Antioxidantien bei Frauen mit alternden Eierstöcken

 

Bei einer verringerten weiblichen Fertilität ist die Alterung der Eierstöcke ein wichtiger Faktor. Die ergänzende Therapie mit Antioxidantien könnte eine wirksame Strategie für davon betroffene Frauen sein. Besonders Coenzym Q10 könnte das Potenzial haben, den durch alternde Eierstöcke verursachten Rückgang der Fruchtbarkeit zu beheben, wie eine neue Meta-Analyse zeigt.

 

Die Fruchtbarkeitsrate liegt (nicht nur) in Deutschland weit unter dem Reproduktions-Niveau, gekennzeichnet auch durch ein zunehmend höheres Alter der Frauen (Durchschnitt 30 Jahre) bei der Geburt des ersten Kindes. Der oft relativ späte Kinderwunsch kann dazu führen, dass sich die Fertilität verringert. Ein Grund dafür können gealterte Eierstöcke sein, was z. B. durch eine fortschreitende Abnahme der Quantität und Qualität der Eizellen gekennzeichnet ist. Dazu gehört auch die geringere ovarielle Reserve bis zum Verlust der Fruchtbarkeit, begleitet von endokrinen Funktionsstörungen und Anomalien im Menstruationszyklus. Die altersbedingte Schwächung der Eierstöcke ist ein natürlicher, unvermeidlicher Prozess im Lebenszyklus der älter werdenden Frauen. Der Follikel-Pool ist begrenzt, er nimmt ständig ab, ohne sich zu erneuern.

 

Ab dem Alter von rund 35 Jahren beschleunigt sich der Erschöpfungsprozess, verbunden mit einer Abnahme der Eizellen-Qualität, was zum allmählichen Verlust der Fruchtbarkeit führt. Heute leiden jedoch zahlreiche Frauen auch schon früher an der Alterung der Eierstöcke, was als vorzeitige Ovarial-Insuffizienz bezeichnet wird. Dies ist ein Zustand, bei dem das Ende der reproduktiven Lebensspanne aufgrund eines vorzeitigen und irreversiblen Verlusts der Eierstock-Follikel vor dem Alter von 40 Jahren eintritt. In Anbetracht der beeinträchtigten Fruchtbarkeit sowie des erhöhten Risikos von Spontanaborten, schwangerschafts-bedingten Komplikationen und Geburtsfehlern bei den Nachkommen stellt die Alterung der Eierstöcke eine Bedrohung für die reproduktive Gesundheit dar und wirkt sich nachteilig auf das Wohlergehen aus.

 

Die (molekulare) Grundlage für die vorzeitige Alterung der Eierstöcke ist komplex und nicht völlig geklärt. Möglicherweise spielt der oxidative Stress dabei eine wichtige Rolle. Reaktive Sauerstoffspezies, die hauptsächlich in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) gebildet werden, sind für die Regulierung verschiedener physiologischer Aktivitäten der Eierstöcke entscheidend. Die abnormale Anhäufung reaktiver Sauerstoffspezies führt zu zellulärer Seneszenz, was zum oxidativen Stress in den Eierstöcken und zu einer veränderten Mikroumgebung führt, wodurch die Qualität und Quantität der Eizellen weiter beeinträchtigt werden kann. Einige Studien zeigten, dass Antioxidantien die Raten der Schwangerschaft verbessern können. Zur Linderung von Problemen bei der Fruchtbarkeit wird seit Jahrzehnten die assistierte Reproduktionstechnologie eingesetzt. Sie hat jedoch Grenzen, da sie die eigentliche Ursache für den Rückgang der Fruchtbarkeit umgeht, die Alterung der Eierstöcke.

 

So sind altersbedingte Eizelldefekte zum häufigsten Faktor für das Scheitern der In-vitro-Fertilisation geworden. Daher ist es erforderlich, die optimalen Antioxidantien und Empfehlungen zur Anwendung bei alternden Eierstöcken zu bestimmen. Eine Gruppe chinesischer Forscher führte dazu einen systematischen Review und eine Meta-Analyse von (randomisierten, klinischen) Studien durch. Ihr Ziel war es, die Wirksamkeit und Sicherheit von Antioxidantien auf die Reproduktions-Ergebnisse bei Frauen mit Eierstock-Alterung während der In-vitro-Fertilisation zu bewerten und optimale Empfehlungen für die Anwendung von Antioxidantien zu geben.

 

Die Forscher konnten 20 (randomisierte klinische) Studien mit rund 2.600 Teilnehmerinnen in ihre Auswertung einbeziehen, die Probleme hatten, schwanger zu werden. Geprüft wurden Gaben der antioxidativen Mikronährstoffe Coenzym Q10, Melatonin, Myo-Inositol, die Vitamine, B, E und D, Resveratrol etc. in verschiedener Dosierung und Dauer der Anwendung. Die Antioxidantien erhöhten signifikant nicht nur die Zahl der entnommenen Eizellen und die Anzahl der Embryonen von hoher Qualität, sondern senkten auch die Dosis von Gonadotropin (Proteohormon, beeinflusst u. a. das Wachstum der Keimdrüsen), was zu höheren Schwangerschafts-Raten beitrug, wobei die Auswirkungen auf die Rate der Lebendgeburten unklar waren. Eine Analyse von Untergruppen mit verschiedenen Antioxidantien-Dosierungen ergab, dass die Wirkung in niedrigeren Dosen ausgeprägter war. Gaben von Coenzym Q10 (CoQ10) waren tendenziell wirksamer als Melatonin, Myo-Inositol und Vitamine. Im Vergleich zu Placebo oder keiner Therapie zeigte CoQ10 mehr Vorteile, während sich bei anderen Antioxidantien nur geringe Verbesserungen zeigten.

 

Eine Untergruppen-Analyse ergab, dass das optimale Therapie-Schema für die verbesserte Schwangerschafts-Rate bei 30 mg CoQ10 täglich für drei Monate vor dem kontrollierten Stimulations-Zyklus der Eierstöcke lag, es dauert rund 85 Tage, bis die Primärfollikel ovulieren. Das kann sicherstellen, dass die Intervention während des gesamten Prozesses der Follikelreifung wirkt und die Eierstockfunktionen verbessert. Die Erkenntnisse deuten darauf hin, dass CoQ10 die Fruchtbarkeit von Frauen mit einer verminderten Eierstock-Reserve deutlich verbessert, und zwar umso deutlicher, je jünger die Frau ist. Frauen mit verminderten Eierstock-Reserven profitierten eindeutig von CoQ10, das galt besonders für Frauen im Alter von <35 Jahren.

 

Das vitaminähnliche CoQ10 kommt in den Zellen fast aller aeroben Organismen vor und ist ein wesentlicher Elektronen-Transporter in der Atmungskette der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen). Mehrere Beobachtungsstudien zeigten einen gewebespezifischen Rückgang der CoQ10-Konzentration mit dem Alter. In einer neueren Querschnittsstudie wurde außerdem nachgewiesen, dass das Verhältnis von Serum-CoQ10 zu Gesamt-Cholesterin in einem Zusammenhang mit der vorzeitigen Ovarial-Insuffizienz steht. Frauen im Alter von <41 Jahren mit höheren CoQ10-Konzentrationen in der Follikelflüssigkeit hatten bessere (morphogenetische) Parameter des Embryos und höhere Schwangerschafts-Raten. Dies zeigt, dass ein CoQ10-Mangel signifikant mit der Alterung der Eierstöcke und Unfruchtbarkeit verbunden ist. Neue Erkenntnisse zeigen, dass CoQ10-Ergänzungen zur verbesserten Ovar-Reserve und Qualität der Eizellen führen. Dazu tragen z. B. eine geringere Apoptose-Rate (gesteuerter „Selbstmord“ der Zellen) und (meiotsche) Anomalien (bei der Teilung von Keimzellen) sowie eine bessere Funktion der Mitochondrien und Reproduktionsleistung bei. Die Auswertungen unterstützen CoQ10 als vielversprechende Strategie zur Behebung von Defekten, die durch die Alterung der Eierstöcke entstehen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Erstmals wurden in einer Meta-Analyse die Gaben von Antioxidantien bei Frauen mit alternden Eierstöcken während einer In-vitro-Fertilisation geprüft. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Therapie mit Antioxidantien eine wirksame und sichere ergänzende Strategie für Frauen mit alternden Eierstöcken ist. Die Therapie mit CoQ10 ist eine vielversprechende Option, um den durch die Alterung der Eierstöcke verursachten Rückgang der Fruchtbarkeit zu beheben. Das optimale Therapie-Schema betrug 30 mg für CoQ10 täglich für drei Monate vor dem kontrollierten Zyklus der Eierstöcke. Eine angemessene antioxidative Behandlung sollte in einer relativ niedrigen Dosis angeboten werden, die dem Alter und der Ovar-Reserve der Patientin entspricht. Künftig sollten die Beziehungen zwischen Antioxidantien und der Wirkung auf die alternden Eierstöcke weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Coenzym Q10 wird zur Nahrungsergänzung in verschiedenen Formen und Dosierungen angeboten. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden. Liposomales Coenzym Q10-QH ist sehr viel besser bioverfügbar und wird über die Mundschleimhaut direkt aufgenommen.

 

Quelle: 
Yuji Shang et al., Antioxidants and Fertility in Women with Ovarian Aging: A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Advances in Nutrition, online 15.7.2024, doi: 10.1016/j.advnut.2024.100273.


Omega-3-Fettsäuren bei Akne


Die Therapie der Akne vulgaris erfolgt oft mit Medikamenten, vor allem bei schwereren Verläufen. Doch das Potenzial von Lebensstil-Interventionen sollte nicht vernachlässigt werden. Das gilt besonders für eine gesunde, pflanzenbetonte Ernährung sowie Nahrungsergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren, wie eine neue Studie zeigt.

 

Die Akne ist eine häufig vorkommende Erkrankung in der Pubertät, sie kann jedoch auch danach noch auftreten. Diese entzündliche Krankheit betrifft vor allem die Talgdrüsen und Haarfollikel. Akne kann in leichteren Fällen durch eine lokale Therapie behandelt werden, in schwereren Fällen sind systematische Medikamente notwendig. Parallel dazu steigt das Interesse an neuen Ansätzen der Therapie. Dazu gehören neben dem Einfluss der Hautpflege, Belastungen durch Schadstoffe, berufliche, psychosoziale und klimatische Faktoren. Dazu gehört auch die Ernährung, die eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Hautkrankheiten spielt und den Ausbruch, die Dauer und den Schweregrad der Akne beeinflussen könnte. Ihr Potenzial für die positive Beeinflussung von Akne wird jedoch nicht oder kaum genutzt.

