Gut essen und trinken – neue Empfehlungen zur Ernährung der DGE

 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. hat ihre überarbeiteten Empfehlungen für eine gesunde Ernährung in Deutschland vorgestellt. Berücksichtigt sind nun auch Aspekte der Nachhaltigkeit, Umweltbelastung und der hierzulande üblichen Essgewohnheiten. Grundsätzlich sollten pflanzliche Lebensmittel in der Ernährung eine größere Rolle spielen.

 

Bunt und gesund essen und dabei die Umwelt schonen, das sind die Leitlinien der neuen DGE-Empfehlungen. Wer sich überwiegend von Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten sowie Nüssen und pflanzlichen Ölen ernährt, schützt nicht nur seine Gesundheit, sondern schont dabei auch die Ressourcen der Erde. Dazu gehört es auch, die Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Die DGE-Empfehlungen „Gut essen und trinken“ zeigen einen Weg, den Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln zu erhöhen und den von tierischen Lebensmitteln zu senken, um die Gesundheit und Umwelt besser zu schützen.

 

Die 11 Empfehlungen für Erwachsene von 18 bis zu 65 Jahren kurz zusammengefasst:

Am besten Wasser trinken: 1,5 Liter täglich sollten es sein. Auch andere kalorienfreie Getränke wie ungesüßter Tee etc. sind empfehlenswert.

 

Obst und Gemüse – viel und bunt: Die Sorten-Vielfalt liefert reichlich Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. 5 Portionen Obst und Gemüse werden täglich empfohlen, am besten Sorten aus der aktuellen Erntesaison.

 

Hülsenfrüchte und Nüsse regelmäßig: Erbsen, Bohnen und Linsen enthalten reichlich Eiweiß, Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Nüsse liefern dazu gesunde Fettsäuren und sind gut für die Herzgesundheit. Die Empfehlung: Einmal pro Woche Hülsenfrüchte und täglich eine kleine Handvoll Nüsse essen.

 

Vollkorn ist die beste Wahl: Brot, Nudeln, Reis und Mehl in Vollkorn-Varianten sind die beste Wahl für die Gesundheit. Sie sättigen länger und liefern mehr Vitamine und Mineralien als Weißmehl-Produkte.

 

Pflanzliche Öle bevorzugen: Sie enthalten reichlich essentielle Fettsäuren und Vitamin E. Rapsöl und daraus hergestellte Margarine sind eine gute Wahl. Empfehlenswert sind auch Walnuss-, Lein-, Soja- und Olivenöl.

 

Milch und Milchprodukte jeden Tag: Sie liefern Eiweiß, Kalzium, Vitamin B2 sowie Jod und unterstützen die Knochengesundheit. Wer pflanzliche Milch-Alternativen bevorzugt, sollte auf die Versorgung mit Kalzium, Vitamin B2 und Jod achten.

Fisch jede Woche: Fettreiche Fische, z. B. Lachs, Makrele, Hering, liefern die wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Seefische wie Kabeljau oder Rotbarsch versorgen auch mit Jod. Empfehlenswert sind ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche.

 

Fleisch und Wurst – weniger ist mehr: Fleisch liefert gut verfügbares Eisen, Selen und Zink. Zu viel rotes Fleisch (Rind, Schwein, Lamm, Ziege) und besonders Wurst erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Dickdarmkrebs. Die Produktion von Fleisch und Wurstwaren belastet die Umwelt deutlich stärker als die pflanzlicher Lebensmittel. Pro Woche sollten nicht mehr als 300 g Fleisch und Wurst gegessen werden.

 

Süßes, Salziges und Fettiges – besser stehen lassen: Zucker, Salz und Fett stecken oft „unsichtbar“ in verarbeiteten Lebensmitteln, in Wurst, Gebäck, Süßwaren, Fast Food und Fertigprodukten. Wird davon viel gegessen, steigt das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Typ-2-Diabetes.

 

Mahlzeiten genießen: Man sollte sich Zeit zum langsamen, bewussten Essen nehmen und sich die Pause gönnen, das fördert auch das Sättigungsgefühl. Und: Gemeinsam essen tut gut.

 

In Bewegung bleiben und auf das Gewicht achten: Ernährung und körperliche Aktivität gehören zusammen. Die tägliche Bewegung und ein aktiver Alltag fördern die Knochengesundheit und senken das Risiko für Übergewicht sowie viele weitere Krankheiten.

 

Selbstverständlich ist sich die DGE bewusst, dass diese Empfehlungen zusammen eine ideale Situation der Ernährung aufzeigen, die in der alltäglichen Praxis nicht vollständig und nicht immer umgesetzt wird. Doch auch kleine Verbesserungen in der täglichen Ernährung sind ein Schritt in die richtige Richtung. Eine gesunde und ökologisch nachhaltige Ernährung sollte zu mehr als drei Vierteln pflanzliche Lebensmittel enthalten, tierische Lebensmittel sollten maximal ein Viertel ausmachen und damit deutlich weniger verzehrt werden als bisher. Lebensmittel, die mit der Entstehung ernährungsabhängiger Krankheiten verbunden sind, sollten ebenfalls deutlich weniger gegessen werden. Die angemessene Energiezufuhr und die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen sind die Basis für eine gesundheitsfördernde Ernährung. Bei den neuen Empfehlungen wurden dazu die Dimensionen der Umwelt, z. B. Treibhausgasemissionen und Landnutzung, berücksichtigt.

 

Quellen
Gut essen und trinken – DGE stellt neue lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen für Deutschland vor, Presseinformation vom 5.3.2024, https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/gut-essen-und-trinken-dge-stellt-neue-lebensmittelbezogene-ernaehrungsempfehlungen-fuer-deutschland-vor/
Gut essen und trinken – die DGE-Empfehlungen, https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/gut-essen-und-trinken/dge-empfehlungen/


Natives Olivenöl extra und Neuroschutz bei der Trigeminusneuralgie

 

Die äußerst heftigen Schmerzen einer Trigeminusneuralgie können möglicherweise durch die Ernährung beeinflusst werden. Mit der mediterranen Ernährung und vor allem mit guten Aufnahmen von nativem Olivenöl extra könnten einige Symptome verringert werden, wie erstmals eine kleine Studie zeigt.

 

Die Trigeminusneuralgie ist eine chronische Erkrankung, die durch lähmende, plötzlich auftretende Gesichtsschmerzen gekennzeichnet ist. Davon sind Frauen und ältere Menschen häufiger betroffen. Zum Krankheitsbild gehört auch eine sekundäre Trigeminusneuralgie, sie wird vor allem auf eine Entmarkung (Demyelinisierung) der Myelinscheiden (umgeben und schützen viele Nervenfasern) z. B. bei der Multiplen Sklerose zurückgeführt. Obwohl ein möglicher Mechanismus zur Verbesserung der Myelinisierung experimentell nachgewiesen wurde, sind Ernährungstherapien bei den Patienten bisher kaum erforscht. Es gibt einige Hinweise, dass die mediterrane Ernährung zum Neuroschutz beitragen kann. Bei entzündlichen demyelinisierenden Krankheiten des Zentralen Nervensystems wie der multiplen Sklerose wirkt sich die mediterrane Ernährung positiv auf das Krankheitsrisiko und den Schweregrad der Erkrankung aus. Dies wurde in einigen Interventionsstudien belegt, Patienten berichteten vor allem über eine geringere Müdigkeit und verbesserte Lebensqualität.

 

Die mediterrane Kost legt den Schwerpunkt auf Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Vollkornprodukte, Nüsse, Fisch und Olivenöl sowie auf einen geringen Verzehr von Fleisch, Geflügel, Milchprodukten und Rotwein. Besonders das native Olivenöl extra (naturbelassen, höchste Güteklasse) soll durch Bereitstellung von Ölsäure und Bioaktivität der enthaltenen phenolischen Verbindungen zum Neuroschutz beitragen. Die Bildung von Myelin (Grundlage der Markscheiden), das sich aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Öl- und Nervonsäure) zusammensetzt, hängt zum Teil von den Nahrungsquellen der einzelnen Fettsäuren ab. Die Versorgung mit reichlich Ölsäure kann die Myelinisierung fördern und einer Demyelinisierung vorbeugen. Diese Unterstützung kann dazu beitragen, die elektrische Aktivität im Trigeminusnerv zu verbessern. Es wird weiter angenommen, dass Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe) im nativen Olivenöl extra, z. B. durch entzündungshemmende Wirkungen von Oleuropein (Bitterstoff in Olivenblättern) und anderen Substanzen, ebenfalls zum Neuroschutz beitragen. Bei Entzündungen wird besonders die Synthese der Nervonsäuren (Omega-9-Fettsäure) unterdrückt.

 

Möglicherweise können verringerte Entzündungen durch bioverfügbare Polyphenole im nativen Olivenöl extra das Myelin schützen und damit die Schmerzsymptome einer durch Demyelinisierung bedingten Trigeminusneuralgie lindern und die Therapie ergänzen. Für die betroffenen Patienten kann es allerdings herausfordernd sein, ihre Ernährung rigoros umzustellen. Ein erster Schritt könnte sein, eine optimale Menge an nativem Olivenöl extra in die Ernährung aufzunehmen. Eine Gruppe von US-amerikanischen Forschern führte dazu eine kleine Studie durch, um die tägliche Aufnahme von nativem Olivenöl extra und sein Potenzial zur Linderung der Gesichtsschmerzen bei betroffenen Patienten zu prüfen.

 

An der Studie nahmen 52 Frauen (im Durchschnitt 53 Jahre alt) mit Trigeminusneuralgie teil. Nach einer Basiszeit von vier Wochen, u. a. mit Informationen zur Ernährung, wurden die Teilnehmerinnen in zwei Gruppen eingeteilt. Die einen erhielten 12 Wochen lang täglich 60 ml natives Olivenöl extra, die anderen ernährten sich wie gewohnt und ohne zusätzliche Olivenöl-Einnahmen. Alle Frauen füllten täglich einen Fragebogen zur Schmerzintensität aus und gaben dabei auch an, ob sie sich an die Olivenöl-Einnahme hielten. Wöchentlich und monatlich wurden bei allen Befragungen zu ihren Gesichtsschmerzen durchgeführt. Außerdem wurde die Ernährung der Frauen zu Beginn der Studie und im Lauf der Studienzeit beurteilt. 42 Teilnehmerinnen schlossen die Studie ab. In der Gruppe mit dem nativen Olivenöl extra zeigte sich eine signifikante Abnahme in den Gesichtsschmerzen (beeinträchtigte mimische Funktion, Schwere der Schmerzen) im Vergleich zum Studienbeginn. Dagegen gab es in der Kontrollgruppe keinerlei Verbesserungen.

 

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die tägliche Einnahme von nativem Olivenöl extra die Beeinträchtigungen durch die Trigeminusneuralgie verbessern könnte. Ein erhöhter Verzehr von nativem Olivenöl extra könnte eine begleitende Rolle bei der Schmerzlinderung spielen. Dabei wird vermutet, dass längere Interventionen erforderlich sind. Die Forscher machen darauf aufmerksam, dass das in dieser Studie eingesetzte native Olivenöl extra im einzelnen nicht repräsentativ für Olivenöle aus anderen Regionen ist. Olivenöl besteht hauptsächlich aus Triglyzeriden, enthält aber auch kleinere Mengen an Sterolen, Fettalkoholen, Phenole und Vitamin E, wobei die Zusammensetzung sehr variabel ist. Die Zusammensetzung wird z. B. durch den Reifegrad der Oliven und Lagerbedingungen beeinflusst. Die Zusammensetzung der Fettsäuren hängt besonders von Faktoren wie Sorte und Erntejahr, dem geografischen Anbaugebiet und der Art der Extraktion sowie der Wärmebehandlung beim Kochen ab. Auch der jeweilige Gehalt an Ölsäure kann (bis zu mehr als 15 %) schwanken.

 

Die Forscher ziehen das Fazit. Dies ist nach ihren Kenntnissen die erste Studie, in der bei Patienten mit Trigeminusneuralgie tägliche Aufnahmen von nativem Olivenöl extra in Bezug auf die Gesichtsschmerzen untersucht wurde. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Maßnahme Aspekte der Lebensqualität bei den Patienten verbessern kann. Dazu gehören geringere Schmerzen und weniger Beeinträchtigungen der allgemeinen und verbesserte mimische Aktivitäten des täglichen Lebens. Die mögliche Rolle von nativem Olivenöl extra bei der Myelinisierung der Markscheiden, sollte im Zusammenhang mit der entzündungshemmenden mediterranen Ernährung weiter erforscht werden.

 

Quelle
Melissa L. Moreno et al., Daily olive oil intake is feasible to reduce trigeminal neuralgia facial pain: A pilot study. In: Nutrition Research, online 1.2.2024, doi: 10.1016/j.nutres.2024.01.005.


Zink im Lauf des Lebens

 

Das Spurenelement Zink ist für eine große Anzahl an Funktionen im Körper sehr wichtig. Zink ist für das Wachstum und die Gesundheit bis ins hohe Alter von großer Bedeutung.

 

Zink beeinflusst durch seine vielfältigen Funktionen (katalytisch, strukturell, regulatorisch) und als Teil vieler Enzyme und Proteine den Stoffwechsel, die Genexpression, Hormonfunktion, Immunabwehr, das Wachstum und viele Körperprozesse mehr. Allgemein ist der Zinkmangel weltweit eine der häufigsten Formen der Mikronährstoff-Unterernährung. In Deutschland kommen schwere Zinkmängel eher selten vor, eine Unterversorgung mit Zink kann jedoch vorhanden sein. Im Durchschnitt nehmen Frauen hierzulande täglich etwa 8 mg und Männer 11 mg Zink mit ihrer Ernährung auf. Die Empfehlungen für den täglichen Bedarf der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. sind seit 2019 differenziert, abhängig von der Aufnahme von Phytaten (Form der Phytinsäure), die in Pflanzen u. a. Zink binden können, das gilt vor allem für Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide. Das in der Nahrung enthaltene Phytat bindet im Magen-Darm-Trakt Zink, wodurch sich dessen Bioverfügbarkeit verringert. Die empfohlenen Zinkwerte liegen daher bei uns für erwachsene Frauen zwischen 7 bis 10 mg, für Männer bei 11 bis 16 mg, je nach einer niedrigen bis hohen Zufuhr an Phytaten aus der Ernährung.

 

Zink ist vor allem in Rind- und Schweinefleisch, Käse, Milch und Milchprodukten sowie in Eiern reichlich enthalten. Auch Nüsse, Weizen- oder Roggenkeimlinge liefern gute Zinkmengen. Eine schlechtere Zinkversorgung kann bei älteren Menschen, bei chronisch entzündlichen Darmkrankheiten oder auch bei einer streng vegetarischen Ernährung häufiger vorkommen. Die Symptome des Zinkmangels sind vielfältig und unspezifisch, u. a. abhängig vom Alter, Dauer der Zinkdefizite und dem Vorhandensein anderer Erkrankungen. Bei einem schwereren Zinkmangel können kognitive Beeinträchtigungen, wiederkehrende Infektionen und Durchfall, eine verzögerte Wundheilung und verringerte Fortpflanzung zu den Folgen gehören. Eine Gruppe von Forschern aus Großbritannien und den USA stellte die Kenntnisse zur Rolle von Zink für die Gesundheit und zu den Möglichkeiten verbesserter Zinkaufnahmen in der Bevölkerung vor.

 

Neben der bekannten Bedeutung von Zink für das Wachstum von Kindern und die Resistenz gegen Infektionen hat Zink zahlreiche spezifische Aufgaben, zu denen u. a. auch die Regulierung des Glukose-Stoffwechsels gehört. Es gibt immer mehr Nachweise dafür, dass ein Zinkmangel mit einem erhöhten Risiko für kardiometabolische Störungen in Verbindung steht. Zink spielt eine wichtige Rolle bei der Insulinsekretion und der Glukosehomöostase, und ein niedriger Zinkstatus wurde mit einem schwereren Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht. Der Zinkstatus beeinflusst auch den Lipidstoffwechsel, einschließlich der Absorption, der Synthese und des Metabolismus von Fettsäuren. Das wirkt sich auf die zirkulierenden Lipidprofile aus und kann bei zu geringen Aufnahmen das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen. Ein leichterer oder schwer erkennbarer (subklinischer) Zinkmangel kann die allgemeine Dysregulierung der Stoffwechsel-Funktionen und Entzündungen hervorrufen, was z. B. Belastungen durch chronische Krankheiten erhöhen kann.

