Verschiedene Risikofaktoren sind für die Entwicklung von Krebs bekannt, dazu gehört die Ernährung. Sie hat sich als ein zentraler Schwerpunkt in der aktuellen Forschung entwickelt. Dabei spielt auch die gute Versorgung mit Mineralien und Vitaminen eine wichtige Rolle.
Traditionell wurden die Ernährungsgewohnheiten als eine Frage der Ausgewogenheit der Kalorienzufuhr und der Art der verzehrten Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Protein, Fett) verstanden. Diese Sichtweise konzentriert sich auf die Rolle der Ernährung bei der Aufrechterhaltung des Körpergewichts und Erfüllung der physiologischen Bedürfnisse. Die aktuelle Forschung führte einen Wandel herbei, der darauf abzielt, den Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit und Krankheiten zu verstehen. Die Ernährung wird nicht nur als ein wichtiger Faktor für das körperliche Wohlbefinden, sondern auch als ein veränderlicher Risikofaktor anerkannt, der mit den Vorkommen und Prognosen für verschiedene Gesundheitszustände zusammenhängt. Bestimmte ungünstige Ernährungsweisen (u. a. die westliche Ernährung) werden mit chronischen Krankheiten, vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Krebs in Verbindung gebracht.
In der Folge wird die Wahl der Lebensmittel als ein integraler Bestandteil komplexer Wechselwirkungen zwischen der Ernährung und der allgemeinen Gesundheit betrachtet. Weltweit ist Krebs nach wie vor eine der häufigsten Krankheiten. In die Faktoren, die zur Krebsbelastung beitragen, wurde die Ernährung als modifizierbarer Risikofaktor mit potenzieller Bedeutung für die Krebsprävention, das Wiederauftreten von Krebs und die Überlebenszeit einbezogen. Dazu gehört, dass eine gesunde Ernährung auch die Lebensqualität verbessern kann. 2020 veröffentlichte die „American Cancer Society“ eine Leitlinie zur Ernährung und Körperaktivität für die Krebsprävention, die jetzt aktualisiert wurde. Aufgenommen wurden neue Kenntnisse über die Zusammenhänge zwischen dem Krebsrisiko und zeitlich begrenzter Ernährung (z. B. Fasten), dem Konsum von Milchprodukten, Obst und Gemüse, vegetarischer, pescetarischer (schließt Fisch, aber kein Fleisch ein) und mediterraner Ernährung sowie Informationen zu Kaffee und Tee, Säuregehalt, Pestiziden und den Aufnahmen von Eisen, Vitamin D und Phytoöstrogenen.
Dazu gehört generell auch die Qualität der Ernährung, die sich sowohl auf die Menge der Nährstoffe als auch auf die Aufnahme bestimmter Nährstoffe aus der Nahrung bezieht. Für diese Faktoren zeigte sich eine mäßige Fähigkeit, das Auftreten von chronischen Krankheiten und anderer gesundheitlicher Faktoren vorherzusagen. Das unterstreicht ihre Relevanz für das allgemeine Krebsrisiko und gilt vor allem für den Prostata-, Brust-, Lungen- und Dickdarmkrebs.
Die Auswertung von relevanten, neueren Studien zeigte, dass die Mittelmeerdiät einige Vorteile für die Verringerung des Krebsrisikos hat. Die Einhaltung des nächtlichen Fastens oder des eingeschränkten Konsums von Kohlenhydraten kann zur Krebsprävention beitragen, doch übermäßiges Fasten kann die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen. Eine vegetarische, mit Pestiziden weniger belastete Ernährung wird mit einem geringeren allgemeinen Krebsrisiko, besonders für Darmkrebs, in Verbindung gebracht. Eine hohe Zufuhr an Hämeisen (2-wertiges Eisen, vor allem in rotem Fleisch und Wurst) und Gesamt-Eisen wird mit einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs verbunden, während die Zufuhr von Phytoöstrogenen (sekundäre Pflanzenstoffe, die den Östrogenen ähneln) mit einem geringeren Risiko verbunden ist. Kaffee und Tee haben einen neutralen Einfluss auf das Krebsrisiko. Wir stellen hier kurz die Rolle verschiedener Mikronährstoffe vor, die zur Krebsprävention beitragen können.
Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Antioxidantien spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Zellgesundheit und der Senkung des oxidativen Stresses. Obwohl bisherige Studien zu Brustkrebs keinen Zusammenhang zwischen dem Serum-Zink-Spiegel und dem Krebsrisiko bei Frauen mit BRCA1-Mutation (verändertes Tumorsuppressor-Gen, erhöht das Krebsrisiko) gefunden haben, könnte das Verhältnis von Zink zu Kupfer bei dieser Gruppe von Frauen ein Biomarker sein. Daher ist es notwendig, die Optimierung der Serum-Spiegel von Zink und Kupfer in Betracht zu ziehen. In diesem Zusammenhang belegen Studien auch den Einfluss der Selen- und Zink-Spiegel in Bezug auf das Überleben von Patienten mit Prostatakrebs.
Allgemein bestätigen und erweiterten die Ergebnisse das derzeitige Verständnis zum Zusammenhang zwischen Vitaminen und dem Krebsrisiko. Sie betonen die Rolle von Vitaminen als Immunmodulatoren, die auch die DNA schützen können. Das gilt z. B. für die aktivierende Wirkung von Vitamin C auf die Funktion der NK-Zellen (natürliche Killerzellen, lösen bei bestimmten Zellen den Zelltod aus) und hemmende Wirkungen auf die Migration von Tumorzellen. Dies lässt auf eine mögliche Rolle von Vitamin C bei der Verhinderung der Krebs-Ausbreitung und -Metastasierung schließen. Was Vitamin D betrifft, so wurde sein Rezeptor auf verschiedenen Immunzellen identifiziert, was auf eine breite immunmodulatorische Rolle hindeutet. Allerdings zeigte eine finnische Studie, dass eine zusätzliche Ergänzung bei Personen mit ausreichenden Vitamin-D-Spiegeln die Krebsvorkommen nicht verringert. Dies deutet darauf hin, dass sich der Nutzen von Vitamin-D-Gaben auf Bevölkerungsgruppen mit einem Mangel beschränken könnte. Ein solcher Mangel ist jedoch relativ weit verbreitet, vor allem in nördlichen Regionen. Die Forscher heben hervor, dass es wichtig ist, hier die Basalwerte vor Maßnahmen zur Ergänzung oder entsprechenden Empfehlungen zu berücksichtigen.
Neben seiner starken antioxidativen Wirkung verbessert Vitamin E die Funktion der T-Lymphozyten und hemmt das Enzym Cyclooxygenase-2 (COX-2), was als immunmodulatorischer Mechanismus wirken und die Antitumor-Immunität stimulieren könnte. Noch beruhen die Nachweise für diesen Mechanismus meist auf experimentellen Studien, daher sind für die Bestätigung des potenziellen Nutzens beim Menschen weitere Untersuchungen erforderlich. In diesem Zusammenhang hat Retinsäure, eine aktive Form von Vitamin A, eine doppelte Wirkung. Sie wirkt sowohl entzündungsfördernd als auch entzündungshemmend, was die Komplexität der Immunmodulation widerspiegelt. Ihre Fähigkeit, die Differenzierung des Signalwegs von Th1/Th2-Zellen (Untergruppe der T-Helfer-Zellen) zu beeinflussen und die Bildung von Zytokinen (Botenstoffe) zu regulieren, deutet auf ein therapeutisches Potenzial bei der Modulation spezifischer Immunreaktionen im Zusammenhang mit Krebs hin, was jedoch noch näher erforscht werden muss, da die Auswirkungen je nach Entzündungs-Kontext und Art der Neubildung variieren können.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ernährungsgewohnheiten sind nicht nur ein wichtiger Faktor für das körperliche Wohlbefinden, sondern auch ein veränderbarer Risikofaktor in Bezug auf verschiedene Krankheiten. Eine ungesunde Ernährung steht direkt mit chronischen Krankheiten wie Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Krebs in Verbindung. Dieses Update der Leitlinien der „American Cancer Society“ unterstreicht den Bedarf an weiterer eingehenderer Forschung. Dazu gehören z. B. zeitlich begrenzte Diäten, strukturierte Programme für körperliche Aktivitäten, Auswirkungen von alternativen Ernährungsweisen auf das Krebsrisiko. Nicht zuletzt sollte auf die guten Aufnahmen an wichtigen Mikronährstoffen geachtet werden, dabei gilt es, den persönlichen Bedarf zu berücksichtigen. Insgesamt deuten die Ergebnisse auf die Vorteile einer stärker personalisierten Vitaminergänzung hin, bei der Nutzen und Risiken für jeden einzelnen Patienten abgewogen werden.