Probiotika können sportliche Leistungen verbessern 

 

Die Modulation des Darm-Mikrobioms durch Probiotika, gesunde Darmbakterien, wird zunehmend erforscht. Wie eine neue Studie zeigt, können Probiotika auch dazu beitragen, die Leistungen und die Leistungsausdauer im Sport zu steigern.

 

Das Darm-Mikrobiom umfasst die Gesamtheit der im Darm lebenden Mikroorganismen, Bakterien, Pilze, Viren etc. Störungen des Darm-Mikrobioms werden mit einer Vielzahl von Krankheiten in Verbindung gebracht. Viele Studien zeigten, dass die Modulation des Darm-Mikrobioms durch die Aufnahme von Probiotika viele Beeinträchtigungen der Gesundheit signifikant verbessert. Neuere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das Darm-Mikrobiom auch verschiedene Aspekte der sportlichen Leistungsfähigkeit positiv beeinflussen kann. Mehrere Studien berichteten nach der Intervention mit Probiotika von signifikanten Verbesserungen der sportlichen Leistungsfähigkeit. Das galt z. B. für die aerobe Kapazität und Ausdauerleistung z. B. beim Laufen, Radfahren und Schwimmen. Noch sind die Faktoren, durch die Probiotika sportliche Leistungen beeinflussen können, nicht ausreichend geklärt.

Verschiedene Mechanismen wurden vorgeschlagen, darunter eine verbesserte Erholung nach dem Training, verbesserte Aufnahmen von Nährstoffen und verringerte gastrointestinale Symptome. Eine Gruppe von Forschern aus Großbritannien stellte die aktuellen Kenntnisse über den ergogenen (leistungsfördernden) Nutzen von Probiotika im Sport vor. Wir fassen hier kurz die Erkenntnisse zur Wirkung von Probiotika bei verschiedenen Sportarten zusammen.

 

Viele Faktoren beeinflussen die Diversität des Darm-Mikrobioms und können sich auf die Gesundheit auswirken, z. B. Antibiotika, Ernährung und Rauchen. In jüngerer Zeit wurde auch die körperliche Betätigung als Faktor genannt, der zur Diversität des Darm-Mikrobioms beiträgt. Mehrere Beobachtungsstudien zeigten, dass Sportler eine größere mikrobielle Darm-Diversität aufweisen als Personen mit sitzender Tätigkeit. Besonders die mäßige Intensität der Körperbetätigung wird mit einer verbesserten Darm-Diversität in Verbindung gebracht. Dauerhaftes, hochintensives Training, wie es Spitzensportler betreiben, reduziert jedoch die mikrobielle Diversität. Das liegt vermutlich an einer geringeren Durchblutung und einem gestörten Immunsystem, was wiederum verstärkte Entzündungsreaktionen zur Folge hat. Solche Faktoren können zum Teil zu den negativen gesundheitlichen Folgen intensiver Sportprogramme beitragen und zu Trainings- und Leistungseinbußen führen.

 

So gaben fast alle Ultra-Marathonläufer in einer Studie an, dass sie gastrointestinale Symptome hatten, 36 % der Läufer berichteten, dass die Symptome sie zum vorzeitigen Abbruch eines Rennens veranlassten. Die Forschung konzentrierte sich im Hinblick auf ergogene Effekte probiotischer Nahrungsergänzungen hauptsächlich auf zwei Aspekte der sportlichen Leistung: Ausdauer und Kraft. In mehreren Studien wurde über eine signifikant verbesserte aerobe Kapazität und Leistungsfähigkeit in verschiedenen Sportbereichen nach der Einnahme von Probiotika berichtet. Bei Triathleten wurde z. B. nach einer vierwöchigen Einnahme von Probiotika eine signifikant verbesserte Laufleistung im Vergleich zu Placebo erreicht. In einer aktuellen Studie verbesserten Probiotika (Lactobacillus-, Bifidobacterium-Stämme) über fünf Wochen bei Marathonläufern signifikant die zurückgelegte Distanz, während es in der Placebogruppe keine Veränderung gab. Bei Teilnehmern mit Probiotika wurde auch eine signifikant bessere Muskelmikroperfusion (Durchblutung der Muskulatur) nach dem Training festgestellt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Probiotika durch verbesserte Gefäßfunktionen die aerobe Trainingseffizienz steigern können. Außerdem wurde über deutlich verbesserte Stimmungen berichtet, was darauf hindeutet, dass Probiotika das psychische Wohlbefinden von Sportlern unterstützen könnten.

 

Auch die ergogenen Vorteile von Probiotika gehen über die bloße Laufleistung hinaus. So kam es in einer Studie nach Einnahme von Probiotika über vier Monate bei Radfahrern zur signifikanten Verlängerung der Trainingsdauer und einer Steigerung von 5 % der Sauerstoffaufnahme (Vo2max) sowie zum geringerem Unwohlsein während der Ausdauer-Belastungstests. Weiter wurde über verringerte Atemwegs-Infektionen sowie weniger nachfolgende Symptome, darunter Kurzatmigkeit und Ohrenschmerzen, berichtet. Noch sind die Untersuchungen von Probiotika und ihren Wirkungen auf Ausdauerleistungen im Mannschaftssport begrenzt. Eine Studie mit Badminton-Spielern zeigte ergogene Vorteile von Probiotika über sechs Wochen auf die aerobe Kapazität und das psychische Wohlbefinden.

 

Kraft ist ein wichtiger Indikator für die Leistungsfähigkeit in vielen Sportarten, darunter z. B. Gewichtheben, Leichtathletik, Ringen und Mannschaftssportarten wie Basketball, Fußball und Rugby. Ein wichtiger Faktor für die Kraft im Sport ist die Muskelkraft. Die Rolle von Probiotika bei der Erhaltung oder Verbesserung von Muskelkraft und Muskelmasse in der Allgemeinbevölkerung und in klinischen Studien ist gut dokumentiert. So kam z. B. eine aktuelle Meta-Analyse zu dem Schluss, dass Probiotika die allgemeine Muskelkraft und -masse signifikant verbesserten. In einer Analyse von Untergruppen waren Probiotika am wirksamsten, wenn die Intervention 12 Wochen dauerte, besonders mit Bifidobacterium-Stämmen. Im Sport verbesserten Probiotika über acht Wochen bei Triathleten signifikant die Leistung im Radfahren im Vergleich zu Placebo.

 

In einer Studie wurde die Intervention mit Probiotika und Proteinen auf die Leistungsabgabe und die Regeneration der Muskeln nach einem ermüdenden Trainingsprogramm geprüft. Es wurde ein geringerer Abfall der Spitzenleistung und eine verbesserte Regeneration 24 und 72 Stunden nach dem Training erreicht. Dies deutet darauf hin, dass Probiotika die bekannten positiven Effekte von Proteinen auf die Muskelregeneration und Kraft verstärken und zu gesteigerten Leistungen in Sportarten führen können, in denen die Kraft ein wesentlicher Leistungsfaktor ist. Bisher wurde der Einfluss von Probiotika auf die kraftspezifischen sportlichen Leistungen jedoch nur in wenigen Studien untersucht.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Aufnahme von Probiotika führt zu einer verbesserten Regeneration nach intensiven Sportprogrammen. Das führt zu einer verbesserten Nährstoffaufnahme, Linderung gastrointestinaler Symptome und verbesserten Immunfunktionen. Die stärksten Nachweise sprechen für den Einsatz von multistämmigen Probiotika (Laktobazillen, Bifidobakterien), um die Ausdauerleistung zu verbessern. Einige wenige Studien deuten darauf hin, dass die Einnahme von Probiotika auch Symptome von Leistungsangst lindern kann. Die stärksten Nachweise gibt es insgesamt für verbesserte Ausdauerleistungen. Nur wenige Studien untersuchten den Einfluss auf Kraftleistungen, wenn auch mit vielversprechenden Ergebnissen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einnahme von Probiotika die sportliche Leistungsfähigkeit verbessern kann. Zukünftige Forschungen sollten sich vor allem mit den Auswirkungen auf die Kraftleistung und den spezifischen Wirkmechanismen befassen.

 

Unser Tipp: Probiotika werden vor allem mit Laktobazillen und Bifidobakterien angeboten, die bisher am besten untersucht sind. Auf eine gute Qualität, die Menge an gesunden Darmbakterien und gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden. Für den Sport sind zertifizierte stabile Mischungen von gesunden Darmbakterien besonders zu empfehlen.

 

Quelle: 
Harry Jarrett et al., The Role of Gut Microbiome and Probiotics in Sports Performance: A Narrative Review Update. In: Nutrients, online 14.02.2035, doi: 10.3390/nu17040690.


Mittelmeerdiät, Übergewicht und Krebsrisiko

 

In der europaweiten EPIC-Langzeitstudie wurde der Zusammenhang zwischen der Einhaltung der Mittelmeerdiät und dem Risiko für Krebskrankheiten in Bezug auf starkes Übergewicht untersucht. Es zeigte sich, dass die stärkere Einhaltung der Mittelmeerdiät das Risiko für Krebskrankheiten leicht verringern kann.

 

Die Vorkommen von Übergewicht (BMI ab 25) nahmen in den letzten Jahrzehnten weltweit zu. Zwischen 1975 und 2016 stieg das Übergewicht, einschließlich Fettleibigkeit (Adipositas, BMI ab 30) bei Erwachsenen ab 20 Jahren von etwa 21 % bei Männern und 24 % bei Frauen auf fast 40 % bei beiden Geschlechtern an. Seit langem ist bekannt, dass vor allem Adipositas das Risiko für viele Krankheiten erhöht, dazu gehört auch ein erhöhtes Krebsrisiko, z. B. für den Krebs der Gebärmutter, Speiseröhre, Niere, Pankreas, Leber und Brust. Studien zeigten, dass die Mittelmeerdiät einen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat, das gilt auch in Verbindung mit Gewichtsabnahmen und verringerter Fettleibigkeit in der Bauchregion (abdominale Adipositas). Zu dieser Kost gehört der reichliche Verzehr von frischem Gemüse und Obst, Fisch, hochwertiges Olivenöl, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen. Seltener verzehrt werden sollten Fleischwaren und Milchprodukte, Rotwein sollte nur in Maßen getrunken werden. Bei Getreidewaren sollten Vollkornprodukte bevorzugt werden, da sie viel Ballaststoffe enthalten. Im Rahmen der europaweiten EPIC-Bevölkerungsstudie (European Prospective Investigation Into Cancer and Nutrition) wurde in Spanien (2010) eine Beziehung zwischen der Mittelmeerdiät und dem Adipositas-Risiko bei Übergewichtigen festgestellt.

