Antioxidative Mikronährstoffe unterstützen die männliche Fertilität

 

Die männliche Fruchtbarkeit kann durch einen erhöhten oxidativen Stress, der sich auf die Spermaqualität auswirkt, beeinträchtigt werden. Eine gute Versorgung mit antioxidativen Mikronährstoffen kann die männliche Fruchtbarkeit fördern.

 

Unfruchtbarkeit wird als die Unfähigkeit eingestuft, nach einem Jahr mit regelmäßigem, ungeschützten Geschlechtsverkehr schwanger zu werden. Davon sind weltweit etwa 17,5 % der erwachsenen Bevölkerung betroffen. Der Grund für die ausschließliche Unfruchtbarkeit liegt bei den Männern zwischen 10 bis 30 %. Tatsache ist, dass sich bei ihnen in den letzten Jahrzehnten die Spermienzahl (um etwa 50 %) verringert hat. Einen wichtigen Einfluss auf die männliche Unfruchtbarkeit haben Sauerstoffradikale (reaktive Sauerstoffspezies, ROS), Moleküle mit einer großen chemischen Reaktionsbereitschaft. Sie fördern zelluläre Prozesse wie die Spermatogenese, einschließlich Wachstum, Differenzierung, Zellteilung (meiotische Progression) und Reifung der Samenzellen sowie die Befruchtung der Eizelle. Kommen ROS im männlichen Fortpflanzungssystem jedoch übermäßig vor, kann dies zum oxidativen Stress führen, der durch ein Ungleichgewicht zwischen der ROS-Produktion und der antioxidativen Abwehr des Körpers entsteht.

 

Die Fähigkeit zur antioxidativen Abwehr, z. B. durch Enzyme wie Superoxiddismutase, Katalase und Glutathion, ist in den Hoden und im Sperma begrenzt. Die Spermien sind durch ihren hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und der begrenzten antioxidativen Abwehr besonders anfällig für oxidative Schäden, die sich negativ auf ihre Beweglichkeit und Lebensfähigkeit auswirken. Der oxidative Stress gilt daher als ein Schlüsselfaktor, der zum Rückgang der männlichen Fruchtbarkeit beiträgt. Er wird bei vielen unfruchtbaren Männern (bei 30 bis zu 80 %) festgestellt. Ergänzungen mit antioxidativ wirkenden Mikronährstoffen können eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Unfruchtbarkeit spielen, indem sie freie Radikale neutralisieren und Zellschäden verhindern. Zu den bei männlicher Unfruchtbarkeit möglicherweise wirksamen Antioxidantien gehören vor allem die Aminosäure L-Carnitin, L-Glutathion (Tripeptid aus den Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein, Glycin), sowie Coenzym Q10, Selen und Zink. Eine Gruppe französische Forscher stellte die aktuellen Kenntnisse zur Ergänzung von Antioxidantien und ihre Wirkungen auf die männliche Fruchtbarkeit vor.

 

Ergänzungen von Antioxidantien können bei unzureichender oder mangelnder Versorgung die männliche Fruchtbarkeit verbessern. Dabei können die einzelnen Antioxidantien teils spezifische Funktionen beim Schutz der Zellen und bei der Erhaltung der Fruchtbarkeit übernehmen. L-Carnitin ist eine natürliche Aminosäuren-Verbindung (Lysin, Methionin), die beim Transport von Fettsäuren in die Mitochondrien der Zellen eine entscheidende Rolle bei der Energieerzeugung spielt. In neueren Studie zeigte sich, dass L-Carnitin die Spermienzahl, ihre Form und Beweglichkeit (Morphologie, Motilität) verbessert und auch die Spiegel von Testosteron und dem luteinisierenden Hormon erhöht. Das Vitaminoid Coenzym Q10 (CoQ10) spielt eine entscheidende Rolle bei der Energieerzeugung in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen). Eine neuere Studie zeigte, dass CoQ10 die Spermien-Beweglichkeit bei Patienten mit dem OAT-Syndrom (Oligoasthenoteratozoospermie) und die dadurch eingeschränkte Fertilität verbesserte.

 

Das häufigste Mineral in der menschlichen Samenflüssigkeit ist Zink, das hier auch höher konzentriert ist als im Blut. Ein Zinkmangel kann zur gestörten Spermatogenese (Prozess der Spermienproduktion), einem verringerten Testosteronspiegel und einer insgesamt beeinträchtigten männlichen Fortpflanzung führen. Zink ist an der antioxidativen Abwehr, der Speicherung, Produktion, Sekretion und Funktion mehrerer Enzyme beteiligt, die eine wichtige Rolle bei der Hormonregulation und der Zellteilung (Meiose) während der Spermatogenese spielen. In einem Review zeigte sich, dass einige Vitamine (C, B12, E etc.) und Spurenelemente als Nährstoffregulatoren dienen, die den oxidativen Stress wirksam verringern und folglich die Spermienqualität verbessern. Dies ist eng mit verbesserten Funktionen der Spermien-Mitochondrien verbunden. Darüber hinaus gibt es zunehmend mehr Nachweise, dass die Gabe von Vitamin D bei Männern mit verringerter Fruchtbarkeit eine positive Wirkung auf die Spermienqualität hat. Weiter spielt das Spurenelement Selen bei der männlichen Fruchtbarkeit eine wichtige Rolle. Es ist ein Teil von Selenoproteinen, die für die Aufrechterhaltung der Spermienfunktionen wichtig und an der Regulierung der Spermatogenese beteiligt sind. So trägt z. B. Glutathionperoxidase dazu bei, die Spermien vor oxidativem Stress zu schützen und unterstützt ihre normale Entwicklung.

 

Es gibt außerdem Nachweise, dass die kombinierte Einnahme mehrerer Antioxidantien einen synergistischen Effekt haben kann, der die Spermienqualität verbessert. Eine Metaanalyse von 23 (randomisierten kontrollierten) Studien, in denen zehn Antioxidantien geprüft wurden, zeigte z. B., dass Ergänzungen von L-Carnitin die Motilität und Morphologie der Spermien und Omega-3-Fettsäuren ihre Konzentration verbesserten, CoQ10 wirkte sich sowohl auf die Spermien-Motilität und -Konzentration aus. Eine weitere Studie mit 122 unfruchtbaren Patienten zeigte, dass die Kombination verschiedener Antioxidantien, darunter L-Carnitin, Acetyl-L-Carnitin, Selen, CoQ10, Vitamin C, Zink und Folsäure, über einen Zeitraum von sechs Monaten sich positiv auf die Spermien auswirkte. Die Gabe von Antioxidantien bei der männlichen Unfruchtbarkeit sollte nach individuellen Bedürfnissen zusammengestellt werden. Dabei können je nach Bedarf auch Antioxidantien auf pflanzlicher Basis und Probiotika einbezogen werden.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Niedrige Konzentrationen von Sauerstoffradikalen sind in der Spermatogenese und in jedem Stadium der Befruchtung wichtig. Sind sie jedoch im Übermaß vorhanden, kommt es zum oxidativen Stress, der zur Unfruchtbarkeit beitragen kann. Durch die Kombination von Antioxidantien, abgestimmt auf den individuellen Bedarf, und Interventionen im Lebensstil, z. B. mit einer gesünderen Ernährung, kann die Unfruchtbarkeit gelindert werden. Eine antioxidative Therapie trägt zur Verbesserung der männlichen Fruchtbarkeit bei, indem sie u. a. den oxidativen Stress reduziert und die Spermienqualität fördert, einschließlich der Beweglichkeit und Form der Spermien sowie der DNA-Integrität. Die Antioxidantien können auch dazu beitragen, die Erfolge bei der assistierten Reproduktion verbessern und allgemein die reproduktive Gesundheit fördern.

 

Unser Tipp: Die Antioxidantien, die bei männlicher Fertilität untersucht wurden, wie Coenzym Q10, Zink, Selen, Acetyl-L-Carnitin und andere werden sowohl einzeln als auch kombiniert in verschiedenen Mischungen angeboten. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle: 
Marwa Lahimer et al., Micronutrient-Antioxidant Therapy and Male Fertility Improvement During ART Cycles. In: Nutrients, online 14.01.2025, doi: 10.3390/nu17020324.


Omega-3-Fettsäuren bei der Herzinsuffizienz

 

Die Herzinsuffizienz ist das Endstadium verschiedener Herz-Kreislauf-Krankheiten. Omega-3-Fettsäuren können die Therapie unterstützen und auf verschiedene Mechanismen einwirken, die an der Herzinsuffizienz beteiligt sind. Neu untersucht wurden die Einflüsse verschiedener Dosierungen und die Dauer der Ergänzungen.

 

Die Herzinsuffizienz entsteht meist infolge der koronaren Herzkrankheit oder durch andere Herzkrankheiten, sie kommt vor allem im höheren Alter häufiger vor. Dabei reicht die Pumpleistung des Herzens nicht mehr aus, um sich und andere Körperbereiche ausreichend mit Blut, Sauerstoff und nötigen Substraten zu versorgen. Zu den typischen Symptomen gehören u. a. Atemnot, Müdigkeit, übermäßige Erschöpfung nach Belastungen, Schwächen und allgemein eine beeinträchtigte Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Bei der fortschreitenden Herzinsuffizienz führen ausgeprägte Entzündungsreaktionen zu einer Schädigung der Gefäßwände und zu verminderten Leistungen des Herzmuskels. Trotz Fortschritten in der Therapie sind die Aussichten der Patienten oft nicht gut, die fünfjährige Überlebensrate liegt bei 50 %. In die Behandlung werden meist auch eine Reihe von nicht-medikamentösen Maßnahmen einbezogen, um die Arbeitslast des Herzens zu verringern oder weitere Schäden im Herzmuskel zu verhindern.

 

Dazu gehören z. B. die Gewichtsreduktion, Verzicht auf Alkohol und Rauchen sowie die angemessene Körperbewegung. Zu den zusätzlichen Therapien bei der Herzinsuffizienz gehören auch Ergänzungen der mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen (EPA − Eicosapentaensäure, DHA − Docosahexaensäure), die umfassend untersucht wurden. Sie zeigten herzschützende Mechanismen, einschließlich von entzündungshemmenden Eigenschaften, verbesserten Funktionen des Endothels (Innenschicht der Blutgefäße) und Regulierung von Aktivitäten des autonomen Nervensystems. Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren konnten z. B. in einer Studie (GISSI-HF, 2008) einen wichtigen Marker (LVEF, linksventrikuläre Auswurffraktion) für die Herzfunktion und den Umbau des Herzens deutlich verbessern. Mit diesem Marker lässt sich das Blutvolumen einschätzen, das in der Systole (Kontraktion) aus den linken Herzkammern getrieben wird. Das ventrikuläre Remodeling, eine Veränderung in den Kammerwänden, ist ein Schlüsselfaktor für die Therapie der Herzinsuffizienz, wobei der Reparaturprozess schrittweise erfolgt und nicht kurzfristig erreicht werden kann.

 

Weitere Studien zeigten verbesserte Werte des natriuretischen Peptids (B-Typ, Marker für die Herzinsuffizienz) und eine Steigerung des maximalen Sauerstoffverbrauchs (peak VO2) im Blut und in den Geweben sowie eine insgesamt verbesserte Lebensqualität. Allerdings führten nicht alle Studien zu positiven Ergebnissen, was möglicherweise auf individuelle Unterschiede bei den Patienten sowie auf die verschiedene Dauer der Ergänzungen und variable Dosierungen von Omega-3-Fettsäuren zurückzuführen ist. Eine Gruppe von Forschern aus Taiwan führte dazu eine Recherche durch, um ein klareres Verständnis für die optimalen Strategien zur Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit Herzinsuffizienz zu ermitteln.

 

Sie führten nach einer umfassenden Recherche mit 14 relevanten Studien eine Meta-Analyse durch, an denen insgesamt 9.075 Personen (Durchschnitt 66 Jahre, 23 % Frauen) beteiligt waren. Das wichtigste Ergebnis ist ein zeit- und dosisabhängiger Nutzen der Omega-3-Fettsäuren für die Herzinsuffizienz. Hochdosierte Ergänzungen von Omega-3-Fettsäuren (2000-4000 mg/Tag) über mindestens ein Jahr konnten den LVEF-Wert und die Spitzenwerte des Sauerstoffverbrauchs im Vergleich zu den Kontrollgruppen signifikant verbessern. Weiter verbesserten sich mit den Omega-3-Fettsäuren der Spiegel des natriuretischen Peptids (B-Typ) und die Lebensqualität. Für die Forscher war außerdem bemerkenswert, dass mit Ergänzungen von hochdosierten Omega-3-Fettsäuren über mindestens ein Jahr — sowohl beim Überwiegen von entweder EPA oder von DHA — signifikant größere Verbesserungen beim LVEF-Wert im Vergleich zu den Kontrollgruppen erreicht wurden. Geringere Dosen und eine kürzere Dauer der Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren erbrachten im Vergleich nicht denselben Nutzen.

 

Eine mögliche Erklärung für die vorteilhaften Auswirkungen der Omega-3-Fettsäuren auf die Herzfunktion und das ventrikuläre Remodeling liegt in ihren entzündungshemmenden, antioxidativen und die Membranen stabilisierenden Eigenschaften. In früheren Studien wurde bereits festgestellt, dass sich spezifische Zytokine (IL-6, TNF-α) bei der Entwicklung eines ungünstigen ventrikulären Remodellings auf die Herzinsuffizienz nachteilig auswirken. Das kann z. B. zur Herzhypertrophie, d. h. zur Zunahme der Herzmuskelmasse führen, die das Herz stark belastet und zur beeinträchtigten Kontraktion des Herzmuskels beiträgt. Weiter besteht eine negative Beziehung zwischen ventrikulären Dysfunktionen und dem oxidativen Stress. Dadurch können z. B. in den Herzzellen Schäden in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) bzw. ein gestörtes kardiales Remodeling entstehen. Antioxidantien können möglicherweise dazu beitragen, solche negativen Prozesse zu verringern oder umzukehren. Durch einen geringeren oxidativen Stress könnten die Herzfunktionen verbessert und die Symptome der Herzinsuffizienz gemildert werden.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Eine langfristige, hochdosierte Ergänzung mit Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA) verbessert signifikant die Ergebnisse der Herzinsuffizienz. Das gilt besonders in Bezug auf die verbesserte LVEF-Auswurffraktion (Marker für die Herzinsuffizienz) und den maximalen Sauerstoffverbrauch, ohne dabei das Risiko für unerwünschte Ereignisse zu erhöhen. Die Ergebnisse sprechen für die Einbeziehung der Omega-3-Fettsäuren in die Therapie der Herzinsuffizienz. Diese Beziehungen sollten künftig in längerfristigen Studien weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Omega-3-Fettsäuren werden in Nahrungsergänzungen mit verschiedenen Dosierungen (auch im Verhältnis von EPA zu DHA) angeboten. Auf eine gute Qualität, Reinheit und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle: 
Ping-Tao Tseng et al., The Optimal Dosage and Duration of Omega-3-Polyunsaturated Fatty Acid Supplementation in Heart Failure Management: Evidence from a Network Meta-Analysis. In: Advances in Nutrition, online 11.01.2025, doi: 10.1016/j.advnut.2025.100366.


Kalzium kann den Schutz vor Darmkrebs unterstützen

 

Darmkrebs wird sehr wahrscheinlich von der Ernährung beeinflusst. In einer neuen Studie wurde untersucht, welche Nahrungsmittel und Mikronährstoffe die Entstehung von Darmkrebs beeinflussen können. An der Spitze der schützenden Wirkungen stehen Kalzium und kalziumreiche Lebensmittel.

 

Der Darmkrebs steht an dritter Stelle bei den weltweiten Krebserkrankungen. In den reicheren Ländern Europas, in den USA und Japan kommt er häufiger vor. Doch auch in Ländern mit niedrigeren Einkommen, z. B. in Afrika und Südasien, steigen die Vorkommen von Darmkrebs offenbar an. Auffällig ist, dass Migranten, die in die Industrieländer einwandern, sich im Lauf von etwas mehr als einem Jahrzehnt an die Darmkrebsraten ihres neuen Lebensortes angleichen. Das deutet darauf hin, dass die Entstehung von Darmkrebs vom Lebensstil und von Umweltfaktoren beeinflusst wird. Ein wichtiger Faktor ist wohl die Ernährung, doch noch ist ihr Einfluss auf den Darmkrebs nicht völlig geklärt. Der häufige Konsum alkoholischer Getränke sowie von verarbeitetem und roten Fleisch gilt als krebserregend. Es gibt weiter Hinweise, dass ein höherer Konsum von Milch und Milchprodukten, Vollkornwaren und ballaststoffreichen Lebensmitteln sowie die Ergänzungen von Kalzium das Darmkrebrisiko vermutlich verringern.

 

Die Nachweise für andere Lebensmittel, Getränke und Nährstoffe sind bisher nicht schlüssig. Der fehlende Konsens über die Beziehungen der Ernährung zum Darmkrebs könnte zumindest zum Teil auf relativ wenige Studien zurückzuführen sein, die umfassende Ergebnisse zu Lebensmitteln veröffentlichten. Eine Gruppe von Forschern aus Großbritannien und den USA führte nun eine systematische Analyse von 97 Ernährungsfaktoren und dem Risiko für Darmkrebs durch. Sie nutzten dafür Daten aus der großen, ernährungsbezogenen (prospektiven) „Million Women Study“ mit 542.778 Frauen (Durchschnittsalter 60 Jahre) aus Großbritannien. Die Teilnehmerinnen gaben detailliert Auskünfte über ihren Lebensstil und die Ernährung. Bei 7 % der Frauen wurde außerdem mindestens eine Bewertung ihrer Ernährung im Lauf von 24 Stunden durchgeführt. Weiter einbezogen wurden (genetische) Analysen zum Milchkonsum. Bei allen Frauen wurden außerdem die Kalziumwerte sowie andere Vitamine und Mineralien bestimmt.

 

Im Lauf von rund 16 Jahren wurden in dieser großen Gruppe 12.251 Fälle von Darmkrebs festgestellt. Die Auswertungen zeigten, dass insgesamt 17 der untersuchten 97 Ernährungsfaktoren das Risiko für Darmkrebs beeinflussen konnten. Am stärksten positiv und krebsschützend wirkte sich die Aufnahme von Kalzium aus (300 mg mehr täglich). Die Teilnehmerinnen nahmen im Durchschnitt 828 mg Kalzium pro Tag auf. Frauen aus der Gruppe mit den niedrigsten Kalziumwerten erkrankten im Vergleich zur am besten versorgten Gruppe (im Durchschnitt 1.126 mg Kalzium/Tag) häufiger an Darmkrebs (2.553 zu 2.285 Fälle). Die vermutlich darmschützende Rolle von Kalzium könnte mit seiner Fähigkeit verbunden sein, Gallensäuren und freie Fettsäuren im Dickdarm (Lumen) zu binden und so deren möglicherweise krebserregende Wirkung zu verringern. Die direkte Beziehung von Kalziumergänzungen zum Darmkrebs konnte in dieser Studie nicht im Einzelnen untersucht werden.

