Antioxidantien bei Frauen mit alternden Eierstöcken

 

Bei einer verringerten weiblichen Fertilität ist die Alterung der Eierstöcke ein wichtiger Faktor. Die ergänzende Therapie mit Antioxidantien könnte eine wirksame Strategie für davon betroffene Frauen sein. Besonders Coenzym Q10 könnte das Potenzial haben, den durch alternde Eierstöcke verursachten Rückgang der Fruchtbarkeit zu beheben, wie eine neue Meta-Analyse zeigt.

 

Die Fruchtbarkeitsrate liegt (nicht nur) in Deutschland weit unter dem Reproduktions-Niveau, gekennzeichnet auch durch ein zunehmend höheres Alter der Frauen (Durchschnitt 30 Jahre) bei der Geburt des ersten Kindes. Der oft relativ späte Kinderwunsch kann dazu führen, dass sich die Fertilität verringert. Ein Grund dafür können gealterte Eierstöcke sein, was z. B. durch eine fortschreitende Abnahme der Quantität und Qualität der Eizellen gekennzeichnet ist. Dazu gehört auch die geringere ovarielle Reserve bis zum Verlust der Fruchtbarkeit, begleitet von endokrinen Funktionsstörungen und Anomalien im Menstruationszyklus. Die altersbedingte Schwächung der Eierstöcke ist ein natürlicher, unvermeidlicher Prozess im Lebenszyklus der älter werdenden Frauen. Der Follikel-Pool ist begrenzt, er nimmt ständig ab, ohne sich zu erneuern.

 

Ab dem Alter von rund 35 Jahren beschleunigt sich der Erschöpfungsprozess, verbunden mit einer Abnahme der Eizellen-Qualität, was zum allmählichen Verlust der Fruchtbarkeit führt. Heute leiden jedoch zahlreiche Frauen auch schon früher an der Alterung der Eierstöcke, was als vorzeitige Ovarial-Insuffizienz bezeichnet wird. Dies ist ein Zustand, bei dem das Ende der reproduktiven Lebensspanne aufgrund eines vorzeitigen und irreversiblen Verlusts der Eierstock-Follikel vor dem Alter von 40 Jahren eintritt. In Anbetracht der beeinträchtigten Fruchtbarkeit sowie des erhöhten Risikos von Spontanaborten, schwangerschafts-bedingten Komplikationen und Geburtsfehlern bei den Nachkommen stellt die Alterung der Eierstöcke eine Bedrohung für die reproduktive Gesundheit dar und wirkt sich nachteilig auf das Wohlergehen aus.

 

Die (molekulare) Grundlage für die vorzeitige Alterung der Eierstöcke ist komplex und nicht völlig geklärt. Möglicherweise spielt der oxidative Stress dabei eine wichtige Rolle. Reaktive Sauerstoffspezies, die hauptsächlich in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) gebildet werden, sind für die Regulierung verschiedener physiologischer Aktivitäten der Eierstöcke entscheidend. Die abnormale Anhäufung reaktiver Sauerstoffspezies führt zu zellulärer Seneszenz, was zum oxidativen Stress in den Eierstöcken und zu einer veränderten Mikroumgebung führt, wodurch die Qualität und Quantität der Eizellen weiter beeinträchtigt werden kann. Einige Studien zeigten, dass Antioxidantien die Raten der Schwangerschaft verbessern können. Zur Linderung von Problemen bei der Fruchtbarkeit wird seit Jahrzehnten die assistierte Reproduktionstechnologie eingesetzt. Sie hat jedoch Grenzen, da sie die eigentliche Ursache für den Rückgang der Fruchtbarkeit umgeht, die Alterung der Eierstöcke.

