Gut essen und trinken – neue Empfehlungen zur Ernährung der DGE

 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. hat ihre überarbeiteten Empfehlungen für eine gesunde Ernährung in Deutschland vorgestellt. Berücksichtigt sind nun auch Aspekte der Nachhaltigkeit, Umweltbelastung und der hierzulande üblichen Essgewohnheiten. Grundsätzlich sollten pflanzliche Lebensmittel in der Ernährung eine größere Rolle spielen.

 

Bunt und gesund essen und dabei die Umwelt schonen, das sind die Leitlinien der neuen DGE-Empfehlungen. Wer sich überwiegend von Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten sowie Nüssen und pflanzlichen Ölen ernährt, schützt nicht nur seine Gesundheit, sondern schont dabei auch die Ressourcen der Erde. Dazu gehört es auch, die Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Die DGE-Empfehlungen „Gut essen und trinken“ zeigen einen Weg, den Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln zu erhöhen und den von tierischen Lebensmitteln zu senken, um die Gesundheit und Umwelt besser zu schützen.

 

Die 11 Empfehlungen für Erwachsene von 18 bis zu 65 Jahren kurz zusammengefasst:

Am besten Wasser trinken: 1,5 Liter täglich sollten es sein. Auch andere kalorienfreie Getränke wie ungesüßter Tee etc. sind empfehlenswert.

 

Obst und Gemüse – viel und bunt: Die Sorten-Vielfalt liefert reichlich Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. 5 Portionen Obst und Gemüse werden täglich empfohlen, am besten Sorten aus der aktuellen Erntesaison.

 

Hülsenfrüchte und Nüsse regelmäßig: Erbsen, Bohnen und Linsen enthalten reichlich Eiweiß, Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Nüsse liefern dazu gesunde Fettsäuren und sind gut für die Herzgesundheit. Die Empfehlung: Einmal pro Woche Hülsenfrüchte und täglich eine kleine Handvoll Nüsse essen.

 

Vollkorn ist die beste Wahl: Brot, Nudeln, Reis und Mehl in Vollkorn-Varianten sind die beste Wahl für die Gesundheit. Sie sättigen länger und liefern mehr Vitamine und Mineralien als Weißmehl-Produkte.

 

Pflanzliche Öle bevorzugen: Sie enthalten reichlich essentielle Fettsäuren und Vitamin E. Rapsöl und daraus hergestellte Margarine sind eine gute Wahl. Empfehlenswert sind auch Walnuss-, Lein-, Soja- und Olivenöl.

 

Milch und Milchprodukte jeden Tag: Sie liefern Eiweiß, Kalzium, Vitamin B2 sowie Jod und unterstützen die Knochengesundheit. Wer pflanzliche Milch-Alternativen bevorzugt, sollte auf die Versorgung mit Kalzium, Vitamin B2 und Jod achten.

Fisch jede Woche: Fettreiche Fische, z. B. Lachs, Makrele, Hering, liefern die wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Seefische wie Kabeljau oder Rotbarsch versorgen auch mit Jod. Empfehlenswert sind ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche.

 

Fleisch und Wurst – weniger ist mehr: Fleisch liefert gut verfügbares Eisen, Selen und Zink. Zu viel rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm, Ziege) und besonders Wurst erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Dickdarmkrebs. Die Produktion von Fleisch und Wurstwaren belastet die Umwelt deutlich stärker als die pflanzlicher Lebensmittel. Pro Woche sollten nicht mehr als 300 g Fleisch und Wurst gegessen werden.

 

Süßes, Salziges und Fettiges – besser stehen lassen: Zucker, Salz und Fett stecken oft „unsichtbar“ in verarbeiteten Lebensmitteln, in Wurst, Gebäck, Süßwaren, Fast Food und Fertigprodukten. Wird davon viel gegessen, steigt das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Typ-2-Diabetes.

 

Mahlzeiten genießen: Man sollte sich Zeit zum langsamen, bewussten Essen nehmen und sich die Pause gönnen, das fördert auch das Sättigungsgefühl. Und: Gemeinsam essen tut gut.

 

In Bewegung bleiben und auf das Gewicht achten: Ernährung und körperliche Aktivität gehören zusammen. Die tägliche Bewegung und ein aktiver Alltag fördern die Knochengesundheit und senken das Risiko für Übergewicht sowie viele weitere Krankheiten.

 

Selbstverständlich ist sich die DGE bewusst, dass diese Empfehlungen zusammen eine ideale Situation der Ernährung aufzeigen, die in der alltäglichen Praxis nicht vollständig und nicht immer umgesetzt wird. Doch auch kleine Verbesserungen in der täglichen Ernährung sind ein Schritt in die richtige Richtung. Eine gesunde und ökologisch nachhaltige Ernährung sollte zu mehr als drei Vierteln pflanzliche Lebensmittel enthalten, tierische Lebensmittel sollten maximal ein Viertel ausmachen und damit deutlich weniger verzehrt werden als bisher. Lebensmittel, die mit der Entstehung ernährungsabhängiger Krankheiten verbunden sind, sollten ebenfalls deutlich weniger gegessen werden. Die angemessene Energiezufuhr und die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen sind die Basis für eine gesundheitsfördernde Ernährung. Bei den neuen Empfehlungen wurden dazu die Dimensionen der Umwelt, z. B. Treibhausgasemissionen und Landnutzung, berücksichtigt.

 

Quellen
Gut essen und trinken – DGE stellt neue lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen für Deutschland vor, Presseinformation vom 5.3.2024, https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/gut-essen-und-trinken-dge-stellt-neue-lebensmittelbezogene-ernaehrungsempfehlungen-fuer-deutschland-vor/
Gut essen und trinken – die DGE-Empfehlungen, https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/gut-essen-und-trinken/dge-empfehlungen/


Natives Olivenöl extra und Neuroschutz bei der Trigeminusneuralgie

 

Die äußerst heftigen Schmerzen einer Trigeminusneuralgie können möglicherweise durch die Ernährung beeinflusst werden. Mit der mediterranen Ernährung und vor allem mit guten Aufnahmen von nativem Olivenöl extra könnten einige Symptome verringert werden, wie erstmals eine kleine Studie zeigt.

 

Die Trigeminusneuralgie ist eine chronische Erkrankung, die durch lähmende, plötzlich auftretende Gesichtsschmerzen gekennzeichnet ist. Davon sind Frauen und ältere Menschen häufiger betroffen. Zum Krankheitsbild gehört auch eine sekundäre Trigeminusneuralgie, sie wird vor allem auf eine Entmarkung (Demyelinisierung) der Myelinscheiden (umgeben und schützen viele Nervenfasern) z. B. bei der Multiplen Sklerose zurückgeführt. Obwohl ein möglicher Mechanismus zur Verbesserung der Myelinisierung experimentell nachgewiesen wurde, sind Ernährungstherapien bei den Patienten bisher kaum erforscht. Es gibt einige Hinweise, dass die mediterrane Ernährung zum Neuroschutz beitragen kann. Bei entzündlichen demyelinisierenden Krankheiten des Zentralen Nervensystems wie der multiplen Sklerose wirkt sich die mediterrane Ernährung positiv auf das Krankheitsrisiko und den Schweregrad der Erkrankung aus. Dies wurde in einigen Interventionsstudien belegt, Patienten berichteten vor allem über eine geringere Müdigkeit und verbesserte Lebensqualität.

