Die männliche Fruchtbarkeit kann durch einen erhöhten oxidativen Stress, der sich auf die Spermaqualität auswirkt, beeinträchtigt werden. Eine gute Versorgung mit antioxidativen Mikronährstoffen kann die männliche Fruchtbarkeit fördern.
Unfruchtbarkeit wird als die Unfähigkeit eingestuft, nach einem Jahr mit regelmäßigem, ungeschützten Geschlechtsverkehr schwanger zu werden. Davon sind weltweit etwa 17,5 % der erwachsenen Bevölkerung betroffen. Der Grund für die ausschließliche Unfruchtbarkeit liegt bei den Männern zwischen 10 bis 30 %. Tatsache ist, dass sich bei ihnen in den letzten Jahrzehnten die Spermienzahl (um etwa 50 %) verringert hat. Einen wichtigen Einfluss auf die männliche Unfruchtbarkeit haben Sauerstoffradikale (reaktive Sauerstoffspezies, ROS), Moleküle mit einer großen chemischen Reaktionsbereitschaft. Sie fördern zelluläre Prozesse wie die Spermatogenese, einschließlich Wachstum, Differenzierung, Zellteilung (meiotische Progression) und Reifung der Samenzellen sowie die Befruchtung der Eizelle. Kommen ROS im männlichen Fortpflanzungssystem jedoch übermäßig vor, kann dies zum oxidativen Stress führen, der durch ein Ungleichgewicht zwischen der ROS-Produktion und der antioxidativen Abwehr des Körpers entsteht.
Die Fähigkeit zur antioxidativen Abwehr, z. B. durch Enzyme wie Superoxiddismutase, Katalase und Glutathion, ist in den Hoden und im Sperma begrenzt. Die Spermien sind durch ihren hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und der begrenzten antioxidativen Abwehr besonders anfällig für oxidative Schäden, die sich negativ auf ihre Beweglichkeit und Lebensfähigkeit auswirken. Der oxidative Stress gilt daher als ein Schlüsselfaktor, der zum Rückgang der männlichen Fruchtbarkeit beiträgt. Er wird bei vielen unfruchtbaren Männern (bei 30 bis zu 80 %) festgestellt. Ergänzungen mit antioxidativ wirkenden Mikronährstoffen können eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Unfruchtbarkeit spielen, indem sie freie Radikale neutralisieren und Zellschäden verhindern. Zu den bei männlicher Unfruchtbarkeit möglicherweise wirksamen Antioxidantien gehören vor allem die Aminosäure L-Carnitin, L-Glutathion (Tripeptid aus den Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein, Glycin), sowie Coenzym Q10, Selen und Zink. Eine Gruppe französische Forscher stellte die aktuellen Kenntnisse zur Ergänzung von Antioxidantien und ihre Wirkungen auf die männliche Fruchtbarkeit vor.
Ergänzungen von Antioxidantien können bei unzureichender oder mangelnder Versorgung die männliche Fruchtbarkeit verbessern. Dabei können die einzelnen Antioxidantien teils spezifische Funktionen beim Schutz der Zellen und bei der Erhaltung der Fruchtbarkeit übernehmen. L-Carnitin ist eine natürliche Aminosäuren-Verbindung (Lysin, Methionin), die beim Transport von Fettsäuren in die Mitochondrien der Zellen eine entscheidende Rolle bei der Energieerzeugung spielt. In neueren Studie zeigte sich, dass L-Carnitin die Spermienzahl, ihre Form und Beweglichkeit (Morphologie, Motilität) verbessert und auch die Spiegel von Testosteron und dem luteinisierenden Hormon erhöht. Das Vitaminoid Coenzym Q10 (CoQ10) spielt eine entscheidende Rolle bei der Energieerzeugung in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen). Eine neuere Studie zeigte, dass CoQ10 die Spermien-Beweglichkeit bei Patienten mit dem OAT-Syndrom (Oligoasthenoteratozoospermie) und die dadurch eingeschränkte Fertilität verbesserte.