 

Dazu gehörte, dass die Einhaltung dieser Ernährung mit einem geringeren Taillenumfang verbunden war und Zunahmen an Gewicht verhindern konnte. Der Nutzen der Mittelmeerdiät geht möglicherweise über die Verringerung des Bauchfetts hinaus. Eine aktuelle Studie zeigte z. B., dass die Einhaltung der Mittelmeerdiät bei Frauen in neun europäischen Ländern mit einer verbesserten Überlebensrate nach einer Brustkrebs-Diagnose verbunden ist. In Bezug auf das Krebsrisiko zeigte sich, dass die stärkere Einhaltung der Mittelmeerdiät mit einem verringerten Gesamt-Krebsrisiko um je 4 % pro 2-Punkte-Erhöhung im Mittelmeerdiät-Score verbunden war. Die deutlichsten Verbindungen zeigten sich für Darm-, Magen- und Brustkrebs (besonders beim Ausschluss von Alkohol). In einem italienischen EPIC-Zentrum wurde ein schützender Zusammenhang zwischen der Mittelmeerdiät und dem Risiko für Darmkrebs beobachtet, obwohl die Vorkommen der abdominalen Adipositas diesen Zusammenhang nicht vermittelten. Bisher wurde nur in wenigen Studien die komplexe Rolle der Adipositas in Bezug zur Mittelmeerdiät und durch Adipositas bedingte Krebserkrankungen untersucht.

 

Dazu gehören Faktoren wie Adipokine (vom Fettgewebe gebildete Signalmoleküle, z. B. Leptin), Wachstumsfaktoren (Proteine, die Zellproliferation, -differenzierung beeinflussen) und Insulinresistenz. Hinzu kommen neuere Faktoren wie Hypoxie (Sauerstoffmangel), genetische Anfälligkeit, Stromazellen (z. B. Fibrozyten, Fibroblasten) und Entzündungen. Eine Gruppe europäischer Forscher untersuchte nun in einer Studie den Zusammenhang zwischen der Einhaltung der Mittelmeerdität und dem Risiko für die von der Adipositas abhängigen Krebskrankheiten in der EPIC-Studie.

 

Ausgewertet wurden die Daten von 1992 bis 2000 in die EPIC-Studie aufgenommenen rund 450.000 Teilnehmern im Alter von 35 bis zu 70 Jahren aus 23 Zentren in 10 europäischen Ländern (Durchschnittsalter 51 Jahre, 29 % Männer, 71 % Frauen). Sie gaben Auskünfte über ihren Lebensstil und ernährten sich mit der Mittelmeerdität oder anderen Ernährungsweisen. Bei der Mittelmeerdiät wurde die Einhaltung mit einer Skala bewertet und als niedrig, mittel oder hoch eingestuft. Für alle Teilnehmer standen weiter anthropometrische Daten, darunter Körpergewicht, BMI und Taillen-Hüft-Verhältnis, zur Verfügung. Alle Teilnehmer wurden im Durchschnitt rund 15 Jahre lang weiter in ihrer Gesundheit beobachtet. Für Teilnehmer aus sieben Ländern standen die Vorkommen von Krebskrankheiten zur Verfügung. Von ihnen erlitten 4,9 % eine Krebserkrankung, die mit Adipositas verbunden war. Bei einer hohen Einhaltung der Mittelmeerdiät hatten die Teilnehmer ein um 6 % geringeres Krebsrisiko im Vergleich zu den Teilnehmern mit einer geringen Anpassung.

 

Ein ähnlich positiver Zusammenhang wurde auch bei Teilnehmern mit einer mittleren Einhaltung der Mittelmeerdiät beobachtet. Der präventive Einfluss der Mittelmeerdiät fiel beim Leberzellkrebs am stärksten aus, Teilnehmer, die sich mediterran ernährten, hatten dafür ein um 43 % geringeres Mortalitätsrisiko. Signifikante Verbindungen gab es außerdem beim Nieren-, Speiseröhren- und Darmkrebs. Eine mittlere Einhaltung der Mittelmeerdiät wirkte sich weiter mit einem geringeren Risiko auf den Speiseröhren- und Knochenmarkkrebs aus. Auffällig war, dass die krebsschützende Beziehung nicht durch Gewichtsabnahmen bzw. ungünstige Werte im Body-Mass-Index und Taillen-Hüft-Verhältnis vermittelt wurde. Teilnehmer mit einer hohen Einhaltung der Mittelmeerdiät unterschieden sich im BMI nicht sonderlich von denen, die sich nur gering mediterran ernährten. Das unterstützte die Hypothese der Forscher, dass ein Zusammenhang zwischen der Mittelmeerdiät und einem geringeren Risiko für die von der Adipositas bedingten Krebskrankheiten durch andere Mechanismen beeinflusst werden könnte. Interventions-Studien zeigten, dass die Mittelmeerdiät positiv mit Stoffwechsel- und Entzündungs-Markern (z. B. Nüchternblutzucker, C-reaktives Protein) verbunden ist.

 

Gute Aufnahmen von Ballaststoffen können den karzinogenen N-Nitroso-Verbindungen (Nitrosamine, Nitrosamide, Nitrosoharnstoffe) aus verarbeiteten Fleischwaren und anderen Quellen entgegenwirken. Der mögliche Nutzen der Mittelmeerdiät für die Krebsprävention könnte auf Wechselwirkungen und Synergie-Effekten zwischen verschiedenen Komponenten beruhen, die zusammen die gesundheitlichen Vorteile einzelner Lebensmittel verstärken. Interessant war auch, dass bei Rauchern durch die Einhaltung der Mittelmeerdiät stärkere schützende Assoziationen beobachtet wurden. Das deutet darauf hin, dass diese Ernährung den Einfluss von Tabak auf die Krebsentstehung teilweise ausgleichen könnte.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse dieser EPIC-Studie deuten darauf hin, dass eine stärkere Einhaltung der Mittelmeerdiät das Risiko für Krebserkrankungen, die mit Adipositas verbunden sind, leicht verringern kann. Das galt besonders für das Risiko von Darm-, Leberzell- und Nierenkrebs. Darüber hinaus zeigte sich, dass selbst eine mittlere Einhaltung der Mittelmeerdiät mit einem leicht verringerten Risiko für diese Krebsarten verbunden war. Die Ergebnisse zu den krebsschützenden Wirkungen der Mittelmeerdiät deuten darauf hin, dass sie nicht auf der Vermittlung durch Übergewicht und Adipositas beruhen. Künftig sind weitere Studien erforderlich, um die Mechanismen besser zu verstehen, durch die eine höhere Einhaltung der Mittelmeerdiät das Krebsrisiko potenziell verringern könnte.

 

Unser Tipp: Die Mittelmeerdiät trägt zu einer guten Versorgung mit vielen Mikronährstoffen bei. Wer sich nicht auf diese Weise ernähren mag, kann gegebenenfalls mit Nahrungsergänzungen, z. B. mit geeigneten Multi-Formeln, die Aufnahmen von Mikronährstoffen verbessern. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle: 
Immaculada Aguilera-Buenosvinos et al., Adherence to the Mediterraean Diet and Obesity-Linked Cancer Risk in EPIC, online 25.02.2025, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.61031.


Mikronährstoffe bei Rhinitis durch Luftverschmutzung

 

Die Luftverschmutzung hat sich zu einem bedeutenden weltweiten Gesundheitsproblem entwickelt. Dazu gehören Atemwegserkrankungen und besonders die Rhinitis mit Entzündungen der Nasenschleimhaut. Einige Mikronährstoffe, wie Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Probiotika, könnten dazu beitragen, diese Belastungen zu verringern.

 

Die Rhinitis ist durch Entzündungen und Schwellungen der Nasenschleimhaut gekennzeichnet. Sie hat sich in den Industrie- und Entwicklungsländern zu einer der häufigsten chronischen Krankheiten entwickelt. Zu den wichtigen Risikofaktoren gehören Umweltfaktoren, darunter besonders die Luftverschmutzung. Dabei wird vor allem der Feinstaub (2,5-10 μm), stark mit der Entstehung und Verschlimmerung der Rhinitis in Verbindung gebracht. Zum Feinstaub gehört ein Spektrum schädlicher Substanzen, z. B. Kohlenstoff-Aerosole, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Benzochinone und Schwermetalle. Sie können als Reizstoffe wirken, die allergische Reaktionen verstärken und Entzündungen in der Nasenschleimhaut auslösen. Feinstaub kann die Durchlässigkeit des Nasengewebes erhöhen, das Eindringen von Allergenen erleichtern und verstärkt dendritische (antigen-präsentierende) Zellen und T-Lymphozyten aktivieren. Feinstaub-Partikel können die Bildung von proentzündlichen Zytokinen (Botenstoffe) und Immunglobulin E (Antikörper) erhöhen, was zur Entstehung der Rhinitis beiträgt. Auch Pollenallergene sind ein Problem, da chemische Wechselwirkungen zwischen Pollen und Luftschadstoffen den Gehalt an Proteinen verändern können. Platzen die Pollen auf, werden sie zusammen mit Subpollen-Partikeln und Lipidmediatoren (Eicosanoide) freigesetzt, was allergische Reaktionen erhöhen kann.

 

Die komplexen Beziehungen zwischen Luftverschmutzung und Rhinitis förderten das Interesse an der Erforschung präventiver Strategien, um die schädlichen Auswirkungen auf die Atemwege zu verringern. Dazu gehören verschiedene Mikronährstoffe mit immunmodulatorischen und antientzündlichen Eigenschaften. Eine Gruppe von Forschern aus Taiwan (erhebliche Luftverschmutzung), stellte die aktuellen Kenntnisse dazu vor. Sie legten den Schwerpunkt auf die Rolle von Feinstaub bei der Rhinitis und untersuchten die potenzielle Rolle von Nahrungsergänzungen bei der Prävention und Linderung von Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Nasengesundheit. Dazu gehörten das Potenzial von Kefir-Peptiden (fermentierte Milchgetränke), Lactoferrin (Glykoprotein in Körperflüssigkeiten), Vitamin D, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Probiotika. Wir stellen hier die wichtigsten Ergebnisse zu Vitamin D, den mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Probiotika vor.

