Mikronährstoffe bei Kindern mit omnivorer, vegetarischer und veganer Ernährung

 

Es gibt eine anhaltende Debatte darüber, ob die vegetarische und vegane Ernährung in der frühen Kindheit ernährungsphysiologisch angemessen sind. In einer Studie wurden sie zusammen mit der fleischhaltigen Ernährung in Bezug auf die Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen bei kleinen Kindern untersucht.

 

Die vegetarische Ernährung mit dem Ausschluss von Fleisch und Fisch und die vegane Ernährung mit dem Ausschluss aller tierischen Lebensmittel wurden in den letzten Jahren immer beliebter. Für eine vielseitige Versorgung mit wichtigen Nährstoffen stehen heute mehr Milch- oder Fleischalternativen sowie Nahrungsergänzungen zur Verfügung. Noch immer wird jedoch die Frage diskutiert, ob die vegetarische oder vegane Ernährung auch für kleinere Kinder geeignet sind, da sie für das Wachstum und die Entwicklung einen besonderen Bedarf an Mikronährstoffen haben. Dazu gab es bisher wenige Studien, die meist nicht mehr aktuell waren und wenige Teilnehmer hatten. Eine Gruppe von deutschen Forschern untersuchte daher in einer vegetarischen und veganen Kinderstudie die Aufnahme von Lebensmitteln und Nährstoffen. An der VeChi-Diät-Studie waren 430 Kinder im Alter von ein bis drei Jahren aus Deutschland beteiligt. Bei allen Kindern wurde die Ernährung an drei Tagen untersucht.

 

Die meisten Aufnahmen von Mikronährstoffen (mit und ohne Nahrungsergänzungen) unterschieden sich signifikant zwischen veganen Kindern und den vegetarischen und omnivoren Gruppen. Vegan ernährte Kinder hatten insgesamt eine günstigere Versorgung mit Mikronährstoffen, gefolgt von den vegetarischen Kindern. Vegane Kinder nahmen die meisten Mengen an den Vitaminen E, K, B1, B6, Folat und C auf. Die Fleisch essenden Kinder waren am besten mit den Vitaminen B2 und B12 versorgt. Sie unterschieden sich von den vegetarischen Kindern nur bei den Aufnahmen der Vitamine E, B2 und B12. Unterschiede wurden auch bei der Versorgung mit Mineralien festgestellt. Vegane Kinder hatten die höchsten Aufnahmen an Kalium, Magnesium und Eisen. Die omnivoren Kinder waren am besten mit Kalzium und Jod versorgt. Sie unterschieden sich von den vegetarischen Kindern nur bei der Aufnahme von Magnesium, Eisen und Jod.

 

Ohne Nahrungsergänzungen hatten die omnivoren Kinder die höchste Aufnahme von Vitamin B12, das vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten ist. Schlecht damit versorgt sind vor allem vegane Kinder, diejenigen, die Vitamin B12 ergänzten, erreichten dann jedoch die höchsten Durchschnittswerte bei diesem Vitamin. Ohne Nahrungsergänzungen waren die Kinder aller drei Gruppen nicht ausreichend mit Vitamin D und Jod versorgt, sie erreichten nicht die empfohlenen täglichen Bedarfswerte. Vegane und vegetarische Kinder erreichten außerdem nicht die Bedarfswerte für Vitamin B2, B12 und Eisen, vegane Kinder erreichten sie nicht bei Kalzium. Auch bei den Fettsäuren gab es in allen drei Gruppen deutliche Unterschiede. Das galt vor allem für die Versorgung mit den gesunden Omega-3-Fettsäuren, deren wichtigste Quelle Fischöle aus fettreichen Fischen sind. Entsprechend hatten omnivore Kinder die besten Aufnahmen, sie hatten aber auch höhere Zufuhren an gesättigten Fetten und Cholesterin. Vegane Kinder hatten die höchsten Aufnahmen an mehrfach ungesättigten Fettsäuren durch die pflanzlichen Linolsäure und Alpha-Linolensäure.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: In der VeChi-Diät-Studie zeigten sich in allen drei Ernährungsweisen voneinander abweichende Versorgungen an bestimmten Mikronährstoffen. Im Vergleich wiesen die vegan und vegetarisch ernährten Kinder, unabhängig von der Einnahme an Nahrungsergänzungen, eine günstigere Aufnahme bei mehreren Mikronährstoffen und Fettsäuren auf als die omnivoren Kinder. Kritisch war in allen drei Gruppen die Versorgung mit Vitamin D (ohne Nahrungsergänzung), Jod und der Omega-3-Fettsäure DHA, wobei hier omnivore Kinder die höchsten Aufnahmen hatten. Für vegane und vegetarische Kinder gelten die Vitamine B2 und B12 sowie Eisen als kritisch, bei veganen Kindern gilt das auch für Kalzium. Daher werden für vegane und vegetarische Kinder Lebensmittel empfohlen, die reich an Vitamin B2 (z. B. Hefe, Nüsse, Hülsenfrüchte) und Eisen (in Kombination mit Lebensmitteln, die die Bioverfügbarkeit von Eisen erhöhen) sind, dazu auch mit Vitamin B2 angereicherte pflanzliche Milchalternativen und jodiertes Salz. Außerdem sollte die Ergänzung von DHA gefördert werden, zusätzlich zu einer zuverlässigen Ergänzung von Vitamin B12 und möglicherweise auch von Vitamin B2.

 

Für vegane Kinder können mit Kalzium angereicherte pflanzliche Milchalternativen und Mineralwasser mit einem hohen Gehalt an Kalzium die Versorgung verbessern. Fleisch essende Kinder sollten mehr mehrfach ungesättigte Fettsäuren, fettreiche Fische oder ökologischere Alternativen aufnehmen (z. B. aus Mikroalgen). Sie sollten allgemein weniger tierische Lebensmittel essen, die reichlich Cholesterin und gesättigte Fette enthalten. Die Ergänzung von Vitamin D sollte in allen Ernährungsgruppen in Betracht gezogen werden, das gilt besonders für die sonnenarmen Jahreszeiten Herbst und Winter. Die Forscher empfehlen, den Ernährungszustand von veganen und vegetarischen Kindern künftig weiter und in anderen Altersgruppen zu untersuchen.

 

Unser Tipp: Ergänzungen von in der Versorgung kritischen Mikronährstoffen, wie hier z. B. die Vitamine D und B12 oder Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen (EPA, DHA), können dazu beitragen, Defizite vermeiden. Bei Kindern sollte besonders auf die angemessene Dosierung und auf eine gute Qualität geachtet werden.

