Gute Versorgung mit Eisen in der Schwangerschaft

 

In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Eisen deutlich an, doch vielen schwangeren Frauen fehlt es an genügend Eisen. Das hat Folgen für die Mütter und die Entwicklung des Kindes. Auf eine gute Eisenversorgung sollte in allen Phasen der Schwangerschaft geachtet werden.

 

Eisen ist ein wichtiger Baustein für den Blutfarbstoff Hämoglobin, es trägt zur Blutbildung und zum Sauerstofftransport bei und ist an vielen Vorgängen im Stoffwechsel beteiligt. Eisen ist in verschiedenen Lebensmitteln enthalten, gute Quellen sind Vollkornprodukte, Fleisch und Wurst (Rind-, Lammfleisch) sowie Gemüse und Hülsenfrüchte, Nüsse und Trockenobst. Dabei wird das Hämeisen (2-wertiges Eisen) aus tierischen Quellen leichter aufgenommen als Nicht-Hämeisen (3-wertiges Eisen) aus pflanzlichen Quellen. Mit der Ernährung sollte möglichst eine breite Palette eisenhaltiger Lebensmittel aus beiden Quellen aufgenommen werden. Allgemein beeinträchtigen Eisendefizite die körperliche Leistungsfähigkeit, stören die Wärmeregulation und erhöhen die Anfälligkeit für Infekte. Ein anhaltender Eisenmangel führt zu Blutarmut (Anämie). Frauen sind von Eisendefiziten häufiger betroffen, daher sollten vor allem Frauen im gebärfähigen Alter sowie Vegetarierinnen und Veganerinnen auf die angemessene Versorgung mit Eisen achten.

 

Das gilt besonders für schwangere Frauen, die den höchsten Bedarf an Eisen haben (27 mg täglich, DGE-Empfehlung). Da sie ihren erhöhten Eisenbedarf allein mit der Ernährung oftmals nicht decken, ist bei ihnen der Eisenmangel weit verbreitet. Das gilt trotz des breiteren Angebots an Lebensmitteln auch in den reicheren Industrieländern, wie neuere Untersuchungen zeigten. Schwangere Frauen (33 bis 42 %) sind auch hier häufiger unzureichend mit Eisen versorgt. In der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf deutlich an, um den Bedarf der Mütter ebenso wie die Entwicklung des Fötus zu unterstützen. Ob dieser Bedarf gedeckt werden kann, hängt u. a. von den Eisenspeichern zu Beginn der Schwangerschaft ab. Besonders sind Frauen betroffen, deren Eisenspeicher bereits zu Beginn der Schwangerschaft erschöpft sind.

 

Die gute Versorgung mit Eisen unterstützt Mutter und Kind in der Schwangerschaft, ein Eisenmangel ist mit einem höheren Risiko von Komplikationen verbunden. Er kann sich langfristig auf die Gehirnentwicklung des Kindes auswirken, das gilt in Bezug auf die Wahrnehmung, das Verhalten und die motorischen Fähigkeiten. Für die Mütter steigt z. B. das Risiko für Depressionen, Frühgeburten und ein niedriges Geburtsgewicht. Zur Beurteilung des Eisenstatus wird häufig nur Hämoglobin bestimmt, das Hinweise auf eine Anämie liefert, andere Ursachen für den Eisenmangel könnten dabei unerkannt bleiben. Ferritin gilt nach wie vor als der beste verfügbare Frühindikator für einen Eisenmangel, doch es gibt verschiedene Schwellenwerte, die während der Schwangerschaft verwendet werden. Die WHO empfiehlt einen Ferritinwert von <15 μg/L, neuere britische Leitlinien empfehlen den höheren Wert von <30 μg/L.

 

Noch gibt es nur wenige, umfassende Analysen über Veränderungen des Eisenstatus bei Schwangeren, und es fehlt an Bewertungen des gleichzeitigen Entzündungsstatus. Eine Gruppe irischer und US-amerikanischer Forscher untersuchte daher bei erstmals gebärenden Frauen die Veränderungen von Eisen-Biomarkern in der Schwangerschaft, wobei der Status von Entzündungen berücksichtigt wurde. Ermittelt wurden die Vorkommen von Eisenmangel und mögliche Grenzwerte für den Eisenstatus in der frühen Schwangerschaft, die einen Eisenmangel im dritten Trimester vorhersagen können. Ein weiteres Ziel war es, den Einfluss von häufigen Risikofaktoren für den Eisenmangel zu beobachten, einschließlich von Adipositas (Fettleibigkeit) und Rauchen.

