Beerenfrüchte, Darmgesundheit und chronische Nierenkrankheiten

 

Bei chronischen Nierenkrankheiten ist auch die Darmgesundheit beeinträchtigt. Der häufigere Verzehr von Beeren, Heidelbeeren und anderen Beerenfrüchten, könnte sich über verbesserte Darmfunktionen auch auf die chronischen Nierenkrankheiten auswirken.

 

Chronische Nierenerkrankungen sind sehr belastend, sie sind oft mit Aufenthalten im Krankenhaus verbunden und steigern auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Weiter besteht ein direkter Zusammenhang mit einem Ungleichgewicht der Darm-Mikrobiota (Gemeinschaft der Darmbakterien), was als Darm-Dysbiose bezeichnet wird. Dabei nehmen schädliche Bakterien (z. B. Firmicutes, Actinobacteria) zu und die gesunden Bakterien (z. B. Bifidobakterien, Laktobazillen) verringern sich. Dieser Prozess konnte bereits in frühen Krankheits-Stadien beobachtet werden. Damit verbunden ist auch eine erhöhte Darmpermeabilität (Durchlässigkeit der Darmwand) und die gesteigerte Bildung von giftigen Schadstoffen im Harn (urämische Toxine), die mit Entzündungen, dem oxidativen Stress und kardiovaskulären Ereignissen in Verbindung gebracht werden. Weiter können geringe Aufnahmen von Ballaststoffen und einige Medikamente dazu beitragen, die Durchlässigkeit der Darmbarriere zu erhöhen, was zu chronischen Entzündungen führt.

 

Eine gesunde Ernährung trägt dazu bei, die Darm-Mikrobiota positiv zu fördern. Studien zeigten, dass der reichliche Verzehr von Obst, Gemüse und Ballaststoffen die Darmbakterien positiv beeinflussen und urämische Toxine verringern kann. Bioaktive Verbindungen und Mikronährstoffe in der Nahrung, darunter Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe), die Vitamine E und A sowie Zink, Polysaccharide, mehrfach ungesättigte Fettsäuren und die Aminosäure Glutamin könnten möglicherweise schädliche Wirkungen, die mit einer gestörten Darm-Mikrobiota verbunden sind, bei chronischen Nierenkrankheiten senken. Zu den Lebensmitteln mit antioxidativen Eigenschaften gehören Beerenfrüchte (Heidelbeeren, Cranberries, Himbeeren, Erdbeeren), die reich an phenolischen Verbindungen, Flavonoiden, Tanninen, Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen sind. Neuere Studien zeigten, dass sie für die Gesundheit der Darm-Mikrobiota wesentlich sind.

 

Sie können dazu beitragen, das Wachstum und die Fülle der nützlichen Darm-Mikroorganismen zu erhöhen, auf bestimmte Bakterienarten positiv einwirken und die Bildung kurzkettiger Fettsäuren fördern. So wirken z. B. Heidelbeeren als Modulator der Darm-Mikrobiota, indem sie Proteine fördern, die an der Bildung der Darmschleimhaut beteiligt sind. Beerenfrüchte könnten daher eine Strategie sein, um die Darm-Mikrobiota und Dysbiose bei chronischen Nierenkrankheiten zu beeinflussen, doch bisher gibt es dazu nur wenige Studien. Eine Gruppe von Forschern aus den USA stellte dazu die aktuellen Kenntnisse vor.

 

Der Verzehr von Obst gilt seit langem als eine vielversprechende Strategie zur Verringerung des Risikos chronischer Krankheiten, einschließlich von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und dem metabolischen Syndrom. Beerenfrüchte erhielten aufgrund ihrer positiven Wirkungen auf den oxidativen Stress, Entzündungen, endotheliale Dysfunktionen (gestörte Funktionen der Innenschicht von Blutgefäßen), Arterienverkalkung und Insulinempfindlichkeit eine besondere Aufmerksamkeit. Diese positiven Wirkungen werden zum Teil mit ihrem hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen in Verbindung gebracht. Es gibt zunehmend Nachweise dafür, dass sie sich an bakterielle Zellmembranen im Darm binden können, was deren Funktionen verändert und die Modulation der Darm-Mikrobiota fördert. Darüber hinaus gelten Beerenfrüchte als eine gute Quelle für Ballaststoffe, die über präbiotische Effekte (fördern die Ernährung gesunder Darmbakterien) und die Bildung kurzkettiger Fettsäuren mit positiven Wirkungen auf die Darm-Mikrobiota in Verbindung gebracht werden.

 

Es gibt Hinweise, dass verschiedene Beerenfrüchte die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und den Stoffwechsel verbessern. Wir stellen hier als Beispiel die Wirkungen von Heidelbeeren in Bezug auf chronische Nierenkrankheiten kurz vor. Heidelbeeren sind reich an sekundären Pflanzenstoffen(z. B. Anthocyanen) und eine gute Quelle für organische Säuren, Mineralien und Pektin (pflanzliches Polysaccharid). Extrakte aus Heidelbeeren werden als Nahrungsergänzung zur Verringerung von Entzündungen und des oxidativen Stresses eingesetzt. Neuere (experimentelle) Studien zeigten, dass ihr Verzehr den bakteriellen Stoffwechsel verändern könnte. Dazu gehört, dass sie schädliche Wirkungen einer fettreichen Ernährung auf die Immunzellen im Darm senken und die Darmschleimheit ebenso wie die Darm-Mikrobiota verbessern könnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Beerenfrüchte gelten als eine gute Quelle für Polyphenole und andere Mikronährstoffe, die sich positiv auf die Darm-Mikrobiota auswirken können. Insgesamt zeigen die Erkenntnisse, dass Beerenfrüchte die Darmgesundheit erhöhen können, indem sie die Häufigkeit von schleimproduzierenden Bakterien und kurzkettigen Fettsäuren beeinflussen. Sie fördern auch die Zunahme von Metaboliten (Abbauprodukte im Stoffwechsel), die für eine verbesserte Vielfalt der Darm-Mikrobiota verantwortlich sind. Studien über die Beerenmenge, die zu diesen Wirkungen führt, zeigten bisher heterogene Ergebnisse. Es ist jedoch bekannt, dass bereits mit 5 mg/Tag einige positive Effekte in Tierstudien beobachtet wurden. Dies könnte auch eine mögliche Strategie für Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten sein, doch bisher fehlt es dazu an Studien-Nachweisen bei den Patienten. Die Beziehungen zwischen Beerenfrüchten und chronischen Nierenkrankheiten sollten weiter erforscht werden, um eine bessere Lebensqualität der Patienten zu fördern.

 

Quelle: 
Karen S. Coutinho-Wolino et al., Blueberry, cranberry, raspberry, and strawberry as modulators of the gut microbiota: target for treatment of gut dysbiosis in chronic kidney disease? From current evidence to future possibilities. In: Nutrition Reviews, Vol. 82, Nr. 2, 2024, S. 248-261, doi: 10.1093/nutrit/nuad048.