 

Die immunmodulatorischen Wirkungen von Vitamin D wurden bei der Rhinitis eingehend untersucht. Vitamin D wirkt antientzündlich, indem es die Differenzierung und Funktion verschiedener Immunzellen (z. B. T-, B-Zellen, dendritische Zellen) moduliert. Bei der allergischen Rhinitis zeigte sich, dass Vitamin D die Bildung entzündungsfördernder Zytokine (z. B. IL-4, IL-17) unterdrückt und gleichzeitig die Sekretion des antientzündlichen Zytokins IL-10 fördert. Eine Meta-Analyse von acht Studien mit rund 500 Teilnehmern, darunter Patienten mit chronischer Sinusitis (Entzündungen der Nasenschleimhaut und Nasennebenhöhlen) und Gesunde, ergab bei den Patienten einen signifikant niedrigeren Vitamin-D-Spiegel. In einer klinischen Studie unterzogen sich 60 Patienten mit chronischer Sinusitis, Nasenpolypen und einem niedrigem Vitamin-D-Spiegel einer Operation der Nasennebenhöhlen.

 

Die Ergänzung von Vitamin D führte zu einem signifikant verringerten Schweregrad der Symptome und geringeren Rezidiven im Vergleich zu einem Placebo. Der Einfluss von Vitamin D auf den Zusammenhang zwischen Feinstaub in Innenräumen (2,5 µm ) und Asthma-Symptomen wurde in einer Studie bei Stadtkindern untersucht. Beteiligt waren 120 asthmatische Kinder, deren Feinstaub-Belastung in Innenräumen, Vitamin-D-Spiegel und Asthma-Symptome neun Monate lang kontrolliert wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass übergewichtige Kinder mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel tagsüber verstärkt Asthma-Symptome zeigten, die mit der Feinstaub-Belastung zusammenhingen. Dagegen schützte ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel die übergewichtigen Kinder vor Asthma-Symptomen. Ein optimaler Vitamin-D-Status könnte bei Kindern dazu beitragen, Auswirkungen auf die Atemwege durch Luftverschmutzung in Innenräumen zu senken.

 

Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren (vor allem Omega-3- und -6-Fettsäuren) sind für ihre antientzündlichen und immunmodulatorischen Eigenschaften bekannt. Das macht sie zu potenziellen Kandidaten für verringerte Auswirkungen der Feinstaub-Belastung, einschließlich der Rhinitis. Zu ihren Schlüsselfunktionen gehört die Beeinflussung des Gleichgewichts zwischen den T-Helfer-Zellen (Th1, Th2), die bei Immunreaktionen eine wichtige Rolle spielen. Th2-Zellen sind vor allem an allergischen Reaktionen beteiligt, einschließlich der Bildung von Antikörpern (IgE) und Aktivierung von Mastzellen (Gruppe der Leukozyten), was zur Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Histamin führt.

 

Die Omega-3-Fettsäuren (z. B. EPA, DHA aus Fischölen, ALA aus Pflanzenölen) fördern eine Verschiebung hin zu Th1-Reaktionen und unterdrücken so die Th2-vermittelten allergischen Entzündungen in der Nasenschleimhaut. Sie können auch die Produktion von Lipidmediatoren modulieren, bioaktive, von Fettsäuren abgeleitete Moleküle, die u. a. Entzündungen regulieren. Omega-3-Fettsäuren sind Vorläufer von antientzündlichen Lipidmediatoren (z. B. Resolvine, Protektine), die das Abklingen von Entzündungen fördern. Sie können bei Rhinitis dazu beitragen, Nasenentzündungen, Schleimbildung und andere allergische Symptome zu verringern. Bisher noch wenig untersucht ist die präventive Rolle von mehrfach ungesättigten Fettsäuren bei der durch Feinstaub bedingten Sinusitis (Entzündung der Nasennebenhöhlen).

 

Probiotika, gesunde Darmbakterien, sind für ihr Potenzial bekannt, das Immunsystem zu modulieren, die Darmgesundheit zu verbessern und zum allgemeinen Wohlbefinden beizutragen. Im Zusammenhang mit der durch Feinstaub-Belastung bedingten Rhinitis sind Probiotika durch ihre Fähigkeit, die Darm-Lungen-Achse zu beeinflussen, eine potenzielle therapeutische Strategie. Probiotika können das Gleichgewicht zwischen den T-Helfer-Zellen (Th1, Th2) positiv beeinflussen, die dazu beitragen, allergische Entzündungen der Nasenschleimhaut zu hemmen. Sie können auch die Funktion der regulatorischen T-Zellen verbessern, die eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Immuntoleranz und der Verhinderung übermäßiger Immunreaktionen spielen. Probiotika können die Anzahl und Aktivität von regulatorischen T-Zellen erhöhen, was zu ihrer positiven Wirkung bei der allergischen Rhinitis beitragen könnte.

 

Probiotika können außerdem die Darm-Lungen-Achse beeinflussen, ein bidirektionaler Kommunikationsweg zwischen dem Darm und Atemsystem. Eine ungünstige Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota wurde mit verschiedenen Atemwegserkrankungen, u. a. Asthma und allergische Rhinitis, in Verbindung gebracht. Probiotika können die Darm-Mikrobiota modulieren, ein gesundes Bakterien-Gleichgewicht fördern und die Immunreaktionen in der Lunge beeinflussen. Die Modulation der Darm-Lungen-Achse könnte zu den positiven Auswirkungen von Probiotika bei der durch Feinstaub bedingten Rhinitis beitragen. In einer Meta-Analyse (2022) wurde berichtet, dass Probiotika die Lebensqualität, den Gesamtwert nasaler Symptome und Augenbeschwerden bei Patienten mit allergischer Rhinitis verbessern konnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen der Belastung durch Feinstaub und dem erhöhten Risiko für allergische und nicht-allergische Rhinitis. Die durch Feinstaub ausgelösten Entzündungen spielen bei der Entstehung der Rhinitis eine entscheidende Rolle. Vitamin D, mehrfach ungesättigte Fettsäuren und Probiotika erwiesen sich als wirksam, um die Immunreaktionen zu modulieren und Entzündungen im Zusammenhang mit Luftverschmutzung zu verringern. Auch für Kefir-Peptide und Lactoferrin sind einige Wirkungen nachgewiesen. Noch sind die Erkenntnisse über die Wirksamkeit dieser Mikronährstoffe bei der Prävention und Therapie der durch Feinstaub verursachten Rhinitis begrenzt. Künftig sollte ihre Wirksamkeit in Bezug auf die durch Feinstaub-Belastungen bedingte Rhinitis weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Probiotika werden als Nahrungsergänzungen in verschiedenen Formen und Dosierungen angeboten. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle:
Shih-Wei Chen et al., Air Pollution-Associated Rhinitis: Exploring the Preventive Role of Nutritional Supplements Against Particulate Matter-Induced Inflammation. In: Nutrients, online 25.02.2025, doi: 10.3390/nu17050829.


Joghurt könnte das Risiko für Darmkrebs verringern 

 

Darmkrebs ist nach wie vor weltweit die häufigste Krebskrankheit. Neuere Studien zeigen, dass Joghurt vor allem mit seinem Gehalt an Bifidobakterien möglicherweise dazu beitragen könnte, das Risiko für den Darmkrebs zu verringern.

 

Zum Darmkrebs-Risiko tragen eine Reihe von Faktoren bei, dazu gehören u. a. Rauchen, Alkohol, Adipositas (BMI ab 30) sowie eine Ernährung, die arm am Ballaststoffen ist, aber reichlich Fett und Fleisch enthält. Seit langem ist auch bekannt, dass Milchprodukte, darunter vor allem der Joghurt, sich positiv auf das Krebsrisiko auswirken können. Joghurt ist ein fermentiertes Milchprodukt, dem gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben werden. Das gilt bei regelmäßigem Verzehr z. B. mit einem geringeren Risiko für das Metabolische Syndrom, den Typ-2-Diabetes und die Herz-Kreislauf-Krankheiten. Es wird seit langem auch angenommen, dass Joghurt und andere fermentierte Milchprodukte für die Magen-Darm-Gesundheit förderlich sind. Im Joghurt enthalten ist eine große Anzahl an Probiotika, das sind lebende Mikroorganismen bzw. gesunde Bakterien, darunter vor allem Laktobazillen und Bifidobakterien.

 

Es gibt Hinweise, dass Probiotika durch ihre Wirkung auf die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und/oder auf die Funktionen der Darmbarriere eine krebsvorbeugende Rolle spielen können. Sie unterstützen die Aufrechterhaltung einer ausgewogenen Darm-Mikroflora und der Darmbarriere, helfen bei der Aufnahme von Nährstoffen und verbessern die Immunfunktionen, indem sie Entzündungen hemmen und die Phagozytose (Eliminierung von Bakterien und abgestorbenen Zellen) anregen. Vor allem die Bifidobakterien tragen bei der verstärkten Ansiedlung im Darmtrakt zu einer kürzeren Transitzeit der Nahrung, der Verdrängung von schädlichen Bakterien, zum Erhalt der Darmbarriere sowie zur Bildung von bioaktiven Peptiden und kurzkettigen Fettsäuren bei, die für den Stoffwechsel und die Immunantwort wichtig sind. In einer neueren Meta-Analyse wurde berichtet, dass der Verzehr von Joghurt mit einem geringeren Risiko für Darmkrebs verbunden ist. Dabei ist die Aufnahme von Bifidobakterien besonders interessant, sie können über antioxidative, entzündungshemmende und immunaktivierende Wirkungen auch krebshemmende Eigenschaften besitzen.

