Der reichliche Verzehr von Broccoli kann die Zusammensetzung der Mikrobiota im Darm verändern, wie eine neue Studie zeigt.

 

Der reichliche Verzehr von Broccoli kann die Zusammensetzung der Mikrobiota im Darm verändern, wie eine neue Studie zeigt.

 

Der Magen-Darm-Trakt wird von unzähligen Bakterien besiedelt, deren Zusammensetzung u.a. von der Ernährung abhängt. Wie aber bestimmte Lebensmittel die Mikrobiota beeinflussen, das ist bisher noch recht wenig erforscht. Von Kohlsorten (Kreuzblütler), z.B. Broccoli, Blumenkohl und Weißkohl, sind gute gesundheitliche Wirkungen bekannt. Das wird vor allem auf ihren recht hohen Gehalt an Glucosinolaten (auch Senfölglycoside genannt) zurückgeführt, die u.a. antibakteriell wirken können. Beim Broccoli ist z.B. erforscht, dass er zur Krebsprävention aufgrund eines hohen Anteils an Glucosinolaten beitragen kann. Besonders wichtig ist dabei Glucoraphanin, das mit Hilfe des Enzyms Myrosinase zum Senföl Sulphoraphan (Isothiocyanat) gespalten wird, ein sekundärer Pflanzenstoff mit starken antioxidativen, antibiotischen und antikarzinogenen Eigenschaften. Auch das für seine Spaltung nötige Enzym Myrosinase kommt im Broccoli vor, wird jedoch beim Kochen abgebaut.

 

Bei Nagetieren hatte man bereits beobachtet, dass die Aktivität dieses Enzyms bei einem regelmäßigen Kohlkonsum höher ist und offenbar grundlegende Funktionen für die Mikrobiota haben könnte. Um diese Zusammenhänge näher zu klären, führte eine Gruppe von US-amerikanischen Forschern eine kleine Studie mit 18 gesunden Männern und Frauen durch. Sie prüften den Einfluss eines regelmäßigen Broccoli-Verzehrs auf die Mikrobiota im Darm und die Rolle von Mikroben bei der Glucosinolat-Hydrolyse (Spaltung durch Reaktion mit Wasser).

 

Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe aß täglich 200 Gramm von gekochtem Broccoli und 20 Gramm Daikon-Rettich (asiatischer Rettich), der eine gute Quelle für das Enzym Myrosinase ist. Die andere Gruppe aß in der gleichen Zeit zur Kontrolle eine Kost, die keinerlei Kohlsorten enthielt. Nach einem Tag Pause tauschten die beiden Gruppen diese Kost, so dass am Studienende für jeden Teilnehmer Ergebnisse aus einer Periode mit und ohne Broccoli verfügbar waren. Anhand von Stuhlproben der Teilnehmer wurden im Lauf der Studie mehrere mikrobielle Analysen durchgeführt. Der regelmäßige Verzehr von Broccoli beeinflusste die Bakteriengemeinschaft im Darm.

 

Durch seinen Konsum veränderte sich das Verhältnis von Bacteroidetes zu Firmicutes, die ersteren gehören zur häufigsten Bakteriengruppe der normalen Darmflora, zu den letzteren gehören nützliche, aber auch viele schädliche Bakterien. Die Teilnehmer in der Broccoli-Periode erhöhten das Verhältnis der beiden Bakterienarten um bis zu 37 %. Während der kohlfreien Kost verringerte sich dagegen dieses Verhältnis. Speziell die Gattung der Bacteroides erhöhte sich z.B. um 6 % beim Broccoli-Verzehr und sank um 2 % in der Kontrollgruppe ohne Kohl.

 

Die Ergebnisse zeigen, dass der Verzehr von Broccoli die Vielfalt und Zusammensetzung der Mikrobiota im Darm bei gesunden Menschen beeinflusst. Für die Forscher verbessern sich damit die Kenntnisse über die Rolle der bakteriellen Hydrolyse von pflanzlichen Nährstoffen. Die Forscher bewerten den Anstieg von Bacteroides als besonders wichtig, weil man für eine spezielle Form dieser Bakterien (Bacteroides thetaiotaomicron) bereits experimentell nachweisen konnte, dass sie Glucosinolate nutzen können.

 

Unser Tipp: Im Alltag dürfte es etwas eintönig sein, jeden Tag Brokkoli zu essen. Samenextrakte aus dem Brokkoli mit Sulphoraphan-Glucosinolaten sind auch als Nahrungsergänzung erhältlich.

 

Quelle:
Jennifer L. Kaczmarek et al., Broccoli Consumption Impacts the Human Gastrointestinal Microbiota. In: FASEB Journal Vol. 31, Nr 1 Supplement 965.18.