Darmkrebs ist nach wie vor weltweit die häufigste Krebskrankheit. Neuere Studien zeigen, dass Joghurt vor allem mit seinem Gehalt an Bifidobakterien möglicherweise dazu beitragen könnte, das Risiko für den Darmkrebs zu verringern.
Zum Darmkrebs-Risiko tragen eine Reihe von Faktoren bei, dazu gehören u. a. Rauchen, Alkohol, Adipositas (BMI ab 30) sowie eine Ernährung, die arm am Ballaststoffen ist, aber reichlich Fett und Fleisch enthält. Seit langem ist auch bekannt, dass Milchprodukte, darunter vor allem der Joghurt, sich positiv auf das Krebsrisiko auswirken können. Joghurt ist ein fermentiertes Milchprodukt, dem gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben werden. Das gilt bei regelmäßigem Verzehr z. B. mit einem geringeren Risiko für das Metabolische Syndrom, den Typ-2-Diabetes und die Herz-Kreislauf-Krankheiten. Es wird seit langem auch angenommen, dass Joghurt und andere fermentierte Milchprodukte für die Magen-Darm-Gesundheit förderlich sind. Im Joghurt enthalten ist eine große Anzahl an Probiotika, das sind lebende Mikroorganismen bzw. gesunde Bakterien, darunter vor allem Laktobazillen und Bifidobakterien.
Es gibt Hinweise, dass Probiotika durch ihre Wirkung auf die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und/oder auf die Funktionen der Darmbarriere eine krebsvorbeugende Rolle spielen können. Sie unterstützen die Aufrechterhaltung einer ausgewogenen Darm-Mikroflora und der Darmbarriere, helfen bei der Aufnahme von Nährstoffen und verbessern die Immunfunktionen, indem sie Entzündungen hemmen und die Phagozytose (Eliminierung von Bakterien und abgestorbenen Zellen) anregen. Vor allem die Bifidobakterien tragen bei der verstärkten Ansiedlung im Darmtrakt zu einer kürzeren Transitzeit der Nahrung, der Verdrängung von schädlichen Bakterien, zum Erhalt der Darmbarriere sowie zur Bildung von bioaktiven Peptiden und kurzkettigen Fettsäuren bei, die für den Stoffwechsel und die Immunantwort wichtig sind. In einer neueren Meta-Analyse wurde berichtet, dass der Verzehr von Joghurt mit einem geringeren Risiko für Darmkrebs verbunden ist. Dabei ist die Aufnahme von Bifidobakterien besonders interessant, sie können über antioxidative, entzündungshemmende und immunaktivierende Wirkungen auch krebshemmende Eigenschaften besitzen.
Die Bedeutung der jeweiligen Mengen an Bifidobakterien im Darmkrebs-Gewebe ist bisher nicht vollständig geklärt. In Anbetracht der wichtigen Rolle, die sowohl die Ernährung als auch die Darm-Mikrobiota bei der Entwicklung von Darmkrebs spielen, ist es von großem Interesse zu untersuchen, ob die Wirkung von Joghurt auf die Vorkommen von Darmkrebs je nach der aufgenommenen Menge an Bifidobakterien unterschiedlich ist. Eine Gruppe von US-amerikanischen und japanischen Forschern stellte die Hypothese auf, dass der langfristige Verzehr von Joghurt mit dem Auftreten von Darmkrebs in Verbindung gebracht werden könnte, und zwar abhängig von der Tumor-Untergruppe und der Menge von Bifidobakterien im Tumorgewebe. Um dies zu untersuchen, nutzten sie Daten aus zwei großen, prospektiven Bevölkerungsstudien aus den USA (Nurses Health Study, Health Professionals Follow-up Study, beide seit 1976 bzw. 1986 anhaltend durchgeführt), in denen molekulare und mikrobielle Tumordaten von Darmkrebsfällen dokumentiert wurden. Mit verschiedenen Methoden wurden die unterschiedlichen Beziehungen zwischen dem Joghurtverzehr und der Häufigkeit von Darmkrebs bewertet, die nach der Menge der Bifidobakterien im Tumorgewebe unterteilt wurden.
