In der europaweiten EPIC-Langzeitstudie wurde der Zusammenhang zwischen der Einhaltung der Mittelmeerdiät und dem Risiko für Krebskrankheiten in Bezug auf starkes Übergewicht untersucht. Es zeigte sich, dass die stärkere Einhaltung der Mittelmeerdiät das Risiko für Krebskrankheiten leicht verringern kann.
Die Vorkommen von Übergewicht (BMI ab 25) nahmen in den letzten Jahrzehnten weltweit zu. Zwischen 1975 und 2016 stieg das Übergewicht, einschließlich Fettleibigkeit (Adipositas, BMI ab 30) bei Erwachsenen ab 20 Jahren von etwa 21 % bei Männern und 24 % bei Frauen auf fast 40 % bei beiden Geschlechtern an. Seit langem ist bekannt, dass vor allem Adipositas das Risiko für viele Krankheiten erhöht, dazu gehört auch ein erhöhtes Krebsrisiko, z. B. für den Krebs der Gebärmutter, Speiseröhre, Niere, Pankreas, Leber und Brust. Studien zeigten, dass die Mittelmeerdiät einen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat, das gilt auch in Verbindung mit Gewichtsabnahmen und verringerter Fettleibigkeit in der Bauchregion (abdominale Adipositas). Zu dieser Kost gehört der reichliche Verzehr von frischem Gemüse und Obst, Fisch, hochwertiges Olivenöl, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Seltener verzehrt werden sollten Fleischwaren und Milchprodukte, Rotwein sollte nur in Maßen getrunken werden. Bei Getreidewaren sollten Vollkornprodukte bevorzugt werden, da sie viel Ballaststoffe enthalten. Im Rahmen der europaweiten EPIC-Bevölkerungsstudie (European Prospective Investigation Into Cancer and Nutrition) wurde in Spanien (2010) eine Beziehung zwischen der Mittelmeerdiät und dem Adipositas-Risiko bei Übergewichtigen festgestellt.
Dazu gehörte, dass die Einhaltung dieser Ernährung mit einem geringeren Taillenumfang verbunden war und Zunahmen an Gewicht verhindern konnte. Der Nutzen der Mittelmeerdiät geht möglicherweise über die Verringerung des Bauchfetts hinaus. Eine aktuelle Studie zeigte z. B., dass die Einhaltung der Mittelmeerdiät bei Frauen in neun europäischen Ländern mit einer verbesserten Überlebensrate nach einer Brustkrebs-Diagnose verbunden ist. In Bezug auf das Krebsrisiko zeigte sich, dass die stärkere Einhaltung der Mittelmeerdiät mit einem verringerten Gesamt-Krebsrisiko um je 4 % pro 2-Punkte-Erhöhung im Mittelmeerdiät-Score verbunden war. Die deutlichsten Verbindungen zeigten sich für Darm-, Magen- und Brustkrebs (besonders beim Ausschluss von Alkohol). In einem italienischen EPIC-Zentrum wurde ein schützender Zusammenhang zwischen der Mittelmeerdiät und dem Risiko für Darmkrebs beobachtet, obwohl die Vorkommen der abdominalen Adipositas diesen Zusammenhang nicht vermittelten. Bisher wurde nur in wenigen Studien die komplexe Rolle der Adipositas in Bezug zur Mittelmeerdiät und durch Adipositas bedingte Krebserkrankungen untersucht.
Dazu gehören Faktoren wie Adipokine (vom Fettgewebe gebildete Signalmoleküle, z. B. Leptin), Wachstumsfaktoren (Proteine, die Zellproliferation, -differenzierung beeinflussen) und Insulinresistenz. Hinzu kommen neuere Faktoren wie Hypoxie (Sauerstoffmangel), genetische Anfälligkeit, Stromazellen (z. B. Fibrozyten, Fibroblasten) und Entzündungen. Eine Gruppe europäischer Forscher untersuchte nun in einer Studie den Zusammenhang zwischen der Einhaltung der Mittelmeerdität und dem Risiko für die von der Adipositas abhängigen Krebskrankheiten in der EPIC-Studie.