 

In der Ernährung wird der hohe Konsum von ultraverarbeiteten Lebensmitteln mit den Zusätzen von raffiniertem Zucker/gesättigten Fetten, Kuhmilch und Milchprodukten mit der Entstehung von Akne in Verbindung gebracht. Das wirkt sich z. B. auf eine übermäßige Talgproduktion, Verhornung, Entzündung und Besiedelung mit Cutibacterium Acnes, welches an der Akne-Entstehung beteiligt ist, aus. Die Umsetzung von Ernährungs-Interventionen mit Nährstoffen, die den Schweregrad von Akne als zusätzliche Behandlungsoption lindern könnten, erscheint vielversprechend, doch bislang sind die Nachweise dafür noch spärlich.

In diesem Zusammenhang wurden gesunde Omega-3-Fettsäuren, die pflanzliche Alpha-Linolensäure (ALA) sowie die Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) aus Fischölen, aufgrund ihrer vielfältigen biologischen Funktionen als Wirkstoffe vorgeschlagen. EPA und DHA sind für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt, sie können entzündungsfördernde Stoffe (Zytokine, Eicosanoide, IGF-1) reduzieren. Dies deutet darauf hin, dass sie den Schweregrad von Akne lindern könnten, vor allem, wenn Defizite vorhanden sind. EPA und DHA können zwar aus der pflanzlichen ALA in geringem Maß synthetisiert werden, das reicht für den Bedarf jedoch nicht aus. Fettreiche Fische, z. B. Sardinen, Lachs und Makrelen, liefern gute Mengen an EPA und DHA, sie werden jedoch oft wenig gegessen, daher sind auch Nahrungsergänzungen eine gute Quelle für EPA und DHA. Neuere Studien deuten darauf hin, dass der tägliche Bedarf an den Omega-3-Fettsäuren je nach Alter, Geschlecht und Lebensumständen, z. B. in der Schwangerschaft und Stillzeit, variieren kann. Typisch für die westliche Ernährung ist ein Überschuss an Omega-6-Fettsäuren im Verhältnis zu den Omega-3-Fettsäuren.

 

Zwar sind beide Fettsäuren für die Gesundheit wichtig, doch ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren begünstigt entzündliche Prozesse. Am wichtigsten ist dabei die Linolsäure (LA), die häufig in pflanzlichen Ölen und damit in frittierten Lebensmitteln vorkommt. Sie kann in Arachidonsäure umgewandelt werden, die eine Vorstufe entzündlicher Eicosanoide ist. Ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren kann daher nicht nur Entzündungen allgemein, sondern besonders die entzündlichen Dermatosen, einschließlich der Akne, verringern. Eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren kann sich auf die Akne auswirken, z. B. mit der Modulation der Talgproduktion, verringerten entzündlichen Zytokinen, Hemmung von Cutibacterium acnes, verbesserten Funktionen der Hautbarriere sowie durch ihre antioxidativen und antientzündlichen Eigenschaften. Einige Studien deuten auf einen potenziellen Nutzen von Omega-3-Fettsäuren bei Akne hin, doch bisher sind die Ergebnisse dazu noch nicht ausreichend.

 

Eine Gruppe von Forschern der Klinik für Dermatologie und Allergie am Universitätsklinikum in München führte dazu eine Studie von 16 Wochen durch, um den Spiegel von EPA und DHA bei 60 Patienten mit einer leichten bis mittelschweren Akne vulgaris zu bestimmen, die nicht mit verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt wurden. Bei Studienbeginn hatten 98,3 % der Patienten ein, zum Teil auch schweres, Defizit an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Mit Hilfe von Ernährungsempfehlungen sollte bei ihnen der Omega-3-Spiegel angehoben werden. Eingesetzt wurde dazu eine abwechslungsreiche, pflanzenbetonte, mediterrane Ernährung mit dem begrenzten Verzehr von Milch/Milchprodukten und ultraverarbeiteten Lebensmitteln. Einbezogen war außerdem eine Nahrungsergänzung mit EPA und DHA. Aufgenommen wurden 600 mg DHA/300 mg EPA in der 1. bis zur 8. Woche, danach wurde die Dosierung in der 8. bis zur 16. Woche mit 800 mg DHA/400 mg EPA etwas erhöht. Geprüft wurde, wie sich diese Maßnahmen auf den Schweregrad der Akne auswirkten.

 

Bei vier Besuchen im Lauf der Studienzeit wurden bei den Teilnehmern die EPA/DHA-Werte im Blut bestimmt. Die Werte von EPA und DHA stiegen deutlich an (mittlerer Omega 3-Index 4,9 % beim 1. Besuch, Anstieg auf 8,3 % beim 4. Besuch). Es wurden vorwiegend objektive, signifikante Verbesserungen sowohl bei entzündlichen als auch bei nicht-entzündlichen Akne-Läsionen beobachtet, auch die Lebensqualität der Patienten verbesserte sich insgesamt. Nur bei vier Patienten verschlechterte sich subjektiv das Erscheinungsbild.

 

Die Studie umfasste auch eine subjektive Bewertung der ernährungsbedingten Auslöser für Akne sowie die vorteilhaften Lebensmittel. Die definierten ernährungsbedingten Akneauslöser stimmten mit der aktuellen Literatur überein, dazu gehören z. B. einfache Kohlenhydrate, z. B. Weißbrot, Toast, Pommes, Süßigkeiten, Softgetränke mit hohem Zuckergehalt sowie Milch und Milchprodukte. Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Nüsse wurden als am vorteilhaftesten empfunden. Eine mögliche Erklärung für die positive Wirkung von Nüssen auf den Schweregrad der Akne könnte auf dem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren beruhen. Alle positiv wirkende Lebensmittel sind auch Bestandteil der in der Studie empfohlenen, pflanzenbetonten, mediterranen Ernährung. Insgesamt unterstreicht die Tatsache, dass die ernährungsabhängigen Auslöser der Akne von den Patienten klarer definiert waren als die vorteilhaften Lebensmittel, das Ziel dieser Studie. Sie zielte darauf ab, Nährstoffe zu identifizieren, die den Schweregrad der Akne lindern könnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Viele Patienten mit Akne haben ein Defizit an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Lebensstil-Interventionen, einschließlich einer pflanzenbetonten, mediterranen Ernährung und einer Nahrungsergänzung mit EPA und DHA über 16 Wochen führten bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Akne zu einem signifikanten Anstieg der Omega-3-Fettsäuren-Spiegel (bewertet mit Omega-3-Index). Bei den Patienten wurden Verbesserungen des klinischen Erscheinungsbildes der Akne-Läsionen sowie der Lebensqualität beobachtet. Über die Beziehungen zwischen Akne und einer gesunden, pflanzenbetonten Ernährung sowie der Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren sollte künftig weiter geforscht werden.

 

Unser Tipp: Omega-3-Fettsäuren gibt es in verschiedenen Dosierungen, zum Teil auch mit Ergänzungen anderer Mikronährstoffe. Auf eine gute Qualität und Stabilität sollte geachtet werden.

 

Quelle:
Anne Guertler et al., Exploring the potential of omega-3 fatty acids in acne patients: A prospective intervention study. In: Journal of Cosmetic Dermatology, online 10.07.2024, doi: 10.1111/jocd.16434.


Die Ernährung beeinflusst die Knochengesundheit

 

Das Knochensystem und der Knochenstoffwechsel werden von vielen Faktoren beeinflusst, das gilt auch für die Ernährung. Verschiedene Ernährungsweisen können die Knochengesundheit positiv unterstützen, aber auch negativ beeinflussen. Eine gute Versorgung mit Kalzium, Vitamin D und Milchprodukten kann die Prävention vor Osteoporose ein Leben lang unterstützen.

 

Der Knochen ist eines der wichtigsten Organe des menschlichen Körpers und erfüllt eine Vielzahl von Funktionen, dazu gehören Stütz- und Schutzfunktionen sowie die Blutbildung. Das komplexe Knochensystem befindet sich im Normalzustand in einem dynamischen Gleichgewicht zwischen Knochenabbau und Knochenaufbau. Die Osteoklasten (große Knochenzellen) bauen kontinuierlich altes Knochengewebe ab, ihre Gegenspieler sind die Osteoblasten (kleine Knochenzellen), die Osteoid bilden (Knochenmatrix, organische Grundsubstanz des Knochens, vor allem Kollagen Typ 1) und sorgen für die Mineralisierung. Auf- und Abbau des Knochengewebes sollten sich in einem dynamischen Gleichgewicht befinden. Wird dieses gestört, kommt es zu verringerter Knochendichte (Osteopenie) und schließlich zur Osteoporose (Knochenschwund), eine der häufigsten Erkrankungen des Skelettsystems mit gestörter Remodellierung der Knochensubstanz.

 

Sie wird von vielen Faktoren beeinflusst, darunter Genetik, Alter, Hormonspiegel und Lebensstil. Die Gesundheit der Knochen steht im engen, ständigen Zusammenhang mit der Aufnahme von Nährstoffen, z. B. Proteinen, anorganischen Salzen und Vitaminen. Gesunde, angemessene Ernährungsweisen spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention und Therapie von Knochenkrankheiten. Die tägliche Ernährung ist eine Mischung aus verschiedensten Nährstoffen, die in Wechselwirkungen zueinander stehen und sich auf die Knochengesundheit auswirken. Die Anpassung von Ernährungsweisen mit günstig wirkenden Lebensmitteln und Inhaltsstoffen kann die Prävention der Osteoporose verbessern. Dazu gehören Einflüsse auf den Knochenmineralgehalt, die Knochenstärke, Indikatoren für den Knochenstoffwechsel und das Risiko für Knochenbrüche.

Die Ernährungsgewohnheiten haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Mit der gestiegenen Lebensqualität wurden große Mengen an Zucker, Fett und Eiweiß zum Bestandteil der täglichen Ernährung. Eine hochkalorische Ernährung ist weit verbreitet und ein wichtiger Grund für Adipositas (BMI ab 30). Sie erhöht das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck, kardiovaskuläre und andere chronische Krankheiten. Die Ernährung in europäischen und amerikanischen Ländern enthält reichlich Eiweiß und Fett (z. B. Käse, Fleisch, Hamburger, Pommes etc.), was leicht zu Fettleibigkeit führen und die Knochengesundheit beeinträchtigen kann. Zur Zeit sind intermittierendes Fasten, Kalorienrestriktion und die vegetarische Ernährung in Kombination mit moderater Bewegung als Strategien zur Gewichtsreduktion und Verbesserung des Stoffwechsels weithin anerkannt, doch ihre Auswirkungen auf die Knochengesundheit sind noch unklar.

