Jod für schwangere Frauen in Mangelgebieten

 

In der Schwangerschaft fehlt es oftmals an der ausreichenden Aufnahme von Jod. Defizite können sich schädlich auf die Gesundheit von Mutter und Kind auswirken, daher werden meist Jodergänzungen empfohlen. In einer europäischen Region mit Jodmangel wurden diese Empfehlungen für schwangere Frauen näher untersucht.

 

Die Schwangerschaft erfordert eine gesunde Ernährung mit einer ausreichenden Zufuhr von Energie, Eiweiß, Vitaminen und Mineralien, um den erhöhten Bedarf von Mutter und Fötus zu decken. Eine unzureichende Zufuhr an wichtigen Mikronährstoffen wird mit einem beeinträchtigten Verlauf der Schwangerschaft und der Gesundheit des Kindes in Verbindung gebracht. Der erhöhte Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen lässt sich in der Schwangerschaft nur schwer über die Ernährung allein decken. Das gilt besonders für Jod, dessen Bedarf durch die erhöhte Bildung von Schilddrüsenhormonen, vermehrte Jodausscheidung über die Nieren und den Bedarf des Fötus höher ist, z. B. für die Entwicklung und Reifung des Gehirns. Ein schwerer Jodmangel der werdenden Mutter wurde u.a. mit einer gestörten neuronalen Entwicklung bei Kindern sowie mit Komplikationen bei der Geburt verbunden. Programme zur Jodergänzung im Salz konnten solche schweren Folgen in jodarmen Gebieten verringern. Aber auch ein leichter bis mäßiger Jodmangel wurde z.B. mit Hinweisen auf schlechtere kognitive Leistungen bei Kindern in Beziehung gebracht.

 

Die Jodkonzentration im Urin ist der am häufigsten verwendete Biomarker zur Bewertung des Jodstatus in der Bevölkerung. Ein mittlerer Jod-Urinwert von < 100 µg/L in der allgemeinen Bevölkerung oder von <150 µg/L bei schwangeren Frauen weist auf einen Jodmangel hin. Tatsache ist, dass in vielen Teilen der Welt, einschließlich Europa und Nordamerika, bei schwangeren Frauen oftmals ein erheblicher Jodmangel festgestellt wird. Daher wird von vielen Fachgesellschaften die Jodergänzung für Frauen, die schwanger sind, stillen oder auch den Kinderwunsch haben, empfohlen. Jodergänzungen sollten für sie mindestens 150 μg Jod täglich enthalten. Eine Gruppe von Forschern aus Portugal prüfte die Wirkungen solcher Empfehlungen in einer Studie mit schwangeren Frauen. Zuvor hatten Untersuchungen in einer jodarmen Region bereits gezeigt, dass der Jodmangel unter Schwangeren (medianer Jod-Urinwert 82,5 μg/L) weit verbreitet war. Nun wurde geprüft, wie sich Empfehlungen für den Jodbedarf von schwangeren Frauen in dieser Region ausgewirkt hatten.

 

Nachdem die nationalen Gesundheitsbehörden Empfehlungen für Jodergänzungen bei allen Frauen mit Kinderwunsch sowie in der Schwangerschaft und Stillzeit veröffentlicht hatten, zeigte sich bei schwangeren Frauen ein verbesserter Jodstatus. Zum Zeitpunkt der Erhebung nahmen von 136 untersuchten Schwangeren über 80 % Jodtabletten (200 µg/Tag) ein. Zum Vergleich dienten 203 Frauen, für die Jodwerte in der Schwangerschaft vor der Einführung von Jodempfehlungen verfügbar waren. Mit den Jodergänzungen hatte sich bei Schwangeren der Anteil mit einem schweren Jodmangel (Urinwert < 50 µg/L) auf die Hälfte (37,4 % auf 18,0 %) verringert. Der Anteil der Schwangeren mit einem ausreichendem Jodgehalt (Urin > 150 µg/L) war um das Doppelte (9,9 % auf 20,7 %) angestiegen. Der mittlere Jodanstieg (Urinwert von 67,6 auf 106,8 µg/L) reichte bei den meisten Frauen jedoch nicht aus, um die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Jodwerte für schwangere Frauen zu erreichen (medianer Urinwert von mindestens 150 µg/L). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass aktuelle Empfehlungen für Jodergänzungen in der Schwangerschaft möglicherweise nicht ausreichen, um in jodarmen Regionen eine angemessene Versorgung mit Jod zu erreichen.

