Wieder Jodmangel in Deutschland

 

Jod ist ein essentielles Spurenelement und muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden. Anfang der 2000er Jahre hatte sich die Jodversorgung in Deutschland verbessert. Neuere Untersuchungen zeigen nun, dass die Aufnahmen von Jod hierzulande wieder gesunken sind.

 

Jod wird ein Leben lang regelmäßig benötigt, das gilt bereits für die Entwicklung des Fötus und Säuglings und ist auch für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis ins hohe Alter sehr wichtig. Jod ist besonders für die gesunden Funktionen der Schilddrüse wichtig, es trägt zur Synthese von Schilddrüsenhormonen (T3, T4) bei, die viele Prozesse im Stoffwechsel steuern. Dazu gehören z. B. das normale Wachstum, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und die Regulierung des Wärmehaushalts. In Deutschland werden zur Jodversorgung für Jugendliche und Erwachsene von 13 bis zu 50 Jahren tägliche Aufnahmen von 200 mcg Jod empfohlen, für die Älteren sind 180 mcg Jod angesetzt. Für schwangere (230 mcg) und stillende Frauen (260 mcg) sind die täglichen Bedarfswerte etwas erhöht. Die ausreichende Jodversorgung ist für Mutter und Kind sehr wichtig, z. B. für die frühkindliche Entwicklung des Gehirns.

 

Bei Bedarf und nach therapeutischer Empfehlung sollte Jod in dieser Zeit ergänzt werden. Die Jodwerte lassen sich u. a. über die Urin-Ausscheidungen bestimmen. Von einer guten Versorgung geht man aus, wenn Werte von 150 bis 200 mcg Jod erreicht werden. Geringere Werte reichen von einem leichten bis zum schweren Jodmangel (unter 50 mcg). Zu seinen Folgen gehört, dass sich körperliche Entwicklungen verzögern und das Risiko für beeinträchtigte kognitive Leistungen steigt. Die davon abhängigen Symptome sind zunächst meist unspezifisch, es können z. B. Müdigkeit, Schwächen oder verringerte kognitive Leistungen auftreten. Generell führt ein anhaltender, stärkerer Jodmangel zur vergrößerten Schilddrüse, zu Schilddrüsenknoten oder zum Kropf, die in Deutschland relativ häufig, vor allem bei älteren Menschen, vorkommen. Eine weitere Folge ist die Entstehung einer (primären) Hypothyreose, einer Unterfunktion der Schilddrüse.

 

Jod ist vor allem in Seefischen und Meeresfrüchten reichlich vorhanden, die hierzulande oft weniger gegessen werden. Weitere Quellen sind Milch und Eier, wenn die Tiere mit jodreicher Nahrung gefüttert werden. Da in Deutschlands Böden Jod nur in geringeren Mengen vorkommt, ist es in den einheimischen pflanzlichen Lebensmitteln, in Getreide, Ost und Gemüse, meist nur in Spuren vorhanden. Um die Jodversorgung zu verbessern, wurde jodiertes Salz für die Verwendung im Haushalt, auf freiwilliger Basis, zugelassen. Ab den 1990er Jahre wurde außerdem erlaubt, dass Jodsalz zur Herstellung von industriell verarbeiteten Lebensmitteln (Milchprodukte, Fleischwaren, Brot etc.) sowie in Großküchen und in der Gastronomie verwendet werden kann. Das führte am Beginn der 2000er-Jahre dazu, dass der Jodmangel in Deutschland behoben war. Rund 20 Jahre später ist die Versorgung wieder geringer geworden. Im Jod-Monitoring wird die Versorgung regelmäßig im Rahmen von Bevölkerungsstudien (DEGS, KiGSS) in Abständen von einigen Jahren geprüft.

 

Neuere Untersuchungen zeigen bei Kindern und Erwachsenen eine zu geringe Jodversorgung bzw. einen milden Jodmangel. Bei Kindern hatten 44 % ein erhöhtes Risiko für eine unzureichende Jodversorgung, das galt auch für 32 % der Erwachsenen. Insgesamt hat damit mehr als ein Drittel der Bevölkerung ein erhöhtes Risiko für den Jodmangel. Für die aktuell gesunkene Jodversorgung gibt es offenbar mehrere Gründe. Bei verarbeiteten Lebensmitteln hat sich der Gebrauch von Jodsalz verringert. Außerdem ist der Anteil von Menschen, die freiwillig Jodsalz im Haushalt verwenden, von vorher 35 % auf knapp 29 % gesunken. Viele Menschen wollen sich heute „natürlich“ ernähren, weggelassen wird dann zum Teil auch das jodierte Salz. Hinzu kommt, dass inzwischen bewusster ist, dass zu viel Salz ungesund ist. Ein regelmäßig erhöhter Salzkonsum kann vor allem zum Bluthochdruck und zu Herz-Kreislauf-Krankheiten beitragen. Auf Salz muss jedoch nicht verzichtet werden, der Gebrauch sollte nur eingeschränkt werden, auf insgesamt fünf bis sechs Gramm Salz täglich. Bevorzugt werden sollten dabei Jodsalz, auch mit Jod angereicherte Fertigwaren können einbezogen werden.

 

Wer sich mit einer gesunden Mischkost, aus Fleisch, Fisch und pflanzlichen Produkten ernährt, ist meist recht gut mit Jod versorgt. Vegetarier nehmen Jod vor allem aus Milch und Milchprodukten auf, Veganer, die darauf verzichten, sind dagegen meist schlechter mit Jod versorgt. Auch bei bestimmten Allergien und Unverträglichkeiten (Milch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier) sollte auf die Jodversorgung besonders geachtet werden. Bei Bedarf können Jodergänzungen die Versorgung verbessern.

 

Unser Tipp: Nicht immer ist die gute Jodversorgung mit der Ernährung allein zu decken. Für die Ergänzung von Jod stehen z. B. Jodtabletten oder auch flüssiges Jod zur Verfügung. Jod ist auch in einigen Multi-Präparaten mit Vitaminen und Mineralien enthalten.

 

Quelle: 
„Wenn Salz, dann Jodsalz“: BMEL startet Informationsoffensive. BMEL-Pressemitteilung vom 8.9.2023.


Schon kleine Ernährungs-Sünden machen sich bemerkbar

 

Zu den Alles(fr)essern (Omnivoren) gehören Menschen und Tiere. Gemeinsam ist ihnen, dass sie meist energie- und fettreiche Nährstoffe einer strikt pflanzlichen Ernährung vorziehen, besonders für kürzere Zeiträume. Forscher der Universität Hamburg untersuchten in einer Studie, ob und wie sich solche kleineren Ernährungs-Sünden auf die Gesundheit auswirken.

 

Zu einem meist üblichen Ernährungsverhalten gehört die insgesamt ausgewogene Ernährung. Sie wird jedoch, wenn sich ein Anlass bietet, von der Aufnahme energiereicher, fettreicher Nahrung unterbrochen. Solche Anlässe gibt es in gewissen Abständen immer wieder, beim Treffen mit Freunden und der Familie, einem Fest oder auch hin und wieder bei erhöhter Frustration. Die Folgen einer beständig kalorienreichen Ernährung sind mit Übergewicht und den davon abhängigen Folgekrankheiten bekannt. Ob und wie sich jedoch ein kurzfristiger, übermäßiger Verzehr mit energiereichen Nährstoffen auswirkt, das ist noch unklar. Eine Gruppe von Forschern aus Deutschland und der Schweiz untersuchte in einer Studie die gesundheitlichen Folgen von sporadischen Übertretungen bei einer ansonsten normalen Ernährung. Die Forscher prüften diese Beziehungen sowohl bei Tieren (Mäusen) als auch bei einer Ernährungs-Intervention mit freiwilligen Teilnehmern.

 

Die Ergebnisse zeigten, dass kurzfristige, wiederholte Umstellungen auf „Festmahlzeiten“, die Puffer-Wirkung der Mikrobiota im Darm stören und zu Dysfunktionen im Immunsystem führen können. Schon die erste Umstellung auf eine üppigere Ernährung reichte aus, um vorübergehend eine Immundepression der Schleimhäute auszulösen und die systemische Immunität zu beeinträchtigen. Das führte zur erhöhten Anfälligkeit für Infektionen (z. B. durch Salmonellen, Listerien). Auch die Fähigkeit auf antigene Herausforderungen zu reagieren, wurde beeinträchtigt. Die Forscher erklärten diese Wirkungen durch eine verringerte Fitness des Stoffwechsels als Reaktion auf die geringe Aufnahme von Ballaststoffen bei üppigen Mahlzeiten. Bestimmte T-Lymphozyten (CD4+ T-Zellen), die in der angepassten Immunität eine Rolle spielen, und die Bildung von Zytokinen (Botenstoffe) veränderten sich. Auch im Magen-Darm-Trakt machten sich kurzfristige Überschüsse bei der Aufnahme von Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Fette, Proteine) schnell bemerkbar.