 

Studien zeigten z. B., dass eine kalorienreduzierte Ernährung sich negativ auf die Knochengesundheit auswirken kann, doch dies ist noch umstritten. Auch die Auswirkungen einer intermittierenden Fastenkur und der vegetarischen Ernährung sind bisher unklar. Eine Gruppe chinesischer und australischer Forscher führte dazu eine umfassende Recherche durch. Sie verglichen fünf Ernährungsweisen, intermittierendes Fasten, Kalorienrestriktion, vegetarische Ernährung, eine zucker- und fettreiche sowie eine proteinreiche Ernährung, um ihre Beziehungen zur Knochengesundheit zu klären.

Kalzium, Vitamin D und Milchprodukte spielen eine sehr wichtige Rolle bei der Prävention von Osteoporose. Die rechtzeitige Ergänzung mit angemessenen Mengen an Kalzium, Vitamin D und Milchprodukten können der Osteoporose wirksam vorbeugen. Ein gesunder Erwachsener enthält etwa 1 kg Kalzium, das zu 99 % in den Knochen und Zähnen eingelagert ist. Nur 1 % des Kalziums befindet sich im Blut, in der extrazellulären Flüssigkeit und im Weichgewebe. Kalzium hat eine Schlüsselrolle bei der Mineralisierung der Knochen und Aufrechterhaltung der intra- und extrazellulären Homöostase. Kalzium muss als essenzielles Element mit der Nahrung aufgenommen werden, gute Quellen sind Milchprodukte, Fisch, Bohnen, Gemüse und Obst. Studien zeigten, dass eine höhere Kalziumzufuhr positiv mit der Knochendichte im Lendenbereich korreliert war, wobei dies bei Frauen deutlicher ausgeprägt war.

 

In einer Bevölkerungsstudie zeigte sich, dass langfristige Aufnahmen von Kalzium bei Kindern die Knochenmineraldichte erhöhte und das Risiko einer Osteopenie verringerte. In einer anderen Studie erhielten 220 Jugendliche (12-14 Jahre alt) entweder niedriges Kalzium (300 mg pro Tag), mittleres Kalzium (600 mg pro Tag) oder hohes Kalzium (900 mg pro Tag). Nach einem Jahr der Intervention wurde bei allen die Knochenmineraldichte bestimmt. Im Vergleich zur Gruppe mit dem niedrigen Kalziumgehalt war die Knochenmineraldichte am Oberschenkelhals in den Gruppen mit dem mittleren und hohen Kalzium signifikant angestiegen. Studien zeigten weiter, dass das Trinken von kalziumreichem Wasser den Knochenstoffwechsel bei Männern und Frauen wirksam verbessern kann. Die Kalzium-Homöostase wird auch durch Vitamin D reguliert. Die Kombination von Vitamin D und Kalzium in der Nahrung kann der Häufigkeit von Knochenbrüchen vorbeugen. Milchprodukte, die Kalzium und Vitamin D enthalten, wirken sich positiv auf die Knochenmineraldichte aus. Der Verzehr von Milchprodukten ist in jedem Alter von Vorteil.

 

Im Prozess des Wachstums liefern Milchprodukte etwa 50 bis 60 % der Zufuhren an Kalzium und 20 bis 30 % der Zufuhr an Proteinen. Sie können z. B. auch das Auftreten von Osteoporose bei Frauen in der Postmenopause verhindern. Die tägliche Aufnahme von Milch mit 250 mg Kalzium konnte z. B. bei postmenopausalen chinesischen Frauen den Verlust der Knochenmineraldichte an der Hüfte und am Oberschenkelhals wirksam senken. Eine große Schweizer Studie zeigte, dass Frauen, die täglich eine Tasse (200 ml) Milch trinken, im Vergleich zu Frauen, die täglich drei oder mehr Tassen Milch trinken, eher Frakturen erleiden. Die ausreichende Zufuhr von Kalzium, Vitamin D und Milchprodukten kann die Knochenmasse vor dem 20. Lebensjahr (Spitzenknochenmasse) wirksam verbessern, den Knochenverlust bei Frauen nach der Menopause verhindern und dem Auftreten von Osteoporose im Alter vorbeugen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Es wurde der Zusammenhang zwischen verschiedenen Ernährungsweisen und der Knochengesundheit untersucht. Dazu werden Hinweise gegeben, wie eine geeignete Ernährung gewählt und der Knochenschwund bei Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen verhindert werden kann. Die Prävention vor Osteoporose umfasst hauptsächlich zwei Aspekte, die erhöhte Spitzenknochenmasse in der Jugend und der verzögerte oder verhinderte Knochenverlust im Alter. Die Ernährungsgewohnheiten spielen eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der Knochengesundheit. Die Zusammenhänge zwischen dem intermittierenden Fasten und der Knochengesundheit müssen ebenso weiter erforscht werden wie die Kalorienrestriktion und eine vegetarische Ernährung, die möglicherweise die Knochenmasse verringern können. Auch der Zusammenhang zwischen einer proteinreichen Ernährung und der Knochengesundheit bleibt umstritten. Bei der Prävention von Knochenschwund spielen vor allem Kalzium, Vitamin D und Milchprodukte eine wichtige Rolle.

 

Unser Tipp: Kalzium und Vitamin D werden zur Nahrungsergänzung sowohl einzeln als auch kombiniert angeboten. Außerdem gibt es spezielle Formeln mit knochengesunden Nährstoffen zur Stärkung des Knochensystems.

 

Quelle:
Xiaohua Liu et al., The Effects of Different Dietary Patterns on Bone Health. In: Nutrients, online 17.07.2024, doi: 10.3390/nu16142289.


Kalzium bei selteneren Knochenkrankheiten

 

Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Proteinen ist und gut mit Kalzium versorgt, wird sowohl Gesunden als auch Patienten mit Osteoporose empfohlen. Sie kann auch bei anderen, selteneren Knochenkrankheiten sehr wichtig sein.

 

Die Ernährung, einschließlich einer guten Versorgung mit für die Knochen wichtigen Mikronährstoffen, spielt bei den weit verbreiteten Knochenkrankheiten wie Osteoporose und Arthrose eine wichtige Rolle. Es gibt dazu Empfehlungen für die Aufnahmen knochengesunder Nährstoffe, vor allem von Kalzium und Vitamin D. Der Lebensstil und eine gute Ernährung spielen auch bei seltener auftretenden Knochenkrankheiten (z. B. Phosphatdiabetes, Glasknochenkrankheit) eine Rolle. Sie sind mit zahlreichen Komplikationen wie (Pseudo-)Frakturen, chronischen Schmerzen sowie Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität verbunden. Bis heute gibt es für diese Krankheiten keine Heilung, und die möglichen therapeutischen Optionen sind begrenzt. Die Patienten konzentrieren sich daher meist auf nichttherapeutische Optionen, um ihr Befinden zu verbessern, dabei ist die Ernährung ein wichtiger Faktor.

 

Der Ernährungszustand ist mit dem Fortschreiten der Krankheiten verbunden, da ein höherer Body-Mass-Index (BMI) das Risiko für Begleiterkrankungen erhöht. Weil sich die Patienten aufgrund ihrer Beschwerden oft weniger bewegen, steigt ihr Risiko für Übergewicht und Adipositas (BMI ab 30) an. Bei Patienten mit der Glasknochenkrankheit zeigte sich z. B., dass Übergewicht mit einem Mangel an Vitamin D verbunden ist, das eine wichtige Rolle bei der Kalziumhomöostase und Knochenmineralisierung spielt. Die gute Versorgung mit Vitamin D ist auch bei anderen selteneren Knochenkrankheiten sehr wichtig, die Ergänzung könnte sich positiv auswirken. Allerdings gaben bei einer Befragung z. B. nur rund ein Viertel der betroffenen Patienten an, Vitamin D ergänzt zu haben. Kalzium spielt eine wichtige Rolle für die Knochenentwicklung und die Knochengesundheit. Ergänzungen mit Kalzium oder einer Kombination aus Kalzium und Vitamin D wirken sich positiv auf die Knochenmineraldichte und die Prävention von durch Osteoporose bedingte Frakturen aus.

 

Doch bei den selteneren Knochenkrankheiten sind Kalzium-Ergänzungen meist nicht üblich. Es wird oftmals eher eine ausgewogene Ernährung empfohlen, um übermäßiges Kalzium zu vermeiden. Bisher liegen nur wenige Daten über die Beziehungen zwischen selteneren Knochenkrankheiten und der Ernährung vor. Daher untersuchte eine Gruppe österreichischer Forscher das Ernährungsverhalten bei selteneren Knochenkrankheiten in einem darauf spezialisierten Zentrum.

 

Einbezogen in die Studie waren 50 Patienten mit selteneren Knochenkrankheiten, zum Vergleich dienten 51 Patienten mit Osteoporose und 52 gesunde Kontrollpersonen. Bei allen Teilnehmern wurde mit einer Befragung die Ernährung untersucht, konzentriert auf verschiedene Aspekte, die für die Knochengesundheit und den -stoffwechsel besonders wichtig sind. Erfasst wurden auch der BMI der Teilnehmer sowie sozioökonomische Faktoren. 52 % der Patienten mit selteneren Knochenkrankheiten waren übergewichtig oder adipös, bei den Osteoporose-Patienten galt das für 33 % und bei den Kontrollpersonen für 46 %. Allgemein wurden bei den Teilnehmern recht ähnliche Ernährungsweisen ermittelt. Lebensmittel, die durch ihre Inhaltsstoffe zum Knochenschutz beitragen, wurden in allen drei Gruppen nur unzureichend verzehrt. In Österreich werden z. B. täglich drei Portionen an Milch und Milchprodukten empfohlen.