 

Die mediterrane Kost legt den Schwerpunkt auf Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Vollkornprodukte, Nüsse, Fisch und Olivenöl sowie auf einen geringen Verzehr von Fleisch, Geflügel, Milchprodukten und Rotwein. Besonders das native Olivenöl extra (naturbelassen, höchste Güteklasse) soll durch Bereitstellung von Ölsäure und Bioaktivität der enthaltenen phenolischen Verbindungen zum Neuroschutz beitragen. Die Bildung von Myelin (Grundlage der Markscheiden), das sich aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Öl- und Nervonsäure) zusammensetzt, hängt zum Teil von den Nahrungsquellen der einzelnen Fettsäuren ab. Die Versorgung mit reichlich Ölsäure kann die Myelinisierung fördern und einer Demyelinisierung vorbeugen. Diese Unterstützung kann dazu beitragen, die elektrische Aktivität im Trigeminusnerv zu verbessern. Es wird weiter angenommen, dass Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe) im nativen Olivenöl extra, z. B. durch entzündungshemmende Wirkungen von Oleuropein (Bitterstoff in Olivenblättern) und anderen Substanzen, ebenfalls zum Neuroschutz beitragen. Bei Entzündungen wird besonders die Synthese der Nervonsäuren (Omega-9-Fettsäure) unterdrückt.

 

Möglicherweise können verringerte Entzündungen durch bioverfügbare Polyphenole im nativen Olivenöl extra das Myelin schützen und damit die Schmerzsymptome einer durch Demyelinisierung bedingten Trigeminusneuralgie lindern und die Therapie ergänzen. Für die betroffenen Patienten kann es allerdings herausfordernd sein, ihre Ernährung rigoros umzustellen. Ein erster Schritt könnte sein, eine optimale Menge an nativem Olivenöl extra in die Ernährung aufzunehmen. Eine Gruppe von US-amerikanischen Forschern führte dazu eine kleine Studie durch, um die tägliche Aufnahme von nativem Olivenöl extra und sein Potenzial zur Linderung der Gesichtsschmerzen bei betroffenen Patienten zu prüfen.

 

An der Studie nahmen 52 Frauen (im Durchschnitt 53 Jahre alt) mit Trigeminusneuralgie teil. Nach einer Basiszeit von vier Wochen, u. a. mit Informationen zur Ernährung, wurden die Teilnehmerinnen in zwei Gruppen eingeteilt. Die einen erhielten 12 Wochen lang täglich 60 ml natives Olivenöl extra, die anderen ernährten sich wie gewohnt und ohne zusätzliche Olivenöl-Einnahmen. Alle Frauen füllten täglich einen Fragebogen zur Schmerzintensität aus und gaben dabei auch an, ob sie sich an die Olivenöl-Einnahme hielten. Wöchentlich und monatlich wurden bei allen Befragungen zu ihren Gesichtsschmerzen durchgeführt. Außerdem wurde die Ernährung der Frauen zu Beginn der Studie und im Lauf der Studienzeit beurteilt. 42 Teilnehmerinnen schlossen die Studie ab. In der Gruppe mit dem nativen Olivenöl extra zeigte sich eine signifikante Abnahme in den Gesichtsschmerzen (beeinträchtigte mimische Funktion, Schwere der Schmerzen) im Vergleich zum Studienbeginn. Dagegen gab es in der Kontrollgruppe keinerlei Verbesserungen.

 

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die tägliche Einnahme von nativem Olivenöl extra die Beeinträchtigungen durch die Trigeminusneuralgie verbessern könnte. Ein erhöhter Verzehr von nativem Olivenöl extra könnte eine begleitende Rolle bei der Schmerzlinderung spielen. Dabei wird vermutet, dass längere Interventionen erforderlich sind. Die Forscher machen darauf aufmerksam, dass das in dieser Studie eingesetzte native Olivenöl extra im einzelnen nicht repräsentativ für Olivenöle aus anderen Regionen ist. Olivenöl besteht hauptsächlich aus Triglyzeriden, enthält aber auch kleinere Mengen an Sterolen, Fettalkoholen, Phenole und Vitamin E, wobei die Zusammensetzung sehr variabel ist. Die Zusammensetzung wird z. B. durch den Reifegrad der Oliven und Lagerbedingungen beeinflusst. Die Zusammensetzung der Fettsäuren hängt besonders von Faktoren wie Sorte und Erntejahr, dem geografischen Anbaugebiet und der Art der Extraktion sowie der Wärmebehandlung beim Kochen ab. Auch der jeweilige Gehalt an Ölsäure kann (bis zu mehr als 15 %) schwanken.

 

Die Forscher ziehen das Fazit. Dies ist nach ihren Kenntnissen die erste Studie, in der bei Patienten mit Trigeminusneuralgie tägliche Aufnahmen von nativem Olivenöl extra in Bezug auf die Gesichtsschmerzen untersucht wurde. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Maßnahme Aspekte der Lebensqualität bei den Patienten verbessern kann. Dazu gehören geringere Schmerzen und weniger Beeinträchtigungen der allgemeinen und verbesserte mimische Aktivitäten des täglichen Lebens. Die mögliche Rolle von nativem Olivenöl extra bei der Myelinisierung der Markscheiden, sollte im Zusammenhang mit der entzündungshemmenden mediterranen Ernährung weiter erforscht werden.

 

Quelle
Melissa L. Moreno et al., Daily olive oil intake is feasible to reduce trigeminal neuralgia facial pain: A pilot study. In: Nutrition Research, online 1.2.2024, doi: 10.1016/j.nutres.2024.01.005.


Zink im Lauf des Lebens

 

Das Spurenelement Zink ist für eine große Anzahl an Funktionen im Körper sehr wichtig. Zink ist für das Wachstum und die Gesundheit bis ins hohe Alter von großer Bedeutung.

 

Zink beeinflusst durch seine vielfältigen Funktionen (katalytisch, strukturell, regulatorisch) und als Teil vieler Enzyme und Proteine den Stoffwechsel, die Genexpression, Hormonfunktion, Immunabwehr, das Wachstum und viele Körperprozesse mehr. Allgemein ist der Zinkmangel weltweit eine der häufigsten Formen der Mikronährstoff-Unterernährung. In Deutschland kommen schwere Zinkmängel eher selten vor, eine Unterversorgung mit Zink kann jedoch vorhanden sein. Im Durchschnitt nehmen Frauen hierzulande täglich etwa 8 mg und Männer 11 mg Zink mit ihrer Ernährung auf. Die Empfehlungen für den täglichen Bedarf der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. sind seit 2019 differenziert, abhängig von der Aufnahme von Phytaten (Form der Phytinsäure), die in Pflanzen u. a. Zink binden können, das gilt vor allem für Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide. Das in der Nahrung enthaltene Phytat bindet im Magen-Darm-Trakt Zink, wodurch sich dessen Bioverfügbarkeit verringert. Die empfohlenen Zinkwerte liegen daher bei uns für erwachsene Frauen zwischen 7 bis 10 mg, für Männer bei 11 bis 16 mg, je nach einer niedrigen bis hohen Zufuhr an Phytaten aus der Ernährung.