 

Quelle
Stine Weder et al., Intake of micronutrients and fatty acids of vegetarian, vegan, and omnivorous children (1 - 3 years) in Germany (VeChi Diet Study). In: European Journal of Nutrition, 61, Nr. 4?, S. 1507-1520, 2022, doi: 10.1007/s00394-021-02753-3.

Mediterrane Ernährung für Herzpatienten empfehlenswert

 

Seit vielen Jahren wird Patienten mit Herzkrankheiten empfohlen, sich künftig fettarm zu ernähren. Jetzt zeigte sich in einer Studie mit Herzpatienten, dass die mediterrane Ernährung dazu beiträgt, die Gesundheit besser zu stärken und die Risiken von Folgekrankheiten zu senken.

 

Weniger Fett essen, so lautete lange Zeit die Empfehlung für die Ernährung nach Herzkrankheiten. Doch längst hatten einige Studien gezeigt, dass sich mit der mediterranen Ernährung das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten besser senken lässt als mit einer fettarmen Diät, zumindest galt das für Gesunde. Nun prüfte eine Gruppe von spanischen Forschern, ob dies auch für die sekundäre Prävention nach einer Herzkrankheit gelten kann. In die (randomisiert kontrollierte) Studie CORDIOPREV wurden im Universitäts-Krankenhaus von Córdoba von 2009 bis 2012 insgesamt 1002 Patienten (20 bis 75 Jahre alt, vorwiegend Männer) mit koronaren Herzkrankheiten einbezogen. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die eine ernährte sich nach der Krankheit fettarm, die andere mediterran. Beide Gruppen wurden sieben Jahre lang weiter beobachtet, und sie wurden in dieser Zeit auch von Ernährungsberatern betreut. Außerdem wurden alle Vorkommnisse von schwereren kardiovaskulären Krankheiten, z. B. Herzinfarkt, Schlaganfälle, periphere Arterienkrankheit und Sterbefälle, dokumentiert.

 

Beide Gruppen passten ihre Ernährung an die jeweilig empfohlene Diät an, das galt vor allem im ersten Jahr nach der Herzkrankheit, aber auch in den folgenden Jahren. Beide Gruppen ernährten sich grundsätzlich gesünder, sie nahmen mehr Ballaststoffe auf, aßen mehr Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. In der Gruppe mit der fettarmen Ernährung sank die Fettzufuhr im Durchschnitt von vorher 36,7 % auf 32,1 %. Mit der mediterranen Ernährung stieg dagegen die Fettaufnahme an, von vorher 37,4 % auf 40,5 %. Allerdings nahmen die Teilnehmer nun bevorzugt die gesunden, mehrfach gesättigten Fettsäuren auf. Sie aßen mehr Olivenöl, Nüsse und Fisch. Außerdem war ihr Verzehr von Kohlenhydraten geringer im Vergleich zur fettarmen Gruppe, bei der sich der Anteil der Kohlenhydrate leicht erhöht hatte.

 

Nach den sieben Jahren Beobachtungszeit waren in der Gruppe mit mediterraner Ernährung 87 Fälle von kardiovaskulären Ereignissen aufgetreten, in der Gruppe mit der fettarmen Ernährung waren 111 Teilnehmer davon betroffen. Insgesamt konnte mit einer besseren Ernährung bei allen Herzpatienten das Auftreten von Folgekrankheiten gesenkt werden. Die mediterrane Ernährung schnitt jedoch im Vergleich deutlich besser ab. Sie konnte das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei den Teilnehmern um rund 26 % besser senken als bei fettarmer Ernährung. Davon profitierten vor allem die Männer, ihr Risiko für Folgekrankheiten sank mit der mediterranen Ernährung um 33 %.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Nach Herzkrankheiten kommt es in der Ernährung offenbar nicht so sehr darauf an, weniger Fett zu essen, sondern es kommt darauf an, welche Fette verzehrt werden. Die mediterrane Ernährung hat mit ihrem höheren Anteil ungesättigter Fettsäuren offenbar deutliche Vorteile. Dies könnte Anlass für ein Umdenken bei den Empfehlungen zur Ernährung für Patienten mit koronaren Herzkrankheiten sein. Eine Fachgesellschaft, die European Society of Cardiology, hat ihre Empfehlungen bereits 2021 aktualisiert. Sie empfiehlt zur Prävention von Herzkrankheiten, gesättigte Fette durch ungesättigte Fettsäuren zu ersetzen. Einmal pro Woche sollte möglichst auch fettreicher Fisch gegessen werden, der die gesunden Omega-3-Fettsäuren enthält.

 

Unser Tipp: Wer Fisch nie oder nur selten isst, kann die Aufnahme an gesunden Omega-3-Fettsäuren mit Nahrungsergänzungen verbessern. Dabei sollte auf eine gute Qualität und Stabilität geachtet werden.

 

Quelle 
Javier Delgado-Lista et al., Long-term secondary prevention of cardiovascular disease with a Mediterranean diet and a low-fat diet (CORDIOPREV): a randomised controlled trial. In: The Lancet Vol. 399, Nr. 10338, S. 1876-1885., 14.5.2022, doi: 10.1016/S0140-6736(22)00122-2.

Das gesunde Darm-Mikrobiom unterstützt bei Harnwegs-Infektionen

 

Wiederkehrende Infektionen der Harnwege sind weltweit verbreitet und belasten die Gesundheit und Lebensqualität. In einer neuen Studie zeigte sich eine Beziehung zum Darm-Mikrobiom, das könnte neue Möglichkeiten der Therapie eröffnen.

 

Infektionen der Harnwege kommen häufig vor, Frauen sind durch eine kürzere Harnröhre häufiger betroffen. Ursache sind Bakterien im Harntrakt, vor allem Escherichia coli (E. coli), zu den typischen Beschwerden gehört häufiges und schmerzhaftes Wasserlassen. Mit der Gabe von Antibiotika lassen sich die Symptome meist beseitigen, doch die Linderung ist zum Teil nur vorübergehend. Bei einem Viertel der Frauen kommt es innerhalb von sechs Monaten zu einer erneuten Harnwegsinfektion. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass Frauen, die häufiger an diesen Infekten erkranken, in einen verheerenden Kreislauf geraten, in dem Antibiotika, die zur Beseitigung der Infektion verabreicht werden, dazu führen, dass sie eine weitere Infektion bekommen. Hinzu kommt, dass häufigere Gaben von Antibiotika zu Resistenzen führen können und das Mikrobiom im Darm, die Gemeinschaft der gesunden Darmbakterien, schädigen. Eine Gruppe von US-amerikanischen Forschern führte dazu eine kleine Studie mit 31 Frauen durch. 16 Teilnehmerinnen hatten bisher nicht unter Harnwegsinfektionen gelitten, 15 waren häufiger davon betroffen. Die Forscher wollten prüfen, welche Unterschiede sich zwischen den beiden Gruppen finden lassen.

