Probiotika können sportliche Leistungen verbessern 

 

Die Modulation des Darm-Mikrobioms durch Probiotika, gesunde Darmbakterien, wird zunehmend erforscht. Wie eine neue Studie zeigt, können Probiotika auch dazu beitragen, die Leistungen und die Leistungsausdauer im Sport zu steigern.

 

Das Darm-Mikrobiom umfasst die Gesamtheit der im Darm lebenden Mikroorganismen, Bakterien, Pilze, Viren etc. Störungen des Darm-Mikrobioms werden mit einer Vielzahl von Krankheiten in Verbindung gebracht. Viele Studien zeigten, dass die Modulation des Darm-Mikrobioms durch die Aufnahme von Probiotika viele Beeinträchtigungen der Gesundheit signifikant verbessert. Neuere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das Darm-Mikrobiom auch verschiedene Aspekte der sportlichen Leistungsfähigkeit positiv beeinflussen kann. Mehrere Studien berichteten nach der Intervention mit Probiotika von signifikanten Verbesserungen der sportlichen Leistungsfähigkeit. Das galt z. B. für die aerobe Kapazität und Ausdauerleistung z. B. beim Laufen, Radfahren und Schwimmen. Noch sind die Faktoren, durch die Probiotika sportliche Leistungen beeinflussen können, nicht ausreichend geklärt.

Verschiedene Mechanismen wurden vorgeschlagen, darunter eine verbesserte Erholung nach dem Training, verbesserte Aufnahmen von Nährstoffen und verringerte gastrointestinale Symptome. Eine Gruppe von Forschern aus Großbritannien stellte die aktuellen Kenntnisse über den ergogenen (leistungsfördernden) Nutzen von Probiotika im Sport vor. Wir fassen hier kurz die Erkenntnisse zur Wirkung von Probiotika bei verschiedenen Sportarten zusammen.

 

Viele Faktoren beeinflussen die Diversität des Darm-Mikrobioms und können sich auf die Gesundheit auswirken, z. B. Antibiotika, Ernährung und Rauchen. In jüngerer Zeit wurde auch die körperliche Betätigung als Faktor genannt, der zur Diversität des Darm-Mikrobioms beiträgt. Mehrere Beobachtungsstudien zeigten, dass Sportler eine größere mikrobielle Darm-Diversität aufweisen als Personen mit sitzender Tätigkeit. Besonders die mäßige Intensität der Körperbetätigung wird mit einer verbesserten Darm-Diversität in Verbindung gebracht. Dauerhaftes, hochintensives Training, wie es Spitzensportler betreiben, reduziert jedoch die mikrobielle Diversität. Das liegt vermutlich an einer geringeren Durchblutung und einem gestörten Immunsystem, was wiederum verstärkte Entzündungsreaktionen zur Folge hat. Solche Faktoren können zum Teil zu den negativen gesundheitlichen Folgen intensiver Sportprogramme beitragen und zu Trainings- und Leistungseinbußen führen.

 

So gaben fast alle Ultra-Marathonläufer in einer Studie an, dass sie gastrointestinale Symptome hatten, 36 % der Läufer berichteten, dass die Symptome sie zum vorzeitigen Abbruch eines Rennens veranlassten. Die Forschung konzentrierte sich im Hinblick auf ergogene Effekte probiotischer Nahrungsergänzungen hauptsächlich auf zwei Aspekte der sportlichen Leistung: Ausdauer und Kraft. In mehreren Studien wurde über eine signifikant verbesserte aerobe Kapazität und Leistungsfähigkeit in verschiedenen Sportbereichen nach der Einnahme von Probiotika berichtet. Bei Triathleten wurde z. B. nach einer vierwöchigen Einnahme von Probiotika eine signifikant verbesserte Laufleistung im Vergleich zu Placebo erreicht. In einer aktuellen Studie verbesserten Probiotika (Lactobacillus-, Bifidobacterium-Stämme) über fünf Wochen bei Marathonläufern signifikant die zurückgelegte Distanz, während es in der Placebogruppe keine Veränderung gab. Bei Teilnehmern mit Probiotika wurde auch eine signifikant bessere Muskelmikroperfusion (Durchblutung der Muskulatur) nach dem Training festgestellt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Probiotika durch verbesserte Gefäßfunktionen die aerobe Trainingseffizienz steigern können. Außerdem wurde über deutlich verbesserte Stimmungen berichtet, was darauf hindeutet, dass Probiotika das psychische Wohlbefinden von Sportlern unterstützen könnten.