 

Eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse (von sechs Bevölkerungsstudien) ergab dazu, dass die tägliche Erhöhung der Kalziumzufuhr durch Nahrungsergänzungen um 300 mg mit einem 9 % niedrigeren Risiko für Darmkrebs verbunden war. Weitere Einflüsse auf den Darmkrebs wurden bei Milch und Joghurt sowie für Vitamin B2, Magnesium, Phosphor und Kalium beobachtet. Nach weiteren Analysen schien dies in erster Linie auf die Verbindung mit Kalzium zurückzuführen zu sein. Milch, die reichlich Kalzium enthält, konnte das Risiko für Darmkrebs beim Konsum von 0,2 Litern täglich um 14 % verringern. Ergänzende Hinweise auf die möglicherweise kausale Rolle von Kalzium bei Darmkrebs lieferte eine begleitende Analyse zum genetisch prognostizierten Konsum von Milch und Milchprodukten (Mendelsche Randomisierung), was vermutlich die Kalziumaufnahme widerspiegelt und bei guten Aufnahmen zum geringeren Darmkrebs-Risiko (Kolorektal-, Dickdarm-, Enddarmkrebs) beitragen konnte.

 

Weitere Beziehungen zum Schutz vor Darmkrebs zeigten sich für den Verzehr von Frühstücks-Cerealien, Obst, Vollkornprodukten, Kohlenhydraten, Ballaststoffen, Gesamtzucker, Folsäure und Vitamin C. Diese Beziehungen wurden jedoch schwächer eingeschätzt. Sie könnten z. B. auch durch andere Einflüsse des Lebensstils und/oder Ernährungsfaktoren beeinflusst worden sein. Vor allem für den Verzehr von Vollkornwaren als reichhaltige Quelle für Ballaststoffe gibt es einige Erklärungen für die möglicherweise positiven Wirkungen auf den Darmkrebs. Frühere Studien zeigten, dass Ballaststoffe das Stuhlvolumen erhöhen, dies führt zu einer verkürzten Transitzeit des Stuhls und verdünnt den Inhalt des Dickdarms. Auf diese Weise werden möglicherweise auch krebserregende Substanzen im Darm und die Zeit, in der Karzinogene im Dickdarm vorhanden sind, verdünnt bzw. verkürzt. Darüber hinaus werden Ballaststoffe im Dickdarm fermentiert und bilden kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat.

 

Dies kann den pH-Wert des Darms senken und die Umwandlung von primären in sekundäre Gallensäuren hemmen, die zytotoxisch wirken und die Entstehung von Darmkrebs fördern können. Es ist auch möglich, dass weitere in diesen Lebensmitteln enthaltene Verbindungen schützende Wirkungen haben könnten. Deutlich negative Wirkungen auf die Darmgesundheit hatte der regelmäßig erhöhte Konsum von Alkohol. Das Risiko für Darmkrebs stieg pro Aufnahme von 20 g Alkohol pro Tag (enthalten in 1/2 l Bier oder 0,2 l Wein) um 15 % an. Das bestätigt frühere Ergebnisse zur Beziehung des Alkoholkonsums zum Darmkrebs, wo ähnliche Werte ermittelt wurden. Auch der häufige Verzehr von rotem und verarbeiteten Fleisch wirkte sich negativ auf die Darmgesundheit aus. Das erhöhte Risiko für den Darmkrebs fiel dabei für die verarbeiteten Fleischwaren etwas höher aus als beim roten Fleisch.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese große prospektive Analyse bestätigt die bereits bekannten schädlichen Einflüsse des Konsums von Alkohol sowie des Verzehrs von rotem und verarbeiteten Fleisch auf das erhöhte Darmkrebsrisiko. Sie liefert dazu handfeste Nachweise für die darmschützende Rolle von Kalzium in der Ernährung. Milch und Milchprodukte sowie andere Lebensmittel, die reichlich Kalzium enthalten, tragen einschließlich der Aufnahme von Kalzium-Ergänzungen zum Schutz vor Darmkrebs bei. Die Beziehungen zwischen der Ernährung auf den Darmkrebs sollte künftig weiter untersucht werden. Dabei sollte z. B. auch geprüft werden, wie sich höhere Kalziumaufnahmen auf den Darmkrebs auswirken können.

 

Unser Tipp: Kalzium ist in Nahrungsergänzungen einzeln als auch in Kombinationen mit anderen Mikronährstoffen enthalten, auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle: 
Keren Papier et al., Diet-wide analyses for risk of colorectal cancer: prospective study of 12,251 incident cases among 542,778 women in the UK. In: Nature Communications, online 08.01.2025, doi: 10.1038/s41467-024-55219-5.


Mikronährstoffe unterstützen die altersabhängige Makuladegeneration

 

Die Makuladegeneration schränkt im höheren Alter die Sehfähigkeit vieler Menschen ein. Diese Augenkrankheit wird durch die Ernährung mit beeinflusst. Dabei spielen die gute Versorgung mit den Carotinoiden Lutein und Zeaxanthin sowie die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen eine besondere Rolle.

 

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist eine chronische Augenkrankheit, die bei älteren Menschen häufiger auftritt. Sie geht mit degenerativen Veränderungen der Makula, dem gelben Fleck der Netzhaut (Retina), einher, kann bis zum Verlust der Sehkraft führen und die Lebensqualität einschränken. Die AMD wird in der Regel zunächst durch Drusen-Anomalien (kleine Ablagerungen) unter dem retinalen Pigmentepithel oder der Netzhaut diagnostiziert, die zu einem verzerrten Sehen beitragen. Bevor sich die Sehschärfe merklich verändert, treten in frühen AMD-Stadien häufiger auch andere Sehstörungen auf, z. B. die geringere Anpassung an die Dunkelheit. Mit dem Fortschreiten der Krankheit über die mittleren bis zu den späteren Stadien kommt es schließlich zum Verlust des zentralen Sehvermögens, was z. B. das Erkennen von Gesichtern, Lesen und Autofahren erschwert. Grundsätzlich werden zwei Formen der Krankheit unterschieden, die trockene AMD, bei der es zu einem eher mäßigen Visusverlust kommt, und die feuchte AMD, bei der ein starker Verlust der Sehschärfe entsteht.

 

Die frühe AMD ist meist wenig belastend, was sich mit dem Fortschreiten der Sehbeschwerden bei begrenzten therapeutischen Möglichkeiten oder belastenderen Therapien deutlich verändert. Daher besteht ein zunehmender Bedarf an der Prävention, um die Rate des Fortschreitens der AMD zu verringern. Die Entwicklung kann durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst werden, dazu gehören z. B. Alter, Rauchen, Übergewicht, Bewegung, Ernährung, Zustand der Makula, familiäre Vorbelastung und genetische Varianten. Eine frühzeitige Prävention spielt eine entscheidende Rolle für die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs. Vorbeugende Maßnahmen könnten den Übergang zu schwereren AMD-Stadien hinausschieben und die damit verbundenen Belastungen verringern. Dabei könnten Mikronährstoffe eine besondere Rolle spielen. Bekannt ist seit längerem, dass die Makulapigmente reich an den Carotinoiden Lutein und Zeaxanthin sind. Diese Pigmente spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit der Makula. Da der Körper diese Carotinoide nicht selbst synthetisieren kann, ist es wichtig, sie in ausreichender Menge mit der Nahrung oder Nahrungsergänzungen zuzuführen, um die Gesundheit der Augen zu unterstützen. Studien berichteten über schützende Verbindungen zwischen der Aufnahme von Carotinoiden und der fortgeschrittenen AMD bzw. speziell vom Nutzen von Lutein und Zeaxanthin.

 

So waren z. B. der Verzehr von mehr als 5-6 Portionen Spinat pro Woche mit einem um 86 % verringerten Risiko für eine fortgeschrittene (neovaskuläre) AMD verbunden. Die Aufnahmen von Lutein und Zeaxanthin von 6 mg täglich verringerten das Risiko im Vergleich zu geringeren Mengen (<1 mg/d) um 57 %. In der Netzhaut sind außerdem die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen (EPA, DHA) für die Aufrechterhaltung der Integrität und Fluidität der Photorezeptor-Membranen (Sehzellen) unerlässlich. Viele Studien legten eine schützende Wirkung der Omega-3-Fettsäuren auf die frühe AMD und auch auf fortgeschrittene Stadien nahe. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher entwickelte und prüfte Prognose-Modelle, in die verschiedene Variablen einbezogen wurden, um die künftige Entwicklung der AMD einzuschätzen. Neben familiären und genetischen Vorbelastungen prüften sie in einer neuen Studie den Einfluss von Ernährungsfaktoren auf das Fortschreiten der AMD in den verschiedenen Stadien.

 

Die Forscher konzentrierten sich auf die längerfristige Entwicklung der AMD von Patienten mit insgesamt 2.697 Augen, für die zu Beginn ein frühes oder mittleres Krankheitsstadium festgestellt wurde. Die Patienten gaben Auskünfte zu ihrer Ernährung, vor allem wie oft sie bestimmte Lebensmittel verzehrten, die mit der AMD in Verbindung gebracht werden können. Das betrifft besonders den häufigeren Verzehr von grünem Blattgemüse und Fisch sowie die Aufnahmen der Carotinoide Lutein/Zeaxanthin sowie die Omega-3-Fettsäuren. Die Entwicklung der AMD wurde fünf Jahre lang beobachtet, einschließlich der Übergänge zu den späteren Stadien. Dies wurde zu den Lebensmitteln und Mikronährstoffen in Beziehung gesetzt, die bei der AMD eine Rolle spielen können. Einbezogen wurden auch andere mögliche Einflussfaktoren, darunter u. a. demografische Daten, Lebensstil, Makula-Status zum Studienbeginn, familiäre AMD, Kalorienaufnahmen und das genetische Risiko. Im Lauf der Studie wurde für 616 Augen (23 %) der Wechsel in einen höheren Schweregrad festgestellt.

 

Die Ergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von grünem Blattgemüse, Fisch und den darin enthaltenen Mikronährstoffen Lutein/Zeaxanthin sowie Omega-3-Fettsäuren mit dem Übergang von einer frühen oder mittleren AMD zum späteren Stadium hin. Es zeigte sich, dass ein mäßiger Verzehr dieser einzelnen Nahrungsbestandteile jeweils unabhängig voneinander mit einer um 15-25 % niedrigeren Inzidenzrate für das Fortschreiten zu einem höheren AMD-Schweregrad verbunden war. Empfehlenswert ist die Anreicherung der Ernährung mit dunkelgrünem Blattgemüse, z. B. mit rohem oder gekochten Spinat, Grünkohl, Kohl, Senf und Kohlrabi. Einen hohen Gehalt an Lutein/Zeaxanthin haben z. B. Erbsen, Mais, Kürbis, Rosenkohl, Brokkoli, Spargel, Kopfsalat, Karotten und Eigelb. Gute Mengen an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA liefern gebratene oder gebackene fettreiche Fische, z. B. Lachs, Sardinen, Makrele, Thunfisch und Forelle. Der Einfluss dieser Ernährungsfaktoren auf die AMD galt im Übrigen unabhängig von anderen Risikofaktoren.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse unterstreichen die Vorteile einer gesunden Ernährung und verdeutlichen, wie entsprechende Veränderungen die Übergänge zu schwereren AMD-Stadien beeinflussen und die Prävention verbessern können. Ein erhöhter Verzehr von grünem Blattgemüse mit Lutein und Zeaxanthin sowie Fisch, der reich an Omega-3-Fettsäuren ist, kann im Anfangsstadium der AMD das Fortschreiten dieser belastenden Krankheit verringern. Diese Veränderungen in der Ernährung können dazu beitragen, das Fortschreiten der AMD zu verlangsamen und damit das Sehvermögen und die allgemeine Lebensqualität länger zu erhalten.

 

Unser Tipp: Zum Schutz und zur Unterstützung der Augen gibt es spezielle Nahrungsergänzungen, die Lutein, Zeaxanthin und andere Carotinoide enthalten. Sie können mit Omega-3-Fettsäuren und bei Bedarf mit anderen Mikronährstoffen kombiniert werden. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle:
Johann M. Seddon et al., The role of nutritional factors in transitioning between early, mid, and late stages of age-related macular degeneration: prospective longitudinal analysis. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 23.08.2024, doi: 10.1016/ajcnut.2024.08.019.


Vitamin D bei zu hohem Blutdruck im Alter  

 

Die zu geringe Versorgung mit Vitamin D und der Bluthochdruck sind im höheren Alter weit verbreitet. Ergänzungen können die Vitamin-D-Defizite ausgleichen, das kann vor allem bei übergewichtigen Senioren auch zu einem verbesserten Blutdruck beitragen.

 

Der Bluthochdruck ist eine eigenständige Krankheit, die im höheren Alter deutlich zunimmt, verbunden damit ist auch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Blutdruck wird von vielen körperlichen Faktoren (Blut, Herz etc.) beeinflusst, dazu gehören einige Faktoren des Lebensstils, z. B. ein starkes Übergewicht (Adipositas, BMI ab 30), Bewegungsmangel, Stress, zu viel Salz, ein zu hoher Alkoholkonsum und eine schlechte Ernährung. Einige Beobachtungsstudien zeigten außerdem, dass der Mangel an Vitamin D häufiger mit einem erhöhten Blutdruck verbunden ist. Eine Meta-Analyse ergab z. B., dass Abnahmen des Vitamin-D-Spiegels mit einem höheren Risiko für den Bluthochdruck verbunden war (+ 16 %). Eine andere Meta-Analyse zeigte, dass Genvarianten, die mit einem niedrigen Vitamin-D-Status verbunden sind, mit einem höheren Blutdruck einhergehen.

 

Weiter zeigte sich, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel bei Personen mit einem normalen Blutdruck zu Beginn einer Studie die Prognose für einen künftigen Bluthochdruck ermöglichen können. Im Gegensatz dazu sind die Ergebnisse von klinischen (randomisierten, kontrollierten) Studien noch widersprüchlich, wobei auch hier einige Untersuchungen auf einen Nutzen von Vitamin D hinweisen. Einige der Studien, die keine Ergebnisse zeigten, wurden an jüngeren Personen ohne begleitende Erkrankungen durchgeführt, doch die meisten Patienten mit niedrigen Vitamin-D-Werten sind älter und leiden häufiger an begleitenden Krankheiten wie dem Bluthochdruck und einem stärkeren Übergewicht. Eine Gruppe internationaler Forscher wertete nun eine bereits abgeschlossene (doppelblinde, randomisierte, kontrollierte) Studie aus, in der ursprünglich untersucht wurde, ob Ergänzungen von Vitamin D bei Senioren die Insulinresistenz beeinflussen können, was jedoch nicht bestätigt werden konnte. Nun wurde anhand dieser Daten geprüft, ob die Ergänzungen von Vitamin D den Blutdruck der Teilnehmer beeinflussen konnten.

An der Studie waren 221 ältere Personen (ab 65 Jahren, Durchschnitt 71 Jahre) beteiligt, die in Beirut in einem Universitätszentrum ambulant betreut wurden. Alle hatten Übergewicht, etwa die Hälfte hatte einen BMI über 30 und war damit von Adipositas betroffen, viele hatten außerdem einen Prädiabetes. Zu Beginn der Studie wurden bei allen Teilnehmern der Blutdruck und die Aufnahmen von Vitamin D bestimmt. Bei allen zeigte sich ein Mangel an Vitamin D, die durchschnittlichen Serumwerte (25OHD) betrugen 20 ng/mL. Heute geht man meist von höheren Vitamin-D-Spiegeln (>30 ng/ml) aus, die angestrebt werden sollten. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt, sie erhielten ein Jahr lang täglich eine Dosis von 1.000 mg Kalzium sowie von Vitamin D3 (Cholecalciferol), entweder mit 500 I.E. (im Bereich der dort empfohlenen Tagesdosis) oder hochdosiert mit 3.750 I.E. Geprüft wurden die Wirkungen der verschiedenen Dosen von Vitamin D3 auf den systolischen und diastolischen Blutdruck nach 6 und 12 Monaten. Beobachtet wurden auch andere Einflussfaktoren, die eine Prognose für die Entwicklung des Blutdrucks liefern könnten.

 

Die Studie lieferte wertvolle Erkenntnisse über die längerfristigen Auswirkungen von Vitamin-D-Ergänzungen auf den Blutdruck. Die Aufnahmen von Kalzium und Vitamin D3 senkten den systolischen und diastolischen Blutdruck nach 6 und 12 Monaten in beiden Gruppen. Der Effekt betrug im Durchschnitt nach 12 Monaten -3,5 mmHg für den systolischen Blutdruck und -2,8 mmHg für den diastolischen Blutdruck. Bei Teilnehmern mit einer Adipositas war der blutdrucksenkende Effekt für den systolischen Blutdruck sowohl bei der Aufnahme vom niedrigeren als auch höheren Vitamin D stärker ausgeprägt. Dagegen nahm der diastolische Blutdruck nur in der hochdosierten Vitamin-D-Gruppe signifikant ab. In einer Untergruppe von 143 Teilnehmern mit Bluthochdruck sanken der systolische und diastolische Blutdruck nach 6 und 12 Monaten mit beiden Vitamin-D-Dosen, das war unabhängig vom BMI. Mit den BMI-Werten und dem systolischen Blutdruck bei Studienbeginn ließ sich der systolische Blutdruck signifikant nach 6 und 12 Monaten voraussagen, nicht jedoch durch die Vitamin-D-Dosis.

 

Die Ergebnisse dieser Studie sowie eine kritische Synthese von Daten aus anderen relevanten, klinischen Studien deuten auf eine vermutlich positive Wirkung von Vitamin D bei der älteren Bevölkerung hin, die unzureichende Vitamin D-Spiegel und einen Bluthochdruck haben. Kalzium wird bei älteren Menschen häufig zusammen mit Vitamin D verabreicht, da in dieser Studie beide Gruppen die gleiche Menge an Kalzium ergänzten, hatte es auf die Ergebnisse keinen wesentlichen Einfluss. Eine Blutdruck-Senkung (systolischer und diastolischer Wert) wurde sowohl bei Ergänzung der niedrigen als auch der erhöhten Vitamin-D-Dosis erreicht, die Abnahme des Blutdrucks war jedoch bei der hohen Aufnahme von Vitamin D deutlicher ausgeprägt. Das Alter, der Bluthochdruck, ein hoher Body Mass Index und nach diesen Ergebnissen vermutlich auch die Dosis von Vitamin D scheinen wichtige Einflussfaktoren für eine Blutdruck-Reaktion zu sein.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Gaben von Vitamin D und Kalzium können den systolischen und diastolischen Blutdruck bei übergewichtigen, älteren Menschen senken. Doch mehr ist nicht in jedem Fall unbedingt besser. Der stärker blutdrucksenkende Effekt bei einer erhöhten Vitamin-D-Dosis ist vor allem bei Personen mit starkem Übergewicht (BMI ab 30) sowie mit Bluthochdruck und einem ausgeprägteren Vitamin-D-Mangel zu beobachten. Diese Ergebnisse sollten in weiteren Studien geprüft werden. Lassen sie sich bestätigen, müssten auch die optimalen Dosierungen von Vitamin D zur Blutdrucksenkung näher untersucht werden.

 

Unser Tipp: Vitamin D ist einzeln oder kombiniert mit anderen Mikronährstoffen erhältlich, es kann in verschiedenen Formen (meist Vitamin D3) und Dosierungen ergänzt werden. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden, Vitamin D ist z. B. in emulgierter bzw. flüssiger Form sehr gut bioverfügbar.