Einbezogen in die Auswertung waren die Daten von 132.056 Personen. Für alle Teilnehmer standen Daten zur Häufigkeit des Verzehrs von Joghurt und anderen Milchprodukten zur Verfügung. Teilnehmer mit einem höheren Joghurtverzehr hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit eine höhere Gesamtaufnahme von Folat, Kalzium und Vitamin D, waren körperlich aktiver, rauchten seltener oder konsumierten weniger verarbeitetes und rotes Fleisch. Im Lauf der langjährigen Nachbeobachtung wurden in dieser großen Gruppe 3.079 Fälle von Darmkrebs dokumentiert. Davon standen für 1.121 Fälle Daten zu den Mengen an Bifidobakterien im Gewebe zur Verfügung. Bei diesen Teilnehmern zeigte sich, dass Bifidobakterien im Darm recht häufig vorkamen. Bei 31 Prozent der Darmkrebs-Patienten konnten Bifidobakterien auch im Tumorgewebe nachgewiesen werden. Die Beziehung zwischen einem langfristigen Joghurtverzehr und dem Darmkrebs unterschied sich je nach Menge der Bifidobakterien. Das Darmkrebs-Risiko bei Personen, die wenigstens zwei Portionen Joghurt pro Woche verzehrten, war um 20 % geringer im Vergleich zu denjenigen, die Joghurt nur selten aßen.
Diese Verbindung wurde vor allem in einer Untergruppen-Analyse beim proximalen (zur Körpermitte hin gelegenen) Darmkrebs beobachtet. Dabei zeigte sich ein Trend für die Verbindung zwischen dem häufigeren Joghurtverzehr und geringeren Vorkommen beim proximalen Darmkrebs, in dem Bifidobakterien vorhanden waren. Das deutet auf eine antitumorale Wirkung des Joghurtverzehrs auf spezifische Tumor-Untergruppen hin. Frühere Studien deuteten bereits an, dass die präventive Wirkung des Joghurtkonsums auf den proximalen Darmkrebs beschränkt sein könnte. Dieser Teil des Dickdarms ist ein wichtiger Ort für die Umwandlung von primären in sekundäre Gallensäuren, was mit Veränderungen in der Darm-Mikrobiota zusammenhängt. Es wurde vermutet, dass Bifidobakterien Gallensäuren abbauen können. Daher könnten die Ergebnisse dieser Studie darauf hindeuten, dass der Verzehr von Joghurt das Risiko für den proximalen Darmkrebs durch eine Modulation der Mikroflora, einschließlich der Bifidobakterien, verringert. Die Bifidobakterien im Tumorgewebe könnten möglicherweise auch auf gestörte Funktionen der Darmbarriere hinweisen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass der Verzehr von Joghurt eine krebsvorbeugende Wirkung bei Darmkrebs mit einer gestörten Darmbarriere haben könnte.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Auswertungen zweier Langzeit-Studien zeigten, dass ein Zusammenhang zwischen einem langfristigen Joghurtkonsum und dem Auftreten von Darmkrebs anhand der Vorkommen von Bifidobakterien im Tumorgewebe festgestellt wurde. Es wird seit langem angenommen, dass Joghurt und andere fermentierte Milchprodukte für die Gesundheit des Magen-Darm-Trakts zuträglich sind. Ein häufiger Verzehr von Joghurt kann möglicherweise einen krebsschützenden Effekt haben und das Auftreten von Darmkrebs, in dem Bifidobakterien vorhanden sind, verringern, das gilt besonders für den proximalen Darmkrebs. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien untersucht werden, um die potenziellen Mechanismen für die Auswirkungen eines häufigeren Verzehrs von Joghurt auf die Darmkrebs-Entwicklung zu klären.
Unser Tipp: Probiotika sind als Nahrungsergänzungen erhältlich, vor allem mit den Arten von Laktobazillen und Bifidobakterien, die bisher am besten untersucht sind. Auf eine große Anzahl der gesunden Bakterien und eine gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.