Die säurearme Ernährung schützt Nieren und Herz-Kreislauf-System

 

Bei einem erhöhten Risiko für Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten, z. B. bei einem Bluthochdruck, bietet eine säurearme Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse gesundheitliche Vorteile. Das zeigt eine neue Studie.

 

Der Bluthochdruck ist eine weit verbreitete Krankheit und ein wichtiger Risikofaktor für das Herz-Kreislauf-System und die Nieren. Trotz vieler Bemühungen, die Bluthochdruck-Therapie zu verbessern und nachteilige Folgen zu verringern, nehmen die davon abhängigen chronischen Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten zu. Die Bemühungen um eine bessere Kontrolle des Bluthochdrucks und die Senkung seiner nachteiligen Folgen konzentrieren sich weitgehend auf die Anwendung von Medikamenten, das gilt auch bei chronischen Nierenkrankheiten. Bekannt ist, dass eine Ernährung, die reichlich Obst und Gemüse enthält, zu einem verringerten Blutdruck beitragen kann, sie wird meist zur begleitenden Therapie empfohlen. Empfehlenswert ist z. B. die speziell auf den Bluthochdruck ausgerichtete DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension). Sie enthält viel Obst und Gemüse, Ballaststoffe, Proteine, wenig Fett, Salz und Zucker und ist reich an den Mikronährstoffen Kalium, Magnesium und Kalzium. Allerdings wird die DASH-Diät bisher noch wenig verordnet bzw. von den Patienten seltener angewendet.

 

Diese und andere obst- und gemüsereiche Ernährungsweisen werden nicht nur mit einem niedrigeren Blutdruck in Verbindung gebracht, sie verringern auch das Risiko für chronische Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Fähigkeit der Ernährung, Säuren oder Basen zu bilden, hängt mit der Entwicklung von Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen. Tierische Lebensmittel liefern Säure, während die meisten pflanzlichen Lebensmittel, einschließlich Obst und Gemüse, bei ihrer Verstoffwechselung Basen bilden. Die bei uns häufig bevorzugte westliche Ernährung enthält mehr tierische als pflanzliche Lebensmittel, so dass mehr Säuren produziert werden. Eine Verringerung von Säuren in der Ernährung kann durch die Einbeziehung von reichlich Obst und Gemüse, die mehr Basen bilden erfolgen. Auch die Aufnahme mineralischer Salze wie Natron (Natriumsalz der Kohlensäure, NaHCO3) kann dazu beitragen, die Säurewirkung zu neutralisieren. Der Schutz der Nieren und des Herz-Kreislauf-Systems könnte mit beiden Maßnahmen verbessert werden. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher führte dazu eine Studie durch.

In der Studie wurde untersucht, ob und wie Obst und Gemüse oder Natron die Nierenwerte bei 153 Teilnehmern mit einem Bluthochdruck, normalen Nierenfunktionen und Makroalbuminurie (erhöhte Albumin-Ausscheidung im Urin) beeinflussen. Albumin ist das im Blut am höchsten konzentrierte Protein und dient u. a. als Puffer für den pH-Wert des Blutes. Eine Makroalbuminurie kann ein Hinweis auf eine beginnende Nierenkrankheit sein und ist auch mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt regelmäßig Obst und Gemüse, die zweite nahm stattdessen Natron ein, zum Vergleich ernährte sich die dritte Gruppe weiter wie gewohnt. In allen drei Gruppen wurden fünf Jahre lang die Vorkommen von Nierenkrankheiten und die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten beobachtet.

 

Der vorhandene Bluthochdruck, die Makroalbuminurie und auftretende Nierenkrankheiten wurden mit Medikamenten behandelt (z. B. Blutdrucksenker, Statine). Die Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung war bei den Teilnehmern, die Obst und Gemüse oder Natron erhielten, langsamer als bei denen, die sich weiter wie üblich ernährt hatten. Das zeigte sich in einem langsameren Rückgang der glomerulären Filtrationsrate (Maß der Blut-Ultrafiltration), die ein wichtiger Faktor für die Einschätzung der Nierenfunktionen ist. Weiter zeigte sich ein geringerer Anstieg im Verhältnis von Albumin zu Kreatinin im Urin gegenüber den Ausgangswerten. Obst und Gemüse sowie Natron boten dabei einen vergleichbaren Schutz für die Nieren. Die Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse führte jedoch auch zu einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Dieser verbesserte Herz-Kreislauf-Schutz zeigte sich bereits im ersten Studienjahr. Gegenüber den Ausgangswerten hatten sich der systolische Blutdruck, die Cholesterinwerte LDL und Lipoprotein a sowie der Body-Mass-Index verringert, was auf den erhöhten Schutz vor Herz-Kreislauf-Krankheiten hinweist. Dabei konnten auch notwendige Medikamente für den Bluthochdruck, Makroalbuminurie oder Nierenkrankheiten niedriger dosiert werden.

 

Diese Ergebnisse unterstützen die Empfehlungen für eine säurearme Ernährung als begleitende Therapie bei einem Bluthochdruck und chronischen Nierenkrankheiten. Eine gesunde Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse erwies sich als die bevorzugte Strategie gegenüber Natron bzw. der Beibehaltung einer bisher gewohnten Ernährung. Sie sollte bei der Therapie des Bluthochdrucks als grundlegende Maßnahme und nicht nur ergänzend einbezogen werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es empfehlenswert sein kann, die Therapie des Bluthochdrucks mit einer obst- und gemüsereichen Ernährung zu beginnen und bei Bedarf medikamentöse Maßnahmen zum Schutz der Nieren und des Herz-Kreislauf-Systems zu ergänzen.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie zeigte, dass eine Säurereduktion mit Obst und Gemüse oder Natron die Nieren auf ähnliche Weise schützen kann. Die verringerte Säurebildung verbessert bei Patienten mit Bluthochdruck und Makroalbuminurie die Nierengesundheit. Doch nur mit einer an Ost und Gemüse reichen Ernährung verbesserten sich auch die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Ergebnisse unterstützen den erhöhten Verzehr von Obst und Gemüse als grundlegende Maßnahme beim Bluthochdruck, um die Entwicklung chronischer Nierenerkrankungen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Reichlich Obst und Gemüse in der Ernährung können medikamentöse Therapien gut ergänzen, wobei auch niedrigere Dosierungen erreicht werden können. Diese Beziehungen sollten künftig weiter erforscht werden, das gilt z. B. für die zugrundeliegenden Mechanismen oder auch für größere Teilnehmergruppen.

 

Quelle: 
Nitrit Goraya et al., Kidney and Cardiovascular Protection Using Dietary Acid Reduction in Primary Hypertension: A Five-Year, Interventional, Randomized, Control Trial. In: The American Journal of Medicine, online 5.8.2024, doi: 10.1016/j.amjmed.2024.06.006.


 Vitamin K2 bei nächtlichen Wadenkrämpfen

 

Nächtliche Wadenkrämpfe treten bei älteren Menschen häufiger auf. sie können den Schlaf und die Lebensqualität belasten. In einer Studie mit älteren Teilnehmern verringerte die Ergänzung von Vitamin K2 (Menachinon) die Häufigkeit, Intensität und Dauer von nächtlichen Wadenkrämpfen.

 

Etwa 50 bis 60 % der Erwachsenen leiden im Laufe ihres Lebens unter nächtlichen Wadenkrämpfen, was zu einem erheblichen Leidensdruck und Schlaflosigkeit führen kann. Von den Betroffenen sind etwa 20 % von den Symptomen häufiger bzw. stärker betroffen. Für Wadenkrämpfe gibt es zahlreiche Ursachen (z. B. Restless-Legs-Syndrom, Myositis, periphere Neuropathie etc.), in rund ein Viertel der Fälle lässt sich jedoch keine Ursache ermitteln. Für eine wirksame Behandlung gibt es bisher eher begrenzte Nachweise für einige Medikamente (z. B. Magnesium- und Kalzium-Kanalblocker). Früher wurde oftmals Chinin zur Behandlung der nächtlichen Wadenkrämpfen eingesetzt, das wird aufgrund schwererer Nebenwirkungen heute kaum noch empfohlen. Daher ist die Suche nach Substanzen mit möglichen Wirkungen sehr wichtig. Es gibt Hinweise, dass Vitamin K2 (Menachinon, eine Form von Vitamin K) die nächtlichen Wadenkrämpfe verringern kann.

 

Neben seiner Rolle bei der Blutgerinnung sind von Vitamin K abhängige Proteine an der Gefäßverkalkung und an Osteoporose beteiligt. Trotz umfangreicher Forschung über die Mechanismen, durch die Vitamin K zur Knochen- und Herz-Kreislauf-Gesundheit beiträgt, ist das Verständnis darüber, wie Vitamin K auf die Muskeln einwirkt, noch sehr begrenzt. Ein Team von chinesischen Forschern hatte bereits in einer Studie gezeigt, dass Vitamin K2 die Häufigkeit, den Schweregrad und die Dauer von Muskelkrämpfen, die durch eine Dialyse bedingt waren, wirksam verringern konnte. In einer neuen Studie prüften die Forscher nun, ob die Einnahme von Vitamin K2 bei der Linderung von Wadenkrämpfen Vorteile bringen kann. Das galt sowohl in Bezug auf die Häufigkeit, Dauer und Schwere der Wadenkrämpfe als auch in Bezug auf die Sicherheit der Einnahmen.

 

In die (randomisierte, doppelblinde) Studie waren 199 Personen ab 65 Jahren einbezogen (Durchschnittsalter 72 Jahre). Sie litten im Lauf von zwei Wochen mindestens zweimal nachts an Wadenkrämpfen mit einem mittleren Schweregrad und ohne erkennbare Ursache. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die eine erhielt täglich für acht Wochen 180 mcg Vitamin K2 (Menachinon-7), die andere Gruppe nahm zum Vergleich ein Placebo ein. Im Lauf der Studie nahm die Zahl der nächtlichen Wadenkrämpfe in der Vitamin K2-Gruppe signifikant ab, wobei eine Wirkung bereits ab der ersten Woche festgestellt wurde. im Durchschnitt traten mit der Einnahme von Vitamin K2 nur noch 0,96 Wadenkrämpfe pro Woche auf. Dagegen traten die Wadenkrämpfe in der Placebo-Gruppe wie vor der Studie im Durchschnitt 3,6-mal auf. Mit Vitamin K verringerte sich außerdem die Intensität der Wadenkrämpfe stärker als mit dem Placebo.

