Antioxidative Mikronährstoffe unterstützen die männliche Fertilität

 

Die männliche Fruchtbarkeit kann durch einen erhöhten oxidativen Stress, der sich auf die Spermaqualität auswirkt, beeinträchtigt werden. Eine gute Versorgung mit antioxidativen Mikronährstoffen kann die männliche Fruchtbarkeit fördern.

 

Unfruchtbarkeit wird als die Unfähigkeit eingestuft, nach einem Jahr mit regelmäßigem, ungeschützten Geschlechtsverkehr schwanger zu werden. Davon sind weltweit etwa 17,5 % der erwachsenen Bevölkerung betroffen. Der Grund für die ausschließliche Unfruchtbarkeit liegt bei den Männern zwischen 10 bis 30 %. Tatsache ist, dass sich bei ihnen in den letzten Jahrzehnten die Spermienzahl (um etwa 50 %) verringert hat. Einen wichtigen Einfluss auf die männliche Unfruchtbarkeit haben Sauerstoffradikale (reaktive Sauerstoffspezies, ROS), Moleküle mit einer großen chemischen Reaktionsbereitschaft. Sie fördern zelluläre Prozesse wie die Spermatogenese, einschließlich Wachstum, Differenzierung, Zellteilung (meiotische Progression) und Reifung der Samenzellen sowie die Befruchtung der Eizelle. Kommen ROS im männlichen Fortpflanzungssystem jedoch übermäßig vor, kann dies zum oxidativen Stress führen, der durch ein Ungleichgewicht zwischen der ROS-Produktion und der antioxidativen Abwehr des Körpers entsteht.

 

Die Fähigkeit zur antioxidativen Abwehr, z. B. durch Enzyme wie Superoxiddismutase, Katalase und Glutathion, ist in den Hoden und im Sperma begrenzt. Die Spermien sind durch ihren hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und der begrenzten antioxidativen Abwehr besonders anfällig für oxidative Schäden, die sich negativ auf ihre Beweglichkeit und Lebensfähigkeit auswirken. Der oxidative Stress gilt daher als ein Schlüsselfaktor, der zum Rückgang der männlichen Fruchtbarkeit beiträgt. Er wird bei vielen unfruchtbaren Männern (bei 30 bis zu 80 %) festgestellt. Ergänzungen mit antioxidativ wirkenden Mikronährstoffen können eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Unfruchtbarkeit spielen, indem sie freie Radikale neutralisieren und Zellschäden verhindern. Zu den bei männlicher Unfruchtbarkeit möglicherweise wirksamen Antioxidantien gehören vor allem die Aminosäure L-Carnitin, L-Glutathion (Tripeptid aus den Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein, Glycin), sowie Coenzym Q10, Selen und Zink. Eine Gruppe französische Forscher stellte die aktuellen Kenntnisse zur Ergänzung von Antioxidantien und ihre Wirkungen auf die männliche Fruchtbarkeit vor.

 

Ergänzungen von Antioxidantien können bei unzureichender oder mangelnder Versorgung die männliche Fruchtbarkeit verbessern. Dabei können die einzelnen Antioxidantien teils spezifische Funktionen beim Schutz der Zellen und bei der Erhaltung der Fruchtbarkeit übernehmen. L-Carnitin ist eine natürliche Aminosäuren-Verbindung (Lysin, Methionin), die beim Transport von Fettsäuren in die Mitochondrien der Zellen eine entscheidende Rolle bei der Energieerzeugung spielt. In neueren Studie zeigte sich, dass L-Carnitin die Spermienzahl, ihre Form und Beweglichkeit (Morphologie, Motilität) verbessert und auch die Spiegel von Testosteron und dem luteinisierenden Hormon erhöht. Das Vitaminoid Coenzym Q10 (CoQ10) spielt eine entscheidende Rolle bei der Energieerzeugung in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen). Eine neuere Studie zeigte, dass CoQ10 die Spermien-Beweglichkeit bei Patienten mit dem OAT-Syndrom (Oligoasthenoteratozoospermie) und die dadurch eingeschränkte Fertilität verbesserte.

 

Das häufigste Mineral in der menschlichen Samenflüssigkeit ist Zink, das hier auch höher konzentriert ist als im Blut. Ein Zinkmangel kann zur gestörten Spermatogenese (Prozess der Spermienproduktion), einem verringerten Testosteronspiegel und einer insgesamt beeinträchtigten männlichen Fortpflanzung führen. Zink ist an der antioxidativen Abwehr, der Speicherung, Produktion, Sekretion und Funktion mehrerer Enzyme beteiligt, die eine wichtige Rolle bei der Hormonregulation und der Zellteilung (Meiose) während der Spermatogenese spielen. In einem Review zeigte sich, dass einige Vitamine (C, B12, E etc.) und Spurenelemente als Nährstoffregulatoren dienen, die den oxidativen Stress wirksam verringern und folglich die Spermienqualität verbessern. Dies ist eng mit verbesserten Funktionen der Spermien-Mitochondrien verbunden. Darüber hinaus gibt es zunehmend mehr Nachweise, dass die Gabe von Vitamin D bei Männern mit verringerter Fruchtbarkeit eine positive Wirkung auf die Spermienqualität hat. Weiter spielt das Spurenelement Selen bei der männlichen Fruchtbarkeit eine wichtige Rolle. Es ist ein Teil von Selenoproteinen, die für die Aufrechterhaltung der Spermienfunktionen wichtig und an der Regulierung der Spermatogenese beteiligt sind. So trägt z. B. Glutathionperoxidase dazu bei, die Spermien vor oxidativem Stress zu schützen und unterstützt ihre normale Entwicklung.

 

Es gibt außerdem Nachweise, dass die kombinierte Einnahme mehrerer Antioxidantien einen synergistischen Effekt haben kann, der die Spermienqualität verbessert. Eine Metaanalyse von 23 (randomisierten kontrollierten) Studien, in denen zehn Antioxidantien geprüft wurden, zeigte z. B., dass Ergänzungen von L-Carnitin die Motilität und Morphologie der Spermien und Omega-3-Fettsäuren ihre Konzentration verbesserten, CoQ10 wirkte sich sowohl auf die Spermien-Motilität und -Konzentration aus. Eine weitere Studie mit 122 unfruchtbaren Patienten zeigte, dass die Kombination verschiedener Antioxidantien, darunter L-Carnitin, Acetyl-L-Carnitin, Selen, CoQ10, Vitamin C, Zink und Folsäure, über einen Zeitraum von sechs Monaten sich positiv auf die Spermien auswirkte. Die Gabe von Antioxidantien bei der männlichen Unfruchtbarkeit sollte nach individuellen Bedürfnissen zusammengestellt werden. Dabei können je nach Bedarf auch Antioxidantien auf pflanzlicher Basis und Probiotika einbezogen werden.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Niedrige Konzentrationen von Sauerstoffradikalen sind in der Spermatogenese und in jedem Stadium der Befruchtung wichtig. Sind sie jedoch im Übermaß vorhanden, kommt es zum oxidativen Stress, der zur Unfruchtbarkeit beitragen kann. Durch die Kombination von Antioxidantien, abgestimmt auf den individuellen Bedarf, und Interventionen im Lebensstil, z. B. mit einer gesünderen Ernährung, kann die Unfruchtbarkeit gelindert werden. Eine antioxidative Therapie trägt zur Verbesserung der männlichen Fruchtbarkeit bei, indem sie u. a. den oxidativen Stress reduziert und die Spermienqualität fördert, einschließlich der Beweglichkeit und Form der Spermien sowie der DNA-Integrität. Die Antioxidantien können auch dazu beitragen, die Erfolge bei der assistierten Reproduktion verbessern und allgemein die reproduktive Gesundheit fördern.

 

Unser Tipp: Die Antioxidantien, die bei männlicher Fertilität untersucht wurden, wie Coenzym Q10, Zink, Selen, Acetyl-L-Carnitin und andere werden sowohl einzeln als auch kombiniert in verschiedenen Mischungen angeboten. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle: 
Marwa Lahimer et al., Micronutrient-Antioxidant Therapy and Male Fertility Improvement During ART Cycles. In: Nutrients, online 14.01.2025, doi: 10.3390/nu17020324.


Omega-3-Fettsäuren bei der Herzinsuffizienz

 

Die Herzinsuffizienz ist das Endstadium verschiedener Herz-Kreislauf-Krankheiten. Omega-3-Fettsäuren können die Therapie unterstützen und auf verschiedene Mechanismen einwirken, die an der Herzinsuffizienz beteiligt sind. Neu untersucht wurden die Einflüsse verschiedener Dosierungen und die Dauer der Ergänzungen.

 

Die Herzinsuffizienz entsteht meist infolge der koronaren Herzkrankheit oder durch andere Herzkrankheiten, sie kommt vor allem im höheren Alter häufiger vor. Dabei reicht die Pumpleistung des Herzens nicht mehr aus, um sich und andere Körperbereiche ausreichend mit Blut, Sauerstoff und nötigen Substraten zu versorgen. Zu den typischen Symptomen gehören u. a. Atemnot, Müdigkeit, übermäßige Erschöpfung nach Belastungen, Schwächen und allgemein eine beeinträchtigte Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Bei der fortschreitenden Herzinsuffizienz führen ausgeprägte Entzündungsreaktionen zu einer Schädigung der Gefäßwände und zu verminderten Leistungen des Herzmuskels. Trotz Fortschritten in der Therapie sind die Aussichten der Patienten oft nicht gut, die fünfjährige Überlebensrate liegt bei 50 %. In die Behandlung werden meist auch eine Reihe von nicht-medikamentösen Maßnahmen einbezogen, um die Arbeitslast des Herzens zu verringern oder weitere Schäden im Herzmuskel zu verhindern.