 

Quelle:
Blood Pressure Decreases in Overweight Elderly Individuals on Vitamin D: A Randomized Trial. In: Journal of the Endocrine Society, online 12.11.2024, doi: 10.1210/jendso/bvae168.


Vitamin C kann bei Migräne unterstützen

 

Gute Aufnahmen von Vitamin C aus der Nahrung können offenbar den Schutz vor Migräne verbessern. Dabei besteht eine lineare Beziehung, wie eine neue Studie zeigt.

 

Die Migräne ist durch wiederkehrende Episoden von anfallsartig auftretenden, chronischen Kopfschmerz-Attacken charakterisiert. Sie werden häufig auch von Übelkeit und Erbrechen oder starker Lichtempfindlichkeit begleitet. Migräne-Anfälle sind für die Patienten oft sehr belastend und schränken die Lebensqualität ein, in Deutschland sind rund 15 % der Frauen und 6 % der Männer davon betroffen. Die Ursachen der Migräne sind bis heute nicht völlig geklärt. Eine wichtige Rolle spielt der Neurotransmitter Serotonin, er beeinflusst die Sekretion von Stickstoffmonoxid (NO) und die Freisetzung von Entzündungs-Mediatoren. Für die Therapie stehen verschiedene Medikamente und Schmerzmittel zur Verfügung. Bekannt ist auch, dass Faktoren des Lebensstils bei der Migräne eine Rolle spielen. Dazu gehören z. B. ein erhöhter Stress, schlechter Schlaf, Bewegungsmangel, erhöhter Alkoholkonsum, Rauchen und eine schlechte Ernährung. In einigen Studien gab es Hinweise, dass Vitamin C das Auftreten und die Intensität der Migräne vermindern kann.

 

Doch solche Nachweise wurden als begrenzt gewertet, weil sie mit kleineren Gruppen von Teilnehmern erreicht wurden. Ein Team chinesischer Forscher untersuchte nun in einer Studie das Ausmaß des Zusammenhangs zwischen der Aufnahme von Vitamin C über die Nahrung und Migräne in der allgemeinen Bevölkerung. Sie nutzten dafür Daten der großen US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey) aus den Jahren zwischen 1999 und 2004. Einbezogen waren Patienten, die in den letzten drei Monaten stark unter Kopfschmerzen oder Migräne gelitten hatten. Mit Befragungen zur Ernährung wurde ihre Aufnahme von Vitamin C über die Nahrung ermittelt. Geprüft wurde, ob sich ein Zusammenhang zwischen Vitamin C und der Migräne nachweisen lässt.

 

Die Studie umfasste insgesamt 4.101 Teilnehmer, von denen 702 (17,12 %) von Migräne betroffen waren. Je nach der Höhe ihrer Vitamin-C-Aufnahmen wurden die Teilnehmer in vier Gruppen von der geringsten bis zur höchsten Zufuhr an Vitamin C eingeteilt. Die Auswertungen ergaben einen schützenden Zusammenhang zwischen der Versorgung mit Vitamin C und Migräne (Odds Ratio 0,89), dabei zeigte sich eine lineare Beziehung. Bei den höchsten Aufnahmen von Vitamin C war das Risiko für Migräne-Anfälle (Odds Ratio 0,64) deutlicher verringert. Das galt auch nach der Anpassung an andere mögliche Einflussfaktoren, z. B. Lebensstil, relevante Laborwerte, Körperzustand, Bewegung, Ernährung und Komorbiditäten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Zufuhr von Vitamin C stand bei guten Aufnahmen über die Nahrung in einem schützenden Zusammenhang mit der Migräne. Dabei wurde ein linearer Zusammenhang zwischen Vitamin C und der Migräne festgestellt.

 

Unser Tipp: Eine gute Ernährung mit vielfältigen Anteilen von Obst und Gemüse versorgt gut mit Vitamin C. Bei Bedarf kann Vitamin C ergänzt werden, es ist in vielen Multi-Nahrungsergänzungen und einzeln in verschiedenen Formen erhältlich. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle: 
Dehua Zhao et al., Association between dietary vitamin C intake and migraine in adults: A cross-sectional study of the National Health and Nutrition Examination Survey. In: Journal of Human Nutrition and Dietetics, online 10.09.2024, doi: 10.1111/jhn.13366.


 Die säurearme Ernährung schützt Nieren und Herz-Kreislauf-System

 

Bei einem erhöhten Risiko für Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten, z. B. bei einem Bluthochdruck, bietet eine säurearme Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse gesundheitliche Vorteile. Das zeigt eine neue Studie.

 

Der Bluthochdruck ist eine weit verbreitete Krankheit und ein wichtiger Risikofaktor für das Herz-Kreislauf-System und die Nieren. Trotz vieler Bemühungen, die Bluthochdruck-Therapie zu verbessern und nachteilige Folgen zu verringern, nehmen die davon abhängigen chronischen Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten zu. Die Bemühungen um eine bessere Kontrolle des Bluthochdrucks und die Senkung seiner nachteiligen Folgen konzentrieren sich weitgehend auf die Anwendung von Medikamenten, das gilt auch bei chronischen Nierenkrankheiten. Bekannt ist, dass eine Ernährung, die reichlich Obst und Gemüse enthält, zu einem verringerten Blutdruck beitragen kann, sie wird meist zur begleitenden Therapie empfohlen. Empfehlenswert ist z. B. die speziell auf den Bluthochdruck ausgerichtete DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension). Sie enthält viel Obst und Gemüse, Ballaststoffe, Proteine, wenig Fett, Salz und Zucker und ist reich an den Mikronährstoffen Kalium, Magnesium und Kalzium. Allerdings wird die DASH-Diät bisher noch wenig verordnet bzw. von den Patienten seltener angewendet.

 

Diese und andere obst- und gemüsereiche Ernährungsweisen werden nicht nur mit einem niedrigeren Blutdruck in Verbindung gebracht, sie verringern auch das Risiko für chronische Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Fähigkeit der Ernährung, Säuren oder Basen zu bilden, hängt mit der Entwicklung von Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen. Tierische Lebensmittel liefern Säure, während die meisten pflanzlichen Lebensmittel, einschließlich Obst und Gemüse, bei ihrer Verstoffwechselung Basen bilden. Die bei uns häufig bevorzugte westliche Ernährung enthält mehr tierische als pflanzliche Lebensmittel, so dass mehr Säuren produziert werden. Eine Verringerung von Säuren in der Ernährung kann durch die Einbeziehung von reichlich Obst und Gemüse, die mehr Basen bilden erfolgen. Auch die Aufnahme mineralischer Salze wie Natron (Natriumsalz der Kohlensäure, NaHCO3) kann dazu beitragen, die Säurewirkung zu neutralisieren. Der Schutz der Nieren und des Herz-Kreislauf-Systems könnte mit beiden Maßnahmen verbessert werden. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher führte dazu eine Studie durch.

In der Studie wurde untersucht, ob und wie Obst und Gemüse oder Natron die Nierenwerte bei 153 Teilnehmern mit einem Bluthochdruck, normalen Nierenfunktionen und Makroalbuminurie (erhöhte Albumin-Ausscheidung im Urin) beeinflussen. Albumin ist das im Blut am höchsten konzentrierte Protein und dient u. a. als Puffer für den pH-Wert des Blutes. Eine Makroalbuminurie kann ein Hinweis auf eine beginnende Nierenkrankheit sein und ist auch mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt regelmäßig Obst und Gemüse, die zweite nahm stattdessen Natron ein, zum Vergleich ernährte sich die dritte Gruppe weiter wie gewohnt. In allen drei Gruppen wurden fünf Jahre lang die Vorkommen von Nierenkrankheiten und die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten beobachtet.

 

Der vorhandene Bluthochdruck, die Makroalbuminurie und auftretende Nierenkrankheiten wurden mit Medikamenten behandelt (z. B. Blutdrucksenker, Statine). Die Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung war bei den Teilnehmern, die Obst und Gemüse oder Natron erhielten, langsamer als bei denen, die sich weiter wie üblich ernährt hatten. Das zeigte sich in einem langsameren Rückgang der glomerulären Filtrationsrate (Maß der Blut-Ultrafiltration), die ein wichtiger Faktor für die Einschätzung der Nierenfunktionen ist. Weiter zeigte sich ein geringerer Anstieg im Verhältnis von Albumin zu Kreatinin im Urin gegenüber den Ausgangswerten. Obst und Gemüse sowie Natron boten dabei einen vergleichbaren Schutz für die Nieren. Die Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse führte jedoch auch zu einem geringeren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Dieser verbesserte Herz-Kreislauf-Schutz zeigte sich bereits im ersten Studienjahr. Gegenüber den Ausgangswerten hatten sich der systolische Blutdruck, die Cholesterinwerte LDL und Lipoprotein a sowie der Body-Mass-Index verringert, was auf den erhöhten Schutz vor Herz-Kreislauf-Krankheiten hinweist. Dabei konnten auch notwendige Medikamente für den Bluthochdruck, Makroalbuminurie oder Nierenkrankheiten niedriger dosiert werden.

 

Diese Ergebnisse unterstützen die Empfehlungen für eine säurearme Ernährung als begleitende Therapie bei einem Bluthochdruck und chronischen Nierenkrankheiten. Eine gesunde Ernährung mit reichlich Obst und Gemüse erwies sich als die bevorzugte Strategie gegenüber Natron bzw. der Beibehaltung einer bisher gewohnten Ernährung. Sie sollte bei der Therapie des Bluthochdrucks als grundlegende Maßnahme und nicht nur ergänzend einbezogen werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es empfehlenswert sein kann, die Therapie des Bluthochdrucks mit einer obst- und gemüsereichen Ernährung zu beginnen und bei Bedarf medikamentöse Maßnahmen zum Schutz der Nieren und des Herz-Kreislauf-Systems zu ergänzen.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie zeigte, dass eine Säurereduktion mit Obst und Gemüse oder Natron die Nieren auf ähnliche Weise schützen kann. Die verringerte Säurebildung verbessert bei Patienten mit Bluthochdruck und Makroalbuminurie die Nierengesundheit. Doch nur mit einer an Ost und Gemüse reichen Ernährung verbesserten sich auch die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die Ergebnisse unterstützen den erhöhten Verzehr von Obst und Gemüse als grundlegende Maßnahme beim Bluthochdruck, um die Entwicklung chronischer Nierenerkrankungen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Reichlich Obst und Gemüse in der Ernährung können medikamentöse Therapien gut ergänzen, wobei auch niedrigere Dosierungen erreicht werden können. Diese Beziehungen sollten künftig weiter erforscht werden, das gilt z. B. für die zugrundeliegenden Mechanismen oder auch für größere Teilnehmergruppen.

 

Quelle: 
Nitrit Goraya et al., Kidney and Cardiovascular Protection Using Dietary Acid Reduction in Primary Hypertension: A Five-Year, Interventional, Randomized, Control Trial. In: The American Journal of Medicine, online 5.8.2024, doi: 10.1016/j.amjmed.2024.06.006.


 Vitamin K2 bei nächtlichen Wadenkrämpfen

 

Nächtliche Wadenkrämpfe treten bei älteren Menschen häufiger auf. sie können den Schlaf und die Lebensqualität belasten. In einer Studie mit älteren Teilnehmern verringerte die Ergänzung von Vitamin K2 (Menachinon) die Häufigkeit, Intensität und Dauer von nächtlichen Wadenkrämpfen.

 

Etwa 50 bis 60 % der Erwachsenen leiden im Laufe ihres Lebens unter nächtlichen Wadenkrämpfen, was zu einem erheblichen Leidensdruck und Schlaflosigkeit führen kann. Von den Betroffenen sind etwa 20 % von den Symptomen häufiger bzw. stärker betroffen. Für Wadenkrämpfe gibt es zahlreiche Ursachen (z. B. Restless-Legs-Syndrom, Myositis, periphere Neuropathie etc.), in rund ein Viertel der Fälle lässt sich jedoch keine Ursache ermitteln. Für eine wirksame Behandlung gibt es bisher eher begrenzte Nachweise für einige Medikamente (z. B. Magnesium- und Kalzium-Kanalblocker). Früher wurde oftmals Chinin zur Behandlung der nächtlichen Wadenkrämpfen eingesetzt, das wird aufgrund schwererer Nebenwirkungen heute kaum noch empfohlen. Daher ist die Suche nach Substanzen mit möglichen Wirkungen sehr wichtig. Es gibt Hinweise, dass Vitamin K2 (Menachinon, eine Form von Vitamin K) die nächtlichen Wadenkrämpfe verringern kann.

 

Neben seiner Rolle bei der Blutgerinnung sind von Vitamin K abhängige Proteine an der Gefäßverkalkung und an Osteoporose beteiligt. Trotz umfangreicher Forschung über die Mechanismen, durch die Vitamin K zur Knochen- und Herz-Kreislauf-Gesundheit beiträgt, ist das Verständnis darüber, wie Vitamin K auf die Muskeln einwirkt, noch sehr begrenzt. Ein Team von chinesischen Forschern hatte bereits in einer Studie gezeigt, dass Vitamin K2 die Häufigkeit, den Schweregrad und die Dauer von Muskelkrämpfen, die durch eine Dialyse bedingt waren, wirksam verringern konnte. In einer neuen Studie prüften die Forscher nun, ob die Einnahme von Vitamin K2 bei der Linderung von Wadenkrämpfen Vorteile bringen kann. Das galt sowohl in Bezug auf die Häufigkeit, Dauer und Schwere der Wadenkrämpfe als auch in Bezug auf die Sicherheit der Einnahmen.

 

In die (randomisierte, doppelblinde) Studie waren 199 Personen ab 65 Jahren einbezogen (Durchschnittsalter 72 Jahre). Sie litten im Lauf von zwei Wochen mindestens zweimal nachts an Wadenkrämpfen mit einem mittleren Schweregrad und ohne erkennbare Ursache. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die eine erhielt täglich für acht Wochen 180 mcg Vitamin K2 (Menachinon-7), die andere Gruppe nahm zum Vergleich ein Placebo ein. Im Lauf der Studie nahm die Zahl der nächtlichen Wadenkrämpfe in der Vitamin K2-Gruppe signifikant ab, wobei eine Wirkung bereits ab der ersten Woche festgestellt wurde. im Durchschnitt traten mit der Einnahme von Vitamin K2 nur noch 0,96 Wadenkrämpfe pro Woche auf. Dagegen traten die Wadenkrämpfe in der Placebo-Gruppe wie vor der Studie im Durchschnitt 3,6-mal auf. Mit Vitamin K verringerte sich außerdem die Intensität der Wadenkrämpfe stärker als mit dem Placebo.

 

Weiter sank mit Vitamin K2 die Dauer der Wadenkrämpfe, sie waren mit im Durchschnitt um 0,9 Minuten kürzer als zu Beginn der Studie. Vitamin K2 (Menachinon-7) hat sich dabei in dieser älteren Gruppe mit nächtlichen Wadenkrämpfen als sichere Nahrungsergänzung erwiesen, es wurden keine unerwünschten Ereignisse beobachtet. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Vitamin K2 die gerinnungshemmende Wirkung von Warfarin (Vitamin-K-Antagonist), einem häufig verschriebenen Medikament für ältere Menschen, beeinträchtigen kann. Daher wird Vitamin K2 für Personen, die eine Warfarin-Therapie erhalten, nicht empfohlen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Vitamin K2 eine effektive und sichere Strategie im Umgang mit nächtlichen Wadenkrämpfe bei älteren Personen sein könnte. Vitamin K2 sollte in Bezug auf nächtliche Wadenkrämpfe weiter untersucht werden, z. B. in seinen Wirkungen auf den Schlaf der Patienten und ihre Lebensqualität.

 

Unser Tipp: Vitamin K2 gibt es als Nahrungsergänzung in verschiedenen Formen. Dazu gehören sowohl Vitamin K3 (Menadion-0) und die Vitamin-K2-Formen Menachinon-4 und -7. Die verschiedenen Menachinon-Formen sind unterschiedlich biologisch wirksam, in liposomaler Form ist Menachinon-7 besonders gut bioverfügbar.

 

Quelle: 
Jing Tan et al., Vitamin K2 in Managing Nocturnal Leg Cramps. A Randomized Clinical Trial. In: JAMA Internal Medicine, online 28.10.2024, doi: 10.1001/jamaintern-med.2024.5726.


Gute Versorgung mit Eisen in der Schwangerschaft

 

In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Eisen deutlich an, doch vielen schwangeren Frauen fehlt es an genügend Eisen. Das hat Folgen für die Mütter und die Entwicklung des Kindes. Auf eine gute Eisenversorgung sollte in allen Phasen der Schwangerschaft geachtet werden.

 

Eisen ist ein wichtiger Baustein für den Blutfarbstoff Hämoglobin, es trägt zur Blutbildung und zum Sauerstofftransport bei und ist an vielen Vorgängen im Stoffwechsel beteiligt. Eisen ist in verschiedenen Lebensmitteln enthalten, gute Quellen sind Vollkornprodukte, Fleisch und Wurst (Rind-, Lammfleisch) sowie Gemüse und Hülsenfrüchte, Nüsse und Trockenobst. Dabei wird das Hämeisen (2-wertiges Eisen) aus tierischen Quellen leichter aufgenommen als Nicht-Hämeisen (3-wertiges Eisen) aus pflanzlichen Quellen. Mit der Ernährung sollte möglichst eine breite Palette eisenhaltiger Lebensmittel aus beiden Quellen aufgenommen werden. Allgemein beeinträchtigen Eisendefizite die körperliche Leistungsfähigkeit, stören die Wärmeregulation und erhöhen die Anfälligkeit für Infekte. Ein anhaltender Eisenmangel führt zu Blutarmut (Anämie). Frauen sind von Eisendefiziten häufiger betroffen, daher sollten vor allem Frauen im gebärfähigen Alter sowie Vegetarierinnen und Veganerinnen auf die angemessene Versorgung mit Eisen achten.

 

Das gilt besonders für schwangere Frauen, die den höchsten Bedarf an Eisen haben (27 mg täglich, DGE-Empfehlung). Da sie ihren erhöhten Eisenbedarf allein mit der Ernährung oftmals nicht decken, ist bei ihnen der Eisenmangel weit verbreitet. Das gilt trotz des breiteren Angebots an Lebensmitteln auch in den reicheren Industrieländern, wie neuere Untersuchungen zeigten. Schwangere Frauen (33 bis 42 %) sind auch hier häufiger unzureichend mit Eisen versorgt. In der Schwangerschaft steigt der Eisenbedarf deutlich an, um den Bedarf der Mütter ebenso wie die Entwicklung des Fötus zu unterstützen. Ob dieser Bedarf gedeckt werden kann, hängt u. a. von den Eisenspeichern zu Beginn der Schwangerschaft ab. Besonders sind Frauen betroffen, deren Eisenspeicher bereits zu Beginn der Schwangerschaft erschöpft sind.