 

Zink ist vor allem in Rind- und Schweinefleisch, Käse, Milch und Milchprodukten sowie in Eiern reichlich enthalten. Auch Nüsse, Weizen- oder Roggenkeimlinge liefern gute Zinkmengen. Eine schlechtere Zinkversorgung kann bei älteren Menschen, bei chronisch entzündlichen Darmkrankheiten oder auch bei einer streng vegetarischen Ernährung häufiger vorkommen. Die Symptome des Zinkmangels sind vielfältig und unspezifisch, u. a. abhängig vom Alter, Dauer der Zinkdefizite und dem Vorhandensein anderer Erkrankungen. Bei einem schwereren Zinkmangel können kognitive Beeinträchtigungen, wiederkehrende Infektionen und Durchfall, eine verzögerte Wundheilung und verringerte Fortpflanzung zu den Folgen gehören. Eine Gruppe von Forschern aus Großbritannien und den USA stellte die Kenntnisse zur Rolle von Zink für die Gesundheit und zu den Möglichkeiten verbesserter Zinkaufnahmen in der Bevölkerung vor.

 

Neben der bekannten Bedeutung von Zink für das Wachstum von Kindern und die Resistenz gegen Infektionen hat Zink zahlreiche spezifische Aufgaben, zu denen u. a. auch die Regulierung des Glukose-Stoffwechsels gehört. Es gibt immer mehr Nachweise dafür, dass ein Zinkmangel mit einem erhöhten Risiko für kardiometabolische Störungen in Verbindung steht. Zink spielt eine wichtige Rolle bei der Insulinsekretion und der Glukosehomöostase, und ein niedriger Zinkstatus wurde mit einem schwereren Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht. Der Zinkstatus beeinflusst auch den Lipidstoffwechsel, einschließlich der Absorption, der Synthese und des Metabolismus von Fettsäuren. Das wirkt sich auf die zirkulierenden Lipidprofile aus und kann bei zu geringen Aufnahmen das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen. Ein leichterer oder schwer erkennbarer (subklinischer) Zinkmangel kann die allgemeine Dysregulierung der Stoffwechsel-Funktionen und Entzündungen hervorrufen, was z. B. Belastungen durch chronische Krankheiten erhöhen kann.

 

Neuere Meta-Analysen ergaben, dass Teilnehmer mit den höchsten Zinkaufnahmen aus der Nahrung ein um 13 % geringeres Risiko hatten, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Eine niedrig dosierte Ergänzung von Zink konnte signifikant die Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten und Typ-2-Diabetes verringern, einschließlich hoher Nüchtern-Blutzuckerwerte, Insulinresistenz sowie Gesamt- und LDL-Cholesterin. Zink ist außerdem ein Schlüsselelement bei der Reaktion auf den oxidativen Stress. Das beruht zum Teil auf seiner Rolle in der (zinkhaltigen) Superoxiddismutase (Enzym, das Sauerstoffradikale beseitigen kann) und auf Signalfunktionen in zellulären Reaktionen auf den oxidativen Stress. Darüber hinaus reguliert Zink den Gefäßtonus, führt zu einer Entspannung der glatten Gefäßmuskulatur (Vasorelaxation) und kann die Steifigkeit von Blutgerinnseln verringern.

 

Eine gute Zinkversorgung im gesamten Lauf des Lebens kann die Prävention vieler Krankheiten unterstützen. Dagegen sind eine schlechte Ernährung und unzureichende Aufnahmen von Zink aus der Nahrung die Hauptursachen für einen suboptimalen Zinkstatus. Er kann sich langfristig auf chronische Krankheiten auswirken bzw. das Risiko für ihr Entstehen erhöhen. Zink als Nahrungsergänzung kann als gezielte Behandlungs-Strategie bei einem festgestellten Mangel oder prophylaktisch bei einem hohem Mangel-Risiko eingesetzt werden. Die in Nahrungsergänzungen verwendete Form von Zink kann anorganisch (Oxid, Chlorid, Sulfat, Carbonat), organisch (z. B. Aspartat, Citrat, Glukonat, Malat) oder an Aminosäuren (z. B. Histidin, Lysin) gebunden sein. Die chemische Form wirkt sich auf die Löslichkeit und die Aufnahme von Zink aus dem Magen-Darm-Trakt aus, anorganische Formen werden meist besser aufgenommen.

 

Die Art der Aufnahme, nüchtern oder mit einer Mahlzeit, kann sich ebenfalls auf die Resorption von Zink und den Stoffwechsel auswirken. Allgemein sind Nahrungsergänzungen mit Zink eine einfache, kostengünstige Möglichkeit, die Versorgung bei Bedarf zu verbessern. Über andere Maßnahmen der Zinkversorgung, z. B. die Anreicherung von Nahrungsmitteln und Gewürzen oder auch Biofortifikation (Erhöhung der Zinkdichte in Getreidekörnern), wird weiter geforscht.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Erstmals wurde die Bedeutung des Zinkmangels aus einer breiteren Perspektive beleuchtet, angefangen von seiner bekannten Rolle beim Wachstum von Kindern über Infektionen bis zu seiner Schlüsselrolle bei der zunehmenden globalen Belastung durch Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Erwachsenen.

 

Quelle
Nicola M. Lowe et al., Preventing and Controlling Zinc Deficiency Across the Life Course: A Call to Action. In: Advances in Nutrition, online 17.2.2024, doi: 10.1016/j.advnut.2024.100181.


Vitamin D könnte bei einer überaktiven Blase wirksam sein

 

Ein unkontrollierter, starker Harndrang oder der unwillkürliche Urinverlust durch eine überaktive Blase ist eine erhebliche Belastung für die Betroffenen. Ein Mangel an Vitamin D könnte das Risiko für solche Beschwerden erhöhen, dagegen könnten seine Ergänzungen dazu beitragen, die Beschwerden zu verringern.

 

Eine überaktive Blase, auch Reizblase genannt, kann sich auf verschiedene Weise äußern. Das reicht von einem übermäßig starken Harndrang, zum Teil verbunden mit nachtröpfelndem Urin oder unwillkürlichen Blasenentleerungen bis hin zum kontinuierlichen Urinverlust. In Deutschland geht man von mehr als 6 Millionen Menschen aus, die zumindest zeitweise oder häufiger davon betroffen sind. Die Vorkommen einer überaktiven Blase steigen mit dem zunehmendem Alter an. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, z. B. Blasenentzündungen, Harnverlust durch körperliche Anstrengungen, aber auch eingeschränkte Funktionen der Harnblasse, ein geschwächter Beckenboden oder andere Krankheiten. In so manchen Fällen ist die Ursache jedoch unbekannt. Die überaktive Blase wird hauptsächlich mit Medikamenten sowie mit Beckenboden-Gymnastik, Blasentraining oder Methoden der Verhaltenstherapie behandelt.