 

Weiter sank mit Vitamin K2 die Dauer der Wadenkrämpfe, sie waren mit im Durchschnitt um 0,9 Minuten kürzer als zu Beginn der Studie. Vitamin K2 (Menachinon-7) hat sich dabei in dieser älteren Gruppe mit nächtlichen Wadenkrämpfen als sichere Nahrungsergänzung erwiesen, es wurden keine unerwünschten Ereignisse beobachtet. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Vitamin K2 die gerinnungshemmende Wirkung von Warfarin (Vitamin-K-Antagonist), einem häufig verschriebenen Medikament für ältere Menschen, beeinträchtigen kann. Daher wird Vitamin K2 für Personen, die eine Warfarin-Therapie erhalten, nicht empfohlen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Vitamin K2 eine effektive und sichere Strategie im Umgang mit nächtlichen Wadenkrämpfe bei älteren Personen sein könnte. Vitamin K2 sollte in Bezug auf nächtliche Wadenkrämpfe weiter untersucht werden, z. B. in seinen Wirkungen auf den Schlaf der Patienten und ihre Lebensqualität.

 

Unser Tipp: Vitamin K2 gibt es als Nahrungsergänzung in verschiedenen Formen. Dazu gehören sowohl Vitamin K3 (Menadion-0) und die Vitamin-K2-Formen Menachinon-4 und -7. Die verschiedenen Menachinon-Formen sind unterschiedlich biologisch wirksam, in liposomaler Form ist Menachinon-7 besonders gut bioverfügbar.

 

Quelle: 
Jing Tan et al., Vitamin K2 in Managing Nocturnal Leg Cramps. A Randomized Clinical Trial. In: JAMA Internal Medicine, online 28.10.2024, doi: 10.1001/jamaintern-med.2024.5726.


Gute Versorgung mit Eisen in der Schwangerschaft

 

In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Eisen deutlich an, doch vielen schwangeren Frauen fehlt es an genügend Eisen. Das hat Folgen für die Mütter und die Entwicklung des Kindes. Auf eine gute Eisenversorgung sollte in allen Phasen der Schwangerschaft geachtet werden.

 

Eisen ist ein wichtiger Baustein für den Blutfarbstoff Hämoglobin, es trägt zur Blutbildung und zum Sauerstofftransport bei und ist an vielen Vorgängen im Stoffwechsel beteiligt. Eisen ist in verschiedenen Lebensmitteln enthalten, gute Quellen sind Vollkornprodukte, Fleisch und Wurst (Rind-, Lammfleisch) sowie Gemüse und Hülsenfrüchte, Nüsse und Trockenobst. Dabei wird das Hämeisen (2-wertiges Eisen) aus tierischen Quellen leichter aufgenommen als Nicht-Hämeisen (3-wertiges Eisen) aus pflanzlichen Quellen. Mit der Ernährung sollte möglichst eine breite Palette eisenhaltiger Lebensmittel aus beiden Quellen aufgenommen werden. Allgemein beeinträchtigen Eisendefizite die körperliche Leistungsfähigkeit, stören die Wärmeregulation und erhöhen die Anfälligkeit für Infekte. Ein anhaltender Eisenmangel führt zu Blutarmut (Anämie). Frauen sind von Eisendefiziten häufiger betroffen, daher sollten vor allem Frauen im gebärfähigen Alter sowie Vegetarierinnen und Veganerinnen auf die angemessene Versorgung mit Eisen achten.

 

Das gilt besonders für schwangere Frauen, die den höchsten Bedarf an Eisen haben (27 mg täglich, DGE-Empfehlung). Da sie ihren erhöhten Eisenbedarf allein mit der Ernährung oftmals nicht decken, ist bei ihnen der Eisenmangel weit verbreitet. Das gilt trotz des breiteren Angebots an Lebensmitteln auch in den reicheren Industrieländern, wie neuere Untersuchungen zeigten. Schwangere Frauen (33 bis 42 %) sind auch hier häufiger unzureichend mit Eisen versorgt. In der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf deutlich an, um den Bedarf der Mütter ebenso wie die Entwicklung des Fötus zu unterstützen. Ob dieser Bedarf gedeckt werden kann, hängt u. a. von den Eisenspeichern zu Beginn der Schwangerschaft ab. Besonders sind Frauen betroffen, deren Eisenspeicher bereits zu Beginn der Schwangerschaft erschöpft sind.

 

Die gute Versorgung mit Eisen unterstützt Mutter und Kind in der Schwangerschaft, ein Eisenmangel ist mit einem höheren Risiko von Komplikationen verbunden. Er kann sich langfristig auf die Gehirnentwicklung des Kindes auswirken, das gilt in Bezug auf die Wahrnehmung, das Verhalten und die motorischen Fähigkeiten. Für die Mütter steigt z. B. das Risiko für Depressionen, Frühgeburten und ein niedriges Geburtsgewicht. Zur Beurteilung des Eisenstatus wird häufig nur Hämoglobin bestimmt, das Hinweise auf eine Anämie liefert, andere Ursachen für den Eisenmangel könnten dabei unerkannt bleiben. Ferritin gilt nach wie vor als der beste verfügbare Frühindikator für einen Eisenmangel, doch es gibt verschiedene Schwellenwerte, die während der Schwangerschaft verwendet werden. Die WHO empfiehlt einen Ferritinwert von <15 μg/L, neuere britische Leitlinien empfehlen den höheren Wert von <30 μg/L.

 

Noch gibt es nur wenige, umfassende Analysen über Veränderungen des Eisenstatus bei Schwangeren, und es fehlt an Bewertungen des gleichzeitigen Entzündungsstatus. Eine Gruppe irischer und US-amerikanischer Forscher untersuchte daher bei erstmals gebärenden Frauen die Veränderungen von Eisen-Biomarkern in der Schwangerschaft, wobei der Status von Entzündungen berücksichtigt wurde. Ermittelt wurden die Vorkommen von Eisenmangel und mögliche Grenzwerte für den Eisenstatus in der frühen Schwangerschaft, die einen Eisenmangel im dritten Trimester vorhersagen können. Ein weiteres Ziel war es, den Einfluss von häufigen Risikofaktoren für den Eisenmangel zu beobachten, einschließlich von Adipositas (Fettleibigkeit) und Rauchen.

 

An der (prospektiven) Studie waren gesunde Frauen aus Irland beteiligt, die ihr erstes Kind erwarteten. Die Frauen gaben Auskünfte zu Gesundheit, Lebensstil, Ernährung, Rauchen, Alkohol, und ihr Body Mass Index (BMI) wurde bestimmt. Frauen, die unter einer Anämie litten, wurden von der Studie ausgeschlossen. Bei 629 Frauen wurden in der 15., 20. und 33. Schwangerschaftswoche in Blutproben die Eisenwerte bestimmt (Ferritin, löslicher Transferrin-Rezeptor, Gesamt-Eisen), hinzu kamen Messungen von Entzündungs-Markern (C-reaktives Protein, Alpha-Glykoprotein). Im ersten Trimester waren die Eisenwerte bei rund 20 % der Frauen (britischer Ferritin-Schwellenwert <30 μg/L) vermindert. Die Defizite stiegen in der 20. Woche auf 51 % und in der 33. Woche auf rund 84 % an, das heißt, vier von fünf Frauen hatten zu geringe Eisenwerte. Selbst wenn man den geringeren Ferritin-Schwellenwert von <15 μg/L ansetzte waren anfangs knapp 5 % und im 3. Trimester rund 51 % der Frauen von zu geringem Eisen betroffen.

 

Weiter stellte sich nach 15 Wochen ein Ferritin-Wert von <60 μg/L als Schwelle heraus, mit dem sich ein Eisenmangel (Ferritin <15 μg/L) nach 33 Wochen der Schwangerschaft vorhersagen ließ. Dieser Wert wurde bereits früher als Zeitpunkt identifiziert, an dem die Eisenansammlung des Fötus beeinträchtigt wird. Dies kann nach der Geburt zu schlechteren neurokognitiven Funktionen und zum Eisenmangel führen. Die Forscher halten eine Bestimmung von trimester-spezifischen Ferritin-Grenzwerten für angebracht, da sie Auskunft über den Zeitpunkt und die Art von geeigneten Eisenergänzungen geben. 30 % der Frauen hatten Nahrungsergänzungen mit Eisen (meist Multipräparate mit geringen Eisendosen) vor der Schwangerschaft und 56 % im ersten Trimester eingenommen. Dies verringerte das Risiko für den Eisenmangel in der gesamten Schwangerschaft, konnte jedoch die Eisendefizite vor allem im dritten Trimester nicht völlig verringern. Dennoch unterstreichen die Ergebnisse eine mögliche präventive Rolle von Multivitaminpräparaten in der Schwangerschaft, die Eisen in niedrigen Dosen ergänzen.