 

Die gute Versorgung mit Eisen unterstützt Mutter und Kind in der Schwangerschaft, ein Eisenmangel ist mit einem höheren Risiko von Komplikationen verbunden. Er kann sich langfristig auf die Gehirnentwicklung des Kindes auswirken, das gilt in Bezug auf die Wahrnehmung, das Verhalten und die motorischen Fähigkeiten. Für die Mütter steigt z. B. das Risiko für Depressionen, Frühgeburten und ein niedriges Geburtsgewicht. Zur Beurteilung des Eisenstatus wird häufig nur Hämoglobin bestimmt, das Hinweise auf eine Anämie liefert, andere Ursachen für den Eisenmangel könnten dabei unerkannt bleiben. Ferritin gilt nach wie vor als der beste verfügbare Frühindikator für einen Eisenmangel, doch es gibt verschiedene Schwellenwerte, die während der Schwangerschaft verwendet werden. Die WHO empfiehlt einen Ferritinwert von <15 μg/L, neuere britische Leitlinien empfehlen den höheren Wert von <30 μg/L.

 

Noch gibt es nur wenige, umfassende Analysen über Veränderungen des Eisenstatus bei Schwangeren, und es fehlt an Bewertungen des gleichzeitigen Entzündungsstatus. Eine Gruppe irischer und US-amerikanischer Forscher untersuchte daher bei erstmals gebärenden Frauen die Veränderungen von Eisen-Biomarkern in der Schwangerschaft, wobei der Status von Entzündungen berücksichtigt wurde. Ermittelt wurden die Vorkommen von Eisenmangel und mögliche Grenzwerte für den Eisenstatus in der frühen Schwangerschaft, die einen Eisenmangel im dritten Trimester vorhersagen können. Ein weiteres Ziel war es, den Einfluss von häufigen Risikofaktoren für den Eisenmangel zu beobachten, einschließlich von Adipositas (Fettleibigkeit) und Rauchen.

 

An der (prospektiven) Studie waren gesunde Frauen aus Irland beteiligt, die ihr erstes Kind erwarteten. Die Frauen gaben Auskünfte zu Gesundheit, Lebensstil, Ernährung, Rauchen, Alkohol, und ihr Body Mass Index (BMI) wurde bestimmt. Frauen, die unter einer Anämie litten, wurden von der Studie ausgeschlossen. Bei 629 Frauen wurden in der 15., 20. und 33. Schwangerschaftswoche in Blutproben die Eisenwerte bestimmt (Ferritin, löslicher Transferrin-Rezeptor, Gesamt-Eisen), hinzu kamen Messungen von Entzündungs-Markern (C-reaktives Protein, Alpha-Glykoprotein). Im ersten Trimester waren die Eisenwerte bei rund 20 % der Frauen (britischer Ferritin-Schwellenwert <30 μg/L) vermindert. Die Defizite stiegen in der 20. Woche auf 51 % und in der 33. Woche auf rund 84 % an, das heißt, vier von fünf Frauen hatten zu geringe Eisenwerte. Selbst wenn man den geringeren Ferritin-Schwellenwert von <15 μg/L ansetzte waren anfangs knapp 5 % und im 3. Trimester rund 51 % der Frauen von zu geringem Eisen betroffen.

 

Weiter stellte sich nach 15 Wochen ein Ferritin-Wert von <60 μg/L als Schwelle heraus, mit dem sich ein Eisenmangel (Ferritin <15 μg/L) nach 33 Wochen der Schwangerschaft vorhersagen ließ. Dieser Wert wurde bereits früher als Zeitpunkt identifiziert, an dem die Eisenansammlung des Fötus beeinträchtigt wird. Dies kann nach der Geburt zu schlechteren neurokognitiven Funktionen und zum Eisenmangel führen. Die Forscher halten eine Bestimmung von trimester-spezifischen Ferritin-Grenzwerten für angebracht, da sie Auskunft über den Zeitpunkt und die Art von geeigneten Eisenergänzungen geben. 30 % der Frauen hatten Nahrungsergänzungen mit Eisen (meist Multipräparate mit geringen Eisendosen) vor der Schwangerschaft und 56 % im ersten Trimester eingenommen. Dies verringerte das Risiko für den Eisenmangel in der gesamten Schwangerschaft, konnte jedoch die Eisendefizite vor allem im dritten Trimester nicht völlig verringern. Dennoch unterstreichen die Ergebnisse eine mögliche präventive Rolle von Multivitaminpräparaten in der Schwangerschaft, die Eisen in niedrigen Dosen ergänzen.

 

Bei den Frauen wurden auch Faktoren zum Lebensstil untersucht, die den mütterlichen Eisenstatus beeinflussen können. Adipositas (Fettleibigkeit, BMI ab 30) hat sich als Risikofaktor für einen schlechteren Eisenstatus in der Schwangerschaft und für Kinder im Säuglingsalter erwiesen. Allerdings wirkte sich in dieser Studie die mütterliche Adipositas nicht auf das Ferritin aus. Ein Trend zum niedrigerem Ferritin zeigte sich jedoch bei Frauen, die in der frühen Schwangerschaft rauchten. Weiter war der Entzündungs-Status, oft durch den Biomarker CRP (C-reaktives Protein) bestimmt, höher als für Gesunde erwartet, dies hatte sich zuvor auch in anderen Gruppen von Schwangeren gezeigt.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Dies ist eine der größten Studien zum Eisenstatus bei Frauen mit einer risikoarmen Schwangerschaft, die in einem an Ressourcen reichen Umfeld leben. Ein Eisenmangel kam bei den gesunden, erstmals gebärenden Schwangeren recht häufig vor, das galt besonders im dritten Trimester. Die Forscher empfehlen, dass schwangere Frauen früh auf ihren Eisenstatus (Hämoglobin und Ferritin) hin untersucht werden sollten. Sie schlagen eine Ferritin-Konzentration von >60 μg/L als Zielwert vor, außerdem sollte der Entzündungs-Status bestimmt werden. Es zeigte sich weiter, dass Nahrungsergänzungen mit Eisen in der Schwangerschaft dazu beitragen können, die Frauen vor stärkeren Defiziten zu schützen. Eine gute Eisenversorgung in der gesamten Schwangerschaft kann die Eisenversorgung bei Mutter und Kind verbessern.

 

Unser Tipp: Eisen ist in vielen Kombi-Formeln mit Vitaminen und Mineralien in geringer Dosierung enthalten und etwas höher dosiert auch einzeln verfügbar. Auf eine gute Verträglichkeit und Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden. Schwangere und stillende Frauen sollten Nahrungsergänzungen nur nach ärztlicher Empfehlung einnehmen.

 

Quelle: 
Elaine K. McCarthy et al., Longitudinal evaluation of iron status during pregnancy: a prospective cohort study in a high-resource setting. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 26.09.2024, doi: 10.1016/j.ajcnut.2024.08.010.


Die Ernährung kann zur Krebsprävention beitragen

 

Verschiedene Risikofaktoren sind für die Entwicklung von Krebs bekannt, dazu gehört die Ernährung. Sie hat sich als ein zentraler Schwerpunkt in der aktuellen Forschung entwickelt. Dabei spielt auch die gute Versorgung mit Mineralien und Vitaminen eine wichtige Rolle.

 

Traditionell wurden die Ernährungsgewohnheiten als eine Frage der Ausgewogenheit der Kalorienzufuhr und der Art der verzehrten Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Protein, Fett) verstanden. Diese Sichtweise konzentriert sich auf die Rolle der Ernährung bei der Aufrechterhaltung des Körpergewichts und Erfüllung der physiologischen Bedürfnisse. Die aktuelle Forschung führte einen Wandel herbei, der darauf abzielt, den Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit und Krankheiten zu verstehen. Die Ernährung wird nicht nur als ein wichtiger Faktor für das körperliche Wohlbefinden, sondern auch als ein veränderlicher Risikofaktor anerkannt, der mit den Vorkommen und Prognosen für verschiedene Gesundheitszustände zusammenhängt. Bestimmte ungünstige Ernährungsweisen (u. a. die westliche Ernährung) werden mit chronischen Krankheiten, vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes und Krebs in Verbindung gebracht.

 

In der Folge wird die Wahl der Lebensmittel als ein integraler Bestandteil komplexer Wechselwirkungen zwischen der Ernährung und der allgemeinen Gesundheit betrachtet. Weltweit ist Krebs nach wie vor eine der häufigsten Krankheiten. In die Faktoren, die zur Krebsbelastung beitragen, wurde die Ernährung als modifizierbarer Risikofaktor mit potenzieller Bedeutung für die Krebsprävention, das Wiederauftreten von Krebs und die Überlebenszeit einbezogen. Dazu gehört, dass eine gesunde Ernährung auch die Lebensqualität verbessern kann. 2020 veröffentlichte die „American Cancer Society“ eine Leitlinie zur Ernährung und Körperaktivität für die Krebsprävention, die jetzt aktualisiert wurde. Aufgenommen wurden neue Kenntnisse über die Zusammenhänge zwischen dem Krebsrisiko und zeitlich begrenzter Ernährung (z. B. Fasten), dem Konsum von Milchprodukten, Obst und Gemüse, vegetarischer, pescetarischer (schließt Fisch, aber kein Fleisch ein) und mediterraner Ernährung sowie Informationen zu Kaffee und Tee, Säuregehalt, Pestiziden und den Aufnahmen von Eisen, Vitamin D und Phytoöstrogenen.

 

Dazu gehört generell auch die Qualität der Ernährung, die sich sowohl auf die Menge der Nährstoffe als auch auf die Aufnahme bestimmter Nährstoffe aus der Nahrung bezieht. Für diese Faktoren zeigte sich eine mäßige Fähigkeit, das Auftreten von chronischen Krankheiten und anderer gesundheitlicher Faktoren vorherzusagen. Das unterstreicht ihre Relevanz für das allgemeine Krebsrisiko und gilt vor allem für den Prostata-, Brust-, Lungen- und Dickdarmkrebs.

 

Die Auswertung von relevanten, neueren Studien zeigte, dass die Mittelmeerdiät einige Vorteile für die Verringerung des Krebsrisikos hat. Die Einhaltung des nächtlichen Fastens oder des eingeschränkten Konsums von Kohlenhydraten kann zur Krebsprävention beitragen, doch übermäßiges Fasten kann die Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen. Eine vegetarische, mit Pestiziden weniger belastete Ernährung wird mit einem geringeren allgemeinen Krebsrisiko, besonders für Darmkrebs, in Verbindung gebracht. Eine hohe Zufuhr an Hämeisen (2-wertiges Eisen, vor allem in rotem Fleisch und Wurst) und Gesamt-Eisen wird mit einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs verbunden, während die Zufuhr von Phytoöstrogenen (sekundäre Pflanzenstoffe, die den Östrogenen ähneln) mit einem geringeren Risiko verbunden ist. Kaffee und Tee haben einen neutralen Einfluss auf das Krebsrisiko. Wir stellen hier kurz die Rolle verschiedener Mikronährstoffe vor, die zur Krebsprävention beitragen können.

 

Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralien und Antioxidantien spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Zellgesundheit und der Senkung des oxidativen Stresses. Obwohl bisherige Studien zu Brustkrebs keinen Zusammenhang zwischen dem Serum-Zink-Spiegel und dem Krebsrisiko bei Frauen mit BRCA1-Mutation (verändertes Tumorsuppressor-Gen, erhöht das Krebsrisiko) gefunden haben, könnte das Verhältnis von Zink zu Kupfer bei dieser Gruppe von Frauen ein Biomarker sein. Daher ist es notwendig, die Optimierung der Serum-Spiegel von Zink und Kupfer in Betracht zu ziehen. In diesem Zusammenhang belegen Studien auch den Einfluss der Selen- und Zink-Spiegel in Bezug auf das Überleben von Patienten mit Prostatakrebs.

 

Allgemein bestätigen und erweiterten die Ergebnisse das derzeitige Verständnis zum Zusammenhang zwischen Vitaminen und dem Krebsrisiko. Sie betonen die Rolle von Vitaminen als Immunmodulatoren, die auch die DNA schützen können. Das gilt z. B. für die aktivierende Wirkung von Vitamin C auf die Funktion der NK-Zellen (natürliche Killerzellen, lösen bei bestimmten Zellen den Zelltod aus) und hemmende Wirkungen auf die Migration von Tumorzellen. Dies lässt auf eine mögliche Rolle von Vitamin C bei der Verhinderung der Krebs-Ausbreitung und -Metastasierung schließen. Was Vitamin D betrifft, so wurde sein Rezeptor auf verschiedenen Immunzellen identifiziert, was auf eine breite immunmodulatorische Rolle hindeutet. Allerdings zeigte eine finnische Studie, dass eine zusätzliche Ergänzung bei Personen mit ausreichenden Vitamin-D-Spiegeln die Krebsvorkommen nicht verringert. Dies deutet darauf hin, dass sich der Nutzen von Vitamin-D-Gaben auf Bevölkerungsgruppen mit einem Mangel beschränken könnte. Ein solcher Mangel ist jedoch relativ weit verbreitet, vor allem in nördlichen Regionen. Die Forscher heben hervor, dass es wichtig ist, hier die Basalwerte vor Maßnahmen zur Ergänzung oder entsprechenden Empfehlungen zu berücksichtigen.

 

Neben seiner starken antioxidativen Wirkung verbessert Vitamin E die Funktion der T-Lymphozyten und hemmt das Enzym Cyclooxygenase-2 (COX-2), was als immunmodulatorischer Mechanismus wirken und die Antitumor-Immunität stimulieren könnte. Noch beruhen die Nachweise für diesen Mechanismus meist auf experimentellen Studien, daher sind für die Bestätigung des potenziellen Nutzens beim Menschen weitere Untersuchungen erforderlich. In diesem Zusammenhang hat Retinsäure, eine aktive Form von Vitamin A, eine doppelte Wirkung. Sie wirkt sowohl entzündungsfördernd als auch entzündungshemmend, was die Komplexität der Immunmodulation widerspiegelt. Ihre Fähigkeit, die Differenzierung des Signalwegs von Th1/Th2-Zellen (Untergruppe der T-Helfer-Zellen) zu beeinflussen und die Bildung von Zytokinen (Botenstoffe) zu regulieren, deutet auf ein therapeutisches Potenzial bei der Modulation spezifischer Immunreaktionen im Zusammenhang mit Krebs hin, was jedoch noch näher erforscht werden muss, da die Auswirkungen je nach Entzündungs-Kontext und Art der Neubildung variieren können.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ernährungsgewohnheiten sind nicht nur ein wichtiger Faktor für das körperliche Wohlbefinden, sondern auch ein veränderbarer Risikofaktor in Bezug auf verschiedene Krankheiten. Eine ungesunde Ernährung steht direkt mit chronischen Krankheiten wie Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Krebs in Verbindung. Dieses Update der Leitlinien der „American Cancer Society“ unterstreicht den Bedarf an weiterer eingehenderer Forschung. Dazu gehören z. B. zeitlich begrenzte Diäten, strukturierte Programme für körperliche Aktivitäten, Auswirkungen von alternativen Ernährungsweisen auf das Krebsrisiko. Nicht zuletzt sollte auf die guten Aufnahmen an wichtigen Mikronährstoffen geachtet werden, dabei gilt es, den persönlichen Bedarf zu berücksichtigen. Insgesamt deuten die Ergebnisse auf die Vorteile einer stärker personalisierten Vitaminergänzung hin, bei der Nutzen und Risiken für jeden einzelnen Patienten abgewogen werden.

 

Quelle:
Álvaro Torres et al., Dietary Interventions for Cancer Prevention: An Update to ACS International Guidelines. In: Nutrients, online 29.08.2024, doi: 10.3390/nu16172897.


Das Darm-Mikrobiom und die Schlafqualität

 

Bestandteile der Nahrung wie Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren und pflanzliche Polyphenole sowie der Zeitpunkt und die Abstände der Mahlzeiten wirken sich auf das Darm-Mikrobiom aus. Sie beeinflussen die gesunden Darmbakterien, verschiedene Stoffwechselprodukte zu bilden, die für die Schlafqualität und die allgemeine Gesundheit wichtig sind. Das gilt besonders für Melatonin.

 

Zum Darm-Mikrobiom gehören alle dort angesiedelten Mikroorganismen, Bakterien, Viren, Pilze etc., einschließlich der von ihnen produzierten Stoffwechselprodukte, ihr genetisches Material und andere Umweltbedingungen. Diese Vielfalt wirkt sich ein Leben lang erheblich auf die Gesundheit aus und wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Das beginnt bereits mit der Geburt, wo sich die Kolonisierung der Bakterien durch eine natürliche Geburt und einen Kaiserschnitt unterscheiden. Weiter beeinflusst das Stillen oder Nicht-Stillen die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm auf verschiedene Weise. Allgemein sind die ersten beiden Lebensjahre durch dynamische, intensive Veränderungen der Darm-Mikrobiota (Gesamtheit der Mikroorganismen) gekennzeichnet.

 

Es bildet sich eine Zusammensetzung, die der des Erwachsenen immer ähnlicher wird. Im Alter von fünf Jahren ist die Grundlage der Darm-Mikrobiota geschaffen und die Grundstruktur für das spätere Leben bestimmt, in der Pubertät stabilisiert sich die Zusammensetzung weiter. Einen wichtigen Einfluss ab der frühen Lebenszeit haben außerdem Infektionen und die Aufnahmen von Antibiotika und anderen Medikamenten. In späteren Lebensabschnitten spielen die Ernährung, der Lebensstil, chronischer Stress, Umwelteinflüsse und körperfremde Xenobiotika (z. B. Konservierungs-, Farbstoffe, Pestizide) eine wichtige Rolle bei der Zusammensetzung der Mikrobiota.

 

Die Forschung deutet auch darauf hin, dass der Darm und das Gehirn durch die sogenannte Darm-Mikrobiom-Gehirn-Achse miteinander verbunden sind. Dabei beeinflusst die Darm-Mikrobiota das Gehirn über immunregulatorische, neuroendokrine Mechanismen und die Wege des Vagus-Nervs (Hauptnerv des Parasympathikus). Die Mikroorganismen im Darm bilden außerdem verschiedene Metaboliten, dazu gehören u. a. Neurotransmitter, die das Nervensystem beeinflussen. Die Produktion von Metaboliten erfolgt zyklisch und spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der zirkadianen Rhythmen (Anpassung von Körperfunktionen an den 24-Stunden-Tag). Dabei ist der Schlaf-Wach-Rhythmus mit dem Wechsel der Schlaf- und Wachphasen der wichtigste zirkadiane Rhythmus. Dies deutet darauf hin, dass die Mikrobiota einen wichtigen Einfluss auf die Stoffwechsel-Homöostase und die Rhythmik des Organismus und den Schlaf hat. Eine Gruppe polnischer Forscher stellte die aktuellen Kenntnisse zur Rolle der Darm-Mikrobiota bei der Schlaf-Regulierung durch verschiedene Metaboliten wie kurzkettige Fettsäuren, Tryptophan, Serotonin, Melatonin und Gamma-Aminobuttersäure vor. Wir greifen hier vor allem die besonderen Funktionen der kurzkettigen Fettsäuren und von Melatonin heraus.

