Ernährungsabhängige Krebskrankheiten nehmen weltweit zu

 

Die Bevölkerung wächst weltweit und wird immer älter, damit steigt auch die Belastung durch Krebskrankheiten stärker an. Dazu können ungesunde Ernährungsweisen beitragen, die das Risiko für einige Krebskrankheiten erhöhen. In einer Studie untersuchten Forscher die Wirkungen der Ernährung auf die Krebsbelastung und stellten Ansätze zur Risikosenkung vor.

 

Die Zahl neuer Krebsfälle schätzte man für das Jahr 2020 auf 19,3 Millionen, bis 2040 werden zur Zeit 28,4 Millionen neuer Krebsfälle prognostiziert. Zwar ist die Rate der mit Krebskrankheiten verbundenen Behinderungen und Todesfälle gesunken, doch es gibt einen kontinuierlichen Anstieg der Krebsfälle von 1990 bis 2019, was den weiter steigenden Trend für die nächsten Jahre vorgibt. Zu den Ursachen für Krebskrankheiten gehört neben vielen Faktoren auch eine ungesunde Ernährung. Dazu gehört vor allem der Verzehr von stark fett-, kohlenhydrat- und salzhaltigen Lebensmitteln, während auf die gute Versorgung mit Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe etc.) und Ballaststoffen weniger geachtet wird. Ungesunde Ernährungsweisen tragen zur täglichen Anhäufung von Karzinogenen im Körper bei.

 

Es gibt seit langem überzeugende Nachweise, dass die Ernährung bei der Entstehung von Krebs eine herausragende Rolle spielt. Bei der Verarbeitung von Fleisch entstehen z. B. schädliche Bestandteile wie heterozyklische Amine, Natrium, Nitrit und Nitrosamine, ein übermäßiger Verzehr wirkt sich nachteilig auf die Gesundheit aus. Bei starker Erhitzung von Fleisch und Gemüse (z. B. Kartoffeln etc.) kann sich das Krebsrisiko durch die Freisetzung des Karzinogens Acrylamid erhöhen. Bei der Ernährung handelt es sich jedoch um einen veränderlichen Risikofaktor, alle Maßnahmen, die sich auf eine gesündere Ernährung richten, können dazu beitragen, die Belastung durch Krebskrankheiten zu senken.

 

Bislang wurden nur wenige Studien in Bezug auf die ernährungsabhängigen Krebsarten durchgeführt. Dabei wurde aufgrund der geringen Datenlage auch nur selten der Verzehr bestimmter Lebensmittel berücksichtigt. Es gibt jedoch seit Anfang der 1990er Jahre eine grundlegende Untersuchung zur Ernährung und ihren Beziehungen zu Krankheiten mit dem Projekt „Global Burden of Disease“ aus den USA mit weltweiten Untersuchungen. 2019 wurden neun ernährungsbedingte Risikofaktoren (rotes und verarbeitetes Fleisch, Vollkornprodukte, Milch, Ballaststoffe, Obst, Gemüse, Salz und Kalzium) ermittelt, die sich bei übermäßiger oder aber zu geringer Zufuhr als für die Krankheitslast entscheidend erwiesen haben. Eingeschätzt wurde dies durch Beziehungen zwischen den Vorkommen von Krankheiten, einschließlich Todesfälle, und einer Maßeinheit für die Lebensqualität (DALY, disability-adjusted life year), die für 369 Krankheiten und Verletzungen, 286 Todesursachen und 87 Risikofaktoren in 204 Ländern und Territorien von 1990 bis 2019 untersucht wurden. Auf der Basis dieser Daten veröffentlichte die „Global Burden of Disease“-Gruppe 2022 einen Sonderbericht zum Ernährungsverhalten, der erstmals Schätzungen der täglichen Aufnahmen von 15 belastenden Lebensmittelgruppen in Bezug auf Krebskrankheiten vorstellte.

 

Mit ungünstigen Ernährungsweisen wurden vor allem der Brustkrebs, Dickdarm- und Enddarmkrebs, Luftröhren-, Bronchial- und Lungenkrebs sowie der Speiseröhren- und Magenkrebs in Verbindung gebracht. Der Brustkrebs wird besonders mit einer Ernährung verbunden, die einen hohen Anteil an rotem Fleisch enthält. Beim Dickdarm- und Enddarmkrebs wirken sich ein hoher Anteil an rotem und verarbeitetem Fleisch und eine geringe Aufnahme von Kalzium, Milch, Vollkornprodukten und Ballaststoffen belastend aus. Der Luftröhren-, Bronchial- und Lungenkrebs wurde mit einem geringen Anteil an Obst und der Speiseröhrenkrebs mit geringen Aufnahmen von Gemüse und Obst verbunden. Beim Magenkrebs gehörte ein hoher Anteil an Salz (Natrium) zu den Risikofaktoren. Die Beziehung zwischen Belastungen der Lebensqualität und altersabhängigen Sterberaten war bei Männern höher als bei Frauen (9,68 gegenüber 5,79 bzw. 213,16 gegenüber 129,18). Darüber hinaus war die ernährungsbedingte Krebsbelastung in Regionen mit einem höheren soziodemografischen Index höher als in Regionen mit niedrigerem soziodemografischen Index.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Ungesunde Ernährungsweisen haben einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Krebskrankheiten, wobei der größte Anteil auf den Dickdarm- und Enddarmkrebs entfällt. Ein erhöhter Verzehr von Vollkornprodukten, Milch, Ballaststoffen, Kalzium, Gemüse und Obst sowie der verringerte Verzehr von rotem und verarbeiteten Fleisch und Salz tragen wesentlich zu einer geringeren Krebsbelastung bei. Das Bewusstsein für eine gute Ernährung und ihren positiven Einfluss auf die Gesundheit, einschließlich des geringeren Risikos für ernährungsabhängige Krebskrankheiten, sollte sowohl auf Seiten der Lebensmittelproduktion als auch in der allgemeinen Bevölkerung stärker gefördert werden.

 

Quelle 
Shaohong Luo et al., Dietary consumption trend and its correlation with global cancer burden: A quantitative and comprehensive analysis from 1990 to 2019. In: Nutrition, Vol. 117, Nr. 1, 2024. doi: 10.1016/j.nut.2023.112225.