Mit Tetris die Lust auf Essen vergessen

 

Die Lust auf Essen, Trinken und andere Dinge ließ sich im Alltag mit einer Runde Tetris spielen verringern. Das könnte helfen, mit dem Verlangen besser umzugehen.

 

Mitte der 80er Jahre begann der Siegeszug der fallenden Sternchen um die Welt. Das auf der Basis von Puzzlespielen entwickelte Computersiel Tetris ist heute längst ein Klassiker mit zahlreichen Versionen und wurde 2013 in die Videospiel-Sammlung des Museum of Modern Art aufgenommen. Schon frühere Studien in Laborsituationen zeigten, dass Tetris spielen die Stärke von Lustgefühlen senken kann. Unter Alltagsbedingungen testeten dies nun australische Psychologen der Plymouth University und Queensland University of Technology.

 

Eine Woche lang erhielten 31 Studenten von 18 bis zu 27 Jahren auf ihrem iPod siebenmal per SMS täglich die Aufforderung, über ihre momentanen Lustgefühle zu berichten. Sie gaben an, worauf sich ihre Bedürfnisse richteten, wie intensiv sie waren und ob sie vorangegangenen Lustgefühlen nachgegeben, z.B. etwas gegessen oder Alkohol getrunken, hatten. Nur die eine Hälfte der Teilnehmer spielte dann für drei Minuten Tetris und berichtete im Anschluss abermals über ihre Lustgefühle. Tatsächlich senkte das Spielen von Tetris die Vorkommen und die Stärke der jeweiligen Bedürfnisse. Das galt für die Lust auf das Essen und Trinken ebenso wie für die Lust auf Aktivitäten, z.B. nach Schlaf, Sport und Sex.

 

Am häufigsten wurde mit einem Anteil von 30 % die Lust auf Essen und Trinken angegeben, gefolgt von der Lust auf Kaffee, Zigaretten, Wein und Bier (21 %). Im Durchschnitt verringerten sich die Lustgefühle um 14 %. Dieser Effekt blieb die ganze Woche über konstant, er nutzte sich also durch die mehrmalige tägliche Wiederholung bzw. Gewöhnung an das Spiel nicht ab. Die Psychologen erklären die Wirkung so: Tetris zieht für die Dauer des Spiels die gesamte Konzentration auf sich und lenkt auf diese Weise von Lustgefühlen ab. Es ist schwer vorstellbar, dass man während der Spielsituation sich gleichzeitig auf Lustvorstellungen konzentriert. Die Psychologen sind daher der Ansicht, dass Tetris spielen den Menschen helfen kann, ihre Lustbedürfnisse zu regulieren.

 

Quelle: Jessica Skorka-Brown et al., Playing Tetris decreases drug and other cravings in real world settings. In: Addictive Behaviors Nr. 51, S. 165, 2015, doi: 10.1016/j.addbeh.2015.07.020.