 

Dazu gehören z. B. die Gewichtsreduktion, Verzicht auf Alkohol und Rauchen sowie die angemessene Körperbewegung. Zu den zusätzlichen Therapien bei der Herzinsuffizienz gehören auch Ergänzungen der mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen (EPA − Eicosapentaensäure, DHA − Docosahexaensäure), die umfassend untersucht wurden. Sie zeigten herzschützende Mechanismen, einschließlich von entzündungshemmenden Eigenschaften, verbesserten Funktionen des Endothels (Innenschicht der Blutgefäße) und Regulierung von Aktivitäten des autonomen Nervensystems. Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren konnten z. B. in einer Studie (GISSI-HF, 2008) einen wichtigen Marker (LVEF, linksventrikuläre Auswurffraktion) für die Herzfunktion und den Umbau des Herzens deutlich verbessern. Mit diesem Marker lässt sich das Blutvolumen einschätzen, das in der Systole (Kontraktion) aus den linken Herzkammern getrieben wird. Das ventrikuläre Remodeling, eine Veränderung in den Kammerwänden, ist ein Schlüsselfaktor für die Therapie der Herzinsuffizienz, wobei der Reparaturprozess schrittweise erfolgt und nicht kurzfristig erreicht werden kann.

 

Weitere Studien zeigten verbesserte Werte des natriuretischen Peptids (B-Typ, Marker für die Herzinsuffizienz) und eine Steigerung des maximalen Sauerstoffverbrauchs (peak VO2) im Blut und in den Geweben sowie eine insgesamt verbesserte Lebensqualität. Allerdings führten nicht alle Studien zu positiven Ergebnissen, was möglicherweise auf individuelle Unterschiede bei den Patienten sowie auf die verschiedene Dauer der Ergänzungen und variable Dosierungen von Omega-3-Fettsäuren zurückzuführen ist. Eine Gruppe von Forschern aus Taiwan führte dazu eine Recherche durch, um ein klareres Verständnis für die optimalen Strategien zur Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit Herzinsuffizienz zu ermitteln.

 

Sie führten nach einer umfassenden Recherche mit 14 relevanten Studien eine Meta-Analyse durch, an denen insgesamt 9.075 Personen (Durchschnitt 66 Jahre, 23 % Frauen) beteiligt waren. Das wichtigste Ergebnis ist ein zeit- und dosisabhängiger Nutzen der Omega-3-Fettsäuren für die Herzinsuffizienz. Hochdosierte Ergänzungen von Omega-3-Fettsäuren (2000-4000 mg/Tag) über mindestens ein Jahr konnten den LVEF-Wert und die Spitzenwerte des Sauerstoffverbrauchs im Vergleich zu den Kontrollgruppen signifikant verbessern. Weiter verbesserten sich mit den Omega-3-Fettsäuren der Spiegel des natriuretischen Peptids (B-Typ) und die Lebensqualität. Für die Forscher war außerdem bemerkenswert, dass mit Ergänzungen von hochdosierten Omega-3-Fettsäuren über mindestens ein Jahr — sowohl beim Überwiegen von entweder EPA oder von DHA — signifikant größere Verbesserungen beim LVEF-Wert im Vergleich zu den Kontrollgruppen erreicht wurden. Geringere Dosen und eine kürzere Dauer der Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren erbrachten im Vergleich nicht denselben Nutzen.

 

Eine mögliche Erklärung für die vorteilhaften Auswirkungen der Omega-3-Fettsäuren auf die Herzfunktion und das ventrikuläre Remodeling liegt in ihren entzündungshemmenden, antioxidativen und die Membranen stabilisierenden Eigenschaften. In früheren Studien wurde bereits festgestellt, dass sich spezifische Zytokine (IL-6, TNF-α) bei der Entwicklung eines ungünstigen ventrikulären Remodellings auf die Herzinsuffizienz nachteilig auswirken. Das kann z. B. zur Herzhypertrophie, d. h. zur Zunahme der Herzmuskelmasse führen, die das Herz stark belastet und zur beeinträchtigten Kontraktion des Herzmuskels beiträgt. Weiter besteht eine negative Beziehung zwischen ventrikulären Dysfunktionen und dem oxidativen Stress. Dadurch können z. B. in den Herzzellen Schäden in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) bzw. ein gestörtes kardiales Remodeling entstehen. Antioxidantien können möglicherweise dazu beitragen, solche negativen Prozesse zu verringern oder umzukehren. Durch einen geringeren oxidativen Stress könnten die Herzfunktionen verbessert und die Symptome der Herzinsuffizienz gemildert werden.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Eine langfristige, hochdosierte Ergänzung mit Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) verbessert signifikant die Ergebnisse der Herzinsuffizienz. Das gilt besonders in Bezug auf die verbesserte LVEF-Auswurffraktion (Marker für die Herzinsuffizienz) und den maximalen Sauerstoffverbrauch, ohne dabei das Risiko für unerwünschte Ereignisse zu erhöhen. Die Ergebnisse sprechen für die Einbeziehung der Omega-3-Fettsäuren in die Therapie der Herzinsuffizienz. Diese Beziehungen sollten künftig in längerfristigen Studien weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Omega-3-Fettsäuren werden in Nahrungsergänzungen mit verschiedenen Dosierungen (auch im Verhältnis von EPA zu DHA) angeboten. Auf eine gute Qualität, Reinheit und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle: 
Ping-Tao Tseng et al., The Optimal Dosage and Duration of Omega-3-Polyunsaturated Fatty Acid Supplementation in Heart Failure Management: Evidence from a Network Meta-Analysis. In: Advances in Nutrition, online 11.01.2025, doi: 10.1016/j.advnut.2025.100366.


Kalzium kann den Schutz vor Darmkrebs unterstützen

 

Darmkrebs wird sehr wahrscheinlich von der Ernährung beeinflusst. In einer neuen Studie wurde untersucht, welche Nahrungsmittel und Mikronährstoffe die Entstehung von Darmkrebs beeinflussen können. An der Spitze der schützenden Wirkungen stehen Kalzium und kalziumreiche Lebensmittel.

 

Der Darmkrebs steht an dritter Stelle bei den weltweiten Krebserkrankungen. In den reicheren Ländern Europas, in den USA und Japan kommt er häufiger vor. Doch auch in Ländern mit niedrigeren Einkommen, z. B. in Afrika und Südasien, steigen die Vorkommen von Darmkrebs offenbar an. Auffällig ist, dass Migranten, die in die Industrieländer einwandern, sich im Lauf von etwas mehr als einem Jahrzehnt an die Darmkrebsraten ihres neuen Lebensortes angleichen. Das deutet darauf hin, dass die Entstehung von Darmkrebs vom Lebensstil und von Umweltfaktoren beeinflusst wird. Ein wichtiger Faktor ist wohl die Ernährung, doch noch ist ihr Einfluss auf den Darmkrebs nicht völlig geklärt. Der häufige Konsum alkoholischer Getränke sowie von verarbeitetem und roten Fleisch gilt als krebserregend. Es gibt weiter Hinweise, dass ein höherer Konsum von Milch und Milchprodukten, Vollkornwaren und ballaststoffreichen Lebensmitteln sowie die Ergänzungen von Kalzium das Darmkrebrisiko vermutlich verringern.

 

Die Nachweise für andere Lebensmittel, Getränke und Nährstoffe sind bisher nicht schlüssig. Der fehlende Konsens über die Beziehungen der Ernährung zum Darmkrebs könnte zumindest zum Teil auf relativ wenige Studien zurückzuführen sein, die umfassende Ergebnisse zu Lebensmitteln veröffentlichten. Eine Gruppe von Forschern aus Großbritannien und den USA führte nun eine systematische Analyse von 97 Ernährungsfaktoren und dem Risiko für Darmkrebs durch. Sie nutzten dafür Daten aus der großen, ernährungsbezogenen (prospektiven) „Million Women Study“ mit 542.778 Frauen (Durchschnittsalter 60 Jahre) aus Großbritannien. Die Teilnehmerinnen gaben detailliert Auskünfte über ihren Lebensstil und die Ernährung. Bei 7 % der Frauen wurde außerdem mindestens eine Bewertung ihrer Ernährung im Lauf von 24 Stunden durchgeführt. Weiter einbezogen wurden (genetische) Analysen zum Milchkonsum. Bei allen Frauen wurden außerdem die Kalziumwerte sowie andere Vitamine und Mineralien bestimmt.