Das häufigste Mineral in der menschlichen Samenflüssigkeit ist Zink, das hier auch höher konzentriert ist als im Blut. Ein Zinkmangel kann zur gestörten Spermatogenese (Prozess der Spermienproduktion), einem verringerten Testosteronspiegel und einer insgesamt beeinträchtigten männlichen Fortpflanzung führen. Zink ist an der antioxidativen Abwehr, der Speicherung, Produktion, Sekretion und Funktion mehrerer Enzyme beteiligt, die eine wichtige Rolle bei der Hormonregulation und der Zellteilung (Meiose) während der Spermatogenese spielen. In einem Review zeigte sich, dass einige Vitamine (C, B12, E etc.) und Spurenelemente als Nährstoffregulatoren dienen, die den oxidativen Stress wirksam verringern und folglich die Spermienqualität verbessern. Dies ist eng mit verbesserten Funktionen der Spermien-Mitochondrien verbunden. Darüber hinaus gibt es zunehmend mehr Nachweise, dass die Gabe von Vitamin D bei Männern mit verringerter Fruchtbarkeit eine positive Wirkung auf die Spermienqualität hat. Weiter spielt das Spurenelement Selen bei der männlichen Fruchtbarkeit eine wichtige Rolle. Es ist ein Teil von Selenoproteinen, die für die Aufrechterhaltung der Spermienfunktionen wichtig und an der Regulierung der Spermatogenese beteiligt sind. So trägt z. B. Glutathionperoxidase dazu bei, die Spermien vor oxidativem Stress zu schützen und unterstützt ihre normale Entwicklung.
Es gibt außerdem Nachweise, dass die kombinierte Einnahme mehrerer Antioxidantien einen synergistischen Effekt haben kann, der die Spermienqualität verbessert. Eine Metaanalyse von 23 (randomisierten kontrollierten) Studien, in denen zehn Antioxidantien geprüft wurden, zeigte z. B., dass Ergänzungen von L-Carnitin die Motilität und Morphologie der Spermien und Omega-3-Fettsäuren ihre Konzentration verbesserten, CoQ10 wirkte sich sowohl auf die Spermien-Motilität und -Konzentration aus. Eine weitere Studie mit 122 unfruchtbaren Patienten zeigte, dass die Kombination verschiedener Antioxidantien, darunter L-Carnitin, Acetyl-L-Carnitin, Selen, CoQ10, Vitamin C, Zink und Folsäure, über einen Zeitraum von sechs Monaten sich positiv auf die Spermien auswirkte. Die Gabe von Antioxidantien bei der männlichen Unfruchtbarkeit sollte nach individuellen Bedürfnissen zusammengestellt werden. Dabei können je nach Bedarf auch Antioxidantien auf pflanzlicher Basis und Probiotika einbezogen werden.
Die Forscher ziehen das Fazit: Niedrige Konzentrationen von Sauerstoffradikalen sind in der Spermatogenese und in jedem Stadium der Befruchtung wichtig. Sind sie jedoch im Übermaß vorhanden, kommt es zum oxidativen Stress, der zur Unfruchtbarkeit beitragen kann. Durch die Kombination von Antioxidantien, abgestimmt auf den individuellen Bedarf, und Interventionen im Lebensstil, z. B. mit einer gesünderen Ernährung, kann die Unfruchtbarkeit gelindert werden. Eine antioxidative Therapie trägt zur Verbesserung der männlichen Fruchtbarkeit bei, indem sie u. a. den oxidativen Stress reduziert und die Spermienqualität fördert, einschließlich der Beweglichkeit und Form der Spermien sowie der DNA-Integrität. Die Antioxidantien können auch dazu beitragen, die Erfolge bei der assistierten Reproduktion verbessern und allgemein die reproduktive Gesundheit fördern.
Unser Tipp: Die Antioxidantien, die bei männlicher Fertilität untersucht wurden, wie Coenzym Q10, Zink, Selen, Acetyl-L-Carnitin und andere werden sowohl einzeln als auch kombiniert in verschiedenen Mischungen angeboten. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.