 

Alle Teilnehmerinnen gaben Urin- und Blutproben sowie monatliche Stuhlproben ab. Das Team analysierte die bakterielle Zusammensetzung in den Stuhlproben, untersuchte den Urin auf das Vorhandensein von Bakterien und bestimmte in Blutproben die Genexpression. Im Lauf eines Jahres traten bei 24 Frauen Harnwegsinfektionen auf, sie waren alle bereits vorher schon von solchen Infektionen betroffen gewesen. Bei ihnen wurden weitere Urin-, Blut- und Stuhlproben gesammelt.

 

Der Unterschied zwischen den gesunden und wiederholt von Harnwegsinfektionen betroffenen Frauen war für die Forscher überraschend. Er war weder auf die Vorkommen von E. coli im Darm noch in der Blase zurückzuführen. Bei beiden Gruppen kamen E. coli-Stämme im Darm vor, die Harnwegsinfektionen verursachen und sich gelegentlich auf die Harnblase ausbreiten können. Der eigentliche Unterschied lag in der Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms: Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen hatten eine deutlich geringere Vielfalt an gesunden Darmbakterien. Das könnte schädlichen Bakterien bessere Möglichkeiten bieten, sich im Darm anzusiedeln und zu vermehren, wodurch vermehrt Krankheiten entstehen können. Bemerkenswert war vor allem, dass das Mikrobiom von Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen besonders wenig Bakterien enthielt, die Butyrat produzieren, eine kurzkettige Fettsäure, die Entzündungen hemmen kann.

 

Das erinnert an andere entzündliche Erkrankungen, bei denen es eine Verbindung zwischen dem Darm-Mikrobiom und dem Immunsystem gibt. Die Forscher vermuten, dass die gesunden Frauen offenbar schädliche Bakterien aus ihrer Harnblase entfernten, bevor sie eine Erkrankung verursachen konnten. Bei den Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen fand ein solcher „Klärungs-Prozess“ in Bezug auf bakterielle Invasionen der Harnblase nicht statt, vermutlich verursacht durch ein geschädigtes Mikrobiom. Bei Untersuchungen bestimmter Blutzellen zeigten sich außerdem Profile, die auf eine unterschiedliche systemische Immunität zwischen den beiden Gruppen hinweisen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen zum Teil durch die Darm-Blasen-Achse vermittelt wird. Dazu gehören eine Darmdysbiose (Störung der gesunden Darmbakterien) und eine geringere Immunreaktion auf die bakterielle Besiedelung der Harnröhre. Die Studie zeigt, dass die Gabe von Antibiotika krankheitsverursachende Bakterien in der Blase, nicht aber im Darm eliminiert. Schädliche Darmbakterien können sich weiter vermehren, erneut in die Blase eindringen und dort weitere Infektionen auslösen. Sie erhöhen das Risiko für Rückfälle, da sie das Mikrobiom in einem gestörten Zustand halten. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, Alternativen zu Antibiotika für die Behandlung von Harnwegsinfektionen zu finden. So arbeiten Forscher z. B. daran, E. coli-Stämme, die Krankheiten verursachen können, aus dem Darm zu entfernen, ohne die übrige bakterielle Gemeinschaft zu beeinträchtigen. Doch es gibt auch jetzt schon Maßnahmen, die bei Harnwegs-Infektionen hilfreich sein könnten, z. B. Phytotherapeutika, darunter vor allem Cranberries. Dazu gehört auch die Gabe von Probiotika, gesunden Darmbakterien, die ein gestörtes Mikrobiom im Darm wieder ins Gleichgewicht bringen können. Möglicherweise könnten die gesunden Darmbakterien auch bei Harnwegsinfektionen unterstützen und neuen Beschwerden vorbeugen. Diese Wirkungen sollten künftig weiter erforscht werden.

 

Unser Tipp: Gesunde Darmbakterien können die Gemeinschaft der Bakterien im Darm deutlich verbessern. Besonders bewährt haben sich kombinierte Gaben von Laktobazillen und Bifidobakterien. Eine gute Qualität sichert ihre Passage in den Darm.

 

Quelle
Colin J. Worby et al., Longitudinal multi-omics analyses link gut microbiome dysbiosis with recurrent urinary tract infections in women. In: Nature Microbiology, online 2.5.2022, doi: 10.1038/s41564-022-01107-x.

Vegane Ernährung im Alter? – Auf gute Qualität von Proteinen achten

 

Für ältere Menschen ist die vegane Ernährung nicht unbedingt empfehlenswert. Pflanzliche Proteine haben im Vergleich zu tierischen Lebensmitteln eine geringere Qualität. Daher kann sich eine rein pflanzliche Ernährung im höheren Alter auf das Risiko für eine verringerte Muskelkraft und -masse auswirken.

 

Für eine vegane Ernährung kann es viele Gründe geben, für ihre Produktion werden weniger Ressourcen verbraucht, sie ist für die Umwelt verträglicher und kann die ökologischen Nachteile der Massentierhaltung vermeiden bzw. verringern. Beim Menschen sind die gesundheitlichen Vorteile der vegetarischen Ernährung längst in vielen Studien nachgewiesen. Das gilt inzwischen auch für die vegane Ernährung, bei der tierische Produkte völlig ausgeschlossen sind. Der dadurch erhöhte Konsum von Obst und Gemüse kann die Versorgung mit Mikro-Nährstoffen weitgehend verbessern. Nachgewiesen sind z. B. gute Wirkungen auf kardiovaskuläre Risikofaktoren. In aktuellen Ernährungsrichtlinien wird daher zunehmend empfohlen, mehr pflanzliche Lebensmittel zu essen und tierische Lebensmittel einzuschränken oder zu vermeiden. Allerdings ist die vegane Ernährung nicht für alle Menschen gleichermaßen empfehlenswert.