 

Dabei sind die Symptome der Häufigkeit des Wasserlassens und der Inkontinenz oftmals nur schwer zu beseitigen. Daher sucht man auch nach neuen Ansätzen für die Prävention und Therapie der Reizblase. Möglicherweise können auch einige Mikronährstoffe die Blasenfunktionen beeinflussen. Bisher ist nicht bekannt, ob ein Vitamin-D-Mangel zu einer überaktiven Blase oder zur Harninkontinenz führen kann oder ob Ergänzungen von Vitamin D dazu beitragen können, die Blasensymptome zu lindern. Eine Gruppe von chinesischen Forschern prüfte diese Beziehungen in einem umfassenden, systematischen Review und in einer Metaanalyse der relevanten Studien. Nach einer umfassenden Recherche in den einschlägigen Datenbanken konnten sie 13 Studien prüfen und auswerten. Die Ergebnisse zeigten, dass bei einem Mangel an Vitamin D ein erhöhtes Risiko für eine überaktive Blase und Harninkontinenz beobachtet wurde (OR 4,46).

Der Spiegel von Vitamin D war bei Patienten mit einer überaktiven Blase oder Harninkontinenz relativ niedrig. Auf Grundlage der vorhandenen Daten wurde das Risiko der Harninkontinenz nach einer Ergänzung von Vitamin D um 66 % verringert.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Ein Mangel an Vitamin D erhöht das Risiko für eine überaktive Blase und die Harninkontinenz. Die Ergänzung von Vitamin D kann dazu beitragen, das Risiko der Harninkontinenz zu verringern. Die Entwicklung neuer Strategien zur Vorbeugung oder Linderung von Blasen-Symptomen ist von entscheidender Bedeutung für die Lebensqualität der betroffenen Patienten. Die Ergänzung von Vitamin D könnte sich als wirksame Strategie zur Vorbeugung oder Linderung von Blasensymptomen wie der überaktiven Blase und Inkontinenz durchsetzen.

 

Quelle: 
Qiang Zhang et al., Vitamin D levels and the risk of overactive bladder: a systematic review and meta-analysis. In: Nutrition Reviews, Vol. 82, Nr. 2, 2024, S. 166-175, doi: 10.1093/nutrit/nuad049.


Beerenfrüchte, Darmgesundheit und chronische Nierenkrankheiten

 

Bei chronischen Nierenkrankheiten ist auch die Darmgesundheit beeinträchtigt. Der häufigere Verzehr von Beeren, Heidelbeeren und anderen Beerenfrüchten, könnte sich über verbesserte Darmfunktionen auch auf die chronischen Nierenkrankheiten auswirken.

 

Chronische Nierenerkrankungen sind sehr belastend, sie sind oft mit Aufenthalten im Krankenhaus verbunden und steigern auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Weiter besteht ein direkter Zusammenhang mit einem Ungleichgewicht der Darm-Mikrobiota (Gemeinschaft der Darmbakterien), was als Darm-Dysbiose bezeichnet wird. Dabei nehmen schädliche Bakterien (z. B. Firmicutes, Actinobacteria) zu und die gesunden Bakterien (z. B. Bifidobakterien, Laktobazillen) verringern sich. Dieser Prozess konnte bereits in frühen Krankheits-Stadien beobachtet werden. Damit verbunden ist auch eine erhöhte Darmpermeabilität (Durchlässigkeit der Darmwand) und die gesteigerte Bildung von giftigen Schadstoffen im Harn (urämische Toxine), die mit Entzündungen, dem oxidativen Stress und kardiovaskulären Ereignissen in Verbindung gebracht werden. Weiter können geringe Aufnahmen von Ballaststoffen und einige Medikamente dazu beitragen, die Durchlässigkeit der Darmbarriere zu erhöhen, was zu chronischen Entzündungen führt.

 

Eine gesunde Ernährung trägt dazu bei, die Darm-Mikrobiota positiv zu fördern. Studien zeigten, dass der reichliche Verzehr von Obst, Gemüse und Ballaststoffen die Darmbakterien positiv beeinflussen und urämische Toxine verringern kann. Bioaktive Verbindungen und Mikronährstoffe in der Nahrung, darunter Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe), die Vitamine E und A sowie Zink, Polysaccharide, mehrfach ungesättigte Fettsäuren und die Aminosäure Glutamin könnten möglicherweise schädliche Wirkungen, die mit einer gestörten Darm-Mikrobiota verbunden sind, bei chronischen Nierenkrankheiten senken. Zu den Lebensmitteln mit antioxidativen Eigenschaften gehören Beerenfrüchte (Heidelbeeren, Cranberries, Himbeeren, Erdbeeren), die reich an phenolischen Verbindungen, Flavonoiden, Tanninen, Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen sind. Neuere Studien zeigten, dass sie für die Gesundheit der Darm-Mikrobiota wesentlich sind.

 

Sie können dazu beitragen, das Wachstum und die Fülle der nützlichen Darm-Mikroorganismen zu erhöhen, auf bestimmte Bakterienarten positiv einwirken und die Bildung kurzkettiger Fettsäuren fördern. So wirken z. B. Heidelbeeren als Modulator der Darm-Mikrobiota, indem sie Proteine fördern, die an der Bildung der Darmschleimhaut beteiligt sind. Beerenfrüchte könnten daher eine Strategie sein, um die Darm-Mikrobiota und Dysbiose bei chronischen Nierenkrankheiten zu beeinflussen, doch bisher gibt es dazu nur wenige Studien. Eine Gruppe von Forschern aus den USA stellte dazu die aktuellen Kenntnisse vor.

 

Der Verzehr von Obst gilt seit langem als eine vielversprechende Strategie zur Verringerung des Risikos chronischer Krankheiten, einschließlich von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und dem metabolischen Syndrom. Beerenfrüchte erhielten aufgrund ihrer positiven Wirkungen auf den oxidativen Stress, Entzündungen, endotheliale Dysfunktionen (gestörte Funktionen der Innenschicht von Blutgefäßen), Arterienverkalkung und Insulinempfindlichkeit eine besondere Aufmerksamkeit. Diese positiven Wirkungen werden zum Teil mit ihrem hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen in Verbindung gebracht. Es gibt zunehmend Nachweise dafür, dass sie sich an bakterielle Zellmembranen im Darm binden können, was deren Funktionen verändert und die Modulation der Darm-Mikrobiota fördert. Darüber hinaus gelten Beerenfrüchte als eine gute Quelle für Ballaststoffe, die über präbiotische Effekte (fördern die Ernährung gesunder Darmbakterien) und die Bildung kurzkettiger Fettsäuren mit positiven Wirkungen auf die Darm-Mikrobiota in Verbindung gebracht werden.

 

Es gibt Hinweise, dass verschiedene Beerenfrüchte die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und den Stoffwechsel verbessern. Wir stellen hier als Beispiel die Wirkungen von Heidelbeeren in Bezug auf chronische Nierenkrankheiten kurz vor. Heidelbeeren sind reich an sekundären Pflanzenstoffen(z. B. Anthocyanen) und eine gute Quelle für organische Säuren, Mineralien und Pektin (pflanzliches Polysaccharid). Extrakte aus Heidelbeeren werden als Nahrungsergänzung zur Verringerung von Entzündungen und des oxidativen Stresses eingesetzt. Neuere (experimentelle) Studien zeigten, dass ihr Verzehr den bakteriellen Stoffwechsel verändern könnte. Dazu gehört, dass sie schädliche Wirkungen einer fettreichen Ernährung auf die Immunzellen im Darm senken und die Darmschleimheit ebenso wie die Darm-Mikrobiota verbessern könnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Beerenfrüchte gelten als eine gute Quelle für Polyphenole und andere Mikronährstoffe, die sich positiv auf die Darm-Mikrobiota auswirken können. Insgesamt zeigen die Erkenntnisse, dass Beerenfrüchte die Darmgesundheit erhöhen können, indem sie die Häufigkeit von schleimproduzierenden Bakterien und kurzkettigen Fettsäuren beeinflussen. Sie fördern auch die Zunahme von Metaboliten (Abbauprodukte im Stoffwechsel), die für eine verbesserte Vielfalt der Darm-Mikrobiota verantwortlich sind. Studien über die Beerenmenge, die zu diesen Wirkungen führt, zeigten bisher heterogene Ergebnisse. Es ist jedoch bekannt, dass bereits mit 5 mg/Tag einige positive Effekte in Tierstudien beobachtet wurden. Dies könnte auch eine mögliche Strategie für Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten sein, doch bisher fehlt es dazu an Studien-Nachweisen bei den Patienten. Die Beziehungen zwischen Beerenfrüchten und chronischen Nierenkrankheiten sollten weiter erforscht werden, um eine bessere Lebensqualität der Patienten zu fördern.

