Bei einem erhöhten Risiko für Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten, z. B. bei einem Bluthochdruck, bietet eine säurearme Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse gesundheitliche Vorteile. Das zeigt eine neue Studie.
Der Bluthochdruck ist eine weit verbreitete Krankheit und ein wichtiger Risikofaktor für das Herz-Kreislauf-System und die Nieren. Trotz vieler Bemühungen, die Bluthochdruck-Therapie zu verbessern und nachteilige Folgen zu verringern, nehmen die davon abhängigen chronischen Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten zu. Die Bemühungen um eine bessere Kontrolle des Bluthochdrucks und die Senkung seiner nachteiligen Folgen konzentrieren sich weitgehend auf die Anwendung von Medikamenten, das gilt auch bei chronischen Nierenkrankheiten. Bekannt ist, dass eine Ernährung, die reichlich Obst und Gemüse enthält, zu einem verringerten Blutdruck beitragen kann, sie wird meist zur begleitenden Therapie empfohlen. Empfehlenswert ist z. B. die speziell auf den Bluthochdruck ausgerichtete DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension). Sie enthält viel Obst und Gemüse, Ballaststoffe, Proteine, wenig Fett, Salz und Zucker und ist reich an den Mikronährstoffen Kalium, Magnesium und Kalzium. Allerdings wird die DASH-Diät bisher noch wenig verordnet bzw. von den Patienten seltener angewendet.
Diese und andere obst- und gemüsereiche Ernährungsweisen werden nicht nur mit einem niedrigeren Blutdruck in Verbindung gebracht, sie verringern auch das Risiko für chronische Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Fähigkeit der Ernährung, Säuren oder Basen zu bilden, hängt mit der Entwicklung von Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen. Tierische Lebensmittel liefern Säure, während die meisten pflanzlichen Lebensmittel, einschließlich Obst und Gemüse, bei ihrer Verstoffwechselung Basen bilden. Die bei uns häufig bevorzugte westliche Ernährung enthält mehr tierische als pflanzliche Lebensmittel, so dass mehr Säuren produziert werden. Eine Verringerung von Säuren in der Ernährung kann durch die Einbeziehung von reichlich Obst und Gemüse, die mehr Basen bilden erfolgen. Auch die Aufnahme mineralischer Salze wie Natron (Natriumsalz der Kohlensäure, NaHCO3) kann dazu beitragen, die Säurewirkung zu neutralisieren. Der Schutz der Nieren und des Herz-Kreislauf-Systems könnte mit beiden Maßnahmen verbessert werden. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher führte dazu eine Studie durch.
In der Studie wurde untersucht, ob und wie Obst und Gemüse oder Natron die Nierenwerte bei 153 Teilnehmern mit einem Bluthochdruck, normalen Nierenfunktionen und Makroalbuminurie (erhöhte Albumin-Ausscheidung im Urin) beeinflussen. Albumin ist das im Blut am höchsten konzentrierte Protein und dient u. a. als Puffer für den pH-Wert des Blutes. Eine Makroalbuminurie kann ein Hinweis auf eine beginnende Nierenkrankheit sein und ist auch mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt regelmäßig Obst und Gemüse, die zweite nahm stattdessen Natron ein, zum Vergleich ernährte sich die dritte Gruppe weiter wie gewohnt. In allen drei Gruppen wurden fünf Jahre lang die Vorkommen von Nierenkrankheiten und die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten beobachtet.
Der vorhandene Bluthochdruck, die Makroalbuminurie und auftretende Nierenkrankheiten wurden mit Medikamenten behandelt (z. B. Blutdrucksenker, Statine). Die Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung war bei den Teilnehmern, die Obst und Gemüse oder Natron erhielten, langsamer als bei denen, die sich weiter wie üblich ernährt hatten. Das zeigte sich in einem langsameren Rückgang der glomerulären Filtrationsrate (Maß der Blut-Ultrafiltration), die ein wichtiger Faktor für die Einschätzung der Nierenfunktionen ist. Weiter zeigte sich ein geringerer Anstieg im Verhältnis von Albumin zu Kreatinin im Urin gegenüber den Ausgangswerten. Obst und Gemüse sowie Natron boten dabei einen vergleichbaren Schutz für die Nieren. Die Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse führte jedoch auch zu einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Dieser verbesserte Herz-Kreislauf-Schutz zeigte sich bereits im ersten Studienjahr. Gegenüber den Ausgangswerten hatten sich der systolische Blutdruck, die Cholesterinwerte LDL und Lipoprotein a sowie der Body-Mass-Index verringert, was auf den erhöhten Schutz vor Herz-Kreislauf-Krankheiten hinweist. Dabei konnten auch notwendige Medikamente für den Bluthochdruck, Makroalbuminurie oder Nierenkrankheiten niedriger dosiert werden.
Diese Ergebnisse unterstützen die Empfehlungen für eine säurearme Ernährung als begleitende Therapie bei einem Bluthochdruck und chronischen Nierenkrankheiten. Eine gesunde Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse erwies sich als die bevorzugte Strategie gegenüber Natron bzw. der Beibehaltung einer bisher gewohnten Ernährung. Sie sollte bei der Therapie des Bluthochdrucks als grundlegende Maßnahme und nicht nur ergänzend einbezogen werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es empfehlenswert sein kann, die Therapie des Bluthochdrucks mit einer obst- und gemüsereichen Ernährung zu beginnen und bei Bedarf medikamentöse Maßnahmen zum Schutz der Nieren und des Herz-Kreislauf-Systems zu ergänzen.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie zeigte, dass eine Säurereduktion mit Obst und Gemüse oder Natron die Nieren auf ähnliche Weise schützen kann. Die verringerte Säurebildung verbessert bei Patienten mit Bluthochdruck und Makroalbuminurie die Nierengesundheit. Doch nur mit einer an Ost und Gemüse reichen Ernährung verbesserten sich auch die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Ergebnisse unterstützen den erhöhten Verzehr von Obst und Gemüse als grundlegende Maßnahme beim Bluthochdruck, um die Entwicklung chronischer Nierenerkrankungen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Reichlich Obst und Gemüse in der Ernährung können medikamentöse Therapien gut ergänzen, wobei auch niedrigere Dosierungen erreicht werden können. Diese Beziehungen sollten künftig weiter erforscht werden, das gilt z. B. für die zugrundeliegenden Mechanismen oder auch für größere Teilnehmergruppen.