 

Auch die ergogenen Vorteile von Probiotika gehen über die bloße Laufleistung hinaus. So kam es in einer Studie nach Einnahme von Probiotika über vier Monate bei Radfahrern zur signifikanten Verlängerung der Trainingsdauer und einer Steigerung von 5 % der Sauerstoffaufnahme (Vo2max) sowie zum geringerem Unwohlsein während der Ausdauer-Belastungstests. Weiter wurde über verringerte Atemwegs-Infektionen sowie weniger nachfolgende Symptome, darunter Kurzatmigkeit und Ohrenschmerzen, berichtet. Noch sind die Untersuchungen von Probiotika und ihren Wirkungen auf Ausdauerleistungen im Mannschaftssport begrenzt. Eine Studie mit Badminton-Spielern zeigte ergogene Vorteile von Probiotika über sechs Wochen auf die aerobe Kapazität und das psychische Wohlbefinden.

 

Kraft ist ein wichtiger Indikator für die Leistungsfähigkeit in vielen Sportarten, darunter z. B. Gewichtheben, Leichtathletik, Ringen und Mannschaftssportarten wie Basketball, Fußball und Rugby. Ein wichtiger Faktor für die Kraft im Sport ist die Muskelkraft. Die Rolle von Probiotika bei der Erhaltung oder Verbesserung von Muskelkraft und Muskelmasse in der Allgemeinbevölkerung und in klinischen Studien ist gut dokumentiert. So kam z. B. eine aktuelle Meta-Analyse zu dem Schluss, dass Probiotika die allgemeine Muskelkraft und -masse signifikant verbesserten. In einer Analyse von Untergruppen waren Probiotika am wirksamsten, wenn die Intervention 12 Wochen dauerte, besonders mit Bifidobacterium-Stämmen. Im Sport verbesserten Probiotika über acht Wochen bei Triathleten signifikant die Leistung im Radfahren im Vergleich zu Placebo.

 

In einer Studie wurde die Intervention mit Probiotika und Proteinen auf die Leistungsabgabe und die Regeneration der Muskeln nach einem ermüdenden Trainingsprogramm geprüft. Es wurde ein geringerer Abfall der Spitzenleistung und eine verbesserte Regeneration 24 und 72 Stunden nach dem Training erreicht. Dies deutet darauf hin, dass Probiotika die bekannten positiven Effekte von Proteinen auf die Muskelregeneration und Kraft verstärken und zu gesteigerten Leistungen in Sportarten führen können, in denen die Kraft ein wesentlicher Leistungsfaktor ist. Bisher wurde der Einfluss von Probiotika auf die kraftspezifischen sportlichen Leistungen jedoch nur in wenigen Studien untersucht.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Aufnahme von Probiotika führt zu einer verbesserten Regeneration nach intensiven Sportprogrammen. Das führt zu einer verbesserten Nährstoffaufnahme, Linderung gastrointestinaler Symptome und verbesserten Immunfunktionen. Die stärksten Nachweise sprechen für den Einsatz von multistämmigen Probiotika (Laktobazillen, Bifidobakterien), um die Ausdauerleistung zu verbessern. Einige wenige Studien deuten darauf hin, dass die Einnahme von Probiotika auch Symptome von Leistungsangst lindern kann. Die stärksten Nachweise gibt es insgesamt für verbesserte Ausdauerleistungen. Nur wenige Studien untersuchten den Einfluss auf Kraftleistungen, wenn auch mit vielversprechenden Ergebnissen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einnahme von Probiotika die sportliche Leistungsfähigkeit verbessern kann. Zukünftige Forschungen sollten sich vor allem mit den Auswirkungen auf die Kraftleistung und den spezifischen Wirkmechanismen befassen.