 

Im Lauf von rund 16 Jahren wurden in dieser großen Gruppe 12.251 Fälle von Darmkrebs festgestellt. Die Auswertungen zeigten, dass insgesamt 17 der untersuchten 97 Ernährungsfaktoren das Risiko für Darmkrebs beeinflussen konnten. Am stärksten positiv und krebsschützend wirkte sich die Aufnahme von Kalzium aus (300 mg mehr täglich). Die Teilnehmerinnen nahmen im Durchschnitt 828 mg Kalzium pro Tag auf. Frauen aus der Gruppe mit den niedrigsten Kalziumwerten erkrankten im Vergleich zur am besten versorgten Gruppe (im Durchschnitt 1.126 mg Kalzium/Tag) häufiger an Darmkrebs (2.553 zu 2.285 Fälle). Die vermutlich darmschützende Rolle von Kalzium könnte mit seiner Fähigkeit verbunden sein, Gallensäuren und freie Fettsäuren im Dickdarm (Lumen) zu binden und so deren möglicherweise krebserregende Wirkung zu verringern. Die direkte Beziehung von Kalziumergänzungen zum Darmkrebs konnte in dieser Studie nicht im Einzelnen untersucht werden.

 

Eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse (von sechs Bevölkerungsstudien) ergab dazu, dass die tägliche Erhöhung der Kalziumzufuhr durch Nahrungsergänzungen um 300 mg mit einem 9 % niedrigeren Risiko für Darmkrebs verbunden war. Weitere Einflüsse auf den Darmkrebs wurden bei Milch und Joghurt sowie für Vitamin B2, Magnesium, Phosphor und Kalium beobachtet. Nach weiteren Analysen schien dies in erster Linie auf die Verbindung mit Kalzium zurückzuführen zu sein. Milch, die reichlich Kalzium enthält, konnte das Risiko für Darmkrebs beim Konsum von 0,2 Litern täglich um 14 % verringern. Ergänzende Hinweise auf die möglicherweise kausale Rolle von Kalzium bei Darmkrebs lieferte eine begleitende Analyse zum genetisch prognostizierten Konsum von Milch und Milchprodukten (Mendelsche Randomisierung), was vermutlich die Kalziumaufnahme widerspiegelt und bei guten Aufnahmen zum geringeren Darmkrebs-Risiko (Kolorektal-, Dickdarm-, Enddarmkrebs) beitragen konnte.

 

Weitere Beziehungen zum Schutz vor Darmkrebs zeigten sich für den Verzehr von Frühstücks-Cerealien, Obst, Vollkornprodukten, Kohlenhydraten, Ballaststoffen, Gesamtzucker, Folsäure und Vitamin C. Diese Beziehungen wurden jedoch schwächer eingeschätzt. Sie könnten z. B. auch durch andere Einflüsse des Lebensstils und/oder Ernährungsfaktoren beeinflusst worden sein. Vor allem für den Verzehr von Vollkornwaren als reichhaltige Quelle für Ballaststoffe gibt es einige Erklärungen für die möglicherweise positiven Wirkungen auf den Darmkrebs. Frühere Studien zeigten, dass Ballaststoffe das Stuhlvolumen erhöhen, dies führt zu einer verkürzten Transitzeit des Stuhls und verdünnt den Inhalt des Dickdarms. Auf diese Weise werden möglicherweise auch krebserregende Substanzen im Darm und die Zeit, in der Karzinogene im Dickdarm vorhanden sind, verdünnt bzw. verkürzt. Darüber hinaus werden Ballaststoffe im Dickdarm fermentiert und bilden kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat.

 

Dies kann den pH-Wert des Darms senken und die Umwandlung von primären in sekundäre Gallensäuren hemmen, die zytotoxisch wirken und die Entstehung von Darmkrebs fördern können. Es ist auch möglich, dass weitere in diesen Lebensmitteln enthaltene Verbindungen schützende Wirkungen haben könnten. Deutlich negative Wirkungen auf die Darmgesundheit hatte der regelmäßig erhöhte Konsum von Alkohol. Das Risiko für Darmkrebs stieg pro Aufnahme von 20 g Alkohol pro Tag (enthalten in 1/2 l Bier oder 0,2 l Wein) um 15 % an. Das bestätigt frühere Ergebnisse zur Beziehung des Alkoholkonsums zum Darmkrebs, wo ähnliche Werte ermittelt wurden. Auch der häufige Verzehr von rotem und verarbeiteten Fleisch wirkte sich negativ auf die Darmgesundheit aus. Das erhöhte Risiko für den Darmkrebs fiel dabei für die verarbeiteten Fleischwaren etwas höher aus als beim roten Fleisch.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese große prospektive Analyse bestätigt die bereits bekannten schädlichen Einflüsse des Konsums von Alkohol sowie des Verzehrs von rotem und verarbeiteten Fleisch auf das erhöhte Darmkrebsrisiko. Sie liefert dazu handfeste Nachweise für die darmschützende Rolle von Kalzium in der Ernährung. Milch und Milchprodukte sowie andere Lebensmittel, die reichlich Kalzium enthalten, tragen einschließlich der Aufnahme von Kalzium-Ergänzungen zum Schutz vor Darmkrebs bei. Die Beziehungen zwischen der Ernährung auf den Darmkrebs sollte künftig weiter untersucht werden. Dabei sollte z. B. auch geprüft werden, wie sich höhere Kalziumaufnahmen auf den Darmkrebs auswirken können.

 

Unser Tipp: Kalzium ist in Nahrungsergänzungen einzeln als auch in Kombinationen mit anderen Mikronährstoffen enthalten, auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle: 
Keren Papier et al., Diet-wide analyses for risk of colorectal cancer: prospective study of 12,251 incident cases among 542,778 women in the UK. In: Nature Communications, online 08.01.2025, doi: 10.1038/s41467-024-55219-5.


Mikronährstoffe unterstützen die altersabhängige Makuladegeneration

 

Die Makuladegeneration schränkt im höheren Alter die Sehfähigkeit vieler Menschen ein. Diese Augenkrankheit wird durch die Ernährung mit beeinflusst. Dabei spielen die gute Versorgung mit den Carotinoiden Lutein und Zeaxanthin sowie die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen eine besondere Rolle.

 

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist eine chronische Augenkrankheit, die bei älteren Menschen häufiger auftritt. Sie geht mit degenerativen Veränderungen der Makula, dem gelben Fleck der Netzhaut (Retina), einher, kann bis zum Verlust der Sehkraft führen und die Lebensqualität einschränken. Die AMD wird in der Regel zunächst durch Drusen-Anomalien (kleine Ablagerungen) unter dem retinalen Pigmentepithel oder der Netzhaut diagnostiziert, die zu einem verzerrten Sehen beitragen. Bevor sich die Sehschärfe merklich verändert, treten in frühen AMD-Stadien häufiger auch andere Sehstörungen auf, z. B. die geringere Anpassung an die Dunkelheit. Mit dem Fortschreiten der Krankheit über die mittleren bis zu den späteren Stadien kommt es schließlich zum Verlust des zentralen Sehvermögens, was z. B. das Erkennen von Gesichtern, Lesen und Autofahren erschwert. Grundsätzlich werden zwei Formen der Krankheit unterschieden, die trockene AMD, bei der es zu einem eher mäßigen Visusverlust kommt, und die feuchte AMD, bei der ein starker Verlust der Sehschärfe entsteht.

 

Die frühe AMD ist meist wenig belastend, was sich mit dem Fortschreiten der Sehbeschwerden bei begrenzten therapeutischen Möglichkeiten oder belastenderen Therapien deutlich verändert. Daher besteht ein zunehmender Bedarf an der Prävention, um die Rate des Fortschreitens der AMD zu verringern. Die Entwicklung kann durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst werden, dazu gehören z. B. Alter, Rauchen, Übergewicht, Bewegung, Ernährung, Zustand der Makula, familiäre Vorbelastung und genetische Varianten. Eine frühzeitige Prävention spielt eine entscheidende Rolle für die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs. Vorbeugende Maßnahmen könnten den Übergang zu schwereren AMD-Stadien hinausschieben und die damit verbundenen Belastungen verringern. Dabei könnten Mikronährstoffe eine besondere Rolle spielen. Bekannt ist seit längerem, dass die Makulapigmente reich an den Carotinoiden Lutein und Zeaxanthin sind. Diese Pigmente spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit der Makula. Da der Körper diese Carotinoide nicht selbst synthetisieren kann, ist es wichtig, sie in ausreichender Menge mit der Nahrung oder Nahrungsergänzungen zuzuführen, um die Gesundheit der Augen zu unterstützen. Studien berichteten über schützende Verbindungen zwischen der Aufnahme von Carotinoiden und der fortgeschrittenen AMD bzw. speziell vom Nutzen von Lutein und Zeaxanthin.

 

So waren z. B. der Verzehr von mehr als 5-6 Portionen Spinat pro Woche mit einem um 86 % verringerten Risiko für eine fortgeschrittene (neovaskuläre) AMD verbunden. Die Aufnahmen von Lutein und Zeaxanthin von 6 mg täglich verringerten das Risiko im Vergleich zu geringeren Mengen (<1 mg/d) um 57 %. In der Netzhaut sind außerdem die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen (EPA, DHA) für die Aufrechterhaltung der Integrität und Fluidität der Photorezeptor-Membranen (Sehzellen) unerlässlich. Viele Studien legten eine schützende Wirkung der Omega-3-Fettsäuren auf die frühe AMD und auch auf fortgeschrittene Stadien nahe. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher entwickelte und prüfte Prognose-Modelle, in die verschiedene Variablen einbezogen wurden, um die künftige Entwicklung der AMD einzuschätzen. Neben familiären und genetischen Vorbelastungen prüften sie in einer neuen Studie den Einfluss von Ernährungsfaktoren auf das Fortschreiten der AMD in den verschiedenen Stadien.