 

Quelle: 
Karen S. Coutinho-Wolino et al., Blueberry, cranberry, raspberry, and strawberry as modulators of the gut microbiota: target for treatment of gut dysbiosis in chronic kidney disease? From current evidence to future possibilities. In: Nutrition Reviews, Vol. 82, Nr. 2, 2024, S. 248-261, doi: 10.1093/nutrit/nuad048.


Ernährungsabhängige Krebskrankheiten nehmen weltweit zu

 

Die Bevölkerung wächst weltweit und wird immer älter, damit steigt auch die Belastung durch Krebskrankheiten stärker an. Dazu können ungesunde Ernährungsweisen beitragen, die das Risiko für einige Krebskrankheiten erhöhen. In einer Studie untersuchten Forscher die Wirkungen der Ernährung auf die Krebsbelastung und stellten Ansätze zur Risikosenkung vor.

 

Die Zahl neuer Krebsfälle schätzte man für das Jahr 2020 auf 19,3 Millionen, bis 2040 werden zur Zeit 28,4 Millionen neuer Krebsfälle prognostiziert. Zwar ist die Rate der mit Krebskrankheiten verbundenen Behinderungen und Todesfälle gesunken, doch es gibt einen kontinuierlichen Anstieg der Krebsfälle von 1990 bis 2019, was den weiter steigenden Trend für die nächsten Jahre vorgibt. Zu den Ursachen für Krebskrankheiten gehört neben vielen Faktoren auch eine ungesunde Ernährung. Dazu gehört vor allem der Verzehr von stark fett-, kohlenhydrat- und salzhaltigen Lebensmitteln, während auf die gute Versorgung mit Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe etc.) und Ballaststoffen weniger geachtet wird. Ungesunde Ernährungsweisen tragen zur täglichen Anhäufung von Karzinogenen im Körper bei.

 

Es gibt seit langem überzeugende Nachweise, dass die Ernährung bei der Entstehung von Krebs eine herausragende Rolle spielt. Bei der Verarbeitung von Fleisch entstehen z. B. schädliche Bestandteile wie heterozyklische Amine, Natrium, Nitrit und Nitrosamine, ein übermäßiger Verzehr wirkt sich nachteilig auf die Gesundheit aus. Bei starker Erhitzung von Fleisch und Gemüse (z. B. Kartoffeln etc.) kann sich das Krebsrisiko durch die Freisetzung des Karzinogens Acrylamid erhöhen. Bei der Ernährung handelt es sich jedoch um einen veränderlichen Risikofaktor, alle Maßnahmen, die sich auf eine gesündere Ernährung richten, können dazu beitragen, die Belastung durch Krebskrankheiten zu senken.

 

Bislang wurden nur wenige Studien in Bezug auf die ernährungsabhängigen Krebsarten durchgeführt. Dabei wurde aufgrund der geringen Datenlage auch nur selten der Verzehr bestimmter Lebensmittel berücksichtigt. Es gibt jedoch seit Anfang der 1990er Jahre eine grundlegende Untersuchung zur Ernährung und ihren Beziehungen zu Krankheiten mit dem Projekt „Global Burden of Disease“ aus den USA mit weltweiten Untersuchungen. 2019 wurden neun ernährungsbedingte Risikofaktoren (rotes und verarbeitetes Fleisch, Vollkornprodukte, Milch, Ballaststoffe, Obst, Gemüse, Salz und Kalzium) ermittelt, die sich bei übermäßiger oder aber zu geringer Zufuhr als für die Krankheitslast entscheidend erwiesen haben. Eingeschätzt wurde dies durch Beziehungen zwischen den Vorkommen von Krankheiten, einschließlich Todesfälle, und einer Maßeinheit für die Lebensqualität (DALY, disability-adjusted life year), die für 369 Krankheiten und Verletzungen, 286 Todesursachen und 87 Risikofaktoren in 204 Ländern und Territorien von 1990 bis 2019 untersucht wurden. Auf der Basis dieser Daten veröffentlichte die „Global Burden of Disease“-Gruppe 2022 einen Sonderbericht zum Ernährungsverhalten, der erstmals Schätzungen der täglichen Aufnahmen von 15 belastenden Lebensmittelgruppen in Bezug auf Krebskrankheiten vorstellte.

 

Mit ungünstigen Ernährungsweisen wurden vor allem der Brustkrebs, Dickdarm- und Enddarmkrebs, Luftröhren-, Bronchial- und Lungenkrebs sowie der Speiseröhren- und Magenkrebs in Verbindung gebracht. Der Brustkrebs wird besonders mit einer Ernährung verbunden, die einen hohen Anteil an rotem Fleisch enthält. Beim Dickdarm- und Enddarmkrebs wirken sich ein hoher Anteil an rotem und verarbeitetem Fleisch und eine geringe Aufnahme von Kalzium, Milch, Vollkornprodukten und Ballaststoffen belastend aus. Der Luftröhren-, Bronchial- und Lungenkrebs wurde mit einem geringen Anteil an Obst und der Speiseröhrenkrebs mit geringen Aufnahmen von Gemüse und Obst verbunden. Beim Magenkrebs gehörte ein hoher Anteil an Salz (Natrium) zu den Risikofaktoren. Die Beziehung zwischen Belastungen der Lebensqualität und altersabhängigen Sterberaten war bei Männern höher als bei Frauen (9,68 gegenüber 5,79 bzw. 213,16 gegenüber 129,18). Darüber hinaus war die ernährungsbedingte Krebsbelastung in Regionen mit einem höheren soziodemografischen Index höher als in Regionen mit niedrigerem soziodemografischen Index.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Ungesunde Ernährungsweisen haben einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Krebskrankheiten, wobei der größte Anteil auf den Dickdarm- und Enddarmkrebs entfällt. Ein erhöhter Verzehr von Vollkornprodukten, Milch, Ballaststoffen, Kalzium, Gemüse und Obst sowie der verringerte Verzehr von rotem und verarbeiteten Fleisch und Salz tragen wesentlich zu einer geringeren Krebsbelastung bei. Das Bewusstsein für eine gute Ernährung und ihren positiven Einfluss auf die Gesundheit, einschließlich des geringeren Risikos für ernährungsabhängige Krebskrankheiten, sollte sowohl auf Seiten der Lebensmittelproduktion als auch in der allgemeinen Bevölkerung stärker gefördert werden.