 

Die Bedeutung der jeweiligen Mengen an Bifidobakterien im Darmkrebs-Gewebe ist bisher nicht vollständig geklärt. In Anbetracht der wichtigen Rolle, die sowohl die Ernährung als auch die Darm-Mikrobiota bei der Entwicklung von Darmkrebs spielen, ist es von großem Interesse zu untersuchen, ob die Wirkung von Joghurt auf die Vorkommen von Darmkrebs je nach der aufgenommenen Menge an Bifidobakterien unterschiedlich ist. Eine Gruppe von US-amerikanischen und japanischen Forschern stellte die Hypothese auf, dass der langfristige Verzehr von Joghurt mit dem Auftreten von Darmkrebs in Verbindung gebracht werden könnte, und zwar abhängig von der Tumor-Untergruppe und der Menge von Bifidobakterien im Tumorgewebe. Um dies zu untersuchen, nutzten sie Daten aus zwei großen, prospektiven Bevölkerungsstudien aus den USA (Nurses Health Study, Health Professionals Follow-up Study, beide seit 1976 bzw. 1986 anhaltend durchgeführt), in denen molekulare und mikrobielle Tumordaten von Darmkrebsfällen dokumentiert wurden. Mit verschiedenen Methoden wurden die unterschiedlichen Beziehungen zwischen dem Joghurtverzehr und der Häufigkeit von Darmkrebs bewertet, die nach der Menge der Bifidobakterien im Tumorgewebe unterteilt wurden.

 

Einbezogen in die Auswertung waren die Daten von 132.056 Personen. Für alle Teilnehmer standen Daten zur Häufigkeit des Verzehrs von Joghurt und anderen Milchprodukten zur Verfügung. Teilnehmer mit einem höheren Joghurtverzehr hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit eine höhere Gesamtaufnahme von Folat, Kalzium und Vitamin D, waren körperlich aktiver, rauchten seltener oder konsumierten weniger verarbeitetes und rotes Fleisch. Im Lauf der langjährigen Nachbeobachtung wurden in dieser großen Gruppe 3.079 Fälle von Darmkrebs dokumentiert. Davon standen für 1.121 Fälle Daten zu den Mengen an Bifidobakterien im Gewebe zur Verfügung. Bei diesen Teilnehmern zeigte sich, dass Bifidobakterien im Darm recht häufig vorkamen. Bei 31 Prozent der Darmkrebs-Patienten konnten Bifidobakterien auch im Tumorgewebe nachgewiesen werden. Die Beziehung zwischen einem langfristigen Joghurtverzehr und dem Darmkrebs unterschied sich je nach Menge der Bifidobakterien. Das Darmkrebs-Risiko bei Personen, die wenigstens zwei Portionen Joghurt pro Woche verzehrten, war um 20 % geringer im Vergleich zu denjenigen, die Joghurt nur selten aßen.

 

Diese Verbindung wurde vor allem in einer Untergruppen-Analyse beim proximalen (zur Körpermitte hin gelegenen) Darmkrebs beobachtet. Dabei zeigte sich ein Trend für die Verbindung zwischen dem häufigeren Joghurtverzehr und geringeren Vorkommen beim proximalen Darmkrebs, in dem Bifidobakterien vorhanden waren. Das deutet auf eine antitumorale Wirkung des Joghurtverzehrs auf spezifische Tumor-Untergruppen hin. Frühere Studien deuteten bereits an, dass die präventive Wirkung des Joghurtkonsums auf den proximalen Darmkrebs beschränkt sein könnte. Dieser Teil des Dickdarms ist ein wichtiger Ort für die Umwandlung von primären in sekundäre Gallensäuren, was mit Veränderungen in der Darm-Mikrobiota zusammenhängt. Es wurde vermutet, dass Bifidobakterien Gallensäuren abbauen können. Daher könnten die Ergebnisse dieser Studie darauf hindeuten, dass der Verzehr von Joghurt das Risiko für den proximalen Darmkrebs durch eine Modulation der Mikroflora, einschließlich der Bifidobakterien, verringert. Die Bifidobakterien im Tumorgewebe könnten möglicherweise auch auf gestörte Funktionen der Darmbarriere hinweisen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass der Verzehr von Joghurt eine krebsvorbeugende Wirkung bei Darmkrebs mit einer gestörten Darmbarriere haben könnte.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Auswertungen zweier Langzeit-Studien zeigten, dass ein Zusammenhang zwischen einem langfristigen Joghurtkonsum und dem Auftreten von Darmkrebs anhand der Vorkommen von Bifidobakterien im Tumorgewebe festgestellt wurde. Es wird seit langem angenommen, dass Joghurt und andere fermentierte Milchprodukte für die Gesundheit des Magen-Darm-Trakts zuträglich sind. Ein häufiger Verzehr von Joghurt kann möglicherweise einen krebsschützenden Effekt haben und das Auftreten von Darmkrebs, in dem Bifidobakterien vorhanden sind, verringern, das gilt besonders für den proximalen Darmkrebs. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien untersucht werden, um die potenziellen Mechanismen für die Auswirkungen eines häufigeren Verzehrs von Joghurt auf die Darmkrebs-Entwicklung zu klären.

 

Unser Tipp: Probiotika sind als Nahrungsergänzungen erhältlich, vor allem mit den Arten von Laktobazillen und Bifidobakterien, die bisher am besten untersucht sind. Auf eine große Anzahl der gesunden Bakterien und eine gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle: 
Satoko Ugai et al., Long-term yogurt intake and colorectal cancer incidence sub classified by Bifidobacterium abundance in tumor. In: Gut Microbes, online 12.02.2025, doi: 10.1080/19490976.2025.2452237.


Carotinoide bei der Migräne und dem biologischen Alter

 

Carotinoide haben antioxidative, immunmodulierende und antientzündliche Eigenschaften. Zwei neue Studien zeigen, dass sie zur Prävention der Migräne beitragen und das biologische Alter verringern könnten.

 

Carotinoide sind gelbe, orange oder rote Pigmente, die vielen Obst- und Gemüsesorten ihre leuchtenden Farben geben. Sie sind z. B. enthalten in Karotten, Tomaten, Paprika, Süßkartoffeln, Spinat, Grapefruit, Kürbis und Brokkoli. Carotinoide tragen in den Pflanzen zum Schutz vor reaktiven Sauerstoffspezies und zur Photosynthese bei. Das bekannteste Carotinoid ist Beta-Carotin, es kann unverändert absorbiert werden oder wird (zu 60 bis 75 %) zu Vitamin A gespalten, dessen Vorstufe es ist. Es gibt viele weitere Carotinoide, zu den für den Menschen wichtigen gehören Alpha- und Beta-Carotin, Beta-Cryptoxanthin, Lykopin sowie Lutein/Zeaxanthin, die für ihre gesundheitlichen Wirkungen beim Menschen bekannt sind. Eine hohe Aufnahme von Carotinoiden aus der Nahrung wird z. B. mit einem verringerten Risiko für das Metabolische Syndrom und für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden.

 

Für einzelne Carotinoide sind spezielle Wirkungen nachgewiesen, etwa für Lykopin auf die Gefäßfunktionen und für Lutein auf die altersbedingte Makuladegeneration in der Netzhaut des Auges. Auf eine mögliche Wirkung von Carotinoiden bei der Migräne gibt es bisher nur wenig Hinweise. Eine Gruppe chinesischer Forscher prüfte in einer (Querschnitts-)Studie den Zusammenhang zwischen dem Carotinoid-Spiegel im Serum und dem Migräne-Risiko bei Erwachsenen in den USA.

 

Sie nutzten dafür Daten aus der großen US-amerikanischen Bevölkerungs- und Langzeit-Studie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey, 2001 bis 2004) von 7.744 Personen ab dem Alter von 20 Jahren. Bei allen Teilnehmern wurden die Konzentrationen der fünf Carotinoide im Serum sowie Vitamin A gemessen. Nach ihren jeweiligen Werten wurden die Teilnehmer vier Gruppen, von einer niedrigen bis zu einer hohen Versorgung mit Carotinoiden, zugeordnet. Eine Migräne wurde bei 1.595 Teilnehmern (20,5 %) diagnostiziert, die in den letzten drei Monaten vor diesen Untersuchungen unter starken Kopfschmerzen oder Migräne gelitten hatten. Mit verschiedenen Methoden wurde der Zusammenhang zwischen den Carotinoid-Spiegeln im Serum und dem Migräne-Risiko ermittelt. Im Vergleich zur Gruppe mit der niedrigsten Versorgung an Carotinoiden waren die Teilnehmer in den Gruppen mit der höchsten Versorgung mit einem geringeren Risiko für Migräne verbunden. Das galt für Alpha-Carotin (OR 0,74), Beta-Carotin (OR 0,64) sowie für Lutein/Zeaxanthin (OR 0,64). Für Beta-Cryptoxanthin wurde in der dritten Gruppe geringere Migräne-Werte ermittelt (OR 0,70). Für Beta-Cryptoxanthin und Lutein/Zeaxanthin zeigte sich ein U-förmiges Muster bei den nichtlinearen Beziehungen und dem Migräne-Risiko. Zwischen den Serumspiegeln von Lykopin und Vitamin A wurde dagegen kein Zusammenhang mit der Migräne festgestellt.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Eine verbesserte Versorgung mit gemischten als auch mit einzelnen Carotinoiden konnte in dieser Studie das Migräne-Risiko verringern. Diese Zusammenhänge sollten künftig in weiteren Studien geprüft werden. Dazu gehört auch, die Ursachen für diese Beziehungen zu klären und die möglichen Wirkungen von Carotinoid-Ergänzungen für die Vorbeugung und Behandlung der Migräne weiter zu untersuchen.

 

Eine andere Gruppe chinesischer Forscher untersuchte die Beziehungen zwischen Carotinoiden und dem biologischen Alter. Es wird mit verschiedenen Merkmalen der körperlichen und geistigen Entwicklung bestimmt und kann vom chronologischen Alter abweichen, also jünger oder auch älter sein. Einbezogen in die Studie waren 27.338 Erwachsene, ebenfalls aus der NHANES Studie (1999-2018). Bei den Teilnehmern wurden die Aufnahme von Carotinoiden aus der Nahrung in zwei Ernährungs-Befragungen (jeweils über 24 Stunden) ermittelt. Zu den Merkmalen der biologischen Alterung gehörte z. B. die allostatische Belastung, die aufgrund von häufigerem oder chronischen Stress durch Effekte der Überbeanspruchung und Abnutzung entsteht. Dazu gehörte auch die homöostatische Dysregulation, d. h. eine Störung des Gleichgewichts der physiologischen und biochemischen Prozesse des Körpers.