 

Zu beachten sind die bekannten Defizite an Vitamin B12 und Jod sowie die oft kritische Versorgung mit Eisen, Kalzium und den gesunden Omega-3-Fettsäuren. Für Menschen im höheren Alter könnte die vegane Ernährung möglicherweise nicht oder weniger geeignet sein. Um dem altersabhängigen Muskelabbau vorzubeugen, wird älteren Menschen empfohlen, angemessene Mengen an hochwertigen Proteinen (Eiweiß) mit ihrer Ernährung aufzunehmen. Eine Gruppe von Forschern prüfte, ob dies mit einer veganen Ernährung im höheren Alter erreichbar bzw. sinnvoll ist.

 

Allgemein geht man bei Erwachsenen von einem Tagesbedarf von 1 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht aus. Proteine haben einen Anteil von etwa 15 bis 17 % der Körpermasse und im Körper verschiedene Funktionen. Sie wirken als Katalysatoren, transportieren und speichern eine Reihe von Molekülen (u.a. Hämoglobin, Sauerstoff), ermöglichen Bewegung, übertragen Nervenimpulse, sind wichtig für den Muskelaufbau, das Immunsystem, Wachstum und die Differenzierung der Zellen. Proteine sind sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Diese Makromoleküle sind aus 20 Aminosäuren aufgebaut, die durch Peptidbindungen (mehrerer Aminosäuren) verknüpft sind. Ihre biologische Wertigkeit (Protein-Qualität) ergibt sich aus der unterschiedlichen Menge und Art der Protein-Bausteine in den verschiedenen Lebensmitteln. Tierische Proteinquellen sind allgemein hochwertiger als pflanzliche, weil tierische Lebensmittel mehr essentielle (lebensnotwendige) Aminosäuren enthalten.

 

Eier haben die höchste Proteinqualität, aber auch Fleisch und Fisch liefern gute Proteine. Pflanzliche Lebensmittel haben dagegen allgemein eine geringere Proteinqualität und -dichte sowie einen geringeren Gehalt an essentiellen Aminosäuren. Eine rein vegane Ernährung erhöht das Risiko der unzureichenden Aufnahme von Proteinen, was sich u.a. in geringeren anabolen Eigenschaften, also in einem geringeren Aufbau der körpereigenen Gewebe, spiegelt. Eine rein pflanzliche Ernährung kann die Muskelmasse und -kraft im höheren Alter beeinträchtigen. Etwa ab dem fünften Lebensjahrzehnt beginnt langsam der altersabhängige Abbau der Muskelmasse und -kraft, der bis zur Sarkopenie führen kann. Dies ist eine Muskelkrankheit, gekennzeichnet durch geringe Muskelkraft sowie geringe Muskelmasse und -qualität, die mit einer Abnahme der motorischen Fähigkeiten und erhöhten Sturzgefahren verbunden ist.

 

Das Krankheitsrisiko für die Sarkopenie steigt mit dem zunehmendem Alter an. Für die Prävention ist der angemessene Verzehr von Proteinen in Kombination mit ausreichender körperlicher Aktivität sehr wichtig. Defizite an hochwertigen Nahrungsproteinen können das Sarkopenie-Risiko erhöhen. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass die Mehrheit der älteren Erwachsenen nicht die empfohlenen Proteinmengen mit ihrer Ernährung aufnehmen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Trotz vieler gesundheitlicher Vorteile der veganen Ernährung ist sie durch geringere anabole Eigenschaften für die Aufrechterhaltung der Muskelmasse und -kraft im höheren Alter bisher nicht zu empfehlen. In weiteren Studien muss künftig geprüft werden, wie sich die vegane Ernährung auf die Muskelmasse und -kraft sowie auf die körperlichen Funktionen im Alter auswirkt. Untersucht werden sollte auch, ob es spezielle Formen der veganen Ernährung gibt, die solche Defizite ausgleichen könnten. Wer sich als älterer Mensch auf eigenen Wunsch, aus welchen Gründen auch immer, vegan ernähren möchte, sollte sorgfältig überlegen, welche pflanzlichen Lebensmittel die qualitativ besten Proteine liefern. Eine Strategie kann es dabei sein, die Proteinzufuhr durch isolierte pflanzliche Proteine zu verbessern oder essentielle Aminosäuren in angemessenen Mengen als Nahrungsergänzung aufzunehmen. Dies kann bei einer veganen Ernährung im höheren Alter dazu beitragen, das Risiko der unzureichenden Proteinaufnahme zu vermeiden.

 

Unser Tipp: Aminosäuren werden sowohl einzeln als auch in Kombinationen angeboten. Zur Stärkung der Muskeln im höheren Alter können z.B. Formeln empfehlenswert sein, die Aminosäuren enthalten, die besonders das Muskelgewebe unterstützen.

 

Quelle
Jacinta Domić et al., Perspective: Vegan Diets for Older Adults? A Perspective On the Potential Impact On Muscle Mass and Strength. In: Advances in Nutrition, online 2.2.2022, doi: 10.1093/advances/nmac009.

Omega-3-Fettsäuren stärken die Griffstärke im Alter

 

Die Omega-3-Fettsäuren aus fettreichen Fischen, vor allem EPA und DHA, beeinflussen die Muskelgesundheit. Das ist im höheren Alter offenbar besonders für Frauen wichtig, wie eine koreanische Studie zeigt. Bei gut mit Omega-3-Fettsäuren versorgten älteren Frauen war die Griffkraft deutlich stärker, damit sinkt das Risiko für die Sarkopenie, die Abnahme der Muskelkraft.

 

Die Zahl der älteren Menschen steigt weltweit an, daher ist es wichtig, die Gesundheit so lange wie möglich zu erhalten und Morbidität auch im höheren Alter zu verhindern. Dazu gehört es, die Entstehung der Sarkopenie, gekennzeichnet durch die altersabhängige Abnahme der Muskelmasse und -kraft, möglichst zu vermeiden. Diese Krankheit ist mit Gebrechlichkeit verbunden und kann das Risiko für Stürze, Knochenbrüche und Stoffwechselerkrankungen erhöhen. Mehrere Faktoren beeinflussen die Entwicklung dieser Krankheit, darunter u.a. neuromuskuläre Degeneration, Veränderungen des Muskelprotein-Umsatzes, chronische Entzündungen und oxidativer Stress sowie der Verhaltens- und Lebensstil. In Bezug auf chronische Entzündungen und den oxidativen Stress ist bekannt, dass chronische, niedriggradige Entzündungen mit dem Alter tendenziell zunehmen und beide bei chronischen und schwereren Erkrankungen Entzündungskaskaden aktivieren können. Daher untersuchte man in den letzten Jahren auch die Faktoren, die eng mit Entzündungen und der Sarkopenie zusammenhängen.