 

Quelle 
Shaohong Luo et al., Dietary consumption trend and its correlation with global cancer burden: A quantitative and comprehensive analysis from 1990 to 2019. In: Nutrition, Vol. 117, Nr. 1, 2024. doi: 10.1016/j.nut.2023.112225.


Carotinoide beeinflussen den Schlaf

 

Schlafstörungen nehmen weltweit zu, viele Faktoren sind daran beteiligt, das gilt auch für die Ernährung. Carotinoide, die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sind, könnten bei guten Aufnahmen dazu beitragen, die Schlafqualität zu verbessern.

 

Der Schlaf wurde als ein natürlich wiederkehrender Zustand von Körper und Geist gekennzeichnet, mit einem herabgesetzten Bewusstsein, relativ gehemmten sensorischen Aktivitäten, Hemmung fast aller willkürlichen Muskeln und reduzierter Interaktion mit der Umgebung. Der Schlaf ist für die Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit von wesentlicher Bedeutung. Zu einem gesunden Schlafmuster gehören etwa 7 bis 8 Stunden Schlaf täglich, keine oder seltene Symptome der Schlaflosigkeit und keine häufigere Müdigkeit tagsüber. In modernen Gesellschaften und mit einem veränderten sozioökonomischen Umfeld und Lebensstil sind eine verkürzte Schlafdauer inzwischen jedoch weit verbreitet, was die Schlafqualität belasten kann. Allgemein gilt, dass sowohl anhaltend zu kurze als auch zu lange Schlafzeiten die Gesundheit beeinträchtigen und das Risiko für chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Depressionen erhöhen können.

 

Zu den möglichen Ursachen und Risikofaktoren für eine abnormale Schlafdauer gehört auch die Ernährung, sie wurde in epidemiologischen Studien mit der Schlafdauer und anderen Merkmalen in Verbindung gebracht. Eine Studie ergab z. B., dass Gemüse und Obst einen großen Anteil an der positiven Beziehung zwischen der gesunden Ernährung und dem Schlaf haben. Dabei spielen die Carotinoide (sekundäre Pflanzenstoffe) eine besondere Rolle. Sie sind eine Gruppe orangefarbener, gelber oder roter, fettlöslicher Pigmente, die reichlich in pflanzlicher Kost vorkommen. Am bekanntesten ist Beta-Carotin, doch es gibt weitere Carotinoide, die gesundheitlich vorteilhaft sind (Alpha-Carotin, Beta-Kryptoxanthin, Lykopin/Lutein, Zeaxanthin). Carotinoide könnten mit ihren antioxidativen, antientzündlichen und immunstärkenden Eigenschaften auf den Schlaf einwirken. Eine Studie legte z. B. nahe, dass ein erhöhter Verzehr von Carotinoiden mit einem geringeren Risiko für Einschlafstörungen und schlechte Schlafqualität verbunden war.

 

Doch bisher gibt es über die Beziehung zwischen Carotinoiden und der Schlafdauer nur wenige Studien. Eine Gruppe chinesischer Forscher untersuchte daher den Zusammenhang zwischen der Zufuhr von Carotinoiden mit der Schlafdauer. Sie prüften auch, ob eine höhere Zufuhr von Carotinoiden das Risiko für eine abnorme Schlafdauer verringern kann.

 

Die Forscher nutzten die Daten von 23.000 Erwachsenen, die an der großen US-amerikanischen Studie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey, 2007-2018) teilgenommen hatten. Ihre Gesundheit wurde im Lauf der langen Studienzeit in verschiedenen Abständen untersucht. Für alle Teilnehmer lagen Informationen über ihre Ernährung und die Aufnahme verschiedener Carotinoide vor, außerdem hatten sie Angaben zur Schlafdauer und zu ihrem Lebensstil etc. gemacht. Nach der Menge der verzehrten Carotinoide wurden die Teilnehmer in drei Gruppen (niedrig bis hoch) eingeteilt. Ihre Schlafdauer wurde in kurz (< 7 h/Nacht), optimal (7-8 h/Nacht) und lang (> 8 h/Nacht) eingeteilt. Es zeigte sich, dass Teilnehmer mit einer höheren Zufuhr von Alpha- und Beta-Carotin, Beta-Kryptoxanthin, Lykopin, Lutein/Zeaxanthin vorwiegend eine normale Schlafdauer hatten, sie schliefen seltener zu kurz oder zu lang.

 

Es zeigte sich eine positive U-förmige Beziehung zwischen der Schlafdauer und der Aufnahme von Carotinoiden. Dabei zeigten sich in Bezug auf den Schlaf einige Unterschiede. Beta-Kryptoxanthin sowie Lutein/Zeaxanthin waren die wichtigsten Faktoren, die mit dem verringerten Risiko einer kurzen Schlafdauer verbunden waren. Dagegen waren Beta- und Alpha-Carotin sowie Beta-Kryptoxanthin die Hauptfaktoren für das geringere Risiko einer längeren Schlafdauer. Der Effekt zwischen den Carotinoid-Aufnahmen und der Schlafdauer schwächte sich allerdings nach der Anpassung an andere gesundheitliche Faktoren leicht ab.

 


Die Beziehung zwischen Carotinoiden und der Schlafqualität könnte durch mehrere Mechanismen erklärt werden. In einer neueren Studie zeigte sich, dass ein ungünstiges Verhältnis zwischen Prooxidantien und Antioxidantien, das zu oxidativem Stress führt, bei Kurzschläfern deutlich höher ist. Gute Aufnahmen von Carotinoiden könnten Kurzschläfern durch ihre ausgeprägten antioxidativen Eigenschaften möglicherweise helfen, die Schlafdauer zu verbessern. Eine lange Schlafzeit wurde mit einem Anstieg der Marker für systemische Entzündungen verbunden. Carotinoide können dazu beitragen, den Entzündungs-Status zu beeinflussen und davon abhängige Reaktionen zu verringern.

 

Carotinoide sind außerdem wichtige Vorstufen von Vitamin A. Eine Studie zeigte, dass ein Vitamin-A-Mangel zu einer Störung im Schlafrhythmus, besonders beim sogenannten slow wave sleep (langsam-welliger Schlaf) führen kann. Darüber hinaus wurde ein höherer Konsum von Carotinoiden mit einem geringeren Risiko für Fettleibigkeit, Depressionen und Typ-2-Diabetes etc. verbunden, wobei es bidirektionale Beziehungen mit der Schlafdauer gibt. 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Studie zeigte, dass Teilnehmer mit einer optimalen Schlafdauer mit ihrer Nahrung mehr Carotinoide aufnahmen. Das galt im Vergleich zu Teilnehmern mit einer ungünstigen, kürzeren oder längeren Schlafdauer, die mit Carotinoiden schlechter versorgt waren. Die Beziehungen zwischen Carotinoiden und dem Schlaf sollten künftig weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: 
Neben Beta-Carotin werden auch andere Carotinoide zur Nahrungsergänzung angeboten. Sie sind auch in vielen speziellen Multi-Präparaten für verschiedene gesundheitliche Wirkungen enthalten. 



 

Quelle: 
Ming-Gang Deng et al., Relationship between dietary carotenoid intake and sleep duration in American adults: a population-based study. In: Nutrition Journal 22, 68, online 8.12.2023, doi: 10.1186/s12937-023-00898-x.