 

Es zeigten sich mikrobielle Veränderungen, die zu einer geringeren Bereitstellung von Ballaststoff-Metaboliten führten. Sind sie im Darm ausreichend vorhanden, regen sie das Wachstum gesunder Bakterien an, die wiederum zur Bildung nützlicher kurzkettiger Fettsäuren beitragen. Ist die Zufuhr an Ballaststoffen jedoch gering, so beeinträchtigt dies die Mikrobiota im Darm, sie kann das Wachstum ungünstiger Bakterien dann nicht mehr gut regulieren. Doch wenn sich die Ernährung normalisierte und wieder mehr Ballaststoffe aufgenommen wurden, dann regenerierten sich auch der Stoffwechsel der T-Lymphozyten und die Störungen im Immunsystem.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Untersuchungen zeigten, dass bereits kurzfristige, üppigere Ernährungs-Interventionen die Reaktionen sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen erheblich verändern können. Die Aufnahme von energiereichen Diäten bietet zwar den Vorteil, hohe Konzentrationen an Energie zu liefern, doch dies geht mit einer vorübergehenden Immundepression einher. Offenbar gibt es eine Synchronisation zwischen dem Ernährungsverhalten und den Immunreaktionen. Üppige „Festmahlzeiten“ führen zu einer vorübergehend geschwächten Schleimhaut und Störungen in der systemischen Immunität. Das ermöglicht es, dass sich für kurze Zeit Infektionen besser ausbreiten können. Die Störungen normalisieren sich nach der Rückkehr zur normalen, ausgewogenen Ernährung, die wieder mehr Ballaststoffe enthält. Die Beziehungen zwischen kurzfristigen Veränderungen in der Ernährung, dem Immunsystem und der Darm-Mikrobiota sollten künftig weiter erforscht werden.

 

Unser Tipp: Ballaststoffe sind pflanzliche Bestandteile, die im Körper nicht oder nicht völlig abgebaut werden. Sie haben viele Wirkungen im Körper, vor allem auf die Verdauung und Vorbeugung vor Darmkrankheiten sowie auf den Cholesterinspiegel und den Blutzucker. Bei Bedarf können Ballaststoffe auch ergänzt werden.

 

Quelle:
Francesco Siracusa et al., Short-term changes can result in musical and systemic immune depression. In: nature immunology, online 14.8.2023, doi: 10.1038/s41590-023-01587


Gute Versorgung mit Vitamin D trägt zur Vorbeugung und Unterstützung bei vielen Krankheiten bei

 

Vitamin D spielt eine wichtige Rolle für die Körperfunktionen und kann bei vielen Infektionen und Krankheiten unterstützen. Dafür sind gute Konzentrationen im Körper nötig. Die Versorgung mit Vitamin D kann jedoch aufgrund vieler Faktoren unterschiedlich sein und sollte individuell angepasst sein.

 

Vitamin D ist ein essentielles, fettlösliches Vitamin mit besonders vielfältigen Funktionen. Seine klassische Aufgabe ist es, das Muskel-Skelett-System zu stärken. Dazu gehören z. B. die Wirkungen auf den Stoffwechsel von Mineralien, die Regulierung des Kalzium- und Phosphat-Haushalts und die Funktionen des Bewegungsapparates. Vitamin D hat jedoch weitaus mehr Funktionen, besonders im Immunsystem, dazu im Herz-Kreislauf, Lungen-, Magen-Darm- und Nieren-System sowie in den neurologischen Funktionen. In den letzten zwei Jahrzehnten erweiterten sich die Kenntnisse über Vitamin D und seine Funktionen im Immunsystem samt den Wirkungen auf Entzündungen und den oxidativen Stress. Mehr bekannt ist auch über die Funktionen der verschiedenen Formen von Vitamin D (D2, D3) sowie die Prozesse der Umwandlung bis zur Verwertung und Speicherung im Körper.

 

Vitamin D unterscheidet sich von anderen Vitaminen dadurch, dass es hauptsächlich über die Einwirkung des Sonnenlichts auf die Haut gebildet wird (80 bis 90 %). Der Anteil, der aus der Nahrung aufgenommen wird, ist vergleichsweise gering (ca. 10 bis 20 %). Vitamin D ist nur in wenigen Lebensmitteln enthalten, es kommt vor allem in fettreichen Fischen (z. B. Lachs, Hering, Makrele) und Eiern vor. Um die Versorgung über die Nahrung zu verbessern, ist Vitamin D einigen Lebensmitteln in geringen Mengen zugesetzt.

 

Die Bildung von Vitamin D über das Sonnenlicht und seine Einwirkung auf die Haut ist in den nördlichen Regionen im Herbst und Winter deutlich geringer, da die Sonne weniger und nicht intensiv genug scheint. Daher komm es in dieser Zeit häufiger zu Defiziten an Vitamin D, wenn die körpereigenen Speicher nicht ausreichend gefüllt sind. Auch die Vorkommen von Atemwegskrankheiten, Erkältungen, Grippe und COVID-19 steigen im Winter stärker an. Dazu kann ein Vitamin D-Mangel beitragen, er erhöht allgemein das Risiko für Entzündungen, Krankheiten und Infektionen. Er kommt bei Menschen im höheren Alter, bei Komorbiditäten und chronischen Krankheiten, z. B. bei starkem Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und Krebs, häufiger vor. Defizite oder gar der Mangel an Vitamin D können sich nachteilig auf alle Körpersysteme auswirken.

 

Sie können jedoch mit einem sicheren, täglichen Aufenthalt in der Sonne und/oder mit einer angemessenen Ergänzungs-Dosis beseitigt werden. Dabei gehen eine Reihe von Fachleuten heute davon aus, dass die Aufrechterhaltung der Vitamin-D-Konzentration im Serum (25(OH)D) bei Werten von 40 ng/ml (100 nmol/L) bzw. am besten noch etwas darüber liegen sollten. Das sind höhere Werte als bisher in den üblichen Empfehlungen angesetzt. Eine gute Versorgung mit Vitamin D stärkt nicht nur die Knochengesundheit, sie unterstützt auch ein gesundes Immunsystem und kann dazu beitragen, das Risiko für viele chronische Krankheiten und Infektionen zu verringern.

 

Bekannt ist, dass vor allem ältere Menschen, Nachtarbeiter, Heimbewohner sowie Patienten mit chronischen Krankheiten und Komorbiditäten die höchsten Vorkommen von Mängeln an Vitamin D haben. Sie können von einer gezielten Ergänzung von Vitamin D und gegebenenfalls auch von anderen wichtigen Mikronährstoffen erheblich profitieren. Bekannt ist weiter, dass bei Ergänzungen von Vitamin D die Dosen individuell angepasst werden sollten. So können z. B. die Funktionen im Muskel-Skelett-System meist mit geringeren Dosen (800 bis 2.000 I.E.), aufrechterhalten werden. Höhere Dosen werden meist benötigt, um den Schutz vor Infektionen zu stärken. Auch das Gewicht spielt bei der Dosierung eine Rolle, wer z. B. übergewichtig ist oder eine gestörte Fettabsorption hat, braucht meist höhere Aufnahmen. Generell sollten höhere Dosierungen nicht auf eigene Faust eingenommen werden, sondern nach therapeutischer Empfehlung erfolgen.

 

Es dauert außerdem oft einige Zeit der Ergänzung von Vitamin D, um gute Serum-Konzentrationen zu erreichen. Die Aufnahmen sollten möglichst kontinuierlich erfolgen, da unregelmäßige Verabreichungen zu unphysiologischen Schwankungen der Serum- und Gewebespiegel von Vitamin-D-Metaboliten führen können. Einige Meta-Analysen zur Ergänzung von Vitamin D berichteten z. B über eine signifikant geringere Häufigkeit und Schwere von Atemwegs-Infektionen. Dabei wurden bei täglichen Vitamin-D-Gaben bessere Ergebnisse erzielt als bei einer unregelmäßigen Verabreichung.