 

Mit verschiedenen Methoden wurden die Zusammenhänge zwischen einzelnen und gemischten Carotinoiden und den Prozessen der biologischen Alterung untersucht. Die Beziehungen zwischen den Aufnahmen von Carotinoiden mit der Nahrung und den Merkmalen des biologischen Alterns waren bei den Teilnehmern signifikant. Eine Analyse von Untergruppen zeigte dazu, dass Männer, ältere Personen, Raucher und Teilnehmer, die Alkohol tranken, sowie Personen, die weniger körperlich aktiv waren, besonders empfindlich in Bezug auf das biologische Alter sind. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber gemischten Carotinoiden und biologischen Alterungsmerkmalen, das galt bei besserer Versorgung vorwiegend für Lutein/Zeaxanthin und Beta-Carotin.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen verschiedenen Carotinoiden in der Nahrung und den biologischen Alterungsprozessen. Eine höhere Aufnahme von Carotinoiden war mit geringeren biologischen Alterungsmerkmalen verbunden. Dazu trugen am meisten Lutein/Zeaxanthin und Beta-Carotin bei. Besonders ihre Funktionen sollten in Bezug auf das biologische Alter weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Carotinoide wie Beta-Carotin sind einzeln als Nahrungsergänzung verfügbar. Sie sind auch in vielen Kombinations-Formeln von Mikronährstoffen vorhanden, z. B. mit Beta-Carotin und Lutein/Zeaxanthin für die Unterstützung der Augengesundheit.

 

Quellen:
Wenyuan Zhang et al., Association between serum carotenoids and migraine in adults: a cross-sectional study from NHANES data. In: European Journal of Nutrition, online 28.22.2024, doi: 10.1007/s00394-024-03550-4.
Xiang Qi et al., Dietary carotenoid intakes and biological aging among US adults, NHANES 1999-2018. In: Nutrition Journal, online 16.01.2025, doi: 10.1186/s12937-025-01079-8.


Der Mangel an Mikronährstoffen beim Typ-2-Diabetes

 

Viele Diabetiker haben einen Mangel an Mikronährstoffen, wie eine neue Auswertung von weltweit durchgeführten Studien zeigt. Am häufigsten fehlte es den Diabetikern an Vitamin D und an Magnesium.

 

Die Vorkommen von Diabetes nehmen seit vielen Jahren weltweit zu, das gilt vor allem für den Typ-2-Diabetes, von dem 2021 rund 8,5 Millionen Menschen in Deutschland betroffen waren. Diese Stoffwechselstörung ist durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel infolge von Insulinresistenz, gestörter Regulierung der Insulinsekretion und Abnahme der Betazellen, die im Pankreas (Bauchspeicheldrüse) Insulin bilden, gekennzeichnet. Neben einer genetischen Prädisposition tragen verschiedene Faktoren, z. B. eine sitzende Lebensweise, ungesunde Ernährung und Fettleibigkeit (Adipositas, ab BMI 30) erheblich zur Entstehung von Typ-2-Diabetes bei. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass sich einige Mikronährstoffe auf den Glukosestoffwechsel und die Insulin-Signalwege auswirken, was die Entwicklung und den Verlauf von Typ-2-Diabetes beeinflussen kann. Mikronährstoffe spielen bei der Entstehung und Entwicklung der Insulinresistenz eine wichtige Rolle.

 

Sie ist nicht nur ein grundlegender Faktor für den Diabetes, sondern auch für verschiedene kardiometabolische Störungen. Nach Schätzungen ist etwa ein Drittel der Weltbevölkerung von mindestens einem essenziellen Mikronährstoff-Mangel betroffen. Dadurch könnte durch den oxidativen Stress oder eine verringerte Aktivität von Enzymen, die mit Insulin verbunden sind, ein Defizit in der Insulinwirkung entstehen. Die Bedeutung verschiedener Mikronährstoffe als Kofaktoren im Glukosestoffwechsel, in den Funktionen der Betazellen und der Insulin-Signalkaskade legt nahe, dass ihr Mangel zur Entwicklung von Typ-2-Diabetes beitragen kann. Zunehmend mehr Nachweise unterstützen die Annahme, dass ein Mangel an Mikronährstoffen, z. B. an den Vitaminen Biotin, B1, D und C sowie am Spurenelement Chrom, sich auf den Stoffwechsel auswirken kann. Ein Mangel tritt dabei häufiger bei Personen auf, die sowohl unter Adipositas als auch an Diabetes leiden. Es ist bekannt, dass fettleibige Personen ein vierfach erhöhtes Risiko haben, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

 

Das lässt sich vermutlich auf die Dysfunktion der Betazellen, genetische Faktoren, Verhaltensmerkmale, erhöhte Resistenz gegenüber Inkretin-Hormonen (steuern die Insulinsekretion aus den Betazellen) und den oxidativen Stress zurückführen. Defizite an Mikronährstoffen, die bei fettleibigen Personen häufig vorkommen, können ebenfalls eine Rolle bei der Entwicklung des Typ-2-Diabetes spielen. Allerdings zeigten sich in einigen Studien beim Typ-2-Diabetes zum Teil unterschiedliche Mängel an einzelnen oder mehreren Mikronährstoffen und widersprüchliche Ergebnisse, so dass sich daraus nicht ohne weiteres Ernährungsempfehlungen für den Umgang mit Diabetes ableiten lassen. Eine Gruppe von indischen Forschern führte daher einen systematischen Review und eine Meta-Analyse zu mangelnden Mikronährstoffen beim Typ-2-Diabetes durch. Hauptziel war es zu klären, wie hoch die Belastung durch den Mangel an Mikronährstoffen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ist.

 

Nach einer umfassenden Recherche in den einschlägigen Datenbanken konnten die Forscher 132 Studien (von 1998 bis 2023) mit 52.501 Teilnehmern (ab 18 Jahren) auswerten. Darin wurden vor allem die Vitamine A, B1, B6 und E, B12, C, D sowie die Mineralien Jod, Eisen, Magnesium, Kalium und Zink untersucht und die Vorkommen beim Typ-2-Diabetes ermittelt. Allgemein variierte der Mangel an Mikronährstoffen zum Teil deutlich in verschiedenen Ländern und (WHO-)Regionen der Welt, wobei er im untersuchten Zeitraum relativ konstant blieb. Insgesamt fanden sich bei 45 % der Diabetiker und bei 40 % der Personen mit diabetischen Komplikationen Mängel an Vitaminen, Mineralien und Elektrolyten. Frauen (knapp 49 %) waren davon etwas häufiger betroffen als Männer (knapp 43 %). Der Mangel an Mikronährstoffen war am höchsten in (Nord- und Süd-)Amerika (54 %). Am häufigsten wurde ein Mangel an Vitamin D ermittelt (rund 60 %), doch es gab hier deutliche Unterschiede. In einem Review wurde über die Vorkommen von rund 80 % Mangel an Vitamin D berichtet, während ein anderer Bericht deutlich geringere Vorkommen von knapp 33 % nachwies.

 

An zweiter Stelle fehlte es den Diabetikern an Magnesium (knapp 42 %). An dritter Stelle stand Vitamin B12 (knapp 29 %), dies war bei Diabetikern, die das Medikament Metformin erhielten, etwas stärker ausgeprägt als bei allen Diabetikern (knapp 24 %). Vom Eisenmangel waren knapp 28 % der Teilnehmer betroffen. Es gab weiter eine deutliche Verbindung zwischen dem versteckten Hunger, definiert als chronische Unterversorgung mit Mikronährstoffen, und dem weltweit zunehmenden Diabetes. Im Gegensatz zu dem Hunger, der entsteht, wenn ein Mensch weniger zu essen hat, als er täglich braucht, um sein Gewicht zu erhalten und leichte Arbeiten zu verrichten, machen sich Defizite an Mikronährstoffen über längere Zeiträume nicht bemerkbar. Sie entstehen meist aus einer ungesunden bzw. zu einseitigen Ernährung und können zu Übergewicht und vielen anderen Krankheiten beitragen, darunter auch der Typ-2-Diabetes. Bisher konzentriert sich dessen Therapie häufig auf Veränderungen im Energiestoffwechsel und in den Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Proteine, Fette). Der weit verbreitete Mangel an Mikronährstoffen deutet jedoch darauf hin, dass es wichtig ist, bei Diabetikern die gesamte Ernährung, einschließlich der Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, zu verbessern.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Vorkommen des Mangels an Mikronährstoffen betrug bei den Patienten mit Typ-2-Diabetes insgesamt 45 %. Am häufigsten fehlte es den Diabetikern an Vitamin D, gefolgt vom Mangel an Magnesium. Die Forscher betrachten diese Ergebnisse noch mit einiger Vorsicht, weil es innerhalb der weltweiten Studien eine Reihe von Unterschieden und nicht einheitlichen Ergebnissen gab. Dennoch deuten die Studien insgesamt auf hohe Vorkommen von Mängeln an verschiedenen Mikronährstoffen beim Typ-2-Diabetes hin. Künftig sollte die Rolle der Ergänzung von Mikronährstoffen bei der Prävention und Therapie vom Typ-2-Diabetes weiter erforscht werden.

 

Unser Tipp: Viele Mikronährstoffe wie Vitamin D und Magnesium sind einzeln erhältlich. Speziell für die Unterstützung eines gesunden Stoffwechsels und zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels gibt es gut zusammengestellte Formeln von Mikronährstoffen. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle:
Daya Krishan Mangal et al., Burden of micronutrient deficiency among patients with type 2 diabetes: systematic review and meta-analysis. In: BMJ Nutrition, Prevention & Health, online 29.01.2025, doi: 10.1136/bmjnph-2024-000950.


Antioxidative Mikronährstoffe unterstützen die männliche Fertilität

 

Die männliche Fruchtbarkeit kann durch einen erhöhten oxidativen Stress, der sich auf die Spermaqualität auswirkt, beeinträchtigt werden. Eine gute Versorgung mit antioxidativen Mikronährstoffen kann die männliche Fruchtbarkeit fördern.