 

An der (prospektiven) Studie waren gesunde Frauen aus Irland beteiligt, die ihr erstes Kind erwarteten. Die Frauen gaben Auskünfte zu Gesundheit, Lebensstil, Ernährung, Rauchen, Alkohol, und ihr Body Mass Index (BMI) wurde bestimmt. Frauen, die unter einer Anämie litten, wurden von der Studie ausgeschlossen. Bei 629 Frauen wurden in der 15., 20. und 33. Schwangerschaftswoche in Blutproben die Eisenwerte bestimmt (Ferritin, löslicher Transferrin-Rezeptor, Gesamt-Eisen), hinzu kamen Messungen von Entzündungs-Markern (C-reaktives Protein, Alpha-Glykoprotein). Im ersten Trimester waren die Eisenwerte bei rund 20 % der Frauen (britischer Ferritin-Schwellenwert <30 μg/L) vermindert. Die Defizite stiegen in der 20. Woche auf 51 % und in der 33. Woche auf rund 84 % an, das heißt, vier von fünf Frauen hatten zu geringe Eisenwerte. Selbst wenn man den geringeren Ferritin-Schwellenwert von <15 μg/L ansetzte waren anfangs knapp 5 % und im 3. Trimester rund 51 % der Frauen von zu geringem Eisen betroffen.

 

Weiter stellte sich nach 15 Wochen ein Ferritin-Wert von <60 μg/L als Schwelle heraus, mit dem sich ein Eisenmangel (Ferritin <15 μg/L) nach 33 Wochen der Schwangerschaft vorhersagen ließ. Dieser Wert wurde bereits früher als Zeitpunkt identifiziert, an dem die Eisenansammlung des Fötus beeinträchtigt wird. Dies kann nach der Geburt zu schlechteren neurokognitiven Funktionen und zum Eisenmangel führen. Die Forscher halten eine Bestimmung von trimester-spezifischen Ferritin-Grenzwerten für angebracht, da sie Auskunft über den Zeitpunkt und die Art von geeigneten Eisenergänzungen geben. 30 % der Frauen hatten Nahrungsergänzungen mit Eisen (meist Multipräparate mit geringen Eisendosen) vor der Schwangerschaft und 56 % im ersten Trimester eingenommen. Dies verringerte das Risiko für den Eisenmangel in der gesamten Schwangerschaft, konnte jedoch die Eisendefizite vor allem im dritten Trimester nicht völlig verringern. Dennoch unterstreichen die Ergebnisse eine mögliche präventive Rolle von Multivitaminpräparaten in der Schwangerschaft, die Eisen in niedrigen Dosen ergänzen.

 

Bei den Frauen wurden auch Faktoren zum Lebensstil untersucht, die den mütterlichen Eisenstatus beeinflussen können. Adipositas (Fettleibigkeit, BMI ab 30) hat sich als Risikofaktor für einen schlechteren Eisenstatus in der Schwangerschaft und für Kinder im Säuglingsalter erwiesen. Allerdings wirkte sich in dieser Studie die mütterliche Adipositas nicht auf das Ferritin aus. Ein Trend zum niedrigerem Ferritin zeigte sich jedoch bei Frauen, die in der frühen Schwangerschaft rauchten. Weiter war der Entzündungs-Status, oft durch den Biomarker CRP (C-reaktives Protein) bestimmt, höher als für Gesunde erwartet, dies hatte sich zuvor auch in anderen Gruppen von Schwangeren gezeigt.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Dies ist eine der größten Studien zum Eisenstatus bei Frauen mit einer risikoarmen Schwangerschaft, die in einem an Ressourcen reichen Umfeld leben. Ein Eisenmangel kam bei den gesunden, erstmals gebärenden Schwangeren recht häufig vor, das galt besonders im dritten Trimester. Die Forscher empfehlen, dass schwangere Frauen früh auf ihren Eisenstatus (Hämoglobin und Ferritin) hin untersucht werden sollten. Sie schlagen eine Ferritin-Konzentration von >60 μg/L als Zielwert vor, außerdem sollte der Entzündungs-Status bestimmt werden. Es zeigte sich weiter, dass Nahrungsergänzungen mit Eisen in der Schwangerschaft dazu beitragen können, die Frauen vor stärkeren Defiziten zu schützen. Eine gute Eisenversorgung in der gesamten Schwangerschaft kann die Eisenversorgung bei Mutter und Kind verbessern.

 

Unser Tipp: Eisen ist in vielen Kombi-Formeln mit Vitaminen und Mineralien in geringer Dosierung enthalten und etwas höher dosiert auch einzeln verfügbar. Auf eine gute Verträglichkeit und Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden. Schwangere und stillende Frauen sollten Nahrungsergänzungen nur nach ärztlicher Empfehlung einnehmen.

 

Quelle: 
Elaine K. McCarthy et al., Longitudinal evaluation of iron status during pregnancy: a prospective cohort study in a high-resource setting. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 26.09.2024, doi: 10.1016/j.ajcnut.2024.08.010.