 

Der Forscher zieht das Fazit: Vitamin D hat zahlreiche positive Wirkungen auf alle Körpersysteme. Eine ausreichende Versorgung ist der Schlüssel zum Schutz für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Serumkonzentration von 25(OH)D in der Bevölkerung von über 40 ng/ml sorgen für ein robustes Immunsystem. Damit könnten die Ausbreitung von Infektionen eingedämmt und viele Krankheiten verringert werden. Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel kann z. B. dazu beitragen, akute Virusinfektionen zu senken. Abgesehen von der Vorbeugung von Infektionen und Krankheiten kann Vitamin D zusätzlich zu anderen Therapien und Arzneimitteln eingesetzt werden.

 

Unser Tipp: Vitamin D ist ein sehr wichtiger Mikronährstoff (nicht nur) im Immunsystem. Die Gabe auch anderer Mikronährstoffe, z. B. von Zink, Selen und Magnesium sowie den Vitaminen A, B2, C und Resveratrol in Kombination mit den Omega-3-Fettsäuren kann die Aufrechterhaltung eines stabilen Immunsystems weiter unterstützen.

 

Quelle: 
Sunil J. Wimalawansa, Controlling Chronic Diseases and Acute Infections with Vitamin D Sufficiency. In: Nutrients, online 18.8.2023, doi: 10.3390/nu15163623.


Bei Vegetariern treten Hüftfrakturen häufiger auf

 

Trotz vieler gesundheitlicher Vorteile der vegetarischen Ernährung gibt es einige Nachteile. Eine neue Studie zeigt, dass Vegetarier häufiger von Knochenbrüchen an den Hüften betroffen sind. Sie sollten daher besonders auf eine knochengesunde Ernährung achten.

 

Mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung lassen sich langfristig die Risiken für Diabetes, Herz-Kreislauf- und Krebs-Krankheiten deutlich verringern. Schon in früheren Studien zeigte sich jedoch bei pflanzlichen Ernährungsweisen ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche an den Hüften vor allem bei Frauen. Eine Gruppe englischer Forscher prüfte nun in einer großen Studie die Beziehung zwischen Hüftfrakturen und der Ernährung bei regelmäßigen und gelegentlichen Fleischessern im Vergleich zu Pescatariern (essen Fisch, aber kein Fleisch) und Vegetariern anhand der UK Biobank. In dieser großen biomedizinischen Datenbank wurden von 2006 bis 2010 die Daten von rund 500.000 Erwachsenen aus Großbritannien im Alter von 40 bis 69 Jahren einbezogen. Sie nahmen an einer Befragung und verschiedenen Tests zu ihrer Gesundheit teil und gaben außerdem Auskünfte über ihre Ernährung. Diese Befragungen wurden 2012 bis 2013, dann nochmal 2014 und 2019 wiederholt.

 

Für die Auswertung der Beziehungen verschiedener Ernährungsweisen zu Hüftfrakturen konnten schließlich die Daten von rund 414.000 Teilnehmern ausgewertet werden. Darunter wurden knapp 259.000 Personen als regelmäßige Fleischesser (fünfmal pro Woche oder mehr) eingeordnet und rund 138.000 galten als gelegentliche Fleischesser (weniger als fünfmal pro Woche). Der Anteil der Pescatarier war mit knapp 10.000 Personen recht gering, noch darunter lagen die Vegetarier mit knapp 8.000 Personen. Die Veganer waren beim Start der UK Biobank noch sehr gering, sie wurden deshalb den Vegetariern zugeordnet. Im Lauf der mittleren Beobachtungszeit von 12,5 Jahren kam es bis zum Jahr 2021 in dieser großen Gruppe zu rund 3.500 Fällen von Hüftfrakturen. Sie treten im höheren Alter meist deutlich häufiger auf, daher war hier der Anteil bei den vielen Teilnehmern im vorwiegend mittleren Alter insgesamt noch gering (Durchschnitt 56 Jahre). Dennoch zeichneten sich bereits einige Risikofaktoren aufgrund der Ernährungsweisen deutlich ab. Die Vegetarier hatten ein doppelt so hohes Risiko für Knochenbrüche an den Hüften (HR 1,50) als regelmäßige und gelegentliche Fleischesser.

 

Dabei hatten vegetarische Männer ein noch stärkeres Risiko (2,0) als Frauen (1,3). Die Pescatarier hatten dagegen nur ein tendenziell schwach erhöhtes Risiko (1,08) für Hüftfrakturen. Für andere mögliche Einflüsse auf das Knochenbruch-Risiko wie Alter, Geschlecht und Body Mass Index (BMI) gab es keine klaren Nachweise. Allerdings hatten Vegetarier deutlich geringere BMI-Werte, was zu ihrem erhöhten Risiko für Hüftfrakturen beitragen könnte.

 

Erklären lässt sich das erhöhte Knochenbruch-Risiko für Vegetarier so: Der konsequente Verzicht auf Fleisch und Fisch senkt die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen für den Knochenbau. Dazu gehören vor allem die im Fleisch und Fisch reichlich enthaltenen Proteine, die Vitamine B12 und D sowie die Omega-3-Fettsäuren. Bei Veganern, die auf Milchprodukte verzichten, ist oft auch die Aufnahme von Kalzium als wichtiges Mineral für die Knochen und Muskeln zu gering. In dieser Studie nahmen Vegetarier weniger Nahrungsproteine zu sich, sie nahmen auch geringere Mengen an den Mineralien Eisen, Jod, und Selen sowie an den Vitaminen Niacin, Vitamin B12 und Vitamin D zu sich als Fleisch- und Fischesser.

 

Vegetarier erreichten entsprechend seltener die empfohlene tägliche Proteinzufuhr von 0,75 g/kg Körpergewicht/Tag für Erwachsene als regelmäßige Fleischesser (68 % gegenüber 85 %). Höhere Protein-Aufnahmen können dazu beitragen, den altersbedingten Knochen- und Muskelabbau zu senken. Hinzu kam, dass Vegetarier (und Veganer) schlanker waren als Fleischesser. Was sonst für die Gesundheit vorteilhaft ist, kann in Bezug auf Knochenbrüche zum Nachteil werden. Den schlankeren Vegetariern fehlen bei einem Sturz möglicherweise die schützenden Fettpolster auf den Hüften.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Vegetarier hatten in dieser Studie ein doppelt so hohes Risiko für Hüftfrakturen als Fleischesser. Das ließ sich zum Teil durch ihr geringeres Körpergewicht bzw. den niedrigeren BMI erklären. Dieser Nachteil der pflanzlichen Ernährungsweisen sollte gegen die vielen anderen gesundheitlichen Vorteile abgewogen werden. Vegetarier und Veganer sollten sich über ihr erhöhtes Risiko für Hüftfrakturen bewusst sein und sich soweit wie möglich ausgewogen und knochengesund ernähren. Sie sollten auf gute Aufnahmen von Proteinen achten und mögliche Defizite an wichtigen Mikronährstoffen, die für die Knochen besonders wichtig sind, bei Bedarf ergänzen. Vor allem im höheren Alter, wenn das Risiko für Knochenbrüche steigt, kann es empfehlenswert sein, die Knochendichte zu prüfen und eventuell eine Osteoporose-Therapie einzuleiten. Die Beziehungen zwischen den verschiedenen Ernährungsweisen und dem Risiko für Hüftfrakturen sollten künftig weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Zur Stärkung der Muskel- und Knochengesundheit gibt es eine Reihe von Mikronährstoffen, die auch in bewährten Kombinationen verfügbar sind. Neben Kalzium, Kalium und Magnesium gehören dazu auch die Vitamine D und C sowie die Mineralien Kupfer und Mangan, aber auch Chondroitin und Glucosamin.

 

Quelle
James Webster et al., Risk of hip fracture in meat-eaters, pescatarians, and vegetarians: a prospective cohort study of 413,914 UK Biobank participants. In: BMC Med, online 27.07.2023. doi: 10.1186/s12916-023-02993-6.


Lebensstil und Mikronährstoffe bei der Kniearthrose

 

Von der Kniearthrose sind im höheren Alter viele Menschen betroffen. Ihr Schweregrad und die Beschwerden können oft mit einer Gewichtsreduktion und der Aufnahme wichtiger Nährstoffe verringert werden.