 

So sind altersbedingte Eizelldefekte zum häufigsten Faktor für das Scheitern der In-vitro-Fertilisation geworden. Daher ist es erforderlich, die optimalen Antioxidantien und Empfehlungen zur Anwendung bei alternden Eierstöcken zu bestimmen. Eine Gruppe chinesischer Forscher führte dazu einen systematischen Review und eine Meta-Analyse von (randomisierten, klinischen) Studien durch. Ihr Ziel war es, die Wirksamkeit und Sicherheit von Antioxidantien auf die Reproduktions-Ergebnisse bei Frauen mit Eierstock-Alterung während der In-vitro-Fertilisation zu bewerten und optimale Empfehlungen für die Anwendung von Antioxidantien zu geben.

 

Die Forscher konnten 20 (randomisierte klinische) Studien mit rund 2.600 Teilnehmerinnen in ihre Auswertung einbeziehen, die Probleme hatten, schwanger zu werden. Geprüft wurden Gaben der antioxidativen Mikronährstoffe Coenzym Q10, Melatonin, Myo-Inositol, die Vitamine, B, E und D, Resveratrol etc. in verschiedener Dosierung und Dauer der Anwendung. Die Antioxidantien erhöhten signifikant nicht nur die Zahl der entnommenen Eizellen und die Anzahl der Embryonen von hoher Qualität, sondern senkten auch die Dosis von Gonadotropin (Proteohormon, beeinflusst u. a. das Wachstum der Keimdrüsen), was zu höheren Schwangerschafts-Raten beitrug, wobei die Auswirkungen auf die Rate der Lebendgeburten unklar waren. Eine Analyse von Untergruppen mit verschiedenen Antioxidantien-Dosierungen ergab, dass die Wirkung in niedrigeren Dosen ausgeprägter war. Gaben von Coenzym Q10 (CoQ10) waren tendenziell wirksamer als Melatonin, Myo-Inositol und Vitamine. Im Vergleich zu Placebo oder keiner Therapie zeigte CoQ10 mehr Vorteile, während sich bei anderen Antioxidantien nur geringe Verbesserungen zeigten.

 

Eine Untergruppen-Analyse ergab, dass das optimale Therapie-Schema für die verbesserte Schwangerschafts-Rate bei 30 mg CoQ10 täglich für drei Monate vor dem kontrollierten Stimulations-Zyklus der Eierstöcke lag, es dauert rund 85 Tage, bis die Primärfollikel ovulieren. Das kann sicherstellen, dass die Intervention während des gesamten Prozesses der Follikelreifung wirkt und die Eierstockfunktionen verbessert. Die Erkenntnisse deuten darauf hin, dass CoQ10 die Fruchtbarkeit von Frauen mit einer verminderten Eierstock-Reserve deutlich verbessert, und zwar umso deutlicher, je jünger die Frau ist. Frauen mit verminderten Eierstock-Reserven profitierten eindeutig von CoQ10, das galt besonders für Frauen im Alter von <35 Jahren.

 

