Viele Diabetiker haben einen Mangel an Mikronährstoffen, wie eine neue Auswertung von weltweit durchgeführten Studien zeigt. Am häufigsten fehlte es den Diabetikern an Vitamin D und an Magnesium.
Die Vorkommen von Diabetes nehmen seit vielen Jahren weltweit zu, das gilt vor allem für den Typ-2-Diabetes, von dem 2021 rund 8,5 Millionen Menschen in Deutschland betroffen waren. Diese Stoffwechselstörung ist durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel infolge von Insulinresistenz, gestörter Regulierung der Insulinsekretion und Abnahme der Betazellen, die im Pankreas (Bauchspeicheldrüse) Insulin bilden, gekennzeichnet. Neben einer genetischen Prädisposition tragen verschiedene Faktoren, z. B. eine sitzende Lebensweise, ungesunde Ernährung und Fettleibigkeit (Adipositas, ab BMI 30) erheblich zur Entstehung von Typ-2-Diabetes bei. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass sich einige Mikronährstoffe auf den Glukosestoffwechsel und die Insulin-Signalwege auswirken, was die Entwicklung und den Verlauf von Typ-2-Diabetes beeinflussen kann. Mikronährstoffe spielen bei der Entstehung und Entwicklung der Insulinresistenz eine wichtige Rolle.
Sie ist nicht nur ein grundlegender Faktor für den Diabetes, sondern auch für verschiedene kardiometabolische Störungen. Nach Schätzungen ist etwa ein Drittel der Weltbevölkerung von mindestens einem essenziellen Mikronährstoff-Mangel betroffen. Dadurch könnte durch den oxidativen Stress oder eine verringerte Aktivität von Enzymen, die mit Insulin verbunden sind, ein Defizit in der Insulinwirkung entstehen. Die Bedeutung verschiedener Mikronährstoffe als Kofaktoren im Glukosestoffwechsel, in den Funktionen der Betazellen und der Insulin-Signalkaskade legt nahe, dass ihr Mangel zur Entwicklung von Typ-2-Diabetes beitragen kann. Zunehmend mehr Nachweise unterstützen die Annahme, dass ein Mangel an Mikronährstoffen, z. B. an den Vitaminen Biotin, B1, D und C sowie am Spurenelement Chrom, sich auf den Stoffwechsel auswirken kann. Ein Mangel tritt dabei häufiger bei Personen auf, die sowohl unter Adipositas als auch an Diabetes leiden. Es ist bekannt, dass fettleibige Personen ein vierfach erhöhtes Risiko haben, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Das lässt sich vermutlich auf die Dysfunktion der Betazellen, genetische Faktoren, Verhaltensmerkmale, erhöhte Resistenz gegenüber Inkretin-Hormonen (steuern die Insulinsekretion aus den Betazellen) und den oxidativen Stress zurückführen. Defizite an Mikronährstoffen, die bei fettleibigen Personen häufig vorkommen, können ebenfalls eine Rolle bei der Entwicklung des Typ-2-Diabetes spielen. Allerdings zeigten sich in einigen Studien beim Typ-2-Diabetes zum Teil unterschiedliche Mängel an einzelnen oder mehreren Mikronährstoffen und widersprüchliche Ergebnisse, so dass sich daraus nicht ohne weiteres Ernährungsempfehlungen für den Umgang mit Diabetes ableiten lassen. Eine Gruppe von indischen Forschern führte daher einen systematischen Review und eine Meta-Analyse zu mangelnden Mikronährstoffen beim Typ-2-Diabetes durch. Hauptziel war es zu klären, wie hoch die Belastung durch den Mangel an Mikronährstoffen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ist.
Nach einer umfassenden Recherche in den einschlägigen Datenbanken konnten die Forscher 132 Studien (von 1998 bis 2023) mit 52.501 Teilnehmern (ab 18 Jahren) auswerten. Darin wurden vor allem die Vitamine A, B1, B6 und E, B12, C, D sowie die Mineralien Jod, Eisen, Magnesium, Kalium und Zink untersucht und die Vorkommen beim Typ-2-Diabetes ermittelt. Allgemein variierte der Mangel an Mikronährstoffen zum Teil deutlich in verschiedenen Ländern und (WHO-)Regionen der Welt, wobei er im untersuchten Zeitraum relativ konstant blieb. Insgesamt fanden sich bei 45 % der Diabetiker und bei 40 % der Personen mit diabetischen Komplikationen Mängel an Vitaminen, Mineralien und Elektrolyten. Frauen (knapp 49 %) waren davon etwas häufiger betroffen als Männer (knapp 43 %). Der Mangel an Mikronährstoffen war am höchsten in (Nord- und Süd-)Amerika (54 %). Am häufigsten wurde ein Mangel an Vitamin D ermittelt (rund 60 %), doch es gab hier deutliche Unterschiede. In einem Review wurde über die Vorkommen von rund 80 % Mangel an Vitamin D berichtet, während ein anderer Bericht deutlich geringere Vorkommen von knapp 33 % nachwies.
An zweiter Stelle fehlte es den Diabetikern an Magnesium (knapp 42 %). An dritter Stelle stand Vitamin B12 (knapp 29 %), dies war bei Diabetikern, die das Medikament Metformin erhielten, etwas stärker ausgeprägt als bei allen Diabetikern (knapp 24 %). Vom Eisenmangel waren knapp 28 % der Teilnehmer betroffen. Es gab weiter eine deutliche Verbindung zwischen dem versteckten Hunger, definiert als chronische Unterversorgung mit Mikronährstoffen, und dem weltweit zunehmenden Diabetes. Im Gegensatz zu dem Hunger, der entsteht, wenn ein Mensch weniger zu essen hat, als er täglich braucht, um sein Gewicht zu erhalten und leichte Arbeiten zu verrichten, machen sich Defizite an Mikronährstoffen über längere Zeiträume nicht bemerkbar. Sie entstehen meist aus einer ungesunden bzw. zu einseitigen Ernährung und können zu Übergewicht und vielen anderen Krankheiten beitragen, darunter auch der Typ-2-Diabetes. Bisher konzentriert sich dessen Therapie häufig auf Veränderungen im Energiestoffwechsel und in den Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Proteine, Fette). Der weit verbreitete Mangel an Mikronährstoffen deutet jedoch darauf hin, dass es wichtig ist, bei Diabetikern die gesamte Ernährung, einschließlich der Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, zu verbessern.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Vorkommen des Mangels an Mikronährstoffen betrug bei den Patienten mit Typ-2-Diabetes insgesamt 45 %. Am häufigsten fehlte es den Diabetikern an Vitamin D, gefolgt vom Mangel an Magnesium. Die Forscher betrachten diese Ergebnisse noch mit einiger Vorsicht, weil es innerhalb der weltweiten Studien eine Reihe von Unterschieden und nicht einheitlichen Ergebnissen gab. Dennoch deuten die Studien insgesamt auf hohe Vorkommen von Mängeln an verschiedenen Mikronährstoffen beim Typ-2-Diabetes hin. Künftig sollte die Rolle der Ergänzung von Mikronährstoffen bei der Prävention und Therapie vom Typ-2-Diabetes weiter erforscht werden.
Unser Tipp: Viele Mikronährstoffe wie Vitamin D und Magnesium sind einzeln erhältlich. Speziell für die Unterstützung eines gesunden Stoffwechsels und zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels gibt es gut zusammengestellte Formeln von Mikronährstoffen. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.