Die zu geringe Versorgung mit Vitamin D und der Bluthochdruck sind im höheren Alter weit verbreitet. Ergänzungen können die Vitamin-D-Defizite ausgleichen, das kann vor allem bei übergewichtigen Senioren auch zu einem verbesserten Blutdruck beitragen.
Der Bluthochdruck ist eine eigenständige Krankheit, die im höheren Alter deutlich zunimmt, verbunden damit ist auch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Blutdruck wird von vielen körperlichen Faktoren (Blut, Herz etc.) beeinflusst, dazu gehören einige Faktoren des Lebensstils, z. B. ein starkes Übergewicht (Adipositas, BMI ab 30), Bewegungsmangel, Stress, zu viel Salz, ein zu hoher Alkoholkonsum und eine schlechte Ernährung. Einige Beobachtungsstudien zeigten außerdem, dass der Mangel an Vitamin D häufiger mit einem erhöhten Blutdruck verbunden ist. Eine Meta-Analyse ergab z. B., dass Abnahmen des Vitamin-D-Spiegels mit einem höheren Risiko für den Bluthochdruck verbunden war (+ 16 %). Eine andere Meta-Analyse zeigte, dass Genvarianten, die mit einem niedrigen Vitamin-D-Status verbunden sind, mit einem höheren Blutdruck einhergehen.
Weiter zeigte sich, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel bei Personen mit einem normalen Blutdruck zu Beginn einer Studie die Prognose für einen künftigen Bluthochdruck ermöglichen können. Im Gegensatz dazu sind die Ergebnisse von klinischen (randomisierten, kontrollierten) Studien noch widersprüchlich, wobei auch hier einige Untersuchungen auf einen Nutzen von Vitamin D hinweisen. Einige der Studien, die keine Ergebnisse zeigten, wurden an jüngeren Personen ohne begleitende Erkrankungen durchgeführt, doch die meisten Patienten mit niedrigen Vitamin-D-Werten sind älter und leiden häufiger an begleitenden Krankheiten wie dem Bluthochdruck und einem stärkeren Übergewicht. Eine Gruppe internationaler Forscher wertete nun eine bereits abgeschlossene (doppelblinde, randomisierte, kontrollierte) Studie aus, in der ursprünglich untersucht wurde, ob Ergänzungen von Vitamin D bei Senioren die Insulinresistenz beeinflussen können, was jedoch nicht bestätigt werden konnte. Nun wurde anhand dieser Daten geprüft, ob die Ergänzungen von Vitamin D den Blutdruck der Teilnehmer beeinflussen konnten.
An der Studie waren 221 ältere Personen (ab 65 Jahren, Durchschnitt 71 Jahre) beteiligt, die in Beirut in einem Universitätszentrum ambulant betreut wurden. Alle hatten Übergewicht, etwa die Hälfte hatte einen BMI über 30 und war damit von Adipositas betroffen, viele hatten außerdem einen Prädiabetes. Zu Beginn der Studie wurden bei allen Teilnehmern der Blutdruck und die Aufnahmen von Vitamin D bestimmt. Bei allen zeigte sich ein Mangel an Vitamin D, die durchschnittlichen Serumwerte (25OHD) betrugen 20 ng/mL. Heute geht man meist von höheren Vitamin-D-Spiegeln (>30 ng/ml) aus, die angestrebt werden sollten. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt, sie erhielten ein Jahr lang täglich eine Dosis von 1.000 mg Kalzium sowie von Vitamin D3 (Cholecalciferol), entweder mit 500 I.E. (im Bereich der dort empfohlenen Tagesdosis) oder hochdosiert mit 3.750 I.E. Geprüft wurden die Wirkungen der verschiedenen Dosen von Vitamin D3 auf den systolischen und diastolischen Blutdruck nach 6 und 12 Monaten. Beobachtet wurden auch andere Einflussfaktoren, die eine Prognose für die Entwicklung des Blutdrucks liefern könnten.
Die Studie lieferte wertvolle Erkenntnisse über die längerfristigen Auswirkungen von Vitamin-D-Ergänzungen auf den Blutdruck. Die Aufnahmen von Kalzium und Vitamin D3 senkten den systolischen und diastolischen Blutdruck nach 6 und 12 Monaten in beiden Gruppen. Der Effekt betrug im Durchschnitt nach 12 Monaten -3,5 mmHg für den systolischen Blutdruck und -2,8 mmHg für den diastolischen Blutdruck. Bei Teilnehmern mit einer Adipositas war der blutdrucksenkende Effekt für den systolischen Blutdruck sowohl bei der Aufnahme vom niedrigeren als auch höheren Vitamin D stärker ausgeprägt. Dagegen nahm der diastolische Blutdruck nur in der hochdosierten Vitamin-D-Gruppe signifikant ab. In einer Untergruppe von 143 Teilnehmern mit Bluthochdruck sanken der systolische und diastolische Blutdruck nach 6 und 12 Monaten mit beiden Vitamin-D-Dosen, das war unabhängig vom BMI. Mit den BMI-Werten und dem systolischen Blutdruck bei Studienbeginn ließ sich der systolische Blutdruck signifikant nach 6 und 12 Monaten voraussagen, nicht jedoch durch die Vitamin-D-Dosis.
Die Ergebnisse dieser Studie sowie eine kritische Synthese von Daten aus anderen relevanten, klinischen Studien deuten auf eine vermutlich positive Wirkung von Vitamin D bei der älteren Bevölkerung hin, die unzureichende Vitamin D-Spiegel und einen Bluthochdruck haben. Kalzium wird bei älteren Menschen häufig zusammen mit Vitamin D verabreicht, da in dieser Studie beide Gruppen die gleiche Menge an Kalzium ergänzten, hatte es auf die Ergebnisse keinen wesentlichen Einfluss. Eine Blutdruck-Senkung (systolischer und diastolischer Wert) wurde sowohl bei Ergänzung der niedrigen als auch der erhöhten Vitamin-D-Dosis erreicht, die Abnahme des Blutdrucks war jedoch bei der hohen Aufnahme von Vitamin D deutlicher ausgeprägt. Das Alter, der Bluthochdruck, ein hoher Body Mass Index und nach diesen Ergebnissen vermutlich auch die Dosis von Vitamin D scheinen wichtige Einflussfaktoren für eine Blutdruck-Reaktion zu sein.
Die Forscher ziehen das Fazit: Gaben von Vitamin D und Kalzium können den systolischen und diastolischen Blutdruck bei übergewichtigen, älteren Menschen senken. Doch mehr ist nicht in jedem Fall unbedingt besser. Der stärker blutdrucksenkende Effekt bei einer erhöhten Vitamin-D-Dosis ist vor allem bei Personen mit starkem Übergewicht (BMI ab 30) sowie mit Bluthochdruck und einem ausgeprägteren Vitamin-D-Mangel zu beobachten. Diese Ergebnisse sollten in weiteren Studien geprüft werden. Lassen sie sich bestätigen, müssten auch die optimalen Dosierungen von Vitamin D zur Blutdrucksenkung näher untersucht werden.
Unser Tipp: Vitamin D ist einzeln oder kombiniert mit anderen Mikronährstoffen erhältlich, es kann in verschiedenen Formen (meist Vitamin D3) und Dosierungen ergänzt werden. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden, Vitamin D ist z. B. in emulgierter bzw. flüssiger Form sehr gut bioverfügbar.