 

Unser Tipp: Probiotika werden vor allem mit Laktobazillen und Bifidobakterien angeboten, die bisher am besten untersucht sind. Auf eine gute Qualität, die Menge an gesunden Darmbakterien und gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden. Für den Sport sind zertifizierte stabile Mischungen von gesunden Darmbakterien besonders zu empfehlen.

 

Quelle: 
Harry Jarrett et al., The Role of Gut Microbiome and Probiotics in Sports Performance: A Narrative Review Update. In: Nutrients, online 14.02.2035, doi: 10.3390/nu17040690.

Mittelmeerdiät, Übergewicht und Krebsrisiko

 

In der europaweiten EPIC-Langzeitstudie wurde der Zusammenhang zwischen der Einhaltung der Mittelmeerdiät und dem Risiko für Krebskrankheiten in Bezug auf starkes Übergewicht untersucht. Es zeigte sich, dass die stärkere Einhaltung der Mittelmeerdiät das Risiko für Krebskrankheiten leicht verringern kann.

 

Die Vorkommen von Übergewicht (BMI ab 25) nahmen in den letzten Jahrzehnten weltweit zu. Zwischen 1975 und 2016 stieg das Übergewicht, einschließlich Fettleibigkeit (Adipositas, BMI ab 30) bei Erwachsenen ab 20 Jahren von etwa 21 % bei Männern und 24 % bei Frauen auf fast 40 % bei beiden Geschlechtern an. Seit langem ist bekannt, dass vor allem Adipositas das Risiko für viele Krankheiten erhöht, dazu gehört auch ein erhöhtes Krebsrisiko, z. B. für den Krebs der Gebärmutter, Speiseröhre, Niere, Pankreas, Leber und Brust. Studien zeigten, dass die Mittelmeerdiät einen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat, das gilt auch in Verbindung mit Gewichtsabnahmen und verringerter Fettleibigkeit in der Bauchregion (abdominale Adipositas). Zu dieser Kost gehört der reichliche Verzehr von frischem Gemüse und Obst, Fisch, hochwertiges Olivenöl, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Seltener verzehrt werden sollten Fleischwaren und Milchprodukte, Rotwein sollte nur in Maßen getrunken werden. Bei Getreidewaren sollten Vollkornprodukte bevorzugt werden, da sie viel Ballaststoffe enthalten. Im Rahmen der europaweiten EPIC-Bevölkerungsstudie (European Prospective Investigation Into Cancer and Nutrition) wurde in Spanien (2010) eine Beziehung zwischen der Mittelmeerdiät und dem Adipositas-Risiko bei Übergewichtigen festgestellt.

 

Dazu gehörte, dass die Einhaltung dieser Ernährung mit einem geringeren Taillenumfang verbunden war und Zunahmen an Gewicht verhindern konnte. Der Nutzen der Mittelmeerdiät geht möglicherweise über die Verringerung des Bauchfetts hinaus. Eine aktuelle Studie zeigte z. B., dass die Einhaltung der Mittelmeerdiät bei Frauen in neun europäischen Ländern mit einer verbesserten Überlebensrate nach einer Brustkrebs-Diagnose verbunden ist. In Bezug auf das Krebsrisiko zeigte sich, dass die stärkere Einhaltung der Mittelmeerdiät mit einem verringerten Gesamt-Krebsrisiko um je 4 % pro 2-Punkte-Erhöhung im Mittelmeerdiät-Score verbunden war. Die deutlichsten Verbindungen zeigten sich für Darm-, Magen- und Brustkrebs (besonders beim Ausschluss von Alkohol). In einem italienischen EPIC-Zentrum wurde ein schützender Zusammenhang zwischen der Mittelmeerdiät und dem Risiko für Darmkrebs beobachtet, obwohl die Vorkommen der abdominalen Adipositas diesen Zusammenhang nicht vermittelten. Bisher wurde nur in wenigen Studien die komplexe Rolle der Adipositas in Bezug zur Mittelmeerdiät und durch Adipositas bedingte Krebserkrankungen untersucht.