 

Dies wurde mehrheitlich in allen drei Gruppen nicht erfüllt, nur eine Minderheit der Teilnehmer erreichte diese Vorgabe. Signifikante Unterschiede gab es z. B. beim Koffeinkonsum, bei Obst- und Gemüsesäften sowie bei Fischportionen und fettreichen Mahlzeiten pro Woche, außerdem beim Verzehr von salzigen Snacks. Auch die Aufnahme von Vitamin D durch die Nahrung war unzureichend. Vitamin D ist z. B. reichlich in fettreichem Fisch (Lachs, Makrele, Sardinen, Lebertran), Eiern und einigen Pilzarten (z. B. Shiitake) enthalten, dabei werden Fisch und Pilze allgemein nicht ausreichend gegessen, um den Bedarf an Vitamin D aus der Ernährung zu decken. Für die Knochengesundheit ist weiter die ausreichende Aufnahme von Proteinen wichtig. Für Osteoporose wurde gezeigt, dass dies mit der Knochenmineraldichte und dem -gehalt zusammenhängt. Eine gute Proteinquelle sind Fischmahlzeiten, meist werden ein bis zwei Portionen Fisch pro Woche empfohlen. In dieser Studie erreichten die gesunden Teilnehmer und die Osteoporose-Patienten diese Empfehlung, doch weniger als die Hälfte der Teilnehmer mit selteneren Knochenkrankheiten. Andere Proteinquellen sind Fleisch, Wurstwaren und Eier.

 

Die Mehrheit der Probanden in allen drei Gruppen aß, wie in Österreich empfohlen, bis zu drei Portionen Fleisch pro Woche. Rechnete man jedoch den wöchentlichen Verzehr von Wurstwaren zusammen, so lag ein Großteil aller Gruppen über dem empfohlenen Bereich. Übergewicht und Adipositas, die das Risiko für Knochenbrüche erhöhen, wurden häufiger sowohl bei Teilnehmern mit selteneren Knochenkrankheiten als auch bei den gesunden Kontrollpersonen festgestellt, etwas geringer war hier der Anteil bei den Osteoporose-Patienten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: In dieser Studie war ein großer Teil der Patienten mit Knochenerkrankungen und der gesunden Kontrollpersonen übergewichtig oder adipös. Obwohl eine ausgewogene, an Kalzium reiche Ernährung bei verschiedenen Knochenkrankheiten sehr wichtig ist, erreichten die Teilnehmer kaum die empfohlenen Aufnahmen von Milch, Milchprodukten und Gemüse. Patienten mit Knochenkrankheiten sollten eine ausgewogene Ernährung einhalten, unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Bedürfnisse. Empfehlenswert sind eine Ernährungsberatung, die Kontrolle des BMI und die ausreichende Zufuhr an Kalzium. Auch Vitamin D scheint meist nicht ausreichend über die Ernährung zugeführt zu werden.

 

Bei Patienten mit Knochenkrankheiten sollten die Vitamin-D-Werte möglichst schon bei einer beginnenden Therapie kontrolliert werden, so dass gegebenenfalls eine Ergänzung erfolgen kann. Die Beziehungen zwischen der Ernährung und selteneren Knochenkrankheiten sollten weiter erforscht werden. Das gilt besonders für die Aufnahmen der knochenschützenden Mikronährstoffe Kalzium und Vitamin D sowie für die Proteine.

 

Unser Tipp: Kalzium und Vitamin D stehen allein und in Kombination in verschiedenen Formen und Verbindungen zur Verfügung. Es gibt außerdem speziell für die Knochengesundheit geeignete Multi-Präparate. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle:
Daniel A. Kraus et al., Nutritional Behavior of Patients with Bone Diseases: A Cross-Sectional Study from Austria. In: Nutrients, online 18.06.2024, doi: 10.3390/nu16121920.

 



Das Jodmangel-Risiko steigt in Europa an

 

Milch, Milchprodukte und Fisch sind gute Lieferanten für Jod. Sie werden jedoch in Europa heute weniger verzehrt als noch vor einigen Jahren. Das führt zu einer oftmals unzureichenden Jodzufuhr und kann die Gesundheit belasten, wie ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt.

 

Viele Menschen in Europa ernähren sich heute als Vegetarier und Veganer pflanzlich, andere gelten als Flexitarier, die sich zwar vorwiegend pflanzlich ernähren, sie essen hin und wieder jedoch auch Fleisch und Fisch. Damit hat sich der Konsum von Milch, Molkereiprodukten und Fisch in den Ländern der Europäischen Region verringert, und damit sind die Jodaufnahmen durch die Ernährung zunehmend unzureichend. Die WHO stellte dazu jetzt einen umfassenden Bericht über die jeweilige Situation in den europäischen Ländern vor. In Deutschland werden Jugendlichen ab 13 Jahren und Erwachsenen bis zu 51 Jahren Aufnahmen von 200 mcg Jod täglich empfohlen, ab 51 Jahren bis ins hohe Alter ist der Bedarf mit 180 mcg etwas verringert. Schwangere und stillende Frauen haben einen erhöhten Bedarf mit täglich 230 bzw. 260 mcg Jod, ihr Risiko für eine unzureichende Versorgung steigt besonders bei einer betont pflanzlichen Ernährung und pflanzlichen Alternativen für Milchprodukte an, die meist kein Jod enthalten.

 

Allgemein haben Frauen ein höheres Risiko für den Jodmangel und Schilddrüsen-Krankheiten als Männer. Jod ist ein essentielles Spurenelement, das vom Körper nicht selbst gebildet werden kann. Es muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden. Als beste Jodquelle gilt Seefisch, der meist nur wenig gegessen wird. Durch eine jodhaltige Fütterung von Nutztieren sind auch Milch, Milchprodukte und Eier gute Quellen. Um die Jodversorgung zu verbessern, sollte im Haushalt jodiertes Speisesalz verwendet werden. Viele Menschen setzen jedoch inzwischen Salz, das bei zu hohem Verbrauch gesundheitsschädlich wirken kann, geringer ein. Jodsalz kann auch in vielen verarbeiteten Lebensmitteln, z. B. in Brot, Wurstwaren, Käse etc., sowie in der Gemeinschaftsverpflegung auf freiwilliger Basis eingesetzt werden. Eine neuere Untersuchung zeigte jedoch, dass in Deutschland nur 9 % der verarbeiteten Lebensmittel, die in den letzten Jahren immer mehr gegessen werden, mit Jodsalz angereichert sind.

 

Im Körper wird Jod vorwiegend in der Schilddrüse gespeichert, es wird dort zu elementarem Jod oxidiert und zu den Jodhormonen Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) verstoffwechselt. Beide gehören zu einem komplexen Regelkreis und sind nötig, um den Grundumsatz des Körpers zu steigern. Der Sauerstoffverbrauch in den Geweben wird erhöht, die Glukosetoleranz verringert, weiter wird die Fettverbrennung gesteigert. Die beiden Hormone sind auch wachstumsfördernde Faktoren. Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 sind für die gute Entwicklung des Gehirns beim Fötus sehr wichtig, Joddefizite können in der Schwangerschaft zur verzögerten psychischen und körperlichen Entwicklung des Kindes führen. Die Ursache dafür ist am häufigsten eine unzureichende Jodversorgung der Mutter in der Schwangerschaft. Ein anhaltender Jodmangel führt zu einer vergrößerten Schilddrüse (Hyperplasie, Hypertrophie), dadurch kann sich ein Kropf (Struma) bilden.

 

Bei einem ausgeprägten Jodmangel kann außerdem eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) entstehen. Hält ein Jodmangel längerfristig an, können sich knotenartige Vergrößerungen der Schilddrüse mit gutartigen Drüsentumoren (Schilddrüsenadenom) entwickeln. Weiter kann eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) entstehen, die u. a. das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Herzversagen, Osteoporose, ungünstigen Schwangerschafts-Verlauf erhöht und bei älteren Menschen zu beeinträchtigten kognitiven Leistungen führen kann.

 

Die Unterversorgung mit Jod entsteht, wenn es über die Nahrung zu wenig aufgenommen wird, was zunehmend häufiger der Fall ist. Die WHO stellt einige Möglichkeiten vor, wie sich die Jodversorgung verbessern lässt. Maßnahmen für die Anreicherung von Speisen mit Jodsalz sollten länderspezifisch und flexibel eingesetzt werden. Im Haushalt könnte z. B. eine gut praktikable Devise sein, zwar weniger Salz zu nutzen, dafür jedoch immer Jodsalz zu verwenden. Auch alternative Milchprodukte auf pflanzlicher Basis könnten mit Jodsalz angereichert werden. In Deutschland könnte man künftig generell mehr Jodsalz in der Lebensmittelindustrie und in der Gemeinschaftsverpflegung einsetzen. Wichtig ist, dass ein stärkeres Bewusstsein für den Jodbedarf und die Folgen des Jodmangels in der allgemeinen Bevölkerung ebenso wie bei Vertretern der Gesundheitsberufe und in der Lebensmittelherstellung entsteht. Dazu gehören z. B. bessere Kenntnisse über die Jodversorgung mit der Ernährung und über die gesundheitlichen Risiken des Jodmangels.

 

Die WHO zieht das Fazit: Der Jodmangel, besonders leichtere Defizite, ist in den Ländern der Europäischen Region noch immer ein weit verbreitetes Problem. Seit der Veröffentlichung des letzten Berichts über den Jodmangel vor 15 Jahren wurde eine Fülle neuer Daten über den Jodstatus verfügbar. Das gilt besonders für die Jodversorgung von Bevölkerungsgruppen mit einem erhöhten Risiko. Der Bericht gibt einen Überblick über den Jodstatus in der europäischen Region und stellt die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Folgen von leichtem Jodmangel, zu Jodquellen in der Ernährung und zur Wirksamkeit von präventiven Maßnahmen gegen den Jodmangel vor.

 

Unser Tipp: Die Jodversorgung lässt sich mit einem Urintest und einigen anderen Methoden prüfen. Nahrungsergänzungen können gegebenenfalls zu besseren Jodwerten beitragen. Jodergänzungen sollten angemessen dosiert sein, um Überdosierungen zu vermeiden, es gibt sie in verschiedenen Formen, z. B. auch flüssig. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle:
Weltgesundheitsorganisation, Regionalbüro für Europa, Bevölkerung der Europäischen Region der WHO aufgrund veränderter Ernährung stärker durch Jodmangel gefährdet. In: Weltgesundheitsorganisation Nachrichten, online 28.06.2024, https://www.who.int/europe/de/news/item/28-06-2024-people-in-the-who-european-region-at-greater-risk-of-iodine-deficiency-due-to-changing-diets


Mikronährstoffe bei verschiedenen Ernährungsweisen

 

Bei so mancher Diät werden ganze Lebensmittelgruppen weggelassen, das birgt ein Risiko für Defizite an Mikronährstoffen. In einer Studie wurde bei Vegetariern, Veganern, Anhängern einer kohlenhydratarmen und fettreichen Ernährung sowie bei Fleischessern untersucht, ob ihre Defizite an Mikronährstoffen mit Nahrungsergänzungen kompensiert werden können. 

