Der Bedarf am Spurenelement Eisen steigt in der Schwangerschaft an. Der Mangel an Eisen ist ein erhebliches Risiko für die Gesundheit der Mutter und des Fötus. Zur Vorbeugung einer Eisenmangel-Anämie wird schwangeren Frauen die Ergänzung von Eisen empfohlen.
Während der Schwangerschaft benötigen Frauen zusätzliches Eisen, um mehr rote Blutkörperchen für sich und den sich entwickelnden Fötus zu bilden. Eisen ist ein Baustein des Hämoglobins und an der Blutbildung, am Sauerstofftransport sowie vielen Prozessen im Stoffwechsel beteiligt. Ohne ausreichende Eisenzufuhr erschöpfen sich die Eisenreserven, was die Produktion roter Blutkörperchen beeinträchtigt. Aufgrund von Eisenmangel kann sich eine Blutarmut (Anämie) entwickeln, die eine der häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft ist. Etwa eine von fünf Frauen ist während der Schwangerschaft nicht genügend mit Eisen versorgt und entwickelt eine Eisenmangel-Anämie. Sie führt zu erheblichen Risiken für die Gesundheit der Mutter und die Entwicklung des Fötus, dazu gehören z. B. Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Frühgeburt, ein niedrigeres Geburtsgewicht und postpartale Depressionen. Zur Vorbeugung wird schwangeren Frauen zusätzlich zur üblichen Ergänzung von Folsäure (Vorbeugung vor Neuralrohrdefekten) oft empfohlen, auch Eisen zu ergänzen. In Deutschland empfiehlt die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ für schwangere Frauen die tägliche Aufnahme von 27 mg Eisen und damit höhere Aufnahmen als für jugendliche, erwachsene und stillende Frauen (je nach Alter 14 bis 16 mg). Gute Eisenquellen sind z. B. Vollkorn-Getreide, grüne Blattgemüse (Spinat, Feldsalat), Hülsenfrüchte (Kidneybohnen, Linsen, Erbsen) sowie rotes Fleisch.
Wird der Bedarf an Eisen durch die normale Ernährung nicht gedeckt, sollte Eisen ergänzt werden. In Deutschland werden Hämoglobin und Eisen bei schwangeren Frauen mehrmals (nach der Mutterschafts-Richtlinie) überprüft, bei Bedarf kann Eisen ergänzt werden. Der Nutzen ist für anämische Frauen gut belegt, doch ob er generell für nicht anämische Frauen gilt, das ist bisher nicht eindeutig geklärt. Argumente gegen eine präventive Eisenergänzung in der Schwangerschaft legen z. B. nahe, dass eventuell mögliche Schäden (Eisenüberladung, hohe Hämoglobinspiegel) den Nutzen für nicht anämische Frauen überwiegen und negative Folgen (Frühgeburten, fetale Wachstumsbeschränkung) haben könnten. Eisenergänzungen können außerdem gastrointestinale Nebenwirkungen (Übelkeit, Obstipation, Diarrhö) verursachen. Solche negativen Wirkungen wurden im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft bisher jedoch nicht eindeutig belegt, da nicht anämische Schwangere in den entsprechenden Studien oft nicht speziell berücksichtigt wurden. Eine Gruppe englischer Forscher untersuchte daher, ob die präventive Eisenergänzung einen Nutzen für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mutter und Kind bietet. Sie stellten die aktuellen Kenntnisse in einem Review vor.
Die Forscher suchten in den relevanten Datenbanken nach Studien, in denen bei nicht anämischen Schwangeren eine orale Eisenergänzung mit einem Placebo oder keiner Ergänzung verglichen wurde. Sie ermittelten 23 Studien, an denen knapp 4.500 nicht anämische, schwangere Frauen beteiligt waren. Trotz einer hohen Heterogenität zeigten die meisten Studien, dass Eisenergänzungen die hämatologischen Werte zum Geburtstermin verbesserten und die mütterliche Anämie verringerten. Die Schwangeren mit Eisenergänzungen hatten höhere Werte in Hämoglobin und Ferritin (Eisenspeicherprotein) und ein geringeres Risiko für die Anämie (relatives Risiko = 0,50). Dieser Nutzen lässt sich möglicherweise durch eine Untergruppe von Frauen erklären, die zu Beginn der Schwangerschaft einen Eisenmangel aufwiesen, aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht anämisch waren. Bei diesen Frauen könnten Eisenergänzungen die Entwicklung einer Anämie verhindern, indem sie den zugrunde liegenden Eisenmangel behandeln.
Viele Frauen erhalten über die Nahrung nicht genügend Eisen, um den erhöhten Bedarf in der Schwangerschaft zu decken, selbst bei anfänglich noch gut mit Eisen versorgten Frauen können später Eisenmangel-Anämien auftreten. Ein Review aus dem Jahr 2023 ergab z. B., dass Eisenergänzungen Anämien auch bei Frauen reduzierten, die zu Beginn der Schwangerschaft noch keinen Eisenmangel aufgewiesen hatten. Es gab im Übrigen keine Unterschiede beim Geburtsgewicht, bei Frühgeburten und den Raten von Kaiserschnitten. Die Ergebnisse zu Eisenergänzungen und gastrointestinalen oder anderen Nebenwirkungen reichten auf Grundlage der untersuchten Studien nicht aus, um zu beurteilen, ob dazu ein Zusammenhang während der Schwangerschaft besteht.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die präventive Ergänzung von Eisen kann das Risiko der Entwicklung einer Anämie bei nicht anämischen, schwangeren Frauen verringern. Nach Schätzungen könnten Eisenergänzungen einen Fall von mütterlicher Anämie pro zehn schwangeren Frauen verhindern. Die Nachweise für mögliche negative Wirkungen von Eisenergänzungen in der nicht anämischen Bevölkerung sind bisher nicht ausreichend und widersprüchlich. In künftigen Studien sollten die Auswirkungen von Eisenergänzungen auf die Lebensqualität und Gesundheit der Frauen in der Schwangerschaft weiter untersucht werden.
Unser Tipp: Eisen zur Nahrungsergänzung wird einzeln und in verschiedenen Kombinationen angeboten. Bei einer Schwangerschaft sollte die Einnahme nur in Abstimmung mit den behandelnden Ärzten erfolgen. Auf die Qualität, z. B. eine gut bioverfügbare Eisenform wie Eisenbysglycinat (gute Verträglichkeit, ohne zu verstopen), sollte in der Schwangerschaft besonders geachtet werden.