Das vitaminähnliche CoQ10 kommt in den Zellen fast aller aeroben Organismen vor und ist ein wesentlicher Elektronen-Transporter in der Atmungskette der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen). Mehrere Beobachtungsstudien zeigten einen gewebespezifischen Rückgang der CoQ10-Konzentration mit dem Alter. In einer neueren Querschnittsstudie wurde außerdem nachgewiesen, dass das Verhältnis von Serum-CoQ10 zu Gesamt-Cholesterin in einem Zusammenhang mit der vorzeitigen Ovarial-Insuffizienz steht. Frauen im Alter von <41 Jahren mit höheren CoQ10-Konzentrationen in der Follikelflüssigkeit hatten bessere (morphogenetische) Parameter des Embryos und höhere Schwangerschafts-Raten. Dies zeigt, dass ein CoQ10-Mangel signifikant mit der Alterung der Eierstöcke und Unfruchtbarkeit verbunden ist. Neue Erkenntnisse zeigen, dass CoQ10-Ergänzungen zur verbesserten Ovar-Reserve und Qualität der Eizellen führen. Dazu tragen z. B. eine geringere Apoptose-Rate (gesteuerter „Selbstmord“ der Zellen) und (meiotsche) Anomalien (bei der Teilung von Keimzellen) sowie eine bessere Funktion der Mitochondrien und Reproduktionsleistung bei. Die Auswertungen unterstützen CoQ10 als vielversprechende Strategie zur Behebung von Defekten, die durch die Alterung der Eierstöcke entstehen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Erstmals wurden in einer Meta-Analyse die Gaben von Antioxidantien bei Frauen mit alternden Eierstöcken während einer In-vitro-Fertilisation geprüft. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Therapie mit Antioxidantien eine wirksame und sichere ergänzende Strategie für Frauen mit alternden Eierstöcken ist. Die Therapie mit CoQ10 ist eine vielversprechende Option, um den durch die Alterung der Eierstöcke verursachten Rückgang der Fruchtbarkeit zu beheben. Das optimale Therapie-Schema betrug 30 mg für CoQ10 täglich für drei Monate vor dem kontrollierten Zyklus der Eierstöcke. Eine angemessene antioxidative Behandlung sollte in einer relativ niedrigen Dosis angeboten werden, die dem Alter und der Ovar-Reserve der Patientin entspricht. Künftig sollten die Beziehungen zwischen Antioxidantien und der Wirkung auf die alternden Eierstöcke weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Coenzym Q10 wird zur Nahrungsergänzung in verschiedenen Formen und Dosierungen angeboten. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden. Liposomales Coenzym Q10-QH ist sehr viel besser bioverfügbar und wird über die Mundschleimhaut direkt aufgenommen.

 

Quelle: 
Yuji Shang et al., Antioxidants and Fertility in Women with Ovarian Aging: A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Advances in Nutrition, online 15.7.2024, doi: 10.1016/j.advnut.2024.100273.

Omega-3-Fettsäuren bei Akne


Die Therapie der Akne vulgaris erfolgt oft mit Medikamenten, vor allem bei schwereren Verläufen. Doch das Potenzial von Lebensstil-Interventionen sollte nicht vernachlässigt werden. Das gilt besonders für eine gesunde, pflanzenbetonte Ernährung sowie Nahrungsergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren, wie eine neue Studie zeigt.

 

Die Akne ist eine häufig vorkommende Erkrankung in der Pubertät, sie kann jedoch auch danach noch auftreten. Diese entzündliche Krankheit betrifft vor allem die Talgdrüsen und Haarfollikel. Akne kann in leichteren Fällen durch eine lokale Therapie behandelt werden, in schwereren Fällen sind systematische Medikamente notwendig. Parallel dazu steigt das Interesse an neuen Ansätzen der Therapie. Dazu gehören neben dem Einfluss der Hautpflege, Belastungen durch Schadstoffe, berufliche, psychosoziale und klimatische Faktoren. Dazu gehört auch die Ernährung, die eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Hautkrankheiten spielt und den Ausbruch, die Dauer und den Schweregrad der Akne beeinflussen könnte. Ihr Potenzial für die positive Beeinflussung von Akne wird jedoch nicht oder kaum genutzt.

 

In der Ernährung wird der hohe Konsum von ultraverarbeiteten Lebensmitteln mit den Zusätzen von raffiniertem Zucker/gesättigten Fetten, Kuhmilch und Milchprodukten mit der Entstehung von Akne in Verbindung gebracht. Das wirkt sich z. B. auf eine übermäßige Talgproduktion, Verhornung, Entzündung und Besiedelung mit Cutibacterium Acnes, welches an der Akne-Entstehung beteiligt ist, aus. Die Umsetzung von Ernährungs-Interventionen mit Nährstoffen, die den Schweregrad von Akne als zusätzliche Behandlungsoption lindern könnten, erscheint vielversprechend, doch bislang sind die Nachweise dafür noch spärlich.