 

Ernährungsweisen, die ganze Lebensmittelgruppen ausschließen, wie die vegetarische, vegane und kohlenhydratarme, fettreiche Ernährung, werden in Europa zunehmend populärer und verringern den traditionell überwiegenden Anteil der Fleischesser (Omnivoren). Die vegetarische Ernährung verzichtet auf Fleisch, Fleischwaren und Fisch, während die vegane Ernährung alle Lebensmittel tierischen Ursprungs, also auch Milch und Milchprodukte, Eier und Honig, ausschließt. Viele Anhänger hat weiter eine Ernährung mit geringen Kohlenhydraten und fettreichen Speisen (LCHF, low carb, high fat), sie schließt alle stärke- und zuckerhaltigen Lebensmittel aus. Die für den Körper wichtigen Mikronährstoffe, Vitamine, Mineralien und viele andere, sind in Lebensmitteln in unterschiedlichen Mengen vorhanden.

Werden bestimmte Lebensmittelgruppen nur selten oder nicht verzehrt, erhöht sich das Risiko für eine zu geringe Aufnahme von Mikronährstoffen, die in den ausgegrenzten Lebensmitteln reichlich vorhanden sind. Die genügende Aufnahme von Mikronährstoffen trägt zur Gesundheit und zur Prävention von Krankheiten bei, die durch eine Mangelernährung verursacht werden, dazu gehören z. B. Anämie und Osteoporose. Sie ist auch wichtig für die optimalen Funktionen des Immunsystems und die Prävention vor chronischen Krankheiten (z. B. Unterfunktion der Schilddrüse, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs).

 

Der häufigste Mangel bei der veganen und vegetarischen Ernährung ist Vitamin B12, da es nur in Lebensmitteln tierischen Ursprungs enthalten ist. Zur LCHF-Ernährung gibt es bisher noch wenig Informationen über fehlende Mikronährstoffe. In einer Studie dazu wurde z. B. eine geringe Aufnahme von Vitamin C festgestellt. Die höchste Zufuhr an diesem Vitamin hatten die Veganer, gefolgt von den Vegetariern, durch ihre pflanzliche Ernährung, am geringsten mit Vitamin C versorgt waren die Omnivoren, ähnliches galt für die Versorgung mit Folat. Bei der LCHF-Diät war in einer Studie die Aufnahme von Folsäure ausreichend, doch es fehlte an Kalzium, davon waren auch die Veganer betroffen. Sie schnitten bei der Versorgung mit Magnesium am besten ab, nehmen aber mit ihrer rein pflanzlichen Kost die höchsten Mengen an Phytinsäure auf, das die Magnesium-Aufnahmen hemmt. Magnesium war im übrigen auch bei der LCHF-Diät niedrig, gleiches galt für Eisen und Kalium. Mängel an einzelnen und mehreren Mikronährstoffen können mit Nahrungsergänzungen ausgeglichen werden.

Dazu gibt es viele Untersuchungen, doch bisher ist wenig über die Verwendung von Mikronährstoffen in verschiedenen Ernährungsgruppen, bei Veganern, Vegetariern und Menschen, die eine LCHF-Ernährung befolgen, bekannt. Eine Gruppe von slowenischen Forschern untersuchte nun in einer kleinen Studie, ob der Mangel an bestimmten Mikronährstoffen bei diesen Ernährungsweisen durch die Einnahme von Nahrungsergänzungen gemildert werden kann.

 

Die Aufnahmen von Mikronährstoffen aus der Nahrung und durch Nahrungsergänzungen wurden bei 130 gesunden und normalgewichtigen Erwachsenen analysiert, die sich für eine gesunde Ernährung interessierten. Davon waren 32 Veganer, 37 Vegetarier, 24 befolgten eine LCHF-Diät, und 37 waren Omnivoren. Bei allen Teilnehmern fehlte es am häufigsten an einer adäquaten Versorgung mit Vitamin D, Jod, Kalium, Molybdän, Pantothensäure und Kalzium, unabhängig von der bevorzugten Ernährung. 63 % der Teilnehmer nahmen Nahrungsergänzungen ein, die Veganer lagen mit 84 % an der Spitze, gefolgt von der LCHF-Gruppe mit 75 %, den Vegetariern mit 54 %, am wenigsten griffen die Omnivoren mit 46 % dazu. Dies deutet auf ein Bewusstsein für mögliche Defizite in der Ernährung hin, die jedoch nicht immer gezielt angegangen wurden. Die Veganer ergänzten häufig Vitamin B12 (78 %), allerdings öfter in deutlich höheren Dosen als empfohlen. Obwohl B12 auch vielen Vegetariern fehlt, griffen sie weniger zu B12-Ergänzungen. Den höchsten Anteil mit ausreichender B12-Zufuhr über die Nahrung hatte die LCHF-Gruppe (83 %), gefolgt von den Omnivoren.

 

An zweiter Stelle lag die Einnahme von Vitamin D, das aus der Nahrung in allen Gruppen zu niedrig war, bessere Werte erreichte die LCHF-Gruppe, die Veganer waren am schlechtesten versorgt. Insgesamt ergänzten 38 % der Teilnehmer Vitamin D, an der Spitze lagen die Veganer mit 44 %, gefolgt von der LCHF-Gruppe mit 42 %, Vegetarier kamen auf 35 % die Fleischesser nur auf 19 %. Vitamin D wird in den nördlicheren Regionen vor allem im Winter oft nicht ausreichend aufgenommen, wenn die Synthese über die Haut durch zu geringes Sonnenlicht sinkt. In dieser Zeit ergänzten nur 43 % der Teilnehmer Vitamin D, die Dosis (20 mcg pro Tag) war jedoch bei 23 % unzureichend.

 

Die Teilnehmer berichteten seltener von der Einnahme nur eines Minerals, mit Ausnahme von Magnesium, dessen unzureichende Aufnahme mit der Nahrung wurde bei 40 % der Teilnehmer beobachtet. Gut versorgt waren die Veganer, gefolgt von den Vegetariern, am geringsten versorgt war die LCHF-Gruppe, die am häufigsten Magnesium ergänzte. Sie verbesserte ihre Aufnahmen mit Einzel-Präparaten, weil die Magnesium-Dosen in Multi-Präparaten für ihre Versorgung zu gering waren. Andere Mikronährstoffe wie Kalium, Kalzium und Jod wurden nur selten ergänzt, obwohl die Zufuhr über die Nahrung in allen Gruppen unzureichend war. Weiter wurden einige Mikronährstoffe nicht notwendigerweise ergänzt, das galt z. B. für die Vitamine K, B2 und Biotin sowie für Eisen. Viele Teilnehmer verwendeten Multi-Mikronährstoffe, mit denen sie zwar die genügende Zufuhr von B-Vitaminen erreichten, sie führten aber nicht zur ausreichenden Ergänzung von Vitamin D, Kalium, Kalzium und Jod. Vitamin C wurden von den Teilnehmern ebenfalls häufig ergänzt, mehr als ein Viertel nahm es ein.

 

Davon benötigten nicht alle eine Ergänzung, mehr als die Hälfte der Anwender (60 %) nahm ausreichend Vitamin C mit der Nahrung zu sich. Sie erreichten dadurch häufiger auch sehr gute Vitamin-C-Werte. Am höchsten war die Verwendung von Vitamin C in der LCHF-Gruppe, gefolgt von den Veganern. Vitamin C ist in einer Vielzahl von Lebensmitteln enthalten, so dass ein Vitamin-C-Mangel eher selten sein dürfte. Bei der LCHF-Diät werden jedoch bewusst kohlenhydratreiche Obst- und Gemüsesorten ausgeschlossen, was ein Risikofaktor für eine unzureichende Vitamin-C-Aufnahme ist. Es gab jedoch in allen Gruppen Teilnehmer mit einer zu geringen Vitamin-C-Zufuhr, selbst bei den Veganern, denen die höchste Vitamin-C-Aufnahme zugeschrieben wird.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Viele Teilnehmer an dieser Studie waren der Meinung, dass ihre Ernährung ausgewogen und gesundheitsfördernd ist. Das hielt einer Überprüfung ihrer Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen oft nicht stand. Die Ergänzung von Mikronährstoffen konnte bei guter Auswahl die adäquaten Aufnahmen erhöhen, was jedoch nicht immer der Fall war. Die Dosierungen waren nicht immer angemessen, einige Mikronährstoffe wurden nicht notwendigerweise ergänzt, andere dagegen nicht ergänzt, selbst wenn die Aufnahmen über die Nahrung nicht ausreichten. Das zeigt, dass ein stärkeres Bewusstsein für die Versorgung mit Mikronährstoffen aus der Nahrung bei verschiedenen Ernährungsweisen und bei der Auswahl von Nahrungsergänzungen erforderlich ist.

 

Teilnehmer, die bestimmte Lebensmittel ausschlossen, waren sich einiger Defizite an Mikronährstoffen bewusst, doch andere Risiken für Defizite durch spezielle Ernährungsweisen waren weniger bekannt. Viele Menschen entscheiden sich für spezialisierte Ernährungsformen, ohne sich dazu von Ernährungsfachleuten beraten zu lassen. Dies könnte die Lebensmittel-Auswahl bei einer spezialisierten Ernährung verbessern und bei der Wahl geeigneter Mikronährstoffe mit angemessenen Dosierungen unterstützen. Dabei sollte z. B. auch berücksichtigt werden, wie die bevorzugte Ernährungsweise die Bioverfügbarkeit bestimmter Mikronährstoffe beeinflussen kann.

 

Unser Tipp: Für die Ergänzung einzelner und mehrerer Mikronährstoffe stehen viele Nahrungsergänzungen zur Verfügung. Neben einer geeigneten Kombination und Dosierung sollte immer auch auf die gute Bioverfügbarkeit geachtet werden.

 

Quelle:
Nives Bogataj Jontez et al., Does Dietary Supplement Use Increase Micronutrient Intake Adequacy in Healthy Adults with Habitual Omnivorous, Vegetarian, Vegan, and Low-Carbohydrate High-Fat Diets? In: Nutrients: online 11.06.2024, doi: 10.3390/nu16121832.


Vitamin C kann die Adipositas beeinflussen

 

Die Verbreitung von starkem Übergewicht hat in den letzten Jahrzehnten weltweit zugenommen. Das höhere Gewicht beeinflusst offenbar auch den Bedarf an Vitamin C. Bei vielen Übergewichtigen sind niedrige Vitamin-C-Werte vorhanden. Dazu können verschiedene Faktoren beitragen, wie eine neue Studie zeigt.