Vitamin B6, Folat und Omega-3-Fettsäuren bei Migräne

 

Höhere Aufnahmen einiger Mikronährstoffe, der B-Vitamine B6 und Folat sowie der Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen, könnten das Risiko für die Migräne verringern und die Prävention unterstützen.

 

Die Migräne ist eine Form von chronischen Kopfschmerzen, die in Episoden anfallsartig auftreten. Diese neurologische Erkrankung ist weltweit verbreitet, die Vorkommen steigen in den Industrieländern weiter an. Frauen sind von Migräne häufiger betroffen als Männer, das gilt vor allem für jüngere Frauen bis zum mittleren Alter. Bei häufigeren und schwereren Migräneattacken gibt es Möglichkeiten der Vorbeugung mit bestimmten Medikamenten, die jedoch oft nur begrenzt wirksam sind (Ansprechraten 40 bis 50 %). Zur Vorbeugung sind auch einige nicht-medikamentöse Mittel hilfreich, das gilt z. B. für regelmäßigen Ausdauersport, Entspannungsmethoden und Stressabbau. Einige Studien zeigten, dass auch die Ernährung mit der Migräne in Verbindung steht. Bestimmte Mikronährstoffe könnten die Prävention und Therapie der Migräne erleichtern, das gilt besonders für die B-Vitamine, die eng mit dem (peripheren und zentralen) Nervensystem verbunden sind. Man vermutete, dass Störungen der Nerven und Blutgefäße (neurovaskuläres Endothel), die durch erhöhte Homocystein-Spiegel verursacht werden, zu Migräne führen können.

 

Dabei könnten die B-Vitamine B6 (Pyridoxin) und Folat eine besondere Rolle spielen. Vitamin B6 ist ein wichtiger Co-Faktor beim Stoffwechsel von Homcystein (im Übermaß schädliche Aminosäure), das gilt vor allem für seine aktive Form Pyridoxalphosphat. In einer Studie mit von Migräne betroffenen Frauen wurde berichtet, dass die Ergänzung von Vitamin B6 im Vergleich zu einem Placebo den Homocystein-Spiegel signifikant senken und die Schwere der Kopfschmerzen sowie die Belastung der Patientinnen verringern konnte. Auch Folat beeinflusst den Homocystein-Stoffwechsel, bei einem Mangel sind die Homocystein-Werte tendenziell erhöht. Es zeigte sich, dass die Einnahme von Folat Homocystein senken kann. Eine Studie ergab z. B., dass bei 95 Migräne-Patienten, die drei Monate lang Folat und Vitamin B6 (Pyridoxin) mit der Nahrung zu sich nahmen, der Schweregrad der Migräne sowie die Häufigkeit und Dauer der Kopfschmerzen deutlich abnahmen.

 

Folat unterstützt außerdem den Energiestoffwechsel in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen), mitochondriale Dysfunktionen wurden bei Migräne-Patienten beobachtet. Bisher wurden die Beziehungen von Vitamin B6 und Folat zur Migräne in der allgemeinen Bevölkerung kaum untersucht. Eine Gruppe chinesischer Forscher nutzte dafür nun die Daten der großen US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Survey), um diese Beziehungen zu prüfen. Von 1999 bis 2004 wurden die Gesundheit und Ernährung von erwachsenen Teilnehmern ab 20 Jahren umfassend untersucht. Einbezogen in die aktuelle Untersuchung wurden rund 7.000 Teilnehmer, von denen 1.350 Migräne-Patienten waren, die in den letzten drei Monaten unter schweren Kopfschmerzen oder Migräne gelitten hatten. Im Vergleich zu den nicht davon betroffenen Teilnehmern waren die Migräne-Patienten tendenziell jünger und weiblich.

 

Die Auswertungen zeigten, dass es bei geringen Aufnahmen von Vitamin B6 und Folat einen Zusammenhang mit schweren Kopfschmerzen oder der Migräne gibt. Weiter wurde eine signifikante Interaktion zwischen einer hohen Aufnahme von Vitamin B6 und Folat mit einem geringeren Migräne-Risiko beobachtet (B6 ≥ 2,39 mg/Tag, Folat ≥ 502,01 µg/Tag). Dies deutet darauf hin, dass die Kombination der beiden Nährstoffe zur Vorbeugung von Migräne nützlich sein könnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie zeigte, dass höhere Aufnahmen von Vitamin B6 und Folat signifikant mit einem geringeren Risiko für schwere Kopfschmerzen oder Migräne in Verbindung stehen. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass sie bei der Senkung des Migräne-Risikos synergistisch wirken. Angemessen erhöhte Aufnahmen von Vitamin B6 und Folat können bei Erwachsenen, die unter Migräne leiden, zur Vorbeugung beitragen. 

Auch die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen mit der Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) gelten als ein vielversprechendes Mittel zur Vorbeugung bei Migräne. Das zeigt eine neue Meta-Analyse von Forschern aus Taiwan. Sie verglichen die Wirksamkeit und Akzeptanz verschiedener Dosierungen von EPA und DHA im Vergleich mit anderen medikamentösen Interventionen bei Migräne.

 

Analysiert wurden 40 relevante (randomisierte, kontrollierte) Studien, daran waren rund 6.600 Teilnehmer (im Durchschnitt 35 Jahre alt, 79 % Frauen) mit Diagnosen einer episodischen oder chronischen Migräne eingeschlossen. Geprüft wurden Veränderungen in der Häufigkeit von Migräne sowie die Akzeptanz der jeweiligen Maßnahmen bzw. ihr Abbruch aus verschiedenen Gründen. Untersucht wurden die Ansprechraten, Veränderungen im Schweregrad der Migräne, die Häufigkeit des Gebrauchs von Medikamenten im Notfall und unerwünschte Ereignisse. Die Auswertungen zeigten, dass im Vergleich zu Placebos die Ergänzung mit hochdosierten Omega-3-Fettsäuren die stärkste Abnahme in der Häufigkeit und im Schweregrad der Migräne erreicht wurde. Die Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren hatten von allen untersuchten vorbeugenden Maßnahmen die günstigsten Akzeptanz-Raten. 



 

Die Forscher ziehen das Fazit:

Diese Studie liefert überzeugende Belege dafür, dass eine hochdosierte Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) als ein Mittel der ersten Wahl zur Migräne-Prophylaxe angesehen werden kann. Mit EPA und DHA wurden bei Migräne die beste Wirksamkeit und Akzeptanz aller Maßnahmen erreicht.

 



Unser Tipp: 
B-Vitamine (8 Vitamine) werden zur Nahrungsergänzung oft zusammen empfohlen, sind aber auch einzeln, z. B. als Vitamin B6 in der aktiven Form (Pyridoxal-5-Phosphat) oder Folsäure, verfügbar. Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) gibt es in verschiedenen, gut verträglichen Dosierungen. Auf eine gute Qualität sollte immer geachtet werden. Hochdosierte Nahrungsergänzungen sollten nur nach therapeutischer Empfehlung eingenommen werden.