In diesem Zusammenhang wurden gesunde Omega-3-Fettsäuren, die pflanzliche Alpha-Linolensäure (ALA) sowie die Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) aus Fischölen, aufgrund ihrer vielfältigen biologischen Funktionen als Wirkstoffe vorgeschlagen. EPA und DHA sind für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt, sie können entzündungsfördernde Stoffe (Zytokine, Eicosanoide, IGF-1) reduzieren. Dies deutet darauf hin, dass sie den Schweregrad von Akne lindern könnten, vor allem, wenn Defizite vorhanden sind. EPA und DHA können zwar aus der pflanzlichen ALA in geringem Maß synthetisiert werden, das reicht für den Bedarf jedoch nicht aus. Fettreiche Fische, z. B. Sardinen, Lachs und Makrelen, liefern gute Mengen an EPA und DHA, sie werden jedoch oft wenig gegessen, daher sind auch Nahrungsergänzungen eine gute Quelle für EPA und DHA. Neuere Studien deuten darauf hin, dass der tägliche Bedarf an den Omega-3-Fettsäuren je nach Alter, Geschlecht und Lebensumständen, z. B. in der Schwangerschaft und Stillzeit, variieren kann. Typisch für die westliche Ernährung ist ein Überschuss an Omega-6-Fettsäuren im Verhältnis zu den Omega-3-Fettsäuren.

 

Zwar sind beide Fettsäuren für die Gesundheit wichtig, doch ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren begünstigt entzündliche Prozesse. Am wichtigsten ist dabei die Linolsäure (LA), die häufig in pflanzlichen Ölen und damit in frittierten Lebensmitteln vorkommt. Sie kann in Arachidonsäure umgewandelt werden, die eine Vorstufe entzündlicher Eicosanoide ist. Ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren kann daher nicht nur Entzündungen allgemein, sondern besonders die entzündlichen Dermatosen, einschließlich der Akne, verringern. Eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren kann sich auf die Akne auswirken, z. B. mit der Modulation der Talgproduktion, verringerten entzündlichen Zytokinen, Hemmung von Cutibacterium acnes, verbesserten Funktionen der Hautbarriere sowie durch ihre antioxidativen und antientzündlichen Eigenschaften. Einige Studien deuten auf einen potenziellen Nutzen von Omega-3-Fettsäuren bei Akne hin, doch bisher sind die Ergebnisse dazu noch nicht ausreichend.

 

Eine Gruppe von Forschern der Klinik für Dermatologie und Allergie am Universitätsklinikum in München führte dazu eine Studie von 16 Wochen durch, um den Spiegel von EPA und DHA bei 60 Patienten mit einer leichten bis mittelschweren Akne vulgaris zu bestimmen, die nicht mit verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt wurden. Bei Studienbeginn hatten 98,3 % der Patienten ein, zum Teil auch schweres, Defizit an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Mit Hilfe von Ernährungsempfehlungen sollte bei ihnen der Omega-3-Spiegel angehoben werden. Eingesetzt wurde dazu eine abwechslungsreiche, pflanzenbetonte, mediterrane Ernährung mit dem begrenzten Verzehr von Milch/Milchprodukten und ultraverarbeiteten Lebensmitteln. Einbezogen war außerdem eine Nahrungsergänzung mit EPA und DHA. Aufgenommen wurden 600 mg DHA/300 mg EPA in der 1. bis zur 8. Woche, danach wurde die Dosierung in der 8. bis zur 16. Woche mit 800 mg DHA/400 mg EPA etwas erhöht. Geprüft wurde, wie sich diese Maßnahmen auf den Schweregrad der Akne auswirkten.

 

Bei vier Besuchen im Lauf der Studienzeit wurden bei den Teilnehmern die EPA/DHA-Werte im Blut bestimmt. Die Werte von EPA und DHA stiegen deutlich an (mittlerer Omega 3-Index 4,9 % beim 1. Besuch, Anstieg auf 8,3 % beim 4. Besuch). Es wurden vorwiegend objektive, signifikante Verbesserungen sowohl bei entzündlichen als auch bei nicht-entzündlichen Akne-Läsionen beobachtet, auch die Lebensqualität der Patienten verbesserte sich insgesamt. Nur bei vier Patienten verschlechterte sich subjektiv das Erscheinungsbild.