 

Unfruchtbarkeit wird als die Unfähigkeit eingestuft, nach einem Jahr mit regelmäßigem, ungeschützten Geschlechtsverkehr schwanger zu werden. Davon sind weltweit etwa 17,5 % der erwachsenen Bevölkerung betroffen. Der Grund für die ausschließliche Unfruchtbarkeit liegt bei den Männern zwischen 10 bis 30 %. Tatsache ist, dass sich bei ihnen in den letzten Jahrzehnten die Spermienzahl (um etwa 50 %) verringert hat. Einen wichtigen Einfluss auf die männliche Unfruchtbarkeit haben Sauerstoffradikale (reaktive Sauerstoffspezies, ROS), Moleküle mit einer großen chemischen Reaktionsbereitschaft. Sie fördern zelluläre Prozesse wie die Spermatogenese, einschließlich Wachstum, Differenzierung, Zellteilung (meiotische Progression) und Reifung der Samenzellen sowie die Befruchtung der Eizelle. Kommen ROS im männlichen Fortpflanzungssystem jedoch übermäßig vor, kann dies zum oxidativen Stress führen, der durch ein Ungleichgewicht zwischen der ROS-Produktion und der antioxidativen Abwehr des Körpers entsteht.

 

Die Fähigkeit zur antioxidativen Abwehr, z. B. durch Enzyme wie Superoxiddismutase, Katalase und Glutathion, ist in den Hoden und im Sperma begrenzt. Die Spermien sind durch ihren hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und der begrenzten antioxidativen Abwehr besonders anfällig für oxidative Schäden, die sich negativ auf ihre Beweglichkeit und Lebensfähigkeit auswirken. Der oxidative Stress gilt daher als ein Schlüsselfaktor, der zum Rückgang der männlichen Fruchtbarkeit beiträgt. Er wird bei vielen unfruchtbaren Männern (bei 30 bis zu 80 %) festgestellt. Ergänzungen mit antioxidativ wirkenden Mikronährstoffen können eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Unfruchtbarkeit spielen, indem sie freie Radikale neutralisieren und Zellschäden verhindern. Zu den bei männlicher Unfruchtbarkeit möglicherweise wirksamen Antioxidantien gehören vor allem die Aminosäure L-Carnitin, L-Glutathion (Tripeptid aus den Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein, Glycin), sowie Coenzym Q10, Selen und Zink. Eine Gruppe französische Forscher stellte die aktuellen Kenntnisse zur Ergänzung von Antioxidantien und ihre Wirkungen auf die männliche Fruchtbarkeit vor.

 

Ergänzungen von Antioxidantien können bei unzureichender oder mangelnder Versorgung die männliche Fruchtbarkeit verbessern. Dabei können die einzelnen Antioxidantien teils spezifische Funktionen beim Schutz der Zellen und bei der Erhaltung der Fruchtbarkeit übernehmen. L-Carnitin ist eine natürliche Aminosäuren-Verbindung (Lysin, Methionin), die beim Transport von Fettsäuren in die Mitochondrien der Zellen eine entscheidende Rolle bei der Energieerzeugung spielt. In neueren Studie zeigte sich, dass L-Carnitin die Spermienzahl, ihre Form und Beweglichkeit (Morphologie, Motilität) verbessert und auch die Spiegel von Testosteron und dem luteinisierenden Hormon erhöht. Das Vitaminoid Coenzym Q10 (CoQ10) spielt eine entscheidende Rolle bei der Energieerzeugung in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen). Eine neuere Studie zeigte, dass CoQ10 die Spermien-Beweglichkeit bei Patienten mit dem OAT-Syndrom (Oligoasthenoteratozoospermie) und die dadurch eingeschränkte Fertilität verbesserte.

 

Das häufigste Mineral in der menschlichen Samenflüssigkeit ist Zink, das hier auch höher konzentriert ist als im Blut. Ein Zinkmangel kann zur gestörten Spermatogenese (Prozess der Spermienproduktion), einem verringerten Testosteronspiegel und einer insgesamt beeinträchtigten männlichen Fortpflanzung führen. Zink ist an der antioxidativen Abwehr, der Speicherung, Produktion, Sekretion und Funktion mehrerer Enzyme beteiligt, die eine wichtige Rolle bei der Hormonregulation und der Zellteilung (Meiose) während der Spermatogenese spielen. In einem Review zeigte sich, dass einige Vitamine (C, B12, E etc.) und Spurenelemente als Nährstoffregulatoren dienen, die den oxidativen Stress wirksam verringern und folglich die Spermienqualität verbessern. Dies ist eng mit verbesserten Funktionen der Spermien-Mitochondrien verbunden. Darüber hinaus gibt es zunehmend mehr Nachweise, dass die Gabe von Vitamin D bei Männern mit verringerter Fruchtbarkeit eine positive Wirkung auf die Spermienqualität hat. Weiter spielt das Spurenelement Selen bei der männlichen Fruchtbarkeit eine wichtige Rolle. Es ist ein Teil von Selenoproteinen, die für die Aufrechterhaltung der Spermienfunktionen wichtig und an der Regulierung der Spermatogenese beteiligt sind. So trägt z. B. Glutathionperoxidase dazu bei, die Spermien vor oxidativem Stress zu schützen und unterstützt ihre normale Entwicklung.

 

Es gibt außerdem Nachweise, dass die kombinierte Einnahme mehrerer Antioxidantien einen synergistischen Effekt haben kann, der die Spermienqualität verbessert. Eine Metaanalyse von 23 (randomisierten kontrollierten) Studien, in denen zehn Antioxidantien geprüft wurden, zeigte z. B., dass Ergänzungen von L-Carnitin die Motilität und Morphologie der Spermien und Omega-3-Fettsäuren ihre Konzentration verbesserten, CoQ10 wirkte sich sowohl auf die Spermien-Motilität und -Konzentration aus. Eine weitere Studie mit 122 unfruchtbaren Patienten zeigte, dass die Kombination verschiedener Antioxidantien, darunter L-Carnitin, Acetyl-L-Carnitin, Selen, CoQ10, Vitamin C, Zink und Folsäure, über einen Zeitraum von sechs Monaten sich positiv auf die Spermien auswirkte. Die Gabe von Antioxidantien bei der männlichen Unfruchtbarkeit sollte nach individuellen Bedürfnissen zusammengestellt werden. Dabei können je nach Bedarf auch Antioxidantien auf pflanzlicher Basis und Probiotika einbezogen werden.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Niedrige Konzentrationen von Sauerstoffradikalen sind in der Spermatogenese und in jedem Stadium der Befruchtung wichtig. Sind sie jedoch im Übermaß vorhanden, kommt es zum oxidativen Stress, der zur Unfruchtbarkeit beitragen kann. Durch die Kombination von Antioxidantien, abgestimmt auf den individuellen Bedarf, und Interventionen im Lebensstil, z. B. mit einer gesünderen Ernährung, kann die Unfruchtbarkeit gelindert werden. Eine antioxidative Therapie trägt zur Verbesserung der männlichen Fruchtbarkeit bei, indem sie u. a. den oxidativen Stress reduziert und die Spermienqualität fördert, einschließlich der Beweglichkeit und Form der Spermien sowie der DNA-Integrität. Die Antioxidantien können auch dazu beitragen, die Erfolge bei der assistierten Reproduktion verbessern und allgemein die reproduktive Gesundheit fördern.

 

Unser Tipp: Die Antioxidantien, die bei männlicher Fertilität untersucht wurden, wie Coenzym Q10, Zink, Selen, Acetyl-L-Carnitin und andere werden sowohl einzeln als auch kombiniert in verschiedenen Mischungen angeboten. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle: 
Marwa Lahimer et al., Micronutrient-Antioxidant Therapy and Male Fertility Improvement During ART Cycles. In: Nutrients, online 14.01.2025, doi: 10.3390/nu17020324.


Omega-3-Fettsäuren bei der Herzinsuffizienz

 

Die Herzinsuffizienz ist das Endstadium verschiedener Herz-Kreislauf-Krankheiten. Omega-3-Fettsäuren können die Therapie unterstützen und auf verschiedene Mechanismen einwirken, die an der Herzinsuffizienz beteiligt sind. Neu untersucht wurden die Einflüsse verschiedener Dosierungen und die Dauer der Ergänzungen.

 

Die Herzinsuffizienz entsteht meist infolge der koronaren Herzkrankheit oder durch andere Herzkrankheiten, sie kommt vor allem im höheren Alter häufiger vor. Dabei reicht die Pumpleistung des Herzens nicht mehr aus, um sich und andere Körperbereiche ausreichend mit Blut, Sauerstoff und nötigen Substraten zu versorgen. Zu den typischen Symptomen gehören u. a. Atemnot, Müdigkeit, übermäßige Erschöpfung nach Belastungen, Schwächen und allgemein eine beeinträchtigte Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Bei der fortschreitenden Herzinsuffizienz führen ausgeprägte Entzündungsreaktionen zu einer Schädigung der Gefäßwände und zu verminderten Leistungen des Herzmuskels. Trotz Fortschritten in der Therapie sind die Aussichten der Patienten oft nicht gut, die fünfjährige Überlebensrate liegt bei 50 %. In die Behandlung werden meist auch eine Reihe von nicht-medikamentösen Maßnahmen einbezogen, um die Arbeitslast des Herzens zu verringern oder weitere Schäden im Herzmuskel zu verhindern.

 

Dazu gehören z. B. die Gewichtsreduktion, Verzicht auf Alkohol und Rauchen sowie die angemessene Körperbewegung. Zu den zusätzlichen Therapien bei der Herzinsuffizienz gehören auch Ergänzungen der mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen (EPA − Eicosapentaensäure, DHA − Docosahexaensäure), die umfassend untersucht wurden. Sie zeigten herzschützende Mechanismen, einschließlich von entzündungshemmenden Eigenschaften, verbesserten Funktionen des Endothels (Innenschicht der Blutgefäße) und Regulierung von Aktivitäten des autonomen Nervensystems. Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren konnten z. B. in einer Studie (GISSI-HF, 2008) einen wichtigen Marker (LVEF, linksventrikuläre Auswurffraktion) für die Herzfunktion und den Umbau des Herzens deutlich verbessern. Mit diesem Marker lässt sich das Blutvolumen einschätzen, das in der Systole (Kontraktion) aus den linken Herzkammern getrieben wird. Das ventrikuläre Remodeling, eine Veränderung in den Kammerwänden, ist ein Schlüsselfaktor für die Therapie der Herzinsuffizienz, wobei der Reparaturprozess schrittweise erfolgt und nicht kurzfristig erreicht werden kann.