 

Neuere Meta-Analysen ergaben, dass Teilnehmer mit den höchsten Zinkaufnahmen aus der Nahrung ein um 13 % geringeres Risiko hatten, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Eine niedrig dosierte Ergänzung von Zink konnte signifikant die Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten und Typ-2-Diabetes verringern, einschließlich hoher Nüchtern-Blutzuckerwerte, Insulinresistenz sowie Gesamt- und LDL-Cholesterin. Zink ist außerdem ein Schlüsselelement bei der Reaktion auf den oxidativen Stress. Das beruht zum Teil auf seiner Rolle in der (zinkhaltigen) Superoxiddismutase (Enzym, das Sauerstoffradikale beseitigen kann) und auf Signalfunktionen in zellulären Reaktionen auf den oxidativen Stress. Darüber hinaus reguliert Zink den Gefäßtonus, führt zu einer Entspannung der glatten Gefäßmuskulatur (Vasorelaxation) und kann die Steifigkeit von Blutgerinnseln verringern.

 

Eine gute Zinkversorgung im gesamten Lauf des Lebens kann die Prävention vieler Krankheiten unterstützen. Dagegen sind eine schlechte Ernährung und unzureichende Aufnahmen von Zink aus der Nahrung die Hauptursachen für einen suboptimalen Zinkstatus. Er kann sich langfristig auf chronische Krankheiten auswirken bzw. das Risiko für ihr Entstehen erhöhen. Zink als Nahrungsergänzung kann als gezielte Behandlungs-Strategie bei einem festgestellten Mangel oder prophylaktisch bei einem hohem Mangel-Risiko eingesetzt werden. Die in Nahrungsergänzungen verwendete Form von Zink kann anorganisch (Oxid, Chlorid, Sulfat, Carbonat), organisch (z. B. Aspartat, Citrat, Glukonat, Malat) oder an Aminosäuren (z. B. Histidin, Lysin) gebunden sein. Die chemische Form wirkt sich auf die Löslichkeit und die Aufnahme von Zink aus dem Magen-Darm-Trakt aus, anorganische Formen werden meist besser aufgenommen.

 

Die Art der Aufnahme, nüchtern oder mit einer Mahlzeit, kann sich ebenfalls auf die Resorption von Zink und den Stoffwechsel auswirken. Allgemein sind Nahrungsergänzungen mit Zink eine einfache, kostengünstige Möglichkeit, die Versorgung bei Bedarf zu verbessern. Über andere Maßnahmen der Zinkversorgung, z. B. die Anreicherung von Nahrungsmitteln und Gewürzen oder auch Biofortifikation (Erhöhung der Zinkdichte in Getreidekörnern), wird weiter geforscht.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Erstmals wurde die Bedeutung des Zinkmangels aus einer breiteren Perspektive beleuchtet, angefangen von seiner bekannten Rolle beim Wachstum von Kindern über Infektionen bis zu seiner Schlüsselrolle bei der zunehmenden globalen Belastung durch Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Erwachsenen.

 

Quelle
Nicola M. Lowe et al., Preventing and Controlling Zinc Deficiency Across the Life Course: A Call to Action. In: Advances in Nutrition, online 17.2.2024, doi: 10.1016/j.advnut.2024.100181.


Vitamin D könnte bei einer überaktiven Blase wirksam sein

 

Ein unkontrollierter, starker Harndrang oder der unwillkürliche Urinverlust durch eine überaktive Blase ist eine erhebliche Belastung für die Betroffenen. Ein Mangel an Vitamin D könnte das Risiko für solche Beschwerden erhöhen, dagegen könnten seine Ergänzungen dazu beitragen, die Beschwerden zu verringern.

 

Eine überaktive Blase, auch Reizblase genannt, kann sich auf verschiedene Weise äußern. Das reicht von einem übermäßig starken Harndrang, zum Teil verbunden mit nachtröpfelndem Urin oder unwillkürlichen Blasenentleerungen bis hin zum kontinuierlichen Urinverlust. In Deutschland geht man von mehr als 6 Millionen Menschen aus, die zumindest zeitweise oder häufiger davon betroffen sind. Die Vorkommen einer überaktiven Blase steigen mit dem zunehmendem Alter an. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, z. B. Blasenentzündungen, Harnverlust durch körperliche Anstrengungen, aber auch eingeschränkte Funktionen der Harnblasse, ein geschwächter Beckenboden oder andere Krankheiten. In so manchen Fällen ist die Ursache jedoch unbekannt. Die überaktive Blase wird hauptsächlich mit Medikamenten sowie mit Beckenboden-Gymnastik, Blasentraining oder Methoden der Verhaltenstherapie behandelt.

 

Dabei sind die Symptome der Häufigkeit des Wasserlassens und der Inkontinenz oftmals nur schwer zu beseitigen. Daher sucht man auch nach neuen Ansätzen für die Prävention und Therapie der Reizblase. Möglicherweise können auch einige Mikronährstoffe die Blasenfunktionen beeinflussen. Bisher ist nicht bekannt, ob ein Vitamin-D-Mangel zu einer überaktiven Blase oder zur Harninkontinenz führen kann oder ob Ergänzungen von Vitamin D dazu beitragen können, die Blasensymptome zu lindern. Eine Gruppe von chinesischen Forschern prüfte diese Beziehungen in einem umfassenden, systematischen Review und in einer Metaanalyse der relevanten Studien. Nach einer umfassenden Recherche in den einschlägigen Datenbanken konnten sie 13 Studien prüfen und auswerten. Die Ergebnisse zeigten, dass bei einem Mangel an Vitamin D ein erhöhtes Risiko für eine überaktive Blase und Harninkontinenz beobachtet wurde (OR 4,46).

Der Spiegel von Vitamin D war bei Patienten mit einer überaktiven Blase oder Harninkontinenz relativ niedrig. Auf Grundlage der vorhandenen Daten wurde das Risiko der Harninkontinenz nach einer Ergänzung von Vitamin D um 66 % verringert.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Ein Mangel an Vitamin D erhöht das Risiko für eine überaktive Blase und die Harninkontinenz. Die Ergänzung von Vitamin D kann dazu beitragen, das Risiko der Harninkontinenz zu verringern. Die Entwicklung neuer Strategien zur Vorbeugung oder Linderung von Blasen-Symptomen ist von entscheidender Bedeutung für die Lebensqualität der betroffenen Patienten. Die Ergänzung von Vitamin D könnte sich als wirksame Strategie zur Vorbeugung oder Linderung von Blasensymptomen wie der überaktiven Blase und Inkontinenz durchsetzen.

 

Quelle: 
Qiang Zhang et al., Vitamin D levels and the risk of overactive bladder: a systematic review and meta-analysis. In: Nutrition Reviews, Vol. 82, Nr. 2, 2024, S. 166-175, doi: 10.1093/nutrit/nuad049.


Beerenfrüchte, Darmgesundheit und chronische Nierenkrankheiten

 

Bei chronischen Nierenkrankheiten ist auch die Darmgesundheit beeinträchtigt. Der häufigere Verzehr von Beeren, Heidelbeeren und anderen Beerenfrüchten, könnte sich über verbesserte Darmfunktionen auch auf die chronischen Nierenkrankheiten auswirken.

 

Chronische Nierenerkrankungen sind sehr belastend, sie sind oft mit Aufenthalten im Krankenhaus verbunden und steigern auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Weiter besteht ein direkter Zusammenhang mit einem Ungleichgewicht der Darm-Mikrobiota (Gemeinschaft der Darmbakterien), was als Darm-Dysbiose bezeichnet wird. Dabei nehmen schädliche Bakterien (z. B. Firmicutes, Actinobacteria) zu und die gesunden Bakterien (z. B. Bifidobakterien, Laktobazillen) verringern sich. Dieser Prozess konnte bereits in frühen Krankheits-Stadien beobachtet werden. Damit verbunden ist auch eine erhöhte Darmpermeabilität (Durchlässigkeit der Darmwand) und die gesteigerte Bildung von giftigen Schadstoffen im Harn (urämische Toxine), die mit Entzündungen, dem oxidativen Stress und kardiovaskulären Ereignissen in Verbindung gebracht werden. Weiter können geringe Aufnahmen von Ballaststoffen und einige Medikamente dazu beitragen, die Durchlässigkeit der Darmbarriere zu erhöhen, was zu chronischen Entzündungen führt.

 

Eine gesunde Ernährung trägt dazu bei, die Darm-Mikrobiota positiv zu fördern. Studien zeigten, dass der reichliche Verzehr von Obst, Gemüse und Ballaststoffen die Darmbakterien positiv beeinflussen und urämische Toxine verringern kann. Bioaktive Verbindungen und Mikronährstoffe in der Nahrung, darunter Polyphenole (sekundäre Pflanzenstoffe), die Vitamine E und A sowie Zink, Polysaccharide, mehrfach ungesättigte Fettsäuren und die Aminosäure Glutamin könnten möglicherweise schädliche Wirkungen, die mit einer gestörten Darm-Mikrobiota verbunden sind, bei chronischen Nierenkrankheiten senken. Zu den Lebensmitteln mit antioxidativen Eigenschaften gehören Beerenfrüchte (Heidelbeeren, Cranberries, Himbeeren, Erdbeeren), die reich an phenolischen Verbindungen, Flavonoiden, Tanninen, Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen sind. Neuere Studien zeigten, dass sie für die Gesundheit der Darm-Mikrobiota wesentlich sind.

 

Sie können dazu beitragen, das Wachstum und die Fülle der nützlichen Darm-Mikroorganismen zu erhöhen, auf bestimmte Bakterienarten positiv einwirken und die Bildung kurzkettiger Fettsäuren fördern. So wirken z. B. Heidelbeeren als Modulator der Darm-Mikrobiota, indem sie Proteine fördern, die an der Bildung der Darmschleimhaut beteiligt sind. Beerenfrüchte könnten daher eine Strategie sein, um die Darm-Mikrobiota und Dysbiose bei chronischen Nierenkrankheiten zu beeinflussen, doch bisher gibt es dazu nur wenige Studien. Eine Gruppe von Forschern aus den USA stellte dazu die aktuellen Kenntnisse vor.

 

Der Verzehr von Obst gilt seit langem als eine vielversprechende Strategie zur Verringerung des Risikos chronischer Krankheiten, einschließlich von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und dem metabolischen Syndrom. Beerenfrüchte erhielten aufgrund ihrer positiven Wirkungen auf den oxidativen Stress, Entzündungen, endotheliale Dysfunktionen (gestörte Funktionen der Innenschicht von Blutgefäßen), Arterienverkalkung und Insulinempfindlichkeit eine besondere Aufmerksamkeit. Diese positiven Wirkungen werden zum Teil mit ihrem hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen in Verbindung gebracht. Es gibt zunehmend Nachweise dafür, dass sie sich an bakterielle Zellmembranen im Darm binden können, was deren Funktionen verändert und die Modulation der Darm-Mikrobiota fördert. Darüber hinaus gelten Beerenfrüchte als eine gute Quelle für Ballaststoffe, die über präbiotische Effekte (fördern die Ernährung gesunder Darmbakterien) und die Bildung kurzkettiger Fettsäuren mit positiven Wirkungen auf die Darm-Mikrobiota in Verbindung gebracht werden.

 

Es gibt Hinweise, dass verschiedene Beerenfrüchte die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und den Stoffwechsel verbessern. Wir stellen hier als Beispiel die Wirkungen von Heidelbeeren in Bezug auf chronische Nierenkrankheiten kurz vor. Heidelbeeren sind reich an sekundären Pflanzenstoffen(z. B. Anthocyanen) und eine gute Quelle für organische Säuren, Mineralien und Pektin (pflanzliches Polysaccharid). Extrakte aus Heidelbeeren werden als Nahrungsergänzung zur Verringerung von Entzündungen und des oxidativen Stresses eingesetzt. Neuere (experimentelle) Studien zeigten, dass ihr Verzehr den bakteriellen Stoffwechsel verändern könnte. Dazu gehört, dass sie schädliche Wirkungen einer fettreichen Ernährung auf die Immunzellen im Darm senken und die Darmschleimheit ebenso wie die Darm-Mikrobiota verbessern könnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Beerenfrüchte gelten als eine gute Quelle für Polyphenole und andere Mikronährstoffe, die sich positiv auf die Darm-Mikrobiota auswirken können. Insgesamt zeigen die Erkenntnisse, dass Beerenfrüchte die Darmgesundheit erhöhen können, indem sie die Häufigkeit von schleimproduzierenden Bakterien und kurzkettigen Fettsäuren beeinflussen. Sie fördern auch die Zunahme von Metaboliten (Abbauprodukte im Stoffwechsel), die für eine verbesserte Vielfalt der Darm-Mikrobiota verantwortlich sind. Studien über die Beerenmenge, die zu diesen Wirkungen führt, zeigten bisher heterogene Ergebnisse. Es ist jedoch bekannt, dass bereits mit 5 mg/Tag einige positive Effekte in Tierstudien beobachtet wurden. Dies könnte auch eine mögliche Strategie für Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten sein, doch bisher fehlt es dazu an Studien-Nachweisen bei den Patienten. Die Beziehungen zwischen Beerenfrüchten und chronischen Nierenkrankheiten sollten weiter erforscht werden, um eine bessere Lebensqualität der Patienten zu fördern.

 

Quelle: 
Karen S. Coutinho-Wolino et al., Blueberry, cranberry, raspberry, and strawberry as modulators of the gut microbiota: target for treatment of gut dysbiosis in chronic kidney disease? From current evidence to future possibilities. In: Nutrition Reviews, Vol. 82, Nr. 2, 2024, S. 248-261, doi: 10.1093/nutrit/nuad048.


Ernährungsabhängige Krebskrankheiten nehmen weltweit zu

 

Die Bevölkerung wächst weltweit und wird immer älter, damit steigt auch die Belastung durch Krebskrankheiten stärker an. Dazu können ungesunde Ernährungsweisen beitragen, die das Risiko für einige Krebskrankheiten erhöhen. In einer Studie untersuchten Forscher die Wirkungen der Ernährung auf die Krebsbelastung und stellten Ansätze zur Risikosenkung vor.

 

Die Zahl neuer Krebsfälle schätzte man für das Jahr 2020 auf 19,3 Millionen, bis 2040 werden zur Zeit 28,4 Millionen neuer Krebsfälle prognostiziert. Zwar ist die Rate der mit Krebskrankheiten verbundenen Behinderungen und Todesfälle gesunken, doch es gibt einen kontinuierlichen Anstieg der Krebsfälle von 1990 bis 2019, was den weiter steigenden Trend für die nächsten Jahre vorgibt. Zu den Ursachen für Krebskrankheiten gehört neben vielen Faktoren auch eine ungesunde Ernährung. Dazu gehört vor allem der Verzehr von stark fett-, kohlenhydrat- und salzhaltigen Lebensmitteln, während auf die gute Versorgung mit Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe etc.) und Ballaststoffen weniger geachtet wird. Ungesunde Ernährungsweisen tragen zur täglichen Anhäufung von Karzinogenen im Körper bei.

 

Es gibt seit langem überzeugende Nachweise, dass die Ernährung bei der Entstehung von Krebs eine herausragende Rolle spielt. Bei der Verarbeitung von Fleisch entstehen z. B. schädliche Bestandteile wie heterozyklische Amine, Natrium, Nitrit und Nitrosamine, ein übermäßiger Verzehr wirkt sich nachteilig auf die Gesundheit aus. Bei starker Erhitzung von Fleisch und Gemüse (z. B. Kartoffeln etc.) kann sich das Krebsrisiko durch die Freisetzung des Karzinogens Acrylamid erhöhen. Bei der Ernährung handelt es sich jedoch um einen veränderlichen Risikofaktor, alle Maßnahmen, die sich auf eine gesündere Ernährung richten, können dazu beitragen, die Belastung durch Krebskrankheiten zu senken.

