Im Lauf einer Schwangerschaft kann ein Gestationsdiabetes auftreten. Zusammen mit einer gesunden Ernährung können die Vitamine A, D und Folsäure sowie die Omega-3-Fettsäuren zur Prävention des Gestationsdiabetes beitragen.
Der Gestationsdiabetes mellitus (GDM) ist durch das Auftreten von Hyperglykämie (erhöhter Blutzucker) im zweiten Trimester der Schwangerschaft gekennzeichnet. Weltweit sind rund 20 % aller schwangeren Frauen, in Deutschland ca. 8,5 % betroffen. Frauen mit Gestationsdiabetes haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Komplikationen, darunter u. a. ein hohes Geburtsgewicht und neonatale Stoffwechselstörungen, es kann auch zu langfristigen Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes kommen. In der Schwangerschaft verändern sich die Plazenta und Stoffwechselhormone, die zur erhöhten Insulinresistenz führen können. In manchen Fällen können diese Veränderungen auf bereits vorhandene Probleme mit der Insulinsekretion hinweisen, z. B. durch Adipositas (übermäßige Fettleibigkeit) und damit verbundene Entzündungen vor der Schwangerschaft. Zu der wirksamen Behandlung des Gestationsdiabetes gehören ein gesünderer Lebensstil, körperliche Aktivitäten sowie eine medizinische Ernährungstherapie. Zu Herausforderungen gehören individuelle Schwankungen der Glukosetoleranz sowie Veränderungen in der mütterlichen Physiologie und in den Ernährungsbedürfnissen während der Schwangerschaft. Das Erreichen einer optimalen Blutzuckerkontrolle hängt vom sorgfältigen Gleichgewicht der Makronährstoffe ab, d. h. von der Verteilung und Qualität der Aufnahmen von Kohlenhydraten und ausreichenden Proteinen und Fetten.
Darüber hinaus können Mängel an Mikronährstoffen, z. B. ein Mangel an Vitamin D, Kalzium und anderen essentiellen Mineralstoffen, den oxidativen Stress, Entzündungen und Blutzucker-Dysregulation verschlimmern und damit auch das Wachstum und die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen. Werden mit einer Ernährungstherapie allein keine normalen Blutzuckerwerte erreicht, können ergänzende Therapien wie Insulin oder Metformin (Diabetes-Medikament) eingesetzt werden. Die aktuellen Leitlinien betonen, dass die Ernährungstherapie von einem qualifizierten Ernährungsberater oder einer medizinischen Fachkraft mit Spezialkenntnissen im Bereich Gestationsdiabetes durchgeführt werden sollte. Eine Gruppe von internationalen Forschern stellte die aktuellen Kenntnisse zur Ernährungstherapie bei Gestationsdiabetes vor. Wir fassen hier kurz die Empfehlungen für die mehrfach ungesättigten Fettsäuren sowie für die Vitamine, A, D und Folat (Folsäure) zusammen.
Eine gute Versorgung mit den mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren kann zur Gesundheit in der Schwangerschaft beitragen. Studien zur Aufnahme von Fetten bei Schwangeren mit Gestationsdiabetes zeigten, dass sie weniger ungesättigte Fettsäuren, speziell Omega-3-Fettsäuren, aufnahmen als gesunde Schwangere. Eine Meta-Analyse zeigte, dass Omega-3-Fettsäuren (mit Vitamin D oder E) den Nüchtern-Blutzucker und die Insulinresistenz bei Frauen mit Gestationsdiabetes im Vergleich zu einer Kontrollgruppe verringerten. Eine weitere Meta-Analyse zeigte signifikante Verbesserungen durch die Einnahmen von Omega-3-Fettsäuren bei Frauen mit Gestationsdiabetes im Vergleich zur Placebogruppe. Das betraf geringere Werte beim Nüchtern-Blutzucker, Nüchtern-Insulinspiegel und Insulinresistenz. Im Fettstoffwechsel verringerten sich die Werte von Triglyzeriden und das „schlechte“ VLDL-Cholesterin (Very-Low-Density-Lipoprotein), während das „gute“ HDL-Cholesterin anstieg. Außerdem verbesserte sich der Entzündungsmarker CRP (C-reaktives Protein). Eine prospektive Studie zeigte, dass die Einnahme von Linolsäure (Omega 6-Fettsäure) mit einem geringeren Risiko für Gestationsdiabetes verbunden war. Eine Längsschnittstudie berichtete allerdings von einem erhöhten Risiko für Gestationsdiabetes bei der insgesamt zu hohen Einnahme von Omega-6-Fettsäuren.