 

Die Forscher konzentrierten sich auf die längerfristige Entwicklung der AMD von Patienten mit insgesamt 2.697 Augen, für die zu Beginn ein frühes oder mittleres Krankheitsstadium festgestellt wurde. Die Patienten gaben Auskünfte zu ihrer Ernährung, vor allem wie oft sie bestimmte Lebensmittel verzehrten, die mit der AMD in Verbindung gebracht werden können. Das betrifft besonders den häufigeren Verzehr von grünem Blattgemüse und Fisch sowie die Aufnahmen der Carotinoide Lutein/Zeaxanthin sowie die Omega-3-Fettsäuren. Die Entwicklung der AMD wurde fünf Jahre lang beobachtet, einschließlich der Übergänge zu den späteren Stadien. Dies wurde zu den Lebensmitteln und Mikronährstoffen in Beziehung gesetzt, die bei der AMD eine Rolle spielen können. Einbezogen wurden auch andere mögliche Einflussfaktoren, darunter u. a. demografische Daten, Lebensstil, Makula-Status zum Studienbeginn, familiäre AMD, Kalorienaufnahmen und das genetische Risiko. Im Lauf der Studie wurde für 616 Augen (23 %) der Wechsel in einen höheren Schweregrad festgestellt.

 

Die Ergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von grünem Blattgemüse, Fisch und den darin enthaltenen Mikronährstoffen Lutein/Zeaxanthin sowie Omega-3-Fettsäuren mit dem Übergang von einer frühen oder mittleren AMD zum späteren Stadium hin. Es zeigte sich, dass ein mäßiger Verzehr dieser einzelnen Nahrungsbestandteile jeweils unabhängig voneinander mit einer um 15-25 % niedrigeren Inzidenzrate für das Fortschreiten zu einem höheren AMD-Schweregrad verbunden war. Empfehlenswert ist die Anreicherung der Ernährung mit dunkelgrünem Blattgemüse, z. B. mit rohem oder gekochten Spinat, Grünkohl, Kohl, Senf und Kohlrabi. Einen hohen Gehalt an Lutein/Zeaxanthin haben z. B. Erbsen, Mais, Kürbis, Rosenkohl, Brokkoli, Spargel, Kopfsalat, Karotten und Eigelb. Gute Mengen an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA liefern gebratene oder gebackene fettreiche Fische, z. B. Lachs, Sardinen, Makrele, Thunfisch und Forelle. Der Einfluss dieser Ernährungsfaktoren auf die AMD galt im Übrigen unabhängig von anderen Risikofaktoren.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse unterstreichen die Vorteile einer gesunden Ernährung und verdeutlichen, wie entsprechende Veränderungen die Übergänge zu schwereren AMD-Stadien beeinflussen und die Prävention verbessern können. Ein erhöhter Verzehr von grünem Blattgemüse mit Lutein und Zeaxanthin sowie Fisch, der reich an Omega-3-Fettsäuren ist, kann im Anfangsstadium der AMD das Fortschreiten dieser belastenden Krankheit verringern. Diese Veränderungen in der Ernährung können dazu beitragen, das Fortschreiten der AMD zu verlangsamen und damit das Sehvermögen und die allgemeine Lebensqualität länger zu erhalten.

 

Unser Tipp: Zum Schutz und zur Unterstützung der Augen gibt es spezielle Nahrungsergänzungen, die Lutein, Zeaxanthin und andere Carotinoide enthalten. Sie können mit Omega-3-Fettsäuren und bei Bedarf mit anderen Mikronährstoffen kombiniert werden. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle:
Johann M. Seddon et al., The role of nutritional factors in transitioning between early, mid, and late stages of age-related macular degeneration: prospective longitudinal analysis. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 23.08.2024, doi: 10.1016/ajcnut.2024.08.019.


Vitamin D bei zu hohem Blutdruck im Alter  

 

Die zu geringe Versorgung mit Vitamin D und der Bluthochdruck sind im höheren Alter weit verbreitet. Ergänzungen können die Vitamin-D-Defizite ausgleichen, das kann vor allem bei übergewichtigen Senioren auch zu einem verbesserten Blutdruck beitragen.

 

Der Bluthochdruck ist eine eigenständige Krankheit, die im höheren Alter deutlich zunimmt, verbunden damit ist auch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Blutdruck wird von vielen körperlichen Faktoren (Blut, Herz etc.) beeinflusst, dazu gehören einige Faktoren des Lebensstils, z. B. ein starkes Übergewicht (Adipositas, BMI ab 30), Bewegungsmangel, Stress, zu viel Salz, ein zu hoher Alkoholkonsum und eine schlechte Ernährung. Einige Beobachtungsstudien zeigten außerdem, dass der Mangel an Vitamin D häufiger mit einem erhöhten Blutdruck verbunden ist. Eine Meta-Analyse ergab z. B., dass Abnahmen des Vitamin-D-Spiegels mit einem höheren Risiko für den Bluthochdruck verbunden war (+ 16 %). Eine andere Meta-Analyse zeigte, dass Genvarianten, die mit einem niedrigen Vitamin-D-Status verbunden sind, mit einem höheren Blutdruck einhergehen.

 

Weiter zeigte sich, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel bei Personen mit einem normalen Blutdruck zu Beginn einer Studie die Prognose für einen künftigen Bluthochdruck ermöglichen können. Im Gegensatz dazu sind die Ergebnisse von klinischen (randomisierten, kontrollierten) Studien noch widersprüchlich, wobei auch hier einige Untersuchungen auf einen Nutzen von Vitamin D hinweisen. Einige der Studien, die keine Ergebnisse zeigten, wurden an jüngeren Personen ohne begleitende Erkrankungen durchgeführt, doch die meisten Patienten mit niedrigen Vitamin-D-Werten sind älter und leiden häufiger an begleitenden Krankheiten wie dem Bluthochdruck und einem stärkeren Übergewicht. Eine Gruppe internationaler Forscher wertete nun eine bereits abgeschlossene (doppelblinde, randomisierte, kontrollierte) Studie aus, in der ursprünglich untersucht wurde, ob Ergänzungen von Vitamin D bei Senioren die Insulinresistenz beeinflussen können, was jedoch nicht bestätigt werden konnte. Nun wurde anhand dieser Daten geprüft, ob die Ergänzungen von Vitamin D den Blutdruck der Teilnehmer beeinflussen konnten.

An der Studie waren 221 ältere Personen (ab 65 Jahren, Durchschnitt 71 Jahre) beteiligt, die in Beirut in einem Universitätszentrum ambulant betreut wurden. Alle hatten Übergewicht, etwa die Hälfte hatte einen BMI über 30 und war damit von Adipositas betroffen, viele hatten außerdem einen Prädiabetes. Zu Beginn der Studie wurden bei allen Teilnehmern der Blutdruck und die Aufnahmen von Vitamin D bestimmt. Bei allen zeigte sich ein Mangel an Vitamin D, die durchschnittlichen Serumwerte (25OHD) betrugen 20 ng/mL. Heute geht man meist von höheren Vitamin-D-Spiegeln (>30 ng/ml) aus, die angestrebt werden sollten. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt, sie erhielten ein Jahr lang täglich eine Dosis von 1.000 mg Kalzium sowie von Vitamin D3 (Cholecalciferol), entweder mit 500 I.E. (im Bereich der dort empfohlenen Tagesdosis) oder hochdosiert mit 3.750 I.E. Geprüft wurden die Wirkungen der verschiedenen Dosen von Vitamin D3 auf den systolischen und diastolischen Blutdruck nach 6 und 12 Monaten. Beobachtet wurden auch andere Einflussfaktoren, die eine Prognose für die Entwicklung des Blutdrucks liefern könnten.

 

Die Studie lieferte wertvolle Erkenntnisse über die längerfristigen Auswirkungen von Vitamin-D-Ergänzungen auf den Blutdruck. Die Aufnahmen von Kalzium und Vitamin D3 senkten den systolischen und diastolischen Blutdruck nach 6 und 12 Monaten in beiden Gruppen. Der Effekt betrug im Durchschnitt nach 12 Monaten -3,5 mmHg für den systolischen Blutdruck und -2,8 mmHg für den diastolischen Blutdruck. Bei Teilnehmern mit einer Adipositas war der blutdrucksenkende Effekt für den systolischen Blutdruck sowohl bei der Aufnahme vom niedrigeren als auch höheren Vitamin D stärker ausgeprägt. Dagegen nahm der diastolische Blutdruck nur in der hochdosierten Vitamin-D-Gruppe signifikant ab. In einer Untergruppe von 143 Teilnehmern mit Bluthochdruck sanken der systolische und diastolische Blutdruck nach 6 und 12 Monaten mit beiden Vitamin-D-Dosen, das war unabhängig vom BMI. Mit den BMI-Werten und dem systolischen Blutdruck bei Studienbeginn ließ sich der systolische Blutdruck signifikant nach 6 und 12 Monaten voraussagen, nicht jedoch durch die Vitamin-D-Dosis.