 

Bislang wurden nur wenige Studien in Bezug auf die ernährungsabhängigen Krebsarten durchgeführt. Dabei wurde aufgrund der geringen Datenlage auch nur selten der Verzehr bestimmter Lebensmittel berücksichtigt. Es gibt jedoch seit Anfang der 1990er Jahre eine grundlegende Untersuchung zur Ernährung und ihren Beziehungen zu Krankheiten mit dem Projekt „Global Burden of Disease“ aus den USA mit weltweiten Untersuchungen. 2019 wurden neun ernährungsbedingte Risikofaktoren (rotes und verarbeitetes Fleisch, Vollkornprodukte, Milch, Ballaststoffe, Obst, Gemüse, Salz und Kalzium) ermittelt, die sich bei übermäßiger oder aber zu geringer Zufuhr als für die Krankheitslast entscheidend erwiesen haben. Eingeschätzt wurde dies durch Beziehungen zwischen den Vorkommen von Krankheiten, einschließlich Todesfälle, und einer Maßeinheit für die Lebensqualität (DALY, disability-adjusted life year), die für 369 Krankheiten und Verletzungen, 286 Todesursachen und 87 Risikofaktoren in 204 Ländern und Territorien von 1990 bis 2019 untersucht wurden. Auf der Basis dieser Daten veröffentlichte die „Global Burden of Disease“-Gruppe 2022 einen Sonderbericht zum Ernährungsverhalten, der erstmals Schätzungen der täglichen Aufnahmen von 15 belastenden Lebensmittelgruppen in Bezug auf Krebskrankheiten vorstellte.

 

Mit ungünstigen Ernährungsweisen wurden vor allem der Brustkrebs, Dickdarm- und Enddarmkrebs, Luftröhren-, Bronchial- und Lungenkrebs sowie der Speiseröhren- und Magenkrebs in Verbindung gebracht. Der Brustkrebs wird besonders mit einer Ernährung verbunden, die einen hohen Anteil an rotem Fleisch enthält. Beim Dickdarm- und Enddarmkrebs wirken sich ein hoher Anteil an rotem und verarbeitetem Fleisch und eine geringe Aufnahme von Kalzium, Milch, Vollkornprodukten und Ballaststoffen belastend aus. Der Luftröhren-, Bronchial- und Lungenkrebs wurde mit einem geringen Anteil an Obst und der Speiseröhrenkrebs mit geringen Aufnahmen von Gemüse und Obst verbunden. Beim Magenkrebs gehörte ein hoher Anteil an Salz (Natrium) zu den Risikofaktoren. Die Beziehung zwischen Belastungen der Lebensqualität und altersabhängigen Sterberaten war bei Männern höher als bei Frauen (9,68 gegenüber 5,79 bzw. 213,16 gegenüber 129,18). Darüber hinaus war die ernährungsbedingte Krebsbelastung in Regionen mit einem höheren soziodemografischen Index höher als in Regionen mit niedrigerem soziodemografischen Index.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Ungesunde Ernährungsweisen haben einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Krebskrankheiten, wobei der größte Anteil auf den Dickdarm- und Enddarmkrebs entfällt. Ein erhöhter Verzehr von Vollkornprodukten, Milch, Ballaststoffen, Kalzium, Gemüse und Obst sowie der verringerte Verzehr von rotem und verarbeiteten Fleisch und Salz tragen wesentlich zu einer geringeren Krebsbelastung bei. Das Bewusstsein für eine gute Ernährung und ihren positiven Einfluss auf die Gesundheit, einschließlich des geringeren Risikos für ernährungsabhängige Krebskrankheiten, sollte sowohl auf Seiten der Lebensmittelproduktion als auch in der allgemeinen Bevölkerung stärker gefördert werden.

 

Quelle 
Shaohong Luo et al., Dietary consumption trend and its correlation with global cancer burden: A quantitative and comprehensive analysis from 1990 to 2019. In: Nutrition, Vol. 117, Nr. 1, 2024. doi: 10.1016/j.nut.2023.112225.


Carotinoide beeinflussen den Schlaf

 

Schlafstörungen nehmen weltweit zu, viele Faktoren sind daran beteiligt, das gilt auch für die Ernährung. Carotinoide, die in vielen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sind, könnten bei guten Aufnahmen dazu beitragen, die Schlafqualität zu verbessern.

 

Der Schlaf wurde als ein natürlich wiederkehrender Zustand von Körper und Geist gekennzeichnet, mit einem herabgesetzten Bewusstsein, relativ gehemmten sensorischen Aktivitäten, Hemmung fast aller willkürlichen Muskeln und reduzierter Interaktion mit der Umgebung. Der Schlaf ist für die Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit von wesentlicher Bedeutung. Zu einem gesunden Schlafmuster gehören etwa 7 bis 8 Stunden Schlaf täglich, keine oder seltene Symptome der Schlaflosigkeit und keine häufigere Müdigkeit tagsüber. In modernen Gesellschaften und mit einem veränderten sozioökonomischen Umfeld und Lebensstil sind eine verkürzte Schlafdauer inzwischen jedoch weit verbreitet, was die Schlafqualität belasten kann. Allgemein gilt, dass sowohl anhaltend zu kurze als auch zu lange Schlafzeiten die Gesundheit beeinträchtigen und das Risiko für chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Depressionen erhöhen können.

 

Zu den möglichen Ursachen und Risikofaktoren für eine abnormale Schlafdauer gehört auch die Ernährung, sie wurde in epidemiologischen Studien mit der Schlafdauer und anderen Merkmalen in Verbindung gebracht. Eine Studie ergab z. B., dass Gemüse und Obst einen großen Anteil an der positiven Beziehung zwischen der gesunden Ernährung und dem Schlaf haben. Dabei spielen die Carotinoide (sekundäre Pflanzenstoffe) eine besondere Rolle. Sie sind eine Gruppe orangefarbener, gelber oder roter, fettlöslicher Pigmente, die reichlich in pflanzlicher Kost vorkommen. Am bekanntesten ist Beta-Carotin, doch es gibt weitere Carotinoide, die gesundheitlich vorteilhaft sind (Alpha-Carotin, Beta-Kryptoxanthin, Lykopin/Lutein, Zeaxanthin). Carotinoide könnten mit ihren antioxidativen, antientzündlichen und immunstärkenden Eigenschaften auf den Schlaf einwirken. Eine Studie legte z. B. nahe, dass ein erhöhter Verzehr von Carotinoiden mit einem geringeren Risiko für Einschlafstörungen und schlechte Schlafqualität verbunden war.

 

Doch bisher gibt es über die Beziehung zwischen Carotinoiden und der Schlafdauer nur wenige Studien. Eine Gruppe chinesischer Forscher untersuchte daher den Zusammenhang zwischen der Zufuhr von Carotinoiden mit der Schlafdauer. Sie prüften auch, ob eine höhere Zufuhr von Carotinoiden das Risiko für eine abnorme Schlafdauer verringern kann.

 

Die Forscher nutzten die Daten von 23.000 Erwachsenen, die an der großen US-amerikanischen Studie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey, 2007-2018) teilgenommen hatten. Ihre Gesundheit wurde im Lauf der langen Studienzeit in verschiedenen Abständen untersucht. Für alle Teilnehmer lagen Informationen über ihre Ernährung und die Aufnahme verschiedener Carotinoide vor, außerdem hatten sie Angaben zur Schlafdauer und zu ihrem Lebensstil etc. gemacht. Nach der Menge der verzehrten Carotinoide wurden die Teilnehmer in drei Gruppen (niedrig bis hoch) eingeteilt. Ihre Schlafdauer wurde in kurz (< 7 h/Nacht), optimal (7-8 h/Nacht) und lang (> 8 h/Nacht) eingeteilt. Es zeigte sich, dass Teilnehmer mit einer höheren Zufuhr von Alpha- und Beta-Carotin, Beta-Kryptoxanthin, Lykopin, Lutein/Zeaxanthin vorwiegend eine normale Schlafdauer hatten, sie schliefen seltener zu kurz oder zu lang.

 

Es zeigte sich eine positive U-förmige Beziehung zwischen der Schlafdauer und der Aufnahme von Carotinoiden. Dabei zeigten sich in Bezug auf den Schlaf einige Unterschiede. Beta-Kryptoxanthin sowie Lutein/Zeaxanthin waren die wichtigsten Faktoren, die mit dem verringerten Risiko einer kurzen Schlafdauer verbunden waren. Dagegen waren Beta- und Alpha-Carotin sowie Beta-Kryptoxanthin die Hauptfaktoren für das geringere Risiko einer längeren Schlafdauer. Der Effekt zwischen den Carotinoid-Aufnahmen und der Schlafdauer schwächte sich allerdings nach der Anpassung an andere gesundheitliche Faktoren leicht ab.

 


Die Beziehung zwischen Carotinoiden und der Schlafqualität könnte durch mehrere Mechanismen erklärt werden. In einer neueren Studie zeigte sich, dass ein ungünstiges Verhältnis zwischen Prooxidantien und Antioxidantien, das zu oxidativem Stress führt, bei Kurzschläfern deutlich höher ist. Gute Aufnahmen von Carotinoiden könnten Kurzschläfern durch ihre ausgeprägten antioxidativen Eigenschaften möglicherweise helfen, die Schlafdauer zu verbessern. Eine lange Schlafzeit wurde mit einem Anstieg der Marker für systemische Entzündungen verbunden. Carotinoide können dazu beitragen, den Entzündungs-Status zu beeinflussen und davon abhängige Reaktionen zu verringern.

 

Carotinoide sind außerdem wichtige Vorstufen von Vitamin A. Eine Studie zeigte, dass ein Vitamin-A-Mangel zu einer Störung im Schlafrhythmus, besonders beim sogenannten slow wave sleep (langsam-welliger Schlaf) führen kann. Darüber hinaus wurde ein höherer Konsum von Carotinoiden mit einem geringeren Risiko für Fettleibigkeit, Depressionen und Typ-2-Diabetes etc. verbunden, wobei es bidirektionale Beziehungen mit der Schlafdauer gibt. 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Studie zeigte, dass Teilnehmer mit einer optimalen Schlafdauer mit ihrer Nahrung mehr Carotinoide aufnahmen. Das galt im Vergleich zu Teilnehmern mit einer ungünstigen, kürzeren oder längeren Schlafdauer, die mit Carotinoiden schlechter versorgt waren. Die Beziehungen zwischen Carotinoiden und dem Schlaf sollten künftig weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: 
Neben Beta-Carotin werden auch andere Carotinoide zur Nahrungsergänzung angeboten. Sie sind auch in vielen speziellen Multi-Präparaten für verschiedene gesundheitliche Wirkungen enthalten. 



 

Quelle: 
Ming-Gang Deng et al., Relationship between dietary carotenoid intake and sleep duration in American adults: a population-based study. In: Nutrition Journal 22, 68, online 8.12.2023, doi: 10.1186/s12937-023-00898-x.


Vitamin B6, Folat und Omega-3-Fettsäuren bei Migräne

 

Höhere Aufnahmen einiger Mikronährstoffe, der B-Vitamine B6 und Folat sowie der Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen, könnten das Risiko für die Migräne verringern und die Prävention unterstützen.

 

Die Migräne ist eine Form von chronischen Kopfschmerzen, die in Episoden anfallsartig auftreten. Diese neurologische Erkrankung ist weltweit verbreitet, die Vorkommen steigen in den Industrieländern weiter an. Frauen sind von Migräne häufiger betroffen als Männer, das gilt vor allem für jüngere Frauen bis zum mittleren Alter. Bei häufigeren und schwereren Migräneattacken gibt es Möglichkeiten der Vorbeugung mit bestimmten Medikamenten, die jedoch oft nur begrenzt wirksam sind (Ansprechraten 40 bis 50 %). Zur Vorbeugung sind auch einige nicht-medikamentöse Mittel hilfreich, das gilt z. B. für regelmäßigen Ausdauersport, Entspannungsmethoden und Stressabbau. Einige Studien zeigten, dass auch die Ernährung mit der Migräne in Verbindung steht. Bestimmte Mikronährstoffe könnten die Prävention und Therapie der Migräne erleichtern, das gilt besonders für die B-Vitamine, die eng mit dem (peripheren und zentralen) Nervensystem verbunden sind. Man vermutete, dass Störungen der Nerven und Blutgefäße (neurovaskuläres Endothel), die durch erhöhte Homocystein-Spiegel verursacht werden, zu Migräne führen können.

 

Dabei könnten die B-Vitamine B6 (Pyridoxin) und Folat eine besondere Rolle spielen. Vitamin B6 ist ein wichtiger Co-Faktor beim Stoffwechsel von Homcystein (im Übermaß schädliche Aminosäure), das gilt vor allem für seine aktive Form Pyridoxalphosphat. In einer Studie mit von Migräne betroffenen Frauen wurde berichtet, dass die Ergänzung von Vitamin B6 im Vergleich zu einem Placebo den Homocystein-Spiegel signifikant senken und die Schwere der Kopfschmerzen sowie die Belastung der Patientinnen verringern konnte. Auch Folat beeinflusst den Homocystein-Stoffwechsel, bei einem Mangel sind die Homocystein-Werte tendenziell erhöht. Es zeigte sich, dass die Einnahme von Folat Homocystein senken kann. Eine Studie ergab z. B., dass bei 95 Migräne-Patienten, die drei Monate lang Folat und Vitamin B6 (Pyridoxin) mit der Nahrung zu sich nahmen, der Schweregrad der Migräne sowie die Häufigkeit und Dauer der Kopfschmerzen deutlich abnahmen.

 

Folat unterstützt außerdem den Energiestoffwechsel in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen), mitochondriale Dysfunktionen wurden bei Migräne-Patienten beobachtet. Bisher wurden die Beziehungen von Vitamin B6 und Folat zur Migräne in der allgemeinen Bevölkerung kaum untersucht. Eine Gruppe chinesischer Forscher nutzte dafür nun die Daten der großen US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Survey), um diese Beziehungen zu prüfen. Von 1999 bis 2004 wurden die Gesundheit und Ernährung von erwachsenen Teilnehmern ab 20 Jahren umfassend untersucht. Einbezogen in die aktuelle Untersuchung wurden rund 7.000 Teilnehmer, von denen 1.350 Migräne-Patienten waren, die in den letzten drei Monaten unter schweren Kopfschmerzen oder Migräne gelitten hatten. Im Vergleich zu den nicht davon betroffenen Teilnehmern waren die Migräne-Patienten tendenziell jünger und weiblich.

 

Die Auswertungen zeigten, dass es bei geringen Aufnahmen von Vitamin B6 und Folat einen Zusammenhang mit schweren Kopfschmerzen oder der Migräne gibt. Weiter wurde eine signifikante Interaktion zwischen einer hohen Aufnahme von Vitamin B6 und Folat mit einem geringeren Migräne-Risiko beobachtet (B6 ≥ 2,39 mg/Tag, Folat ≥ 502,01 µg/Tag). Dies deutet darauf hin, dass die Kombination der beiden Nährstoffe zur Vorbeugung von Migräne nützlich sein könnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie zeigte, dass höhere Aufnahmen von Vitamin B6 und Folat signifikant mit einem geringeren Risiko für schwere Kopfschmerzen oder Migräne in Verbindung stehen. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass sie bei der Senkung des Migräne-Risikos synergistisch wirken. Angemessen erhöhte Aufnahmen von Vitamin B6 und Folat können bei Erwachsenen, die unter Migräne leiden, zur Vorbeugung beitragen. 

Auch die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen mit der Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) gelten als ein vielversprechendes Mittel zur Vorbeugung bei Migräne. Das zeigt eine neue Meta-Analyse von Forschern aus Taiwan. Sie verglichen die Wirksamkeit und Akzeptanz verschiedener Dosierungen von EPA und DHA im Vergleich mit anderen medikamentösen Interventionen bei Migräne.