Vitamin A (Retinol) ist wichtig für das Sehvermögen, Wachstum, Immunfunktionen und antioxidative Aktivitäten. In der Schwangerschaft wird Vitamin A von der Mutter zum Fötus über die Plazenta transportiert, da es für seine Entwicklung sehr wichtig ist. Schwangeren wird in Deutschland die Aufnahme von täglich 800 mcg Vitamin A empfohlen. Niedrige Vitamin-A-Spiegel können mit Säuglingssterblichkeit und einem niedrigen Geburtsgewicht verbunden sein. Humanstudien über den Zusammenhang zwischen Vitamin-A-Spiegeln und Gestationsdiabetes sind mit uneinheitlichen Ergebnissen bisher nicht genau geklärt. Einige Forscher stellten fest, dass niedriges Vitamin A in der frühen Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für den insulin-behandelten Gestationsdiabetes verbunden ist, während andere vermuten, dass höheres Vitamin-A positiv mit dem Gestationsdiabetes assoziiert ist. Es ist zudem unklar, ob dies mit einer Adipositas zusammenhängen könnte, die ebenfalls ein Risikofaktor für Gestationsdiabetes ist. Die Relevanz und der potenzielle Nutzen von Vitamin A als Biomarker bei Frauen mit Gestationsdiabetes muss in größeren Studien mit standardisierten Messmethoden weiter untersucht werden.
Vitamin D unterstützt in der Schwangerschaft die Gesundheit von Mutter und Kind, beim Fötus ist es vor allem für das Wachstum und die Entwicklung gesunder Knochen wichtig.
Ein Vitamin-D-Mangel wird mit mütterlichen und fetalen Kalziumstörungen, z. B. verminderte Kalziumspiegel, Fehlbildungen im Zahnschmelz sowie bei den Müttern mit gestörter Knochenmineralisierung (Osteomalazie) und Präeklampsie verbunden. Ein Vitamin-D-Mangel kann auch das Risiko für den Gestationsdiabetes erhöhen. Ein Review und die Meta-Analyse von 29 Studien zeigten eine U-förmige nichtlineare Beziehung zwischen Vitamin-D-Spiegeln (Serum) und dem Risiko für Gestationsdiabetes. Das geringste Risiko wurde bei Frauen mit einer guten Vitamin-D-Versorgung (40 bis 90 nmol/l) beobachtet, während Frauen mit niedrigen Spiegeln (< 20 ng/ml) ein um 26 % höheres Risiko für Gestationsdiabetes hatten. Ergänzungen von Vitamin D können das Risiko für den Gestationsdiabetes deutlich verringern. Die Mechanismen, über die ein Vitamin-D-Mangel das Risiko eines Gestationsdiabetes beeinflusst, sind nicht vollständig geklärt, vermutlich spielen dabei die Insulinresistenz und eine gestörte Glukosehomöostase eine Rolle. Bei einem nachgewiesenen Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft wird empfohlen, die Ergänzung von 1.000 bis 2.000 I.E. Vitamin D einzuleiten.
Folat (Vitamin B9, natürliche Form in Nahrungsmitteln) ist für die DNA-Synthese, den Aminosäure-Stoffwechsel, die Proteinsynthese, Zellvermehrung und Gewebewachstum wichtig. In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Folat, um den Zellstoffwechsel und die Bildung roter Blutkörperchen für das fetale Wachstum zu fördern. Die Ergänzung von Folsäure (synthetische Form, 400 mcg) wird bei Kinderwunsch zur Prävention von Neuralrohrdefekten (Spina bifida) schon vor der Empfängnis und allgemein vor allem im ersten Trimester der Schwangerschaft empfohlen. Höhere Dosierungen können bei einem besonderen Bedarf sinnvoll sein, dabei ist auf die angemessene Versorgung mit Vitamin B12 zu achten. Beide sind an der Synthese von Nukleinsäuren beteiligt, ein Ungleichgewicht könnte diese Prozesse stören.
Die Forscher ziehen das Fazit: Der Gestations-Diabetes wird durch physiologische, hormonelle und metabolische Veränderungen in der Schwangerschaft beeinflusst und wirkt sich erheblich auf die Gesundheit von Mutter und Fötus aus. Eine medizinische Ernährungstherapie ist wichtig, einschließlich der guten Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren sowie den Vitaminen A, D und Folat. Eine individuell angepasste Ernährung, mit kontrollierter Kohlenhydrat-Aufnahme und Lebensmitteln mit einem niedrigen glykämischen Index sowie die Priorisierung von pflanzlichen Proteinen und gesunden Fetten, können die Kontrolle des Blutzuckers optimieren und negative Folgen verringern. In der künftigen Forschung zum Gestations-Diabetes sollten die Ernährung und Rolle von Mikronährstoffen weiter untersucht werden, um die Gesundheit von Mutter und Kind bei Frauen mit Gestationsdiabetes zu verbessern.
Unser Tipp: Die Vitamine A, D und Folsäure sowie Omega-3-Fettsäuren werden in verschiedenen Formen und Dosierungen angeboten. Schwangere Frauen sollten Nahrungsergänzungen nur in Absprache mit den behandelnden Ärzten einnehmen und in dieser Zeit besonders auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit achten.