 

Das gilt z. B. für die gesunden, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) aus den Fischölen fettreicher Fische (Lachs, Makrelen etc.). Bekannt sind vor allem ihre entzündungshemmenden Eigenschaften. Es zeigte sich außerdem, dass sie zur Gesundheit der Muskeln beitragen können, was besonders im höheren Alter wichtig ist. Die Omega-3-Fettsäuren beeinflussen die Synthese von Muskelproteinen und verbessern so die Muskelkraft und körperliche Leistungsfähigkeit. Studien dazu waren jedoch bisher nicht immer einheitlich, daher prüfte eine Gruppe koreanischer Forscher die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren in einer Studie. Ziel war es, den Zusammenhang zwischen der Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren und Sarkopenie zu untersuchen, bestimmt an der Griffkraft von älteren Koreanern mit einem erhöhten Sarkopenie-Risiko.

 

An der Studie nahmen rund 5.500 Männer und Frauen ab dem Alter von 65 Jahren teil, für die Daten aus einer Gesundheitsstudie (Korea National Health and Nutrition Examination Survey, 2015-2019) verfügbar waren. Analysiert wurde der Zusammenhang zwischen der Aufnahme der Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) mit einer Ernährungsbefragung (24-Stunden-Recall). Geprüft wurde dazu die Griffstärke als wichtiges Kriterium für die Sarkopenie. Die Werte (für die asiatische Bevölkerung) für eine niedrige Griffkraft lagen bei <26 kg für Männer und bei <18 kg für Frauen. Der Anteil der älteren Männer mit geringer Griffkraft betrug 13,3 %, bei Frauen war dies mit einem Anteil von 30,1 % deutlich stärker ausgeprägt. Eine Beziehung von Omega-3-Fettsäuren zur Griffkraft zeigte sich nur bei den Frauen, bei ihnen war auch der Anteil von Defiziten in der Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren deutlich höher. Es zeigte sich, dass ältere Frauen, die EPA und DHA unterhalb des täglichen Bedarfs konsumierten, eine signifikant geringere Griffkraft hatten im Vergleich zu gut versorgten Frauen ihrer Altersgruppe.

 

Sie hatten außerdem in ihrer gesamten Energiezufuhr einen höheren Anteil von Kohlenhydraten und einen signifkant geringen Anteil von Proteinen. Auch nach der Anpassung an weitere Einflussfaktoren hatten Frauen mit geringen Aufnahmen von EPA und DHA eine niedrigere Griffkraft. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine ausreichende Zufuhr von EPA und DHA wichtig ist, um die Abnahme der Griffkraft abzumildern und die Qualität der Nährstoffzufuhr bei älteren Frauen zu verbessern. Dazu können regelmäßige fettreiche Fischmahlzeiten beitragen oder auch die Aufnahme von Nahrungsergänzungen mit den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Ergebnisse zeigen, dass ältere Frauen, die EPA und DHA nur gering bzw. unterhalb des täglichen Bedarfs konsumieren, einen höheren prozentualen Anteil an Kohlenhydraten, aber einen signifikant niedrigeren prozentualen Anteil an Proteinen an der gesamten Energiezufuhr und ein signifikant höheres Risiko für eine geringere Griffkraft aufwiesen. Das galt im Vergleich zu älteren Frauen, die EPA und DHA in guten Mengen aufgenommen hatten und eine stärkere Griffkraft hatten. Dies deutet darauf hin, dass gute Aufnahmen von EPA und DHA dazu beitragen können, die bei älteren Menschen beobachtete Abnahme der Griffkraft abzumildern und auf diese Weise auch das Risiko für die Sarkopenie zu senken. Die Beziehungen zwischen den Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA und der Sarkopenie sollten in weiteren Studien untersucht werden.

 

Unser Tipp: Die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA werden in verschiedenen Dosierungen und auch in Kombinationen mit anderen Fettsäuren angeboten. Für eine gute Qualität sollten sie z. B. speziell gereinigt und stabil sein.

 

Quelle
Yun-Jung Bae et al., Increased Omega-3 Fatty Acid Intake Is Associated with Low Grip Strength in Elderly Korean Females. In: Nutrients, online 8.6.2022, doi: 10.3390/nu14122374.


Ingwer kann die Gesundheit unterstützen

 

Es gibt immer mehr Nachweise für einen gesundheitlichen Nutzen von Ingwer bei einer Reihe von Krankheiten und Symptomen. Die aktuellen Kenntnisse zu den Wirkungen dieser Heilpflanze wurden in einer Übersicht vorgestellt.

 

Ingwer (Zingiber officinale), die am weitesten verbreitete Ingwerart, enthält viele Substanzen, die entzündungshemmend, antioxidativ und antiemetisch (gegen Brechreiz) wirken. Ingwer kann auch dazu beitragen, den Blutdruck, die Blutfette und den Blutzucker zu senken. Die entzündungshemmenden Wirkungen von Ingwer werden mit schmerzlindernden Wirkungen verbunden, die gefäßerweiternden Wirkungen können dazu beitragen, den Blutdruck zu senken. Ingwer kann die Produktion von Cholesterin und Fettzellen hemmen, was sich positiv auf das Blutfett-Profil bzw. die Gewichtskontrolle auswirkt. Es zeigte sich weiter, dass Ingwerverbindungen ähnlich wie blutzuckersenkende Mittel wirken, indem sie den Transport von Glukose in die Zellen unterstützen. Ingwer kann weiter dazu beitragen, den Brechreiz zu lindern. Der Verzehr von Ingwer wird in zahlreichen klinischen Praxisleitlinien empfohlen. Zum Teil fehlen jedoch noch Untersuchungen, welche gesundheitlichen Wirkungen von Ingwer beim Menschen am stärksten nachweisbar sind. Ein Team von australischen Forschern prüfte dazu die vorhandenen Studien und Meta-Analysen.

 

Überzeugende Nachweise zeigten sich für Ingwer mit schmerzlindernden, metabolischen und gastrointestinalen Wirkungen bei einer Reihe von Gesundheitszuständen. Die stärksten Nachweise wurden für die antiemetische Wirkung bei schwangeren Frauen erreicht. Dies zeigte sich z. B. darin, dass Frauen, die Ingwer zu sich nahmen, 7,5-mal seltener unter Übelkeit litten als Frauen, die ein Placebo erhalten hatten. Ingwer kann bei Arthrose schmerzlindernd wirken, und er kann dazu beitragen, den Blutzucker zu kontrollieren, was bei Diabetes nützlich sein kann. Weiter zeigten sich Wirkungen von Ingwer z. B. auf die Werte des Blutdrucks und der Blutfette, auf Dysmenorrhoe (Regelschmerzen), postoperative Übelkeit und auf Erbrechen, das mit einer Chemotherapie verbunden ist. Allerdings wurden die Nachweise für diese Wirkungen als gering bis mäßig eingestuft, was zum Teil auf heterogene Studien oder fehlende Details der jeweiligen Interventionen zurückgeführt wurde.