 

Bei den Frauen wurden auch Faktoren zum Lebensstil untersucht, die den mütterlichen Eisenstatus beeinflussen können. Adipositas (Fettleibigkeit, BMI ab 30) hat sich als Risikofaktor für einen schlechteren Eisenstatus in der Schwangerschaft und für Kinder im Säuglingsalter erwiesen. Allerdings wirkte sich in dieser Studie die mütterliche Adipositas nicht auf das Ferritin aus. Ein Trend zum niedrigerem Ferritin zeigte sich jedoch bei Frauen, die in der frühen Schwangerschaft rauchten. Weiter war der Entzündungs-Status, oft durch den Biomarker CRP (C-reaktives Protein) bestimmt, höher als für Gesunde erwartet, dies hatte sich zuvor auch in anderen Gruppen von Schwangeren gezeigt.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Dies ist eine der größten Studien zum Eisenstatus bei Frauen mit einer risikoarmen Schwangerschaft, die in einem an Ressourcen reichen Umfeld leben. Ein Eisenmangel kam bei den gesunden, erstmals gebärenden Schwangeren recht häufig vor, das galt besonders im dritten Trimester. Die Forscher empfehlen, dass schwangere Frauen früh auf ihren Eisenstatus (Hämoglobin und Ferritin) hin untersucht werden sollten. Sie schlagen eine Ferritin-Konzentration von >60 μg/L als Zielwert vor, außerdem sollte der Entzündungs-Status bestimmt werden. Es zeigte sich weiter, dass Nahrungsergänzungen mit Eisen in der Schwangerschaft dazu beitragen können, die Frauen vor stärkeren Defiziten zu schützen. Eine gute Eisenversorgung in der gesamten Schwangerschaft kann die Eisenversorgung bei Mutter und Kind verbessern.

 

Unser Tipp: Eisen ist in vielen Kombi-Formeln mit Vitaminen und Mineralien in geringer Dosierung enthalten und etwas höher dosiert auch einzeln verfügbar. Auf eine gute Verträglichkeit und Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden. Schwangere und stillende Frauen sollten Nahrungsergänzungen nur nach ärztlicher Empfehlung einnehmen.

 

Quelle: 
Elaine K. McCarthy et al., Longitudinal evaluation of iron status during pregnancy: a prospective cohort study in a high-resource setting. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 26.09.2024, doi: 10.1016/j.ajcnut.2024.08.010.


Die Ernährung kann zur Krebsprävention beitragen

 

Verschiedene Risikofaktoren sind für die Entwicklung von Krebs bekannt, dazu gehört die Ernährung. Sie hat sich als ein zentraler Schwerpunkt in der aktuellen Forschung entwickelt. Dabei spielt auch die gute Versorgung mit Mineralien und Vitaminen eine wichtige Rolle.

 

Traditionell wurden die Ernährungsgewohnheiten als eine Frage der Ausgewogenheit der Kalorienzufuhr und der Art der verzehrten Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Protein, Fett) verstanden. Diese Sichtweise konzentriert sich auf die Rolle der Ernährung bei der Aufrechterhaltung des Körpergewichts und Erfüllung der physiologischen Bedürfnisse. Die aktuelle Forschung führte einen Wandel herbei, der darauf abzielt, den Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit und Krankheiten zu verstehen. Die Ernährung wird nicht nur als ein wichtiger Faktor für das körperliche Wohlbefinden, sondern auch als ein veränderlicher Risikofaktor anerkannt, der mit den Vorkommen und Prognosen für verschiedene Gesundheitszustände zusammenhängt. Bestimmte ungünstige Ernährungsweisen (u. a. die westliche Ernährung) werden mit chronischen Krankheiten, vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Krebs in Verbindung gebracht.

 

In der Folge wird die Wahl der Lebensmittel als ein integraler Bestandteil komplexer Wechselwirkungen zwischen der Ernährung und der allgemeinen Gesundheit betrachtet. Weltweit ist Krebs nach wie vor eine der häufigsten Krankheiten. In die Faktoren, die zur Krebsbelastung beitragen, wurde die Ernährung als modifizierbarer Risikofaktor mit potenzieller Bedeutung für die Krebsprävention, das Wiederauftreten von Krebs und die Überlebenszeit einbezogen. Dazu gehört, dass eine gesunde Ernährung auch die Lebensqualität verbessern kann. 2020 veröffentlichte die „American Cancer Society“ eine Leitlinie zur Ernährung und Körperaktivität für die Krebsprävention, die jetzt aktualisiert wurde. Aufgenommen wurden neue Kenntnisse über die Zusammenhänge zwischen dem Krebsrisiko und zeitlich begrenzter Ernährung (z. B. Fasten), dem Konsum von Milchprodukten, Obst und Gemüse, vegetarischer, pescetarischer (schließt Fisch, aber kein Fleisch ein) und mediterraner Ernährung sowie Informationen zu Kaffee und Tee, Säuregehalt, Pestiziden und den Aufnahmen von Eisen, Vitamin D und Phytoöstrogenen.

 

Dazu gehört generell auch die Qualität der Ernährung, die sich sowohl auf die Menge der Nährstoffe als auch auf die Aufnahme bestimmter Nährstoffe aus der Nahrung bezieht. Für diese Faktoren zeigte sich eine mäßige Fähigkeit, das Auftreten von chronischen Krankheiten und anderer gesundheitlicher Faktoren vorherzusagen. Das unterstreicht ihre Relevanz für das allgemeine Krebsrisiko und gilt vor allem für den Prostata-, Brust-, Lungen- und Dickdarmkrebs.

 

Die Auswertung von relevanten, neueren Studien zeigte, dass die Mittelmeerdiät einige Vorteile für die Verringerung des Krebsrisikos hat. Die Einhaltung des nächtlichen Fastens oder des eingeschränkten Konsums von Kohlenhydraten kann zur Krebsprävention beitragen, doch übermäßiges Fasten kann die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen. Eine vegetarische, mit Pestiziden weniger belastete Ernährung wird mit einem geringeren allgemeinen Krebsrisiko, besonders für Darmkrebs, in Verbindung gebracht. Eine hohe Zufuhr an Hämeisen (2-wertiges Eisen, vor allem in rotem Fleisch und Wurst) und Gesamt-Eisen wird mit einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs verbunden, während die Zufuhr von Phytoöstrogenen (sekundäre Pflanzenstoffe, die den Östrogenen ähneln) mit einem geringeren Risiko verbunden ist. Kaffee und Tee haben einen neutralen Einfluss auf das Krebsrisiko. Wir stellen hier kurz die Rolle verschiedener Mikronährstoffe vor, die zur Krebsprävention beitragen können.

 

Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Antioxidantien spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Zellgesundheit und der Senkung des oxidativen Stresses. Obwohl bisherige Studien zu Brustkrebs keinen Zusammenhang zwischen dem Serum-Zink-Spiegel und dem Krebsrisiko bei Frauen mit BRCA1-Mutation (verändertes Tumorsuppressor-Gen, erhöht das Krebsrisiko) gefunden haben, könnte das Verhältnis von Zink zu Kupfer bei dieser Gruppe von Frauen ein Biomarker sein. Daher ist es notwendig, die Optimierung der Serum-Spiegel von Zink und Kupfer in Betracht zu ziehen. In diesem Zusammenhang belegen Studien auch den Einfluss der Selen- und Zink-Spiegel in Bezug auf das Überleben von Patienten mit Prostatakrebs.

 

Allgemein bestätigen und erweiterten die Ergebnisse das derzeitige Verständnis zum Zusammenhang zwischen Vitaminen und dem Krebsrisiko. Sie betonen die Rolle von Vitaminen als Immunmodulatoren, die auch die DNA schützen können. Das gilt z. B. für die aktivierende Wirkung von Vitamin C auf die Funktion der NK-Zellen (natürliche Killerzellen, lösen bei bestimmten Zellen den Zelltod aus) und hemmende Wirkungen auf die Migration von Tumorzellen. Dies lässt auf eine mögliche Rolle von Vitamin C bei der Verhinderung der Krebs-Ausbreitung und -Metastasierung schließen. Was Vitamin D betrifft, so wurde sein Rezeptor auf verschiedenen Immunzellen identifiziert, was auf eine breite immunmodulatorische Rolle hindeutet. Allerdings zeigte eine finnische Studie, dass eine zusätzliche Ergänzung bei Personen mit ausreichenden Vitamin-D-Spiegeln die Krebsvorkommen nicht verringert. Dies deutet darauf hin, dass sich der Nutzen von Vitamin-D-Gaben auf Bevölkerungsgruppen mit einem Mangel beschränken könnte. Ein solcher Mangel ist jedoch relativ weit verbreitet, vor allem in nördlichen Regionen. Die Forscher heben hervor, dass es wichtig ist, hier die Basalwerte vor Maßnahmen zur Ergänzung oder entsprechenden Empfehlungen zu berücksichtigen.

 

Neben seiner starken antioxidativen Wirkung verbessert Vitamin E die Funktion der T-Lymphozyten und hemmt das Enzym Cyclooxygenase-2 (COX-2), was als immunmodulatorischer Mechanismus wirken und die Antitumor-Immunität stimulieren könnte. Noch beruhen die Nachweise für diesen Mechanismus meist auf experimentellen Studien, daher sind für die Bestätigung des potenziellen Nutzens beim Menschen weitere Untersuchungen erforderlich. In diesem Zusammenhang hat Retinsäure, eine aktive Form von Vitamin A, eine doppelte Wirkung. Sie wirkt sowohl entzündungsfördernd als auch entzündungshemmend, was die Komplexität der Immunmodulation widerspiegelt. Ihre Fähigkeit, die Differenzierung des Signalwegs von Th1/Th2-Zellen (Untergruppe der T-Helfer-Zellen) zu beeinflussen und die Bildung von Zytokinen (Botenstoffe) zu regulieren, deutet auf ein therapeutisches Potenzial bei der Modulation spezifischer Immunreaktionen im Zusammenhang mit Krebs hin, was jedoch noch näher erforscht werden muss, da die Auswirkungen je nach Entzündungs-Kontext und Art der Neubildung variieren können.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ernährungsgewohnheiten sind nicht nur ein wichtiger Faktor für das körperliche Wohlbefinden, sondern auch ein veränderbarer Risikofaktor in Bezug auf verschiedene Krankheiten. Eine ungesunde Ernährung steht direkt mit chronischen Krankheiten wie Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Krebs in Verbindung. Dieses Update der Leitlinien der „American Cancer Society“ unterstreicht den Bedarf an weiterer eingehenderer Forschung. Dazu gehören z. B. zeitlich begrenzte Diäten, strukturierte Programme für körperliche Aktivitäten, Auswirkungen von alternativen Ernährungsweisen auf das Krebsrisiko. Nicht zuletzt sollte auf die guten Aufnahmen an wichtigen Mikronährstoffen geachtet werden, dabei gilt es, den persönlichen Bedarf zu berücksichtigen. Insgesamt deuten die Ergebnisse auf die Vorteile einer stärker personalisierten Vitaminergänzung hin, bei der Nutzen und Risiken für jeden einzelnen Patienten abgewogen werden.