 

Im Dickdarm fermentiert die Darm-Mikrobiota Ballaststoffe, was zur Bildung von kurzkettigen Fettsäuren führt. Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Bakterienstämme (z. B. Lachnospiraceae UCG004, Odoribacter), die an dieser Produktion beteiligt sind, zu einer längeren Schlafdauer beitragen könnten. Kurzkettige Fettsäuren wirken sich möglicherweise auf den Schlaf aus, indem sie die Synthese von GABA (Gamma-Aminobuttersäure) und 5-HTP (Aminosäure 5-Hydroxyryptophan, Zwischenprodukt der Serotonin-Synthese) modulieren. Die GABA spielt als primärer hemmender Neurotransmitter im Nervensystem eine wichtige Rolle bei der Förderung des Schlafs, indem sie Erregungswege verringert. Die Bildung von Serotonin (Neurotransmitter) im Darm hängt von der Darm-Mikrobiota, der Ernährung, Signalhormonen und Peptiden (Verknüpfung mehrerer Aminosäuren) ab. Die Darm-Mikrobiota könnte daher auch eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der optimalen Bildung von Melatonin (Derivat der Aminosäure Tryptophan) spielen, das im Körper aus Serotonin gebildet wird. Melatonin spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Zyklus.

 

Dieses natürlich gebildete schlaffördernde Hormon wird als Reaktion auf Veränderungen des Umgebungs-Lichts synthetisiert, wobei der Höhepunkt der Produktion in der Dunkelheit erreicht wird. Melatonin erreicht seine Wirkung auf die Schlaf-Wach-Mechanismen, indem es mit Melatonin-Rezeptoren interagiert, die sich auf der Oberfläche von Neuronen im Gehirn befinden. Sie sind besonders häufig in bestimmten Hirnregionen (Hippocampus, Hypothalamus, Basalganglien) angesiedelt. Die Aktivierung der Melatonin-Rezeptoren moduliert die Freisetzung von Neurotransmittern (z. B. GABA, Serotonin, Glutamat) und wirkt sich auf die an der Schlafregulierung beteiligten Gehirnstrukturen aus. Melatonin beeinflusst den zirkadianen Rhythmus, die Schlaf-Wach-Phase und die Schlafqualität. Der Melatonin-Spiegel erreicht nachts seinen Höchststand, was das Einschlafen erleichtert, und sinkt am Morgen, was den Übergang zur Wachphase fördert. Melatonin spielt daher eine Schlüsselrolle bei der Synchronisierung der inneren biologischen Uhr mit dem Hell-Dunkel-Zyklus und unterstützt die Schlafhomöostase. Inzwischen ist bekannt, dass die Bildung von Melatonin durch die Darmzellen etwa 400-mal höher ist als die Produktion in der Zirbeldrüse (Epiphyse).

 

Außerdem scheint die Ausschüttung von Melatonin mit der Häufigkeit der Nahrungsaufnahme korreliert zu sein. Patienten, die unter Schlaflosigkeit und anderen Schlafstörungen leiden, weisen häufig eine beeinträchtigte Zusammensetzung und gestörte Funktionen der Darm-Mikrobiota auf. Folglich könnte die Darm-Mikrobiota eine wichtige Rolle bei der Unterstützung einer optimalen Melatonin-Produktion spielen. Das könnte sich positiv auf die Schlafregulation und andere Funktionen im Zusammenhang mit den zirkadianen Rhythmen auswirken.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Der Verzehr einer abwechslungsreichen Ernährung mit Lebensmitteln, die reich an Ballaststoffen, Polyphenolen und ungesättigten Fettsäuren sind, kann sich günstig auf das Darm-Mikrobiom auswirken und vermutlich auch das Schlafverhalten beeinflussen. Von der Mikrobiota synthetisierte Stoffwechselprodukte wie kurzkettige Fettsäuren, GABA, Serotonin (5-HTP), Tryptophan und besonders Melatonin spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung physiologischer Funktionen, einschließlich der Schlafregulation. Ein Ungleichgewicht in der Zusammensetzung der Mikrobiota kann mit dem Auftreten von Schlafstörungen und anderen chronischen Erkrankungen wie Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischen Störungen in Verbindung gebracht werden.

 

Unser Tipp: Melatonin ist als Nahrungsergänzung in verschiedenen Formen angeboten. In einer liposomalen, veganen Formel mit Lavendel, Baldrian und Phosphatidylcholin ist es sehr gut bioverfügbar.

 

Quelle:
Monika Sejbuk et al., The Role of Gut Microbiome in Sleep Quality and Health: Dietary Strategies for Microbiota Support. In: Nutrients, online 13.07.2024, doi: 10.3390/nu16142259.


Bei pflanzlicher Kost Vitamin B12 kontinuierlich ergänzen

 

Vitamin B12 ist in einer pflanzlichen Ernährung kaum enthalten. Vegetarier und Veganer sollte Vitamin B12 daher regelmäßig ergänzen. So kann ein ausreichender B12-Spiegel erreicht und ein -Mangel vermieden werden. Das zeigt eine neue Fallstudie am Beispiel eines Veganers.

 

Eine gesunde Pflanzenkost, wie die vegetarische Ernährung, die Eier, Milch und Milchprodukte einbezieht, sowie die vegane Ernährung, die sich auf rein pflanzliche Lebensmittel beschränkt, bietet zahlreiche Vorteile für die Gesundheit. Sie wird mit einer günstigeren Aufnahme von Ballaststoffen und guten Aufnahmen von Mikronährstoffen verbunden, was sich u. a. positiv auf das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel auswirkt. Doch auch eine pflanzliche Ernährungsweise kann in ihrer Zusammenstellung ungesund sein oder mit wichtigen Mikronährstoffen, die in Pflanzen gering enthalten sind, nicht ausreichend versorgen. Das gilt vor allem für Vitamin B12, das in pflanzlichen Lebensmitteln nur sehr gering vorkommt. Dieses B-Vitamin ist zwar in einigen Algen enthalten, die aber auch Vegetarier und Veganer meist nicht regelmäßig bzw. nur in geringen Mengen essen. Die Ergänzung von Vitamin B12 ist daher besonders für Veganer und auch für Vegetarier empfehlenswert.

 

Defizite oder gar ein Mangel an Vitamin B12 können schädliche gesundheitliche Folgen haben, einschließlich von einer gestörten Blutbildung und neurologischen/-psychiatrischen Symptomen. Bisher ist jedoch ungeklärt, wie schnell bei Veganer die Vitamin-B12-Biomarker auf ein Absetzen der Ergänzung von Vitamin B12 reagieren und wann die Ergänzung wieder aufgenommen werden sollte. Eine Gruppe deutscher Forscher berichtete dazu über den Fall eines Veganers. Der Mann war Mitte 30 und ernährte sich aus ethischen Gründen seit zehn Jahren vegan. Der Mangel an Vitamin B12 war ihm bewusst, er hatte es mit 500 mcg (Methylcobalamin), im Durchschnitt 3-4-mal pro Woche, regelmäßig ergänzt. Außerdem hatte er seinen B12-Status kontinuierlich überprüfen lassen, wobei er jeweils im Normbereich lag. Seine Gesundheit war allgemein gut und nur hin und wieder gering, z. B. durch Rückenschmerzen, beeinträchtigt. Aus ungenannten Gründen brach er die Ergänzung von Vitamin B12 Ende 2023 ab. Nach dieser Entscheidung wurde sein Vitamin-B12-Status eng überwacht, d. h. die entsprechenden Biomarker und Folat wurden in Abständen von vier Wochen untersucht.

 

Das galt für Serum-B12, Homocystein (im Übermaß schädliche Aminosäure), Holo-Transcobalamin (Holo-TC, guter Indikator für B12-Mangel) und Gesamt-Folat. Mit seiner Nahrung nahm der junge Mann nur sehr wenig Vitamin B12 aus Pilzen, Tempeh und Sauerkraut auf. Bei den B12-Biomarkern wurden nach vier Wochen keine größeren Veränderungen beobachtet. Doch ab der 8. bis zur 16. Woche wurde ein allmählicher Rückgang von Holo-TC und (Serum-)Vitamin B12 festgestellt. Gleichzeitig stieg Homocystein nach 16 Wochen an, begleitet von einem Rückgang des Folat-Spiegels. Die möglichen gesundheitlichen Folgen dieses beeinträchtigten Vitamin-B12-Status bereiteten dem Mann Sorgen, auch wenn sich noch keine körperlichen Symptome des B12-Mangels gezeigt hatten. Um entsprechende Entwicklungen zu vermeiden, stimmte er einer erneuten Ergänzung von Vitamin B12 nach vier Monaten zu, und er nahm auch Folsäure ein, um die Speicher wieder aufzufüllen. Damit normalisierten sich die Werte von Vitamin B12 und Folsäure im Lauf von vier bzw. acht Wochen.

 

Die Ergebnisse diese Fallstudie deuten darauf hin, dass Veganer eine kurzfristige Pause in der Ergänzung von Vitamin B12 gut vertragen könnten, vorausgesetzt es besteht wie hier zu Beginn der Studie ein angemessener B12-Status. Eine Unterbrechung der Ergänzung von mehr als acht Wochen könnte jedoch kritisch sein und zu suboptimalen Werten führen. Dies wurde in diesem Fall nicht allein durch den Rückgang von Vitamin B12 und Holo-Transcobalamin, sondern auch durch den Anstieg der Homocystein-Werte verstärkt. Dazu könnte die Abnahme des Folsäure-Spiegels beigetragen haben. Außerdem könnte die Winterzeit zu einem geringeren Verzehr von frischem Obst und Gemüse geführt haben, was sich auf die Versorgung mit Folsäure ausgewirkt haben könnte. Bis sich die Symptome eines Mangels an Vitamin B12 deutlich zeigen, kann es Monate bis Jahre dauern. Wie hier gezeigt, kann ein Defizit an Vitamin B12 bereits viel früher auftreten. Eine geringe Aufnahme von Vitamin B12, wie sie bei der pflanzlichen Ernährung von Vegetariern und besonders von Veganern vorkommt, könnte potenziell schädlich sein. Dies spricht für die regelmäßige Ergänzung von Vitamin B12. In künftigen Studien sollten die Beziehungen zwischen den Vitamin-B12-Biomarkern in Bezug auf veränderte Ergänzungen von B12 bei Veganer weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Vitamin B12 ist als Nahrungsergänzung einzeln sowie in der Kombination mit anderen Mikronährstoffen, z. B. mit dem gesamten Vitaminen B-Komplex, verfügbar. Die aktive Form von Vitamin B12 ist Methylcobalamin, das besonders gut bioverfügbar ist.

 

Quelle:
Maximilian Andreas Storz et al., Impact of vitamin B12 supplement intake cessation on vitamin B12 status in al healthy vegan: A close interval monitoring case study. In: Nutrition, Vol. 125, September 2024, 112498.


Kupfer und Selen und die Beziehungen zur Knochenmineraldichte

 

Die essentiellen Spurenelemente Kupfer und Selen haben vielfältige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und Ernährung. Dazu gehört wohl auch ihr Einfluss auf die Knochenmineraldichte, der bisher jedoch nicht eindeutig geklärt ist. Diese Beziehungen wurden in einer neuen Studie untersucht.

 

Kupfer und Selen sind natürliche Bestandteile verschiedener Enzyme mit diversen Funktionen im Körper. Der Zusammenhang zwischen der Aufnahme dieser Elemente, besonders von Kupfer, und der Knochenmineraldichte ist jedoch nach wie vor unklar. Zu den wichtigsten Funktionen von Kupfer gehören sein Einbau in Enzyme (z. B. Monoaminoxidase, Oxidase, Superoxiddismutase). Sie sind für den Energiestoffwechsel wichtig und werden für die Herstellung von Querverbindungen für das Bindegewebe, einschließlich der Knochen, benötigt. Dort fungiert Kupfer als Cofaktor für Lysyloxidase (Schlüsselenzym der Kollagen- und Elastinsynthese) während der Vernetzungsprozesse in den Kollagenfasern. Kupfer fördert auch die Bildung von Knochengewebe (Osteogenese) und begünstigt die Knochenentwicklung. Die meisten Lebensmittel enthalten etwas Kupfer, die Aufnahmen variieren abhängig vom Kupfergehalt der Nahrung. Getreidewaren, Leber, Bohnen, Fisch und Nüsse sind gute Kupferquellen. Täglich werden etwa 2 bis 5 mg Kupfer mit der Nahrung aufgenommen, resorbiert werden davon etwa 0,5 bis 2 mg. Erworbene schwere Kupfermängel und -toxizität sind selten, doch einige Berichte zeigen, dass die Vorkommen mäßiger Kupferdefizite höher sind als bisher angenommen.

 

Dies kann kupferabhängige Stoffwechselwege beeinträchtigen und das Risiko für Osteoporose erhöhen. Die Konzentration von Selen in Lebensmitteln hängt weitgehend vom Selengehalt des Bodens ab, Deutschland gehört zu den Selenmangelgebieten. Tierische Lebensmittel wie Fleisch und Eier sind bei uns daher zuverlässigere Quellen für Selen als pflanzliche Lebensmittel. Selen ist ein wichtiger Bestandteil verschiedener Enzyme und Proteine, die an der Zellsignalisierung und Aufrechterhaltung der immun-endokrinen Funktionen beteiligt sind. Im Körper wird Selen in verschiedene Selenoproteine eingebaut (z. B. Glutathionperoxidase), die eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des zellulären Redox-Gleichgewichts spielen. Sie beeinflussen u. a. Makrophagen (Fresszellen) im zellulären Immunsystem und regulieren die Expression von Zytokinen (regulatorische Peptide und Proteine), die möglicherweise die Stressreaktion der Osteoblasten und Aktivierung von Osteoklasten (beides Knochenzellen) beeinträchtigen können. Die meisten Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass der Selenstatus positiv mit der Knochenmineraldichte korreliert, die Auswirkungen von Selen auf die Knochengesundheit sind jedoch nach wie vor umstritten. Zum Zusammenhang zwischen Kupfer und Selen und der Knochenmineraldichte gibt es bisher nur wenige Untersuchungen beim Menschen mit zum Teil nicht einheitlichen Ergebnissen. Eine Gruppe australischer Forscher untersuchte daher die Beziehungen von Kupfer und Selen und der Knochenmineraldichte in einer Studie.

 

Ausgewertet waren die Ernährungsdaten von 522 Frauen (20 bis 88 Jahre), die an einer Bevölkerungsstudie (Geelong Osteoporosen Study) beteiligt waren. Sie stammten aus der allgemeinen Bevölkerung, darunter waren auch einige Frauen mit Osteopenie (geringere Knochendichte) und Osteoporose (28 bzw. 23 Frauen). Alle Teilnehmerinnen gaben in einer Befragung detaillierte Auskünfte über ihre Ernährung. Daraus ließ sich der Anteil ihrer Aufnahmen von Kupfer und Selen berechnen, wobei ausschließlich die Anteile aus der Nahrung bestimmt wurden. Teilnehmerinnen, die Multivitamine einnahmen, waren nicht einbezogen. Hinzu kamen verschiedene Untersuchungen, einschließlich von Knochendichtemessungen an mehreren Stellen des Skeletts. Dokumentiert wurden auch Einnahmen von Medikamenten, Vorgeschichte von Frakturen sowie der Lebensstil und das Gesundheitsverhalten. Die durchschnittliche tägliche Aufnahme von Kupfer lag bei 1,5 mg und die von Selen bei 72 μg. Geringe Werte in den Kupfer- und/oder Selenzufuhren waren individuell und unabhängig voneinander mit einer niedrigen Knochenmineraldichte an mehreren Stellen des Skeletts verbunden. Die Analysen ergaben kleine, aber statistisch signifikante Unterschiede in der Knochenmineraldichte, die zwischen 1,8 % und 4,0 % für eine niedrige Kupferzufuhr und zwischen 1,4 % und 4,0 % für eine niedrige Selenzufuhr lagen. Diese Beziehungen waren unabhängig von Alter, Gewicht und Hormontherapie und ließen sich auch nicht durch den Lebensstil (z. B. Körperaktivität, Rauchen, Alkoholkonsum, Energieverbrauch etc.) erklären.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: In dieser Beobachtungsstudie wurde eine niedrige Aufnahme von Kupfer und Selen in der Nahrung mit einer geringeren Knochenmineraldichte an mehreren Stellen des Skeletts in Verbindung gebracht. Bisher gibt es dazu nur wenige Untersuchungen. Die Ergebnisse erweitern daher die Basis für Ernährungsempfehlungen zu Kupfer und Selen im Hinblick auf ihren Beitrag zu einer optimalen Knochengesundheit bei Frauen.

 

Unser Tipp: Kupfer und Selen werden sowohl einzeln als auch in verschiedenen Multi-Mineral- und -Vitamin-Formeln angeboten. Kupfer ist u. a. in speziellen Multi-Formeln für die Knochengesundheit enthalten. Auf eine gute Bioverfügbarkeit der beiden Mikronährstoffe ist jeweils zu achten.

 

Quelle:
Julie A. Pasco et al., Dietary Intakes of Copper and Selenium in Association with Bone Mineral Density. In: Nutrients, online 20.08.2024, doi: 10.3390/nu16162777.


Mikronährstoffe und die Prävention vor Virus-Infektionen

 

Virusinfektionen sind durch ihre rasche Übertragbarkeit weltweit eine große Herausforderung. Die rechtzeitige Prävention und Therapie ist für die Eindämmung ihrer Ausbreitung entscheidend. Ein Review stellt die Zusammenhänge zwischen der Ernährung, Virusinfektionen und Immunsystem vor, einschließlich der Funktionen wichtiger Mikronährstoffe.

 

Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Modulation des Immunsystems, dabei ist die Darm-Mikrobiota ein wichtiger Vermittler dieser Prozesse. Sie wird in ihrer Zusammensetzung und Funktion durch die Ernährung beeinflusst. Das wirkt sich wiederum auf die Fähigkeit des Körpers aus, auf virale Infektionen zu reagieren. Bestimmte Nahrungsbestandteile wie Ballaststoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe wie z. B. Polyphenole können die Darmgesundheit verbessern. Eine ballaststoffreiche Ernährung fördert nützliche Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren bilden. Sie haben entzündungshemmende Eigenschaften und unterstützen die Immunfunktionen. Ein gesunder Darm kann die Immunreaktionen in der Lunge verstärken und möglicherweise zum Schutz vor Virusinfektionen der Atemwege beitragen. Es gibt einige Nachweise, dass die Darm-Mikrobiota die Gesundheit der Atemwege über die Darm-Lungen-Achse beeinflussen kann. Die Modulation der Darm-Mikrobiota durch eine gesündere Ernährung, ergänzt durch einen gesünderen Lebensstil, z. B. mit angemessener Bewegung und guter Stressbewältigung, kann die Widerstandsfähigkeit gegen Virusinfektionen erhöhen und deren Schweregrad mildern.

 

Dies hilft nicht nur bei der Bewältigung von Infektionen, z. B. durch Atemwegs- und Magen-Darm-Viren, sondern auch bei der Vorbeugung schwerer Folgen von Infektionen. Dagegen können eine Dysbiose oder ein Ungleichgewicht in der Darm-Mikrobiota Virusinfektionen verschlimmern, indem sie die Immunantwort schwächen. Dies kann z. B. bei Grippe und COVID-19 zu schwereren Verläufen führen. Defizite oder gar ein Mangel an essenziellen Mikronährstoffen, z. B. an den Vitaminen A, C, D, E und Zink, können die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota verändern, das Immunsystem beeinträchtigen und anfälliger für Virusinfektionen machen. Das kann möglicherweise zu schwereren gesundheitlichen Folgen führen und die Genesung erschweren. Eine Gruppe von Forschern aus Italien und Brasilien prüfte in einem Review Mechanismen der Stärkung des Immunsystems zur Vorbeugung von Virusinfektionen. Dabei wurden die Rolle der Darm-Mikrobiota und Ernährungsgewohnheiten, z. B. die Versorgung mit Ballaststoffen und Prä- und Probiotika, besonders berücksichtigt. Wir stellen hier kurz den Einfluss von Mikronährstoffen vor.