 

Die Forscher weisen außerdem darauf hin, dass Ingwer für therapeutische Wirkungen nicht selbstständig eingenommen, sondern auf Empfehlungen von Therapeuten und Ernährungsfachleuten erfolgen sollte. Die Einnahme kann z. B. für Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, ungeeignet sein. Ähnliches gilt für Reflux-Krankheiten, da beim Ingwerkonsum häufiger auch Sodbrennen beobachtet wurde. Noch zu klären bleiben die gesundheitlichen Wirkungen von Ingwer auf Gesunde. Von den entzündungshemmenden Eigenschaften, die möglicherweise auch das Mikrobiom im Darm beeinflussen, könnten gesunde Menschen profitieren, dies muss jedoch weiter untersucht werden.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Analyse der Studien zeigte, dass die Einnahme von Ingwer sicher ist und dass es eine Reihe von therapeutischen Wirkungen für die Gesundheit und das Wohlbefinden gibt. Am besten nachgewiesen sind die antiemetischen Effekte bei schwangeren Frauen, schmerzlindernde Wirkungen bei Arthrose und ein Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Ingwer wurde weiter mit verbesserten Symptomen und Biomarkern für Schmerzen bei Dysmenorrhoe, bei Problemen im Stoffwechsel (Blutdruck, Gewichtskontrolle) und im Magen-Darm-System (postoperative Übelkeit, Erbrechen durch Chemotherapie) verbunden. Dabei ist die klinische Relevanz der Ergebnisse bisher nicht immer eindeutig, z. B. aufgrund heterogener Studien. Allgemein erwies sich eine Dosierung von 0,5 bis zu 3 g Ingwerextrakt täglich in Kapselform, die bis zu 3 Monate lang verabreicht wurde, für die meisten Ergebnisse als optimal. Ingwer sollte in künftigen Studien weiter in Bezug auf seinen Anwendungen und Dosierungen untersucht werden.

 

Unser Tipp: Wie bei anderen Nahrungsergänzungen auch gilt für Ingwerextrakte, dass auf eine gute Qualität geachtet werden sollten. Dazu gehören z. B. hohe Anteile an den Inhaltsstoffen Gingerol und Shogoal sowie eine schonende Herstellungsweise und die Stabilität.

 

Quelle
Megan Crichton et al., Orally consumed ginger and human health: an umbrella review. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 6.6.2022, doi: 10.1093/ajcn/nqac035.

Frauen und ihre Ernährung im Lauf des Lebens

 

Frauen haben durch körperliche und hormonelle Veränderungen im Lauf des Lebens besondere Bedürfnisse in der Ernährung und Versorgung mit Mikronährstoffen. Eine US-amerikanische Konferenz war der Gesundheit und Ernährung von Frauen gewidmet, die Ergebnisse wurden in einer Übersicht vorgestellt.

 

Die Ernährung beeinflusst die Gesundheit ein Leben lang, und sie ist bei schlechter Versorgung direkt mit dem Risiko für chronische Krankheiten verbunden. Doch vieles, was dazu bisher bekannt ist, basiert auf Untersuchungen an Männern. Der Nährstoffbedarf der Geschlechter ist durch viele Unterschiede beeinflusst. Dazu gehören Genetik, Körperzusammensetzung, Hormon-Status, chronische Krankheiten und Einnahme von Medikamenten sowie nicht zuletzt die verschiedenen Lebensalter. Frauen haben tendenziell eine höhere Lebenserwartung als Männer, doch allgemein einen oft schlechteren Gesundheitszustand und mehr chronische Krankheiten. Sie sind in wichtigen Lebensabschnitten mit Defiziten an Nährstoffen konfrontiert, die sich unterschiedlich auf ihre Gesundheit auswirken können, z. B. durch Menstruation, Schwangerschaft, Stillzeit und Menopause. Frauen haben ein Leben lang besondere und zum Teil wechselnde Bedürfnisse in der Ernährung, die im Rahmen der Energiebilanz erfüllt werden müssen, um eine angemessene Versorgung mit Nährstoffen und ein gesundes Körpergewicht zu fördern.

 

Rund 65 % der (US-amerikanischen) Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren praktizieren eine Form der Empfängnisverhütung (z. B. orale Konzeptiva, Implantate, Intrauterinpessare), wobei die Verwendung „der Pille“ am häufigsten genannt wird. Sie kann die Aufnahme vieler B-Vitamine, vor allem von Vitamin B6, beeinträchtigen. Der B6-Status sollte daher bei Frauen, die orale Kontrazeptiva einnehmen, regelmäßig geprüft werden. Etwa 20 % der jüngeren Frauen in den USA (von 15 bis 29 Jahren) geben an, zusätzlich zu anderen verordneten Medikamenten orale Verhütungsmittel zu verwenden, oft über Jahre hinweg. Dies kann die angemessene Versorgung mit Mikronährstoffen weiter beeinflussen. Eine gute Ernährung ist besonders in der Schwangerschaft und Stillzeit sehr wichtig. Die Theorie des Entwicklungsursprungs von Gesundheit und Krankheit besagt, dass Ernährungs- und Umwelteinflüsse in den ersten 1000 Tagen (d. h. von der Empfängnis bis zum 24. Lebensmonat) mehr zum Risiko von Fettleibigkeit und kardiometabolischen Störungen im Erwachsenenalter beitragen als die Genetik allein.

 

Daher haben die prä- und postnatale Ernährung, besonders in Bezug auf Mikronährstoffe, unmittelbare und langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder. Eine weitere, größere Veränderung erleben Frauen in den Wechseljahren, in denen es häufiger zu Defiziten in der Versorgung mit Mikronährstoffen kommt und mit den Jahren das Risiko für chronische Krankheiten ansteigt. Viele Frauen haben in dieser Zeit z. B. Defizite an Vitamin D und Magnesium. Auch Eisen, Kalzium, Folat, Riboflavin, Vitamin B12 und Vitamin K2 sind in den Wechseljahren wichtig. In einer Übersicht werden die wichtigsten Mikronährstoffe und ihre Rolle für die Gesundheit von Frauen im Lauf des Lebens vorgestellt.