 

Die Ergebnisse dieser Studie sowie eine kritische Synthese von Daten aus anderen relevanten, klinischen Studien deuten auf eine vermutlich positive Wirkung von Vitamin D bei der älteren Bevölkerung hin, die unzureichende Vitamin D-Spiegel und einen Bluthochdruck haben. Kalzium wird bei älteren Menschen häufig zusammen mit Vitamin D verabreicht, da in dieser Studie beide Gruppen die gleiche Menge an Kalzium ergänzten, hatte es auf die Ergebnisse keinen wesentlichen Einfluss. Eine Blutdruck-Senkung (systolischer und diastolischer Wert) wurde sowohl bei Ergänzung der niedrigen als auch der erhöhten Vitamin-D-Dosis erreicht, die Abnahme des Blutdrucks war jedoch bei der hohen Aufnahme von Vitamin D deutlicher ausgeprägt. Das Alter, der Bluthochdruck, ein hoher Body Mass Index und nach diesen Ergebnissen vermutlich auch die Dosis von Vitamin D scheinen wichtige Einflussfaktoren für eine Blutdruck-Reaktion zu sein.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Gaben von Vitamin D und Kalzium können den systolischen und diastolischen Blutdruck bei übergewichtigen, älteren Menschen senken. Doch mehr ist nicht in jedem Fall unbedingt besser. Der stärker blutdrucksenkende Effekt bei einer erhöhten Vitamin-D-Dosis ist vor allem bei Personen mit starkem Übergewicht (BMI ab 30) sowie mit Bluthochdruck und einem ausgeprägteren Vitamin-D-Mangel zu beobachten. Diese Ergebnisse sollten in weiteren Studien geprüft werden. Lassen sie sich bestätigen, müssten auch die optimalen Dosierungen von Vitamin D zur Blutdrucksenkung näher untersucht werden.

 

Unser Tipp: Vitamin D ist einzeln oder kombiniert mit anderen Mikronährstoffen erhältlich, es kann in verschiedenen Formen (meist Vitamin D3) und Dosierungen ergänzt werden. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden, Vitamin D ist z. B. in emulgierter bzw. flüssiger Form sehr gut bioverfügbar.

 

Quelle:
Blood Pressure Decreases in Overweight Elderly Individuals on Vitamin D: A Randomized Trial. In: Journal of the Endocrine Society, online 12.11.2024, doi: 10.1210/jendso/bvae168.


Vitamin C kann bei Migräne unterstützen

 

Gute Aufnahmen von Vitamin C aus der Nahrung können offenbar den Schutz vor Migräne verbessern. Dabei besteht eine lineare Beziehung, wie eine neue Studie zeigt.

 

Die Migräne ist durch wiederkehrende Episoden von anfallsartig auftretenden, chronischen Kopfschmerz-Attacken charakterisiert. Sie werden häufig auch von Übelkeit und Erbrechen oder starker Lichtempfindlichkeit begleitet. Migräne-Anfälle sind für die Patienten oft sehr belastend und schränken die Lebensqualität ein, in Deutschland sind rund 15 % der Frauen und 6 % der Männer davon betroffen. Die Ursachen der Migräne sind bis heute nicht völlig geklärt. Eine wichtige Rolle spielt der Neurotransmitter Serotonin, er beeinflusst die Sekretion von Stickstoffmonoxid (NO) und die Freisetzung von Entzündungs-Mediatoren. Für die Therapie stehen verschiedene Medikamente und Schmerzmittel zur Verfügung. Bekannt ist auch, dass Faktoren des Lebensstils bei der Migräne eine Rolle spielen. Dazu gehören z. B. ein erhöhter Stress, schlechter Schlaf, Bewegungsmangel, erhöhter Alkoholkonsum, Rauchen und eine schlechte Ernährung. In einigen Studien gab es Hinweise, dass Vitamin C das Auftreten und die Intensität der Migräne vermindern kann.

 

Doch solche Nachweise wurden als begrenzt gewertet, weil sie mit kleineren Gruppen von Teilnehmern erreicht wurden. Ein Team chinesischer Forscher untersuchte nun in einer Studie das Ausmaß des Zusammenhangs zwischen der Aufnahme von Vitamin C über die Nahrung und Migräne in der allgemeinen Bevölkerung. Sie nutzten dafür Daten der großen US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey) aus den Jahren zwischen 1999 und 2004. Einbezogen waren Patienten, die in den letzten drei Monaten stark unter Kopfschmerzen oder Migräne gelitten hatten. Mit Befragungen zur Ernährung wurde ihre Aufnahme von Vitamin C über die Nahrung ermittelt. Geprüft wurde, ob sich ein Zusammenhang zwischen Vitamin C und der Migräne nachweisen lässt.

 

Die Studie umfasste insgesamt 4.101 Teilnehmer, von denen 702 (17,12 %) von Migräne betroffen waren. Je nach der Höhe ihrer Vitamin-C-Aufnahmen wurden die Teilnehmer in vier Gruppen von der geringsten bis zur höchsten Zufuhr an Vitamin C eingeteilt. Die Auswertungen ergaben einen schützenden Zusammenhang zwischen der Versorgung mit Vitamin C und Migräne (Odds Ratio 0,89), dabei zeigte sich eine lineare Beziehung. Bei den höchsten Aufnahmen von Vitamin C war das Risiko für Migräne-Anfälle (Odds Ratio 0,64) deutlicher verringert. Das galt auch nach der Anpassung an andere mögliche Einflussfaktoren, z. B. Lebensstil, relevante Laborwerte, Körperzustand, Bewegung, Ernährung und Komorbiditäten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Zufuhr von Vitamin C stand bei guten Aufnahmen über die Nahrung in einem schützenden Zusammenhang mit der Migräne. Dabei wurde ein linearer Zusammenhang zwischen Vitamin C und der Migräne festgestellt.

 

Unser Tipp: Eine gute Ernährung mit vielfältigen Anteilen von Obst und Gemüse versorgt gut mit Vitamin C. Bei Bedarf kann Vitamin C ergänzt werden, es ist in vielen Multi-Nahrungsergänzungen und einzeln in verschiedenen Formen erhältlich. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle: 
Dehua Zhao et al., Association between dietary vitamin C intake and migraine in adults: A cross-sectional study of the National Health and Nutrition Examination Survey. In: Journal of Human Nutrition and Dietetics, online 10.09.2024, doi: 10.1111/jhn.13366.


 Die säurearme Ernährung schützt Nieren und Herz-Kreislauf-System

 

Bei einem erhöhten Risiko für Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten, z. B. bei einem Bluthochdruck, bietet eine säurearme Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse gesundheitliche Vorteile. Das zeigt eine neue Studie.

 

Der Bluthochdruck ist eine weit verbreitete Krankheit und ein wichtiger Risikofaktor für das Herz-Kreislauf-System und die Nieren. Trotz vieler Bemühungen, die Bluthochdruck-Therapie zu verbessern und nachteilige Folgen zu verringern, nehmen die davon abhängigen chronischen Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten zu. Die Bemühungen um eine bessere Kontrolle des Bluthochdrucks und die Senkung seiner nachteiligen Folgen konzentrieren sich weitgehend auf die Anwendung von Medikamenten, das gilt auch bei chronischen Nierenkrankheiten. Bekannt ist, dass eine Ernährung, die reichlich Obst und Gemüse enthält, zu einem verringerten Blutdruck beitragen kann, sie wird meist zur begleitenden Therapie empfohlen. Empfehlenswert ist z. B. die speziell auf den Bluthochdruck ausgerichtete DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension). Sie enthält viel Obst und Gemüse, Ballaststoffe, Proteine, wenig Fett, Salz und Zucker und ist reich an den Mikronährstoffen Kalium, Magnesium und Kalzium. Allerdings wird die DASH-Diät bisher noch wenig verordnet bzw. von den Patienten seltener angewendet.

 

Diese und andere obst- und gemüsereiche Ernährungsweisen werden nicht nur mit einem niedrigeren Blutdruck in Verbindung gebracht, sie verringern auch das Risiko für chronische Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Fähigkeit der Ernährung, Säuren oder Basen zu bilden, hängt mit der Entwicklung von Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen. Tierische Lebensmittel liefern Säure, während die meisten pflanzlichen Lebensmittel, einschließlich Obst und Gemüse, bei ihrer Verstoffwechselung Basen bilden. Die bei uns häufig bevorzugte westliche Ernährung enthält mehr tierische als pflanzliche Lebensmittel, so dass mehr Säuren produziert werden. Eine Verringerung von Säuren in der Ernährung kann durch die Einbeziehung von reichlich Obst und Gemüse, die mehr Basen bilden erfolgen. Auch die Aufnahme mineralischer Salze wie Natron (Natriumsalz der Kohlensäure, NaHCO3) kann dazu beitragen, die Säurewirkung zu neutralisieren. Der Schutz der Nieren und des Herz-Kreislauf-Systems könnte mit beiden Maßnahmen verbessert werden. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher führte dazu eine Studie durch.

