Cholin-Aufnahmen erstmals in Europa unter der Lupe

 

Cholin gehört zu den vitaminähnlichen Substanzen. Es kann im Körper zwar selbst gebildet werden, wird aber ergänzend auch aus der Nahrung aufgenommen. Eine Studie zeigt jetzt erstmals für Europa ein genaueres Bild der Cholin-Versorgung.

 

Cholin hat im Körper wichtige Funktionen, es trägt zu einem normalen Fett- und Homocystein-Stoffwechsel bei, unterstützt die normalen Leberfunktionen und beeinflusst auch die Gehirnfunktionen, z.B. das Langzeit-Gedächtnis und die Konzentration. Cholin ist ein Vorläufer für den Neurotransmitter Acetylcholin, für Phospholipide, einschließlich von Phosphatidylcholin (Lecithin), und den Methyldonator Betain. In einer umfassenden Untersuchung wurde die Cholin-Aufnahme erstmals für Europa bestimmt. An der Meta-Analyse waren die EFSA (European Food Safety Authority) zusammen mit acht europäischen Staaten beteiligt. Ausgewertet wurden die Daten von 67.000 Personen aus 33 Untersuchungen, an denen 18 europäische Staaten beteiligt waren.

 

Für Europa liegen bisher für Cholin keine empfohlenen Bedarfswerte für die tägliche Aufnahme vor, daher wurden die Empfehlungen vom US-amerikanischen „Institute of Medicine“ genutzt. Erwachsene Männer sollten danach täglich 550 mg, Frauen 425 mg Cholin täglich aufnehmen. Da Cholin im Körper nicht in ausreichendem Maß selbst gebildet wird, muss es ergänzend aus der Nahrung aufgenommen werden. Gute Quellen dafür sind Fleisch, Fisch, Milch, Getreide, Eier und die aus ihnen hergestellten Produkte. Zu den Folgen eines Mangels an Cholin gehören u.a. erhöhte Homocystein-Werte, ein größeres Risiko für Herz-, Kreislauf- und Lebererkrankungen sowie Muskelstörungen.

 

Die Auswertung aller Daten zeigte, dass in den meisten Gruppen der Bevölkerung die tägliche Aufnahme von Cholin oftmals unter den empfohlenen Werten lag. Bei den  Erwachsenen reichten die Aufnahmen von 291 bis zu 444 mg Cholin täglich, ältere Erwachsene ab 65 Jahren nehmen von 269 bis zu 450 mg pro Tag auf. Generell nahmen Männer mehr Cholin auf als Frauen, das wurde hauptsächlich auf ihren allgemein erhöhten Verzehr an Lebensmitteln zurückgeführt. Cholin ist auch in einigen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten, dies wurde in dieser Untersuchung jedoch nicht erfasst und berücksichtigt. Die Cholin-Aufnahmen, die hier in vielen Fällen zu gering waren, könnten durch Nahrungsergänzungen verbessert werden.

 

Quelle: B. C. Vennemann et al., Dietary intake and food sources of choline in European populations. In: British Journal of Nutrition, Online-Veröffentlichung vom 1.10.2015, doi: 10.1017/S0007114515003700.