 

Quelle:
Álvaro Torres et al., Dietary Interventions for Cancer Prevention: An Update to ACS International Guidelines. In: Nutrients, online 29.08.2024, doi: 10.3390/nu16172897.


Das Darm-Mikrobiom und die Schlafqualität

 

Bestandteile der Nahrung wie Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren und pflanzliche Polyphenole sowie der Zeitpunkt und die Abstände der Mahlzeiten wirken sich auf das Darm-Mikrobiom aus. Sie beeinflussen die gesunden Darmbakterien, verschiedene Stoffwechselprodukte zu bilden, die für die Schlafqualität und die allgemeine Gesundheit wichtig sind. Das gilt besonders für Melatonin.

 

Zum Darm-Mikrobiom gehören alle dort angesiedelten Mikroorganismen, Bakterien, Viren, Pilze etc., einschließlich der von ihnen produzierten Stoffwechselprodukte, ihr genetisches Material und andere Umweltbedingungen. Diese Vielfalt wirkt sich ein Leben lang erheblich auf die Gesundheit aus und wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Das beginnt bereits mit der Geburt, wo sich die Kolonisierung der Bakterien durch eine natürliche Geburt und einen Kaiserschnitt unterscheiden. Weiter beeinflusst das Stillen oder Nicht-Stillen die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm auf verschiedene Weise. Allgemein sind die ersten beiden Lebensjahre durch dynamische, intensive Veränderungen der Darm-Mikrobiota (Gesamtheit der Mikroorganismen) gekennzeichnet.

 

Es bildet sich eine Zusammensetzung, die der des Erwachsenen immer ähnlicher wird. Im Alter von fünf Jahren ist die Grundlage der Darm-Mikrobiota geschaffen und die Grundstruktur für das spätere Leben bestimmt, in der Pubertät stabilisiert sich die Zusammensetzung weiter. Einen wichtigen Einfluss ab der frühen Lebenszeit haben außerdem Infektionen und die Aufnahmen von Antibiotika und anderen Medikamenten. In späteren Lebensabschnitten spielen die Ernährung, der Lebensstil, chronischer Stress, Umwelteinflüsse und körperfremde Xenobiotika (z. B. Konservierungs-, Farbstoffe, Pestizide) eine wichtige Rolle bei der Zusammensetzung der Mikrobiota.

 

Die Forschung deutet auch darauf hin, dass der Darm und das Gehirn durch die sogenannte Darm-Mikrobiom-Gehirn-Achse miteinander verbunden sind. Dabei beeinflusst die Darm-Mikrobiota das Gehirn über immunregulatorische, neuroendokrine Mechanismen und die Wege des Vagus-Nervs (Hauptnerv des Parasympathikus). Die Mikroorganismen im Darm bilden außerdem verschiedene Metaboliten, dazu gehören u. a. Neurotransmitter, die das Nervensystem beeinflussen. Die Produktion von Metaboliten erfolgt zyklisch und spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der zirkadianen Rhythmen (Anpassung von Körperfunktionen an den 24-Stunden-Tag). Dabei ist der Schlaf-Wach-Rhythmus mit dem Wechsel der Schlaf- und Wachphasen der wichtigste zirkadiane Rhythmus. Dies deutet darauf hin, dass die Mikrobiota einen wichtigen Einfluss auf die Stoffwechsel-Homöostase und die Rhythmik des Organismus und den Schlaf hat. Eine Gruppe polnischer Forscher stellte die aktuellen Kenntnisse zur Rolle der Darm-Mikrobiota bei der Schlaf-Regulierung durch verschiedene Metaboliten wie kurzkettige Fettsäuren, Tryptophan, Serotonin, Melatonin und Gamma-Aminobuttersäure vor. Wir greifen hier vor allem die besonderen Funktionen der kurzkettigen Fettsäuren und von Melatonin heraus.

 

Im Dickdarm fermentiert die Darm-Mikrobiota Ballaststoffe, was zur Bildung von kurzkettigen Fettsäuren führt. Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Bakterienstämme (z. B. Lachnospiraceae UCG004, Odoribacter), die an dieser Produktion beteiligt sind, zu einer längeren Schlafdauer beitragen könnten. Kurzkettige Fettsäuren wirken sich möglicherweise auf den Schlaf aus, indem sie die Synthese von GABA (Gamma-Aminobuttersäure) und 5-HTP (Aminosäure 5-Hydroxyryptophan, Zwischenprodukt der Serotonin-Synthese) modulieren. Die GABA spielt als primärer hemmender Neurotransmitter im Nervensystem eine wichtige Rolle bei der Förderung des Schlafs, indem sie Erregungswege verringert. Die Bildung von Serotonin (Neurotransmitter) im Darm hängt von der Darm-Mikrobiota, der Ernährung, Signalhormonen und Peptiden (Verknüpfung mehrerer Aminosäuren) ab. Die Darm-Mikrobiota könnte daher auch eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der optimalen Bildung von Melatonin (Derivat der Aminosäure Tryptophan) spielen, das im Körper aus Serotonin gebildet wird. Melatonin spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Zyklus.

 

Dieses natürlich gebildete schlaffördernde Hormon wird als Reaktion auf Veränderungen des Umgebungs-Lichts synthetisiert, wobei der Höhepunkt der Produktion in der Dunkelheit erreicht wird. Melatonin erreicht seine Wirkung auf die Schlaf-Wach-Mechanismen, indem es mit Melatonin-Rezeptoren interagiert, die sich auf der Oberfläche von Neuronen im Gehirn befinden. Sie sind besonders häufig in bestimmten Hirnregionen (Hippocampus, Hypothalamus, Basalganglien) angesiedelt. Die Aktivierung der Melatonin-Rezeptoren moduliert die Freisetzung von Neurotransmittern (z. B. GABA, Serotonin, Glutamat) und wirkt sich auf die an der Schlafregulierung beteiligten Gehirnstrukturen aus. Melatonin beeinflusst den zirkadianen Rhythmus, die Schlaf-Wach-Phase und die Schlafqualität. Der Melatonin-Spiegel erreicht nachts seinen Höchststand, was das Einschlafen erleichtert, und sinkt am Morgen, was den Übergang zur Wachphase fördert. Melatonin spielt daher eine Schlüsselrolle bei der Synchronisierung der inneren biologischen Uhr mit dem Hell-Dunkel-Zyklus und unterstützt die Schlafhomöostase. Inzwischen ist bekannt, dass die Bildung von Melatonin durch die Darmzellen etwa 400-mal höher ist als die Produktion in der Zirbeldrüse (Epiphyse).

 

Außerdem scheint die Ausschüttung von Melatonin mit der Häufigkeit der Nahrungsaufnahme korreliert zu sein. Patienten, die unter Schlaflosigkeit und anderen Schlafstörungen leiden, weisen häufig eine beeinträchtigte Zusammensetzung und gestörte Funktionen der Darm-Mikrobiota auf. Folglich könnte die Darm-Mikrobiota eine wichtige Rolle bei der Unterstützung einer optimalen Melatonin-Produktion spielen. Das könnte sich positiv auf die Schlafregulation und andere Funktionen im Zusammenhang mit den zirkadianen Rhythmen auswirken.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Der Verzehr einer abwechslungsreichen Ernährung mit Lebensmitteln, die reich an Ballaststoffen, Polyphenolen und ungesättigten Fettsäuren sind, kann sich günstig auf das Darm-Mikrobiom auswirken und vermutlich auch das Schlafverhalten beeinflussen. Von der Mikrobiota synthetisierte Stoffwechselprodukte wie kurzkettige Fettsäuren, GABA, Serotonin (5-HTP), Tryptophan und besonders Melatonin spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung physiologischer Funktionen, einschließlich der Schlafregulation. Ein Ungleichgewicht in der Zusammensetzung der Mikrobiota kann mit dem Auftreten von Schlafstörungen und anderen chronischen Erkrankungen wie Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischen Störungen in Verbindung gebracht werden.

 

Unser Tipp: Melatonin ist als Nahrungsergänzung in verschiedenen Formen angeboten. In einer liposomalen, veganen Formel mit Lavendel, Baldrian und Phosphatidylcholin ist es sehr gut bioverfügbar.

 

Quelle:
Monika Sejbuk et al., The Role of Gut Microbiome in Sleep Quality and Health: Dietary Strategies for Microbiota Support. In: Nutrients, online 13.07.2024, doi: 10.3390/nu16142259.


Bei pflanzlicher Kost Vitamin B12 kontinuierlich ergänzen

 

Vitamin B12 ist in einer pflanzlichen Ernährung kaum enthalten. Vegetarier und Veganer sollte Vitamin B12 daher regelmäßig ergänzen. So kann ein ausreichender B12-Spiegel erreicht und ein -Mangel vermieden werden. Das zeigt eine neue Fallstudie am Beispiel eines Veganers.

 

Eine gesunde Pflanzenkost, wie die vegetarische Ernährung, die Eier, Milch und Milchprodukte einbezieht, sowie die vegane Ernährung, die sich auf rein pflanzliche Lebensmittel beschränkt, bietet zahlreiche Vorteile für die Gesundheit. Sie wird mit einer günstigeren Aufnahme von Ballaststoffen und guten Aufnahmen von Mikronährstoffen verbunden, was sich u. a. positiv auf das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel auswirkt. Doch auch eine pflanzliche Ernährungsweise kann in ihrer Zusammenstellung ungesund sein oder mit wichtigen Mikronährstoffen, die in Pflanzen gering enthalten sind, nicht ausreichend versorgen. Das gilt vor allem für Vitamin B12, das in pflanzlichen Lebensmitteln nur sehr gering vorkommt. Dieses B-Vitamin ist zwar in einigen Algen enthalten, die aber auch Vegetarier und Veganer meist nicht regelmäßig bzw. nur in geringen Mengen essen. Die Ergänzung von Vitamin B12 ist daher besonders für Veganer und auch für Vegetarier empfehlenswert.