Ausgewertet wurden die Daten von 1992 bis 2000 in die EPIC-Studie aufgenommenen rund 450.000 Teilnehmern im Alter von 35 bis zu 70 Jahren aus 23 Zentren in 10 europäischen Ländern (Durchschnittsalter 51 Jahre, 29 % Männer, 71 % Frauen). Sie gaben Auskünfte über ihren Lebensstil und ernährten sich mit der Mittelmeerdität oder anderen Ernährungsweisen. Bei der Mittelmeerdiät wurde die Einhaltung mit einer Skala bewertet und als niedrig, mittel oder hoch eingestuft. Für alle Teilnehmer standen weiter anthropometrische Daten, darunter Körpergewicht, BMI und Taillen-Hüft-Verhältnis, zur Verfügung. Alle Teilnehmer wurden im Durchschnitt rund 15 Jahre lang weiter in ihrer Gesundheit beobachtet. Für Teilnehmer aus sieben Ländern standen die Vorkommen von Krebskrankheiten zur Verfügung. Von ihnen erlitten 4,9 % eine Krebserkrankung, die mit Adipositas verbunden war. Bei einer hohen Einhaltung der Mittelmeerdiät hatten die Teilnehmer ein um 6 % geringeres Krebsrisiko im Vergleich zu den Teilnehmern mit einer geringen Anpassung.
Ein ähnlich positiver Zusammenhang wurde auch bei Teilnehmern mit einer mittleren Einhaltung der Mittelmeerdiät beobachtet. Der präventive Einfluss der Mittelmeerdiät fiel beim Leberzellkrebs am stärksten aus, Teilnehmer, die sich mediterran ernährten, hatten dafür ein um 43 % geringeres Mortalitätsrisiko. Signifikante Verbindungen gab es außerdem beim Nieren-, Speiseröhren- und Darmkrebs. Eine mittlere Einhaltung der Mittelmeerdiät wirkte sich weiter mit einem geringeren Risiko auf den Speiseröhren- und Knochenmarkkrebs aus. Auffällig war, dass die krebsschützende Beziehung nicht durch Gewichtsabnahmen bzw. ungünstige Werte im Body-Mass-Index und Taillen-Hüft-Verhältnis vermittelt wurde. Teilnehmer mit einer hohen Einhaltung der Mittelmeerdiät unterschieden sich im BMI nicht sonderlich von denen, die sich nur gering mediterran ernährten. Das unterstützte die Hypothese der Forscher, dass ein Zusammenhang zwischen der Mittelmeerdiät und einem geringeren Risiko für die von der Adipositas bedingten Krebskrankheiten durch andere Mechanismen beeinflusst werden könnte. Interventions-Studien zeigten, dass die Mittelmeerdiät positiv mit Stoffwechsel- und Entzündungs-Markern (z. B. Nüchternblutzucker, C-reaktives Protein) verbunden ist.
Gute Aufnahmen von Ballaststoffen können den karzinogenen N-Nitroso-Verbindungen (Nitrosamine, Nitrosamide, Nitrosoharnstoffe) aus verarbeiteten Fleischwaren und anderen Quellen entgegenwirken. Der mögliche Nutzen der Mittelmeerdiät für die Krebsprävention könnte auf Wechselwirkungen und Synergie-Effekten zwischen verschiedenen Komponenten beruhen, die zusammen die gesundheitlichen Vorteile einzelner Lebensmittel verstärken. Interessant war auch, dass bei Rauchern durch die Einhaltung der Mittelmeerdiät stärkere schützende Assoziationen beobachtet wurden. Das deutet darauf hin, dass diese Ernährung den Einfluss von Tabak auf die Krebsentstehung teilweise ausgleichen könnte.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse dieser EPIC-Studie deuten darauf hin, dass eine stärkere Einhaltung der Mittelmeerdiät das Risiko für Krebserkrankungen, die mit Adipositas verbunden sind, leicht verringern kann. Das galt besonders für das Risiko von Darm-, Leberzell- und Nierenkrebs. Darüber hinaus zeigte sich, dass selbst eine mittlere Einhaltung der Mittelmeerdiät mit einem leicht verringerten Risiko für diese Krebsarten verbunden war. Die Ergebnisse zu den krebsschützenden Wirkungen der Mittelmeerdiät deuten darauf hin, dass sie nicht auf der Vermittlung durch Übergewicht und Adipositas beruhen. Künftig sind weitere Studien erforderlich, um die Mechanismen besser zu verstehen, durch die eine höhere Einhaltung der Mittelmeerdiät das Krebsrisiko potenziell verringern könnte.
Unser Tipp: Die Mittelmeerdiät trägt zu einer guten Versorgung mit vielen Mikronährstoffen bei. Wer sich nicht auf diese Weise ernähren mag, kann gegebenenfalls mit Nahrungsergänzungen, z. B. mit geeigneten Multi-Formeln, die Aufnahmen von Mikronährstoffen verbessern. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.