 

Analysiert wurden 40 relevante (randomisierte, kontrollierte) Studien, daran waren rund 6.600 Teilnehmer (im Durchschnitt 35 Jahre alt, 79 % Frauen) mit Diagnosen einer episodischen oder chronischen Migräne eingeschlossen. Geprüft wurden Veränderungen in der Häufigkeit von Migräne sowie die Akzeptanz der jeweiligen Maßnahmen bzw. ihr Abbruch aus verschiedenen Gründen. Untersucht wurden die Ansprechraten, Veränderungen im Schweregrad der Migräne, die Häufigkeit des Gebrauchs von Medikamenten im Notfall und unerwünschte Ereignisse. Die Auswertungen zeigten, dass im Vergleich zu Placebos die Ergänzung mit hochdosierten Omega-3-Fettsäuren die stärkste Abnahme in der Häufigkeit und im Schweregrad der Migräne erreicht wurde. Die Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren hatten von allen untersuchten vorbeugenden Maßnahmen die günstigsten Akzeptanz-Raten. 



 

Die Forscher ziehen das Fazit:

Diese Studie liefert überzeugende Belege dafür, dass eine hochdosierte Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) als ein Mittel der ersten Wahl zur Migräne-Prophylaxe angesehen werden kann. Mit EPA und DHA wurden bei Migräne die beste Wirksamkeit und Akzeptanz aller Maßnahmen erreicht.

 



Unser Tipp: 
B-Vitamine (8 Vitamine) werden zur Nahrungsergänzung oft zusammen empfohlen, sind aber auch einzeln, z. B. als Vitamin B6 in der aktiven Form (Pyridoxal-5-Phosphat) oder Folsäure, verfügbar. Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) gibt es in verschiedenen, gut verträglichen Dosierungen. Auf eine gute Qualität sollte immer geachtet werden. Hochdosierte Nahrungsergänzungen sollten nur nach therapeutischer Empfehlung eingenommen werden.

 

Quelle:
Sheng Tian et al., Vitamin B6 and folate intake are associated with lower risk of severe headache or migraine in adults: An analysis based on NHANES 1999-2004. In: Nutrition Research, Vol. 121, Januar 2024, S. 51-60, doi: 10.1016/j.nutres.2023.11.008. 
Ping-Tao Tseng et al., High Dosage Omega-3 Fatty Acids Outperform Existing Pharmacological Options for Migraine Prophylaxis: A Network Meta Analysis. In: Advances in Nutrition, online 16.12.2023, doi: 10.1016/j.advnut.2023.100163.


Gesund essen in Deutschland − oft mehr Wunsch als Wirklichkeit

 

Eine gesunde Ernährung fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden. Ob und wie die tatsächliche Ernährung dies erfüllt, das prüft die Techniker-Krankenkasse in regelmäßigen Abständen in repräsentativen Umfragen. Die aktuellen Ergebnisse der jüngsten Umfrage zu „Iss was, Deutschland!“ liegen vor und zeigen: Lecker soll das Essen vor allem sein − und natürlich auch gesund.

 

In der TK-Ernährungsstudie wurden bundesweit 1.704 Erwachsene ab 18 Jahren im Mai 2023 ausführlich zu ihrer Ernährung und dem Trinkverhalten befragt: Lecker und gesund soll es vor allem sein. Der Genuss ist für 99 % der Befragten das Wichtigste beim Essen. Immerhin legen 92 % auch Wert auf eine gesunde und 77 % auf eine nachhaltige Ernährung. Der Verzehr von biologischen, saisonalen Produkten und regionaler Erzeugung ist für 77 % der Befragten sehr wichtig. Fragt man jedoch näher nach der gewohnten Ernährung, dann wird deutlich, dass vieles an diesen positiven Aussagen oft mehr Wunsch als Wirklichkeit ist. Eine gesunde Ernährung wird jedenfalls im Alltag nicht regelmäßig bzw. viel zu selten umgesetzt.

 

Auch wenn seit langem bekannt ist, dass eine pflanzliche Ernährung sehr gesund ist, so bleibt der Verzicht auf Fleisch für die meisten Menschen eine Ausnahme. 78 % der Befragten essen regelmäßig Fleisch, 73 % tun dies mehrmals pro Woche. Zwar ist der Anteil der regelmäßigen Fleischesser im Vergleich zur Befragung von 2017 um 6 % gesunken, doch insgesamt nach wie vor zu hoch. Wenig Fleisch und überwiegend pflanzlich ernähren sich 17 % der Bevölkerung, 2 % sind Pescatarier, essen kein Fleisch, jedoch Fisch und andere tierische Produkte wie Milch und Eier. 2 % ernähren sich komplett vegetarisch und nur 1 % ernährt sich vegan. Frauen bevorzugen stärker eine pflanzliche Ernährung, jede vierte ernährt sich überwiegend vegetarisch, bei den Männern tut das nur jeder Zehnte. Viel zu wenig Menschen essen außerdem täglich frisches Obst und Gemüse, was allgemein von Frauen stärker bevorzugt wird.

 

Dabei gibt es Unterschiede in den Altersgruppen. Von den 18- bis 39-Jährigen essen nur 49 % täglich Obst und Gemüse, bei den 40-bis 59-Jährigen sind es 56 %, am besten schneiden die über 60-Jährigen mit 70 % ab. Insgesamt essen 69 % der Frauen und nur 49 % der Männer täglich Obst und Gemüse, das heißt rund 40 % der Menschen essen weniger pflanzliche Kost als empfohlen. Einige Defizite gibt es auch bei den Getränken. Ein Teil der Frauen (33 %) und der älteren Menschen ab 60 Jahren (42 %) trinken zu wenig. Sie kommen nicht auf die empfohlenen 1,5 Liter an Wasser oder anderen kalorienfreien Getränken pro Tag.

 

Bei der Nachhaltigkeit der Ernährung liegen Wunsch und Wirklichkeit recht deutlich auseinander. 60 % finden es schwierig zu erkennen, welche Produkte nachhaltig sind oder empfinden sie als zu teuer. Für knapp ein Drittel spielt die Nachhaltigkeit eine eher geringe Rolle, sie glauben nicht, dass man durch das persönliche Essverhalten etwas damit bewirken kann. Die Nachhaltigkeit ist ihnen in der Ernährung daher nicht so wichtig, oder sie geben an, dass in ihrer Umgebung die Möglichkeiten fehlen, nachhaltige Produkte zu kaufen. 2020 wurde in Deutschland der NutriScore eingeführt, er gibt mit einer Kategorie von A (am besten) bis zu E (am schlechtesten) den Nährwert von industriell verarbeiteten Lebensmitteln an, ist jedoch noch nicht bei allen Fertigwaren angegeben. Die Beachtung des NutriScores könnte beim Einkauf die gesündere Auswahl von Lebensmitteln unterstützen. Doch bisher nutzen nur 38 % der Befragten hin und wieder oder häufig den NutriScore, 59 % kannten ihn nicht. Auf die Frage, was denn die einzelnen Personen von einer gesünderen Ernährung abhält, wurden mehrere Gründe genannt. Dazu gehören vor allem die fehlende Zeit und Ruhe, das Durchhaltevermögen sowie die Probleme bei der Vereinbarung von einer gesunden Ernährung mit dem Beruf.

 

Schon seit Jahren machen Ernährungsfachleute immer wieder darauf aufmerksam: Viele Deutsche essen regelmäßig zu viel, zu fett, zu süß und zu ungesund. Das gilt für zu hohe Anteile von industriell stark verarbeiteten Produkten (Fertig-, Wurstwaren, Snacks, zuckerhaltige Getränke etc.). Zu den langfristigen Folgen gehören Übergewicht (ab BMI 25) oder gar Adipositas (ab BMI 30) sowie von der Ernährung abhängige Krankheiten. Dazu gehören z. B. der Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland ist übergewichtig oder gar adipös, das zeigen die Ergebnisse offizieller Körpermaß-Untersuchungen. In der TK-Ernährungsstudie schätzten sich jedoch nur 31 % der Befragten als übergewichtig ein. Im Rahmen dieser Befragung wurden die Teilnehmer nicht gewogen. Es bleibt zu vermuten, dass so manch einer sich seines tatsächlichen Übergewichts nicht bewusst ist.

 

Insgesamt spiegelt sich im Alltag vieler Menschen in Deutschland der Wunsch nach einem leckeren, gesunden und nachhaltigen Essen noch zu wenig wieder. Zu den beliebtesten Gerichten gehören immer noch die bürgerliche Hausmannskost und viele Nudelgerichte, die meist reichlich Fett und Kohlenhydrate enthalten. Nach wie vor beliebt ist auch der Griff zu Süßigkeiten, Chips und anderen Snacks. Das Motto der Studie „Iss was Deutschland“ sollte künftig von mehr Menschen weiter gefasst werden: Iss was (Gesundes), Deutschland!

 

Unser Tipp: 

Eine ausgewogene, gesunde Ernährung versorgt mit vielen wichtigen Mikronährstoffen, die für gute Körperfunktionen wichtig sind und präventiv wirken können. Bei Bedarf können Nahrungsergänzungen die Versorgung unterstützen, einzeln oder mit komplexen Formeln von Mikronährstoffen für verschiedene Bedürfnisse.

 

Quelle:
Techniker-Krankenkasse (Herausgeber), Iss was, Deutschland!, 2023.


Nahrungsergänzungen stärken kognitive Leistungen im Alter

 

Im höheren Alter verringern sich das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten. Viele Mikronährstoffe beeinflussen mit ihren komplexen Wirkungen auch die Gehirnfunktionen. Eine gute Versorgung mit den für das Gehirn besonders wichtigen Mikronährstoffen kann die kognitiven Leistungen im Alter verbessern und degenerative Prozesse verlangsamen.

 

Kognitive Beeinträchtigungen und Demenz-Krankheiten sind durch eine immer älter werdende Bevölkerung weltweit ein wachsendes Problem, Tendenz weiter steigend. Die Demenz ist ein Syndrom, zu dem viele Formen und Symptome gehören. Sie ist durch fortschreitende kognitive Beeinträchtigungen und abnehmende funktionelle Fähigkeiten gekennzeichnet, die häufig von Verhaltens- und psychologischen Symptomen begleitet werden. Am weitesten verbreitet sind vaskuläre (die Gefäße betreffende), kognitive Beeinträchtigungen und die Alzheimer-Krankheit. Die Krankheit belastet nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Familien, Pflegekräfte und das Gesundheitssystem. Daher ist die Suche nach wirksamen Interventionen, die den Abbau kognitiver Leistungen im Alter verhindern, verzögern oder verbessern, sehr wichtig. Sie könnten auf ein komplexes Spektrum einwirken, zu dem vaskuläre Probleme, Störungen in der Blut-Hirn-Schranke, Regulierung des zerebralen Blutflusses und die Entsorgung zellulärer Abfallstoffe im zentralen Nervensystem etc. gehören. Weiter können freie Radikale u. a. auf Neuronen einwirken, sie schädigen oder gar zerstören und so zur Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen beitragen.

 

Darüber hinaus spielen Entzündungen des Nervengewebes (Neuroinflammation), Schädigung der weißen Gehirnsubstanz und neuronale Störungen im Stoffwechsel etc. eine wichtige Rolle bei der Entwicklung kognitiver Beeinträchtigungen und Demenz. Medikamentöse Therapien zeigen einen gewissen Nutzen, können aber den komplexen kognitiven Abbau nicht vollständig auffangen. Das führte zu einem großen Interesse an alternativen Möglichkeiten, u. a. an diätetischen Maßnahmen und Nahrungsergänzungen, um die kognitiven Leistungen im Alter zu fördern. Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit des Gehirns, ein Mangel an bestimmten Nährstoffen wurde mit kognitiven Beeinträchtigungen verbunden. Ernährungs-Mängel kommen mit zunehmendem Alter häufiger vor, sie sind vor allem auf eine unzureichende Ernährung, verminderte Absorption oder auf Nebenwirkungen von Medikamenten zurückzuführen. Eine Gruppe von Forschern aus Ungarn und den USA stellten in einem Review die aktuellen Kenntnisse zur Wirksamkeit verschiedener Nahrungsergänzungen auf die kognitiven Funktionen vor. Sie betreffen z. B. das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, den Neuroschutz und die mögliche Risikosenkung oder verzögerte Entwicklung einer Demenz. Die Ergebnisse einiger Studien deuteten auf ein komplexes Zusammenspiel zwischen Mikronährstoffen und der kognitiven Gesundheit hin.

 

Einige Nahrungsergänzungen zeigten vielversprechende Ergebnisse, andere eher begrenzte oder kontextabhängige Wirkungen. Geprüft wurde auch die Bedeutung von Dosierungen, Bioverfügbarkeit und individuelle Unterschiede, ebenso die Sicherheit der Einnahmen und mögliche Wechselwirkungen mit konventionellen Therapien. Einbezogen waren vor allem die B-Vitamine, Antioxidantien, Vitamin D und die Omega-3-Fettsäuren.

 

Studien zu den B-Vitaminen zeigten bereits die positiven Wirkungen von Folsäure, B12 und B6 bei der Erhaltung der kognitiven Funktionen. Die aktuelle Auswertung ergab, dass Ergänzungen von B-Vitaminen allein oder in Kombination mit Magnesium, den Vitaminen D und C und der Omega-3-Fettsäure DHA (Docosahexaensäure) bei gesunden Erwachsenen das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten signifikant verbessern können. Das galt vor allem, wenn Magnesium und antioxidative Vitamine einbezogen wurden. Zu den wichtigsten Antioxidantien gehören die Vitamine A, C und E, Mineralien wie Selen, Chrom und Zink sowie pflanzliche Substanzen wie Carotinoide, Flavonoide, Polyphenole und Lignane. Sie schützen vor freien Radikalen und tragen zu gesunden Funktionen in den kognitiven Prozessen bei. Eine gute Versorgung bzw. die Ergänzung von Vitamin D kann vermutlich mit dazu beitragen, Demenz-Krankheiten vorzubeugen und die kognitiven Funktionen zu verbessern, auch wenn die Ergebnisse dazu bisher nicht einheitlich sind.

 

Die konsequente Einnahme von Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen kann ebenfalls die kognitiven Fähigkeiten verbessern und präventiv wirken. Neben ihrer zentralen Rolle für die Immunfunktionen haben sie das Potenzial, das Gedächtnis zu verbessern und das Risiko chronischer degenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und Störungen der Aufmerksamkeit zu verringern. Eine Studie zeigte z. B., dass Patienten, die täglich 1 g Fischöl (DHA, EPA) erhielten, entweder allein oder in Kombination mit Vitamin E und Carotinoiden, ihr Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Stimmung verbesserten sowie signifikant weniger Fehler bei Gedächtnisaufgaben machten.

 

Bei Nahrungsergänzungen für die kognitive Gesundheit sollten individuelle Faktoren berücksichtigt werden, da es keine „Einheitslösung“ für alle gibt. Einbezogen werden sollte die geeignete Auswahl der Substanzen, die Dosierung und Dauer der Anwendung. Sie hängen u. a. von Alter, Geschlecht, Ernährung, Lebensstil, Stress und der Körperaktivität ab. Männer und Frauen haben einen unterschiedlichen Bedarf an (Mikro-)Nährstoffen. Starker Stress kann dazu führen, dass bestimmte Mikronährstoffe schneller verbraucht werden, z. B. die B-Vitamine und Vitamin C, dann könnten höhere Dosen effektiver sein. Aktive Menschen haben eine erhöhte Stoffwechselrate und könnten einige Mikronährstoffe und Antioxidantien mehr benötigen, um dem erhöhten oxidativen Stress durch körperliche Anstrengungen entgegenzuwirken. Vegetariern und Veganern fehlen häufiger Vitamin B12, Eisen und Omega-3-Fettsäuren, die in tierischen Produkten enthalten sind. Hinzu kommt, dass einige Medikamente bestimmte Vitamine stärker verbrauchen. Solche Defizite bzw. ein erhöhter Bedarf an Mikronährstoffen können mit Nahrungsergänzungen ausgeglichen werden. Mit Bluttests lässt sich die Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen prüfen und bei Bedarf anpassen. Hohe Dosen sollten dabei nur nach therapeutischer Empfehlung eingenommen werden. Hochwertige Nahrungsergänzungen aus seriösen Quellen sollten bevorzugt werden, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der umfassenden Analyse unterstreichen die tiefgreifende Bedeutung von Nahrungsergänzungen für die Erhaltung der kognitiven Gesundheit, besonders im Alter. Vitamine, Mineralien, Antioxidantien, pflanzliche Substanzen wie Polyphenole und Carotinoide sowie Omega-3-Fettsäuren sind wichtig für die Aufrechterhaltung und Verbesserung der kognitiven Funktionen. Sie tragen dazu bei, das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und allgemein die Gehirnfunktionen zu verbessern. Ihre antioxidativen Eigenschaften sind entscheidend für die Bekämpfung von oxidativem Stress, der ein Schlüsselfaktor für den altersbedingten kognitiven Abbau ist. Die Vitamine B, C, D und E leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit des Gehirns, indem sie die Synthese der Neurotransmitter unterstützen, vor neuronalen Schäden schützen und die Regulierung der Stimmung fördern. Mineralien wie Magnesium, Eisen, Selen, Zink und Kupfer sind ebenfalls wichtig, da sie eine Rolle bei verschiedenen Gehirnfunktionen spielen und vor dem kognitivem Abbau schützen.