 

Vitamin C ist für normale Funktionen bei vielen Prozessen im Stoffwechsel erforderlich. Es wird für die Biosynthese von Kollagen, Carnitin (Verbindung aus Lysin und Methionin) und verschiedenen Neurotransmittern benötigt und ist ein wichtiges Antioxidans, das freie Radikale abfängt. Vitamin C verbessert die Aufnahme, den Transport und die Speicherung von Eisen und ist für die normalen Funktionen des Immunsystems nötig. Ein deutlicher Mangel führt zu Skorbut, der durch Störungen des Bindegewebes, negative Stimmungsschwankungen, Immundefizite und Muskelschwächen gekennzeichnet ist. Ein subklinischer Mangel an Vitamin C führt zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit, er beeinträchtigt die Lebensqualität und Arbeitsleistung. Vitamin C ist vor allem in frischen Gemüse- und Obstsorten enthalten, reichlich vorhanden ist es z. B. in Paprika, schwarzen Johannisbeeren und Petersilie, auch Zitrusfrüchte, Kartoffeln, Kohl, Spinat und Tomaten liefern gute Mengen.

 

Vitamin C ist weiter in Obst- und Gemüse-Säften enthalten und kann bei der Lebensmittelherstellung zugesetzt werden. Mängel sind selten, allerdings kann ein Mehrbedarf bestehen, z. B. im höheren Alter sowie bei Rauchern und bei starkem Alkoholkonsum. In Deutschland werden erwachsenen Männern bis ins hohe Alter tägliche Aufnahmen von 110 mg Vitamin C empfohlen, für Frauen der gleichen Altersspanne sind 95 mg angesetzt, etwas höher ist der Bedarf von Schwangeren mit 105 mg und für Stillende mit 125 mg. Ein Mehrbedarf gilt für Raucher mit 155 mg für Männer und mit 135 mg für Frauen. Es gibt einige Hinweise, dass Menschen mit einem höheren Körpergewicht niedrigere Vitamin-C-Konzentrationen im Plasma haben. Ihr Bedarf an Vitamin C könnte entsprechend höher sein. Dafür kommen vermutlich mehrere Mechanismen in Frage. Dazu beitragen könnte eine Ernährung, die wenig Vitamin C enthält. Das deutlich höhere Körpergewicht bei Adipositas führt zu einer (volumetrischen) Verdünnung von Vitamin C, dies kann teilweise durch Verteilung im Mager- oder Fettgewebe ausgeglichen werden.

 

Bei Adipösen (ab BMI 30) steigt der Grundumsatz aufgrund der erhöhten Körpermasse an, was sich auf den Vitamin-C-Bedarf auswirkt. Weiter treten aufgrund der Adipositas im Stoffwechsel Veränderungen auf, sie beeinflussen den Vitamin-C-Status, den Stoffwechsel, die Absorption und/oder die Ausscheidung. Adipositas kann außerdem zur Dysbiose des Darm-Mikrobioms führen wodurch die Absorption von Vitamin C oder der Vitamin-C-Stoffwechsel beeinflusst wird. Eine Gruppe von Forscherinnen aus den Niederlanden stellte die aktuellen Kenntnisse über den Zusammenhang zwischen der Adipositas und dem Bedarf an Vitamin C vor.

 

Sie prüften in verschiedenen Studien die Aufnahmen von Vitamin C bei Adipositas an verschiedenen Bevölkerungsgruppen und in verschiedenen Regionen der Welt, die zum Teil unterschiedliche Ergebnisse hatten. Eine erneute Analyse sorgfältig durchgeführter Interventions-Studien zeigte jedoch, dass der Vitamin-C-Status bei den übergewichtigen oder adipösen Teilnehmern niedriger war, wenn sie die gleiche Dosis von Vitamin C erhielten wie normalgewichtige Personen. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass übergewichtige und adipöse Erwachsene ein höheres Risiko für einen niedrigeren Vitamin-C-Status aufweisen. Außerdem gibt es bei krankhaft adipösen Erwachsenen, die sich deswegen einer (bariatrischen) Operation unterziehen, hohe Vorkommen von einem Mangel an Vitamin C. In nur wenigen Analysen wurde jedoch versucht, die Aufnahmen von Vitamin C durch Lebensmittel und Nahrungsergänzungen auf individueller Ebene oder in Gruppen zu berücksichtigen.

 

Möglich ist, dass die Hauptursache für einen niedrigen Vitamin-C-Status bei Adipösen an zu geringen Vitamin-C-Aufnahmen liegt. Viele negative gesundheitliche Auswirkungen der Fettleibigkeit sind auf chronische Entzündungen zurückzuführen, die vermutlich den Bedarf an Antioxidantien erhöhen. In vielen Ländern wird Rauchern empfohlen, ihre Vitamin-C-Zufuhr zu erhöhen, um größeren Verlusten durch den erhöhten metabolischen Umsatz von Vitamin C entgegenzuwirken. Sowohl die Adipositas als auch das Zigarettenrauchen erhöhen die Konzentration des Entzündungs-Markers CRP (C-reaktives Protein), während eine hohe Zufuhr von Vitamin C mit der Nahrung CRP zu senken scheint. Ein direkter Vergleich der CRP-Konzentrationen zwischen Normalgewichtigen, Adipösen und Patienten mit dem metabolischen Syndrom zeigte hohe CRP-Werte in den Gruppen mit Fettleibigkeit und dem metabolischen Syndrom. Eine erneute Analyse von zwei großen Bevölkerungs-Studien (NHANES mit rund 2.800, EPIC-Norfolk mit knapp 21.000 erwachsenen Teilnehmern), die keine Nahrungsergänzungen erhielten, zeigte, dass die Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Aufnahme und dem Status von Vitamin C bei Teilnehmern mit erhöhten CRP-Werten gedämpft war. Es scheint möglich, dass die erhöhten Entzündungen bei Adipositas den Umsatz von Vitamin C erhöhen, was zu einem verringerten Vitamin-C-Status und letztlich zu einem höheren Bedarf führt.

 

Weitere Studien zeigten, dass niedriges Vitamin C mit Veränderungen im Stoffwechsel durch die Adipositas verbunden sein könnte. Es zeigten sich z. B. Beziehungen zum Blutdruck, zu Glukose, Insulin, Triglyzeriden und freien Fettsäuren sowie Wirkungen auf das metabolische Syndrom und Diabetes. Überschreiten die zirkulierenden Konzentrationen von Vitamin C einen bestimmten Wert, wird Vitamin C über den Urin ausgeschieden, um die Homöostase aufrecht zu halten. Bei Diabetikern zeigte sich jedoch in einigen Untersuchungen eine abnorme Ausscheidung von Vitamin C. Die Ursache für dieses „Leck“ hängt vermutlich mit Diabetes zusammen, z. B. mit einem höheren BMI, den Werten von Nüchternglukose und glykiertem Hämoglobin (HbA1c) sowie von Komplikationen, die mit dem Diabetes-Schweregrad zusammenhängen. Eine weitere Beziehung zwischen Adipositas und Vitamin C besteht vermutlich zur Dysbiose des Darm-Mikrobioms und zu chronischen Entzündungen. Die bei Adipositas oft auftretende Dysbiose beeinträchtigt die Funktionen der Darmbarriere, dadurch gelangen Endotoxine in den Blutkreislauf, was chronische Entzündungen verstärkt. Das bedingt sowohl einen erhöhten Vitamin-C-Umsatz als auch eine gehemmte Absorption.

 

Die Forscherinnen ziehen das Fazit: Die derzeitigen Nachweise unterstützen die Beobachtung, dass der Vitamin-C-Status bei Adipösen niedriger ist. Einige Studien zeigen, dass die Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Vitamin-C-Aufnahme und dem -Status bei übergewichtigen oder adipösen Teilnehmern abgeschwächt ist. Studien zur Ernährung belegen zumeist eine geringere Vitamin-C-Aufnahme bei Übergewichtigen oder Adipösen, ein weiterer Faktor für die Beziehung zwischen Fettleibigkeit und dem Vitamin-C-Status. Ein durch die Adipositas veränderter Stoffwechsel kann den Bedarf an Vitamin C erhöhen, entweder aufgrund einer verringerten Absorption oder einer erhöhten Ausscheidung, wie dies bei Diabetikern der Fall ist, oder durch den oxidativen Stress oder Entzündungen.

 

Beziehungen zeigten sich auch zwischen Adipositas und dem Vitamin-C-Status in der Darm-Mikrobiota, hier sind weitere Studien erforderlich, um eine Ursache-Wirkungs-Beziehung festzustellen. In künftigen Studien sollten auch die komplexen Beziehungen von Vitamin C und Adipositas in Bezug auf verschiedene Gruppen, z. B. nach Alter, Körpergewicht und Vorkommen des metabolischen Syndroms, untersucht werden. Dabei sollten auch die Wirkungen von Vitamin-C-Ergänzungen auf den Vitamin-C-Status und den -Bedarf bei übergewichtigen und adipösen Erwachsenen weiter geprüft werden.

 

Unser Tipp: Vitamin C steht einzeln oder kombiniert mit anderen Mikronährstoffen in verschiedenen Dosierungen, Verbindungen und Formen, z. B. als Pulver, Kapsel oder liposomal, zur Verfügung. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle:
Julia K. Bird et al., A Systematized Review of the Relationship Between Obesity and Vitamin C Requirements. In: Current Developments in Nutrition, online 29.3.2024, doi: 10.1016/j.cdnut.2024.102152.


Ergänzungen von Vitamin B12 bei Veganern

 

Die pflanzliche Ernährung wurde in den letzten Jahren zunehmend beliebter. Doch bei strikt vegetarischer Ernährung ist die Versorgung mit Vitamin B12 aus der Nahrung nicht gedeckt. Daher sollten vor allem Veganer auf ihre B12-Versorgung achten.

 

Der Anteil an Vegetariern liegt in Deutschland zur Zeit bei etwa 10 %. Rund 2 % der Bevölkerung sind inzwischen Veganer, die konsequent auf alle tierischen Produkte verzichten, also auch auf den Verzehr von Eiern, Milchprodukten und Honig. Warum auch immer die Entscheidung für eine pflanzliche Ernährung fällt, sie hat gesundheitliche Vorteile. Gute vegetarische und vegane Ernährungsweisen können zur Vorbeugung und Therapie einiger Krankheitsrisiken beitragen. Sie werden mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, da sie die Adipositas (starkes Übergewicht ab BMI 30) in der Bauchregion, den Blutdruck, die Blutfette und den Blutzuckerspiegel positiv beeinflussen. Sie senken auch Entzündungs-Marker und den oxidativen Stress und tragen zum Schutz vor ischämischen Herzerkrankungen bei.

