Reichlich pflanzliche Ernährung senkt das Diabetes-Risiko

 

Gesunde, pflanzliche Lebensmittel können dazu beitragen, das Risiko für den Typ 2-Diabetes zu senken. Spezifische metabolische Profile im Körper sind mit pflanzlichen Ernährungsweisen verbunden und könnten helfen, das individuelle Diabetes-Risiko besser einzuschätzen.

 

Die Vorkommen des (im Lauf des Lebens erworbenen) Typ 2-Diabetes nehmen weltweit zu, sie haben sich in weniger als zwei Jahrzehnten mehr als verdreifacht. Mediziner sprechen von einer Diabetes-Epidemie, Tendenz weiter steigend. Die Gesundheit ist durch einen Diabetes stark belastet, dazu gehören möglicherweise weitere Folgen mit Herz-Kreislauf-Krankheiten und Schäden an den Nieren, Augen und im Nervensystem. Zur Entstehung von Diabetes trägt vor allem eine ungesunde Ernährung, Übergewicht und Adipositas (ab BMI 30), genetische Disposition und ungesunde Lebensstile, z.B. zu wenig Bewegung, bei. Eine betont pflanzliche Ernährung, die reichlich Vollkornwaren, Obst und Gemüse enthält, wurde dagegen mit einem geringeren Diabetes-Risiko verbunden, doch die Ursachen dafür sind noch nicht restlos geklärt. So war z. B. unklar, ob sich dieser Zusammenhang auch in den Stoffwechsel-Profilen von Menschen zeigt, die sich bevorzugt pflanzlich ernähren. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher versuchte, solche Stoffwechsel-Profile zu ermitteln und die Beziehungen zum Risiko für den Typ 2-Diabetes zu bewerten. Sie prüften dazu im Stoffwechsel die Profile von Metaboliten.

 

Dazu gehören Substanzen, die durch chemische Prozesse in lebenden Organismen genutzt oder gebildet werden. Das betrifft eine große Zahl von Bestandteilen in diversen Lebensmitteln ebenso wie die komplexe Vielzahl von Molekülen, die gebildet werden, wenn solche Substanzen für den Nutzen im Körper abgebaut und transformiert werden. Unterschiede in der chemischen Struktur von Lebensmitteln bei der Ernährung eines Menschen sollten sich im metabolischen Profil zeigen. Neuere technologische Fortschritte ermöglichten dazu neue Forschungen, mit der Hilfe sogenannter „Metabolomics“ können verschiedene Metaboliten analysiert und identifiziert werden.

 

Im Rahmen von drei (prospektiven) US-amerikanischen Bevölkerungsstudien (Nurses' Health Study, Nurses' Health Study II und Health Professionals Follow-up Study) wurden die Metaboliten im Plasma von knapp 11.000 Teilnehmern (Durchschnittsalter 54 Jahre) bestimmt. Die Einhaltung einer pflanzlichen Ernährung wurde mit Hilfe von Ernährungs-Befragungen anhand von drei Indizes bewertet: ein Gesamtindex für die pflanzliche Ernährung, dazu je ein Index für eine gesunde und für eine ungesunde pflanzliche Ernährung. Als ungesund galt eine pflanzliche Ernährung, wenn sie reichlich raffinierte Getreidewaren, Fruchtsäfte, Kartoffeln, gesüßte Getränke und Süßwaren/ Desserts enthielt. Die gesunde pflanzliche Ernährung enthielt dagegen reichlich Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte, pflanzliche Öle sowie Tee und Kaffee. Ermittelt wurde außerdem der jeweilige Anteil des Verzehrs an tierischen Lebensmitteln.

 

In den Frühphasen der drei Studien wurden bei den Teilnehmern Blutproben genommen, um metabolische Profile anzulegen, die zum späteren Auftreten eines Typ 2-Diabetes in Beziehung gesetzt werden konnten. Es wurden Metaboliten identifiziert, die möglicherweise den Zusammenhang zwischen pflanzlicher Ernährung und Typ-2-Diabetes-Risiko vermitteln. Für jede der drei untersuchten pflanzlichen Ernährungsweisen wurden Gruppen von typischen Metaboliten bestimmt.