 

Quelle:
Sheng Tian et al., Vitamin B6 and folate intake are associated with lower risk of severe headache or migraine in adults: An analysis based on NHANES 1999-2004. In: Nutrition Research, Vol. 121, Januar 2024, S. 51-60, doi: 10.1016/j.nutres.2023.11.008. 
Ping-Tao Tseng et al., High Dosage Omega-3 Fatty Acids Outperform Existing Pharmacological Options for Migraine Prophylaxis: A Network Meta Analysis. In: Advances in Nutrition, online 16.12.2023, doi: 10.1016/j.advnut.2023.100163.


Gesund essen in Deutschland − oft mehr Wunsch als Wirklichkeit

 

Eine gesunde Ernährung fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden. Ob und wie die tatsächliche Ernährung dies erfüllt, das prüft die Techniker-Krankenkasse in regelmäßigen Abständen in repräsentativen Umfragen. Die aktuellen Ergebnisse der jüngsten Umfrage zu „Iss was, Deutschland!“ liegen vor und zeigen: Lecker soll das Essen vor allem sein − und natürlich auch gesund.

 

In der TK-Ernährungsstudie wurden bundesweit 1.704 Erwachsene ab 18 Jahren im Mai 2023 ausführlich zu ihrer Ernährung und dem Trinkverhalten befragt: Lecker und gesund soll es vor allem sein. Der Genuss ist für 99 % der Befragten das Wichtigste beim Essen. Immerhin legen 92 % auch Wert auf eine gesunde und 77 % auf eine nachhaltige Ernährung. Der Verzehr von biologischen, saisonalen Produkten und regionaler Erzeugung ist für 77 % der Befragten sehr wichtig. Fragt man jedoch näher nach der gewohnten Ernährung, dann wird deutlich, dass vieles an diesen positiven Aussagen oft mehr Wunsch als Wirklichkeit ist. Eine gesunde Ernährung wird jedenfalls im Alltag nicht regelmäßig bzw. viel zu selten umgesetzt.

 

Auch wenn seit langem bekannt ist, dass eine pflanzliche Ernährung sehr gesund ist, so bleibt der Verzicht auf Fleisch für die meisten Menschen eine Ausnahme. 78 % der Befragten essen regelmäßig Fleisch, 73 % tun dies mehrmals pro Woche. Zwar ist der Anteil der regelmäßigen Fleischesser im Vergleich zur Befragung von 2017 um 6 % gesunken, doch insgesamt nach wie vor zu hoch. Wenig Fleisch und überwiegend pflanzlich ernähren sich 17 % der Bevölkerung, 2 % sind Pescatarier, essen kein Fleisch, jedoch Fisch und andere tierische Produkte wie Milch und Eier. 2 % ernähren sich komplett vegetarisch und nur 1 % ernährt sich vegan. Frauen bevorzugen stärker eine pflanzliche Ernährung, jede vierte ernährt sich überwiegend vegetarisch, bei den Männern tut das nur jeder Zehnte. Viel zu wenig Menschen essen außerdem täglich frisches Obst und Gemüse, was allgemein von Frauen stärker bevorzugt wird.

 

Dabei gibt es Unterschiede in den Altersgruppen. Von den 18- bis 39-Jährigen essen nur 49 % täglich Obst und Gemüse, bei den 40-bis 59-Jährigen sind es 56 %, am besten schneiden die über 60-Jährigen mit 70 % ab. Insgesamt essen 69 % der Frauen und nur 49 % der Männer täglich Obst und Gemüse, das heißt rund 40 % der Menschen essen weniger pflanzliche Kost als empfohlen. Einige Defizite gibt es auch bei den Getränken. Ein Teil der Frauen (33 %) und der älteren Menschen ab 60 Jahren (42 %) trinken zu wenig. Sie kommen nicht auf die empfohlenen 1,5 Liter an Wasser oder anderen kalorienfreien Getränken pro Tag.

 

Bei der Nachhaltigkeit der Ernährung liegen Wunsch und Wirklichkeit recht deutlich auseinander. 60 % finden es schwierig zu erkennen, welche Produkte nachhaltig sind oder empfinden sie als zu teuer. Für knapp ein Drittel spielt die Nachhaltigkeit eine eher geringe Rolle, sie glauben nicht, dass man durch das persönliche Essverhalten etwas damit bewirken kann. Die Nachhaltigkeit ist ihnen in der Ernährung daher nicht so wichtig, oder sie geben an, dass in ihrer Umgebung die Möglichkeiten fehlen, nachhaltige Produkte zu kaufen. 2020 wurde in Deutschland der NutriScore eingeführt, er gibt mit einer Kategorie von A (am besten) bis zu E (am schlechtesten) den Nährwert von industriell verarbeiteten Lebensmitteln an, ist jedoch noch nicht bei allen Fertigwaren angegeben. Die Beachtung des NutriScores könnte beim Einkauf die gesündere Auswahl von Lebensmitteln unterstützen. Doch bisher nutzen nur 38 % der Befragten hin und wieder oder häufig den NutriScore, 59 % kannten ihn nicht. Auf die Frage, was denn die einzelnen Personen von einer gesünderen Ernährung abhält, wurden mehrere Gründe genannt. Dazu gehören vor allem die fehlende Zeit und Ruhe, das Durchhaltevermögen sowie die Probleme bei der Vereinbarung von einer gesunden Ernährung mit dem Beruf.

 

Schon seit Jahren machen Ernährungsfachleute immer wieder darauf aufmerksam: Viele Deutsche essen regelmäßig zu viel, zu fett, zu süß und zu ungesund. Das gilt für zu hohe Anteile von industriell stark verarbeiteten Produkten (Fertig-, Wurstwaren, Snacks, zuckerhaltige Getränke etc.). Zu den langfristigen Folgen gehören Übergewicht (ab BMI 25) oder gar Adipositas (ab BMI 30) sowie von der Ernährung abhängige Krankheiten. Dazu gehören z. B. der Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland ist übergewichtig oder gar adipös, das zeigen die Ergebnisse offizieller Körpermaß-Untersuchungen. In der TK-Ernährungsstudie schätzten sich jedoch nur 31 % der Befragten als übergewichtig ein. Im Rahmen dieser Befragung wurden die Teilnehmer nicht gewogen. Es bleibt zu vermuten, dass so manch einer sich seines tatsächlichen Übergewichts nicht bewusst ist.

 

Insgesamt spiegelt sich im Alltag vieler Menschen in Deutschland der Wunsch nach einem leckeren, gesunden und nachhaltigen Essen noch zu wenig wieder. Zu den beliebtesten Gerichten gehören immer noch die bürgerliche Hausmannskost und viele Nudelgerichte, die meist reichlich Fett und Kohlenhydrate enthalten. Nach wie vor beliebt ist auch der Griff zu Süßigkeiten, Chips und anderen Snacks. Das Motto der Studie „Iss was Deutschland“ sollte künftig von mehr Menschen weiter gefasst werden: Iss was (Gesundes), Deutschland!

 

Unser Tipp: 

Eine ausgewogene, gesunde Ernährung versorgt mit vielen wichtigen Mikronährstoffen, die für gute Körperfunktionen wichtig sind und präventiv wirken können. Bei Bedarf können Nahrungsergänzungen die Versorgung unterstützen, einzeln oder mit komplexen Formeln von Mikronährstoffen für verschiedene Bedürfnisse.

 

Quelle:
Techniker-Krankenkasse (Herausgeber), Iss was, Deutschland!, 2023.