 

Die Arthrose, speziell die Kniearthrose, gehört zu den häufigsten degenerativen Gelenkerkrankungen. Sie entsteht vor allem durch langjährige Überlastung und ist mit fortschreitenden Veränderungen der Knorpel- und Gelenkstrukturen verbunden. Die Krankheit kann zwar auch ohne Symptome verlaufen, sie führt aber bei vielen Betroffenen zu stärkeren Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit. Von der Kniearthrose sind Menschen im höheren Alter, etwa ab 60 Jahren, und Frauen deutlich häufiger betroffen. Auch bei starkem Übergewicht ist das Risiko deutlich erhöht, es gilt als einer der wichtigsten Faktoren, um die Kniearthrose in Entwicklung und Verlauf zu beeinflussen. Stark Übergewichtige mit Adipositas (BMI ab 30) haben im Vergleich zu Normalgewichtigen (BMI 25) ein siebenmal höheres Risiko, an Arthrose zu erkranken.

 

Dazu gehört als weiterer Risikofaktor die sarkopenische Adipositas, deren Bedeutung für die Kniearthrose erst in letzter Zeit besser erkannt wurde. Sie ist durch die erhöhte Zunahme des Körperfetts samt verstärkter Körperfett-Ablagerung und eine verringerte Muskelmasse und -kraft gekennzeichnet und kann mit körperlichen Leistungstests und Bestimmung der Körpermaße erkannt werden. Eine geeignete Ernährung und die Ergänzung wichtiger Mikronährstoffe können dazu beitragen, die Knie-Arthrose positiv zu beeinflussen und auch die eventuell verbundene Sarkopenie zu verbessern. Eine Gruppe internationaler Forscher stellte in einer Übersicht die aktuellen Kenntnisse dazu vor.

 

Eine gesunde Ernährung, z. B. die mediterrane Diät, ist bei der Kniearthrose zusammen mit einer Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Patienten ein Eckpfeiler der Therapie. Die mediterrane Ernährung zeichnet sich durch den hohen Verzehr pflanzlicher Lebensmittel (Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Oliven), mäßiger Verzehr von Milchprodukten (vor allem Käse, fettarmer Joghurt), nicht mehr als vier Eier pro Woche, mindestens zweimal pro Woche Fisch sowie geringer Verzehr von Süßigkeiten, rotem Fleisch und mäßiger Konsum von Alkohol aus. Die Hauptquelle für Fett ist natives Olivenöl (extra vergine), das reich an Polyphenolen (sekundäre Pflanzenstoffe) mit antioxidativen, antientzündlichen Eigenschaften ist. Die mediterrane Diät ist reich an Ballaststoffen und fördert eine gesunde Darm-Mikrobiota. Von ihr gebildete Metaboliten tragen dazu bei, Entzündungen zu regulieren und gesunde Darmbakterien zu fördern. Sie tragen zur Bildung kurzkettiger Fettsäuren (Acetat, Butyrat) bei, die für die Prävention von Entzündungen wichtig sind. Die mediterrane Ernährung enthält durch reichlichen Fischverzehr auch Omega-3-Fettsäuren und fördert mit dem guten Verhältnis der Omega-6/Omega-3-Fettsäuren auch bessere Entzündungs-Profile.

 

Einige Studien bestätigten, dass die mediterrane Ernährung zu geringerer Kniearthrose und weniger Schmerzen führt und z. B. auch den Knorpel verbessert. Patienten mit Kniearthrose und starkem Übergewicht wird die Gewichtsreduktion dringend empfohlen, um Schmerzen und Steifheit zu verringern und die Funktion des Kniegelenks zu verbessern. Ein Review mit einer Meta-Analyse (2018) zeigte, dass ein um 5 bis 10 % verringertes Gewicht erforderlich war, um die Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit signifikant zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern. Neuere Untersuchungen zeigten, dass eine kalorienarme Diät zusammen mit körperlicher Bewegung am wirksamsten war, um die Schmerzen zu verringern. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich bei einer kalorienarmen, mediterranen Ernährung und einem aktiven Lebensstil (8.000 bis 10.000 Schritte täglich) bei Patienten mit sarkopenischer Adipositas.

 

Zur gesunden Ernährung gehört die Versorgung mit allen wichtigen Mikronährstoffen. Einige Studien zeigten, dass gute Aufnahmen von Vitamin D sowie von Aminosäuren und Molkeprotein bei Kniearthrose vorteilhaft sind. So ist z. B. ein Vitamin-D-Mangel mit einem höheren Risiko für das Fortschreiten der Krankheit verbunden. Gezeigt wurde weiter, dass dies mit der sarkopenischen Adipositas verbunden sein kann. Die Ergänzung von Vitamin D könnte für die Gesundheit des Bewegungsapparates vorteilhaft sein. Eine Meta-Analyse mit mehr als 1.500 Patienten mit Kniearthrose zeigte, dass Vitamin D zwar nicht das Fortschreiten der Krankheit verhinderte, aber die Ergebnisse im WOMAC-Score (Test zur Arthrose-Belastung) verbesserten sich, das galt für Schmerzen, Funktionen und Steifigkeit, letztere wurden mit Dosierungen von unter 2.000 I.E. Vitamin D pro Tag verringert. Es gibt weiter Hinweise, dass der oxidative Stress und damit verbundene Entzündungen sowie Insulinresistenz eine Rolle bei der Entstehung von Kniearthrose und sarkopenischer Adipositas spielen.

 

Die Ergänzung antioxidativer Mikronährstoffe könnte eine mögliche Strategie zur Vorbeugung und zur Therapie der Kniearthrose sein. Aminosäuren sind Grundbausteine von Proteinen, die in zwei Kategorien eingeteilt sind: nicht-essentielle Aminosäuren, die vom Körper gebildet werden (u. a. Arginin, Cystein, Glutamin, Glutaminsäure, Tyrosin) sowie essentielle Aminosäuren, die der Körper nicht herstellen kann und über die Nahrung zuführen muss (u. a. Phenylalanin, Lysin, Histidin). Dazu gehören noch die verzweigtkettigen Aminosäuren (Valin, Leucin, Isoleucin), die am Muskelstoffwechsel beteiligt sind, indem sie Prozesse des Wachstums, der Regeneration und Reparatur anregen. Es gibt Nachweise für positive Wirkungen der Ergänzung essentieller Aminosäuren bei der Therapie von Kniearthrose, z. B. hatten Patienten nach der Operation bessere Leistungen in der funktionellen Beweglichkeit. Einige Studien zeigten die Wirkungen von Molkeprotein bei Kniearthrose, das die Muskelmasse, Ganggeschwindigkeit und das Niveau der körperlichen Aktivität sowie den WOMAC-Score verbesserte. Dies bestätigte sich in einem Review und einer Meta-Analyse bei Arthrose-Patienten, die einen Gelenkersatz (Hüfte, Knie) erhielten.

Abhängig vom Grad der Kniearthrose können Lebensstil-Maßnahmen die Prävention und Therapie unterstützen. Patienten mit Kniebeschwerden, bei denen noch keine Arthrose bestätigt wird, sollten ein gesundes Körpergewicht anstreben oder erhalten. Auch eine getreidereiche Ernährung kann dazu beitragen, das Risiko für die Kniearthrose zu verringern. Die Kniebeschwerden können mit Ergänzungen nicht essentieller Aminosäuren möglicherweise verbessert werden. Bei Kniearthrose Grad 1 oder 2 sowie sarkopenischer Adipositas wird eine langfristige Gewichtsreduktion mit einer kalorienarmen Ernährung empfohlen (1.200 Kalorien täglich für Frauen, 1.500 Kalorien für Männer). Damit sollten in sechs Monaten 5 bis 10 % des Gewichts verringert werden, gefolgt von einer Phase des Gewichtserhalts von einem Jahr. Begleitend dazu sollten essentielle Aminosäuren sowie Vitamin D (unter 2.000. I.E. täglich) ergänzt werden. Bei Patienten mit einer schwereren Kniearthrose Grad 3 oder 4 steht meist eine Knieoperation an. Dann kann drei Wochen vor der Operation bis zu zwei Wochen danach eine stärkere Gewichtsreduktion unter therapeutischer Kontrolle nötig sein, begleitet von erhöhten Ergänzungen an essentiellen Aminosäuren. Danach können die Patienten auf das Lebensstil-Programm für die Kniearthrose Grad 1 und 2 wechseln.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Bei der Therapie der Kniearthrose sollte künftig die sarkopenische Adipositas stärker berücksichtigt werden. Diese Beziehung wird bisher noch zu wenig beachtet und ist mit einem geeigneten Screening zu diagnostizieren. Wird sie bestätigt, können darauf abgestimmte Ernährungs-Programme und nach Bedarf auch Nahrungsergänzungen dazu beitragen, die Beschwerden der Kniearthrose zu verringern.