 

Defizite oder gar ein Mangel an Vitamin B12 können schädliche gesundheitliche Folgen haben, einschließlich von einer gestörten Blutbildung und neurologischen/-psychiatrischen Symptomen. Bisher ist jedoch ungeklärt, wie schnell bei Veganer die Vitamin-B12-Biomarker auf ein Absetzen der Ergänzung von Vitamin B12 reagieren und wann die Ergänzung wieder aufgenommen werden sollte. Eine Gruppe deutscher Forscher berichtete dazu über den Fall eines Veganers. Der Mann war Mitte 30 und ernährte sich aus ethischen Gründen seit zehn Jahren vegan. Der Mangel an Vitamin B12 war ihm bewusst, er hatte es mit 500 mcg (Methylcobalamin), im Durchschnitt 3-4-mal pro Woche, regelmäßig ergänzt. Außerdem hatte er seinen B12-Status kontinuierlich überprüfen lassen, wobei er jeweils im Normbereich lag. Seine Gesundheit war allgemein gut und nur hin und wieder gering, z. B. durch Rückenschmerzen, beeinträchtigt. Aus ungenannten Gründen brach er die Ergänzung von Vitamin B12 Ende 2023 ab. Nach dieser Entscheidung wurde sein Vitamin-B12-Status eng überwacht, d. h. die entsprechenden Biomarker und Folat wurden in Abständen von vier Wochen untersucht.

 

Das galt für Serum-B12, Homocystein (im Übermaß schädliche Aminosäure), Holo-Transcobalamin (Holo-TC, guter Indikator für B12-Mangel) und Gesamt-Folat. Mit seiner Nahrung nahm der junge Mann nur sehr wenig Vitamin B12 aus Pilzen, Tempeh und Sauerkraut auf. Bei den B12-Biomarkern wurden nach vier Wochen keine größeren Veränderungen beobachtet. Doch ab der 8. bis zur 16. Woche wurde ein allmählicher Rückgang von Holo-TC und (Serum-)Vitamin B12 festgestellt. Gleichzeitig stieg Homocystein nach 16 Wochen an, begleitet von einem Rückgang des Folat-Spiegels. Die möglichen gesundheitlichen Folgen dieses beeinträchtigten Vitamin-B12-Status bereiteten dem Mann Sorgen, auch wenn sich noch keine körperlichen Symptome des B12-Mangels gezeigt hatten. Um entsprechende Entwicklungen zu vermeiden, stimmte er einer erneuten Ergänzung von Vitamin B12 nach vier Monaten zu, und er nahm auch Folsäure ein, um die Speicher wieder aufzufüllen. Damit normalisierten sich die Werte von Vitamin B12 und Folsäure im Lauf von vier bzw. acht Wochen.

 

Die Ergebnisse diese Fallstudie deuten darauf hin, dass Veganer eine kurzfristige Pause in der Ergänzung von Vitamin B12 gut vertragen könnten, vorausgesetzt es besteht wie hier zu Beginn der Studie ein angemessener B12-Status. Eine Unterbrechung der Ergänzung von mehr als acht Wochen könnte jedoch kritisch sein und zu suboptimalen Werten führen. Dies wurde in diesem Fall nicht allein durch den Rückgang von Vitamin B12 und Holo-Transcobalamin, sondern auch durch den Anstieg der Homocystein-Werte verstärkt. Dazu könnte die Abnahme des Folsäure-Spiegels beigetragen haben. Außerdem könnte die Winterzeit zu einem geringeren Verzehr von frischem Obst und Gemüse geführt haben, was sich auf die Versorgung mit Folsäure ausgewirkt haben könnte. Bis sich die Symptome eines Mangels an Vitamin B12 deutlich zeigen, kann es Monate bis Jahre dauern. Wie hier gezeigt, kann ein Defizit an Vitamin B12 bereits viel früher auftreten. Eine geringe Aufnahme von Vitamin B12, wie sie bei der pflanzlichen Ernährung von Vegetariern und besonders von Veganern vorkommt, könnte potenziell schädlich sein. Dies spricht für die regelmäßige Ergänzung von Vitamin B12. In künftigen Studien sollten die Beziehungen zwischen den Vitamin-B12-Biomarkern in Bezug auf veränderte Ergänzungen von B12 bei Veganer weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Vitamin B12 ist als Nahrungsergänzung einzeln sowie in der Kombination mit anderen Mikronährstoffen, z. B. mit dem gesamten Vitaminen B-Komplex, verfügbar. Die aktive Form von Vitamin B12 ist Methylcobalamin, das besonders gut bioverfügbar ist.

 

Quelle:
Maximilian Andreas Storz et al., Impact of vitamin B12 supplement intake cessation on vitamin B12 status in al healthy vegan: A close interval monitoring case study. In: Nutrition, Vol. 125, September 2024, 112498.


Kupfer und Selen und die Beziehungen zur Knochenmineraldichte

 

Die essentiellen Spurenelemente Kupfer und Selen haben vielfältige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und Ernährung. Dazu gehört wohl auch ihr Einfluss auf die Knochenmineraldichte, der bisher jedoch nicht eindeutig geklärt ist. Diese Beziehungen wurden in einer neuen Studie untersucht.

 

Kupfer und Selen sind natürliche Bestandteile verschiedener Enzyme mit diversen Funktionen im Körper. Der Zusammenhang zwischen der Aufnahme dieser Elemente, besonders von Kupfer, und der Knochenmineraldichte ist jedoch nach wie vor unklar. Zu den wichtigsten Funktionen von Kupfer gehören sein Einbau in Enzyme (z. B. Monoaminoxidase, Oxidase, Superoxiddismutase). Sie sind für den Energiestoffwechsel wichtig und werden für die Herstellung von Querverbindungen für das Bindegewebe, einschließlich der Knochen, benötigt. Dort fungiert Kupfer als Cofaktor für Lysyloxidase (Schlüsselenzym der Kollagen- und Elastinsynthese) während der Vernetzungsprozesse in den Kollagenfasern. Kupfer fördert auch die Bildung von Knochengewebe (Osteogenese) und begünstigt die Knochenentwicklung. Die meisten Lebensmittel enthalten etwas Kupfer, die Aufnahmen variieren abhängig vom Kupfergehalt der Nahrung. Getreidewaren, Leber, Bohnen, Fisch und Nüsse sind gute Kupferquellen. Täglich werden etwa 2 bis 5 mg Kupfer mit der Nahrung aufgenommen, resorbiert werden davon etwa 0,5 bis 2 mg. Erworbene schwere Kupfermängel und -toxizität sind selten, doch einige Berichte zeigen, dass die Vorkommen mäßiger Kupferdefizite höher sind als bisher angenommen.

 

Dies kann kupferabhängige Stoffwechselwege beeinträchtigen und das Risiko für Osteoporose erhöhen. Die Konzentration von Selen in Lebensmitteln hängt weitgehend vom Selengehalt des Bodens ab, Deutschland gehört zu den Selenmangelgebieten. Tierische Lebensmittel wie Fleisch und Eier sind bei uns daher zuverlässigere Quellen für Selen als pflanzliche Lebensmittel. Selen ist ein wichtiger Bestandteil verschiedener Enzyme und Proteine, die an der Zellsignalisierung und Aufrechterhaltung der immun-endokrinen Funktionen beteiligt sind. Im Körper wird Selen in verschiedene Selenoproteine eingebaut (z. B. Glutathionperoxidase), die eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des zellulären Redox-Gleichgewichts spielen. Sie beeinflussen u. a. Makrophagen (Fresszellen) im zellulären Immunsystem und regulieren die Expression von Zytokinen (regulatorische Peptide und Proteine), die möglicherweise die Stressreaktion der Osteoblasten und Aktivierung von Osteoklasten (beides Knochenzellen) beeinträchtigen können. Die meisten Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass der Selenstatus positiv mit der Knochenmineraldichte korreliert, die Auswirkungen von Selen auf die Knochengesundheit sind jedoch nach wie vor umstritten. Zum Zusammenhang zwischen Kupfer und Selen und der Knochenmineraldichte gibt es bisher nur wenige Untersuchungen beim Menschen mit zum Teil nicht einheitlichen Ergebnissen. Eine Gruppe australischer Forscher untersuchte daher die Beziehungen von Kupfer und Selen und der Knochenmineraldichte in einer Studie.

 

Ausgewertet waren die Ernährungsdaten von 522 Frauen (20 bis 88 Jahre), die an einer Bevölkerungsstudie (Geelong Osteoporosen Study) beteiligt waren. Sie stammten aus der allgemeinen Bevölkerung, darunter waren auch einige Frauen mit Osteopenie (geringere Knochendichte) und Osteoporose (28 bzw. 23 Frauen). Alle Teilnehmerinnen gaben in einer Befragung detaillierte Auskünfte über ihre Ernährung. Daraus ließ sich der Anteil ihrer Aufnahmen von Kupfer und Selen berechnen, wobei ausschließlich die Anteile aus der Nahrung bestimmt wurden. Teilnehmerinnen, die Multivitamine einnahmen, waren nicht einbezogen. Hinzu kamen verschiedene Untersuchungen, einschließlich von Knochendichtemessungen an mehreren Stellen des Skeletts. Dokumentiert wurden auch Einnahmen von Medikamenten, Vorgeschichte von Frakturen sowie der Lebensstil und das Gesundheitsverhalten. Die durchschnittliche tägliche Aufnahme von Kupfer lag bei 1,5 mg und die von Selen bei 72 μg. Geringe Werte in den Kupfer- und/oder Selenzufuhren waren individuell und unabhängig voneinander mit einer niedrigen Knochenmineraldichte an mehreren Stellen des Skeletts verbunden. Die Analysen ergaben kleine, aber statistisch signifikante Unterschiede in der Knochenmineraldichte, die zwischen 1,8 % und 4,0 % für eine niedrige Kupferzufuhr und zwischen 1,4 % und 4,0 % für eine niedrige Selenzufuhr lagen. Diese Beziehungen waren unabhängig von Alter, Gewicht und Hormontherapie und ließen sich auch nicht durch den Lebensstil (z. B. Körperaktivität, Rauchen, Alkoholkonsum, Energieverbrauch etc.) erklären.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: In dieser Beobachtungsstudie wurde eine niedrige Aufnahme von Kupfer und Selen in der Nahrung mit einer geringeren Knochenmineraldichte an mehreren Stellen des Skeletts in Verbindung gebracht. Bisher gibt es dazu nur wenige Untersuchungen. Die Ergebnisse erweitern daher die Basis für Ernährungsempfehlungen zu Kupfer und Selen im Hinblick auf ihren Beitrag zu einer optimalen Knochengesundheit bei Frauen.