 

Die pflanzliche Ernährung fördert außerdem die Vielfalt und Stabilität der Darm-Mikrobiota mit ihrer Gemeinschaft der Darmbakterien. Dies kann den Body-Mass-Index (BMI) und die Adipositas beeinflussen und so ebenfalls zum Schutz des Herz-Kreislauf-Systems beitragen. Studien deuten darauf hin, dass eine vegane oder vegetarische Ernährung mit einem verringerten Gewicht sowie zum Teil auch mit einer veränderten Fettverteilung einhergeht. Von Natur aus sind pflanzliche Lebensmittel jedoch keine verlässlichen Quellen für die Versorgung mit dem essentiellen Vitamin B12 (Cobalamin), das eine entscheidende Rolle im Energie-Stoffwechsel, bei der DNA-Bildung, der Bildung roter Blutkörperchen und den Funktionen des Nervensystems spielt. Es reguliert den Homocystein-Stoffwechsel, fördert normale neurologische und psychische Funktionen und verringert die Müdigkeit bzw. Ermüdung. B12 trägt außerdem zu den normalen Funktionen des Immunsystems bei und spielt eine Rolle beim Prozess der Zellteilung. Vitamin B12 kommt in relevanten Mengen nur in tierischen Lebensmitteln (Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier) vor. Zwar gibt es auch in einigen pflanzlichen Lebensmitteln (z. B. Sauerkraut, Meeresalgen, Shiitake-Pilze) Vitamin-B12-Verbindungen, doch sie sind für den Menschen nicht verfügbar und tragen daher nicht zur Versorgung bei.

 

Jugendlichen ab 13 Jahren und Erwachsenen bis ins höhere Alter werden in Deutschland die täglichen Aufnahmen von 4 mcg Vitamin B12 empfohlen, bei Schwangeren und Stillenden ist die Empfehlung mit 4,5 mcg bzw. 5,5 mcg etwas höher. Abhängig von der Gesundheit, Ernährung und anderen Faktoren kann der individuelle Bedarf variieren. Ein leichter B12-Mangel ist allgemein auf eine unzureichende Zufuhr zurückzuführen, das gilt vor allem für Veganer, Vegetarier, Personen mit geringer B12-Aufnahme und stillenden Müttern mit B12-Mangel. Schwerere Mängel können außerdem aufgrund einer Resorptionsstörung (Mangel an Intrinsic Factor) oder anderen Krankheits-Ursachen (z. B. Morbus Crohn, Leber- oder Nierenkrankheiten) entstehen. Spürbare Mangelsymptome treten meist erst auf, wenn der B12-Vitaminspiegel deutlich verringert ist.

 

Die Bestimmung der B12-Konzentration im Serum ist der wichtigste Test, um den B12-Status und das Mangelrisiko zu beurteilen. Nach einigen Studien liegt eine mangelhafte B12-Konzentration (<156 pmol/L) bei 52 % der Veganer vor, dagegen sind Fleischesser nur selten davon betroffen (1 %). Da sich ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung vegan ernährt und es verschiedene Ansichten über die Notwendigkeit von Vitamin-B12-Ergänzungen gibt, untersuchte eine Gruppe portugiesischer Forscher die aktuellen Kenntnisse zum Vitamin-B12-Mangel bei Veganern und die Nutzung von Nahrungsergänzungen. Ausgewertet wurden 70 relevante Studien aus den Jahren 2010 bis 2023.

 

Die Ergebnisse zeigten, dass ein Vitamin-B12-Mangel bei Veganern aufgrund des strikten Verzichts auf tierische Produkte weit verbreitet ist. In den Studien, die Interventionen mit einer Nahrungsergänzung untersuchten, wurden durchweg positive Ergebnisse erzielt. Die Ergänzung von Vitamin B12 ist ein wirksames Mittel zur Prävention und Therapie eines Mangels. Die Forschung weist jedoch noch erhebliche Lücken auf, z. B. fehlt es an Studien, in denen verschiedene Formen oder Dosierungen von Vitamin B12 bei der pflanzlichen Ernährung untersucht werden. Weiter sind mehr Informationen und generell ein stärkeres Bewusstsein für die Bedeutung dieses Vitamins in der veganen Ernährung notwendig. Für die Obergrenze bei der Zufuhr von Vitamin B12 gibt es bisher keine Empfehlung, da es sich um ein wasserlösliches Vitamin handelt, d. h. ein Teil davon wird mit dem Urin ausgeschieden. Bislang wurden bei Gesunden keine negativen Auswirkungen einer übermäßigen Einnahme von Vitamin B12 festgestellt. Es wird jedoch empfohlen, einen Therapeuten zu konsultieren, bevor man mit der Ergänzung von Vitamin B12 beginnt oder seine Ernährung umstellt.

 

Ein wichtiger präventiver Schritt ist die regelmäßige Kontrolle des B12-Blutspiegels, so lässt sich beurteilen, ob eine Ergänzung oder eine Anpassung der Dosis erforderlich ist. Bei einer unzureichenden pflanzlichen Ernährung kann es im übrigen zu weiteren Mängeln an Mikronährstoffen kommen. Das gilt z. B. für Eisen, Kalzium, Zink, Vitamin D sowie einige Aminosäuren. Dies kann in einigen Fällen z. B. zu hohem Homocystein, Proteinmangel, Anämie und verminderten Muskel-Kreatinin führen. Auch hier können dann gegebenenfalls Ergänzungen nützlich sein.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Es besteht durch den strikten Verzicht auf tierische Produkte ein Zusammenhang zwischen der veganen Ernährung und dem Mangel an Vitamin B12. Seine Ergänzung ist eine wirksame Maßnahme zur Vorbeugung und Therapie eines solchen Mangels. Noch sind mehr Informationen über B12-Dosierungen, die z. B. zur Aufrechterhaltung eines normalen Blut-Status und einer normalen B12-Konzentration im Serum bei Vegetariern oder bei Personen mit einer geringen B12-Zufuhr beitragen, erforderlich. Daran sollte künftig weiter geforscht werden.

 

Unser Tipp: Vitamin B12 steht in verschiedenen Formen und Dosierungen zur Verfügung.
Methylcobalamin ist die bioaktive Form, es wird auch in flüssiger, liposomaler und veganer Form angeboten.

 

Quelle:
Sávio Fernandes et al., Exploring Vitamin B12 Supplementation in the Vegan Population: A Scoping Review of the Evidence. In: Nutrients, online 10.5.2023, doi: 10.3390/nu16101442.


Vitamine und Omega-3-Fettsäuren für kognitive Leistungen im Alter

 

Die Ergänzung von Vitaminen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren wurde bei leichten kognitiven Störungen bereits häufig untersucht. Eine neue Studie prüfte die Wirkungen einiger B-Vitamine und die gesunden Omega-3-Fettsäuren bei Älteren mit eingeschränkten kognitiven Leistungen.

 

Ältere Menschen sind von leichten kognitiven Beeinträchtigungen häufiger betroffen. Dazu gehören verschiedene Grade der Schwächen im Gedächtnis, in der Aufmerksamkeit, in den visuell-räumlichen Fähigkeiten, exekutiven Funktionen (Planung, Entscheidung, Arbeitsgedächtnis etc.) und in der Geschwindigkeit der Verarbeitung. Bei Patienten, die davon betroffen sind, steigt mit einer zunehmenden Verschlechterung ihres Zustands das Risiko, an Demenz zu erkranken. Daher sind wirksame Maßnahmen zur Milderung von kognitiven Beeinträchtigungen und zur Prävention von Demenz erforderlich. Dazu gehört eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen, um die kognitiven Leistungen zu unterstützen. Das betrifft z. B. die B-Vitamine B6, B12 oder Folsäure, die hohe Konzentrationen von Homocystein senken können, das ist eine im Übermaß schädliche Aminosäure, die mit der Gesundheit des Gehirns in Verbindung steht. Weiter haben die Vitamine C, D und E antientzündliche und neuroschützende Wirkungen.

 

Auch die gesunden Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) werden mit einem geringeren Risiko für den Abbau der kognitiven Leistungen in Verbindung gebracht. Wirksam sein können sowohl einzelne Anwendungen als auch kombinierte Aufnahmen dieser Mikronährstoffe. Bisher waren die Ergebnisse zu den Wirkungen auf die kognitiven Funktionen allerdings nicht einheitlich, was vermutlich auf verschiedene Arten der Untersuchungen zurückzuführen ist, die einen Vergleich erschweren. So wurden z. B. bei der Analyse der Auswirkungen von B-Vitaminen in verschiedenen kognitiven Bereichen unterschiedliche Ergebnisse erzielt, was es schwierig macht, einen kausalen Zusammenhang zwischen Nährstoffen und kognitiven Funktionen herzustellen. Es gibt bisher auch nur wenig vergleichende Analysen von einzelnen oder kombinierten Nährstoff-Interventionen. In neueren Studien begann man damit, die vorhandenen Unterschiede zu bewerten.

 

So zeigte eine (randomisiert, kontrollierte) Studie, dass eine Kombination aus Folsäure und Vitamin B12 wirksamer war als jedes der beiden B-Vitamine allein. In ähnlicher Weise zeigten Studien, dass die Kombination von Folsäure und der Omega-3-Fettsäure DHA zu verbesserten Werten in den kognitiven Leistungen führt als die alleinige Gabe. Diese Studien waren jedoch durch recht geringe Teilnehmer und kurze Studiendauer begrenzt, so dass die kognitiven Effekte möglicherweise nicht vollständig erfasst werden konnten.

Eine Gruppe von chinesischen Forschern prüfte nun in einer Meta-Analyse die Auswirkungen von Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren auf leichte kognitive Störungen. Einbezogen waren 16 (randomisiert kontrollierte) Studien mit rund 2.500 Teilnehmern ab 60 Jahren, die leichte kognitive Störungen hatten. Geprüft wurde, ob und wie verschiedene Vitamine und die Omega-3-Fettsäuren die kognitiven Beeinträchtigungen verbessern konnten. Dabei wurde entweder Folsäure allein sowie kombiniert mit B12 und/oder B6, Vitamin D einzeln, mehrere Vitamine (C und E sowie E und B-Vitamine,) DHA einzeln oder die übliche Kombination von EPA und DHA sowie zusammen mit den Vitaminen A, E, Gamma-Linolensäure und Linolsäure untersucht. Die Dauer der Anwendungen reichte von 6 bis zu 24 Monaten. Die Auswertungen zeigten, dass Vitamine die allgemeinen kognitiven Funktionen, das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit bei Patienten mit leichten kognitiven Störungen verbessern könnten.