 

Unser Tipp: Neben den hier besprochenen Mikronährstoffen gibt es eine Reihe weiterer Substanzen aus der Nahrung, die bei Arthrose wirksam sein können. Das gilt z. B. für MSM, Glucosaminsulfat, Curcumin und Weihrauchextrakt.

 

Quelle:
Hassan Zmerley et al., Personalized Nutritional Strategies to Reduce Knee Osteoarthritis Severity and Ameliorate Sarcopenic Obesity Indices: A Practical Guide in an Orthopedic Setting. In: Nutrients, online 09.07.2023, doi: 10.3390/nu15143085.


Kalzium für die gute Knochengesundheit

 

Kalzium ist für die Gesundheit der Knochen ein Leben lang essentiell. Da die Aufnahme aus der Ernährung jedoch nicht immer ausreichend ist, wird Kalzium häufig als Ergänzung aufgenommen. Dabei kommt es auch auf geeignete Kalziumformen und Dosierungen an.

 

Zur Gesundheit der Knochen gehört ein breites Spektrum, das von der nötigen Versorgung mit wichtigen Mineralien über die Knochenmasse bis zur Mikrostruktur reicht. Kalzium ist das im Körper am häufigsten vorkommende Mineral und hält die Knochen und Zähne stabil, es ist außerdem für die Blutgerinnung, die Muskel- und Nervenfunktionen wichtig. Kalzium ist der am besten untersuchte und wichtigste Ernährungsfaktor für die Aufrechterhaltung und Erhaltung der Knochengesundheit. Die ausreichende Versorgung mit Kalzium ist für die Gesundheit der Knochen ein Leben lang eine gute Grundlage. Wird z. B. schon in jungen Jahren zu wenig Kalzium aufgenommen, so erreichen Kinder möglicherweise nicht ihre potenzielle Körpergröße. Obwohl Knochenschwund eher bei Frauen im mittleren und höheren Alter auftritt, kann er auch junge Menschen betreffen. Bei Erwachsenen besteht bei zu geringen Kalzium-Aufnahmen das Risiko für eine zu geringe Knochenmasse. Damit steigt im höheren Alter das Risiko für die Entstehung von Osteoporose, die bei Frauen in der Menopause häufiger vorkommt, außerdem nehmen im Alter die Vorkommen von Stürzen und Knochenbrüchen deutlich zu.

 

Eine Reihe von Faktoren beeinflussen die Knochengesundheit, dazu gehören z. B. das Geschlecht, die ethnische Zugehörigkeit, die Familiengeschichte, Hormone, körperliche Aktivität, Muskelkraft und nicht zuletzt die Ernährung. Da der Körper Kalzium nicht selbst herstellen kann, muss es aus der Nahrung aufgenommen werden. Gute Quellen sind Käse, Milch, Joghurt und Soja, auch dunkle, grüne Gemüse wie Broccoli und Grünkohl sowie Fisch mit essbaren weichen Knochen wie Sardinen. Hinzu kommen mit Kalzium angereicherte Lebensmittel und Getränke. Für die Absorption von Kalzium wird Vitamin D benötigt, das vor allem über den Aufenthalt in der Sonne in der Haut gebildet wird, aber auch in einigen Lebensmitteln, z. B. in Seefischen (Hering, Lachs, Sardinen) und Eiern, enthalten ist. Doch selbst bei einer gesunden Ernährung kann die Versorgung mit Kalzium nicht immer ausreichend sein. Das gilt z. B. bei veganer Ernährung, Laktose-Intoleranz und beim aus anderen Gründen eingeschränktem Verzehr von Milchprodukten. Das gilt auch bei einer hohen Aufnahme von Proteinen oder Natrium, die dazu führen können, dass der Körper mehr Kalzium ausscheidet. Bei einer zu geringen Kalziumzufuhr aus der Nahrung können Ergänzungen dazu beitragen, den Bedarf zu decken.

 

Für erwachsene Männer ab 19 Jahren bis zum Alter von 70 Jahren werden in den USA täglich 1.000 mg Kalzium empfohlen. Noch ältere Männer sollten täglich 1.200 mg Kalzium aufnehmen, um ihr Knochensystem zu unterstützen, das durch degenerative Prozesse anfälliger für Knochenkrankheiten und Stürze ist. Frauen werden in der Menopause durch das verringerte Östrogen anfälliger für ein schwächeres Knochensystem. Bis zu 50 Jahren gilt auch für sie die tägliche Empfehlung von 1.000 mg Kalzium, ab 51 Jahren wird Frauen in den USA die Aufnahme von 1.200 mg Kalzium täglich empfohlen. In Deutschland verzichtet man auf solche Unterschiede, für Frauen und Männer ab 19 Jahren bis ins hohe Alter werden täglich 1000 mg Kalzium empfohlen.

 

Kalzium kann in verschiedenen Formen ergänzt werden, z. B. in Verbindungen mit Carbonat, Citrat, Glukonat und Laktat. Enthalten sind jeweils verschiedene Mengen an elementarem Kalzium. Am Beispiel von Kalziumcarbonat, eine der häufigsten und günstigen Formen, lässt sich das gut erläutern, es enthält 40 % elementares Kalzium. Eine Dosis von 1.240 mg Kalziumcarbonat liefert damit 500 mg elementares Kalzium. Andere, organisch gebundene Formen wie Kalziumcitrat oder -glukonat sind meist besser verwertbar, auch da sollte auf den Anteil an elementarem Kalzium geachtet werden. Das gilt natürlich auch bei Kombinationen mit anderen Mikronährstoffen, gute Mengen sind dann oft für die empfohlene Tagesdosis auf mehrere Tabletten oder Kapseln etc. verteilt. Kalzium-Ergänzungen haben meist keine - oder nur sehr geringe - Nebenwirkungen. Dazu können z. B. Blähungen und Verstopfungen gehören, Kalziumcarbonat führt am häufigsten zu Verstopfungen.

 

In solchen Fällen sollten andere Kalzium-Verbindungen ausprobiert werden, um eine besser tolerierbare Form zu finden. Bei Krankheiten sollte darauf geachtet werden, dass die Aufnahme von Kalzium geeignet ist und die Wirkungen anderer Medikamente nicht beeinträchtigt. Das kann z. B. bei Blutdruck-Medikamenten, synthetischen Schilddrüsen-Hormonen, Bisphosphonaten, Antibiotika und Kalziumkanal-Blockern der Fall sein. Dann kann es evtl. empfehlenswert sein, Kalzium-Ergänzungen zu bestimmten Zeiten einzunehmen, mit oder zwischen den Mahlzeiten. Bestimmte Medikamente (Langzeit-Therapie mit Kortikosteroiden) oder Krankheiten, z. B. entzündliche Darmkrankheiten und Zöliakie, können die Fähigkeit des Körpers verringern, Kalzium zu absorbieren. Dann können Kalzium-Ergänzungen dazu beitragen, geeignete Aufnahmen zu erreichen. Die Art der Kalziumform und die Dosierungen sollten mit den Therapeuten abgestimmt werden, um unnötige Interaktionen etc. zu vermeiden.

 

Allgemein gilt für eine effektive Absorption, dass Kalzium-Ergänzungen besser in kleineren Dosen (bis zu 500 mg) und zu den Mahlzeiten eingenommen werden sollten. Kalziumcitrat wird auch bei der Einnahme zwischen den Mahlzeiten gut absorbiert. Es ist bei geringer Magensäure empfehlenswert, wovon Menschen über 50 Jahren häufiger betroffen sind, die Säure-Blocker einnehmen. Das gilt auch bei entzündlichen Darmkrankheiten oder Absorptions-Störungen.

 

Die Mediziner ziehen das Fazit: Die Aufnahme von Kalzium ist allgemein sicher, doch erhöhte Zufuhren sind nicht notwendigerweise auch effektiver. Die exzessive Aufnahme von Kalzium bietet keinen extra Knochenschutz. Daher sollten die Aufnahmen von Lebensmitteln, die Kalzium enthalten, und Kalzium-Ergänzungen gut aufeinander abgestimmt sein, um nicht übermäßige Mengen aufzunehmen. Vor allem bei Krankheiten sollten die Aufnahmen von Kalzium, in ihrer Form und Dosierung, mit den Therapeuten abgestimmt sein.