 

Weitere Studien zeigten verbesserte Werte des natriuretischen Peptids (B-Typ, Marker für die Herzinsuffizienz) und eine Steigerung des maximalen Sauerstoffverbrauchs (peak VO2) im Blut und in den Geweben sowie eine insgesamt verbesserte Lebensqualität. Allerdings führten nicht alle Studien zu positiven Ergebnissen, was möglicherweise auf individuelle Unterschiede bei den Patienten sowie auf die verschiedene Dauer der Ergänzungen und variable Dosierungen von Omega-3-Fettsäuren zurückzuführen ist. Eine Gruppe von Forschern aus Taiwan führte dazu eine Recherche durch, um ein klareres Verständnis für die optimalen Strategien zur Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit Herzinsuffizienz zu ermitteln.

 

Sie führten nach einer umfassenden Recherche mit 14 relevanten Studien eine Meta-Analyse durch, an denen insgesamt 9.075 Personen (Durchschnitt 66 Jahre, 23 % Frauen) beteiligt waren. Das wichtigste Ergebnis ist ein zeit- und dosisabhängiger Nutzen der Omega-3-Fettsäuren für die Herzinsuffizienz. Hochdosierte Ergänzungen von Omega-3-Fettsäuren (2000-4000 mg/Tag) über mindestens ein Jahr konnten den LVEF-Wert und die Spitzenwerte des Sauerstoffverbrauchs im Vergleich zu den Kontrollgruppen signifikant verbessern. Weiter verbesserten sich mit den Omega-3-Fettsäuren der Spiegel des natriuretischen Peptids (B-Typ) und die Lebensqualität. Für die Forscher war außerdem bemerkenswert, dass mit Ergänzungen von hochdosierten Omega-3-Fettsäuren über mindestens ein Jahr — sowohl beim Überwiegen von entweder EPA oder von DHA — signifikant größere Verbesserungen beim LVEF-Wert im Vergleich zu den Kontrollgruppen erreicht wurden. Geringere Dosen und eine kürzere Dauer der Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren erbrachten im Vergleich nicht denselben Nutzen.

 

Eine mögliche Erklärung für die vorteilhaften Auswirkungen der Omega-3-Fettsäuren auf die Herzfunktion und das ventrikuläre Remodeling liegt in ihren entzündungshemmenden, antioxidativen und die Membranen stabilisierenden Eigenschaften. In früheren Studien wurde bereits festgestellt, dass sich spezifische Zytokine (IL-6, TNF-α) bei der Entwicklung eines ungünstigen ventrikulären Remodellings auf die Herzinsuffizienz nachteilig auswirken. Das kann z. B. zur Herzhypertrophie, d. h. zur Zunahme der Herzmuskelmasse führen, die das Herz stark belastet und zur beeinträchtigten Kontraktion des Herzmuskels beiträgt. Weiter besteht eine negative Beziehung zwischen ventrikulären Dysfunktionen und dem oxidativen Stress. Dadurch können z. B. in den Herzzellen Schäden in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) bzw. ein gestörtes kardiales Remodeling entstehen. Antioxidantien können möglicherweise dazu beitragen, solche negativen Prozesse zu verringern oder umzukehren. Durch einen geringeren oxidativen Stress könnten die Herzfunktionen verbessert und die Symptome der Herzinsuffizienz gemildert werden.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Eine langfristige, hochdosierte Ergänzung mit Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) verbessert signifikant die Ergebnisse der Herzinsuffizienz. Das gilt besonders in Bezug auf die verbesserte LVEF-Auswurffraktion (Marker für die Herzinsuffizienz) und den maximalen Sauerstoffverbrauch, ohne dabei das Risiko für unerwünschte Ereignisse zu erhöhen. Die Ergebnisse sprechen für die Einbeziehung der Omega-3-Fettsäuren in die Therapie der Herzinsuffizienz. Diese Beziehungen sollten künftig in längerfristigen Studien weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Omega-3-Fettsäuren werden in Nahrungsergänzungen mit verschiedenen Dosierungen (auch im Verhältnis von EPA zu DHA) angeboten. Auf eine gute Qualität, Reinheit und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle: 
Ping-Tao Tseng et al., The Optimal Dosage and Duration of Omega-3-Polyunsaturated Fatty Acid Supplementation in Heart Failure Management: Evidence from a Network Meta-Analysis. In: Advances in Nutrition, online 11.01.2025, doi: 10.1016/j.advnut.2025.100366.


Kalzium kann den Schutz vor Darmkrebs unterstützen

 

Darmkrebs wird sehr wahrscheinlich von der Ernährung beeinflusst. In einer neuen Studie wurde untersucht, welche Nahrungsmittel und Mikronährstoffe die Entstehung von Darmkrebs beeinflussen können. An der Spitze der schützenden Wirkungen stehen Kalzium und kalziumreiche Lebensmittel.

 

Der Darmkrebs steht an dritter Stelle bei den weltweiten Krebserkrankungen. In den reicheren Ländern Europas, in den USA und Japan kommt er häufiger vor. Doch auch in Ländern mit niedrigeren Einkommen, z. B. in Afrika und Südasien, steigen die Vorkommen von Darmkrebs offenbar an. Auffällig ist, dass Migranten, die in die Industrieländer einwandern, sich im Lauf von etwas mehr als einem Jahrzehnt an die Darmkrebsraten ihres neuen Lebensortes angleichen. Das deutet darauf hin, dass die Entstehung von Darmkrebs vom Lebensstil und von Umweltfaktoren beeinflusst wird. Ein wichtiger Faktor ist wohl die Ernährung, doch noch ist ihr Einfluss auf den Darmkrebs nicht völlig geklärt. Der häufige Konsum alkoholischer Getränke sowie von verarbeitetem und roten Fleisch gilt als krebserregend. Es gibt weiter Hinweise, dass ein höherer Konsum von Milch und Milchprodukten, Vollkornwaren und ballaststoffreichen Lebensmitteln sowie die Ergänzungen von Kalzium das Darmkrebrisiko vermutlich verringern.

 

Die Nachweise für andere Lebensmittel, Getränke und Nährstoffe sind bisher nicht schlüssig. Der fehlende Konsens über die Beziehungen der Ernährung zum Darmkrebs könnte zumindest zum Teil auf relativ wenige Studien zurückzuführen sein, die umfassende Ergebnisse zu Lebensmitteln veröffentlichten. Eine Gruppe von Forschern aus Großbritannien und den USA führte nun eine systematische Analyse von 97 Ernährungsfaktoren und dem Risiko für Darmkrebs durch. Sie nutzten dafür Daten aus der großen, ernährungsbezogenen (prospektiven) „Million Women Study“ mit 542.778 Frauen (Durchschnittsalter 60 Jahre) aus Großbritannien. Die Teilnehmerinnen gaben detailliert Auskünfte über ihren Lebensstil und die Ernährung. Bei 7 % der Frauen wurde außerdem mindestens eine Bewertung ihrer Ernährung im Lauf von 24 Stunden durchgeführt. Weiter einbezogen wurden (genetische) Analysen zum Milchkonsum. Bei allen Frauen wurden außerdem die Kalziumwerte sowie andere Vitamine und Mineralien bestimmt.

 

Im Lauf von rund 16 Jahren wurden in dieser großen Gruppe 12.251 Fälle von Darmkrebs festgestellt. Die Auswertungen zeigten, dass insgesamt 17 der untersuchten 97 Ernährungsfaktoren das Risiko für Darmkrebs beeinflussen konnten. Am stärksten positiv und krebsschützend wirkte sich die Aufnahme von Kalzium aus (300 mg mehr täglich). Die Teilnehmerinnen nahmen im Durchschnitt 828 mg Kalzium pro Tag auf. Frauen aus der Gruppe mit den niedrigsten Kalziumwerten erkrankten im Vergleich zur am besten versorgten Gruppe (im Durchschnitt 1.126 mg Kalzium/Tag) häufiger an Darmkrebs (2.553 zu 2.285 Fälle). Die vermutlich darmschützende Rolle von Kalzium könnte mit seiner Fähigkeit verbunden sein, Gallensäuren und freie Fettsäuren im Dickdarm (Lumen) zu binden und so deren möglicherweise krebserregende Wirkung zu verringern. Die direkte Beziehung von Kalziumergänzungen zum Darmkrebs konnte in dieser Studie nicht im Einzelnen untersucht werden.

 

Eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse (von sechs Bevölkerungsstudien) ergab dazu, dass die tägliche Erhöhung der Kalziumzufuhr durch Nahrungsergänzungen um 300 mg mit einem 9 % niedrigeren Risiko für Darmkrebs verbunden war. Weitere Einflüsse auf den Darmkrebs wurden bei Milch und Joghurt sowie für Vitamin B2, Magnesium, Phosphor und Kalium beobachtet. Nach weiteren Analysen schien dies in erster Linie auf die Verbindung mit Kalzium zurückzuführen zu sein. Milch, die reichlich Kalzium enthält, konnte das Risiko für Darmkrebs beim Konsum von 0,2 Litern täglich um 14 % verringern. Ergänzende Hinweise auf die möglicherweise kausale Rolle von Kalzium bei Darmkrebs lieferte eine begleitende Analyse zum genetisch prognostizierten Konsum von Milch und Milchprodukten (Mendelsche Randomisierung), was vermutlich die Kalziumaufnahme widerspiegelt und bei guten Aufnahmen zum geringeren Darmkrebs-Risiko (Kolorektal-, Dickdarm-, Enddarmkrebs) beitragen konnte.

 

Weitere Beziehungen zum Schutz vor Darmkrebs zeigten sich für den Verzehr von Frühstücks-Cerealien, Obst, Vollkornprodukten, Kohlenhydraten, Ballaststoffen, Gesamtzucker, Folsäure und Vitamin C. Diese Beziehungen wurden jedoch schwächer eingeschätzt. Sie könnten z. B. auch durch andere Einflüsse des Lebensstils und/oder Ernährungsfaktoren beeinflusst worden sein. Vor allem für den Verzehr von Vollkornwaren als reichhaltige Quelle für Ballaststoffe gibt es einige Erklärungen für die möglicherweise positiven Wirkungen auf den Darmkrebs. Frühere Studien zeigten, dass Ballaststoffe das Stuhlvolumen erhöhen, dies führt zu einer verkürzten Transitzeit des Stuhls und verdünnt den Inhalt des Dickdarms. Auf diese Weise werden möglicherweise auch krebserregende Substanzen im Darm und die Zeit, in der Karzinogene im Dickdarm vorhanden sind, verdünnt bzw. verkürzt. Darüber hinaus werden Ballaststoffe im Dickdarm fermentiert und bilden kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat.