 

Dazu gehören Faktoren wie Adipokine (vom Fettgewebe gebildete Signalmoleküle, z. B. Leptin), Wachstumsfaktoren (Proteine, die Zellproliferation, -differenzierung beeinflussen) und Insulinresistenz. Hinzu kommen neuere Faktoren wie Hypoxie (Sauerstoffmangel), genetische Anfälligkeit, Stromazellen (z. B. Fibrozyten, Fibroblasten) und Entzündungen. Eine Gruppe europäischer Forscher untersuchte nun in einer Studie den Zusammenhang zwischen der Einhaltung der Mittelmeerdität und dem Risiko für die von der Adipositas abhängigen Krebskrankheiten in der EPIC-Studie.

 

Ausgewertet wurden die Daten von 1992 bis 2000 in die EPIC-Studie aufgenommenen rund 450.000 Teilnehmern im Alter von 35 bis zu 70 Jahren aus 23 Zentren in 10 europäischen Ländern (Durchschnittsalter 51 Jahre, 29 % Männer, 71 % Frauen). Sie gaben Auskünfte über ihren Lebensstil und ernährten sich mit der Mittelmeerdität oder anderen Ernährungsweisen. Bei der Mittelmeerdiät wurde die Einhaltung mit einer Skala bewertet und als niedrig, mittel oder hoch eingestuft. Für alle Teilnehmer standen weiter anthropometrische Daten, darunter Körpergewicht, BMI und Taillen-Hüft-Verhältnis, zur Verfügung. Alle Teilnehmer wurden im Durchschnitt rund 15 Jahre lang weiter in ihrer Gesundheit beobachtet. Für Teilnehmer aus sieben Ländern standen die Vorkommen von Krebskrankheiten zur Verfügung. Von ihnen erlitten 4,9 % eine Krebserkrankung, die mit Adipositas verbunden war. Bei einer hohen Einhaltung der Mittelmeerdiät hatten die Teilnehmer ein um 6 % geringeres Krebsrisiko im Vergleich zu den Teilnehmern mit einer geringen Anpassung.

 

Ein ähnlich positiver Zusammenhang wurde auch bei Teilnehmern mit einer mittleren Einhaltung der Mittelmeerdiät beobachtet. Der präventive Einfluss der Mittelmeerdiät fiel beim Leberzellkrebs am stärksten aus, Teilnehmer, die sich mediterran ernährten, hatten dafür ein um 43 % geringeres Mortalitätsrisiko. Signifikante Verbindungen gab es außerdem beim Nieren-, Speiseröhren- und Darmkrebs. Eine mittlere Einhaltung der Mittelmeerdiät wirkte sich weiter mit einem geringeren Risiko auf den Speiseröhren- und Knochenmarkkrebs aus. Auffällig war, dass die krebsschützende Beziehung nicht durch Gewichtsabnahmen bzw. ungünstige Werte im Body-Mass-Index und Taillen-Hüft-Verhältnis vermittelt wurde. Teilnehmer mit einer hohen Einhaltung der Mittelmeerdiät unterschieden sich im BMI nicht sonderlich von denen, die sich nur gering mediterran ernährten. Das unterstützte die Hypothese der Forscher, dass ein Zusammenhang zwischen der Mittelmeerdiät und einem geringeren Risiko für die von der Adipositas bedingten Krebskrankheiten durch andere Mechanismen beeinflusst werden könnte. Interventions-Studien zeigten, dass die Mittelmeerdiät positiv mit Stoffwechsel- und Entzündungs-Markern (z. B. Nüchternblutzucker, C-reaktives Protein) verbunden ist.