 

Unser Tipp: Kalzium steht für Nahrungsergänzungen in verschiedenen Formen zur Verfügung. Auf gut bioverfügbare Formen und auch auf gute Kombinationen mit anderen Mineralien, z. B. Magnesium etc., sollte geachtet werden.

 

Quelle
Mayo Clinic Staff, Calcium and calcium supplements: Achieving the right balance. In: Healthy Lifestyle. Nutrition and healthy eating, www.mayoclinic.org.


Multivitamine verbessern das Gedächtnis bei den Älteren

 

Im höheren Alter nehmen die kognitiven Leistungen ab, z. B. im Gedächtnis oder in der Konzentration. Möglicherweise kann die gute Versorgung mit Mikronährstoffen dazu beitragen, die kognitiven Leistungen bei älteren Menschen zu verbessern, wie eine aktuelle Studie zeigt.

 

Die kognitiven Fähigkeiten, vor allem die Geschwindigkeit der Verarbeitung von Informationen und das Gedächtnis, verringern sich im höheren Alter. Sie werden von vielen Faktoren beeinflusst, dazu gehören z. B. mentales Training, körperliche Aktivität, Stress, Krankheiten und der Alkoholkonsum. Auch eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, die kognitiven Altersprozesse im Alter zu stärken bzw. ihren Abbau zu verlangsamen. Eine Reihe von Beobachtungstudien deutet darauf hin, dass eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen, mit Vitaminen, Mineralien etc., die kognitiven Leistungen im höheren Alter verbessern könnten. Bisher gibt es dazu jedoch nur wenige größere und längerfristig durchgeführte (randomisierte) Studien, die zum Teil auch nicht einheitlich sind. Ein Team von Forschern aus den USA untersuchte die Beziehungen im Rahmen einer Zusatzstudie zu einer Untersuchung über Nahrungsergänzungen (COSMOS, COcoa Supplement and Multivitamin Outcomes Study). Darin wurden Multivitamine/Mineralien und Flavanole (sekundäre Pflanzenstoffe) im Vergleich zu einem Placebo bei rund 21.000 älteren Männern und Frauen (ab 65 Jahren) in Bezug auf kardiovaskuläre und krebsbedingte Ereignisse im Lauf von rund dreieinhalb Jahren geprüft. Begleitend wurden zwei kognitive Zusatzstudien durchgeführt.

 

In der COSMOS-Mind-Studie berichteten rund 2.200 Teilnehmer über ihre kognitiven Leistungen. Diese hatten sich mit der Aufnahme von Multivitaminen/Mineralien verbessert, der Effekt war bei Teilnehmern mit einer Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Krankheiten stärker ausgeprägt. In der zweiten Zusatzstudie COSMOS-Web wurden die Wirkungen von Multivitaminen/Mineralien ein Jahr nach Beginn der Studie auf den Hippocampus geprüft. Er gehört im Gehirn zum limbischen System, ist vor allem an der Gedächtnisbildung beteiligt und möglicherweise besonders anfällig für die Auswirkungen des normalen Alterns. Einige Studien hatten bereits gezeigt, dass Nahrungsergänzungen sich positiv auf den Hippocampus ausgewirkt hatten. Natürlich hängen alle kognitiven Leistungen auch von den Netzwerken der Hirnregionen ab. Multivitamine/Mineralien könnten zusätzlich auf andere Hirnregionen einwirken, um die kognitiven Leistungen im Alter zu verbessern.

 

In diesen COSMOS-Studienzweig waren ab 2016 rund 3.600 Teilnehmer einbezogen. Ihre Ernährung entsprach weitgehend den üblichen Ernährungsweisen in den USA. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt täglich ein Präparat mit Multivitaminen/Mineralien (Vitamine A, C, D, E, K und die B-Vitamine, dazu die Mineralien, einschließlich der Spurenelemente, sowie die Carotinoide Lutein und Lykopin). Die andere Gruppe nahm zum Vergleich ein Placebo ein. Bei allen Teilnehmern wurden mit verschiedenen Tests die neuropsychologischen Fähigkeiten und Veränderungen der kognitiven Leistungen geprüft, die typischerweise bei älteren Menschen auftreten. Speziell wurden messbare Veränderungen im episodischen Gedächtnis, d. h. bei der unmittelbaren Erinnerung, nach einem und nach drei Jahren untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass sich in der Gruppe mit Multivitaminen/Mineralien nach einem Jahr die unmittelbare Gedächtnisleistung und die Erinnerungsleistung verbessert hatten.

 

Das bestätigte sich dann auch in den drei Jahren der weiteren Beobachtung. Die Forscher schätzen, dass die Multivitamine/Mineralien die Gedächtnisleistung gegenüber dem Placebo um das Äquivalent von 3,1 Jahren der altersbedingten Veränderungen verbesserten. Andere Einflüsse auf die Gedächtnisleistungen (z. B. exekutive Funktionen) wurden nicht beobachtet. Die Forscher heben hervor, dass auch wenn die Wirkungen gering erscheinen mögen und möglicherweise nicht für alle älteren Menschen gleichermaßen deutlich spürbar sind, selbst kleinere Effekte zu größeren gesundheitlichen Vorteilen führen. Untersucht wurde hier auch, ob die Multivitamine/Mineralien Teilnehmer mit einer Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Krankheiten unterschiedlich beeinflussten. Bei ihnen wurde zu Beginn der Studie eine schlechtere Gedächtnisleistung im Vergleich zu den anderen festgestellt. Nach einem Jahr Ergänzung mit Multivitaminen/Mineralien hatten sich ihre Leistungen auf ein Niveau erholt, das mit den anderen Teilnehmern vergleichbar war.

 

Daraus lässt sich schließen, dass Multivitamine/Mineralien die bei Teilnehmern mit kardiovaskulären Krankheiten beobachteten Defizite an Mikronährstoffen abmildern könnten. Sie sind möglicherweise die Ursache für die geringeren Leistungen im Gedächtnis bzw. tragen dazu bei. Da auch bekannt ist, dass niedrige Konzentrationen von Vitaminen, z. B. der Vitamine B12 und D mit dem kognitiven Abbau und Demenz-Krankheiten verbunden werden, untersuchten die Forscher bei einer kleinen Gruppe die Vitamin-Konzentrationen im Blut. Mit Multivitaminen/Mineralien stiegen die (Serum-)Werte von Folat, Vitamin B12 und Vitamin D an.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der COSMOS-Web-Studie belegen, dass die Einnahme von Multivitaminen/Mineralien dazu beitragen kann, die kognitiven Fähigkeiten im Alter längerfristig zu erhalten oder zu verbessern. Die tägliche Einnahme verbesserte im Vergleich zum Placebo die verbale Gedächtnisleistung bei den älteren Erwachsenen. Dieser Effekt hielt über die gesamte dreijährige Studienzeit an. Die Einnahme von Multipräparaten mit Mikronährstoffen ist eine vielversprechende, sichere und leicht zugängliche Methode zur Stärkung der kognitiven Gesundheit im höheren Lebensalter. Sie könnte dazu beitragen, den kognitiven Abbau im Alter möglicherweise über längere Zeiten hinweg zu verlangsamen. Die Beziehungen zwischen Multivitaminen/Mineralien sollten bei älteren Menschen in Bezug auf die kognitiven Leistungen weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Umfassende Multi-Formeln mit Vitaminen, Mineralien, einschließlich der selteneren Spurenelemente, enthalten oft auch eine Reihe von sekundären Pflanzenstoffen und anderen Mikronährstoffen, die für die Gesundheit wichtig sind. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle
Lok-Kin Yeung et al., Multivitamin Supplementation Improves Memory in Older Adults. A Randomized Clinical Trial. In: The American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 118, Nr. 1, Juli 2023, S. 273-282, doi: 10.1016/j.ajcnut.2023.05.011.


Mikronährstoffe bei Multimorbidität im Alter 

 

Viele ältere Menschen sind gleichzeitig von mehreren chronischen Störungen der Gesundheit betroffen. Eine gute Ernährung könnte mit der guten Versorgung von Mikronährstoffen möglicherweise dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern.