 

Die Rolle von Nahrungsergänzungen bei der Erhaltung und Verbesserung der kognitiven Funktionen im Alter kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Auch wenn sich das Verständnis ihrer genauen Mechanismen weiter entwickelt, sprechen die derzeitigen Erkenntnisse eindeutig für die Aufnahme dieser Mikronährstoffe in eine ausgewogene Ernährung oder als Teil einer gezielten Ergänzungs-Strategie. Mit einem ganzheitlichen Ansatz, der Ernährung, Nahrungsergänzungen, körperliche Aktivität, geistiges Engagement und einen gesünderen Lebensstil verbindet, verbessern sich die Aussichten auf ein längeres, gesünderes und erfüllteres Leben in den späteren Jahren des Lebens.

 

Unser Tipp:

Für die Stärkung der Gehirnfunktionen stehen eine Reihe von Nahrungsergänzungen zur Verfügung, einzeln und kombiniert. Dazu gehören z. B. die B-Komplex-Vitamine und die Antioxidantien. Auf eine gute Qualität von Nahrungsergänzungen sollte geachtet werden.

 

Quelle:
Mónika Fekete et al., Improving Cognitive Function with Nutritional Supplements in Aging: A Comprehensive Narrative Review of Clinical Studies Investigating the Effects of Vitamins, Minerals, Antioxidants, and Other Dietary Supplements. In: Nutrients, online 15.12.2023, doi: 10.3390/nu15245116.


Selen beim Schwangerschaftsdiabetes

 

In der Schwangerschaft kann ein Diabetes entstehen, mit Folgen für die Gesundheit von Mutter und Kind. Zu den beeinflussenden und veränderlichen Risikofaktoren gehört die Ernährung. Dabei spielt die gute Versorgung mit Selen eine wichtige Rolle, wie eine neue Studie zeigt.

 

Der Schwangerschaftsdiabetes ist eine Störung im Stoffwechsel mit erhöhten Glukose-Konzentrationen, der die Gesundheit von Mutter und Kind beeinträchtigt. Zu den Symptomen gehören u. a. vermehrte Infekte der Harnwege oder Entzündungen der Scheide, erhöhtes Fruchtwasser, übermäßige Gewichts- und Größenzunahme des Fötus und der Bluthochdruck. Der Schwangerschaftsdiabetes tritt weltweit relativ häufig auf, bis zu 20 % der Schwangeren sind betroffen. Die Frauen und ihre Kinder haben danach außerdem ein erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Davon abgegrenzt wird der Diabetes, von dem einige Schwangere bereits vorher betroffen waren. Zu den Risikofaktoren gehören das Alter, Übergewicht und Adipositas (BMI ab 30) sowie der Lebensstil. Eine wichtige Rolle spielt die Ernährung, einschließlich der Versorgung mit in der Schwangerschaft besonders wichtigen Mikronährstoffen. Bei den Mineralien ist z. B. die gute Versorgung mit Jod und Eisen in dieser Zeit sehr wichtig, dagegen sind die Funktionen von Selen bisher nur unzureichend geklärt. Man weiß, dass der Selen-Status der Mutter im Lauf der Schwangerschaft sinkt, bedingt durch das zunehmende Plasma-Volumen und den steigenden Bedarf an Selen beim Fötus.

 

Einige Studien zeigten, dass Selen-Ergänzungen in der Schwangerschaft z. B. dazu beitragen können, einige Störungen (z. B. Schilddrüsenentzündung und -unterfunktion, Präeklampsie) zu verringern. Ob und wie Selen beim Schwangerschaftsdiabetes eine Rolle spielt, das ist bisher nicht genau geklärt. Bekannt ist, dass die Krankheit auch mit einem erhöhten oxidativen Stress verbunden ist. Das deutet darauf hin, dass Selen und die Selenoproteine mit ihren antioxidativen Funktionen eine Rolle spielen könnten. In experimentellen Studien hatte man festgestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem erhöhtem Selenoprotein P (Selen-Transportprotein) und einer erhöhten Insulinresistenz gibt. Für die Beziehung zur Schwangerschaft gibt es dazu bisher nur wenige, nicht schlüssige Untersuchungen. Ein Forscherteam aus Dänemark, Deutschland und den Niederlanden prüfte daher Selen in Bezug zur Schwangerschaft und zum Schwangerschaftsdiabetes in einer Studie. Sie nutzten drei Biomarker für den Selen-Status, Gesamt-Selen im Serum, Selenoprotein P und die Aktivität des Enzyms GPx3 (Glutathion-Peroxidase 3), das zum Schutz vor dem oxidativen Stress in den Zellen beiträgt. Die Bewertung des Selen-Transports durch Selenoprotein P aus der Leber und die periphere Selen-Versorgung durch die GPx3-Aktivität aus der Niere, die beim Selen-Mangel ein relevanter Marker ist, geben zusätzliche Einblicke in den Selen-Status. Bestimmt wurden außerdem Marker für den Schwangerschaftsdiabetes, darunter z. B. HOMA-IR (zur Bestimmung der Glukose-Insulin-Homöostase) und ein oraler Glukosetoleranztext (weist eine gestörte Glukoseverwertung nach). Untersucht wurden außerdem das Geburtsgewicht und die Größe der neugeborenen Kinder, da erhöhte Werte zu den Folgen des Schwangerschaftsdiabetes gehören.

 

In die Studie einbezogen waren 1.346 schwangere Frauen, die an einer dänischen Bevölkerungsstudie, der Odense Child Cohort Study (von 2010 bis Ende 2012) beteiligt waren. Bei allen Frauen wurden die Konzentrationen von Serum-Selen, Selenoprotein P und die Aktivität von GPx3 in der späten Schwangerschaft gemessen. Bestimmt wurden weiter die Werte von Nüchtern-Glukose und Insulin in der späten Schwangerschaft, auch der HOMA-IR-Wert wurde geprüft. Von 946 Frauen standen außerdem Informationen über den Selen-Status in der frühen Schwangerschaft zur Verfügung. Die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes entsprach dem von der WHO 2013 festgelegten Schwellenwert (Nüchtern-Plasma-Glukose ≥5,1 mmol/L). Eine Untergruppe der Frauen nahm außerdem an einem oralen Glukosetoleranztest teil. Es zeigte sich eine Verbindung der drei Selen-Biomarker zum Schwangerschaftsdiabetes, zur Insulinresistenz und zu einem erhöhten Geburtsgewicht der Kinder. Selen und Selenoprotein P nahmen in der Schwangerschaft deutlich ab.

 

Ein stärkerer Rückgang der Selen-Biomarker war mit einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und einem höheren HOMA-IR-Wert verbunden. Die Verbindungen waren dosisabhängig und unabhängig von den etablierten Risikofaktoren für den Schwangerschaftsdiabetes. Das galt besonders für eine niedrige Aktivität von GPx3 in der frühen und späten Schwangerschaft. Dies war unabhängig verbunden mit einem höheren Risiko für den Schwangerschaftsdiabetes, einem höheren HOMA-IR-Wert, Nüchternglukose und dem oralen Glukosetoleranztest. Eine niedrige GPx3-Aktivität erhöhte in der späten Schwangerschaft das Risiko für ein höheres Gewicht und Größe der Kinder bei der Geburt, was zum Teil durch die Konzentration der Nüchternglukose-Werte vermittelt wurde.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Ein niedriger Selen-Gehalt im Serum während der Schwangerschaft ist unabhängig von den bisher bekannten Risikofaktoren mit dem Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und einem Einfluss auf das Gewicht und die Größe der Kinder bei der Geburt verbunden. Das gilt vor allem für die Aktivität des Enzyms GPx3. Zusätzlich zum Blutzucker-Screening im Rahmen der Schwangerenvorsorge könnte die Bestimmung der Selenwerte sinnvoll sein. Damit könnten Frauen mit einem hohen Risiko für den Schwangerschaftsdiabetes besser erkannt werden, die von Selen-Ergänzungen profitieren könnten.

 

Unser Tipp: 

In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an vielen Mineralien und Vitaminen, Ergänzungen können gegebenenfalls die Versorgung verbessern. Das gilt auch für Selen, das in verschiedenen Formen zur Verfügung steht. Schwangere sollten Mikronährstoffe nur nach therapeutischer Empfehlung einnehmen. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte bei der Ergänzung von Mikronährstoffen in dieser Zeit besonders geachtet werden.

 

Quelle:
Kamil Demircan et al., Serum selenium, selenoprotein P, and glutathione peroxidase 3 during early and late pregnancy in association with gestational diabetes mellitus: Prospective Odense Child Cohort. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 7.10.2023, doi: 10.1016/j.ajcnut.2023.09.025.


Zur Zeit ist nicht genau geklärt, ob der Konsum von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln mit höheren Vorkommen von mehreren chronischen Krankheiten verbunden ist.

 

Zur Zeit ist nicht genau geklärt, ob der Konsum von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln mit höheren Vorkommen von mehreren chronischen Krankheiten verbunden ist. Forscher überprüften in einer Studie diesen Zusammenhang.

 

In den letzten zwei Jahrzehnten nahm die Zahl von Menschen, die mehr als eine chronische Krankheit (Multimorbidität) haben, in vielen Ländern stark zu. In Europa sind rund 50 Millionen Menschen von der Multimorbidität betroffen, die als das gleichzeitige Auftreten von mindestens zwei chronischen Krankheiten bei einer Person definiert wird. Das kann z. B. Krebs- und Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie den Typ 2 Diabetes betreffen. Die Multimorbidität kann zu verminderter Lebensqualität, verschiedenen Behinderungen und zur Einbuße von Funktionen führen. Um diese Entwicklung zu verringern, ist es wichtig, vermeidbare Risikofaktoren der Multimorbidität zu erkennen. Dazu gehört ein ungesunder Lebensstil ebenso wie eine schlechte Ernährung mit einem hohen Anteil an industriell hergestellten, stark verarbeiteten Fertigprodukten, z. B. Tiefkühl-Pizzen, Instant-Suppen, Kartoffelchips, Softdrinks etc. Weltweit hat das Angebot und der Verzehr von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln zugenommen. In einigen Ländern haben sie bereits einen Anteil von 50 bis 60 % an der täglichen Energiezufuhr erreicht.

 

Frische oder minimal verarbeitete Lebensmittel werden zunehmend weniger gegessen. Das wirkt sich langfristig negativ auf die Gesundheit aus. Ultrahochverarbeitete Lebensmittel enthalten eine Reihe dekonstruierter und modifizierter Bestandteile, die mit einer Vielzahl von Zusatzstoffen kombiniert werden. Sie sind z. B. in fertigen Frühstücksflocken, Keksen, rekonstituierten Fleischprodukten (Formfleisch), Instant-Nudeln sowie in alkoholfreien und/oder gesüßten, kohlensäurehaltigen Getränken enthalten. Bei häufigerem Verzehr besteht ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Typ 2 Diabetes und Krebs. Beobachtet wurden auch stärkere Gewichtszunahmen und ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit, ab BMI 30), die mögliche Risikofaktoren für die Multimorbidität sind. Eine Gruppe europäischer Forscher führte eine Studie durch, um die Beziehung zwischen der Gesamtaufnahme an ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln und dem Risiko für chronische Krankheiten und der Multimorbidität zu untersuchen.

 

An dieser Bevölkerungsstudie waren rund 267.000 Menschen (60 % Frauen) beteiligt, die zu Beginn weder an Krebs, noch an Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Typ 2 Diabetes litten. Sie waren in sieben Ländern, in Italien, Spanien, Großbritannien, in den Niederlanden, Deutschland, Schweden und Dänemark an der EPIC-Gesundheitsstudie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) beteiligt. Bei allen wurden anfangs die im letzten Jahr verzehrten Lebensmittel und Getränke anhand von Befragungen zur Häufigkeit des Verzehrs erfasst und nach dem Grad ihrer Verarbeitung eingestuft. Die Teilnehmer wurden im Durchschnitt rund 11 Jahre in ihrer Gesundheit beobachtet. In dieser Zeit traten in dieser großen Gruppe knapp 22.000 Krebskrankheiten, 11.000 Herz-Kreislauf-Krankheiten und 11.300 Typ 2-Diabetes-Fälle auf.

 

Bei knapp 4.500 Teilnehmern entwickelte sich eine Multimorbidität mit Krebs- und kardiometabolischen Krankheiten. Sie wurden in Beziehung zum Verzehr an ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln gesetzt. Im Durchschnitt betrug dieser Anteil 34 % bei den Männern und 32 % bei den Frauen. War der Anteil höher, so stieg das Risiko für die Multimorbidität an (HR 1,09), das galt für jede Standard-Abweichung von 260 g täglich ohne alkoholische Getränke. In Untergruppen zeigten sich deutliche Beziehungen für Fleisch- und Wurstwaren sowie für mit Zucker, einschließlich Zuckerersatz, gesüßte Getränke. Auch Soßen, Brotaufstriche und Würzmittel konnten zum Multimorbiditäts-Risiko beitragen, jedoch in geringerem Maß. Dagegen war der Verzehr von ultraverarbeiteten Broten, Cerealien und pflanzlichen Alternativen nicht mit einem erhöhten Multimorbiditäts-Risiko verbunden. Sie konnten das Risiko leicht, jedoch nicht signifikant (HR 0,97) verringern.

 

Die Mechanismen, durch die ultrahochverarbeitete Lebensmittel das Risiko chronischer Krankheiten und der Multimorbidität beeinflussen können, sind nicht vollständig erforscht. Eine Erklärung wäre ihre Auswirkung auf erhöhte Gewichtszunahmen. Die Adipositas ist ein wichtiger Risikofaktor für Morbidität und kann die Entwicklung multimorbider Krankheiten einleiten und fördern. Viele ultrahochverarbeitete Lebensmittel haben reichlich Kalorien und eine weiche Textur, so dass sie weniger gekaut werden müssen, was die Sättigungssignale verzögert. Eine Ernährung mit hohen Anteilen an ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln wird mit einer geringeren Ernährungsqualität verbunden. Sie enthalten z. B. geringere Mengen an Ballaststoffen und Vitaminen bei einem höheren Gehalt an Zucker und gesättigten Fettsäuren. Vermutlich gibt es weitere Merkmale, die zur Multimorbidität beitragen können. Dazu gehören z. B. Veränderungen der Lebensmittelmatrix, der Einsatz von Lebensmittelzusatzstoffen in der Verarbeitung (z. B. Aspartam) und Verunreinigungen aus dem Verpackungsmaterial (z. B. Bisphenol A). Jeder dieser Faktoren kann sich auf endokrine Signalwege oder das Darm-Mikrobiom auswirken und zu einem späteren Krankheitsrisiko beitragen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Fazit: Ein häufiger Verzehr von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln wurde in dieser Studie mit einem höheren Risiko für Multimorbidität bei Krebs und kardiometabolischen Krankheiten verbunden. Das betrifft vor allem den Verzehr von künstlich und mit Zucker gesüßten Getränken, Produkten auf tierischer Basis sowie Soßen, Brotaufstriche und Würzmittel. Der häufige Verzehr solcher Lebensmittel kann zu ungünstigen Prognosen bei Krankheiten beitragen, indem sie das Risiko der Multimorbidität erhöhen.