 

Die Studie umfasste auch eine subjektive Bewertung der ernährungsbedingten Auslöser für Akne sowie die vorteilhaften Lebensmittel. Die definierten ernährungsbedingten Akneauslöser stimmten mit der aktuellen Literatur überein, dazu gehören z. B. einfache Kohlenhydrate, z. B. Weißbrot, Toast, Pommes, Süßigkeiten, Softgetränke mit hohem Zuckergehalt sowie Milch und Milchprodukte. Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Nüsse wurden als am vorteilhaftesten empfunden. Eine mögliche Erklärung für die positive Wirkung von Nüssen auf den Schweregrad der Akne könnte auf dem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren beruhen. Alle positiv wirkende Lebensmittel sind auch Bestandteil der in der Studie empfohlenen, pflanzenbetonten, mediterranen Ernährung. Insgesamt unterstreicht die Tatsache, dass die ernährungsabhängigen Auslöser der Akne von den Patienten klarer definiert waren als die vorteilhaften Lebensmittel, das Ziel dieser Studie. Sie zielte darauf ab, Nährstoffe zu identifizieren, die den Schweregrad der Akne lindern könnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Viele Patienten mit Akne haben ein Defizit an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Lebensstil-Interventionen, einschließlich einer pflanzenbetonten, mediterranen Ernährung und einer Nahrungsergänzung mit EPA und DHA über 16 Wochen führten bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Akne zu einem signifikanten Anstieg der Omega-3-Fettsäuren-Spiegel (bewertet mit Omega-3-Index). Bei den Patienten wurden Verbesserungen des klinischen Erscheinungsbildes der Akne-Läsionen sowie der Lebensqualität beobachtet. Über die Beziehungen zwischen Akne und einer gesunden, pflanzenbetonten Ernährung sowie der Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren sollte künftig weiter geforscht werden.

 

Unser Tipp: Omega-3-Fettsäuren gibt es in verschiedenen Dosierungen, zum Teil auch mit Ergänzungen anderer Mikronährstoffe. Auf eine gute Qualität und Stabilität sollte geachtet werden.

 

Quelle:
Anne Guertler et al., Exploring the potential of omega-3 fatty acids in acne patients: A prospective intervention study. In: Journal of Cosmetic Dermatology, online 10.07.2024, doi: 10.1111/jocd.16434.

Die Ernährung beeinflusst die Knochengesundheit

 

Das Knochensystem und der Knochenstoffwechsel werden von vielen Faktoren beeinflusst, das gilt auch für die Ernährung. Verschiedene Ernährungsweisen können die Knochengesundheit positiv unterstützen, aber auch negativ beeinflussen. Eine gute Versorgung mit Kalzium, Vitamin D und Milchprodukten kann die Prävention vor Osteoporose ein Leben lang unterstützen.

 

Der Knochen ist eines der wichtigsten Organe des menschlichen Körpers und erfüllt eine Vielzahl von Funktionen, dazu gehören Stütz- und Schutzfunktionen sowie die Blutbildung. Das komplexe Knochensystem befindet sich im Normalzustand in einem dynamischen Gleichgewicht zwischen Knochenabbau und Knochenaufbau. Die Osteoklasten (große Knochenzellen) bauen kontinuierlich altes Knochengewebe ab, ihre Gegenspieler sind die Osteoblasten (kleine Knochenzellen), die Osteoid bilden (Knochenmatrix, organische Grundsubstanz des Knochens, vor allem Kollagen Typ 1) und sorgen für die Mineralisierung. Auf- und Abbau des Knochengewebes sollten sich in einem dynamischen Gleichgewicht befinden. Wird dieses gestört, kommt es zu verringerter Knochendichte (Osteopenie) und schließlich zur Osteoporose (Knochenschwund), eine der häufigsten Erkrankungen des Skelettsystems mit gestörter Remodellierung der Knochensubstanz.