 

Multimorbiditäten kommen vor allem bei Menschen im höheren Alter vor, die unter mehreren degenerativen und chronischen Krankheiten leiden. Sie nehmen etwa ab 65 Jahren deutlich zu. Zur Therapie werden dann oft dauerhaft mehrere Medikamente benötigt, die auch untereinander agieren, dazu gehören auch die Wirkungen und Nebenwirkungen. Ob und wie die Ernährung die Multimorbidität beeinflussen kann, das ist bisher noch weitgehend unbekannt. Aufgrund der vielfältigen Wirkungen von Vitaminen, Mineralien und anderen Mikronährstoffen lässt sich vermuten, dass sie möglicherweise auch dazu beitragen könnten, die Beschwerden bei Multimorbidität zu lindern und eventuell auch unerwünschte Wirkungen von Medikamenten zu verringern. Eine Gruppe spanischer Forscher untersuchte daher in einer Studie die Beziehungen zwischen Multimorbidität und Mikronährstoffen bei älteren Menschen.

 

Einbezogen waren knapp 1.500 Teilnehmer ab 65 Jahren (im Durchschnitt 71 Jahre, knapp 58 % Männer), die an einer Seniorenstudie beteiligt waren (Senioren-ENRICa II-Kohorte). Bei allen Teilnehmern wurden zu Beginn (2015-2017) die individuellen Ernährungsweisen mit einem Ernährungsprotokoll erfasst. Daraus wurde die Zufuhr von 10 wichtigen Mikronährstoffen bestimmt, das galt für Kalzium, Magnesium, Kalium, Jod und Zink sowie für die Vitamine A, C, D, E und Folsäure. Für alle Teilnehmer lagen außerdem Informationen über die Diagnosen zu vorhandenen Krankheiten vor, die bis 2021 gestellt wurden. Von einer Multimorbidität gingen die Forscher dann aus, wenn ≥6 chronische Erkrankungen bei einem einzelnen Teilnehmer vorlagen. Die Beobachtung der Teilnehmer wurde im Durchschnitt knapp fünf Jahre lang durchgeführt. In dieser Zeit kam es bei den Teilnehmern zu 561 Fällen von Multimorbidität. Teilnehmer mit der höchsten Versorgung an Mikronährstoffen hatten im Vergleich zu den niedrigsten Aufnahmen ein geringeres Risiko für die Multimorbidität (HR 0,75). Andere Einflüsse, z. B. aufgrund von soziodemografischen Faktoren und der Lebensweise, wurden nicht festgestellt.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Höhere Aufnahmen von Mikronährstoffen (bzw. der Mikronährstoff-Index) waren in dieser Studie mit einem geringeren Risiko für die Multimorbidität bei den älteren Teilnehmern verbunden. Eine verbesserte Zufuhr an Vitaminen und Mineralien etc. könnte dazu beitragen, die Multimorbidität bei älteren Erwachsenen zu verringern oder gar zu verhindern.

 

Unser Tipp: Multivitamine/Mineralien und andere Mikronährstoffe sind für eine gute Versorgung gerade im Alter sehr wichtig. Bei Multimorbidität sollte besonders auf eine gute Bioverfügbarkeit und Verträglichkeit der Inhaltsstoffe geachtet werden.

 

Quelle
Veronica Vega-Cabello et al., Dietary Micronutrient Adequacy and Risk of Multimorbidity in Community-dwelling Older Adults. In: The American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 118, Nr. 1, Juli 2023, S. 34-40.


Multivitamine und -mineralien stärken die Gesundheit älterer Männer

 

Ältere Menschen haben einen erhöhten Bedarf an Mikronährstoffen, Defizite kommen bei ihnen häufiger vor. Ergänzungen von Multivitaminen und -mineralien können ihren Mikronährstoff-Status verbessern und so zur Gesundheit beitragen. Dies wurde jetzt in einer kleinen Studie bei älteren Männern untersucht.

 

Eine ausgewogene Ernährung mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse liefert viele Mikronährstoffe, die der Mensch für einen normalen Stoffwechsel und die körperlichen Funktionen benötigt. Doch längst gibt es Hinweise, dass trotz einer gesunden Ernährung nicht immer die ausreichende Versorgung mit allen nötigen Vitaminen und Mineralstoffen gesichert ist. Besonders ältere Menschen ab 65 Jahren haben ein erhöhtes Risiko für Defizite an den Mikronährstoffen. Einer der Gründe dafür ist, dass im höheren Alter der Bedarf und die Zufuhr an Kalorien meist abnimmt, damit verbunden sind auch geringere Aufnahmen von einzelnen oder mehreren Vitaminen und Mineralien. Entsprechend beeinträchtigt wird dann der Mikronährstoff-Status, die Konzentration von Vitaminen und Mineralien im Blut. Im Alter verändern sich oft die Ernährungsweisen, hinzu kommen auch körperliche Belastungen, z. B. durch Krankheiten, Medikamente oder durch einen geringeren Geschmack oder Geruch, was die Ernährung beeinflusst.

 

Möglich ist auch eine erhöhte Verwertung von Mikronährstoffen. Akute oder chronische Entzündungen, an denen Ältere häufiger leiden, können die zirkulierende Konzentrationen verschiedener Vitamine und Mineralien verringern. Aus solchen Gründen kann es schwieriger werden, den Bedarf an Nährstoffen zu decken und aufrechtzuerhalten. Daher wird älteren Menschen oft empfohlen, täglich ein Präparat mit Multivitaminen und -mineralien einzunehmen. Damit können Mikronährstoffe auch in Mengen und Formen bereitgestellt werden, die besser bioverfügbar sind. Bisher gibt es über die Wirkung bei älteren Menschen nur relativ wenige Studien. Eine Gruppe von Forschern aus den USA führte nun eine kleinere Untersuchung durch. Sie konzentrierte sich auf Männer, da von ihnen bekannt ist, dass sich ihre Ernährung und der Lebensstil mit dem zunehmenden Alter eher negativ auf den Mikronährstoff-Status auswirken.

 

An der (randomisierten, placebo-kontrollierten, doppelblinden) Studie nahmen 35 gesunde, ältere Männer (> 67Jahre) teil. Alle wurden ausführlich zu ihrer Ernährung befragt. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die eine nahm sechs Monate lang täglich eine Ergänzung mit Vitaminen und Mineralien ein, die andere erhielt zum Vergleich ein Placebo. Bestimmt wurden zu Beginn und am Ende der Studie der Mikronährstoff-Status der Teilnehmer, um Veränderungen in Biomarkern zwischen Ergänzungen und Placebo zu prüfen. Gemessen wurden (im Blut) die Vitamine A, C, D, E und K sowie die B-Vitamine B6, B12 und Folat sowie Carotinoide, dazu die Mineralien Kupfer, Zink, Eisen, Magnesium und Selen. Bestimmt wurde auch der Sauerstoffverbrauch in den Monozyten (Art der weißen Blutkörperchen) als Indikator für den Zellstoffwechsel. Damit lässt sich prüfen, ob der Mikronährstoff-Status die metabolische Energieproduktion der Zellen beeinflusst. Am Beginn der Studie zeigten sich bei den Männern einige Defizite in der Ernährung. Bei vielen entsprach die Zufuhr verschiedener Mikronährstoffe nicht der empfohlenen Tagesdosis für ältere Erwachsene, obwohl sie sich ausgewogen ernährten. Bei 33 der 35 Teilnehmer zeigten sich suboptimale Werte für mindestens ein oder mehrere Vitamine.

 

Das betraf vor allem die Vitamine C, B12 und Calcidiol (hydroxyliertes Vitamin D3), aber auch die Vitamine E, B6, K und Folat. Bei den Mineralien waren jedoch keine deutlichen Mängel vorhanden. Nach sechs Monaten wurden einige Unterschiede zwischen den Teilnehmern mit den Mikronährstoff-Ergänzungen und dem Placebo festgestellt. Die Ergebnisse zeigten, dass die gesunden, älteren Männer positiv auf die Ergänzung von Multivitaminen/Mineralien reagierten. Ihr Vitaminstatus hatte sich bis zum Ende der Studie verbessert, während er bei den Teilnehmern der Placebogruppe entweder unverändert blieb oder sich gar verschlechtert hatte. Am stärksten ausgeprägt war der Anstieg von Vitamin B6, das mit dem Placebo unverändert blieb. Verbessert hatten sich auch die Werte der fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K) und die Carotinoide, das galt besonders für Vitamin E, Beta-Carotin und Calcidiol. Bei den Mineralien gab es in beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Mit den Mikronährstoffen zeigte sich auch ein geringerer Rückgang der Sauerstoff-Verbrauchsrate bei den Monozyten. Dies könnte sich positiv auf die Funktionen der Mitochondrien (Energiekraftwerke der Zellen) auswirken, den Energiestoffwechsel im Alter fördern und günstig auf die Gesundheit des Immunsystems wirken.

