Gesunde pflanzliche Kost schützt vor Diabetes


 



Der Verzicht auf Fleisch allein trägt nicht zum geringeren Risiko für Diabetes bei. Bei der vegetarischen oder veganen Ernährung sollte auf eine gesunde pflanzliche Kost geachtet werden. Sie kann das Diabetes-Risiko verringern, wie eine neue Studie zeigt. 


 

Der Diabetes ist eine weltweit stark verbreitete Erkrankung des Stoffwechsels, die durch einen chronisch erhöhten Blutzucker gekennzeichnet ist. In Deutschland waren 2021 rund 8,5 Millionen Menschen daran erkrankt, Tendenz weiter steigend und immer mehr jüngere Menschen sind davon betroffen. Rund 95 % der Diabetes-Fälle entfallen auf den Typ-2-Diabetes, der im Lauf des Lebens erworben wird. Zu den Risikofaktoren gehören eine fettreiche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel. Mindestens 75 % aller Fälle des Typ-2-Diabetes könnten durch einen gesunden Lebensstil vermieden werden, daran hat die Ernährung einen entscheidenden Anteil.

 

Eine gesunde, pflanzenbasierte Kost wird mit einem geringeren Risiko für den Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht. Im Gegensatz dazu wurde die häufige Aufnahme von zuckerhaltigen Getränken sowie von rotem und industriell verarbeiteten Fleisch mit einem erhöhten Risiko für den Typ-2-Diabetes verbunden. Pflanzliche Ernährungsweisen, ob nun vegetarisch oder vegan, sind u. a. durch ihren günstigen ökologischen Fußabdruck zunehmend beliebt. 2021 gaben in einer Befragung 13 bis 15 % der Deutschen, Schweizer und Briten an, sich fleischfrei zu ernähren. Doch auch die pflanzliche Kost ist nicht immer gesund bzw. gibt noch keinen Aufschluss über die Qualität der verzehrten pflanzlichen Lebensmittel. Für die Bewertung einer pflanzlichen Ernährung gibt es einen speziellen Index. Positiv ist der geringe Verzehr von Süßigkeiten, Desserts, raffiniertem Getreide, Kartoffeln und zuckerhaltigen Getränken. Bei deren hohem Konsum liegt eine ungünstige pflanzliche Ernährung vor, was gesundheitliche Risiken steigen lässt.

 

Eine Gruppe europäischer Forscher untersuchte in einer Studie die Beziehungen zwischen dem gesunden und ungesunden Pflanzen-Ernährungs-Index und dem Risiko für den Typ-2-Diabetes. Sie nutzten dafür Daten aus einer großen, englischen Bevölkerungsstudie, der UK Biobank. Sie prüften auch, ob und wie starkes Übergewicht (Adipositas), der Glukose-Stoffwechsel, Entzündungen, Nieren- und Leberfunktionen sowie hormonelle und Lipid-Wege mögliche Mediatoren für die Diabetes-Entwicklung sein könnten.

 

Einbezogen in die Studie waren rund 113.000 Erwachsene, die zum Studienbeginn (ab 2007) zwischen 40 und 69 Jahren alt waren. Im Lauf von zwölf Jahren Nachbeobachtung erkrankten in dieser großen Gruppe 2.628 Teilnehmer neu an Typ-2-Diabetes. Die Forscher nutzten die Ernährungs-Befragung der Teilnehmer und bewerteten sie neu mit Hilfe des pflanzenbasierten Ernährungs-Index. Danach stuften sie die Ernährung der Teilnehmer entweder als gesunde oder ungesunde pflanzliche Ernährung (in vier Gruppen von niedrig bis hoch) ein. Bei ungesunder pflanzlicher Ernährung war das Risiko der Teilnehmer für den Typ-2-Diabetes um 37 % erhöht. Das wurde vor allem auf einen höheren Taillenumfang (17 %), höheren Body-Mass-Index (7 %) und höhere Triglyzerid-Werte (13 %) zurückgeführt. Teilnehmer mit den höchsten Werten in der gesunden pflanzlichen Ernährung hatten dagegen ein um 24 % verringertes Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

 

Neben einem geringeren Body-Mass-Index und Taillenumfang (jeweils 28 %) wurden erstmals wichtige Biomarker für zentrale Vorgänge im Stoffwechsel und in den Organfunktionen als Mediatoren für gesundheitliche Wirkungen einer pflanzlichen Ernährung identifiziert. Es zeigte sich, dass normale Werte der Blutfette (Triglyzeride, 9 %), im Blutzucker (HbA1c, 11 %), in Entzündungs-Parametern (CRP, 4 %) und beim insulinähnlichen Wachstumsfaktor (IGF1, 4 %) mit einem niedrigen Diabetes-Risiko einhergehen. Weiter trugen zum Diabetes-Schutz günstigere Werte bei bestimmten Enzymen (Alanin-Aminotransferase, Gamma-Glutamyltransferase), Cystatin (Protein, Marker für Nierenfunktionen) und der Harnsäure bei. Die Risikosenkung wirkt sich bei gesunder Pflanzenkost auch bei einer genetischen Vorbelastung oder anderen vorhandenen Diabetes-Risikofaktoren aus, z. B. bei Übergewicht, einem höheren Alter oder mangelnder Körperaktivität. 



 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie zeigte, dass eine pflanzliche Ernährung nur dann ihre schützenden Wirkungen auf den Ty-2-Diabetes entfaltet, wenn nicht nur der Anteil an tierischen Lebensmitteln verringert, sondern auch der Anteil an industriell verarbeiteten und stark zuckerhaltigen Lebensmitteln gesenkt wird. Eine gesunde pflanzliche Kost ist mit dem geringeren Risiko für den Typ-2-Diabetes verbunden. Vermittelt wird dies über geringeres Übergewicht und Körperfett sowie über normale Blutzucker-Werte und geringere Entzündungen. Eine hochwertige pflanzliche Ernährung, die sich durch einen hohen Verzehr von Obst, Gemüse, Nüssen, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten etc. auszeichnet, ist für die Vorbeugung vor dem Typ-2-Diabetes vorteilhaft.

 

Unser Tipp: 

Eine ganze Reihe von Nahrungsergänzungen sind inzwischen auch als vegetarische oder vegane Angebote verfügbar.

 



Quelle:
Alysha S. Thompson et al., A healthful plant-based diet is associated with lower type 2 diabetes risk via improved metabolic state and organ function. A prospective cohort study. In: Diabetes & Metabolism, online 28.11.2023, doi: 10.1016/j.diabet.2023.101499.