 

Unser Tipp: Kupfer und Selen werden sowohl einzeln als auch in verschiedenen Multi-Mineral- und -Vitamin-Formeln angeboten. Kupfer ist u. a. in speziellen Multi-Formeln für die Knochengesundheit enthalten. Auf eine gute Bioverfügbarkeit der beiden Mikronährstoffe ist jeweils zu achten.

 

Quelle:
Julie A. Pasco et al., Dietary Intakes of Copper and Selenium in Association with Bone Mineral Density. In: Nutrients, online 20.08.2024, doi: 10.3390/nu16162777.


Mikronährstoffe und die Prävention vor Virus-Infektionen

 

Virusinfektionen sind durch ihre rasche Übertragbarkeit weltweit eine große Herausforderung. Die rechtzeitige Prävention und Therapie ist für die Eindämmung ihrer Ausbreitung entscheidend. Ein Review stellt die Zusammenhänge zwischen der Ernährung, Virusinfektionen und Immunsystem vor, einschließlich der Funktionen wichtiger Mikronährstoffe.

 

Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Modulation des Immunsystems, dabei ist die Darm-Mikrobiota ein wichtiger Vermittler dieser Prozesse. Sie wird in ihrer Zusammensetzung und Funktion durch die Ernährung beeinflusst. Das wirkt sich wiederum auf die Fähigkeit des Körpers aus, auf virale Infektionen zu reagieren. Bestimmte Nahrungsbestandteile wie Ballaststoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe wie z. B. Polyphenole können die Darmgesundheit verbessern. Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert nützliche Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren bilden. Sie haben entzündungshemmende Eigenschaften und unterstützen die Immunfunktionen. Ein gesunder Darm kann die Immunreaktionen in der Lunge verstärken und möglicherweise zum Schutz vor Virusinfektionen der Atemwege beitragen. Es gibt einige Nachweise, dass die Darm-Mikrobiota die Gesundheit der Atemwege über die Darm-Lungen-Achse beeinflussen kann. Die Modulation der Darm-Mikrobiota durch eine gesündere Ernährung, ergänzt durch einen gesünderen Lebensstil, z. B. mit angemessener Bewegung und guter Stressbewältigung, kann die Widerstandsfähigkeit gegen Virusinfektionen erhöhen und deren Schweregrad mildern.

 

Dies hilft nicht nur bei der Bewältigung von Infektionen, z. B. durch Atemwegs- und Magen-Darm-Viren, sondern auch bei der Vorbeugung schwerer Folgen von Infektionen. Dagegen können eine Dysbiose oder ein Ungleichgewicht in der Darm-Mikrobiota Virusinfektionen verschlimmern, indem sie die Immunantwort schwächen. Dies kann z. B. bei Grippe und COVID-19 zu schwereren Verläufen führen. Defizite oder gar ein Mangel an essenziellen Mikronährstoffen, z. B. an den Vitaminen A, C, D, E und Zink, können die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota verändern, das Immunsystem beeinträchtigen und anfälliger für Virusinfektionen machen. Das kann möglicherweise zu schwereren gesundheitlichen Folgen führen und die Genesung erschweren. Eine Gruppe von Forschern aus Italien und Brasilien prüfte in einem Review Mechanismen der Stärkung des Immunsystems zur Vorbeugung von Virusinfektionen. Dabei wurden die Rolle der Darm-Mikrobiota und Ernährungsgewohnheiten, z. B. die Versorgung mit Ballaststoffen und Prä- und Probiotika, besonders berücksichtigt. Wir stellen hier kurz den Einfluss von Mikronährstoffen vor.

 

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Stärkung des Immunsystems und der Vorbeugung von Virusinfektionen, besonders durch ihren Einfluss auf die Darm-Mikrobiota. Ernährungsweisen, mit denen die Vielfalt und Stabilität der Mikrobiota unterstützt werden, können die Immunantwort stärken und die Auswirkungen viraler Erreger möglicherweise verringern. Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralien unterstützen jede Phase des Immunprozesses. Defizite oder gar Mängel an einzelnen Vitaminen oder Mineralien sind sowohl an der angeborenen als auch der erworbenen Immunität beteiligt und führen zu Immunsuppression und Anfälligkeit für Virusinfektionen. Speziell die Vitamine A, C, D und E sowie die Mineralien Zink und Selen sind für die Unterstützung der Immunfunktionen sehr wichtig. So regt z. B. Vitamin A die Differenzierung und Funktion bestimmter Immunzellen (NK-Zellen, B-Lymphozyten) sowie deren Wachstum und Vermehrung an. Beta-Carotin und andere Carotinoide sind Provitamine A, die im Darm in Retinol und Retinsäure, die bioaktivste Form von Vitamin A, umgewandelt und absorbiert werden. Eine Studie zeigte, dass ein Mangel an Vitamin A zu verstärkten Entzündungen und größerer Anfälligkeit für Virusinfektionen führt. Außerdem waren die durchschnittliche Dauer einer Lungenentzündung und anderer systemischer Symptome wie Durchfall und Fieber kürzer und die Dauer im Krankenhaus etwas geringer. Ähnlich verhält es sich mit Vitamin D, das u. a. an der Bildung verschiedener antimikrobieller Peptide beteiligt ist, die stark antiviral wirken. Vitamin D moduliert das Immunsystem durch verschiedene Mechanismen, z. B. durch die Bildung antimikrobieller Peptide, Hemmung proentzündlicher Zytokine (Botenstoffe) und Beteiligung an der Differenzierung von T-Zellen.

 

Ein Mangel an Vitamin D scheint mit einer erhöhten Anfälligkeit für Virusinfektionen verbunden zu sein. Die bisherigen Studien legen nahe, die Konzentration von Vitamin D über einige Wochen zu erhöhen. Das stark antioxidativ wirkende Vitamin C fördert die Differenzierung und Vermehrung von B- und T-Lymphozyten. Studien zeigten, dass Vitamin C das Immunsystem gegen verschiedene Viren- und Bakterien-Infektionen stärkt und sich positiv auf Infektionen der oberen Atemwege auswirkt. Hohe Dosen von Vitamin C konnten in einer Studie vor oder nach dem Auftreten von Grippe die Symptome im Vergleich zu einer Kontrollgruppe hemmen und lindern. Zink und Selen haben direkte antivirale Wirkungen, indem sie den oxidativen Stress vermindern und die Vermehrung regulatorischer T-Zellen fördern. Es zeigte sich, dass Ergänzungen Infektionen der oberen Atemwege, einschließlich Lungenentzündung und Infektionen mit Rhino- und Erkältungs-Viren reduziert. Höher dosierte Zinkgaben, die über mindestens fünf Tage und innerhalb von drei Tagen nach dem Auftreten von Erkältungs-Symptomen eingenommen wurden, waren mit einer verkürzten Dauer der Symptome verbunden. Auch für Selen ist bekannt, dass es das Auftreten und den Schweregrad von Virusinfektionen verringert. Ein Selenmangel wird mit einer erhöhten Anfälligkeit für Viren- und Bakterien-Infektionen in Verbindung gebracht, was auf seine Rolle bei der viralen Expression und Immunfunktion zurückzuführen ist, die durch Selenoproteine vermittelt wird. Selen-Gaben konnten die Immunität gegen Virusinfektionen verbessern, indem sie z. B. die Vermehrung von T-Zellen stimulieren.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Alle neueren Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Modulation der Darm-Mikrobiota, beginnend mit einer gesunden Ernährung und spezifischen Nahrungsergänzungen, eine interessante Strategie zur Bekämpfung neu auftretender Virusinfektionen in den kommenden Jahren sein könnte. Erkenntnisse über antivirale Wirkungen spezifischer Nahrungsbestandteile, deuten auf die entscheidende Rolle eines multidisziplinären Ansatzes bei der Vorbeugung der zunehmenden Ausbreitung von Virusinfektionen sowie der frühzeitigen Behandlung hin, da dies schnellere Reaktionen auf die Erreger ermöglichen würde. Die Untersuchung der komplexen Wechselwirkungen zwischen dem Mikrobiom und viralen Krankheitserregern birgt das Potenzial, neue präventive und therapeutische Wege zu erschließen, die den bisherigen Ansatz zur Behandlung von Viruserkrankungen revolutionieren könnten. In der künftigen Forschung sollten die komplexen Zusammenhänge zwischen Ernährungsgewohnheiten, Darm-Dysbiose und den Folgen von Virusinfektionen weiter untersucht werden. Dies kann zur Klärung beitragen, wie Veränderungen im Mikrobiom die Schwere und den Verlauf von Infektionen beeinflussen können und dazu beitragen, die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers zu unterstützen und die Wirksamkeit antiviraler Medikamente zu verbessern.