 

Die Forscher ziehen das Fazit. In dieser Studie mit gesunden, älteren Männern und einer ausgewogenen Ernährung wurden anfangs bei den Teilnehmern einige Defizite an Vitaminen und Mineralien festgestellt. Die Einnahme eines Multipräparates konnte den Status vor allem bei den Vitaminen verbessern. Multi-Vitamine und -Mineralien richten sich auf eine generell bessere Versorgung mit vielen nötigen Mikronährstoffen und nicht auf den spezifischen Bedarf an einzelnen Substanzen. Sie können den Mikronährstoff-Status bei älteren Männern und auch die Stoffwechsel-Funktionen in den Zellen sowie im Körper verbessern. Diese Beziehungen sollten künftig weiter untersucht werden, das gilt z. B. auch bei verschiedenen Altersgruppen und bei den Frauen sowie speziell bei Übergewicht oder vorhandenen Krankheiten.

 

Unser Tipp: Multivitamine/Mineralien gibt es in verschiedenen, komplexen Zusammensetzungen, auch für spezielle Bedürfnisse. Das reicht von Basis-Formeln über spezielle Mischungen, z. B. für Frauen, bei starkem Stress oder bestimmten Krankheiten. Wichtig ist jeweils die gute Bioverfügbarkeit der einzelnen Inhaltsstoffe.

 

Quelle:
Alexander J. Michels et al., Multivitamin/Multimineral Supplementation Prevents of Reverses Decline in Vitamin Biomarkers and Cellular Energy Metabolism in Healthy Older Men: A Randomised, Double-Blind, Placebo-Controlled Study. In: Nutrients, online 09.06.2023, doi: 10.3390/nu15122691.


 

 

Beerenfrüchte enthalten reichlich Mikronährstoffe, darunter Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe. Immer mehr Studien bestätigen ihr Potenzial, die Gesundheit zu fördern. Das gilt vor allem für Heidelbeeren, wie zwei neue Studien zeigen.

 

Beerenfrüchte, darunter Heidelbeeren und viele andere, enthalten ein breites Spektrum von Mikronährstoffen, dazu gehören Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe (z. B. Polyphenole). Einige Studien bestätigen ihr gesundheitsförderndes Potenzial, z. B. gegen den oxidativen Stress, Entzündungen, vaskuläre Dysfunktionen (der Blutgefäße) und zahlreiche Störungen im Stoffwechsel. Die meisten Nachweise stammen aus experimentellen Untersuchungen, noch fehlt es an genügenden Beobachtungen beim Menschen. Zwei neue Studien unterstützen jetzt die Wirkungen von Heidelbeeren beim metabolischen Syndrom und bei den kognitiven Funktionen älterer Menschen.

 

Zum metabolischen Syndrom gehören verschiedene Risikofaktoren, starkes Übergewicht der Bauchregion (abdominale Adipositas), Fettstoffwechsel-Störungen, Glukoseintoleranz und/oder Insulinresistenz sowie Bluthochdruck. Das metabolische Syndrom führt zu erhöhtem oxidativen Stress, Entzündungen und vaskulären Dysfunktionen. Es gibt zunehmend mehr Nachweise, dass Beeren mit den enthaltenen bioaktiven Substanzen (Polyphenole etc.) eine Rolle bei der Vorbeugung und Milderung der mit dem metabolischen Syndrom verbundenen Risikofaktoren spielen könnten. Eine Gruppe von Forschern aus Italien und den USA stellte die neueren Kenntnisse über die Wirkungen von Beeren aus Interventions-Studien beim Menschen vor. Einbezogen waren Studien mit Personen, bei denen das metabolische Syndrom festgestellt wurde (mindestens drei der fünf Parameter). Die Forscher konnten 17 Studien in ihre Auswertung einbeziehen.

 

Die meisten konzentrierten sich auf Blaubeeren (6 Studien) sowie auf Cranberries und Aronia (Apfelbeere), für andere Beerensorten waren nur wenige oder keine Studien verfügbar. Blaubeeren und Aronia wirkten sich am stärksten positiv auf das metabolische Syndrom, speziell auf das Lipid-Profil (Cholesterinwerte LDL, HDL, Triglyceride) aus. Für andere Parameter (Körpergröße, -gewicht etc.) sowie für den Blutdruck und Nüchtern-Blutzucker waren die Ergebnisse nicht einheitlich. Untersucht wurden auch Marker für die Gefäßfunktionen, den oxidativen Stress und Entzündungen. Nach dem Verzehr verschiedener Beeren zeigten sich positive Wirkungen auf Entzündungen (geringere proentzündliche Zytokine).

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Bisher gibt es noch relativ wenig Nachweise für die Rolle von Beeren bei der Beeinflussung des Lipid-Profils und von Entzündungen bei Patienten mit dem metabolischen Syndrom. Die verfügbaren Ergebnisse lassen jedoch auf mögliche Wirkungen schließen. Die Beziehungen zwischen Beerenfrüchten und den enthaltenen Mikronährstoffen sollten in Bezug auf das metabolische Syndrom weiter untersucht werden. Beeren könnten eine Ernährungs-Strategie sein, um dem metabolischen Syndrom vorzubeugen bzw. die damit verbundenen Beschwerden zu verringern.

 

Eine Gruppe englischer Forscher beschäftige sich mit den Wirkungen von Heidelbeer-(Poly)phenolen auf die Gefäßfunktionen und kognitiven Leistungen. Ob sie mit einem Anstieg des Blutflusses im Gehirn und in den Gefäßen oder auch mit Veränderungen in der Darm-Mikrobiota zusammenhängen, das ist bisher nicht bekannt. In ihre Studie waren 61 gesunde, ältere Personen im Alter von 65 bis zu 80 Jahren einbezogen. Die Teilnehmer erhielten 12 Wochen lang täglich entweder 26 g Heidelbeer-Extrakt (entspricht 178 g Frischgewicht, enthalten waren 302 mg Anthocyane) oder zum Vergleich ein Placebo. Untersucht wurden am Beginn und Ende der Studienzeit bei den Teilnehmern die Gefäßfunktionen (FMD, flussvermittelte Dilatation, Wert für Gefäß-Dysfunktionen), die kognitiven Funktionen, die arterielle Steifigkeit (Vorläufer der Arteriosklerose), Blutdruck, die Versorgung des Gehirns mit Blut (zerebraler Blutfluss) sowie Blut-Parameter und das Darm-Mikrobiom. Im Plasma und Urin wurden auch die (Poly)phenol-Metaboliten bestimmt.

 

In der Gruppe mit dem Heidelbeeren-Extrakt wurde im Vergleich zur Placebo-Gruppe ein signifikanter Anstieg der FMD-Werte und eine Senkung des systolischen Blutdrucks über 24 Stunden festgestellt. Bei Lernaufgaben zeigte sich mit den Heidelbeer-Extrakten eine verbesserte unmittelbare Erinnerung sowie eine bessere Genauigkeit bei wechselnden Aufgaben. Die 24-Stunden-Gesamtausscheidung von (Poly)phenolen im Urin stieg im Vergleich zum Placebo signifikant an. Auf den zerebralen Blutfluss und die Darm-Mikrobiota zeigten sich keine Auswirkungen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die tägliche Einnahme eines Heidelbeeren-Extraktes verbesserte einige vaskuläre und kognitive Funktionen und verringerte den systolischen 24-Stunden-Blutdruck bei gesunden Älteren. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Polyphenole aus Heidelbeeren dazu beitragen könnten, das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten bei älteren Menschen zu verringern. Dabei lassen sich möglicherweise auch episodische Gedächtnisprozesse und die kognitive Kontrolle (exekutive Funktionen) älterer Menschen mit einem Risiko für den Abbau kognitiver Leistungen verbessern.

 

Unser Tipp: Extrakte aus Beerenfrüchten mit ihren breiten gesundheitlichen Wirkungen sind auch in vielen Nahrungsergänzungen enthalten.

 

Quelle: 
Samuele Venturi et al., Berry Dietary Interventions in Metabolic Syndrome: New Insights. In: Nutrients, online 14.4.2023, doi: 10.3390/nu15081906.
Eleanor Wood et al., Wild blueberry (poly)phenols can improve vascular function or cognitive performance in healthy oder individuals: a double-blind randomised controlled trial. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 23.3.2023, doi: 10.1016/j.ajcnut.2023.03.017.