 

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Stärkung des Immunsystems und der Vorbeugung von Virusinfektionen, besonders durch ihren Einfluss auf die Darm-Mikrobiota. Ernährungsweisen, mit denen die Vielfalt und Stabilität der Mikrobiota unterstützt werden, können die Immunantwort stärken und die Auswirkungen viraler Erreger möglicherweise verringern. Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralien unterstützen jede Phase des Immunprozesses. Defizite oder gar Mängel an einzelnen Vitaminen oder Mineralien sind sowohl an der angeborenen als auch der erworbenen Immunität beteiligt und führen zu Immunsuppression und Anfälligkeit für Virusinfektionen. Speziell die Vitamine A, C, D und E sowie die Mineralien Zink und Selen sind für die Unterstützung der Immunfunktionen sehr wichtig. So regt z. B. Vitamin A die Differenzierung und Funktion bestimmter Immunzellen (NK-Zellen, B-Lymphozyten) sowie deren Wachstum und Vermehrung an. Beta-Carotin und andere Carotinoide sind Provitamine A, die im Darm in Retinol und Retinsäure, die bioaktivste Form von Vitamin A, umgewandelt und absorbiert werden. Eine Studie zeigte, dass ein Mangel an Vitamin A zu verstärkten Entzündungen und größerer Anfälligkeit für Virusinfektionen führt. Außerdem waren die durchschnittliche Dauer einer Lungenentzündung und anderer systemischer Symptome wie Durchfall und Fieber kürzer und die Dauer im Krankenhaus etwas geringer. Ähnlich verhält es sich mit Vitamin D, das u. a. an der Bildung verschiedener antimikrobieller Peptide beteiligt ist, die stark antiviral wirken. Vitamin D moduliert das Immunsystem durch verschiedene Mechanismen, z. B. durch die Bildung antimikrobieller Peptide, Hemmung proentzündlicher Zytokine (Botenstoffe) und Beteiligung an der Differenzierung von T-Zellen.

 

Ein Mangel an Vitamin D scheint mit einer erhöhten Anfälligkeit für Virusinfektionen verbunden zu sein. Die bisherigen Studien legen nahe, die Konzentration von Vitamin D über einige Wochen zu erhöhen. Das stark antioxidativ wirkende Vitamin C fördert die Differenzierung und Vermehrung von B- und T-Lymphozyten. Studien zeigten, dass Vitamin C das Immunsystem gegen verschiedene Viren- und Bakterien-Infektionen stärkt und sich positiv auf Infektionen der oberen Atemwege auswirkt. Hohe Dosen von Vitamin C konnten in einer Studie vor oder nach dem Auftreten von Grippe die Symptome im Vergleich zu einer Kontrollgruppe hemmen und lindern. Zink und Selen haben direkte antivirale Wirkungen, indem sie den oxidativen Stress vermindern und die Vermehrung regulatorischer T-Zellen fördern. Es zeigte sich, dass Ergänzungen Infektionen der oberen Atemwege, einschließlich Lungenentzündung und Infektionen mit Rhino- und Erkältungs-Viren reduziert. Höher dosierte Zinkgaben, die über mindestens fünf Tage und innerhalb von drei Tagen nach dem Auftreten von Erkältungs-Symptomen eingenommen wurden, waren mit einer verkürzten Dauer der Symptome verbunden. Auch für Selen ist bekannt, dass es das Auftreten und den Schweregrad von Virusinfektionen verringert. Ein Selenmangel wird mit einer erhöhten Anfälligkeit für Viren- und Bakterien-Infektionen in Verbindung gebracht, was auf seine Rolle bei der viralen Expression und Immunfunktion zurückzuführen ist, die durch Selenoproteine vermittelt wird. Selen-Gaben konnten die Immunität gegen Virusinfektionen verbessern, indem sie z. B. die Vermehrung von T-Zellen stimulieren.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Alle neueren Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Modulation der Darm-Mikrobiota, beginnend mit einer gesunden Ernährung und spezifischen Nahrungsergänzungen, eine interessante Strategie zur Bekämpfung neu auftretender Virusinfektionen in den kommenden Jahren sein könnte. Erkenntnisse über antivirale Wirkungen spezifischer Nahrungsbestandteile, deuten auf die entscheidende Rolle eines multidisziplinären Ansatzes bei der Vorbeugung der zunehmenden Ausbreitung von Virusinfektionen sowie der frühzeitigen Behandlung hin, da dies schnellere Reaktionen auf die Erreger ermöglichen würde. Die Untersuchung der komplexen Wechselwirkungen zwischen dem Mikrobiom und viralen Krankheitserregern birgt das Potenzial, neue präventive und therapeutische Wege zu erschließen, die den bisherigen Ansatz zur Behandlung von Viruserkrankungen revolutionieren könnten. In der künftigen Forschung sollten die komplexen Zusammenhänge zwischen Ernährungsgewohnheiten, Darm-Dysbiose und den Folgen von Virusinfektionen weiter untersucht werden. Dies kann zur Klärung beitragen, wie Veränderungen im Mikrobiom die Schwere und den Verlauf von Infektionen beeinflussen können und dazu beitragen, die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers zu unterstützen und die Wirksamkeit antiviraler Medikamente zu verbessern.

 

In einer neuen Studie untersuchte außerdem eine Gruppe von Forschern aus Taiwan, Italien und den USA Ergänzungen von Vitamin D in ihrer Wirkung auf akute Atemwegs-Infektionen. Dabei sollten optimale Methoden der Vitamin-D-Ergänzung ermittelt werden. Nach einer Recherche (bis Mitte 2023) wurden 43 klinische Studien in die Auswertung einbezogen, an denen rund 49.000 Personen beteiligt waren. In der Gesamt-Analyse zeigten sich keine signifikanten präventiven Effekte von Vitamin-D-Ergänzungen bei diesen Infektionen. Doch für verschiedene Untergruppen ergab die Metaanalyse, dass die optimale Dosis für Vitamin-D-Ergänzungen zwischen 400 und 1.200 I.E. pro Tag lag, das galt für Sommer- und Wintergruppen. Die Meta-Analyse ergab eine J-förmige Beziehung zwischen der Dosis von Vitamin-D-Ergänzungen und der präventiven Wirkung gegen Atemwegs-Infektionen. In Untergruppen erwies sich die Ergänzung von Vitamin D mit täglicher Dosierung als wirksamer im Vergleich zu hohen Einzeldosen. Weiter wurden saisonale Unterschiede in der präventiven Wirkung von Vitamin-D-Ergänzungen festgestellt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die präventive Wirkung der Vitamin-D-Ergänzung im Frühjahr, Herbst und Winter bei Dosen zwischen 400 und 1.200 I.E. pro Tag deutlicher ist. Diese Beziehungen sollten künftig weiter erforscht werden.

 

Quellen: 
Annamaria Altomare et al., The Prevention of Viral Infections: The Role of Intestinal Microbiota and Nutritional Factors. In: Nutrients, online 27.07.2024, doi: 10.3390/nu16152445.
Chih-Hung Wang et al., Optimal methods of vitamin D supplementation to prevent acute respiratory infections: a systematic review, dose-response and pairwise meta-analysis of randomized controlled trials. In: Nutrition Journal, online 14.08.2024, doi: 10.1186/s12937-024-00990-w.


Bio-Lebensmittel und ihr Einfluss auf die Gesundheit

 

Die ernährungsphysiologische Zusammensetzung von Bio-Lebensmitteln wurde eingehend erforscht. Doch bisher gibt es nur wenige veröffentlichte Daten über ihre Auswirkungen auf die Gesundheit. In einem Review stellten Forscher die aktuellen Kenntnisse dazu vor.

 

Der ökologische Landbau ist ein System, bei dem die Fruchtfolge, natürliche Schädlingsbekämpfung, Diversifizierung des Anbaus und der Tierhaltung sowie die Bodenverbesserung durch Kompostzugabe und organische Düngung im Vordergrund stehen. Alle ökologischen Lebensmittel müssen nach festgelegten Kriterien von den Kontrollstellen zertifiziert werden. In den letzten Jahren wuchs der Markt für diese Lebensmittel deutlich an. Die Überzeugung, dass ökologische Lebensmittel gesünder sind als konventionelle, ist einer der Hauptgründe für den Verzehr. Der ökologische Landbau beschränkt den Einsatz von Antibiotika und Pestiziden. Die Konzentration von Pestizid-Rückständen ist bei Lebensmitteln aus ökologischer Erzeugung deutlich geringer. Sie enthalten außerdem möglicherweise mehr nützliche Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Biomilch weist z. B. im Vergleich zu konventioneller Milch höhere Konzentrationen an nützlichen Fettsäuren auf. Der potenzielle gesundheitliche Nutzen von Bio-Lebensmitteln ist jedoch nach wie vor unklar. Es gibt dazu nur wenige, recht heterogene Studien, und die Ergebnisse sind nicht eindeutig.

 

Daher müssen die gesundheitlichen Auswirkungen von Bio-Lebensmitteln weiter untersucht werden. Das gilt besonders angesichts des wachsenden Verbraucher-Bewusstseins für die Auswirkungen der Umwelt auf die Herstellung von Lebensmitteln. Eine Gruppe chinesischer Forscher untersuchte in einem Review die direkten klinischen Auswirkungen des Verzehrs von Bio-Lebensmitteln auf die menschliche Gesundheit, z. B. Veränderungen von Biomarkern (u. a. durch Pestizidbelastung) und Krankheiten sowie funktionelle Veränderungen. Nach einer umfassenden Recherche (bis Ende 2022) wurden 23 Beobachtungs- und 27 Interventionsstudien ausgewertet, wo möglich wurden auch Meta-Analysen mehrerer Studien durchgeführt. Die Forscher bewerteten sowohl qualitative und quantitative Auswirkungen des Verzehrs von ökologischen Lebensmitteln auf verschiedene gesundheitliche Ergebnisse.

 

Bei der Pestizid-Belastung deuten die Ergebnisse der Interventionsstudien darauf hin, dass eine ökologische Ernährung die Belastung verringern kann. Doch weitere Forschungen sind erforderlich, um den Nutzen einer geringeren Belastung durch bestimmte Pestizide zu quantifizieren. Die bisherige Forschung konzentrierte sich weitgehend auf Organophosphat-Pestizide, die früher am häufigsten eingesetzt wurden. Seit der Verabschiedung des „Food Quality Protection Act“ im Jahr 1996 ist ihr Einsatz in den USA zurückgegangen. Dies spiegelt eine Verlagerung zum Einsatz anderer Insektizidklassen wider, die Anwendung von Pyrethroiden und Neonicotinoiden nahm zu, letztere werden heute weltweit am häufigsten eingesetzt. Weitere Forschungen sind nötig, um die Auswirkungen der Exposition gegenüber einzelnen Pestiziden zu bewerten. Die Auswirkung des Verzehrs von Bio-Lebensmitteln auf physiologische Parameter, einschließlich immunologischer und endokriner Biomarker, ist weiterhin unklar und kann je nach Lebensmitteltyp, Gesundheitszustand der Bevölkerung und Interventionsdauer variieren. Die Nährstoffqualität von Lebensmitteln wird von Faktoren wie Lebensmitteltyp, Jahreszeit und Umwelt beeinflusst. Mehr als die Hälfte der ausgewerteten Studien konzentrierte sich auf einzelne Lebensmittel, vor allem auf Obst.

 

Außerdem waren die meisten Interventionen in den ausgewerteten Studien relativ kurz, was es schwierig macht, die langfristigen Auswirkungen einer ökologischen Ernährung zu beurteilen. Solche Studien können nützlich sein, um gesundheitliche Auswirkungen bestimmter ökologischer Lebensmittel zu untersuchen, sie spiegeln jedoch nicht die Vielfalt der Lebensmittel einer typischen Ernährung wider. In den meisten Studien wurden gesunde Erwachsene als Teilnehmer ausgewählt. Einige Studien berichteten, dass verringerte Werte beim Entzündungs-Biomarker CRP (C-reaktives Protein) nach dem Verzehr von Bio-Lebensmitteln nur bei Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen beobachtet wurden. Weiter wurde eine modulierende Wirkung des (enzymatischen) antioxidativen Schutzes von Bio-Rübenblättern und -stängeln nur bei Personen mit Störungen im Fettstoffwechsel festgestellt. Einige Forscher schlugen vor, dass Ergänzungen von Carotinoiden für unterernährte oder gesundheitlich beeinträchtigte Personen, besonders für ältere Menschen, geeignet sein könnten. Veränderungen der biologischen Funktionen, die mit der Aufnahme von Bio-Lebensmitteln verbunden sind, könnten bei Bevölkerungsgruppen, die sich ungesund ernähren, klinisch bedeutsamer sein.

 

Studien, in denen über Ergebnisse bei Krankheiten (z. B. Allergie, erektile Dysfunktion, Präeklampsie, Fettleibigkeit, metabolisches Syndrom, Krebs) berichtet wurde, waren vor allem Beobachtungsstudien. Obwohl die Nachweise für Wirkungen auf jede einzelne dieser Krankheiten unzureichend sein könnten, deuten die Ergebnisse auf einen positiven Zusammenhang zwischen ökologischen Lebensmitteln, allgemeinen Krankheiten und funktionellen Veränderungen hin. Eine mögliche Erklärung für den insgesamt positiven Zusammenhang ist der geringere Gehalt an Rückständen von Pestiziden und die höhere Konzentration von Nährstoffen, einschließlich der Mikronährstoffe, in den ökologischen Lebensmitteln. In Biomilch wurde z. B. ein höherer Gehalt an Omega-3-Fettsäuren festgestellt, was den positiven Zusammenhang mit einem geringeren Ekzemrisiko erklären könnte. Pestizide können durch ihre östrogenen oder antiandrogenen Wirkungen die Entwicklung des männlichen Fortpflanzungssystems beeinträchtigen. Sie können auch die Schwangerschaft beeinflussen und zu Störungen wie Präeklampsie führen. Darüber hinaus können Pestizide den Glukosestoffwechsel stören und eine Insulinresistenz hervorrufen, was zu einem erhöhten Risiko für Fettleibigkeit und andere chronische Krankheiten führt. Allgemein können Pestizide die Gesundheit erheblich beeinflussen, indem sie die Zusammensetzung und Vielfalt der Darm-Mikrobiota verändern, was zur abnormalen Funktion der Darmbarriere und Entwicklung von Krankheiten führt.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Dies ist die bisher umfassendste, systematische Übersicht, in der die Auswirkungen des Verzehrs von Bio-Lebensmitteln auf die Gesundheit untersucht wurde. Es zeigte sich, dass ein positiver Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Bio-Lebensmitteln und einer verringerten Pestizid-Belastung besteht. Für die gesamte Belastung durch Krankheiten und funktionelle Veränderungen ergab sich insgesamt ein günstiger Zusammenhang mit dem Verzehr von Bio-Lebensmitteln, ähnliche Ergebnisse gab es für Fettleibigkeit und den Body-Mass-Index. Viele der ausgewerteten Studien waren jedoch heterogen und nur von kurzer Dauer. So wurden z. B. die Ergebnisse für den Antioxidantien- Status als unzureichend bewertet. Langzeitstudien zum Einfluss von Bio-Lebensmitteln auf die Gesundheit sind künftig erforderlich, besonders in Bezug auf die Wirkungen bei einzelnen Krankheiten und die körperlichen Funktionen.

 

Unser Tipp: Auch bei der Ernährung mit Bio-Kost kann es zur Unterversorgung mit einzelnen oder mehreren Mikronährstoffen kommen, abhängig von der jeweiligen Ernährungsweise, dem Gesundheitsstatus und dem individuellen Bedarf. Mit qualitativ guten Nahrungsergänzungen lassen sich Defizite ausgleichen, dabei sollte auf eine gute Bioverfügbarkeit geachtet werden.

 

Quelle: 
Bibi Jiang et al., The effects of organic food on human health: a systematic review and meta-analysis of population-based studies. In: Nutrition Reviews, Vol. 82, Nr. 9, September 2024, S. 1151-1175. 


Antioxidantien bei Frauen mit alternden Eierstöcken

 

Bei einer verringerten weiblichen Fertilität ist die Alterung der Eierstöcke ein wichtiger Faktor. Die ergänzende Therapie mit Antioxidantien könnte eine wirksame Strategie für davon betroffene Frauen sein. Besonders Coenzym Q10 könnte das Potenzial haben, den durch alternde Eierstöcke verursachten Rückgang der Fruchtbarkeit zu beheben, wie eine neue Meta-Analyse zeigt.

 

Die Fruchtbarkeitsrate liegt (nicht nur) in Deutschland weit unter dem Reproduktions-Niveau, gekennzeichnet auch durch ein zunehmend höheres Alter der Frauen (Durchschnitt 30 Jahre) bei der Geburt des ersten Kindes. Der oft relativ späte Kinderwunsch kann dazu führen, dass sich die Fertilität verringert. Ein Grund dafür können gealterte Eierstöcke sein, was z. B. durch eine fortschreitende Abnahme der Quantität und Qualität der Eizellen gekennzeichnet ist. Dazu gehört auch die geringere ovarielle Reserve bis zum Verlust der Fruchtbarkeit, begleitet von endokrinen Funktionsstörungen und Anomalien im Menstruationszyklus. Die altersbedingte Schwächung der Eierstöcke ist ein natürlicher, unvermeidlicher Prozess im Lebenszyklus der älter werdenden Frauen. Der Follikel-Pool ist begrenzt, er nimmt ständig ab, ohne sich zu erneuern.

 

Ab dem Alter von rund 35 Jahren beschleunigt sich der Erschöpfungsprozess, verbunden mit einer Abnahme der Eizellen-Qualität, was zum allmählichen Verlust der Fruchtbarkeit führt. Heute leiden jedoch zahlreiche Frauen auch schon früher an der Alterung der Eierstöcke, was als vorzeitige Ovarial-Insuffizienz bezeichnet wird. Dies ist ein Zustand, bei dem das Ende der reproduktiven Lebensspanne aufgrund eines vorzeitigen und irreversiblen Verlusts der Eierstock-Follikel vor dem Alter von 40 Jahren eintritt. In Anbetracht der beeinträchtigten Fruchtbarkeit sowie des erhöhten Risikos von Spontanaborten, schwangerschafts-bedingten Komplikationen und Geburtsfehlern bei den Nachkommen stellt die Alterung der Eierstöcke eine Bedrohung für die reproduktive Gesundheit dar und wirkt sich nachteilig auf das Wohlergehen aus.