 

Unser Tipp: Bei multimorbiden Krankheiten ist die Versorgung mit vielen wichtigen Mikronährstoffen oftmals zu gering. Sie können bei Bedarf ergänzt werden, dies sollte jedoch durch in Ernährung und Medizin geschulte Fachleute auf den individuellen Bedarf abgestimmt werden.

 

Quelle:
Reynaldo Cordova et al., Consumption of ultra-processed foods and risk of multi morbidity of cancer and cardiometabolic diseases: a multinational cohort study. In: The Lancet Regional Health Europe, online 13.11.2023, doi: 10.1016/j.lanepe.2023.100771.


Die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Wirkungen. Eine gute Versorgung könnte Patienten mit Arthrose unterstützen.

 

Die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Wirkungen. Eine gute Versorgung könnte Patienten mit Arthrose unterstützen. In einer Studie wurde der Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf die Symptome und Gelenkfunktionen bei Arthrose geprüft.

 

Arthrose ist weltweit die häufigste degenerative Gelenkerkrankung, die vor allem durch langjährige Überlastungen entsteht. Sie verändert die Knorpel- und Knochenstruktur in den Gelenken, besonders häufig sind die Knie sowie die Hüft- und Handgelenke bei Menschen im höheren Alter betroffen. Damit verbunden sind Einschränkungen in der Bewegung und Schmerzen, zum Teil auch Gelenkergüsse und -schwellungen sowie Behinderungen. Mit der steigenden Zahl älterer und übergewichtiger Menschen nahmen die Vorkommen von Arthrose in den letzten Jahrzehnten zu. In Deutschland sind rund fünf Millionen der älteren Menschen davon betroffen. Für die Therapie stehen einige Medikamente zur Verfügung, z. B. Schmerzmittel und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs). Damit sind vor allem bei langzeitigen Einnahmen möglicherweise auch einige Nebenwirkungen verbunden. Hinzu kommt, dass diese Medikamente bei einigen Arthrose-Patienten eher geringe Wirkungen zeigen.

 

Viele der Patienten interessieren sich daher für alternative und ergänzende Mittel zur Linderung der Symptome und zur Verbesserung der betroffenen Gelenk-Funktionen. Dazu gehören Ergänzungen von Chondroitin, Glukosamin und Hyaluronsäure. Auch die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen, vor allem Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexansäure (DHA), wurden als wirksam für Arthrose-Patienten angesehen. Sie können systemische Entzündungs-Reaktionen und das katabole Umfeld, das den Knorpelabbau beschleunigt, verringern. Doch in einigen Studien, in denen die Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren bei Arthrose-Patienten untersucht wurde, zeigten sich uneinheitliche Ergebnisse. Daher führte eine Gruppe chinesischer Forscher eine systematische Übersicht und eine Metaanalyse mit relevanten Studien durch, um den Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf die Symptome und Gelenkfunktionen von Patienten mit Arthrose zu bewerten.

 

Nach einer umfassenden Literatur-Recherche in den einschlägigen Datenbanken konnten in die Metaanalyse neun relevante (klinische, doppelblinde) Studien mit 2.070 Arthrose-Patienten einbezogen werden. Untersucht wurden der Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf die Schmerzsymptome, auf die Gelenkfunktionen sowie auf die Sicherheit der Einnahmen. Die Auswertungen zeigten, dass die Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren die Arthrose-Schmerzen im Vergleich zu Placebo oder auch zu keiner Therapie deutlich lindern und die Gelenkfunktionen verbessern konnten. Dabei gab es keine größeren unerwünschten Wirkungen, jedenfalls keine Unterschiede zwischen den Omega-3- und Placebo-Gruppen. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit Arthrose wirksam und sicher ist. Die Mechanismen, die den Vorteilen von Omega-3-Fettsäuren zugrunde liegen, könnten multifaktoriell sein, es wurden sowohl entzündungslindernde Wirkungen als auch Einflüsse auf den oxidativen Stress nachgewiesen. Weiter wurden schützende Wirkungen auf die Knorpel und Arthrose festgestellt.

 

Die molekularen Schlüsselwege, die der Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren bei Arthrose zugrunde liegen, sollten künftig weiter untersucht werden. Aus Sicht der Forscher könnte der Serumspiegel von Omega-3-Fettsäuren ein wichtiger Faktor für die Wirkung bei Arthrose sein. Bei Patienten, die ausreichend Omega-3-Fettsäuren über die Nahrung durch regelmäßigen Fischverzehr (z. B. Lachs, Makrele, Sardinen etc.) aufnahmen, ist eine zusätzliche Ergänzung nicht nötig und nur begrenzt wirksam. Interessant war, dass die Vorteile der Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten unter 65 Jahren deutlicher ausfielen als bei den älteren Patienten. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass bei den Älteren die Arthrose häufiger zusammen mit anderen chronischen Krankheiten auftritt, z. B. mit Diabetes. Diese Multimorbidität könnte dazu führen, dass die Wirksamkeit der Omega-3-Fettsäuren eingeschränkt wird. Im Übrigen zeigten sich bei Analysen von Untergruppen keine bemerkenswerten Vorteile von hoch dosierten gegenüber etwas niedriger dosierten Omega-3-Fettsäuren bei den Arthrose-Patienten, was mit früheren Ergebnissen übereinstimmte.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse deuten darauf hin, dass Ergänzungen von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit Arthrose wirksam zur Schmerzlinderung und zur Verbesserung der Gelenkfunktionen beitragen. Die Anwendung ist sicher, das Risiko für Nebenwirkungen erhöht sich nicht. Die Ergebnisse unterstützen die Ergänzung der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA aus Fischölen als alternative Therapie der Arthrose. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien, z. B. in Bezug auf die Ernährung sowie auf gut geeignete Dosen und die Dauer der Ergänzungen, untersucht werden.

 

Unser Tipp: Omega-3-Fettsäuren gibt es in verschiedenen Dosierungen und Zubereitungen, sie können daher sehr gut an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Auf eine gute Qualität und Stabilität sollte geachtet werden.

 

Quelle:
Wen Deng et al., Effect of omega-3 polyunsaturated fatty acids supplementation for patients with osteoarthritis: a meta-analysis. In: Journal of Orthopaedic Surgery and Research 18, 381, 2023, doi: 10.1186/s13018-023-03855-w.


Mikronährstoffe für schwangere Frauen

 

In der Schwangerschaft besteht ein erhöhter Bedarf an Mikronährstoffen, um Mutter und Kind gut zu versorgen. Reicht die Ernährung nicht aus, um dies zu erreichen, können geeignete Mikronährstoffe die Versorgung verbessern. In einer spanischen Studie wurden Nahrungsergänzungen auf ihre gesundheitsbezogenen Angaben für schwangere Frauen untersucht.

 

Nahrungsergänzungen enthalten Mikronährstoffe, die mit Vitaminen, Mineralien etc. in verschiedenen Formen (z. B. Kapseln, Pillen, Pulver) angeboten werden. Sie ergänzen bei Bedarf die Ernährung und können dazu beitragen, die Gesundheit zu stärken und das Risiko für Krankheiten zu verringern. Die Einnahme ist weit verbreitet, sollte jedoch auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein, das gilt z. B. für Alter, Geschlecht, Ernährung, Krankheiten und nicht zuletzt für die Zeit der Schwangerschaft. Frauen haben dann einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen. Eine gesunde Ernährung fördert die optimale Entwicklung und das Wachstum des Fötus, da der Ernährungszustand der Schwangeren direkt die Plazenta beeinflusst. Sie ist die Hauptverbindung zum Fötus und versorgt mit den nötigen Substanzen für das Zellwachstum und die Differenzierung der Zellen.

 

Allgemein wird davon ausgegangen, dass eine gesunde Ernährung den gesamten Bedarf an Nährstoffen decken kann. Doch im Alltag ist die Ernährung nicht immer so ausgewogen, dass sie ausreichende Mengen von wichtigen Vitaminen, darunter Folsäure und die Vitamine C, D, B1, B2 und B6 sowie die nötigen Mineralien, vor allem Kalzium, Magnesium, Eisen, Zink, Kupfer und Mangan etc. mit den gesundheitlichen Vorteilen liefert. Dann könnten bei einem erhöhten Bedarf wie in der Schwangerschaft die Aufnahme von Mikronährstoffen durch Ergänzungen dazu beitragen, einen Mangel zu vermeiden.

 

Die Folsäure ist wohl der wichtigste Mikronährstoff vor und während der Schwangerschaft. Ein Mangel ist mit dem Auftreten von Anämie, Komplikationen in der Schwangerschaft und schweren Gesundheitsproblemen des Fötus verbunden. Dazu können intrauterine Wachstumsrestriktionen, Frühgeburt, ein niedriges Geburtsgewicht, Neuralrohrdefekte und andere Fehlbildungen gehören. Nachgewiesen ist, dass eine angemessene Ergänzung von Folsäure (≥400 μg/Tag) vor und während der ersten Schwangerschaftswochen das Risiko von Neuralrohrdefekten beim Fötus deutlich verringern kann. Weil viele Frauen nicht genügend mit Eisen versorgt sind, kommt es weltweit bei rund 40 % der Schwangeren zum Eisenmangel, zu den Folgen kann die Anämie gehören. Die gute Versorgung mit Eisen in der Schwangerschaft ist sehr wichtig. Gleiches gilt für Kalzium, ein Mangel kann zu einem niedrigen Geburtsgewicht beitragen und sich negativ auf den Knochenmineralgehalt des Kindes auswirken.

 

Darüber hinaus wird eine niedrige Kalziumzufuhr mit dem Auftreten der Präeklampsie verbunden, eine Erkrankung in der Schwangerschaft, die Bluthochdruck und eine Proteinurie (Eiweiß im Urin) hervorruft. Eine gute Versorgung mit Kalzium kann dazu beitragen, der Präeklampsie vorzubeugen. Weiter gelten Zink und Kupfer in der Schwangerschaft als unverzichtbare Mikronährstoffe. Ein mäßiger mütterlicher Zinkmangel kann zu Veränderungen in der Proteinsynthese und Zellreplikation führen. Das kann die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen, z. B. zu Fehlbildungen und einem niedrigen Geburtsgewicht führen. Niedrige Kupferspiegel im Serum schwangerer Frauen werden mit einem vorzeitigen Blasensprung, einer schwachen Innenschicht der Plazenta (Amnionmembran) und einem Spontanabort verbunden. Bei niedrigen Kupfer-Konzentrationen (im Serum) waren die Abortraten in einer Studie bei schwangeren Frauen signifikant höher. Auch Vitamin C wurde bei schwangeren Frauen eingehend untersucht. Vermutet wurde, dass es das Risiko für eine mütterliche Anämie und andere Komplikationen (z. B. Präeklampsie, intrauterine Wachstums-Beschränkungen) verringern könnte.

 

Für Magnesium gibt es Nachweise, dass es eine wichtige Rolle im Glukose-Stoffwechsel spielt. Niedriges Magnesium im Serum wurde mit dem Schwangerschafts-Diabetes verbunden. Magnesium könnte außerdem durch Hemmung des Enzyms Stickstoffmonoxid-Synthase zum Schutz vor Entzündungen in der Schwangerschaft beitragen. Vitamin D hat eine wichtige Rolle im Knochen-Stoffwechsel, da es Kalzium reguliert und die Phosphat-Homöostase aufrechterhält. Ein Vitamin-D-Mangel bei schwangeren Frauen, vor allem in den Wintermonaten, kann u. a. das Risiko der Präeklampsie, des Gestations-Diabetes und der Frühgeburt erhöhen. Um diesen Mangel zu vermeiden, empfiehlt z. B. die WHO die Vitamin-D-Zufuhr von 5 μg (200 IE) pro Tag für Schwangere. Die Vitamine B1, B2 und B6 sind für verschiedene Funktionen des Nervensystems wichtig. In der Schwangerschaft können sie zur Entwicklung des Gehirns und der Nerven des Fötus beitragen. Weiter könnten die Vitamine B2 und B6 das Risiko einer Präeklampsie verringern bzw. ein niedriges Geburtsgewicht verhindern.

 

Schwangere Frauen sollten über die positiven Wirkungen von Nahrungsergänzungen, über die in dieser Zeit besonders wichtigen Mikronährstoffe, angemessen informiert sein. Dazu gehört, dass gesundheitsbezogene Angaben auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Die Etiketten müssen vor Missverständnissen und Fehlinformationen schützen und klar verständlich sein. Schwangere Frauen müssen sich auf die Angaben verlassen können, um gute Entscheidungen zu treffen. Eine Gruppe spanischer Forscher prüfte den Inhalt und die Angemessenheit gesundheitsbezogener Angaben zu Mikronährstoffen in Nahrungsergänzungen für Schwangere, die in Spanien erhältlich waren. Sie checkten die Informationen zum deklarierten Nährstoffgehalt und die gesundheitsbezogenen Angaben auf den Etiketten von Nahrungsergänzungen mit Mikronährstoffen. Alle Analyse-Ergebnisse der Mikronährstoffe (Vitamin C, Folsäure, Eisen, Kupfer, Mangan, Zink, Kalzium und/oder Magnesium), die in den ausgewählten Nahrungsergänzungen enthalten waren, stimmten mit den auf den Etiketten angegebenen Werten überein und lagen innerhalb bzw. unterhalb der Toleranzbereiche, die in einem EU-Leitfaden festgelegt sind.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Ergebnisse können interessant sein, um das Vertrauen der Verbraucher, besonders von schwangeren Frauen, in die auf der Etikettierung von Nahrungsergänzungen angegebenen Informationen und Vorteile zu stärken. Sie können ermutigen, die gesundheitsbezogenen Angaben als nützliches Instrument für besser begründete Kaufentscheidungen zu betrachten.

 

Unser Tipp: Speziell für Frauen und für die Schwangerschaft gibt es eine Reihe von empfehlenswerten Nahrungsergänzungen. Auf eine gute Qualität sollte in dieser Zeit besonders geachtet werden.

 

Quelle:
Laura Dominguez et al., Micronutrients in Food Supplements for Pregnant Women: European Health Claims Assessment. In: Nutrients, online 28.10.2023, doi: 10.3390/nu15214592.


Wieder Jodmangel in Deutschland

 

Jod ist ein essentielles Spurenelement und muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden. Anfang der 2000er Jahre hatte sich die Jodversorgung in Deutschland verbessert. Neuere Untersuchungen zeigen nun, dass die Aufnahmen von Jod hierzulande wieder gesunken sind.

 

Jod wird ein Leben lang regelmäßig benötigt, das gilt bereits für die Entwicklung des Fötus und Säuglings und ist auch für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis ins hohe Alter sehr wichtig. Jod ist besonders für die gesunden Funktionen der Schilddrüse wichtig, es trägt zur Synthese von Schilddrüsenhormonen (T3, T4) bei, die viele Prozesse im Stoffwechsel steuern. Dazu gehören z. B. das normale Wachstum, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und die Regulierung des Wärmehaushalts. In Deutschland werden zur Jodversorgung für Jugendliche und Erwachsene von 13 bis zu 50 Jahren tägliche Aufnahmen von 200 mcg Jod empfohlen, für die Älteren sind 180 mcg Jod angesetzt. Für schwangere (230 mcg) und stillende Frauen (260 mcg) sind die täglichen Bedarfswerte etwas erhöht. Die ausreichende Jodversorgung ist für Mutter und Kind sehr wichtig, z. B. für die frühkindliche Entwicklung des Gehirns.

 

Bei Bedarf und nach therapeutischer Empfehlung sollte Jod in dieser Zeit ergänzt werden. Die Jodwerte lassen sich u. a. über die Urin-Ausscheidungen bestimmen. Von einer guten Versorgung geht man aus, wenn Werte von 150 bis 200 mcg Jod erreicht werden. Geringere Werte reichen von einem leichten bis zum schweren Jodmangel (unter 50 mcg). Zu seinen Folgen gehört, dass sich körperliche Entwicklungen verzögern und das Risiko für beeinträchtigte kognitive Leistungen steigt. Die davon abhängigen Symptome sind zunächst meist unspezifisch, es können z. B. Müdigkeit, Schwächen oder verringerte kognitive Leistungen auftreten. Generell führt ein anhaltender, stärkerer Jodmangel zur vergrößerten Schilddrüse, zu Schilddrüsenknoten oder zum Kropf, die in Deutschland relativ häufig, vor allem bei älteren Menschen, vorkommen. Eine weitere Folge ist die Entstehung einer (primären) Hypothyreose, einer Unterfunktion der Schilddrüse.