 

Sie wird von vielen Faktoren beeinflusst, darunter Genetik, Alter, Hormonspiegel und Lebensstil. Die Gesundheit der Knochen steht im engen, ständigen Zusammenhang mit der Aufnahme von Nährstoffen, z. B. Proteinen, anorganischen Salzen und Vitaminen. Gesunde, angemessene Ernährungsweisen spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention und Therapie von Knochenkrankheiten. Die tägliche Ernährung ist eine Mischung aus verschiedensten Nährstoffen, die in Wechselwirkungen zueinander stehen und sich auf die Knochengesundheit auswirken. Die Anpassung von Ernährungsweisen mit günstig wirkenden Lebensmitteln und Inhaltsstoffen kann die Prävention der Osteoporose verbessern. Dazu gehören Einflüsse auf den Knochenmineralgehalt, die Knochenstärke, Indikatoren für den Knochenstoffwechsel und das Risiko für Knochenbrüche.

Die Ernährungsgewohnheiten haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Mit der gestiegenen Lebensqualität wurden große Mengen an Zucker, Fett und Eiweiß zum Bestandteil der täglichen Ernährung. Eine hochkalorische Ernährung ist weit verbreitet und ein wichtiger Grund für Adipositas (BMI ab 30). Sie erhöht das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck, kardiovaskuläre und andere chronische Krankheiten. Die Ernährung in europäischen und amerikanischen Ländern enthält reichlich Eiweiß und Fett (z. B. Käse, Fleisch, Hamburger, Pommes etc.), was leicht zu Fettleibigkeit führen und die Knochengesundheit beeinträchtigen kann. Zur Zeit sind intermittierendes Fasten, Kalorienrestriktion und die vegetarische Ernährung in Kombination mit moderater Bewegung als Strategien zur Gewichtsreduktion und Verbesserung des Stoffwechsels weithin anerkannt, doch ihre Auswirkungen auf die Knochengesundheit sind noch unklar.

 

Studien zeigten z. B., dass eine kalorienreduzierte Ernährung sich negativ auf die Knochengesundheit auswirken kann, doch dies ist noch umstritten. Auch die Auswirkungen einer intermittierenden Fastenkur und der vegetarischen Ernährung sind bisher unklar. Eine Gruppe chinesischer und australischer Forscher führte dazu eine umfassende Recherche durch. Sie verglichen fünf Ernährungsweisen, intermittierendes Fasten, Kalorienrestriktion, vegetarische Ernährung, eine zucker- und fettreiche sowie eine proteinreiche Ernährung, um ihre Beziehungen zur Knochengesundheit zu klären.

Kalzium, Vitamin D und Milchprodukte spielen eine sehr wichtige Rolle bei der Prävention von Osteoporose. Die rechtzeitige Ergänzung mit angemessenen Mengen an Kalzium, Vitamin D und Milchprodukten können der Osteoporose wirksam vorbeugen. Ein gesunder Erwachsener enthält etwa 1 kg Kalzium, das zu 99 % in den Knochen und Zähnen eingelagert ist. Nur 1 % des Kalziums befindet sich im Blut, in der extrazellulären Flüssigkeit und im Weichgewebe. Kalzium hat eine Schlüsselrolle bei der Mineralisierung der Knochen und Aufrechterhaltung der intra- und extrazellulären Homöostase. Kalzium muss als essenzielles Element mit der Nahrung aufgenommen werden, gute Quellen sind Milchprodukte, Fisch, Bohnen, Gemüse und Obst. Studien zeigten, dass eine höhere Kalziumzufuhr positiv mit der Knochendichte im Lendenbereich korreliert war, wobei dies bei Frauen deutlicher ausgeprägt war.

