Flavonoide sind in vielen Obst- und Gemüsesorten enthalten. Bei einer guten Aufnahme können sie langfristig vermutlich dazu beitragen, die kognitiven Leistungen älterer Menschen zu stärken.

 

Flavonoide sind in vielen Obst- und Gemüsesorten enthalten. Bei einer guten Aufnahme können sie langfristig vermutlich dazu beitragen, die kognitiven Leistungen älterer Menschen zu stärken.

 

Weltweit steigt die Anzahl alter Menschen an, entsprechend werden altersbedingte kognitive Beeinträchtigungen und Demenz-Krankheiten weiter zunehmen. Präventive Maßnahmen können dabei eine wichtige Rolle spielen. Oft nehmen Betroffene selbst das Nachlassen ihrer kognitiven Fähigkeiten schon Jahre vorher wahr, bevor kognitive Beeinträchtigungen und Demenz medizinisch festgestellt werden können. In dieser oft jahrelangen Phase lassen sich möglicherweise einige der bekannten Risikofaktoren für den kognitiven Leistungsabfall im Alter beeinflussen. Dazu gehört die Ernährung und speziell die gute Versorgung mit Flavonoiden aus pflanzlichen Lebensmitteln. Rund 8.000 verschiedene Flavonoide aus Pflanzen sind bereits ermittelt. Sie gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen und geben Pflanzen nicht nur ihre markanten Farben, sondern schützen sie auch vor UV-Licht und Krankheitserregern. Sie sind vor allem in vielen Obstsorten enthalten, gute Anteile liefern vor allem Beeren und Zitrusfrüchte. Der Nutzen von Flavonoiden für die Gesundheit des Menschen wird seit vielen Jahren untersucht. Sie sind wirksame Antioxidantien und wirken auch antientzündlich. Ihre starke antioxidative Wirkung könnte Zellen vor schädlichen freien Radikalen schützen, die überall im Körper entstehen, wo der lebenswichtige Sauerstoff vorhanden ist.

 

Das gilt auch für das Gehirn, das den höchsten Verbrauch an Sauerstoff von allen Organen hat. Die antioxidativen Schutzsysteme, zu denen neben Flavonoiden z.B. auch einige Vitamine, Mineralien und Omega-3-Fettsäuren gehören, werden im Alter schwächer. Das könnte dazu beitragen, dass sich die Hirnfunktionen und vor allem die kognitiven Leistungen verringern. Doch die bisherigen Ergebnisse zur Beziehung von Flavonoiden und den kognitiven Leistungen sind nicht einheitlich. Daher untersuchte eine Gruppe von US-amerikanischen Forschern diese Verbindungen in zwei großen prospektiven Bevölkerungsstudien.

 

Einbezogen wurden rund 49.500 Frauen aus der Nurses' Health Study (1984-2006) und knapp 20.000 Männer aus der Health Professionals Follow-Up Study (1986-2002). Die Teilnehmer waren zu Beginn zwischen 48 und 51 Jahre alt, alle wurden mehr als 20 Jahre in Bezug auf ihre Gesundheit beobachtet. Untersucht wurde dabei der Zusammenhang zwischen den Aufnahmen von Flavonoiden aus der Nahrung (Untergruppen Flavonole, Flavone, Flavanone, Flavan-3-ole, Anthocyane, polymere Flavonoide, Proanthocyanidine) und kognitiven Leistungen. Bei den Krankenschwestern wurde die langfristige durchschnittliche Nahrungsaufnahme aus sieben Befragungen zur Häufigkeit der Nahrungsaufnahme berechnet. Die Teilnehmerinnen bewerteten außerdem ihre subjektiv wahrgenommenen kognitiven Leistungen in den Jahren 2012 und 2014. Bei den Männern aus Gesundheitsberufen wurde die durchschnittliche Nahrungsaufnahme an Flavonoiden anhand von fünf Befragungen berechnet. Die Teilnehmer bewerteten ihre kognitiven Leistungen in den Jahren 2008 und 2012. Sie gaben z. B. an, wie ihre Erinnerung und Merkfähigkeit funktionierte, wie sie sich in ihrer Umgebung zurechtfanden und ob ihr Gedächtnis nachgelassen hatte.

 

Die täglichen Aufnahmen von Flavonoiden waren sehr unterschiedlich. Teilnehmer mit dem höchsten Konsum kamen auf ca. 600 mg Flavonoide täglich, bei den geringsten Aufnahmen waren es nur ca. 150 mg. Bei den höchsten Aufnahmen hatten die Teilnehmer ein um ca. 20 % signifikant geringeres Risiko für einen subjektiven Abbau der kognitiven Leistungen. Noch deutlichere Wirkungen gab es bei einzelnen Flavonoid-Arten: Die beste Schutzwirkung gegen subjektiv wahrgenommene kognitive Störungen wurde für Flavone, Flavanone und Anthocyane gefunden. Sie verringerten bei guter Versorgung das Risiko für geringere kognitive Leistungen um 38 %, 36 % bzw. 24 %. Flavone kommen z.B. in Orangen, Paprika, Rosmarin und Thymian vor. Flavanone sind vor allem in Orangen und Grapefruit enthalten. Anthocyane finden sich in vielen Obstsorten, vor allem in Blaubeeren, Erdbeeren, Äpfeln und im Rotwein.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass eine höhere Aufnahme von Flavonoiden zum Erhalt der kognitiven Funktionen beitragen kann. Bei den Untergruppen der Flavone, Flavanone und Anthocyane zeigten sich die stärksten vermutlich schützenden Beziehungen zu den langfristig beobachteten kognitiven Leistungen. Dies sollte in weiteren Studien mit präventiven und therapeutischen Anwendungen von Flavonoiden näher untersucht werden. In der Zwischenzeit kann der Verzehr von flavonoidreichen Lebensmitteln wie Beeren und Zitrusfrüchten und -säften für die Aufrechterhaltung der kognitiven Funktion von Vorteil sein.

 

Unser Tipp: Eine Reihe von Flavonoiden ist auch in vielen Nahrungsergänzungen erhalten, z.B. in einzelnen Obst- und Gemüse-Extrakten, aber auch in Multipräparaten in Kombinationen mit anderen Mikronährstoffen. Auf eine gute Qualität sollte immer geachtet werden.

 

Quelle
Tian-Shin Yeh et al., Long-term Dietary Flavonoid Intake and Subjective Cognitive Decline in US Men and Women. in: Neurology, online 28.7.2021, doi: 10.1212/WNL.0000000000012454.