 

Eisen
Viele Frauen im gebärfähigen Alter haben einen niedrigen Eisenstatus oder Eisenmangel. Frauen verlieren während der Menstruation Eisen und benötigen möglicherweise eine Eisenergänzung, um Anämie und andere schädliche Wirkungen (Neurokognition, Wärmeregulation etc.) zu verhindern. Schwangere haben einen erhöhten Eisenbedarf, um das Wachstum des Fötus und die mütterlichen Erythrozyten zu unterstützen, eventuell besteht in dieser Zeit ein erhöhtes Risiko für die unzureichende Versorgung mit Eisen. Ausschließlich gestillte Säuglinge haben das Risiko für eine unzureichende Zufuhr, wenn die Eisenspeicher erschöpft sind (etwa im Alter von 6 Monaten).

 

Vitamin B6
Frauen im gebärfähigen Alter, die orale Verhütungsmittel verwenden, haben möglicherweise einen höheren Bedarf an Vitamin B6.

 

Magnesium
Die Rolle von Magnesium für die Gesundheit von Frauen erstreckt sich über den gesamten Lebensverlauf, es spielt bei vielen ihrer Gesundheitsprobleme eine Schlüsselrolle. Das gilt z. B. für die Vorbeugung vor dem prämenstruellen Syndrom und vor der menstruellen Migräne bei Frauen vor der Menopause. Magnesium kann klimakterische Symptome während der Menopause lindern. Niedriges Magnesium bei älteren Frauen wurde mit erhöhten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen in Verbindung gebracht. Magnesium ist am Glukosestoffwechsel beteiligt, es könnte die Insulinresistenz verbessern und das Fortschreiten von Diabetes verlangsamen. Bei Frauen, die Protonenpumpenhemmer (Magensäurehemmer) nutzen, kann der Bedarf an Magnesium erhöht sein, auch Beziehungen zum erhöhten Risiko für chronische Krankheiten sind bekannt.

 

Folat (natürliche Form in der Nahrung) bzw. Folsäure (synthetische Form)
Ergänzungen von Folsäure verringern vor allem vor und während der frühen Schwangerschaft das Risiko von Neuralrohrdefekten.

 

Cholin
Für das Wachstum und die Entwicklung des Gehirns während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren ist Cholin wichtig. Niedriges Cholin ist im gesamten Leben mit beeinträchtigten kognitiven Funktionen und Stimmungen verbunden.

 

Vitamin B12
B12 ist während der Schwangerschaft mit der Gesundheit der Mutter und dem Risiko von Neuralrohrdefekten beim Fötus verbunden. B12 wird vorwiegend aus tierischen Quellen aufgenommen, Vegetarier und Veganer haben daher meist ein erhöhtes Risiko für einen niedrigen B12-Status, das gilt für Frauen besonders in der Schwangerschaft. Ein erhöhter Bedarf kann auch bei Frauen mit entzündlichen Darmerkrankungen, nach einer bariatrischen Operation oder bei Einnahme bestimmter Medikamente (Protonenpumpenhemmer) bestehen.

 

Jod
Es besteht ein erhöhter Bedarf, um den Verlauf der Schwangerschaft zu unterstützen und um Jodmangel-Krankheiten bei den Kindern vorzubeugen.

 

Zink
Zink ist im gesamten Lebenslauf für den Zellstoffwechsel und die Immunfunktionen sehr wichtig. Leichte und subklinische Zinkmängel wurden bei älteren Erwachsenen und Bewohnern von Pflegeheimen beobachtet. Frauen, die Diuretika und ACE-Hemmer (zur Blutdrucksenkung) einnehmen, haben möglicherweise einen höheren Zinkbedarf.

 

Vitamin D und Kalzium
Die gute Versorgung mit Vitamin D und Kalzium ist für den Aufbau der maximalen Knochenmasse in der Jugend sowie für die Aufrechterhaltung der Knochenmineraldichte im Erwachsenenalter sehr wichtig. Postmenopausale Frauen haben durch ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche möglicherweise einen erhöhten Bedarf.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Frauen unterscheiden sich biologisch und physiologisch von Männern, das gilt besonders in Bezug auf ihren Hormon-Status, Adipositas und den Energiebedarf. Die Lebensphasen, die Frauen von der Kindheit bis zur Postmenopause durchlaufen, sind zusätzliche Herausforderungen für die Gewichtsregulierung und den Bedarf an angemessener Ernährung. Allgemein nehmen Frauen häufiger Nahrungsergänzungen ein als Männer. Dennoch kommen bei ihnen Defizite an wichtigen Mikronährstoffen in wichtigen Lebensabschnitten häufiger vor. Dies kann sich auf ihr Risiko für chronische Krankheiten (z. B. Herz-Kreislauf-Krankheiten, kognitive Funktionen, Krebs, Augenkrankheiten und eine schlechte Knochengesundheit) auswirken. Es ist wichtig, die physiologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen besser zu verstehen und zu prüfen, wie die Ernährung und Versorgung mit Mikronährstoffen geschlechtsspezifisch optimiert werden kann. Hier müssen sich künftige Forschungen stärker den Bedürfnissen von Frauen widmen, um ihre Gesundheit und Lebensqualität zu unterstützen und chronischen Krankheiten im höheren Alter besser vorzubeugen.

 

Unser Tipp: In einigen Formeln mit Multi-Nährstoffen werden die spezifischen Bedürfnisse von Frauen besonders berücksichtigt. Wie immer sollte bei Nahrungsergänzungen auf eine gute Qualität geachtet werden.

 

Quelle
Regan L. Bailey et al., Sex Differences Across the Life Course: A Focus On Unique Nutritional and Health Considerations among Women. In: The Journal of Nutrition Vol. 152, Nr. 7 2022, S. 1597-1610, doi: 10.1093/jn/nxac059.

Carotinoide für die Augen und das Gehirn von Frauen

 

Die beiden Carotinoide Lutein und Zeaxanthin können für die Sehkraft und die Hirnfunktionen sehr nützlich sein. Besonders Frauen, die von Augen- und Demenzkrankheiten häufiger betroffen sind, könnten von einer guten Versorgung mit Lutein und Zeaxanthin profitieren.