 

Folsäure verbesserte signifikant die allgemeinen kognitiven Funktionen, auch die Kombination mit Vitamin B12 hatte hier günstige Ergebnisse. Dagegen wirkte sich die Kombination von Folsäure, B12 und B6 nicht signifikant auf die kognitiven Funktionen aus. Die Analyse von Untergruppen zeigte, dass Folsäure allein sogar einen größeren Effekt auf die allgemeinen kognitiven Funktionen haben könnte. Auch Gaben von Vitamin D konnten die kognitiven Funktionen verbessern, positiv beeinflusst wurden z. B. das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit. Bei der Kombination der Vitamine C und E zeigten sich dagegen keine Verbesserungen der kognitiven Leistungen. In drei Studien wurden die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA zusammen geprüft, in einer Studie war DHA allein eingesetzt. Die Meta-Analysen zeigten, dass DHA allein die allgemeinen kognitiven Funktionen, das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit, verbessern kann, während DHA und EPA zusammen die kognitiven Funktionen nicht positiv beeinflussen konnten.

 

Eine Studie zeigte, dass Omega-3-Fettsäuren die Hippocampus-Struktur (beteiligt an der Gedächtnisbildung) verbessern, die Neuroentwicklung fördern und die Gehirnfunktionen verbessern konnten. Die antientzündlichen Eigenschaften von DHA und EPA können den entzündungsbedingten kognitiven Abbau verringern, indem sie entzündliche Reaktionen in der Mikroglia (Immuneffektorzellen im Zentralen Nervensystem) verringern. Die genaue Art der Interaktion zwischen DHA und EPA in Bezug auf diese Prozesse bleibt jedoch weiter zu klären.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der Meta-Analyse zeigen, dass sich bei Patienten mit leichten kognitiven Störungen die B-Vitamine B6 und B12 sowie Vitamin D positiv auf die kognitiven Funktionen, auf das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit auswirken. Keinen Effekt hatte die Versorgung auf visuell-räumliche Fähigkeiten, exekutive Funktionen und die Geschwindigkeit der Verarbeitung. Die gesunden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA, können ebenfalls die Gedächtnisfunktionen und die Aufmerksamkeit verbessern. Folsäure könnte in Bezug auf die kognitiven Funktionen, beim Gedächtnis und der Aufmerksamkeit, wirksamer sein als die Kombination der B-Vitamine (Folsäure, B12 und/oder B6). In künftigen und größeren Studien sollten bei älteren Patienten mit leichten kognitiven Störungen die Gaben von Nahrungsergänzungen mit verschiedenen Arten sowie die Dosis und Dauer der Einnahmen weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Die B-Vitamine werden oft als Komplex angeboten, da sie im Verbund in vielen Fällen besser wirken können. Für spezielle Zwecke werden z. B. Folsäure und die Vitamine B12 und B6 auch einzeln angeboten.

 

Quelle: 
Jing Chang et al., Effects of vitamins and polyunsaturated fatty acids on cognitive function in older adults with mild cognitive impairment: a meta-analysis of randomized controlled trials. In: European Journal of Nutrition, online 01.02.2024, doi: 10.1007/s00394-024-03324-y.


Mit gesunder Ernährung das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten nach Brustkrebs verringern

 

Patientinnen mit Brustkrebs sollten nach ihrer Therapie auf eine gesunde Ernährung achten. Das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten erhöht sich durch Therapien, die auch das Herz belasten können. Gesunde Ernährungsweisen tragen dazu bei, dieses Risiko zu senken, wie eine neue Studie zeigt.

 

Der Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. In Deutschland wird die Diagnose pro Jahr bei rund 70.000 Frauen neu gestellt. Das Krankheits-Risiko steigt mit zunehmendem Alter an, mit einem Schwerpunkt im 6. und 7. Lebensjahrzehnt. Rechtzeitig erkannt und behandelt sind heute die meisten Brustkrebs-Erkrankungen heilbar. Danach können jedoch Herz-Kreislauf-Krankheiten zu einem wichtigen Gesundheitsproblem werden, da Frauen mit Brustkrebs ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten haben. Das lässt sich vermutlich auf die das Herz belastenden Krebstherapien und auf gemeinsame Risikofaktoren von Brustkrebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten zurückführen.

 

In den letzten zehn Jahren zeigte eine wachsende Zahl von Studien, dass Brustkrebs-Patientinnen, die sich gesünder ernähren, tendenziell ein geringeres Risiko für weitere Krebskrankheiten und allgemein bessere Lebensperspektiven haben. Dabei ist jedoch bisher die Beziehung zwischen der Qualität der Ernährung und kardiovaskulären Krankheiten nicht genau geklärt. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher untersuchte erstmals in einer Studie, ob eine gesündere Ernährung zum Zeitpunkt der Brustkrebs-Diagnose mit einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten verbunden ist. Sie nutzten dafür Daten der Pathways-Studie, eine (prospektive) Bevölkerungsstudie mit Frauen, bei denen Brustkrebs im Zeitraum von 2005 bis 2013 erstmals festgestellt wurde und die zuvor nicht von anderen Krebskrankheiten betroffen waren.

 

Ausgewertet wurden die Daten von 3.415 Teilnehmerinnen (21 bis 94 Jahre, im Durchschnitt 60 Jahre) aus Kalifornien. Bei allen Frauen wurden zum Zeitpunkt der Brustkrebs-Diagnose Befragungen zur Ernährung durchgeführt. Daraus wurde ihre Ernährungsqualität bzw. die Anpassung an verschiedene gesunde Ernährungsweisen anhand von 5 Kriterien ermittelt. Sie zeichneten sich durch einen hohen Verzehr von Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen und Hülsenfrüchten und den geringen Verzehr von rotem und verarbeiteten Fleisch aus. Für diese Ernährungsweisen wurde nachgewiesen, dass sie das Risiko für Herzerkrankungen in der Allgemeinbevölkerung senken. Einbezogen waren die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension), der gesunde, pflanzenbasierte Ernährungs-Index, der Healthy Eating Index (HEI, Empfehlungen des US-Landwirtschaftsministeriums), die Ernährungs-Leitlinie der „American Cancer Society“ zur Krebsprävention und der alternative mediterrane Ernährungs-Index. Speziell die DASH- und die mediterrane Ernährung haben sich zur Prävention und Therapie von Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Krankheiten bewährt.

 

Nach Anpassung der Daten, z. B. an Alter, Gewicht und Körperaktivität etc., zeigten die Auswertungen, dass Teilnehmerinnen, deren Ernährung in hohem Maße mit dem Qualitätsindex der DASH-Diät übereinstimmten, ein geringeres Risiko für die Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Herzklappenerkrankungen und venöse Thromboembolien (Verschluss von Blutgefäßen durch Blutgerinnsel) hatten. Weiter hatten Frauen, deren Ernährung besser mit dem DASH-Qualitätsindex übereinstimmte und die bestimmte Krebsmedikamente (Anthrazyklin mit/ohne Trastuzumab) erhielten, ein geringeres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse als Frauen, deren Ernährung weniger gut mit dieser Diät übereinstimmte. Das zeigt, dass vermutlich auch die Art der jeweiligen Krebstherapie und die Ernährung die kardiovaskulären Krankheitsrisiken beeinflussen können. Weitere Zusammenhänge wurden zwischen dem Index der gesunden pflanzlichen Ernährung und Herzinsuffizienz sowie zwischen dem Index der alternativen mediterranen Ernährung und Herzrhythmusstörungen beobachtet. Beim HEI-Index oder der Ernährungs-Leitlinie für die Krebsprävention und spezifischen Ergebnissen in Bezug auf kardiovaskuläre Krankheiten zeigten sich keine klaren Muster, obwohl eine höhere Übereinstimmung mit der Ernährungs-Leitlinie für die Krebsprävention mit einem geringeren kardiovaskulären Risiko verbunden war. Die Ergebnisse zur Ernährungsqualität bei Herz-Kreislauf-Krankheiten durch Strahlen- und endokrine Therapien waren nicht einheitlich bzw. zeigten nur Trends auf. Hier werden weitere Untersuchungen empfohlen.

 

Untersucht wurden auch einzelne Lebensmittel-Komponenten innerhalb jedes Ernährungsqualitäts-Indexes in Bezug auf die kardiovaskulären Krankheiten. Die stärkste Verbindung zeigte sich bei einem höheren Milchkonsum (fettarme Milchprodukte bei der DASH-Diät) und für Milchprodukte insgesamt beim Index für die gesunde pflanzliche Ernährung und für HEI, die mit einem geringeren Risiko für durch kardiovaskuläre Krankheiten bedingte Todesfälle verbunden waren. Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit einer kürzlich durchgeführten Meta-Analyse, die darauf hindeutet, dass der Verzehr von Milchprodukten insgesamt (fettarm und fettreich) das Risiko für Bluthochdruck, koronare Herzkrankheiten und Schlaganfälle in der Allgemeinbevölkerung verringert.

Weiter war ein geringerer Verzehr von Eiern und Fischen mit einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten verbunden, während ein höherer Verzehr von Hülsenfrüchten und ein geringerer Fleischverzehr das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten beim gesunden pflanzenbasierten Ernährungs-Index verringerte. Bei der alternativen mediterranen Diät war ein geringerer Konsum von rotem und stark verarbeiteten Fleischwaren mit einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten verbunden. Bei den Ernährungs-Leitlinien für die Krebsprävention war der höhere Verzehr von Obst und Gemüse mit einem geringeren Risiko für durch kardiovaskuläre Krankheiten bedingte Sterbefälle verbunden.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Brustkrebs-Patientinnen, die sich gesund ernähren, können ihr durch verschiedene Krebstherapien erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verringern. Dabei könnte die DASH-Diät, die vor allem bei Bluthochdruck empfohlen wird, den größten Nutzen bieten. Das gilt besonders für Brustkrebs-Patientinnen, die eine Chemotherapie erhalten, die sich für das Herz als sehr belastend auswirken kann.

 

Unser Tipp: 

Eine Reihe von Mikronährstoffen, Vitamine, Mineralien etc., unterstützen die Herz-Kreislauf-Funktionen. Dazu werden spezielle Kombinationen von herzgesunden Mikronährstoffen angeboten. Bei Krebskrankheiten sollten sie in Abstimmung mit den behandelnden Therapeuten angewendet werden.

 

Quelle: 
Isaac J. Ergas et al., Diet quality and cardiovascular disease risk among breast cancer survivors in the Pathways Study. In: JNCI Cancer Spectrum, online 17.4.2024, doi: 10.1093/jncics/pkae013.