 

In einer Bevölkerungsstudie zeigte sich, dass langfristige Aufnahmen von Kalzium bei Kindern die Knochenmineraldichte erhöhte und das Risiko einer Osteopenie verringerte. In einer anderen Studie erhielten 220 Jugendliche (12-14 Jahre alt) entweder niedriges Kalzium (300 mg pro Tag), mittleres Kalzium (600 mg pro Tag) oder hohes Kalzium (900 mg pro Tag). Nach einem Jahr der Intervention wurde bei allen die Knochenmineraldichte bestimmt. Im Vergleich zur Gruppe mit dem niedrigen Kalziumgehalt war die Knochenmineraldichte am Oberschenkelhals in den Gruppen mit dem mittleren und hohen Kalzium signifikant angestiegen. Studien zeigten weiter, dass das Trinken von kalziumreichem Wasser den Knochenstoffwechsel bei Männern und Frauen wirksam verbessern kann. Die Kalzium-Homöostase wird auch durch Vitamin D reguliert. Die Kombination von Vitamin D und Kalzium in der Nahrung kann der Häufigkeit von Knochenbrüchen vorbeugen. Milchprodukte, die Kalzium und Vitamin D enthalten, wirken sich positiv auf die Knochenmineraldichte aus. Der Verzehr von Milchprodukten ist in jedem Alter von Vorteil.

 

Im Prozess des Wachstums liefern Milchprodukte etwa 50 bis 60 % der Zufuhren an Kalzium und 20 bis 30 % der Zufuhr an Proteinen. Sie können z. B. auch das Auftreten von Osteoporose bei Frauen in der Postmenopause verhindern. Die tägliche Aufnahme von Milch mit 250 mg Kalzium konnte z. B. bei postmenopausalen chinesischen Frauen den Verlust der Knochenmineraldichte an der Hüfte und am Oberschenkelhals wirksam senken. Eine große Schweizer Studie zeigte, dass Frauen, die täglich eine Tasse (200 ml) Milch trinken, im Vergleich zu Frauen, die täglich drei oder mehr Tassen Milch trinken, eher Frakturen erleiden. Die ausreichende Zufuhr von Kalzium, Vitamin D und Milchprodukten kann die Knochenmasse vor dem 20. Lebensjahr (Spitzenknochenmasse) wirksam verbessern, den Knochenverlust bei Frauen nach der Menopause verhindern und dem Auftreten von Osteoporose im Alter vorbeugen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Es wurde der Zusammenhang zwischen verschiedenen Ernährungsweisen und der Knochengesundheit untersucht. Dazu werden Hinweise gegeben, wie eine geeignete Ernährung gewählt und der Knochenschwund bei Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen verhindert werden kann. Die Prävention vor Osteoporose umfasst hauptsächlich zwei Aspekte, die erhöhte Spitzenknochenmasse in der Jugend und der verzögerte oder verhinderte Knochenverlust im Alter. Die Ernährungsgewohnheiten spielen eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der Knochengesundheit. Die Zusammenhänge zwischen dem intermittierenden Fasten und der Knochengesundheit müssen ebenso weiter erforscht werden wie die Kalorienrestriktion und eine vegetarische Ernährung, die möglicherweise die Knochenmasse verringern können. Auch der Zusammenhang zwischen einer proteinreichen Ernährung und der Knochengesundheit bleibt umstritten. Bei der Prävention von Knochenschwund spielen vor allem Kalzium, Vitamin D und Milchprodukte eine wichtige Rolle.

 

Unser Tipp: Kalzium und Vitamin D werden zur Nahrungsergänzung sowohl einzeln als auch kombiniert angeboten. Außerdem gibt es spezielle Formeln mit knochengesunden Nährstoffen zur Stärkung des Knochensystems.

 

Quelle:
Xiaohua Liu et al., The Effects of Different Dietary Patterns on Bone Health. In: Nutrients, online 17.07.2024, doi: 10.3390/nu16142289.