 

Jod ist vor allem in Seefischen und Meeresfrüchten reichlich vorhanden, die hierzulande oft weniger gegessen werden. Weitere Quellen sind Milch und Eier, wenn die Tiere mit jodreicher Nahrung gefüttert werden. Da in Deutschlands Böden Jod nur in geringeren Mengen vorkommt, ist es in den einheimischen pflanzlichen Lebensmitteln, in Getreide, Ost und Gemüse, meist nur in Spuren vorhanden. Um die Jodversorgung zu verbessern, wurde jodiertes Salz für die Verwendung im Haushalt, auf freiwilliger Basis, zugelassen. Ab den 1990er Jahre wurde außerdem erlaubt, dass Jodsalz zur Herstellung von industriell verarbeiteten Lebensmitteln (Milchprodukte, Fleischwaren, Brot etc.) sowie in Großküchen und in der Gastronomie verwendet werden kann. Das führte am Beginn der 2000er-Jahre dazu, dass der Jodmangel in Deutschland behoben war. Rund 20 Jahre später ist die Versorgung wieder geringer geworden. Im Jod-Monitoring wird die Versorgung regelmäßig im Rahmen von Bevölkerungsstudien (DEGS, KiGSS) in Abständen von einigen Jahren geprüft.

 

Neuere Untersuchungen zeigen bei Kindern und Erwachsenen eine zu geringe Jodversorgung bzw. einen milden Jodmangel. Bei Kindern hatten 44 % ein erhöhtes Risiko für eine unzureichende Jodversorgung, das galt auch für 32 % der Erwachsenen. Insgesamt hat damit mehr als ein Drittel der Bevölkerung ein erhöhtes Risiko für den Jodmangel. Für die aktuell gesunkene Jodversorgung gibt es offenbar mehrere Gründe. Bei verarbeiteten Lebensmitteln hat sich der Gebrauch von Jodsalz verringert. Außerdem ist der Anteil von Menschen, die freiwillig Jodsalz im Haushalt verwenden, von vorher 35 % auf knapp 29 % gesunken. Viele Menschen wollen sich heute „natürlich“ ernähren, weggelassen wird dann zum Teil auch das jodierte Salz. Hinzu kommt, dass inzwischen bewusster ist, dass zu viel Salz ungesund ist. Ein regelmäßig erhöhter Salzkonsum kann vor allem zum Bluthochdruck und zu Herz-Kreislauf-Krankheiten beitragen. Auf Salz muss jedoch nicht verzichtet werden, der Gebrauch sollte nur eingeschränkt werden, auf insgesamt fünf bis sechs Gramm Salz täglich. Bevorzugt werden sollten dabei Jodsalz, auch mit Jod angereicherte Fertigwaren können einbezogen werden.

 

Wer sich mit einer gesunden Mischkost, aus Fleisch, Fisch und pflanzlichen Produkten ernährt, ist meist recht gut mit Jod versorgt. Vegetarier nehmen Jod vor allem aus Milch und Milchprodukten auf, Veganer, die darauf verzichten, sind dagegen meist schlechter mit Jod versorgt. Auch bei bestimmten Allergien und Unverträglichkeiten (Milch, Fisch, Meeresfrüchte, Eier) sollte auf die Jodversorgung besonders geachtet werden. Bei Bedarf können Jodergänzungen die Versorgung verbessern.

 

Unser Tipp: Nicht immer ist die gute Jodversorgung mit der Ernährung allein zu decken. Für die Ergänzung von Jod stehen z. B. Jodtabletten oder auch flüssiges Jod zur Verfügung. Jod ist auch in einigen Multi-Präparaten mit Vitaminen und Mineralien enthalten.

 

Quelle: 
„Wenn Salz, dann Jodsalz“: BMEL startet Informationsoffensive. BMEL-Pressemitteilung vom 8.9.2023.


Schon kleine Ernährungs-Sünden machen sich bemerkbar

 

Zu den Alles(fr)essern (Omnivoren) gehören Menschen und Tiere. Gemeinsam ist ihnen, dass sie meist energie- und fettreiche Nährstoffe einer strikt pflanzlichen Ernährung vorziehen, besonders für kürzere Zeiträume. Forscher der Universität Hamburg untersuchten in einer Studie, ob und wie sich solche kleineren Ernährungs-Sünden auf die Gesundheit auswirken.

 

Zu einem meist üblichen Ernährungsverhalten gehört die insgesamt ausgewogene Ernährung. Sie wird jedoch, wenn sich ein Anlass bietet, von der Aufnahme energiereicher, fettreicher Nahrung unterbrochen. Solche Anlässe gibt es in gewissen Abständen immer wieder, beim Treffen mit Freunden und der Familie, einem Fest oder auch hin und wieder bei erhöhter Frustration. Die Folgen einer beständig kalorienreichen Ernährung sind mit Übergewicht und den davon abhängigen Folgekrankheiten bekannt. Ob und wie sich jedoch ein kurzfristiger, übermäßiger Verzehr mit energiereichen Nährstoffen auswirkt, das ist noch unklar. Eine Gruppe von Forschern aus Deutschland und der Schweiz untersuchte in einer Studie die gesundheitlichen Folgen von sporadischen Übertretungen bei einer ansonsten normalen Ernährung. Die Forscher prüften diese Beziehungen sowohl bei Tieren (Mäusen) als auch bei einer Ernährungs-Intervention mit freiwilligen Teilnehmern.

 

Die Ergebnisse zeigten, dass kurzfristige, wiederholte Umstellungen auf „Festmahlzeiten“, die Puffer-Wirkung der Mikrobiota im Darm stören und zu Dysfunktionen im Immunsystem führen können. Schon die erste Umstellung auf eine üppigere Ernährung reichte aus, um vorübergehend eine Immundepression der Schleimhäute auszulösen und die systemische Immunität zu beeinträchtigen. Das führte zur erhöhten Anfälligkeit für Infektionen (z. B. durch Salmonellen, Listerien). Auch die Fähigkeit auf antigene Herausforderungen zu reagieren, wurde beeinträchtigt. Die Forscher erklärten diese Wirkungen durch eine verringerte Fitness des Stoffwechsels als Reaktion auf die geringe Aufnahme von Ballaststoffen bei üppigen Mahlzeiten. Bestimmte T-Lymphozyten (CD4+ T-Zellen), die in der angepassten Immunität eine Rolle spielen, und die Bildung von Zytokinen (Botenstoffe) veränderten sich. Auch im Magen-Darm-Trakt machten sich kurzfristige Überschüsse bei der Aufnahme von Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Fette, Proteine) schnell bemerkbar.

 

Es zeigten sich mikrobielle Veränderungen, die zu einer geringeren Bereitstellung von Ballaststoff-Metaboliten führten. Sind sie im Darm ausreichend vorhanden, regen sie das Wachstum gesunder Bakterien an, die wiederum zur Bildung nützlicher kurzkettiger Fettsäuren beitragen. Ist die Zufuhr an Ballaststoffen jedoch gering, so beeinträchtigt dies die Mikrobiota im Darm, sie kann das Wachstum ungünstiger Bakterien dann nicht mehr gut regulieren. Doch wenn sich die Ernährung normalisierte und wieder mehr Ballaststoffe aufgenommen wurden, dann regenerierten sich auch der Stoffwechsel der T-Lymphozyten und die Störungen im Immunsystem.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Untersuchungen zeigten, dass bereits kurzfristige, üppigere Ernährungs-Interventionen die Reaktionen sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen erheblich verändern können. Die Aufnahme von energiereichen Diäten bietet zwar den Vorteil, hohe Konzentrationen an Energie zu liefern, doch dies geht mit einer vorübergehenden Immundepression einher. Offenbar gibt es eine Synchronisation zwischen dem Ernährungsverhalten und den Immunreaktionen. Üppige „Festmahlzeiten“ führen zu einer vorübergehend geschwächten Schleimhaut und Störungen in der systemischen Immunität. Das ermöglicht es, dass sich für kurze Zeit Infektionen besser ausbreiten können. Die Störungen normalisieren sich nach der Rückkehr zur normalen, ausgewogenen Ernährung, die wieder mehr Ballaststoffe enthält. Die Beziehungen zwischen kurzfristigen Veränderungen in der Ernährung, dem Immunsystem und der Darm-Mikrobiota sollten künftig weiter erforscht werden.

 

Unser Tipp: Ballaststoffe sind pflanzliche Bestandteile, die im Körper nicht oder nicht völlig abgebaut werden. Sie haben viele Wirkungen im Körper, vor allem auf die Verdauung und Vorbeugung vor Darmkrankheiten sowie auf den Cholesterinspiegel und den Blutzucker. Bei Bedarf können Ballaststoffe auch ergänzt werden.

 

Quelle:
Francesco Siracusa et al., Short-term changes can result in musical and systemic immune depression. In: nature immunology, online 14.8.2023, doi: 10.1038/s41590-023-01587


Gute Versorgung mit Vitamin D trägt zur Vorbeugung und Unterstützung bei vielen Krankheiten bei

 

Vitamin D spielt eine wichtige Rolle für die Körperfunktionen und kann bei vielen Infektionen und Krankheiten unterstützen. Dafür sind gute Konzentrationen im Körper nötig. Die Versorgung mit Vitamin D kann jedoch aufgrund vieler Faktoren unterschiedlich sein und sollte individuell angepasst sein.

 

Vitamin D ist ein essentielles, fettlösliches Vitamin mit besonders vielfältigen Funktionen. Seine klassische Aufgabe ist es, das Muskel-Skelett-System zu stärken. Dazu gehören z. B. die Wirkungen auf den Stoffwechsel von Mineralien, die Regulierung des Kalzium- und Phosphat-Haushalts und die Funktionen des Bewegungsapparates. Vitamin D hat jedoch weitaus mehr Funktionen, besonders im Immunsystem, dazu im Herz-Kreislauf, Lungen-, Magen-Darm- und Nieren-System sowie in den neurologischen Funktionen. In den letzten zwei Jahrzehnten erweiterten sich die Kenntnisse über Vitamin D und seine Funktionen im Immunsystem samt den Wirkungen auf Entzündungen und den oxidativen Stress. Mehr bekannt ist auch über die Funktionen der verschiedenen Formen von Vitamin D (D2, D3) sowie die Prozesse der Umwandlung bis zur Verwertung und Speicherung im Körper.

 

Vitamin D unterscheidet sich von anderen Vitaminen dadurch, dass es hauptsächlich über die Einwirkung des Sonnenlichts auf die Haut gebildet wird (80 bis 90 %). Der Anteil, der aus der Nahrung aufgenommen wird, ist vergleichsweise gering (ca. 10 bis 20 %). Vitamin D ist nur in wenigen Lebensmitteln enthalten, es kommt vor allem in fettreichen Fischen (z. B. Lachs, Hering, Makrele) und Eiern vor. Um die Versorgung über die Nahrung zu verbessern, ist Vitamin D einigen Lebensmitteln in geringen Mengen zugesetzt.

 

Die Bildung von Vitamin D über das Sonnenlicht und seine Einwirkung auf die Haut ist in den nördlichen Regionen im Herbst und Winter deutlich geringer, da die Sonne weniger und nicht intensiv genug scheint. Daher komm es in dieser Zeit häufiger zu Defiziten an Vitamin D, wenn die körpereigenen Speicher nicht ausreichend gefüllt sind. Auch die Vorkommen von Atemwegskrankheiten, Erkältungen, Grippe und COVID-19 steigen im Winter stärker an. Dazu kann ein Vitamin D-Mangel beitragen, er erhöht allgemein das Risiko für Entzündungen, Krankheiten und Infektionen. Er kommt bei Menschen im höheren Alter, bei Komorbiditäten und chronischen Krankheiten, z. B. bei starkem Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und Krebs, häufiger vor. Defizite oder gar der Mangel an Vitamin D können sich nachteilig auf alle Körpersysteme auswirken.

 

Sie können jedoch mit einem sicheren, täglichen Aufenthalt in der Sonne und/oder mit einer angemessenen Ergänzungs-Dosis beseitigt werden. Dabei gehen eine Reihe von Fachleuten heute davon aus, dass die Aufrechterhaltung der Vitamin-D-Konzentration im Serum (25(OH)D) bei Werten von 40 ng/ml (100 nmol/L) bzw. am besten noch etwas darüber liegen sollten. Das sind höhere Werte als bisher in den üblichen Empfehlungen angesetzt. Eine gute Versorgung mit Vitamin D stärkt nicht nur die Knochengesundheit, sie unterstützt auch ein gesundes Immunsystem und kann dazu beitragen, das Risiko für viele chronische Krankheiten und Infektionen zu verringern.

 

Bekannt ist, dass vor allem ältere Menschen, Nachtarbeiter, Heimbewohner sowie Patienten mit chronischen Krankheiten und Komorbiditäten die höchsten Vorkommen von Mängeln an Vitamin D haben. Sie können von einer gezielten Ergänzung von Vitamin D und gegebenenfalls auch von anderen wichtigen Mikronährstoffen erheblich profitieren. Bekannt ist weiter, dass bei Ergänzungen von Vitamin D die Dosen individuell angepasst werden sollten. So können z. B. die Funktionen im Muskel-Skelett-System meist mit geringeren Dosen (800 bis 2.000 I.E.), aufrechterhalten werden. Höhere Dosen werden meist benötigt, um den Schutz vor Infektionen zu stärken. Auch das Gewicht spielt bei der Dosierung eine Rolle, wer z. B. übergewichtig ist oder eine gestörte Fettabsorption hat, braucht meist höhere Aufnahmen. Generell sollten höhere Dosierungen nicht auf eigene Faust eingenommen werden, sondern nach therapeutischer Empfehlung erfolgen.

 

Es dauert außerdem oft einige Zeit der Ergänzung von Vitamin D, um gute Serum-Konzentrationen zu erreichen. Die Aufnahmen sollten möglichst kontinuierlich erfolgen, da unregelmäßige Verabreichungen zu unphysiologischen Schwankungen der Serum- und Gewebespiegel von Vitamin-D-Metaboliten führen können. Einige Meta-Analysen zur Ergänzung von Vitamin D berichteten z. B über eine signifikant geringere Häufigkeit und Schwere von Atemwegs-Infektionen. Dabei wurden bei täglichen Vitamin-D-Gaben bessere Ergebnisse erzielt als bei einer unregelmäßigen Verabreichung.

 

Der Forscher zieht das Fazit: Vitamin D hat zahlreiche positive Wirkungen auf alle Körpersysteme. Eine ausreichende Versorgung ist der Schlüssel zum Schutz für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Serumkonzentration von 25(OH)D in der Bevölkerung von über 40 ng/ml sorgen für ein robustes Immunsystem. Damit könnten die Ausbreitung von Infektionen eingedämmt und viele Krankheiten verringert werden. Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel kann z. B. dazu beitragen, akute Virusinfektionen zu senken. Abgesehen von der Vorbeugung von Infektionen und Krankheiten kann Vitamin D zusätzlich zu anderen Therapien und Arzneimitteln eingesetzt werden.

 

Unser Tipp: Vitamin D ist ein sehr wichtiger Mikronährstoff (nicht nur) im Immunsystem. Die Gabe auch anderer Mikronährstoffe, z. B. von Zink, Selen und Magnesium sowie den Vitaminen A, B2, C und Resveratrol in Kombination mit den Omega-3-Fettsäuren kann die Aufrechterhaltung eines stabilen Immunsystems weiter unterstützen.

 

Quelle: 
Sunil J. Wimalawansa, Controlling Chronic Diseases and Acute Infections with Vitamin D Sufficiency. In: Nutrients, online 18.8.2023, doi: 10.3390/nu15163623.