 

Gute Aufnahmen von Ballaststoffen können den karzinogenen N-Nitroso-Verbindungen (Nitrosamine, Nitrosamide, Nitrosoharnstoffe) aus verarbeiteten Fleischwaren und anderen Quellen entgegenwirken. Der mögliche Nutzen der Mittelmeerdiät für die Krebsprävention könnte auf Wechselwirkungen und Synergie-Effekten zwischen verschiedenen Komponenten beruhen, die zusammen die gesundheitlichen Vorteile einzelner Lebensmittel verstärken. Interessant war auch, dass bei Rauchern durch die Einhaltung der Mittelmeerdiät stärkere schützende Assoziationen beobachtet wurden. Das deutet darauf hin, dass diese Ernährung den Einfluss von Tabak auf die Krebsentstehung teilweise ausgleichen könnte.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse dieser EPIC-Studie deuten darauf hin, dass eine stärkere Einhaltung der Mittelmeerdiät das Risiko für Krebserkrankungen, die mit Adipositas verbunden sind, leicht verringern kann. Das galt besonders für das Risiko von Darm-, Leberzell- und Nierenkrebs. Darüber hinaus zeigte sich, dass selbst eine mittlere Einhaltung der Mittelmeerdiät mit einem leicht verringerten Risiko für diese Krebsarten verbunden war. Die Ergebnisse zu den krebsschützenden Wirkungen der Mittelmeerdiät deuten darauf hin, dass sie nicht auf der Vermittlung durch Übergewicht und Adipositas beruhen. Künftig sind weitere Studien erforderlich, um die Mechanismen besser zu verstehen, durch die eine höhere Einhaltung der Mittelmeerdiät das Krebsrisiko potenziell verringern könnte.

 

Unser Tipp: Die Mittelmeerdiät trägt zu einer guten Versorgung mit vielen Mikronährstoffen bei. Wer sich nicht auf diese Weise ernähren mag, kann gegebenenfalls mit Nahrungsergänzungen, z. B. mit geeigneten Multi-Formeln, die Aufnahmen von Mikronährstoffen verbessern. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle: 
Immaculada Aguilera-Buenosvinos et al., Adherence to the Mediterraean Diet and Obesity-Linked Cancer Risk in EPIC, online 25.02.2025, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.61031.

Mikronährstoffe bei Rhinitis durch Luftverschmutzung

 

Die Luftverschmutzung hat sich zu einem bedeutenden weltweiten Gesundheitsproblem entwickelt. Dazu gehören Atemwegserkrankungen und besonders die Rhinitis mit Entzündungen der Nasenschleimhaut. Einige Mikronährstoffe, wie Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Probiotika, könnten dazu beitragen, diese Belastungen zu verringern.

 

Die Rhinitis ist durch Entzündungen und Schwellungen der Nasenschleimhaut gekennzeichnet. Sie hat sich in den Industrie- und Entwicklungsländern zu einer der häufigsten chronischen Krankheiten entwickelt. Zu den wichtigen Risikofaktoren gehören Umweltfaktoren, darunter besonders die Luftverschmutzung. Dabei wird vor allem der Feinstaub (2,5-10 μm), stark mit der Entstehung und Verschlimmerung der Rhinitis in Verbindung gebracht. Zum Feinstaub gehört ein Spektrum schädlicher Substanzen, z. B. Kohlenstoff-Aerosole, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Benzochinone und Schwermetalle. Sie können als Reizstoffe wirken, die allergische Reaktionen verstärken und Entzündungen in der Nasenschleimhaut auslösen. Feinstaub kann die Durchlässigkeit des Nasengewebes erhöhen, das Eindringen von Allergenen erleichtern und verstärkt dendritische (antigen-präsentierende) Zellen und T-Lymphozyten aktivieren. Feinstaub-Partikel können die Bildung von proentzündlichen Zytokinen (Botenstoffe) und Immunglobulin E (Antikörper) erhöhen, was zur Entstehung der Rhinitis beiträgt. Auch Pollenallergene sind ein Problem, da chemische Wechselwirkungen zwischen Pollen und Luftschadstoffen den Gehalt an Proteinen verändern können. Platzen die Pollen auf, werden sie zusammen mit Subpollen-Partikeln und Lipidmediatoren (Eicosanoide) freigesetzt, was allergische Reaktionen erhöhen kann.