In der Studie wurde untersucht, ob und wie Obst und Gemüse oder Natron die Nierenwerte bei 153 Teilnehmern mit einem Bluthochdruck, normalen Nierenfunktionen und Makroalbuminurie (erhöhte Albumin-Ausscheidung im Urin) beeinflussen. Albumin ist das im Blut am höchsten konzentrierte Protein und dient u. a. als Puffer für den pH-Wert des Blutes. Eine Makroalbuminurie kann ein Hinweis auf eine beginnende Nierenkrankheit sein und ist auch mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt regelmäßig Obst und Gemüse, die zweite nahm stattdessen Natron ein, zum Vergleich ernährte sich die dritte Gruppe weiter wie gewohnt. In allen drei Gruppen wurden fünf Jahre lang die Vorkommen von Nierenkrankheiten und die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten beobachtet.

 

Der vorhandene Bluthochdruck, die Makroalbuminurie und auftretende Nierenkrankheiten wurden mit Medikamenten behandelt (z. B. Blutdrucksenker, Statine). Die Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung war bei den Teilnehmern, die Obst und Gemüse oder Natron erhielten, langsamer als bei denen, die sich weiter wie üblich ernährt hatten. Das zeigte sich in einem langsameren Rückgang der glomerulären Filtrationsrate (Maß der Blut-Ultrafiltration), die ein wichtiger Faktor für die Einschätzung der Nierenfunktionen ist. Weiter zeigte sich ein geringerer Anstieg im Verhältnis von Albumin zu Kreatinin im Urin gegenüber den Ausgangswerten. Obst und Gemüse sowie Natron boten dabei einen vergleichbaren Schutz für die Nieren. Die Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse führte jedoch auch zu einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Dieser verbesserte Herz-Kreislauf-Schutz zeigte sich bereits im ersten Studienjahr. Gegenüber den Ausgangswerten hatten sich der systolische Blutdruck, die Cholesterinwerte LDL und Lipoprotein a sowie der Body-Mass-Index verringert, was auf den erhöhten Schutz vor Herz-Kreislauf-Krankheiten hinweist. Dabei konnten auch notwendige Medikamente für den Bluthochdruck, Makroalbuminurie oder Nierenkrankheiten niedriger dosiert werden.

 

Diese Ergebnisse unterstützen die Empfehlungen für eine säurearme Ernährung als begleitende Therapie bei einem Bluthochdruck und chronischen Nierenkrankheiten. Eine gesunde Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse erwies sich als die bevorzugte Strategie gegenüber Natron bzw. der Beibehaltung einer bisher gewohnten Ernährung. Sie sollte bei der Therapie des Bluthochdrucks als grundlegende Maßnahme und nicht nur ergänzend einbezogen werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es empfehlenswert sein kann, die Therapie des Bluthochdrucks mit einer obst- und gemüsereichen Ernährung zu beginnen und bei Bedarf medikamentöse Maßnahmen zum Schutz der Nieren und des Herz-Kreislauf-Systems zu ergänzen.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie zeigte, dass eine Säurereduktion mit Obst und Gemüse oder Natron die Nieren auf ähnliche Weise schützen kann. Die verringerte Säurebildung verbessert bei Patienten mit Bluthochdruck und Makroalbuminurie die Nierengesundheit. Doch nur mit einer an Ost und Gemüse reichen Ernährung verbesserten sich auch die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Ergebnisse unterstützen den erhöhten Verzehr von Obst und Gemüse als grundlegende Maßnahme beim Bluthochdruck, um die Entwicklung chronischer Nierenerkrankungen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Reichlich Obst und Gemüse in der Ernährung können medikamentöse Therapien gut ergänzen, wobei auch niedrigere Dosierungen erreicht werden können. Diese Beziehungen sollten künftig weiter erforscht werden, das gilt z. B. für die zugrundeliegenden Mechanismen oder auch für größere Teilnehmergruppen.

 

Quelle: 
Nitrit Goraya et al., Kidney and Cardiovascular Protection Using Dietary Acid Reduction in Primary Hypertension: A Five-Year, Interventional, Randomized, Control Trial. In: The American Journal of Medicine, online 5.8.2024, doi: 10.1016/j.amjmed.2024.06.006.


 Vitamin K2 bei nächtlichen Wadenkrämpfen

 

Nächtliche Wadenkrämpfe treten bei älteren Menschen häufiger auf. sie können den Schlaf und die Lebensqualität belasten. In einer Studie mit älteren Teilnehmern verringerte die Ergänzung von Vitamin K2 (Menachinon) die Häufigkeit, Intensität und Dauer von nächtlichen Wadenkrämpfen.

 

Etwa 50 bis 60 % der Erwachsenen leiden im Laufe ihres Lebens unter nächtlichen Wadenkrämpfen, was zu einem erheblichen Leidensdruck und Schlaflosigkeit führen kann. Von den Betroffenen sind etwa 20 % von den Symptomen häufiger bzw. stärker betroffen. Für Wadenkrämpfe gibt es zahlreiche Ursachen (z. B. Restless-Legs-Syndrom, Myositis, periphere Neuropathie etc.), in rund ein Viertel der Fälle lässt sich jedoch keine Ursache ermitteln. Für eine wirksame Behandlung gibt es bisher eher begrenzte Nachweise für einige Medikamente (z. B. Magnesium- und Kalzium-Kanalblocker). Früher wurde oftmals Chinin zur Behandlung der nächtlichen Wadenkrämpfen eingesetzt, das wird aufgrund schwererer Nebenwirkungen heute kaum noch empfohlen. Daher ist die Suche nach Substanzen mit möglichen Wirkungen sehr wichtig. Es gibt Hinweise, dass Vitamin K2 (Menachinon, eine Form von Vitamin K) die nächtlichen Wadenkrämpfe verringern kann.

 

Neben seiner Rolle bei der Blutgerinnung sind von Vitamin K abhängige Proteine an der Gefäßverkalkung und an Osteoporose beteiligt. Trotz umfangreicher Forschung über die Mechanismen, durch die Vitamin K zur Knochen- und Herz-Kreislauf-Gesundheit beiträgt, ist das Verständnis darüber, wie Vitamin K auf die Muskeln einwirkt, noch sehr begrenzt. Ein Team von chinesischen Forschern hatte bereits in einer Studie gezeigt, dass Vitamin K2 die Häufigkeit, den Schweregrad und die Dauer von Muskelkrämpfen, die durch eine Dialyse bedingt waren, wirksam verringern konnte. In einer neuen Studie prüften die Forscher nun, ob die Einnahme von Vitamin K2 bei der Linderung von Wadenkrämpfen Vorteile bringen kann. Das galt sowohl in Bezug auf die Häufigkeit, Dauer und Schwere der Wadenkrämpfe als auch in Bezug auf die Sicherheit der Einnahmen.

 

In die (randomisierte, doppelblinde) Studie waren 199 Personen ab 65 Jahren einbezogen (Durchschnittsalter 72 Jahre). Sie litten im Lauf von zwei Wochen mindestens zweimal nachts an Wadenkrämpfen mit einem mittleren Schweregrad und ohne erkennbare Ursache. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die eine erhielt täglich für acht Wochen 180 mcg Vitamin K2 (Menachinon-7), die andere Gruppe nahm zum Vergleich ein Placebo ein. Im Lauf der Studie nahm die Zahl der nächtlichen Wadenkrämpfe in der Vitamin K2-Gruppe signifikant ab, wobei eine Wirkung bereits ab der ersten Woche festgestellt wurde. im Durchschnitt traten mit der Einnahme von Vitamin K2 nur noch 0,96 Wadenkrämpfe pro Woche auf. Dagegen traten die Wadenkrämpfe in der Placebo-Gruppe wie vor der Studie im Durchschnitt 3,6-mal auf. Mit Vitamin K verringerte sich außerdem die Intensität der Wadenkrämpfe stärker als mit dem Placebo.

 

Weiter sank mit Vitamin K2 die Dauer der Wadenkrämpfe, sie waren mit im Durchschnitt um 0,9 Minuten kürzer als zu Beginn der Studie. Vitamin K2 (Menachinon-7) hat sich dabei in dieser älteren Gruppe mit nächtlichen Wadenkrämpfen als sichere Nahrungsergänzung erwiesen, es wurden keine unerwünschten Ereignisse beobachtet. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Vitamin K2 die gerinnungshemmende Wirkung von Warfarin (Vitamin-K-Antagonist), einem häufig verschriebenen Medikament für ältere Menschen, beeinträchtigen kann. Daher wird Vitamin K2 für Personen, die eine Warfarin-Therapie erhalten, nicht empfohlen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Vitamin K2 eine effektive und sichere Strategie im Umgang mit nächtlichen Wadenkrämpfe bei älteren Personen sein könnte. Vitamin K2 sollte in Bezug auf nächtliche Wadenkrämpfe weiter untersucht werden, z. B. in seinen Wirkungen auf den Schlaf der Patienten und ihre Lebensqualität.

 

Unser Tipp: Vitamin K2 gibt es als Nahrungsergänzung in verschiedenen Formen. Dazu gehören sowohl Vitamin K3 (Menadion-0) und die Vitamin-K2-Formen Menachinon-4 und -7. Die verschiedenen Menachinon-Formen sind unterschiedlich biologisch wirksam, in liposomaler Form ist Menachinon-7 besonders gut bioverfügbar.

 

Quelle: 
Jing Tan et al., Vitamin K2 in Managing Nocturnal Leg Cramps. A Randomized Clinical Trial. In: JAMA Internal Medicine, online 28.10.2024, doi: 10.1001/jamaintern-med.2024.5726.


