind künftig erforderlich, besonders in Bezug auf die Wirkungen bei einzelnen Krankheiten und die körperlichen Funktionen.
Unser Tipp: Auch bei der Ernährung mit Bio-Kost kann es zur Unterversorgung mit einzelnen oder mehreren Mikronährstoffen kommen, abhängig von der jeweiligen Ernährungsweise, dem Gesundheitsstatus und dem individuellen Bedarf. Mit qualitativ guten Nahrungsergänzungen lassen sich Defizite ausgleichen, dabei sollte auf eine gute Bioverfügbarkeit geachtet werden.