Die Modulation des Darm-Mikrobioms durch Probiotika, gesunde Darmbakterien, wird zunehmend erforscht. Wie eine neue Studie zeigt, können Probiotika auch dazu beitragen, die Leistungen und die Leistungsausdauer im Sport zu steigern.
Das Darm-Mikrobiom umfasst die Gesamtheit der im Darm lebenden Mikroorganismen, Bakterien, Pilze, Viren etc. Störungen des Darm-Mikrobioms werden mit einer Vielzahl von Krankheiten in Verbindung gebracht. Viele Studien zeigten, dass die Modulation des Darm-Mikrobioms durch die Aufnahme von Probiotika viele Beeinträchtigungen der Gesundheit signifikant verbessert. Neuere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass das Darm-Mikrobiom auch verschiedene Aspekte der sportlichen Leistungsfähigkeit positiv beeinflussen kann. Mehrere Studien berichteten nach der Intervention mit Probiotika von signifikanten Verbesserungen der sportlichen Leistungsfähigkeit. Das galt z. B. für die aerobe Kapazität und Ausdauerleistung z. B. beim Laufen, Radfahren und Schwimmen. Noch sind die Faktoren, durch die Probiotika sportliche Leistungen beeinflussen können, nicht ausreichend geklärt.
Verschiedene Mechanismen wurden vorgeschlagen, darunter eine verbesserte Erholung nach dem Training, verbesserte Aufnahmen von Nährstoffen und verringerte gastrointestinale Symptome. Eine Gruppe von Forschern aus Großbritannien stellte die aktuellen Kenntnisse über den ergogenen (leistungsfördernden) Nutzen von Probiotika im Sport vor. Wir fassen hier kurz die Erkenntnisse zur Wirkung von Probiotika bei verschiedenen Sportarten zusammen.
Viele Faktoren beeinflussen die Diversität des Darm-Mikrobioms und können sich auf die Gesundheit auswirken, z. B. Antibiotika, Ernährung und Rauchen. In jüngerer Zeit wurde auch die körperliche Betätigung als Faktor genannt, der zur Diversität des Darm-Mikrobioms beiträgt. Mehrere Beobachtungsstudien zeigten, dass Sportler eine größere mikrobielle Darm-Diversität aufweisen als Personen mit sitzender Tätigkeit. Besonders die mäßige Intensität der Körperbetätigung wird mit einer verbesserten Darm-Diversität in Verbindung gebracht. Dauerhaftes, hochintensives Training, wie es Spitzensportler betreiben, reduziert jedoch die mikrobielle Diversität. Das liegt vermutlich an einer geringeren Durchblutung und einem gestörten Immunsystem, was wiederum verstärkte Entzündungsreaktionen zur Folge hat. Solche Faktoren können zum Teil zu den negativen gesundheitlichen Folgen intensiver Sportprogramme beitragen und zu Trainings- und Leistungseinbußen führen.
So gaben fast alle Ultra-Marathonläufer in einer Studie an, dass sie gastrointestinale Symptome hatten, 36 % der Läufer berichteten, dass die Symptome sie zum vorzeitigen Abbruch eines Rennens veranlassten. Die Forschung konzentrierte sich im Hinblick auf ergogene Effekte probiotischer Nahrungsergänzungen hauptsächlich auf zwei Aspekte der sportlichen Leistung: Ausdauer und Kraft. In mehreren Studien wurde über eine signifikant verbesserte aerobe Kapazität und Leistungsfähigkeit in verschiedenen Sportbereichen nach der Einnahme von Probiotika berichtet. Bei Triathleten wurde z. B. nach einer vierwöchigen Einnahme von Probiotika eine signifikant verbesserte Laufleistung im Vergleich zu Placebo erreicht. In einer aktuellen Studie verbesserten Probiotika (Lactobacillus-, Bifidobacterium-Stämme) über fünf Wochen bei Marathonläufern signifikant die zurückgelegte Distanz, während es in der Placebogruppe keine Veränderung gab. Bei Teilnehmern mit Probiotika wurde auch eine signifikant bessere Muskelmikroperfusion (Durchblutung der Muskulatur) nach dem Training festgestellt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Probiotika durch verbesserte Gefäßfunktionen die aerobe Trainingseffizienz steigern können. Außerdem wurde über deutlich verbesserte Stimmungen berichtet, was darauf hindeutet, dass Probiotika das psychische Wohlbefinden von Sportlern unterstützen könnten.