Gute Versorgung mit Eisen in der Schwangerschaft

 

In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Eisen deutlich an, doch vielen schwangeren Frauen fehlt es an genügend Eisen. Das hat Folgen für die Mütter und die Entwicklung des Kindes. Auf eine gute Eisenversorgung sollte in allen Phasen der Schwangerschaft geachtet werden.

 

Eisen ist ein wichtiger Baustein für den Blutfarbstoff Hämoglobin, es trägt zur Blutbildung und zum Sauerstofftransport bei und ist an vielen Vorgängen im Stoffwechsel beteiligt. Eisen ist in verschiedenen Lebensmitteln enthalten, gute Quellen sind Vollkornprodukte, Fleisch und Wurst (Rind-, Lammfleisch) sowie Gemüse und Hülsenfrüchte, Nüsse und Trockenobst. Dabei wird das Hämeisen (2-wertiges Eisen) aus tierischen Quellen leichter aufgenommen als Nicht-Hämeisen (3-wertiges Eisen) aus pflanzlichen Quellen. Mit der Ernährung sollte möglichst eine breite Palette eisenhaltiger Lebensmittel aus beiden Quellen aufgenommen werden. Allgemein beeinträchtigen Eisendefizite die körperliche Leistungsfähigkeit, stören die Wärmeregulation und erhöhen die Anfälligkeit für Infekte. Ein anhaltender Eisenmangel führt zu Blutarmut (Anämie). Frauen sind von Eisendefiziten häufiger betroffen, daher sollten vor allem Frauen im gebärfähigen Alter sowie Vegetarierinnen und Veganerinnen auf die angemessene Versorgung mit Eisen achten.

 

Das gilt besonders für schwangere Frauen, die den höchsten Bedarf an Eisen haben (27 mg täglich, DGE-Empfehlung). Da sie ihren erhöhten Eisenbedarf allein mit der Ernährung oftmals nicht decken, ist bei ihnen der Eisenmangel weit verbreitet. Das gilt trotz des breiteren Angebots an Lebensmitteln auch in den reicheren Industrieländern, wie neuere Untersuchungen zeigten. Schwangere Frauen (33 bis 42 %) sind auch hier häufiger unzureichend mit Eisen versorgt. In der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf deutlich an, um den Bedarf der Mütter ebenso wie die Entwicklung des Fötus zu unterstützen. Ob dieser Bedarf gedeckt werden kann, hängt u. a. von den Eisenspeichern zu Beginn der Schwangerschaft ab. Besonders sind Frauen betroffen, deren Eisenspeicher bereits zu Beginn der Schwangerschaft erschöpft sind.

 

Die gute Versorgung mit Eisen unterstützt Mutter und Kind in der Schwangerschaft, ein Eisenmangel ist mit einem höheren Risiko von Komplikationen verbunden. Er kann sich langfristig auf die Gehirnentwicklung des Kindes auswirken, das gilt in Bezug auf die Wahrnehmung, das Verhalten und die motorischen Fähigkeiten. Für die Mütter steigt z. B. das Risiko für Depressionen, Frühgeburten und ein niedriges Geburtsgewicht. Zur Beurteilung des Eisenstatus wird häufig nur Hämoglobin bestimmt, das Hinweise auf eine Anämie liefert, andere Ursachen für den Eisenmangel könnten dabei unerkannt bleiben. Ferritin gilt nach wie vor als der beste verfügbare Frühindikator für einen Eisenmangel, doch es gibt verschiedene Schwellenwerte, die während der Schwangerschaft verwendet werden. Die WHO empfiehlt einen Ferritinwert von <15 μg/L, neuere britische Leitlinien empfehlen den höheren Wert von <30 μg/L.

 

Noch gibt es nur wenige, umfassende Analysen über Veränderungen des Eisenstatus bei Schwangeren, und es fehlt an Bewertungen des gleichzeitigen Entzündungsstatus. Eine Gruppe irischer und US-amerikanischer Forscher untersuchte daher bei erstmals gebärenden Frauen die Veränderungen von Eisen-Biomarkern in der Schwangerschaft, wobei der Status von Entzündungen berücksichtigt wurde. Ermittelt wurden die Vorkommen von Eisenmangel und mögliche Grenzwerte für den Eisenstatus in der frühen Schwangerschaft, die einen Eisenmangel im dritten Trimester vorhersagen können. Ein weiteres Ziel war es, den Einfluss von häufigen Risikofaktoren für den Eisenmangel zu beobachten, einschließlich von Adipositas (Fettleibigkeit) und Rauchen.

 

An der (prospektiven) Studie waren gesunde Frauen aus Irland beteiligt, die ihr erstes Kind erwarteten. Die Frauen gaben Auskünfte zu Gesundheit, Lebensstil, Ernährung, Rauchen, Alkohol, und ihr Body Mass Index (BMI) wurde bestimmt. Frauen, die unter einer Anämie litten, wurden von der Studie ausgeschlossen. Bei 629 Frauen wurden in der 15., 20. und 33. Schwangerschaftswoche in Blutproben die Eisenwerte bestimmt (Ferritin, löslicher Transferrin-Rezeptor, Gesamt-Eisen), hinzu kamen Messungen von Entzündungs-Markern (C-reaktives Protein, Alpha-Glykoprotein). Im ersten Trimester waren die Eisenwerte bei rund 20 % der Frauen (britischer Ferritin-Schwellenwert <30 μg/L) vermindert. Die Defizite stiegen in der 20. Woche auf 51 % und in der 33. Woche auf rund 84 % an, das heißt, vier von fünf Frauen hatten zu geringe Eisenwerte. Selbst wenn man den geringeren Ferritin-Schwellenwert von <15 μg/L ansetzte waren anfangs knapp 5 % und im 3. Trimester rund 51 % der Frauen von zu geringem Eisen betroffen.

 

Weiter stellte sich nach 15 Wochen ein Ferritin-Wert von <60 μg/L als Schwelle heraus, mit dem sich ein Eisenmangel (Ferritin <15 μg/L) nach 33 Wochen der Schwangerschaft vorhersagen ließ. Dieser Wert wurde bereits früher als Zeitpunkt identifiziert, an dem die Eisenansammlung des Fötus beeinträchtigt wird. Dies kann nach der Geburt zu schlechteren neurokognitiven Funktionen und zum Eisenmangel führen. Die Forscher halten eine Bestimmung von trimester-spezifischen Ferritin-Grenzwerten für angebracht, da sie Auskunft über den Zeitpunkt und die Art von geeigneten Eisenergänzungen geben. 30 % der Frauen hatten Nahrungsergänzungen mit Eisen (meist Multipräparate mit geringen Eisendosen) vor der Schwangerschaft und 56 % im ersten Trimester eingenommen. Dies verringerte das Risiko für den Eisenmangel in der gesamten Schwangerschaft, konnte jedoch die Eisendefizite vor allem im dritten Trimester nicht völlig verringern. Dennoch unterstreichen die Ergebnisse eine mögliche präventive Rolle von Multivitaminpräparaten in der Schwangerschaft, die Eisen in niedrigen Dosen ergänzen.

 

Bei den Frauen wurden auch Faktoren zum Lebensstil untersucht, die den mütterlichen Eisenstatus beeinflussen können. Adipositas (Fettleibigkeit, BMI ab 30) hat sich als Risikofaktor für einen schlechteren Eisenstatus in der Schwangerschaft und für Kinder im Säuglingsalter erwiesen. Allerdings wirkte sich in dieser Studie die mütterliche Adipositas nicht auf das Ferritin aus. Ein Trend zum niedrigerem Ferritin zeigte sich jedoch bei Frauen, die in der frühen Schwangerschaft rauchten. Weiter war der Entzündungs-Status, oft durch den Biomarker CRP (C-reaktives Protein) bestimmt, höher als für Gesunde erwartet, dies hatte sich zuvor auch in anderen Gruppen von Schwangeren gezeigt.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Dies ist eine der größten Studien zum Eisenstatus bei Frauen mit einer risikoarmen Schwangerschaft, die in einem an Ressourcen reichen Umfeld leben. Ein Eisenmangel kam bei den gesunden, erstmals gebärenden Schwangeren recht häufig vor, das galt besonders im dritten Trimester. Die Forscher empfehlen, dass schwangere Frauen früh auf ihren Eisenstatus (Hämoglobin und Ferritin) hin untersucht werden sollten. Sie schlagen eine Ferritin-Konzentration von >60 μg/L als Zielwert vor, außerdem sollte der Entzündungs-Status bestimmt werden. Es zeigte sich weiter, dass Nahrungsergänzungen mit Eisen in der Schwangerschaft dazu beitragen können, die Frauen vor stärkeren Defiziten zu schützen. Eine gute Eisenversorgung in der gesamten Schwangerschaft kann die Eisenversorgung bei Mutter und Kind verbessern.

 

Unser Tipp: Eisen ist in vielen Kombi-Formeln mit Vitaminen und Mineralien in geringer Dosierung enthalten und etwas höher dosiert auch einzeln verfügbar. Auf eine gute Verträglichkeit und Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden. Schwangere und stillende Frauen sollten Nahrungsergänzungen nur nach ärztlicher Empfehlung einnehmen.