 

In einer neuen Studie untersuchte außerdem eine Gruppe von Forschern aus Taiwan, Italien und den USA Ergänzungen von Vitamin D in ihrer Wirkung auf akute Atemwegs-Infektionen. Dabei sollten optimale Methoden der Vitamin-D-Ergänzung ermittelt werden. Nach einer Recherche (bis Mitte 2023) wurden 43 klinische Studien in die Auswertung einbezogen, an denen rund 49.000 Personen beteiligt waren. In der Gesamt-Analyse zeigten sich keine signifikanten präventiven Effekte von Vitamin-D-Ergänzungen bei diesen Infektionen. Doch für verschiedene Untergruppen ergab die Metaanalyse, dass die optimale Dosis für Vitamin-D-Ergänzungen zwischen 400 und 1.200 I.E. pro Tag lag, das galt für Sommer- und Wintergruppen. Die Meta-Analyse ergab eine J-förmige Beziehung zwischen der Dosis von Vitamin-D-Ergänzungen und der präventiven Wirkung gegen Atemwegs-Infektionen. In Untergruppen erwies sich die Ergänzung von Vitamin D mit täglicher Dosierung als wirksamer im Vergleich zu hohen Einzeldosen. Weiter wurden saisonale Unterschiede in der präventiven Wirkung von Vitamin-D-Ergänzungen festgestellt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die präventive Wirkung der Vitamin-D-Ergänzung im Frühjahr, Herbst und Winter bei Dosen zwischen 400 und 1.200 I.E. pro Tag deutlicher ist. Diese Beziehungen sollten künftig weiter erforscht werden.

 

Quellen: 
Annamaria Altomare et al., The Prevention of Viral Infections: The Role of Intestinal Microbiota and Nutritional Factors. In: Nutrients, online 27.07.2024, doi: 10.3390/nu16152445.
Chih-Hung Wang et al., Optimal methods of vitamin D supplementation to prevent acute respiratory infections: a systematic review, dose-response and pairwise meta-analysis of randomized controlled trials. In: Nutrition Journal, online 14.08.2024, doi: 10.1186/s12937-024-00990-w.


Bio-Lebensmittel und ihr Einfluss auf die Gesundheit

 

Die ernährungsphysiologische Zusammensetzung von Bio-Lebensmitteln wurde eingehend erforscht. Doch bisher gibt es nur wenige veröffentlichte Daten über ihre Auswirkungen auf die Gesundheit. In einem Review stellten Forscher die aktuellen Kenntnisse dazu vor.

 

Der ökologische Landbau ist ein System, bei dem die Fruchtfolge, natürliche Schädlingsbekämpfung, Diversifizierung des Anbaus und der Tierhaltung sowie die Bodenverbesserung durch Kompostzugabe und organische Düngung im Vordergrund stehen. Alle ökologischen Lebensmittel müssen nach festgelegten Kriterien von den Kontrollstellen zertifiziert werden. In den letzten Jahren wuchs der Markt für diese Lebensmittel deutlich an. Die Überzeugung, dass ökologische Lebensmittel gesünder sind als konventionelle, ist einer der Hauptgründe für den Verzehr. Der ökologische Landbau beschränkt den Einsatz von Antibiotika und Pestiziden. Die Konzentration von Pestizid-Rückständen ist bei Lebensmitteln aus ökologischer Erzeugung deutlich geringer. Sie enthalten außerdem möglicherweise mehr nützliche Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Biomilch weist z. B. im Vergleich zu konventioneller Milch höhere Konzentrationen an nützlichen Fettsäuren auf. Der potenzielle gesundheitliche Nutzen von Bio-Lebensmitteln ist jedoch nach wie vor unklar. Es gibt dazu nur wenige, recht heterogene Studien, und die Ergebnisse sind nicht eindeutig.

 

Daher müssen die gesundheitlichen Auswirkungen von Bio-Lebensmitteln weiter untersucht werden. Das gilt besonders angesichts des wachsenden Verbraucher-Bewusstseins für die Auswirkungen der Umwelt auf die Herstellung von Lebensmitteln. Eine Gruppe chinesischer Forscher untersuchte in einem Review die direkten klinischen Auswirkungen des Verzehrs von Bio-Lebensmitteln auf die menschliche Gesundheit, z. B. Veränderungen von Biomarkern (u. a. durch Pestizidbelastung) und Krankheiten sowie funktionelle Veränderungen. Nach einer umfassenden Recherche (bis Ende 2022) wurden 23 Beobachtungs- und 27 Interventionsstudien ausgewertet, wo möglich wurden auch Meta-Analysen mehrerer Studien durchgeführt. Die Forscher bewerteten sowohl qualitative und quantitative Auswirkungen des Verzehrs von ökologischen Lebensmitteln auf verschiedene gesundheitliche Ergebnisse.

 

Bei der Pestizid-Belastung deuten die Ergebnisse der Interventionsstudien darauf hin, dass eine ökologische Ernährung die Belastung verringern kann. Doch weitere Forschungen sind erforderlich, um den Nutzen einer geringeren Belastung durch bestimmte Pestizide zu quantifizieren. Die bisherige Forschung konzentrierte sich weitgehend auf Organophosphat-Pestizide, die früher am häufigsten eingesetzt wurden. Seit der Verabschiedung des „Food Quality Protection Act“ im Jahr 1996 ist ihr Einsatz in den USA zurückgegangen. Dies spiegelt eine Verlagerung zum Einsatz anderer Insektizidklassen wider, die Anwendung von Pyrethroiden und Neonicotinoiden nahm zu, letztere werden heute weltweit am häufigsten eingesetzt. Weitere Forschungen sind nötig, um die Auswirkungen der Exposition gegenüber einzelnen Pestiziden zu bewerten. Die Auswirkung des Verzehrs von Bio-Lebensmitteln auf physiologische Parameter, einschließlich immunologischer und endokriner Biomarker, ist weiterhin unklar und kann je nach Lebensmitteltyp, Gesundheitszustand der Bevölkerung und Interventionsdauer variieren. Die Nährstoffqualität von Lebensmitteln wird von Faktoren wie Lebensmitteltyp, Jahreszeit und Umwelt beeinflusst. Mehr als die Hälfte der ausgewerteten Studien konzentrierte sich auf einzelne Lebensmittel, vor allem auf Obst.

 

Außerdem waren die meisten Interventionen in den ausgewerteten Studien relativ kurz, was es schwierig macht, die langfristigen Auswirkungen einer ökologischen Ernährung zu beurteilen. Solche Studien können nützlich sein, um gesundheitliche Auswirkungen bestimmter ökologischer Lebensmittel zu untersuchen, sie spiegeln jedoch nicht die Vielfalt der Lebensmittel einer typischen Ernährung wider. In den meisten Studien wurden gesunde Erwachsene als Teilnehmer ausgewählt. Einige Studien berichteten, dass verringerte Werte beim Entzündungs-Biomarker CRP (C-reaktives Protein) nach dem Verzehr von Bio-Lebensmitteln nur bei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen beobachtet wurden. Weiter wurde eine modulierende Wirkung des (enzymatischen) antioxidativen Schutzes von Bio-Rübenblättern und -stängeln nur bei Personen mit Störungen im Fettstoffwechsel festgestellt. Einige Forscher schlugen vor, dass Ergänzungen von Carotinoiden für unterernährte oder gesundheitlich beeinträchtigte Personen, besonders für ältere Menschen, geeignet sein könnten. Veränderungen der biologischen Funktionen, die mit der Aufnahme von Bio-Lebensmitteln verbunden sind, könnten bei Bevölkerungsgruppen, die sich ungesund ernähren, klinisch bedeutsamer sein.

 

Studien, in denen über Ergebnisse bei Krankheiten (z. B. Allergie, erektile Dysfunktion, Präeklampsie, Fettleibigkeit, metabolisches Syndrom, Krebs) berichtet wurde, waren vor allem Beobachtungsstudien. Obwohl die Nachweise für Wirkungen auf jede einzelne dieser Krankheiten unzureichend sein könnten, deuten die Ergebnisse auf einen positiven Zusammenhang zwischen ökologischen Lebensmitteln, allgemeinen Krankheiten und funktionellen Veränderungen hin. Eine mögliche Erklärung für den insgesamt positiven Zusammenhang ist der geringere Gehalt an Rückständen von Pestiziden und die höhere Konzentration von Nährstoffen, einschließlich der Mikronährstoffe, in den ökologischen Lebensmitteln. In Biomilch wurde z. B. ein höherer Gehalt an Omega-3-Fettsäuren festgestellt, was den positiven Zusammenhang mit einem geringeren Ekzemrisiko erklären könnte. Pestizide können durch ihre östrogenen oder antiandrogenen Wirkungen die Entwicklung des männlichen Fortpflanzungssystems beeinträchtigen. Sie können auch die Schwangerschaft beeinflussen und zu Störungen wie Präeklampsie führen. Darüber hinaus können Pestizide den Glukosestoffwechsel stören und eine Insulinresistenz hervorrufen, was zu einem erhöhten Risiko für Fettleibigkeit und andere chronische Krankheiten führt. Allgemein können Pestizide die Gesundheit erheblich beeinflussen, indem sie die Zusammensetzung und Vielfalt der Darm-Mikrobiota verändern, was zur abnormalen Funktion der Darmbarriere und Entwicklung von Krankheiten führt.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Dies ist die bisher umfassendste, systematische Übersicht, in der die Auswirkungen des Verzehrs von Bio-Lebensmitteln auf die Gesundheit untersucht wurde. Es zeigte sich, dass ein positiver Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Bio-Lebensmitteln und einer verringerten Pestizid-Belastung besteht. Für die gesamte Belastung durch Krankheiten und funktionelle Veränderungen ergab sich insgesamt ein günstiger Zusammenhang mit dem Verzehr von Bio-Lebensmitteln, ähnliche Ergebnisse gab es für Fettleibigkeit und den Body-Mass-Index. Viele der ausgewerteten Studien waren jedoch heterogen und nur von kurzer Dauer. So wurden z. B. die Ergebnisse für den Antioxidantien- Status als unzureichend bewertet. Langzeitstudien zum Einfluss von Bio-Lebensmitteln auf die Gesundheit sind künftig erforderlich, besonders in Bezug auf die Wirkungen bei einzelnen Krankheiten und die körperlichen Funktionen.