Auch die ergogenen Vorteile von Probiotika gehen über die bloße Laufleistung hinaus. So kam es in einer Studie nach Einnahme von Probiotika über vier Monate bei Radfahrern zur signifikanten Verlängerung der Trainingsdauer und einer Steigerung von 5 % der Sauerstoffaufnahme (Vo2max) sowie zum geringerem Unwohlsein während der Ausdauer-Belastungstests. Weiter wurde über verringerte Atemwegs-Infektionen sowie weniger nachfolgende Symptome, darunter Kurzatmigkeit und Ohrenschmerzen, berichtet. Noch sind die Untersuchungen von Probiotika und ihren Wirkungen auf Ausdauerleistungen im Mannschaftssport begrenzt. Eine Studie mit Badminton-Spielern zeigte ergogene Vorteile von Probiotika über sechs Wochen auf die aerobe Kapazität und das psychische Wohlbefinden.
Kraft ist ein wichtiger Indikator für die Leistungsfähigkeit in vielen Sportarten, darunter z. B. Gewichtheben, Leichtathletik, Ringen und Mannschaftssportarten wie Basketball, Fußball und Rugby. Ein wichtiger Faktor für die Kraft im Sport ist die Muskelkraft. Die Rolle von Probiotika bei der Erhaltung oder Verbesserung von Muskelkraft und Muskelmasse in der Allgemeinbevölkerung und in klinischen Studien ist gut dokumentiert. So kam z. B. eine aktuelle Meta-Analyse zu dem Schluss, dass Probiotika die allgemeine Muskelkraft und -masse signifikant verbesserten. In einer Analyse von Untergruppen waren Probiotika am wirksamsten, wenn die Intervention 12 Wochen dauerte, besonders mit Bifidobacterium-Stämmen. Im Sport verbesserten Probiotika über acht Wochen bei Triathleten signifikant die Leistung im Radfahren im Vergleich zu Placebo.
In einer Studie wurde die Intervention mit Probiotika und Proteinen auf die Leistungsabgabe und die Regeneration der Muskeln nach einem ermüdenden Trainingsprogramm geprüft. Es wurde ein geringerer Abfall der Spitzenleistung und eine verbesserte Regeneration 24 und 72 Stunden nach dem Training erreicht. Dies deutet darauf hin, dass Probiotika die bekannten positiven Effekte von Proteinen auf die Muskelregeneration und Kraft verstärken und zu gesteigerten Leistungen in Sportarten führen können, in denen die Kraft ein wesentlicher Leistungsfaktor ist. Bisher wurde der Einfluss von Probiotika auf die kraftspezifischen sportlichen Leistungen jedoch nur in wenigen Studien untersucht.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Aufnahme von Probiotika führt zu einer verbesserten Regeneration nach intensiven Sportprogrammen. Das führt zu einer verbesserten Nährstoffaufnahme, Linderung gastrointestinaler Symptome und verbesserten Immunfunktionen. Die stärksten Nachweise sprechen für den Einsatz von multistämmigen Probiotika (Laktobazillen, Bifidobakterien), um die Ausdauerleistung zu verbessern. Einige wenige Studien deuten darauf hin, dass die Einnahme von Probiotika auch Symptome von Leistungsangst lindern kann. Die stärksten Nachweise gibt es insgesamt für verbesserte Ausdauerleistungen. Nur wenige Studien untersuchten den Einfluss auf Kraftleistungen, wenn auch mit vielversprechenden Ergebnissen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einnahme von Probiotika die sportliche Leistungsfähigkeit verbessern kann. Zukünftige Forschungen sollten sich vor allem mit den Auswirkungen auf die Kraftleistung und den spezifischen Wirkmechanismen befassen.
Unser Tipp: Probiotika werden vor allem mit Laktobazillen und Bifidobakterien angeboten, die bisher am besten untersucht sind. Auf eine gute Qualität, die Menge an gesunden Darmbakterien und gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden. Für den Sport sind zertifizierte stabile Mischungen von gesunden Darmbakterien besonders zu empfehlen.