 

Die komplexen Beziehungen zwischen Luftverschmutzung und Rhinitis förderten das Interesse an der Erforschung präventiver Strategien, um die schädlichen Auswirkungen auf die Atemwege zu verringern. Dazu gehören verschiedene Mikronährstoffe mit immunmodulatorischen und antientzündlichen Eigenschaften. Eine Gruppe von Forschern aus Taiwan (erhebliche Luftverschmutzung), stellte die aktuellen Kenntnisse dazu vor. Sie legten den Schwerpunkt auf die Rolle von Feinstaub bei der Rhinitis und untersuchten die potenzielle Rolle von Nahrungsergänzungen bei der Prävention und Linderung von Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Nasengesundheit. Dazu gehörten das Potenzial von Kefir-Peptiden (fermentierte Milchgetränke), Lactoferrin (Glykoprotein in Körperflüssigkeiten), Vitamin D, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Probiotika. Wir stellen hier die wichtigsten Ergebnisse zu Vitamin D, den mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Probiotika vor.

 

Die immunmodulatorischen Wirkungen von Vitamin D wurden bei der Rhinitis eingehend untersucht. Vitamin D wirkt antientzündlich, indem es die Differenzierung und Funktion verschiedener Immunzellen (z. B. T-, B-Zellen, dendritische Zellen) moduliert. Bei der allergischen Rhinitis zeigte sich, dass Vitamin D die Bildung entzündungsfördernder Zytokine (z. B. IL-4, IL-17) unterdrückt und gleichzeitig die Sekretion des antientzündlichen Zytokins IL-10 fördert. Eine Meta-Analyse von acht Studien mit rund 500 Teilnehmern, darunter Patienten mit chronischer Sinusitis (Entzündungen der Nasenschleimhaut und Nasennebenhöhlen) und Gesunde, ergab bei den Patienten einen signifikant niedrigeren Vitamin-D-Spiegel. In einer klinischen Studie unterzogen sich 60 Patienten mit chronischer Sinusitis, Nasenpolypen und einem niedrigem Vitamin-D-Spiegel einer Operation der Nasennebenhöhlen.

 

Die Ergänzung von Vitamin D führte zu einem signifikant verringerten Schweregrad der Symptome und geringeren Rezidiven im Vergleich zu einem Placebo. Der Einfluss von Vitamin D auf den Zusammenhang zwischen Feinstaub in Innenräumen (2,5 µm ) und Asthma-Symptomen wurde in einer Studie bei Stadtkindern untersucht. Beteiligt waren 120 asthmatische Kinder, deren Feinstaub-Belastung in Innenräumen, Vitamin-D-Spiegel und Asthma-Symptome neun Monate lang kontrolliert wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass übergewichtige Kinder mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel tagsüber verstärkt Asthma-Symptome zeigten, die mit der Feinstaub-Belastung zusammenhingen. Dagegen schützte ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel die übergewichtigen Kinder vor Asthma-Symptomen. Ein optimaler Vitamin-D-Status könnte bei Kindern dazu beitragen, Auswirkungen auf die Atemwege durch Luftverschmutzung in Innenräumen zu senken.

 

Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren (vor allem Omega-3- und -6-Fettsäuren) sind für ihre antientzündlichen und immunmodulatorischen Eigenschaften bekannt. Das macht sie zu potenziellen Kandidaten für verringerte Auswirkungen der Feinstaub-Belastung, einschließlich der Rhinitis. Zu ihren Schlüsselfunktionen gehört die Beeinflussung des Gleichgewichts zwischen den T-Helfer-Zellen (Th1, Th2), die bei Immunreaktionen eine wichtige Rolle spielen. Th2-Zellen sind vor allem an allergischen Reaktionen beteiligt, einschließlich der Bildung von Antikörpern (IgE) und Aktivierung von Mastzellen (Gruppe der Leukozyten), was zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Histamin führt.