 

Die (molekulare) Grundlage für die vorzeitige Alterung der Eierstöcke ist komplex und nicht völlig geklärt. Möglicherweise spielt der oxidative Stress dabei eine wichtige Rolle. Reaktive Sauerstoffspezies, die hauptsächlich in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) gebildet werden, sind für die Regulierung verschiedener physiologischer Aktivitäten der Eierstöcke entscheidend. Die abnormale Anhäufung reaktiver Sauerstoffspezies führt zu zellulärer Seneszenz, was zum oxidativen Stress in den Eierstöcken und zu einer veränderten Mikroumgebung führt, wodurch die Qualität und Quantität der Eizellen weiter beeinträchtigt werden kann. Einige Studien zeigten, dass Antioxidantien die Raten der Schwangerschaft verbessern können. Zur Linderung von Problemen bei der Fruchtbarkeit wird seit Jahrzehnten die assistierte Reproduktionstechnologie eingesetzt. Sie hat jedoch Grenzen, da sie die eigentliche Ursache für den Rückgang der Fruchtbarkeit umgeht, die Alterung der Eierstöcke.

 

So sind altersbedingte Eizelldefekte zum häufigsten Faktor für das Scheitern der In-vitro-Fertilisation geworden. Daher ist es erforderlich, die optimalen Antioxidantien und Empfehlungen zur Anwendung bei alternden Eierstöcken zu bestimmen. Eine Gruppe chinesischer Forscher führte dazu einen systematischen Review und eine Meta-Analyse von (randomisierten, klinischen) Studien durch. Ihr Ziel war es, die Wirksamkeit und Sicherheit von Antioxidantien auf die Reproduktions-Ergebnisse bei Frauen mit Eierstock-Alterung während der In-vitro-Fertilisation zu bewerten und optimale Empfehlungen für die Anwendung von Antioxidantien zu geben.

 

Die Forscher konnten 20 (randomisierte klinische) Studien mit rund 2.600 Teilnehmerinnen in ihre Auswertung einbeziehen, die Probleme hatten, schwanger zu werden. Geprüft wurden Gaben der antioxidativen Mikronährstoffe Coenzym Q10, Melatonin, Myo-Inositol, die Vitamine, B, E und D, Resveratrol etc. in verschiedener Dosierung und Dauer der Anwendung. Die Antioxidantien erhöhten signifikant nicht nur die Zahl der entnommenen Eizellen und die Anzahl der Embryonen von hoher Qualität, sondern senkten auch die Dosis von Gonadotropin (Proteohormon, beeinflusst u. a. das Wachstum der Keimdrüsen), was zu höheren Schwangerschafts-Raten beitrug, wobei die Auswirkungen auf die Rate der Lebendgeburten unklar waren. Eine Analyse von Untergruppen mit verschiedenen Antioxidantien-Dosierungen ergab, dass die Wirkung in niedrigeren Dosen ausgeprägter war. Gaben von Coenzym Q10 (CoQ10) waren tendenziell wirksamer als Melatonin, Myo-Inositol und Vitamine. Im Vergleich zu Placebo oder keiner Therapie zeigte CoQ10 mehr Vorteile, während sich bei anderen Antioxidantien nur geringe Verbesserungen zeigten.

 

Eine Untergruppen-Analyse ergab, dass das optimale Therapie-Schema für die verbesserte Schwangerschafts-Rate bei 30 mg CoQ10 täglich für drei Monate vor dem kontrollierten Stimulations-Zyklus der Eierstöcke lag, es dauert rund 85 Tage, bis die Primärfollikel ovulieren. Das kann sicherstellen, dass die Intervention während des gesamten Prozesses der Follikelreifung wirkt und die Eierstockfunktionen verbessert. Die Erkenntnisse deuten darauf hin, dass CoQ10 die Fruchtbarkeit von Frauen mit einer verminderten Eierstock-Reserve deutlich verbessert, und zwar umso deutlicher, je jünger die Frau ist. Frauen mit verminderten Eierstock-Reserven profitierten eindeutig von CoQ10, das galt besonders für Frauen im Alter von <35 Jahren.

 

Das vitaminähnliche CoQ10 kommt in den Zellen fast aller aeroben Organismen vor und ist ein wesentlicher Elektronen-Transporter in der Atmungskette der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen). Mehrere Beobachtungsstudien zeigten einen gewebespezifischen Rückgang der CoQ10-Konzentration mit dem Alter. In einer neueren Querschnittsstudie wurde außerdem nachgewiesen, dass das Verhältnis von Serum-CoQ10 zu Gesamt-Cholesterin in einem Zusammenhang mit der vorzeitigen Ovarial-Insuffizienz steht. Frauen im Alter von <41 Jahren mit höheren CoQ10-Konzentrationen in der Follikelflüssigkeit hatten bessere (morphogenetische) Parameter des Embryos und höhere Schwangerschafts-Raten. Dies zeigt, dass ein CoQ10-Mangel signifikant mit der Alterung der Eierstöcke und Unfruchtbarkeit verbunden ist. Neue Erkenntnisse zeigen, dass CoQ10-Ergänzungen zur verbesserten Ovar-Reserve und Qualität der Eizellen führen. Dazu tragen z. B. eine geringere Apoptose-Rate (gesteuerter „Selbstmord“ der Zellen) und (meiotsche) Anomalien (bei der Teilung von Keimzellen) sowie eine bessere Funktion der Mitochondrien und Reproduktionsleistung bei. Die Auswertungen unterstützen CoQ10 als vielversprechende Strategie zur Behebung von Defekten, die durch die Alterung der Eierstöcke entstehen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Erstmals wurden in einer Meta-Analyse die Gaben von Antioxidantien bei Frauen mit alternden Eierstöcken während einer In-vitro-Fertilisation geprüft. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Therapie mit Antioxidantien eine wirksame und sichere ergänzende Strategie für Frauen mit alternden Eierstöcken ist. Die Therapie mit CoQ10 ist eine vielversprechende Option, um den durch die Alterung der Eierstöcke verursachten Rückgang der Fruchtbarkeit zu beheben. Das optimale Therapie-Schema betrug 30 mg für CoQ10 täglich für drei Monate vor dem kontrollierten Zyklus der Eierstöcke. Eine angemessene antioxidative Behandlung sollte in einer relativ niedrigen Dosis angeboten werden, die dem Alter und der Ovar-Reserve der Patientin entspricht. Künftig sollten die Beziehungen zwischen Antioxidantien und der Wirkung auf die alternden Eierstöcke weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Coenzym Q10 wird zur Nahrungsergänzung in verschiedenen Formen und Dosierungen angeboten. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden. Liposomales Coenzym Q10-QH ist sehr viel besser bioverfügbar und wird über die Mundschleimhaut direkt aufgenommen.

 

Quelle: 
Yuji Shang et al., Antioxidants and Fertility in Women with Ovarian Aging: A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Advances in Nutrition, online 15.7.2024, doi: 10.1016/j.advnut.2024.100273.


Omega-3-Fettsäuren bei Akne


Die Therapie der Akne vulgaris erfolgt oft mit Medikamenten, vor allem bei schwereren Verläufen. Doch das Potenzial von Lebensstil-Interventionen sollte nicht vernachlässigt werden. Das gilt besonders für eine gesunde, pflanzenbetonte Ernährung sowie Nahrungsergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren, wie eine neue Studie zeigt.

 

Die Akne ist eine häufig vorkommende Erkrankung in der Pubertät, sie kann jedoch auch danach noch auftreten. Diese entzündliche Krankheit betrifft vor allem die Talgdrüsen und Haarfollikel. Akne kann in leichteren Fällen durch eine lokale Therapie behandelt werden, in schwereren Fällen sind systematische Medikamente notwendig. Parallel dazu steigt das Interesse an neuen Ansätzen der Therapie. Dazu gehören neben dem Einfluss der Hautpflege, Belastungen durch Schadstoffe, berufliche, psychosoziale und klimatische Faktoren. Dazu gehört auch die Ernährung, die eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Hautkrankheiten spielt und den Ausbruch, die Dauer und den Schweregrad der Akne beeinflussen könnte. Ihr Potenzial für die positive Beeinflussung von Akne wird jedoch nicht oder kaum genutzt.

 

In der Ernährung wird der hohe Konsum von ultraverarbeiteten Lebensmitteln mit den Zusätzen von raffiniertem Zucker/gesättigten Fetten, Kuhmilch und Milchprodukten mit der Entstehung von Akne in Verbindung gebracht. Das wirkt sich z. B. auf eine übermäßige Talgproduktion, Verhornung, Entzündung und Besiedelung mit Cutibacterium Acnes, welches an der Akne-Entstehung beteiligt ist, aus. Die Umsetzung von Ernährungs-Interventionen mit Nährstoffen, die den Schweregrad von Akne als zusätzliche Behandlungsoption lindern könnten, erscheint vielversprechend, doch bislang sind die Nachweise dafür noch spärlich.

In diesem Zusammenhang wurden gesunde Omega-3-Fettsäuren, die pflanzliche Alpha-Linolensäure (ALA) sowie die Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) aus Fischölen, aufgrund ihrer vielfältigen biologischen Funktionen als Wirkstoffe vorgeschlagen. EPA und DHA sind für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt, sie können entzündungsfördernde Stoffe (Zytokine, Eicosanoide, IGF-1) reduzieren. Dies deutet darauf hin, dass sie den Schweregrad von Akne lindern könnten, vor allem, wenn Defizite vorhanden sind. EPA und DHA können zwar aus der pflanzlichen ALA in geringem Maß synthetisiert werden, das reicht für den Bedarf jedoch nicht aus. Fettreiche Fische, z. B. Sardinen, Lachs und Makrelen, liefern gute Mengen an EPA und DHA, sie werden jedoch oft wenig gegessen, daher sind auch Nahrungsergänzungen eine gute Quelle für EPA und DHA. Neuere Studien deuten darauf hin, dass der tägliche Bedarf an den Omega-3-Fettsäuren je nach Alter, Geschlecht und Lebensumständen, z. B. in der Schwangerschaft und Stillzeit, variieren kann. Typisch für die westliche Ernährung ist ein Überschuss an Omega-6-Fettsäuren im Verhältnis zu den Omega-3-Fettsäuren.

 

Zwar sind beide Fettsäuren für die Gesundheit wichtig, doch ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren begünstigt entzündliche Prozesse. Am wichtigsten ist dabei die Linolsäure (LA), die häufig in pflanzlichen Ölen und damit in frittierten Lebensmitteln vorkommt. Sie kann in Arachidonsäure umgewandelt werden, die eine Vorstufe entzündlicher Eicosanoide ist. Ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren kann daher nicht nur Entzündungen allgemein, sondern besonders die entzündlichen Dermatosen, einschließlich der Akne, verringern. Eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren kann sich auf die Akne auswirken, z. B. mit der Modulation der Talgproduktion, verringerten entzündlichen Zytokinen, Hemmung von Cutibacterium acnes, verbesserten Funktionen der Hautbarriere sowie durch ihre antioxidativen und antientzündlichen Eigenschaften. Einige Studien deuten auf einen potenziellen Nutzen von Omega-3-Fettsäuren bei Akne hin, doch bisher sind die Ergebnisse dazu noch nicht ausreichend.

 

Eine Gruppe von Forschern der Klinik für Dermatologie und Allergie am Universitätsklinikum in München führte dazu eine Studie von 16 Wochen durch, um den Spiegel von EPA und DHA bei 60 Patienten mit einer leichten bis mittelschweren Akne vulgaris zu bestimmen, die nicht mit verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt wurden. Bei Studienbeginn hatten 98,3 % der Patienten ein, zum Teil auch schweres, Defizit an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Mit Hilfe von Ernährungsempfehlungen sollte bei ihnen der Omega-3-Spiegel angehoben werden. Eingesetzt wurde dazu eine abwechslungsreiche, pflanzenbetonte, mediterrane Ernährung mit dem begrenzten Verzehr von Milch/Milchprodukten und ultraverarbeiteten Lebensmitteln. Einbezogen war außerdem eine Nahrungsergänzung mit EPA und DHA. Aufgenommen wurden 600 mg DHA/300 mg EPA in der 1. bis zur 8. Woche, danach wurde die Dosierung in der 8. bis zur 16. Woche mit 800 mg DHA/400 mg EPA etwas erhöht. Geprüft wurde, wie sich diese Maßnahmen auf den Schweregrad der Akne auswirkten.

 

Bei vier Besuchen im Lauf der Studienzeit wurden bei den Teilnehmern die EPA/DHA-Werte im Blut bestimmt. Die Werte von EPA und DHA stiegen deutlich an (mittlerer Omega 3-Index 4,9 % beim 1. Besuch, Anstieg auf 8,3 % beim 4. Besuch). Es wurden vorwiegend objektive, signifikante Verbesserungen sowohl bei entzündlichen als auch bei nicht-entzündlichen Akne-Läsionen beobachtet, auch die Lebensqualität der Patienten verbesserte sich insgesamt. Nur bei vier Patienten verschlechterte sich subjektiv das Erscheinungsbild.

 

Die Studie umfasste auch eine subjektive Bewertung der ernährungsbedingten Auslöser für Akne sowie die vorteilhaften Lebensmittel. Die definierten ernährungsbedingten Akneauslöser stimmten mit der aktuellen Literatur überein, dazu gehören z. B. einfache Kohlenhydrate, z. B. Weißbrot, Toast, Pommes, Süßigkeiten, Softgetränke mit hohem Zuckergehalt sowie Milch und Milchprodukte. Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Nüsse wurden als am vorteilhaftesten empfunden. Eine mögliche Erklärung für die positive Wirkung von Nüssen auf den Schweregrad der Akne könnte auf dem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren beruhen. Alle positiv wirkende Lebensmittel sind auch Bestandteil der in der Studie empfohlenen, pflanzenbetonten, mediterranen Ernährung. Insgesamt unterstreicht die Tatsache, dass die ernährungsabhängigen Auslöser der Akne von den Patienten klarer definiert waren als die vorteilhaften Lebensmittel, das Ziel dieser Studie. Sie zielte darauf ab, Nährstoffe zu identifizieren, die den Schweregrad der Akne lindern könnten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Viele Patienten mit Akne haben ein Defizit an den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Lebensstil-Interventionen, einschließlich einer pflanzenbetonten, mediterranen Ernährung und einer Nahrungsergänzung mit EPA und DHA über 16 Wochen führten bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Akne zu einem signifikanten Anstieg der Omega-3-Fettsäuren-Spiegel (bewertet mit Omega-3-Index). Bei den Patienten wurden Verbesserungen des klinischen Erscheinungsbildes der Akne-Läsionen sowie der Lebensqualität beobachtet. Über die Beziehungen zwischen Akne und einer gesunden, pflanzenbetonten Ernährung sowie der Ergänzung von Omega-3-Fettsäuren sollte künftig weiter geforscht werden.

 

Unser Tipp: Omega-3-Fettsäuren gibt es in verschiedenen Dosierungen, zum Teil auch mit Ergänzungen anderer Mikronährstoffe. Auf eine gute Qualität und Stabilität sollte geachtet werden.

 

Quelle:
Anne Guertler et al., Exploring the potential of omega-3 fatty acids in acne patients: A prospective intervention study. In: Journal of Cosmetic Dermatology, online 10.07.2024, doi: 10.1111/jocd.16434.


Die Ernährung beeinflusst die Knochengesundheit

 

Das Knochensystem und der Knochenstoffwechsel werden von vielen Faktoren beeinflusst, das gilt auch für die Ernährung. Verschiedene Ernährungsweisen können die Knochengesundheit positiv unterstützen, aber auch negativ beeinflussen. Eine gute Versorgung mit Kalzium, Vitamin D und Milchprodukten kann die Prävention vor Osteoporose ein Leben lang unterstützen.

 

Der Knochen ist eines der wichtigsten Organe des menschlichen Körpers und erfüllt eine Vielzahl von Funktionen, dazu gehören Stütz- und Schutzfunktionen sowie die Blutbildung. Das komplexe Knochensystem befindet sich im Normalzustand in einem dynamischen Gleichgewicht zwischen Knochenabbau und Knochenaufbau. Die Osteoklasten (große Knochenzellen) bauen kontinuierlich altes Knochengewebe ab, ihre Gegenspieler sind die Osteoblasten (kleine Knochenzellen), die Osteoid bilden (Knochenmatrix, organische Grundsubstanz des Knochens, vor allem Kollagen Typ 1) und sorgen für die Mineralisierung. Auf- und Abbau des Knochengewebes sollten sich in einem dynamischen Gleichgewicht befinden. Wird dieses gestört, kommt es zu verringerter Knochendichte (Osteopenie) und schließlich zur Osteoporose (Knochenschwund), eine der häufigsten Erkrankungen des Skelettsystems mit gestörter Remodellierung der Knochensubstanz.

 

Sie wird von vielen Faktoren beeinflusst, darunter Genetik, Alter, Hormonspiegel und Lebensstil. Die Gesundheit der Knochen steht im engen, ständigen Zusammenhang mit der Aufnahme von Nährstoffen, z. B. Proteinen, anorganischen Salzen und Vitaminen. Gesunde, angemessene Ernährungsweisen spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention und Therapie von Knochenkrankheiten. Die tägliche Ernährung ist eine Mischung aus verschiedensten Nährstoffen, die in Wechselwirkungen zueinander stehen und sich auf die Knochengesundheit auswirken. Die Anpassung von Ernährungsweisen mit günstig wirkenden Lebensmitteln und Inhaltsstoffen kann die Prävention der Osteoporose verbessern. Dazu gehören Einflüsse auf den Knochenmineralgehalt, die Knochenstärke, Indikatoren für den Knochenstoffwechsel und das Risiko für Knochenbrüche.

Die Ernährungsgewohnheiten haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Mit der gestiegenen Lebensqualität wurden große Mengen an Zucker, Fett und Eiweiß zum Bestandteil der täglichen Ernährung. Eine hochkalorische Ernährung ist weit verbreitet und ein wichtiger Grund für Adipositas (BMI ab 30). Sie erhöht das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck, kardiovaskuläre und andere chronische Krankheiten. Die Ernährung in europäischen und amerikanischen Ländern enthält reichlich Eiweiß und Fett (z. B. Käse, Fleisch, Hamburger, Pommes etc.), was leicht zu Fettleibigkeit führen und die Knochengesundheit beeinträchtigen kann. Zur Zeit sind intermittierendes Fasten, Kalorienrestriktion und die vegetarische Ernährung in Kombination mit moderater Bewegung als Strategien zur Gewichtsreduktion und Verbesserung des Stoffwechsels weithin anerkannt, doch ihre Auswirkungen auf die Knochengesundheit sind noch unklar.

 

Studien zeigten z. B., dass eine kalorienreduzierte Ernährung sich negativ auf die Knochengesundheit auswirken kann, doch dies ist noch umstritten. Auch die Auswirkungen einer intermittierenden Fastenkur und der vegetarischen Ernährung sind bisher unklar. Eine Gruppe chinesischer und australischer Forscher führte dazu eine umfassende Recherche durch. Sie verglichen fünf Ernährungsweisen, intermittierendes Fasten, Kalorienrestriktion, vegetarische Ernährung, eine zucker- und fettreiche sowie eine proteinreiche Ernährung, um ihre Beziehungen zur Knochengesundheit zu klären.

