Gesund essen in Deutschland − oft mehr Wunsch als Wirklichkeit

 

Eine gesunde Ernährung fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden. Ob und wie die tatsächliche Ernährung dies erfüllt, das prüft die Techniker-Krankenkasse in regelmäßigen Abständen in repräsentativen Umfragen. Die aktuellen Ergebnisse der jüngsten Umfrage zu „Iss was, Deutschland!“ liegen vor und zeigen: Lecker soll das Essen vor allem sein − und natürlich auch gesund.

 

In der TK-Ernährungsstudie wurden bundesweit 1.704 Erwachsene ab 18 Jahren im Mai 2023 ausführlich zu ihrer Ernährung und dem Trinkverhalten befragt: Lecker und gesund soll es vor allem sein. Der Genuss ist für 99 % der Befragten das Wichtigste beim Essen. Immerhin legen 92 % auch Wert auf eine gesunde und 77 % auf eine nachhaltige Ernährung. Der Verzehr von biologischen, saisonalen Produkten und regionaler Erzeugung ist für 77 % der Befragten sehr wichtig. Fragt man jedoch näher nach der gewohnten Ernährung, dann wird deutlich, dass vieles an diesen positiven Aussagen oft mehr Wunsch als Wirklichkeit ist. Eine gesunde Ernährung wird jedenfalls im Alltag nicht regelmäßig bzw. viel zu selten umgesetzt.

 

Auch wenn seit langem bekannt ist, dass eine pflanzliche Ernährung sehr gesund ist, so bleibt der Verzicht auf Fleisch für die meisten Menschen eine Ausnahme. 78 % der Befragten essen regelmäßig Fleisch, 73 % tun dies mehrmals pro Woche. Zwar ist der Anteil der regelmäßigen Fleischesser im Vergleich zur Befragung von 2017 um 6 % gesunken, doch insgesamt nach wie vor zu hoch. Wenig Fleisch und überwiegend pflanzlich ernähren sich 17 % der Bevölkerung, 2 % sind Pescatarier, essen kein Fleisch, jedoch Fisch und andere tierische Produkte wie Milch und Eier. 2 % ernähren sich komplett vegetarisch und nur 1 % ernährt sich vegan. Frauen bevorzugen stärker eine pflanzliche Ernährung, jede vierte ernährt sich überwiegend vegetarisch, bei den Männern tut das nur jeder Zehnte. Viel zu wenig Menschen essen außerdem täglich frisches Obst und Gemüse, was allgemein von Frauen stärker bevorzugt wird.

 

Dabei gibt es Unterschiede in den Altersgruppen. Von den 18- bis 39-Jährigen essen nur 49 % täglich Obst und Gemüse, bei den 40-bis 59-Jährigen sind es 56 %, am besten schneiden die über 60-Jährigen mit 70 % ab. Insgesamt essen 69 % der Frauen und nur 49 % der Männer täglich Obst und Gemüse, das heißt rund 40 % der Menschen essen weniger pflanzliche Kost als empfohlen. Einige Defizite gibt es auch bei den Getränken. Ein Teil der Frauen (33 %) und der älteren Menschen ab 60 Jahren (42 %) trinken zu wenig. Sie kommen nicht auf die empfohlenen 1,5 Liter an Wasser oder anderen kalorienfreien Getränken pro Tag.

 

Bei der Nachhaltigkeit der Ernährung liegen Wunsch und Wirklichkeit recht deutlich auseinander. 60 % finden es schwierig zu erkennen, welche Produkte nachhaltig sind oder empfinden sie als zu teuer. Für knapp ein Drittel spielt die Nachhaltigkeit eine eher geringe Rolle, sie glauben nicht, dass man durch das persönliche Essverhalten etwas damit bewirken kann. Die Nachhaltigkeit ist ihnen in der Ernährung daher nicht so wichtig, oder sie geben an, dass in ihrer Umgebung die Möglichkeiten fehlen, nachhaltige Produkte zu kaufen. 2020 wurde in Deutschland der NutriScore eingeführt, er gibt mit einer Kategorie von A (am besten) bis zu E (am schlechtesten) den Nährwert von industriell verarbeiteten Lebensmitteln an, ist jedoch noch nicht bei allen Fertigwaren angegeben. Die Beachtung des NutriScores könnte beim Einkauf die gesündere Auswahl von Lebensmitteln unterstützen. Doch bisher nutzen nur 38 % der Befragten hin und wieder oder häufig den NutriScore, 59 % kannten ihn nicht. Auf die Frage, was denn die einzelnen Personen von einer gesünderen Ernährung abhält, wurden mehrere Gründe genannt. Dazu gehören vor allem die fehlende Zeit und Ruhe, das Durchhaltevermögen sowie die Probleme bei der Vereinbarung von einer gesunden Ernährung mit dem Beruf.

 

Schon seit Jahren machen Ernährungsfachleute immer wieder darauf aufmerksam: Viele Deutsche essen regelmäßig zu viel, zu fett, zu süß und zu ungesund. Das gilt für zu hohe Anteile von industriell stark verarbeiteten Produkten (Fertig-, Wurstwaren, Snacks, zuckerhaltige Getränke etc.). Zu den langfristigen Folgen gehören Übergewicht (ab BMI 25) oder gar Adipositas (ab BMI 30) sowie von der Ernährung abhängige Krankheiten. Dazu gehören z. B. der Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland ist übergewichtig oder gar adipös, das zeigen die Ergebnisse offizieller Körpermaß-Untersuchungen. In der TK-Ernährungsstudie schätzten sich jedoch nur 31 % der Befragten als übergewichtig ein. Im Rahmen dieser Befragung wurden die Teilnehmer nicht gewogen. Es bleibt zu vermuten, dass so manch einer sich seines tatsächlichen Übergewichts nicht bewusst ist.

 

Insgesamt spiegelt sich im Alltag vieler Menschen in Deutschland der Wunsch nach einem leckeren, gesunden und nachhaltigen Essen noch zu wenig wieder. Zu den beliebtesten Gerichten gehören immer noch die bürgerliche Hausmannskost und viele Nudelgerichte, die meist reichlich Fett und Kohlenhydrate enthalten. Nach wie vor beliebt ist auch der Griff zu Süßigkeiten, Chips und anderen Snacks. Das Motto der Studie „Iss was Deutschland“ sollte künftig von mehr Menschen weiter gefasst werden: Iss was (Gesundes), Deutschland!

 

Unser Tipp: 

Eine ausgewogene, gesunde Ernährung versorgt mit vielen wichtigen Mikronährstoffen, die für gute Körperfunktionen wichtig sind und präventiv wirken können. Bei Bedarf können Nahrungsergänzungen die Versorgung unterstützen, einzeln oder mit komplexen Formeln von Mikronährstoffen für verschiedene Bedürfnisse.

 

Quelle:
Techniker-Krankenkasse (Herausgeber), Iss was, Deutschland!, 2023.