 

Die Omega-3-Fettsäuren (z. B. EPA, DHA aus Fischölen, ALA aus Pflanzenölen) fördern eine Verschiebung hin zu Th1-Reaktionen und unterdrücken so die Th2-vermittelten allergischen Entzündungen in der Nasenschleimhaut. Sie können auch die Produktion von Lipidmediatoren modulieren, bioaktive, von Fettsäuren abgeleitete Moleküle, die u. a. Entzündungen regulieren. Omega-3-Fettsäuren sind Vorläufer von antientzündlichen Lipidmediatoren (z. B. Resolvine, Protektine), die das Abklingen von Entzündungen fördern. Sie können bei Rhinitis dazu beitragen, Nasenentzündungen, Schleimbildung und andere allergische Symptome zu verringern. Bisher noch wenig untersucht ist die präventive Rolle von mehrfach ungesättigten Fettsäuren bei der durch Feinstaub bedingten Sinusitis (Entzündung der Nasennebenhöhlen).

 

Probiotika, gesunde Darmbakterien, sind für ihr Potenzial bekannt, das Immunsystem zu modulieren, die Darmgesundheit zu verbessern und zum allgemeinen Wohlbefinden beizutragen. Im Zusammenhang mit der durch Feinstaub-Belastung bedingten Rhinitis sind Probiotika durch ihre Fähigkeit, die Darm-Lungen-Achse zu beeinflussen, eine potenzielle therapeutische Strategie. Probiotika können das Gleichgewicht zwischen den T-Helfer-Zellen (Th1, Th2) positiv beeinflussen, die dazu beitragen, allergische Entzündungen der Nasenschleimhaut zu hemmen. Sie können auch die Funktion der regulatorischen T-Zellen verbessern, die eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Immuntoleranz und der Verhinderung übermäßiger Immunreaktionen spielen. Probiotika können die Anzahl und Aktivität von regulatorischen T-Zellen erhöhen, was zu ihrer positiven Wirkung bei der allergischen Rhinitis beitragen könnte.

 

Probiotika können außerdem die Darm-Lungen-Achse beeinflussen, ein bidirektionaler Kommunikationsweg zwischen dem Darm und Atemsystem. Eine ungünstige Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota wurde mit verschiedenen Atemwegserkrankungen, u. a. Asthma und allergische Rhinitis, in Verbindung gebracht. Probiotika können die Darm-Mikrobiota modulieren, ein gesundes Bakterien-Gleichgewicht fördern und die Immunreaktionen in der Lunge beeinflussen. Die Modulation der Darm-Lungen-Achse könnte zu den positiven Auswirkungen von Probiotika bei der durch Feinstaub bedingten Rhinitis beitragen. In einer Meta-Analyse (2022) wurde berichtet, dass Probiotika die Lebensqualität, den Gesamtwert nasaler Symptome und Augenbeschwerden bei Patienten mit allergischer Rhinitis verbessern konnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen der Belastung durch Feinstaub und dem erhöhten Risiko für allergische und nicht-allergische Rhinitis. Die durch Feinstaub ausgelösten Entzündungen spielen bei der Entstehung der Rhinitis eine entscheidende Rolle. Vitamin D, mehrfach ungesättigte Fettsäuren und Probiotika erwiesen sich als wirksam, um die Immunreaktionen zu modulieren und Entzündungen im Zusammenhang mit Luftverschmutzung zu verringern. Auch für Kefir-Peptide und Lactoferrin sind einige Wirkungen nachgewiesen. Noch sind die Erkenntnisse über die Wirksamkeit dieser Mikronährstoffe bei der Prävention und Therapie der durch Feinstaub verursachten Rhinitis begrenzt. Künftig sollte ihre Wirksamkeit in Bezug auf die durch Feinstaub-Belastungen bedingte Rhinitis weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Probiotika werden als Nahrungsergänzungen in verschiedenen Formen und Dosierungen angeboten. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle:
Shih-Wei Chen et al., Air Pollution-Associated Rhinitis: Exploring the Preventive Role of Nutritional Supplements Against Particulate Matter-Induced Inflammation. In: Nutrients, online 25.02.2025, doi: 10.3390/nu17050829.