 

Quelle: 
Elaine K. McCarthy et al., Longitudinal evaluation of iron status during pregnancy: a prospective cohort study in a high-resource setting. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 26.09.2024, doi: 10.1016/j.ajcnut.2024.08.010.


Die Ernährung kann zur Krebsprävention beitragen

 

Verschiedene Risikofaktoren sind für die Entwicklung von Krebs bekannt, dazu gehört die Ernährung. Sie hat sich als ein zentraler Schwerpunkt in der aktuellen Forschung entwickelt. Dabei spielt auch die gute Versorgung mit Mineralien und Vitaminen eine wichtige Rolle.

 

Traditionell wurden die Ernährungsgewohnheiten als eine Frage der Ausgewogenheit der Kalorienzufuhr und der Art der verzehrten Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Protein, Fett) verstanden. Diese Sichtweise konzentriert sich auf die Rolle der Ernährung bei der Aufrechterhaltung des Körpergewichts und Erfüllung der physiologischen Bedürfnisse. Die aktuelle Forschung führte einen Wandel herbei, der darauf abzielt, den Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit und Krankheiten zu verstehen. Die Ernährung wird nicht nur als ein wichtiger Faktor für das körperliche Wohlbefinden, sondern auch als ein veränderlicher Risikofaktor anerkannt, der mit den Vorkommen und Prognosen für verschiedene Gesundheitszustände zusammenhängt. Bestimmte ungünstige Ernährungsweisen (u. a. die westliche Ernährung) werden mit chronischen Krankheiten, vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Krebs in Verbindung gebracht.

 

In der Folge wird die Wahl der Lebensmittel als ein integraler Bestandteil komplexer Wechselwirkungen zwischen der Ernährung und der allgemeinen Gesundheit betrachtet. Weltweit ist Krebs nach wie vor eine der häufigsten Krankheiten. In die Faktoren, die zur Krebsbelastung beitragen, wurde die Ernährung als modifizierbarer Risikofaktor mit potenzieller Bedeutung für die Krebsprävention, das Wiederauftreten von Krebs und die Überlebenszeit einbezogen. Dazu gehört, dass eine gesunde Ernährung auch die Lebensqualität verbessern kann. 2020 veröffentlichte die „American Cancer Society“ eine Leitlinie zur Ernährung und Körperaktivität für die Krebsprävention, die jetzt aktualisiert wurde. Aufgenommen wurden neue Kenntnisse über die Zusammenhänge zwischen dem Krebsrisiko und zeitlich begrenzter Ernährung (z. B. Fasten), dem Konsum von Milchprodukten, Obst und Gemüse, vegetarischer, pescetarischer (schließt Fisch, aber kein Fleisch ein) und mediterraner Ernährung sowie Informationen zu Kaffee und Tee, Säuregehalt, Pestiziden und den Aufnahmen von Eisen, Vitamin D und Phytoöstrogenen.

 

Dazu gehört generell auch die Qualität der Ernährung, die sich sowohl auf die Menge der Nährstoffe als auch auf die Aufnahme bestimmter Nährstoffe aus der Nahrung bezieht. Für diese Faktoren zeigte sich eine mäßige Fähigkeit, das Auftreten von chronischen Krankheiten und anderer gesundheitlicher Faktoren vorherzusagen. Das unterstreicht ihre Relevanz für das allgemeine Krebsrisiko und gilt vor allem für den Prostata-, Brust-, Lungen- und Dickdarmkrebs.

 

Die Auswertung von relevanten, neueren Studien zeigte, dass die Mittelmeerdiät einige Vorteile für die Verringerung des Krebsrisikos hat. Die Einhaltung des nächtlichen Fastens oder des eingeschränkten Konsums von Kohlenhydraten kann zur Krebsprävention beitragen, doch übermäßiges Fasten kann die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen. Eine vegetarische, mit Pestiziden weniger belastete Ernährung wird mit einem geringeren allgemeinen Krebsrisiko, besonders für Darmkrebs, in Verbindung gebracht. Eine hohe Zufuhr an Hämeisen (2-wertiges Eisen, vor allem in rotem Fleisch und Wurst) und Gesamt-Eisen wird mit einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs verbunden, während die Zufuhr von Phytoöstrogenen (sekundäre Pflanzenstoffe, die den Östrogenen ähneln) mit einem geringeren Risiko verbunden ist. Kaffee und Tee haben einen neutralen Einfluss auf das Krebsrisiko. Wir stellen hier kurz die Rolle verschiedener Mikronährstoffe vor, die zur Krebsprävention beitragen können.

 

Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Antioxidantien spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Zellgesundheit und der Senkung des oxidativen Stresses. Obwohl bisherige Studien zu Brustkrebs keinen Zusammenhang zwischen dem Serum-Zink-Spiegel und dem Krebsrisiko bei Frauen mit BRCA1-Mutation (verändertes Tumorsuppressor-Gen, erhöht das Krebsrisiko) gefunden haben, könnte das Verhältnis von Zink zu Kupfer bei dieser Gruppe von Frauen ein Biomarker sein. Daher ist es notwendig, die Optimierung der Serum-Spiegel von Zink und Kupfer in Betracht zu ziehen. In diesem Zusammenhang belegen Studien auch den Einfluss der Selen- und Zink-Spiegel in Bezug auf das Überleben von Patienten mit Prostatakrebs.

 

Allgemein bestätigen und erweiterten die Ergebnisse das derzeitige Verständnis zum Zusammenhang zwischen Vitaminen und dem Krebsrisiko. Sie betonen die Rolle von Vitaminen als Immunmodulatoren, die auch die DNA schützen können. Das gilt z. B. für die aktivierende Wirkung von Vitamin C auf die Funktion der NK-Zellen (natürliche Killerzellen, lösen bei bestimmten Zellen den Zelltod aus) und hemmende Wirkungen auf die Migration von Tumorzellen. Dies lässt auf eine mögliche Rolle von Vitamin C bei der Verhinderung der Krebs-Ausbreitung und -Metastasierung schließen. Was Vitamin D betrifft, so wurde sein Rezeptor auf verschiedenen Immunzellen identifiziert, was auf eine breite immunmodulatorische Rolle hindeutet. Allerdings zeigte eine finnische Studie, dass eine zusätzliche Ergänzung bei Personen mit ausreichenden Vitamin-D-Spiegeln die Krebsvorkommen nicht verringert. Dies deutet darauf hin, dass sich der Nutzen von Vitamin-D-Gaben auf Bevölkerungsgruppen mit einem Mangel beschränken könnte. Ein solcher Mangel ist jedoch relativ weit verbreitet, vor allem in nördlichen Regionen. Die Forscher heben hervor, dass es wichtig ist, hier die Basalwerte vor Maßnahmen zur Ergänzung oder entsprechenden Empfehlungen zu berücksichtigen.

 

Neben seiner starken antioxidativen Wirkung verbessert Vitamin E die Funktion der T-Lymphozyten und hemmt das Enzym Cyclooxygenase-2 (COX-2), was als immunmodulatorischer Mechanismus wirken und die Antitumor-Immunität stimulieren könnte. Noch beruhen die Nachweise für diesen Mechanismus meist auf experimentellen Studien, daher sind für die Bestätigung des potenziellen Nutzens beim Menschen weitere Untersuchungen erforderlich. In diesem Zusammenhang hat Retinsäure, eine aktive Form von Vitamin A, eine doppelte Wirkung. Sie wirkt sowohl entzündungsfördernd als auch entzündungshemmend, was die Komplexität der Immunmodulation widerspiegelt. Ihre Fähigkeit, die Differenzierung des Signalwegs von Th1/Th2-Zellen (Untergruppe der T-Helfer-Zellen) zu beeinflussen und die Bildung von Zytokinen (Botenstoffe) zu regulieren, deutet auf ein therapeutisches Potenzial bei der Modulation spezifischer Immunreaktionen im Zusammenhang mit Krebs hin, was jedoch noch näher erforscht werden muss, da die Auswirkungen je nach Entzündungs-Kontext und Art der Neubildung variieren können.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ernährungsgewohnheiten sind nicht nur ein wichtiger Faktor für das körperliche Wohlbefinden, sondern auch ein veränderbarer Risikofaktor in Bezug auf verschiedene Krankheiten. Eine ungesunde Ernährung steht direkt mit chronischen Krankheiten wie Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Krebs in Verbindung. Dieses Update der Leitlinien der „American Cancer Society“ unterstreicht den Bedarf an weiterer eingehenderer Forschung. Dazu gehören z. B. zeitlich begrenzte Diäten, strukturierte Programme für körperliche Aktivitäten, Auswirkungen von alternativen Ernährungsweisen auf das Krebsrisiko. Nicht zuletzt sollte auf die guten Aufnahmen an wichtigen Mikronährstoffen geachtet werden, dabei gilt es, den persönlichen Bedarf zu berücksichtigen. Insgesamt deuten die Ergebnisse auf die Vorteile einer stärker personalisierten Vitaminergänzung hin, bei der Nutzen und Risiken für jeden einzelnen Patienten abgewogen werden.

 

Quelle:
Álvaro Torres et al., Dietary Interventions for Cancer Prevention: An Update to ACS International Guidelines. In: Nutrients, online 29.08.2024, doi: 10.3390/nu16172897.