 

Im Vergleich zu gesunden Teilnehmern verzehrten diejenigen, die in den folgenden Jahren an Diabetes erkrankt waren, deutlich weniger gesunde pflanzliche Lebensmittel. Sie hatten niedrigere Index-Werte für die allgemeine und speziell für die gesunde pflanzliche Ernährung. Sie waren häufiger übergewichtig, hatten öfter einen höheren Blutdruck sowie erhöhte Cholesterinwerte und wurden deswegen häufiger auch mit Medikamenten behandelt. Sie waren außerdem weniger körperlich aktiv, und in ihrer Familiengeschichte gab es bereits öfter Vorkommen von Diabetes. Die Metabolomics-Untersuchungen zeigten, dass die pflanzliche Ernährung mit spezifischen Multi-Metaboliten-Profilen verbunden war. Diese Muster zeigten zwischen der gesunden und ungesunden pflanzlichen Ernährung deutliche Unterschiede. Dies war unabhängig vom BMI und anderen Diabetes-Risikofaktoren. Höhere Werte in den Metaboliten-Profilen für die pflanzliche und speziell für die gesunde pflanzliche Ernährung deuteten auf eine bessere Einhaltung dieser Ernährungsweisen und auf ein geringeres Risiko für die Entwicklung von Typ 2-Diabetes hin.

 

Einer der Forscher, Professor Hu, erklärt dazu: "Es ist zwar schwierig, die Beiträge einzelner Lebensmittel herauszufiltern, da sie zusammen als Muster analysiert wurden. Doch sind einzelne Metaboliten aus dem Verzehr pflanzlicher Lebensmittel, die reichlich Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe) enthalten, wie Obst, Gemüse, Kaffee und Hülsenfrüchte, eng mit einer gesunden pflanzlichen Ernährung und einem geringeren Diabetes-Risiko verbunden.“

 

Die Forscher ziehen daher das Fazit: „Diese Ergebnisse unterstützen die positive Rolle einer gesunden pflanzlichen Ernährung bei der Prävention von Diabetes. Sie liefern dazu neue Erkenntnisse für künftige Untersuchungen. Die Ergebnisse zu Metaboliten sind als Zwischenglied für die Vorkommen von Diabetes faszinierend. Noch sind jedoch weitere Studien erforderlich, um ihre kausale Rolle bei den Beziehungen zwischen pflanzlicher Ernährung und dem Risiko für die Entwicklung von Typ 2-Diabetes zu bestätigen.“

 

In einer anderen Studie untersuchten Forscher die vegetarische Ernährung in Bezug auf die Insulinresistenz und andere gesundheitliche Parameter, z. B. Körpergewicht, Körperfett, BMI und Lipidprofile. Allgemein ist eine fleischlose Ernährung für jeden Menschen geeignet, unabhängig von Alter und Gesundheitszustand. Allerdings kann eine unausgewogene pflanzliche Ernährung das Risiko für den Mangel an wichtigen Nährstoffen bergen. Das gilt z. B. für den Mangel an Eiweiß, B-Vitaminen, Eisen, Zink und Omega-3-Fettsäuren. Die Forscher kommen zum Schluss: Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass eine vegetarische Ernährung gute Ergebnisse für metabolische Profile liefert. Mehr pflanzliche Lebensmittel und weniger tierische Produkte in der Ernährung führen zu einer geringeren Insulinresistenz und einem geringeren Risiko für die Vorstufen von Diabetes und für die Erkrankung am Typ 2-Diabetes.

 

Unser Tipp: Zur Unterstützung des Stoffwechsels, z. B. beim metabolischen Syndrom und für eine bessere Glukose-Regulation, gibt es eine Reihe geeigneter Nahrungsergänzungen. Sie sollten am besten nach Empfehlung aufgrund des individuellen Bedarfs angewendet werden.

 

Quelle
Fenglei Wang et al., Plasma metabolite profiles related to plant-based diets and the risk of type 2 diabetes. In: Diabetologia, online 8.4.2022, doi: 10.1007/s00125-022-05692-8. 
Michalina Banaszak et al., Non-Pharmacological Treatments for Insulin-Resistance: Effective Intervention of Plant-Based Diets — A Critical Review. In: Nutrients, online 27.3.2022, doi: 10.3390/nu14071400.