 

Unser Tipp: Auch bei der Ernährung mit Bio-Kost kann es zur Unterversorgung mit einzelnen oder mehreren Mikronährstoffen kommen, abhängig von der jeweiligen Ernährungsweise, dem Gesundheitsstatus und dem individuellen Bedarf. Mit qualitativ guten Nahrungsergänzungen lassen sich Defizite ausgleichen, dabei sollte auf eine gute Bioverfügbarkeit geachtet werden.

 

Quelle: 
Bibi Jiang et al., The effects of organic food on human health: a systematic review and meta-analysis of population-based studies. In: Nutrition Reviews, Vol. 82, Nr. 9, September 2024, S. 1151-1175. 


Antioxidantien bei Frauen mit alternden Eierstöcken

 

Bei einer verringerten weiblichen Fertilität ist die Alterung der Eierstöcke ein wichtiger Faktor. Die ergänzende Therapie mit Antioxidantien könnte eine wirksame Strategie für davon betroffene Frauen sein. Besonders Coenzym Q10 könnte das Potenzial haben, den durch alternde Eierstöcke verursachten Rückgang der Fruchtbarkeit zu beheben, wie eine neue Meta-Analyse zeigt.

 

Die Fruchtbarkeitsrate liegt (nicht nur) in Deutschland weit unter dem Reproduktions-Niveau, gekennzeichnet auch durch ein zunehmend höheres Alter der Frauen (Durchschnitt 30 Jahre) bei der Geburt des ersten Kindes. Der oft relativ späte Kinderwunsch kann dazu führen, dass sich die Fertilität verringert. Ein Grund dafür können gealterte Eierstöcke sein, was z. B. durch eine fortschreitende Abnahme der Quantität und Qualität der Eizellen gekennzeichnet ist. Dazu gehört auch die geringere ovarielle Reserve bis zum Verlust der Fruchtbarkeit, begleitet von endokrinen Funktionsstörungen und Anomalien im Menstruationszyklus. Die altersbedingte Schwächung der Eierstöcke ist ein natürlicher, unvermeidlicher Prozess im Lebenszyklus der älter werdenden Frauen. Der Follikel-Pool ist begrenzt, er nimmt ständig ab, ohne sich zu erneuern.

 

Ab dem Alter von rund 35 Jahren beschleunigt sich der Erschöpfungsprozess, verbunden mit einer Abnahme der Eizellen-Qualität, was zum allmählichen Verlust der Fruchtbarkeit führt. Heute leiden jedoch zahlreiche Frauen auch schon früher an der Alterung der Eierstöcke, was als vorzeitige Ovarial-Insuffizienz bezeichnet wird. Dies ist ein Zustand, bei dem das Ende der reproduktiven Lebensspanne aufgrund eines vorzeitigen und irreversiblen Verlusts der Eierstock-Follikel vor dem Alter von 40 Jahren eintritt. In Anbetracht der beeinträchtigten Fruchtbarkeit sowie des erhöhten Risikos von Spontanaborten, schwangerschafts-bedingten Komplikationen und Geburtsfehlern bei den Nachkommen stellt die Alterung der Eierstöcke eine Bedrohung für die reproduktive Gesundheit dar und wirkt sich nachteilig auf das Wohlergehen aus.

 

Die (molekulare) Grundlage für die vorzeitige Alterung der Eierstöcke ist komplex und nicht völlig geklärt. Möglicherweise spielt der oxidative Stress dabei eine wichtige Rolle. Reaktive Sauerstoffspezies, die hauptsächlich in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) gebildet werden, sind für die Regulierung verschiedener physiologischer Aktivitäten der Eierstöcke entscheidend. Die abnormale Anhäufung reaktiver Sauerstoffspezies führt zu zellulärer Seneszenz, was zum oxidativen Stress in den Eierstöcken und zu einer veränderten Mikroumgebung führt, wodurch die Qualität und Quantität der Eizellen weiter beeinträchtigt werden kann. Einige Studien zeigten, dass Antioxidantien die Raten der Schwangerschaft verbessern können. Zur Linderung von Problemen bei der Fruchtbarkeit wird seit Jahrzehnten die assistierte Reproduktionstechnologie eingesetzt. Sie hat jedoch Grenzen, da sie die eigentliche Ursache für den Rückgang der Fruchtbarkeit umgeht, die Alterung der Eierstöcke.

 

So sind altersbedingte Eizelldefekte zum häufigsten Faktor für das Scheitern der In-vitro-Fertilisation geworden. Daher ist es erforderlich, die optimalen Antioxidantien und Empfehlungen zur Anwendung bei alternden Eierstöcken zu bestimmen. Eine Gruppe chinesischer Forscher führte dazu einen systematischen Review und eine Meta-Analyse von (randomisierten, klinischen) Studien durch. Ihr Ziel war es, die Wirksamkeit und Sicherheit von Antioxidantien auf die Reproduktions-Ergebnisse bei Frauen mit Eierstock-Alterung während der In-vitro-Fertilisation zu bewerten und optimale Empfehlungen für die Anwendung von Antioxidantien zu geben.

 

Die Forscher konnten 20 (randomisierte klinische) Studien mit rund 2.600 Teilnehmerinnen in ihre Auswertung einbeziehen, die Probleme hatten, schwanger zu werden. Geprüft wurden Gaben der antioxidativen Mikronährstoffe Coenzym Q10, Melatonin, Myo-Inositol, die Vitamine, B, E und D, Resveratrol etc. in verschiedener Dosierung und Dauer der Anwendung. Die Antioxidantien erhöhten signifikant nicht nur die Zahl der entnommenen Eizellen und die Anzahl der Embryonen von hoher Qualität, sondern senkten auch die Dosis von Gonadotropin (Proteohormon, beeinflusst u. a. das Wachstum der Keimdrüsen), was zu höheren Schwangerschafts-Raten beitrug, wobei die Auswirkungen auf die Rate der Lebendgeburten unklar waren. Eine Analyse von Untergruppen mit verschiedenen Antioxidantien-Dosierungen ergab, dass die Wirkung in niedrigeren Dosen ausgeprägter war. Gaben von Coenzym Q10 (CoQ10) waren tendenziell wirksamer als Melatonin, Myo-Inositol und Vitamine. Im Vergleich zu Placebo oder keiner Therapie zeigte CoQ10 mehr Vorteile, während sich bei anderen Antioxidantien nur geringe Verbesserungen zeigten.

 

Eine Untergruppen-Analyse ergab, dass das optimale Therapie-Schema für die verbesserte Schwangerschafts-Rate bei 30 mg CoQ10 täglich für drei Monate vor dem kontrollierten Stimulations-Zyklus der Eierstöcke lag, es dauert rund 85 Tage, bis die Primärfollikel ovulieren. Das kann sicherstellen, dass die Intervention während des gesamten Prozesses der Follikelreifung wirkt und die Eierstockfunktionen verbessert. Die Erkenntnisse deuten darauf hin, dass CoQ10 die Fruchtbarkeit von Frauen mit einer verminderten Eierstock-Reserve deutlich verbessert, und zwar umso deutlicher, je jünger die Frau ist. Frauen mit verminderten Eierstock-Reserven profitierten eindeutig von CoQ10, das galt besonders für Frauen im Alter von <35 Jahren.

 

Das vitaminähnliche CoQ10 kommt in den Zellen fast aller aeroben Organismen vor und ist ein wesentlicher Elektronen-Transporter in der Atmungskette der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen). Mehrere Beobachtungsstudien zeigten einen gewebespezifischen Rückgang der CoQ10-Konzentration mit dem Alter. In einer neueren Querschnittsstudie wurde außerdem nachgewiesen, dass das Verhältnis von Serum-CoQ10 zu Gesamt-Cholesterin in einem Zusammenhang mit der vorzeitigen Ovarial-Insuffizienz steht. Frauen im Alter von <41 Jahren mit höheren CoQ10-Konzentrationen in der Follikelflüssigkeit hatten bessere (morphogenetische) Parameter des Embryos und höhere Schwangerschafts-Raten. Dies zeigt, dass ein CoQ10-Mangel signifikant mit der Alterung der Eierstöcke und Unfruchtbarkeit verbunden ist. Neue Erkenntnisse zeigen, dass CoQ10-Ergänzungen zur verbesserten Ovar-Reserve und Qualität der Eizellen führen. Dazu tragen z. B. eine geringere Apoptose-Rate (gesteuerter „Selbstmord“ der Zellen) und (meiotsche) Anomalien (bei der Teilung von Keimzellen) sowie eine bessere Funktion der Mitochondrien und Reproduktionsleistung bei. Die Auswertungen unterstützen CoQ10 als vielversprechende Strategie zur Behebung von Defekten, die durch die Alterung der Eierstöcke entstehen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Erstmals wurden in einer Meta-Analyse die Gaben von Antioxidantien bei Frauen mit alternden Eierstöcken während einer In-vitro-Fertilisation geprüft. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Therapie mit Antioxidantien eine wirksame und sichere ergänzende Strategie für Frauen mit alternden Eierstöcken ist. Die Therapie mit CoQ10 ist eine vielversprechende Option, um den durch die Alterung der Eierstöcke verursachten Rückgang der Fruchtbarkeit zu beheben. Das optimale Therapie-Schema betrug 30 mg für CoQ10 täglich für drei Monate vor dem kontrollierten Zyklus der Eierstöcke. Eine angemessene antioxidative Behandlung sollte in einer relativ niedrigen Dosis angeboten werden, die dem Alter und der Ovar-Reserve der Patientin entspricht. Künftig sollten die Beziehungen zwischen Antioxidantien und der Wirkung auf die alternden Eierstöcke weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Coenzym Q10 wird zur Nahrungsergänzung in verschiedenen Formen und Dosierungen angeboten. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden. Liposomales Coenzym Q10-QH ist sehr viel besser bioverfügbar und wird über die Mundschleimhaut direkt aufgenommen.

 

Quelle: 
Yuji Shang et al., Antioxidants and Fertility in Women with Ovarian Aging: A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Advances in Nutrition, online 15.7.2024, doi: 10.1016/j.advnut.2024.100273.