Carotinoide haben antioxidative, immunmodulierende und antientzündliche Eigenschaften. Zwei neue Studien zeigen, dass sie zur Prävention der Migräne beitragen und das biologische Alter verringern könnten.
Carotinoide sind gelbe, orange oder rote Pigmente, die vielen Obst- und Gemüsesorten ihre leuchtenden Farben geben. Sie sind z. B. enthalten in Karotten, Tomaten, Paprika, Süßkartoffeln, Spinat, Grapefruit, Kürbis und Brokkoli. Carotinoide tragen in den Pflanzen zum Schutz vor reaktiven Sauerstoffspezies und zur Photosynthese bei. Das bekannteste Carotinoid ist Beta-Carotin, es kann unverändert absorbiert werden oder wird (zu 60 bis 75 %) zu Vitamin A gespalten, dessen Vorstufe es ist. Es gibt viele weitere Carotinoide, zu den für den Menschen wichtigen gehören Alpha- und Beta-Carotin, Beta-Cryptoxanthin, Lykopin sowie Lutein/Zeaxanthin, die für ihre gesundheitlichen Wirkungen beim Menschen bekannt sind. Eine hohe Aufnahme von Carotinoiden aus der Nahrung wird z. B. mit einem verringerten Risiko für das Metabolische Syndrom und für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden.
Für einzelne Carotinoide sind spezielle Wirkungen nachgewiesen, etwa für Lykopin auf die Gefäßfunktionen und für Lutein auf die altersbedingte Makuladegeneration in der Netzhaut des Auges. Auf eine mögliche Wirkung von Carotinoiden bei der Migräne gibt es bisher nur wenig Hinweise. Eine Gruppe chinesischer Forscher prüfte in einer (Querschnitts-)Studie den Zusammenhang zwischen dem Carotinoid-Spiegel im Serum und dem Migräne-Risiko bei Erwachsenen in den USA.
Sie nutzten dafür Daten aus der großen US-amerikanischen Bevölkerungs- und Langzeit-Studie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey, 2001 bis 2004) von 7.744 Personen ab dem Alter von 20 Jahren. Bei allen Teilnehmern wurden die Konzentrationen der fünf Carotinoide im Serum sowie Vitamin A gemessen. Nach ihren jeweiligen Werten wurden die Teilnehmer vier Gruppen, von einer niedrigen bis zu einer hohen Versorgung mit Carotinoiden, zugeordnet. Eine Migräne wurde bei 1.595 Teilnehmern (20,5 %) diagnostiziert, die in den letzten drei Monaten vor diesen Untersuchungen unter starken Kopfschmerzen oder Migräne gelitten hatten. Mit verschiedenen Methoden wurde der Zusammenhang zwischen den Carotinoid-Spiegeln im Serum und dem Migräne-Risiko ermittelt. Im Vergleich zur Gruppe mit der niedrigsten Versorgung an Carotinoiden waren die Teilnehmer in den Gruppen mit der höchsten Versorgung mit einem geringeren Risiko für Migräne verbunden. Das galt für Alpha-Carotin (OR 0,74), Beta-Carotin (OR 0,64) sowie für Lutein/Zeaxanthin (OR 0,64). Für Beta-Cryptoxanthin wurde in der dritten Gruppe geringere Migräne-Werte ermittelt (OR 0,70). Für Beta-Cryptoxanthin und Lutein/Zeaxanthin zeigte sich ein U-förmiges Muster bei den nichtlinearen Beziehungen und dem Migräne-Risiko. Zwischen den Serumspiegeln von Lykopin und Vitamin A wurde dagegen kein Zusammenhang mit der Migräne festgestellt.
Die Forscher ziehen das Fazit: Eine verbesserte Versorgung mit gemischten als auch mit einzelnen Carotinoiden konnte in dieser Studie das Migräne-Risiko verringern. Diese Zusammenhänge sollten künftig in weiteren Studien geprüft werden. Dazu gehört auch, die Ursachen für diese Beziehungen zu klären und die möglichen Wirkungen von Carotinoid-Ergänzungen für die Vorbeugung und Behandlung der Migräne weiter zu untersuchen.
Eine andere Gruppe chinesischer Forscher untersuchte die Beziehungen zwischen Carotinoiden und dem biologischen Alter. Es wird mit verschiedenen Merkmalen der körperlichen und geistigen Entwicklung bestimmt und kann vom chronologischen Alter abweichen, also jünger oder auch älter sein. Einbezogen in die Studie waren 27.338 Erwachsene, ebenfalls aus der NHANES Studie (1999-2018). Bei den Teilnehmern wurden die Aufnahme von Carotinoiden aus der Nahrung in zwei Ernährungs-Befragungen (jeweils über 24 Stunden) ermittelt. Zu den Merkmalen der biologischen Alterung gehörte z. B. die allostatische Belastung, die aufgrund von häufigerem oder chronischen Stress durch Effekte der Überbeanspruchung und Abnutzung entsteht. Dazu gehörte auch die homöostatische Dysregulation, d. h. eine Störung des Gleichgewichts der physiologischen und biochemischen Prozesse des Körpers.
Mit verschiedenen Methoden wurden die Zusammenhänge zwischen einzelnen und gemischten Carotinoiden und den Prozessen der biologischen Alterung untersucht. Die Beziehungen zwischen den Aufnahmen von Carotinoiden mit der Nahrung und den Merkmalen des biologischen Alterns waren bei den Teilnehmern signifikant. Eine Analyse von Untergruppen zeigte dazu, dass Männer, ältere Personen, Raucher und Teilnehmer, die Alkohol tranken, sowie Personen, die weniger körperlich aktiv waren, besonders empfindlich in Bezug auf das biologische Alter sind. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber gemischten Carotinoiden und biologischen Alterungsmerkmalen, das galt bei besserer Versorgung vorwiegend für Lutein/Zeaxanthin und Beta-Carotin.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen verschiedenen Carotinoiden in der Nahrung und den biologischen Alterungsprozessen. Eine höhere Aufnahme von Carotinoiden war mit geringeren biologischen Alterungsmerkmalen verbunden. Dazu trugen am meisten Lutein/Zeaxanthin und Beta-Carotin bei. Besonders ihre Funktionen sollten in Bezug auf das biologische Alter weiter untersucht werden.
Unser Tipp: Carotinoide wie Beta-Carotin sind einzeln als Nahrungsergänzung verfügbar. Sie sind auch in vielen Kombinations-Formeln von Mikronährstoffen vorhanden, z. B. mit Beta-Carotin und Lutein/Zeaxanthin für die Unterstützung der Augengesundheit.