Kalzium, Vitamin D und Milchprodukte spielen eine sehr wichtige Rolle bei der Prävention von Osteoporose. Die rechtzeitige Ergänzung mit angemessenen Mengen an Kalzium, Vitamin D und Milchprodukten können der Osteoporose wirksam vorbeugen. Ein gesunder Erwachsener enthält etwa 1 kg Kalzium, das zu 99 % in den Knochen und Zähnen eingelagert ist. Nur 1 % des Kalziums befindet sich im Blut, in der extrazellulären Flüssigkeit und im Weichgewebe. Kalzium hat eine Schlüsselrolle bei der Mineralisierung der Knochen und Aufrechterhaltung der intra- und extrazellulären Homöostase. Kalzium muss als essenzielles Element mit der Nahrung aufgenommen werden, gute Quellen sind Milchprodukte, Fisch, Bohnen, Gemüse und Obst. Studien zeigten, dass eine höhere Kalziumzufuhr positiv mit der Knochendichte im Lendenbereich korreliert war, wobei dies bei Frauen deutlicher ausgeprägt war.

 

In einer Bevölkerungsstudie zeigte sich, dass langfristige Aufnahmen von Kalzium bei Kindern die Knochenmineraldichte erhöhte und das Risiko einer Osteopenie verringerte. In einer anderen Studie erhielten 220 Jugendliche (12-14 Jahre alt) entweder niedriges Kalzium (300 mg pro Tag), mittleres Kalzium (600 mg pro Tag) oder hohes Kalzium (900 mg pro Tag). Nach einem Jahr der Intervention wurde bei allen die Knochenmineraldichte bestimmt. Im Vergleich zur Gruppe mit dem niedrigen Kalziumgehalt war die Knochenmineraldichte am Oberschenkelhals in den Gruppen mit dem mittleren und hohen Kalzium signifikant angestiegen. Studien zeigten weiter, dass das Trinken von kalziumreichem Wasser den Knochenstoffwechsel bei Männern und Frauen wirksam verbessern kann. Die Kalzium-Homöostase wird auch durch Vitamin D reguliert. Die Kombination von Vitamin D und Kalzium in der Nahrung kann der Häufigkeit von Knochenbrüchen vorbeugen. Milchprodukte, die Kalzium und Vitamin D enthalten, wirken sich positiv auf die Knochenmineraldichte aus. Der Verzehr von Milchprodukten ist in jedem Alter von Vorteil.

 

Im Prozess des Wachstums liefern Milchprodukte etwa 50 bis 60 % der Zufuhren an Kalzium und 20 bis 30 % der Zufuhr an Proteinen. Sie können z. B. auch das Auftreten von Osteoporose bei Frauen in der Postmenopause verhindern. Die tägliche Aufnahme von Milch mit 250 mg Kalzium konnte z. B. bei postmenopausalen chinesischen Frauen den Verlust der Knochenmineraldichte an der Hüfte und am Oberschenkelhals wirksam senken. Eine große Schweizer Studie zeigte, dass Frauen, die täglich eine Tasse (200 ml) Milch trinken, im Vergleich zu Frauen, die täglich drei oder mehr Tassen Milch trinken, eher Frakturen erleiden. Die ausreichende Zufuhr von Kalzium, Vitamin D und Milchprodukten kann die Knochenmasse vor dem 20. Lebensjahr (Spitzenknochenmasse) wirksam verbessern, den Knochenverlust bei Frauen nach der Menopause verhindern und dem Auftreten von Osteoporose im Alter vorbeugen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Es wurde der Zusammenhang zwischen verschiedenen Ernährungsweisen und der Knochengesundheit untersucht. Dazu werden Hinweise gegeben, wie eine geeignete Ernährung gewählt und der Knochenschwund bei Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen verhindert werden kann. Die Prävention vor Osteoporose umfasst hauptsächlich zwei Aspekte, die erhöhte Spitzenknochenmasse in der Jugend und der verzögerte oder verhinderte Knochenverlust im Alter. Die Ernährungsgewohnheiten spielen eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der Knochengesundheit. Die Zusammenhänge zwischen dem intermittierenden Fasten und der Knochengesundheit müssen ebenso weiter erforscht werden wie die Kalorienrestriktion und eine vegetarische Ernährung, die möglicherweise die Knochenmasse verringern können. Auch der Zusammenhang zwischen einer proteinreichen Ernährung und der Knochengesundheit bleibt umstritten. Bei der Prävention von Knochenschwund spielen vor allem Kalzium, Vitamin D und Milchprodukte eine wichtige Rolle.

 

Unser Tipp: Kalzium und Vitamin D werden zur Nahrungsergänzung sowohl einzeln als auch kombiniert angeboten. Außerdem gibt es spezielle Formeln mit knochengesunden Nährstoffen zur Stärkung des Knochensystems.

 

Quelle:
Xiaohua Liu et al., The Effects of Different Dietary Patterns on Bone Health. In: Nutrients, online 17.07.2024, doi: 10.3390/nu16142289.


Kalzium bei selteneren Knochenkrankheiten

 

Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Proteinen ist und gut mit Kalzium versorgt, wird sowohl Gesunden als auch Patienten mit Osteoporose empfohlen. Sie kann auch bei anderen, selteneren Knochenkrankheiten sehr wichtig sein.

 

Die Ernährung, einschließlich einer guten Versorgung mit für die Knochen wichtigen Mikronährstoffen, spielt bei den weit verbreiteten Knochenkrankheiten wie Osteoporose und Arthrose eine wichtige Rolle. Es gibt dazu Empfehlungen für die Aufnahmen knochengesunder Nährstoffe, vor allem von Kalzium und Vitamin D. Der Lebensstil und eine gute Ernährung spielen auch bei seltener auftretenden Knochenkrankheiten (z. B. Phosphatdiabetes, Glasknochenkrankheit) eine Rolle. Sie sind mit zahlreichen Komplikationen wie (Pseudo-)Frakturen, chronischen Schmerzen sowie Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit und Lebensqualität verbunden. Bis heute gibt es für diese Krankheiten keine Heilung, und die möglichen therapeutischen Optionen sind begrenzt. Die Patienten konzentrieren sich daher meist auf nichttherapeutische Optionen, um ihr Befinden zu verbessern, dabei ist die Ernährung ein wichtiger Faktor.

 

Der Ernährungszustand ist mit dem Fortschreiten der Krankheiten verbunden, da ein höherer Body-Mass-Index (BMI) das Risiko für Begleiterkrankungen erhöht. Weil sich die Patienten aufgrund ihrer Beschwerden oft weniger bewegen, steigt ihr Risiko für Übergewicht und Adipositas (BMI ab 30) an. Bei Patienten mit der Glasknochenkrankheit zeigte sich z. B., dass Übergewicht mit einem Mangel an Vitamin D verbunden ist, das eine wichtige Rolle bei der Kalziumhomöostase und Knochenmineralisierung spielt. Die gute Versorgung mit Vitamin D ist auch bei anderen selteneren Knochenkrankheiten sehr wichtig, die Ergänzung könnte sich positiv auswirken. Allerdings gaben bei einer Befragung z. B. nur rund ein Viertel der betroffenen Patienten an, Vitamin D ergänzt zu haben. Kalzium spielt eine wichtige Rolle für die Knochenentwicklung und die Knochengesundheit. Ergänzungen mit Kalzium oder einer Kombination aus Kalzium und Vitamin D wirken sich positiv auf die Knochenmineraldichte und die Prävention von durch Osteoporose bedingte Frakturen aus.

 

Doch bei den selteneren Knochenkrankheiten sind Kalzium-Ergänzungen meist nicht üblich. Es wird oftmals eher eine ausgewogene Ernährung empfohlen, um übermäßiges Kalzium zu vermeiden. Bisher liegen nur wenige Daten über die Beziehungen zwischen selteneren Knochenkrankheiten und der Ernährung vor. Daher untersuchte eine Gruppe österreichischer Forscher das Ernährungsverhalten bei selteneren Knochenkrankheiten in einem darauf spezialisierten Zentrum.

 

Einbezogen in die Studie waren 50 Patienten mit selteneren Knochenkrankheiten, zum Vergleich dienten 51 Patienten mit Osteoporose und 52 gesunde Kontrollpersonen. Bei allen Teilnehmern wurde mit einer Befragung die Ernährung untersucht, konzentriert auf verschiedene Aspekte, die für die Knochengesundheit und den -stoffwechsel besonders wichtig sind. Erfasst wurden auch der BMI der Teilnehmer sowie sozioökonomische Faktoren. 52 % der Patienten mit selteneren Knochenkrankheiten waren übergewichtig oder adipös, bei den Osteoporose-Patienten galt das für 33 % und bei den Kontrollpersonen für 46 %. Allgemein wurden bei den Teilnehmern recht ähnliche Ernährungsweisen ermittelt. Lebensmittel, die durch ihre Inhaltsstoffe zum Knochenschutz beitragen, wurden in allen drei Gruppen nur unzureichend verzehrt. In Österreich werden z. B. täglich drei Portionen an Milch und Milchprodukten empfohlen.

 

Dies wurde mehrheitlich in allen drei Gruppen nicht erfüllt, nur eine Minderheit der Teilnehmer erreichte diese Vorgabe. Signifikante Unterschiede gab es z. B. beim Koffeinkonsum, bei Obst- und Gemüsesäften sowie bei Fischportionen und fettreichen Mahlzeiten pro Woche, außerdem beim Verzehr von salzigen Snacks. Auch die Aufnahme von Vitamin D durch die Nahrung war unzureichend. Vitamin D ist z. B. reichlich in fettreichem Fisch (Lachs, Makrele, Sardinen, Lebertran), Eiern und einigen Pilzarten (z. B. Shiitake) enthalten, dabei werden Fisch und Pilze allgemein nicht ausreichend gegessen, um den Bedarf an Vitamin D aus der Ernährung zu decken. Für die Knochengesundheit ist weiter die ausreichende Aufnahme von Proteinen wichtig. Für Osteoporose wurde gezeigt, dass dies mit der Knochenmineraldichte und dem -gehalt zusammenhängt. Eine gute Proteinquelle sind Fischmahlzeiten, meist werden ein bis zwei Portionen Fisch pro Woche empfohlen. In dieser Studie erreichten die gesunden Teilnehmer und die Osteoporose-Patienten diese Empfehlung, doch weniger als die Hälfte der Teilnehmer mit selteneren Knochenkrankheiten. Andere Proteinquellen sind Fleisch, Wurstwaren und Eier.

 

Die Mehrheit der Probanden in allen drei Gruppen aß, wie in Österreich empfohlen, bis zu drei Portionen Fleisch pro Woche. Rechnete man jedoch den wöchentlichen Verzehr von Wurstwaren zusammen, so lag ein Großteil aller Gruppen über dem empfohlenen Bereich. Übergewicht und Adipositas, die das Risiko für Knochenbrüche erhöhen, wurden häufiger sowohl bei Teilnehmern mit selteneren Knochenkrankheiten als auch bei den gesunden Kontrollpersonen festgestellt, etwas geringer war hier der Anteil bei den Osteoporose-Patienten.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: In dieser Studie war ein großer Teil der Patienten mit Knochenerkrankungen und der gesunden Kontrollpersonen übergewichtig oder adipös. Obwohl eine ausgewogene, an Kalzium reiche Ernährung bei verschiedenen Knochenkrankheiten sehr wichtig ist, erreichten die Teilnehmer kaum die empfohlenen Aufnahmen von Milch, Milchprodukten und Gemüse. Patienten mit Knochenkrankheiten sollten eine ausgewogene Ernährung einhalten, unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Bedürfnisse. Empfehlenswert sind eine Ernährungsberatung, die Kontrolle des BMI und die ausreichende Zufuhr an Kalzium. Auch Vitamin D scheint meist nicht ausreichend über die Ernährung zugeführt zu werden.

 

Bei Patienten mit Knochenkrankheiten sollten die Vitamin-D-Werte möglichst schon bei einer beginnenden Therapie kontrolliert werden, so dass gegebenenfalls eine Ergänzung erfolgen kann. Die Beziehungen zwischen der Ernährung und selteneren Knochenkrankheiten sollten weiter erforscht werden. Das gilt besonders für die Aufnahmen der knochenschützenden Mikronährstoffe Kalzium und Vitamin D sowie für die Proteine.

 

Unser Tipp: Kalzium und Vitamin D stehen allein und in Kombination in verschiedenen Formen und Verbindungen zur Verfügung. Es gibt außerdem speziell für die Knochengesundheit geeignete Multi-Präparate. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte immer geachtet werden.

 

Quelle:
Daniel A. Kraus et al., Nutritional Behavior of Patients with Bone Diseases: A Cross-Sectional Study from Austria. In: Nutrients, online 18.06.2024, doi: 10.3390/nu16121920.

 



Das Jodmangel-Risiko steigt in Europa an

 

Milch, Milchprodukte und Fisch sind gute Lieferanten für Jod. Sie werden jedoch in Europa heute weniger verzehrt als noch vor einigen Jahren. Das führt zu einer oftmals unzureichenden Jodzufuhr und kann die Gesundheit belasten, wie ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt.

 

Viele Menschen in Europa ernähren sich heute als Vegetarier und Veganer pflanzlich, andere gelten als Flexitarier, die sich zwar vorwiegend pflanzlich ernähren, sie essen hin und wieder jedoch auch Fleisch und Fisch. Damit hat sich der Konsum von Milch, Molkereiprodukten und Fisch in den Ländern der Europäischen Region verringert, und damit sind die Jodaufnahmen durch die Ernährung zunehmend unzureichend. Die WHO stellte dazu jetzt einen umfassenden Bericht über die jeweilige Situation in den europäischen Ländern vor. In Deutschland werden Jugendlichen ab 13 Jahren und Erwachsenen bis zu 51 Jahren Aufnahmen von 200 mcg Jod täglich empfohlen, ab 51 Jahren bis ins hohe Alter ist der Bedarf mit 180 mcg etwas verringert. Schwangere und stillende Frauen haben einen erhöhten Bedarf mit täglich 230 bzw. 260 mcg Jod, ihr Risiko für eine unzureichende Versorgung steigt besonders bei einer betont pflanzlichen Ernährung und pflanzlichen Alternativen für Milchprodukte an, die meist kein Jod enthalten.

 

Allgemein haben Frauen ein höheres Risiko für den Jodmangel und Schilddrüsen-Krankheiten als Männer. Jod ist ein essentielles Spurenelement, das vom Körper nicht selbst gebildet werden kann. Es muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden. Als beste Jodquelle gilt Seefisch, der meist nur wenig gegessen wird. Durch eine jodhaltige Fütterung von Nutztieren sind auch Milch, Milchprodukte und Eier gute Quellen. Um die Jodversorgung zu verbessern, sollte im Haushalt jodiertes Speisesalz verwendet werden. Viele Menschen setzen jedoch inzwischen Salz, das bei zu hohem Verbrauch gesundheitsschädlich wirken kann, geringer ein. Jodsalz kann auch in vielen verarbeiteten Lebensmitteln, z. B. in Brot, Wurstwaren, Käse etc., sowie in der Gemeinschaftsverpflegung auf freiwilliger Basis eingesetzt werden. Eine neuere Untersuchung zeigte jedoch, dass in Deutschland nur 9 % der verarbeiteten Lebensmittel, die in den letzten Jahren immer mehr gegessen werden, mit Jodsalz angereichert sind.

 

Im Körper wird Jod vorwiegend in der Schilddrüse gespeichert, es wird dort zu elementarem Jod oxidiert und zu den Jodhormonen Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) verstoffwechselt. Beide gehören zu einem komplexen Regelkreis und sind nötig, um den Grundumsatz des Körpers zu steigern. Der Sauerstoffverbrauch in den Geweben wird erhöht, die Glukosetoleranz verringert, weiter wird die Fettverbrennung gesteigert. Die beiden Hormone sind auch wachstumsfördernde Faktoren. Die Schilddrüsenhormone T3 und T4 sind für die gute Entwicklung des Gehirns beim Fötus sehr wichtig, Joddefizite können in der Schwangerschaft zur verzögerten psychischen und körperlichen Entwicklung des Kindes führen. Die Ursache dafür ist am häufigsten eine unzureichende Jodversorgung der Mutter in der Schwangerschaft. Ein anhaltender Jodmangel führt zu einer vergrößerten Schilddrüse (Hyperplasie, Hypertrophie), dadurch kann sich ein Kropf (Struma) bilden.

 

Bei einem ausgeprägten Jodmangel kann außerdem eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) entstehen. Hält ein Jodmangel längerfristig an, können sich knotenartige Vergrößerungen der Schilddrüse mit gutartigen Drüsentumoren (Schilddrüsenadenom) entwickeln. Weiter kann eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) entstehen, die u. a. das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Herzversagen, Osteoporose, ungünstigen Schwangerschafts-Verlauf erhöht und bei älteren Menschen zu beeinträchtigten kognitiven Leistungen führen kann.

 

Die Unterversorgung mit Jod entsteht, wenn es über die Nahrung zu wenig aufgenommen wird, was zunehmend häufiger der Fall ist. Die WHO stellt einige Möglichkeiten vor, wie sich die Jodversorgung verbessern lässt. Maßnahmen für die Anreicherung von Speisen mit Jodsalz sollten länderspezifisch und flexibel eingesetzt werden. Im Haushalt könnte z. B. eine gut praktikable Devise sein, zwar weniger Salz zu nutzen, dafür jedoch immer Jodsalz zu verwenden. Auch alternative Milchprodukte auf pflanzlicher Basis könnten mit Jodsalz angereichert werden. In Deutschland könnte man künftig generell mehr Jodsalz in der Lebensmittelindustrie und in der Gemeinschaftsverpflegung einsetzen. Wichtig ist, dass ein stärkeres Bewusstsein für den Jodbedarf und die Folgen des Jodmangels in der allgemeinen Bevölkerung ebenso wie bei Vertretern der Gesundheitsberufe und in der Lebensmittelherstellung entsteht. Dazu gehören z. B. bessere Kenntnisse über die Jodversorgung mit der Ernährung und über die gesundheitlichen Risiken des Jodmangels.

 

Die WHO zieht das Fazit: Der Jodmangel, besonders leichtere Defizite, ist in den Ländern der Europäischen Region noch immer ein weit verbreitetes Problem. Seit der Veröffentlichung des letzten Berichts über den Jodmangel vor 15 Jahren wurde eine Fülle neuer Daten über den Jodstatus verfügbar. Das gilt besonders für die Jodversorgung von Bevölkerungsgruppen mit einem erhöhten Risiko. Der Bericht gibt einen Überblick über den Jodstatus in der europäischen Region und stellt die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Folgen von leichtem Jodmangel, zu Jodquellen in der Ernährung und zur Wirksamkeit von präventiven Maßnahmen gegen den Jodmangel vor.

 

Unser Tipp: Die Jodversorgung lässt sich mit einem Urintest und einigen anderen Methoden prüfen. Nahrungsergänzungen können gegebenenfalls zu besseren Jodwerten beitragen. Jodergänzungen sollten angemessen dosiert sein, um Überdosierungen zu vermeiden, es gibt sie in verschiedenen Formen, z. B. auch flüssig. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle:
Weltgesundheitsorganisation, Regionalbüro für Europa, Bevölkerung der Europäischen Region der WHO aufgrund veränderter Ernährung stärker durch Jodmangel gefährdet. In: Weltgesundheitsorganisation Nachrichten, online 28.06.2024, https://www.who.int/europe/de/news/item/28-06-2024-people-in-the-who-european-region-at-greater-risk-of-iodine-deficiency-due-to-changing-diets