Bei Vegetariern treten Hüftfrakturen häufiger auf

 

Trotz vieler gesundheitlicher Vorteile der vegetarischen Ernährung gibt es einige Nachteile. Eine neue Studie zeigt, dass Vegetarier häufiger von Knochenbrüchen an den Hüften betroffen sind. Sie sollten daher besonders auf eine knochengesunde Ernährung achten.

 

Mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung lassen sich langfristig die Risiken für Diabetes, Herz-Kreislauf- und Krebs-Krankheiten deutlich verringern. Schon in früheren Studien zeigte sich jedoch bei pflanzlichen Ernährungsweisen ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche an den Hüften vor allem bei Frauen. Eine Gruppe englischer Forscher prüfte nun in einer großen Studie die Beziehung zwischen Hüftfrakturen und der Ernährung bei regelmäßigen und gelegentlichen Fleischessern im Vergleich zu Pescatariern (essen Fisch, aber kein Fleisch) und Vegetariern anhand der UK Biobank. In dieser großen biomedizinischen Datenbank wurden von 2006 bis 2010 die Daten von rund 500.000 Erwachsenen aus Großbritannien im Alter von 40 bis 69 Jahren einbezogen. Sie nahmen an einer Befragung und verschiedenen Tests zu ihrer Gesundheit teil und gaben außerdem Auskünfte über ihre Ernährung. Diese Befragungen wurden 2012 bis 2013, dann nochmal 2014 und 2019 wiederholt.

 

Für die Auswertung der Beziehungen verschiedener Ernährungsweisen zu Hüftfrakturen konnten schließlich die Daten von rund 414.000 Teilnehmern ausgewertet werden. Darunter wurden knapp 259.000 Personen als regelmäßige Fleischesser (fünfmal pro Woche oder mehr) eingeordnet und rund 138.000 galten als gelegentliche Fleischesser (weniger als fünfmal pro Woche). Der Anteil der Pescatarier war mit knapp 10.000 Personen recht gering, noch darunter lagen die Vegetarier mit knapp 8.000 Personen. Die Veganer waren beim Start der UK Biobank noch sehr gering, sie wurden deshalb den Vegetariern zugeordnet. Im Lauf der mittleren Beobachtungszeit von 12,5 Jahren kam es bis zum Jahr 2021 in dieser großen Gruppe zu rund 3.500 Fällen von Hüftfrakturen. Sie treten im höheren Alter meist deutlich häufiger auf, daher war hier der Anteil bei den vielen Teilnehmern im vorwiegend mittleren Alter insgesamt noch gering (Durchschnitt 56 Jahre). Dennoch zeichneten sich bereits einige Risikofaktoren aufgrund der Ernährungsweisen deutlich ab. Die Vegetarier hatten ein doppelt so hohes Risiko für Knochenbrüche an den Hüften (HR 1,50) als regelmäßige und gelegentliche Fleischesser.

 

Dabei hatten vegetarische Männer ein noch stärkeres Risiko (2,0) als Frauen (1,3). Die Pescatarier hatten dagegen nur ein tendenziell schwach erhöhtes Risiko (1,08) für Hüftfrakturen. Für andere mögliche Einflüsse auf das Knochenbruch-Risiko wie Alter, Geschlecht und Body Mass Index (BMI) gab es keine klaren Nachweise. Allerdings hatten Vegetarier deutlich geringere BMI-Werte, was zu ihrem erhöhten Risiko für Hüftfrakturen beitragen könnte.

 

Erklären lässt sich das erhöhte Knochenbruch-Risiko für Vegetarier so: Der konsequente Verzicht auf Fleisch und Fisch senkt die Aufnahme von wichtigen Nährstoffen für den Knochenbau. Dazu gehören vor allem die im Fleisch und Fisch reichlich enthaltenen Proteine, die Vitamine B12 und D sowie die Omega-3-Fettsäuren. Bei Veganern, die auf Milchprodukte verzichten, ist oft auch die Aufnahme von Kalzium als wichtiges Mineral für die Knochen und Muskeln zu gering. In dieser Studie nahmen Vegetarier weniger Nahrungsproteine zu sich, sie nahmen auch geringere Mengen an den Mineralien Eisen, Jod, und Selen sowie an den Vitaminen Niacin, Vitamin B12 und Vitamin D zu sich als Fleisch- und Fischesser.

 

Vegetarier erreichten entsprechend seltener die empfohlene tägliche Proteinzufuhr von 0,75 g/kg Körpergewicht/Tag für Erwachsene als regelmäßige Fleischesser (68 % gegenüber 85 %). Höhere Protein-Aufnahmen können dazu beitragen, den altersbedingten Knochen- und Muskelabbau zu senken. Hinzu kam, dass Vegetarier (und Veganer) schlanker waren als Fleischesser. Was sonst für die Gesundheit vorteilhaft ist, kann in Bezug auf Knochenbrüche zum Nachteil werden. Den schlankeren Vegetariern fehlen bei einem Sturz möglicherweise die schützenden Fettpolster auf den Hüften.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Vegetarier hatten in dieser Studie ein doppelt so hohes Risiko für Hüftfrakturen als Fleischesser. Das ließ sich zum Teil durch ihr geringeres Körpergewicht bzw. den niedrigeren BMI erklären. Dieser Nachteil der pflanzlichen Ernährungsweisen sollte gegen die vielen anderen gesundheitlichen Vorteile abgewogen werden. Vegetarier und Veganer sollten sich über ihr erhöhtes Risiko für Hüftfrakturen bewusst sein und sich soweit wie möglich ausgewogen und knochengesund ernähren. Sie sollten auf gute Aufnahmen von Proteinen achten und mögliche Defizite an wichtigen Mikronährstoffen, die für die Knochen besonders wichtig sind, bei Bedarf ergänzen. Vor allem im höheren Alter, wenn das Risiko für Knochenbrüche steigt, kann es empfehlenswert sein, die Knochendichte zu prüfen und eventuell eine Osteoporose-Therapie einzuleiten. Die Beziehungen zwischen den verschiedenen Ernährungsweisen und dem Risiko für Hüftfrakturen sollten künftig weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Zur Stärkung der Muskel- und Knochengesundheit gibt es eine Reihe von Mikronährstoffen, die auch in bewährten Kombinationen verfügbar sind. Neben Kalzium, Kalium und Magnesium gehören dazu auch die Vitamine D und C sowie die Mineralien Kupfer und Mangan, aber auch Chondroitin und Glucosamin.

 

Quelle
James Webster et al., Risk of hip fracture in meat-eaters, pescatarians, and vegetarians: a prospective cohort study of 413,914 UK Biobank participants. In: BMC Med, online 27.07.2023. doi: 10.1186/s12916-023-02993-6.


Lebensstil und Mikronährstoffe bei der Kniearthrose

 

Von der Kniearthrose sind im höheren Alter viele Menschen betroffen. Ihr Schweregrad und die Beschwerden können oft mit einer Gewichtsreduktion und der Aufnahme wichtiger Nährstoffe verringert werden.

 

Die Arthrose, speziell die Kniearthrose, gehört zu den häufigsten degenerativen Gelenkerkrankungen. Sie entsteht vor allem durch langjährige Überlastung und ist mit fortschreitenden Veränderungen der Knorpel- und Gelenkstrukturen verbunden. Die Krankheit kann zwar auch ohne Symptome verlaufen, sie führt aber bei vielen Betroffenen zu stärkeren Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit. Von der Kniearthrose sind Menschen im höheren Alter, etwa ab 60 Jahren, und Frauen deutlich häufiger betroffen. Auch bei starkem Übergewicht ist das Risiko deutlich erhöht, es gilt als einer der wichtigsten Faktoren, um die Kniearthrose in Entwicklung und Verlauf zu beeinflussen. Stark Übergewichtige mit Adipositas (BMI ab 30) haben im Vergleich zu Normalgewichtigen (BMI 25) ein siebenmal höheres Risiko, an Arthrose zu erkranken.

 

Dazu gehört als weiterer Risikofaktor die sarkopenische Adipositas, deren Bedeutung für die Kniearthrose erst in letzter Zeit besser erkannt wurde. Sie ist durch die erhöhte Zunahme des Körperfetts samt verstärkter Körperfett-Ablagerung und eine verringerte Muskelmasse und -kraft gekennzeichnet und kann mit körperlichen Leistungstests und Bestimmung der Körpermaße erkannt werden. Eine geeignete Ernährung und die Ergänzung wichtiger Mikronährstoffe können dazu beitragen, die Knie-Arthrose positiv zu beeinflussen und auch die eventuell verbundene Sarkopenie zu verbessern. Eine Gruppe internationaler Forscher stellte in einer Übersicht die aktuellen Kenntnisse dazu vor.

 

Eine gesunde Ernährung, z. B. die mediterrane Diät, ist bei der Kniearthrose zusammen mit einer Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Patienten ein Eckpfeiler der Therapie. Die mediterrane Ernährung zeichnet sich durch den hohen Verzehr pflanzlicher Lebensmittel (Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Oliven), mäßiger Verzehr von Milchprodukten (vor allem Käse, fettarmer Joghurt), nicht mehr als vier Eier pro Woche, mindestens zweimal pro Woche Fisch sowie geringer Verzehr von Süßigkeiten, rotem Fleisch und mäßiger Konsum von Alkohol aus. Die Hauptquelle für Fett ist natives Olivenöl (extra vergine), das reich an Polyphenolen (sekundäre Pflanzenstoffe) mit antioxidativen, antientzündlichen Eigenschaften ist. Die mediterrane Diät ist reich an Ballaststoffen und fördert eine gesunde Darm-Mikrobiota. Von ihr gebildete Metaboliten tragen dazu bei, Entzündungen zu regulieren und gesunde Darmbakterien zu fördern. Sie tragen zur Bildung kurzkettiger Fettsäuren (Acetat, Butyrat) bei, die für die Prävention von Entzündungen wichtig sind. Die mediterrane Ernährung enthält durch reichlichen Fischverzehr auch Omega-3-Fettsäuren und fördert mit dem guten Verhältnis der Omega-6/Omega-3-Fettsäuren auch bessere Entzündungs-Profile.

 

Einige Studien bestätigten, dass die mediterrane Ernährung zu geringerer Kniearthrose und weniger Schmerzen führt und z. B. auch den Knorpel verbessert. Patienten mit Kniearthrose und starkem Übergewicht wird die Gewichtsreduktion dringend empfohlen, um Schmerzen und Steifheit zu verringern und die Funktion des Kniegelenks zu verbessern. Ein Review mit einer Meta-Analyse (2018) zeigte, dass ein um 5 bis 10 % verringertes Gewicht erforderlich war, um die Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit signifikant zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern. Neuere Untersuchungen zeigten, dass eine kalorienarme Diät zusammen mit körperlicher Bewegung am wirksamsten war, um die Schmerzen zu verringern. Ähnliche Ergebnisse zeigten sich bei einer kalorienarmen, mediterranen Ernährung und einem aktiven Lebensstil (8.000 bis 10.000 Schritte täglich) bei Patienten mit sarkopenischer Adipositas.

 

Zur gesunden Ernährung gehört die Versorgung mit allen wichtigen Mikronährstoffen. Einige Studien zeigten, dass gute Aufnahmen von Vitamin D sowie von Aminosäuren und Molkeprotein bei Kniearthrose vorteilhaft sind. So ist z. B. ein Vitamin-D-Mangel mit einem höheren Risiko für das Fortschreiten der Krankheit verbunden. Gezeigt wurde weiter, dass dies mit der sarkopenischen Adipositas verbunden sein kann. Die Ergänzung von Vitamin D könnte für die Gesundheit des Bewegungsapparates vorteilhaft sein. Eine Meta-Analyse mit mehr als 1.500 Patienten mit Kniearthrose zeigte, dass Vitamin D zwar nicht das Fortschreiten der Krankheit verhinderte, aber die Ergebnisse im WOMAC-Score (Test zur Arthrose-Belastung) verbesserten sich, das galt für Schmerzen, Funktionen und Steifigkeit, letztere wurden mit Dosierungen von unter 2.000 I.E. Vitamin D pro Tag verringert. Es gibt weiter Hinweise, dass der oxidative Stress und damit verbundene Entzündungen sowie Insulinresistenz eine Rolle bei der Entstehung von Kniearthrose und sarkopenischer Adipositas spielen.

 

Die Ergänzung antioxidativer Mikronährstoffe könnte eine mögliche Strategie zur Vorbeugung und zur Therapie der Kniearthrose sein. Aminosäuren sind Grundbausteine von Proteinen, die in zwei Kategorien eingeteilt sind: nicht-essentielle Aminosäuren, die vom Körper gebildet werden (u. a. Arginin, Cystein, Glutamin, Glutaminsäure, Tyrosin) sowie essentielle Aminosäuren, die der Körper nicht herstellen kann und über die Nahrung zuführen muss (u. a. Phenylalanin, Lysin, Histidin). Dazu gehören noch die verzweigtkettigen Aminosäuren (Valin, Leucin, Isoleucin), die am Muskelstoffwechsel beteiligt sind, indem sie Prozesse des Wachstums, der Regeneration und Reparatur anregen. Es gibt Nachweise für positive Wirkungen der Ergänzung essentieller Aminosäuren bei der Therapie von Kniearthrose, z. B. hatten Patienten nach der Operation bessere Leistungen in der funktionellen Beweglichkeit. Einige Studien zeigten die Wirkungen von Molkeprotein bei Kniearthrose, das die Muskelmasse, Ganggeschwindigkeit und das Niveau der körperlichen Aktivität sowie den WOMAC-Score verbesserte. Dies bestätigte sich in einem Review und einer Meta-Analyse bei Arthrose-Patienten, die einen Gelenkersatz (Hüfte, Knie) erhielten.

Abhängig vom Grad der Kniearthrose können Lebensstil-Maßnahmen die Prävention und Therapie unterstützen. Patienten mit Kniebeschwerden, bei denen noch keine Arthrose bestätigt wird, sollten ein gesundes Körpergewicht anstreben oder erhalten. Auch eine getreidereiche Ernährung kann dazu beitragen, das Risiko für die Kniearthrose zu verringern. Die Kniebeschwerden können mit Ergänzungen nicht essentieller Aminosäuren möglicherweise verbessert werden. Bei Kniearthrose Grad 1 oder 2 sowie sarkopenischer Adipositas wird eine langfristige Gewichtsreduktion mit einer kalorienarmen Ernährung empfohlen (1.200 Kalorien täglich für Frauen, 1.500 Kalorien für Männer). Damit sollten in sechs Monaten 5 bis 10 % des Gewichts verringert werden, gefolgt von einer Phase des Gewichtserhalts von einem Jahr. Begleitend dazu sollten essentielle Aminosäuren sowie Vitamin D (unter 2.000. I.E. täglich) ergänzt werden. Bei Patienten mit einer schwereren Kniearthrose Grad 3 oder 4 steht meist eine Knieoperation an. Dann kann drei Wochen vor der Operation bis zu zwei Wochen danach eine stärkere Gewichtsreduktion unter therapeutischer Kontrolle nötig sein, begleitet von erhöhten Ergänzungen an essentiellen Aminosäuren. Danach können die Patienten auf das Lebensstil-Programm für die Kniearthrose Grad 1 und 2 wechseln.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Bei der Therapie der Kniearthrose sollte künftig die sarkopenische Adipositas stärker berücksichtigt werden. Diese Beziehung wird bisher noch zu wenig beachtet und ist mit einem geeigneten Screening zu diagnostizieren. Wird sie bestätigt, können darauf abgestimmte Ernährungs-Programme und nach Bedarf auch Nahrungsergänzungen dazu beitragen, die Beschwerden der Kniearthrose zu verringern.

 

Unser Tipp: Neben den hier besprochenen Mikronährstoffen gibt es eine Reihe weiterer Substanzen aus der Nahrung, die bei Arthrose wirksam sein können. Das gilt z. B. für MSM, Glucosaminsulfat, Curcumin und Weihrauchextrakt.

 

Quelle:
Hassan Zmerley et al., Personalized Nutritional Strategies to Reduce Knee Osteoarthritis Severity and Ameliorate Sarcopenic Obesity Indices: A Practical Guide in an Orthopedic Setting. In: Nutrients, online 09.07.2023, doi: 10.3390/nu15143085.