 

Dies kann den pH-Wert des Darms senken und die Umwandlung von primären in sekundäre Gallensäuren hemmen, die zytotoxisch wirken und die Entstehung von Darmkrebs fördern können. Es ist auch möglich, dass weitere in diesen Lebensmitteln enthaltene Verbindungen schützende Wirkungen haben könnten. Deutlich negative Wirkungen auf die Darmgesundheit hatte der regelmäßig erhöhte Konsum von Alkohol. Das Risiko für Darmkrebs stieg pro Aufnahme von 20 g Alkohol pro Tag (enthalten in 1/2 l Bier oder 0,2 l Wein) um 15 % an. Das bestätigt frühere Ergebnisse zur Beziehung des Alkoholkonsums zum Darmkrebs, wo ähnliche Werte ermittelt wurden. Auch der häufige Verzehr von rotem und verarbeiteten Fleisch wirkte sich negativ auf die Darmgesundheit aus. Das erhöhte Risiko für den Darmkrebs fiel dabei für die verarbeiteten Fleischwaren etwas höher aus als beim roten Fleisch.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese große prospektive Analyse bestätigt die bereits bekannten schädlichen Einflüsse des Konsums von Alkohol sowie des Verzehrs von rotem und verarbeiteten Fleisch auf das erhöhte Darmkrebsrisiko. Sie liefert dazu handfeste Nachweise für die darmschützende Rolle von Kalzium in der Ernährung. Milch und Milchprodukte sowie andere Lebensmittel, die reichlich Kalzium enthalten, tragen einschließlich der Aufnahme von Kalzium-Ergänzungen zum Schutz vor Darmkrebs bei. Die Beziehungen zwischen der Ernährung auf den Darmkrebs sollte künftig weiter untersucht werden. Dabei sollte z. B. auch geprüft werden, wie sich höhere Kalziumaufnahmen auf den Darmkrebs auswirken können.

 

Unser Tipp: Kalzium ist in Nahrungsergänzungen einzeln als auch in Kombinationen mit anderen Mikronährstoffen enthalten, auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle: 
Keren Papier et al., Diet-wide analyses for risk of colorectal cancer: prospective study of 12,251 incident cases among 542,778 women in the UK. In: Nature Communications, online 08.01.2025, doi: 10.1038/s41467-024-55219-5.


Mikronährstoffe unterstützen die altersabhängige Makuladegeneration

 

Die Makuladegeneration schränkt im höheren Alter die Sehfähigkeit vieler Menschen ein. Diese Augenkrankheit wird durch die Ernährung mit beeinflusst. Dabei spielen die gute Versorgung mit den Carotinoiden Lutein und Zeaxanthin sowie die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen eine besondere Rolle.

 

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist eine chronische Augenkrankheit, die bei älteren Menschen häufiger auftritt. Sie geht mit degenerativen Veränderungen der Makula, dem gelben Fleck der Netzhaut (Retina), einher, kann bis zum Verlust der Sehkraft führen und die Lebensqualität einschränken. Die AMD wird in der Regel zunächst durch Drusen-Anomalien (kleine Ablagerungen) unter dem retinalen Pigmentepithel oder der Netzhaut diagnostiziert, die zu einem verzerrten Sehen beitragen. Bevor sich die Sehschärfe merklich verändert, treten in frühen AMD-Stadien häufiger auch andere Sehstörungen auf, z. B. die geringere Anpassung an die Dunkelheit. Mit dem Fortschreiten der Krankheit über die mittleren bis zu den späteren Stadien kommt es schließlich zum Verlust des zentralen Sehvermögens, was z. B. das Erkennen von Gesichtern, Lesen und Autofahren erschwert. Grundsätzlich werden zwei Formen der Krankheit unterschieden, die trockene AMD, bei der es zu einem eher mäßigen Visusverlust kommt, und die feuchte AMD, bei der ein starker Verlust der Sehschärfe entsteht.

 

Die frühe AMD ist meist wenig belastend, was sich mit dem Fortschreiten der Sehbeschwerden bei begrenzten therapeutischen Möglichkeiten oder belastenderen Therapien deutlich verändert. Daher besteht ein zunehmender Bedarf an der Prävention, um die Rate des Fortschreitens der AMD zu verringern. Die Entwicklung kann durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst werden, dazu gehören z. B. Alter, Rauchen, Übergewicht, Bewegung, Ernährung, Zustand der Makula, familiäre Vorbelastung und genetische Varianten. Eine frühzeitige Prävention spielt eine entscheidende Rolle für die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs. Vorbeugende Maßnahmen könnten den Übergang zu schwereren AMD-Stadien hinausschieben und die damit verbundenen Belastungen verringern. Dabei könnten Mikronährstoffe eine besondere Rolle spielen. Bekannt ist seit längerem, dass die Makulapigmente reich an den Carotinoiden Lutein und Zeaxanthin sind. Diese Pigmente spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit der Makula. Da der Körper diese Carotinoide nicht selbst synthetisieren kann, ist es wichtig, sie in ausreichender Menge mit der Nahrung oder Nahrungsergänzungen zuzuführen, um die Gesundheit der Augen zu unterstützen. Studien berichteten über schützende Verbindungen zwischen der Aufnahme von Carotinoiden und der fortgeschrittenen AMD bzw. speziell vom Nutzen von Lutein und Zeaxanthin.

 

So waren z. B. der Verzehr von mehr als 5-6 Portionen Spinat pro Woche mit einem um 86 % verringerten Risiko für eine fortgeschrittene (neovaskuläre) AMD verbunden. Die Aufnahmen von Lutein und Zeaxanthin von 6 mg täglich verringerten das Risiko im Vergleich zu geringeren Mengen (<1 mg/d) um 57 %. In der Netzhaut sind außerdem die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen (EPA, DHA) für die Aufrechterhaltung der Integrität und Fluidität der Photorezeptor-Membranen (Sehzellen) unerlässlich. Viele Studien legten eine schützende Wirkung der Omega-3-Fettsäuren auf die frühe AMD und auch auf fortgeschrittene Stadien nahe. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher entwickelte und prüfte Prognose-Modelle, in die verschiedene Variablen einbezogen wurden, um die künftige Entwicklung der AMD einzuschätzen. Neben familiären und genetischen Vorbelastungen prüften sie in einer neuen Studie den Einfluss von Ernährungsfaktoren auf das Fortschreiten der AMD in den verschiedenen Stadien.

 

Die Forscher konzentrierten sich auf die längerfristige Entwicklung der AMD von Patienten mit insgesamt 2.697 Augen, für die zu Beginn ein frühes oder mittleres Krankheitsstadium festgestellt wurde. Die Patienten gaben Auskünfte zu ihrer Ernährung, vor allem wie oft sie bestimmte Lebensmittel verzehrten, die mit der AMD in Verbindung gebracht werden können. Das betrifft besonders den häufigeren Verzehr von grünem Blattgemüse und Fisch sowie die Aufnahmen der Carotinoide Lutein/Zeaxanthin sowie die Omega-3-Fettsäuren. Die Entwicklung der AMD wurde fünf Jahre lang beobachtet, einschließlich der Übergänge zu den späteren Stadien. Dies wurde zu den Lebensmitteln und Mikronährstoffen in Beziehung gesetzt, die bei der AMD eine Rolle spielen können. Einbezogen wurden auch andere mögliche Einflussfaktoren, darunter u. a. demografische Daten, Lebensstil, Makula-Status zum Studienbeginn, familiäre AMD, Kalorienaufnahmen und das genetische Risiko. Im Lauf der Studie wurde für 616 Augen (23 %) der Wechsel in einen höheren Schweregrad festgestellt.

 

Die Ergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von grünem Blattgemüse, Fisch und den darin enthaltenen Mikronährstoffen Lutein/Zeaxanthin sowie Omega-3-Fettsäuren mit dem Übergang von einer frühen oder mittleren AMD zum späteren Stadium hin. Es zeigte sich, dass ein mäßiger Verzehr dieser einzelnen Nahrungsbestandteile jeweils unabhängig voneinander mit einer um 15-25 % niedrigeren Inzidenzrate für das Fortschreiten zu einem höheren AMD-Schweregrad verbunden war. Empfehlenswert ist die Anreicherung der Ernährung mit dunkelgrünem Blattgemüse, z. B. mit rohem oder gekochten Spinat, Grünkohl, Kohl, Senf und Kohlrabi. Einen hohen Gehalt an Lutein/Zeaxanthin haben z. B. Erbsen, Mais, Kürbis, Rosenkohl, Brokkoli, Spargel, Kopfsalat, Karotten und Eigelb. Gute Mengen an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA liefern gebratene oder gebackene fettreiche Fische, z. B. Lachs, Sardinen, Makrele, Thunfisch und Forelle. Der Einfluss dieser Ernährungsfaktoren auf die AMD galt im Übrigen unabhängig von anderen Risikofaktoren.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse unterstreichen die Vorteile einer gesunden Ernährung und verdeutlichen, wie entsprechende Veränderungen die Übergänge zu schwereren AMD-Stadien beeinflussen und die Prävention verbessern können. Ein erhöhter Verzehr von grünem Blattgemüse mit Lutein und Zeaxanthin sowie Fisch, der reich an Omega-3-Fettsäuren ist, kann im Anfangsstadium der AMD das Fortschreiten dieser belastenden Krankheit verringern. Diese Veränderungen in der Ernährung können dazu beitragen, das Fortschreiten der AMD zu verlangsamen und damit das Sehvermögen und die allgemeine Lebensqualität länger zu erhalten.

 

Unser Tipp: Zum Schutz und zur Unterstützung der Augen gibt es spezielle Nahrungsergänzungen, die Lutein, Zeaxanthin und andere Carotinoide enthalten. Sie können mit Omega-3-Fettsäuren und bei Bedarf mit anderen Mikronährstoffen kombiniert werden. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle:
Johann M. Seddon et al., The role of nutritional factors in transitioning between early, mid, and late stages of age-related macular degeneration: prospective longitudinal analysis. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 23.08.2024, doi: 10.1016/ajcnut.2024.08.019.