 

In dieser Studie begannen schwangere Frauen mit der Jodergänzung außerdem meist erst, nachdem sie wussten, dass sie schwanger waren. Die Jodergänzung sollte jedoch möglichst bereits bei einem Kinderwunsch beginnen, damit die Jodspeicher in der Schilddrüse zum Beginn der Schwangerschaft aufgefüllt sind. Sind sie nur mäßig gefüllt, wird ein Teil des ergänzten Jods für die Bildung von Schilddrüsenhormonen und die Auffüllung der Jodspeicher genutzt und steht damit nicht vollständig für den Mehrbedarf an Jod in der Schwangerschaft zur Verfügung. Die Forscher heben jedoch dazu hervor, dass bei Empfehlungen von höheren Jodmengen sorgfältig auf das Risiko von Überdosierungen geachtet werden sollte, um möglicherweise schädliche Wirkungen auf Mutter und Fötus zu vermeiden.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Jodergänzungen bei schwangeren Frauen verbesserten den Jodstatus in einer Jodmangelregion. Dies reichte jedoch nicht aus, um die für diese Zeit empfohlenen Jodwerte zu erreichen. Daher könnten zusätzliche Maßnahmen erforderlich sein, z. B. die Anpassung der Dosis von Jodergänzungen, der Zeitpunkt der Jodergänzung oder auch die allgemeine Nutzung von jodiertem Speisesalz.

 

Auch in Deutschland reicht der Jodgehalt in Lebensmitteln für eine ausreichende Jodzufuhr in der Bevölkerung nicht aus. Der Jodgehalt im Boden ist gering, entsprechend enthalten Agrarprodukte wenig Jod. Zwar liefern Meeresfische und -früchte mehr Jod, werden jedoch seltener gegessen. Seit den 80er Jahren hat sich durch den Einsatz von Jodsalz als Zusatz im Tierfutter, in der Lebensmittelindustrie und in Privathaushalten die Versorgung verbessert, dennoch ist sie nicht optimal und sogar rückläufig. Allgemein wird Jugendlichen und Erwachsenen bis zu 50 Jahren täglich die Aufnahme von 200 μg Jod empfohlen, ab 51 Jahren ist der Bedarf mit 180 μg Jod etwas geringer angesetzt. Für schwangere Frauen wird die Aufnahme von 230 μg Jod empfohlen, stillende Frauen sollten mit 260 μg täglich noch etwas mehr Jod aufnehmen. Zusätzlich zur Ernährung mit jodreichen Lebensmitteln und der Verwendung von Jodsalz werden für sie Jodergänzungen meist in der Dosis von 100 bis 150 μg Jod täglich empfohlen.

 

Unser Tipp: Jod wird in verschiedenen Formen zur Nahrungsergänzung angeboten, sehr gut bioverfügbar ist es z.B. als flüssiges Kaliumjodid, dass (tropfenweise) in Wasser gelöst wird.

 

Quelle
Carla A. Lopes et al., Iodine Supplementation in Pregnancy in an Iodine-Deficit Region: A Cross-Sectional Survey. In: Nutrients, online 27.3.2022, doi: 10.3390/nu14071393. 
BfR: Jodversorgung in Deutschland wieder rückläufig — Tipps für eine gute Jodversorgung, 9.2.2021, online: https://www.bfr.bund.de/de/jodversorgung_in_deutschland_wieder_ruecklaeufig___tipps_fuer_eine_gute_jodversorgung-128626.html