 

Frauen sind von chronischen Krankheiten oft häufiger betroffen als Männer, das gilt auch für die Vorkommen der altersbedingten Makuladegeneration und von Demenz-Krankheiten. Rund zwei Drittel dieser Krankheitsfälle, die vor allem im höheren Alter auftreten, entfallen auf Frauen. Eine gute Ernährung kann mit dazu beitragen, solchen Krankheiten vorzubeugen. Bei der Makuladegeneration und Demenz-Krankheiten könnte vor allem die gute Versorgung mit Carotinoiden wichtig sein, um Sehschäden und kognitiven Beeinträchtigungen zu verhindern oder zu verringern. US-amerikanische Forscher untersuchten Studien, in denen mehrere degenerative Krankheiten in Bezug auf ihre Vorkommen bei Frauen geprüft wurden. Auch wenn die Unterschiede in der Lebenserwartung berücksichtigt wurden, traten diese Krankheiten wesentlich häufiger bei den Frauen auf (80 % der Krankheitsfälle). Dabei zeigte sich einige Beziehungen zwischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems und der Aufnahme von Carotinoiden.

 

In einer Studie hatten Frauen im Durchschnitt etwa 38 % niedrigere Lutein- und Zeaxanthin-Spiegel in der Netzhaut als Männer. Dies war überraschend, da Frauen im Vergleich zu Männern über alle Altersgruppen hinweg tendenziell mehr Lutein und Zeaxanthin mit ihrer meist stärker pflanzlichen Nahrung aufnehmen. Die fettlöslichen Carotinoide werden vor allem im Fettgewebe gespeichert, dessen Anteil bei Frauen um rund 20 % höher ist als bei Männern. Trotz vergleichbarer Aufnahmen aus der Nahrung zeigten sich in einer Stichprobe bei den Frauen höhere Lutein- und Zeaxanthin-Werte im Fettgewebe als bei Männern. Der erhöhte Speicher kann z. B. für die Schwangerschaft und Stillzeit vorteilhaft sein, aber auch dazu beitragen, dass Lutein und Zeaxanthin weniger in der Netzhaut und im Gehirn verfügbar sind. Es gibt Nachweise für den Zusammenhang zwischen einer höheren Aufnahme von Lutein und Zeaxanthin und einem geringeren Risiko für die altersbedingte Makuladegeneration. Zusätzlich zu ihren antioxidativen und antientzündlichen Funktionen verringern die beiden Carotinoide in der Netzhaut die Gefahren des Blaulichts. Mit diesem Lichtfilter werden die Sehfunktionen (z. B. Sehweite, Photophobie, Sehstörungen) verbessert, das kann sich auch auf die Entwicklung der Makuladegeneration lindernd auswirken. Es gibt weitere Nachweise, dass Lutein und Zeaxanthin auch bei der Entwicklung der Kurzsichtigkeit (Myopie) in der Kindheit sowie von Katarakten im höheren Alter eine Rolle spielen.

 

Im Gehirn könnten Lutein und Zeaxanthin dazu beitragen, die zelluläre Effizienz zu erhöhen und die kognitiven Funktionen zu verbessern. Einige breite Bevölkerungsstudien (z B. Nurses´s Health Study in den USA) zeigten, dass Lutein und Zeaxanthin sowohl in Querschnittsstudien als bei Interventionen kognitive Funktionen verbessern konnten. Rund 20 bis 25 % des Sauerstoffs aus der Lunge gelangen direkt in das Gehirn, das durch seinen hohen Fettanteil (ca. 60 %) eine Quelle für oxidierbare Fette ist. Peroxidation und chronische Entzündungen sind starke Triebkräfte für die Degeneration von Hirngewebe. Lutein und Zeaxanthin sind die wichtigsten Carotinoide im Gehirn, die in den informationsverarbeitenden Bereichen (Hippocampus, Okzipital- und Frontallappen) angesiedelt sind. Es gibt außerdem immer mehr Hinweise darauf, dass die Aufnahmen von Lutein und Zeaxanthin mit der Entstehung der Alzheimer-Krankheit verbunden sein könnten. Sie könnten schädliche Ablagerungen (Beta-Amyloid und Tau-Fibrillen) im Gehirn hemmen, die zur Entstehung von Alzheimer beitragen können.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Es scheint ein enger Zusammenhang zwischen krankhaften Entwicklungen, die das zentrale Nervensystem von Frauen betreffen und der Versorgung mit Lutein und Zeaxanthin zu bestehen. Lutein und Zeaxanthin konzentrieren sich in der Netzhaut und im Gehirn. Sie sind dafür bekannt, dass sie die Sehkraft des Auges und die Effizienz von Nervenbahnen verbessern. Sie tragen z. B. dazu bei, die Reaktionen auf Blaulicht, Blendung und Fotostress zu verbessern. Im Gehirn fördern sie die Geschwindigkeit der visuellen Verarbeitung, Problemlösungen und das Gedächtnis. Die gute Versorgung mit Lutein und Zeaxanthin kann sich auch auf Augen- und Gehirnkrankheiten auswirken. Als wirksame Antioxidantien, Entzündungshemmer und Blocker für Blaulicht senken Lutein und Zeaxanthin schwächende Prozesse, die neurodegenerativen Erkrankungen wie der altersbedingten Makuladegeneration und einigen Formen der Demenz vorausgehen. Davon könnten besonders Frauen profitieren, die von solchen Krankheiten häufiger betroffen sind.

 

Unser Tipp: Die Carotinoide Lutein und Zeaxanthin sind als Nahrungsergänzungen erhältlich. In einem aus Grünkohl gewonnenen Pflanzenöl sind sie besonders gut aufnehmbar.

 

Quelle 
Billy R. Hammond und Lisa Renzi-Hammond, The influence of the macular carotenoids on women eye and brain health. In: Nutritional Neuroscience, online 11.6.2022, doi: 10.1080/1028415X.2022.2084125

Kaliumreiche Ernährung fördert die Herzgesundheit von Frauen

 

Eine gute Versorgung mit Kalium ist mit einem geringeren Blutdruck und weniger Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten verbunden. Dabei spielen nicht nur die Beziehungen zum Salzkonsum eine Rolle, wie eine neue Auswertung der großen EPIC-Studie zeigt. Frauen profitierten von einer guten Kaliumversorgung stärker als die Männer.

 

Kalium gehört zusammen mit Natrium und Chlorid zu den wichtigsten Elektrolyten im Körper, die bei der Regulierung von Muskel- und Nervenfunktionen und beim Wasser- und Säure-Basen-Haushalt unterstützen. Kalium ist in fast allen Zellen vorhanden, vor allem aber in der Muskulatur. Es ist an der Weiterleitung von Nervenimpulsen, an den Muskelkontraktionen, Herzfunktionen und am Blutdruck beteiligt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass Erwachsene täglich wenigstens 3,5 g Kalium mit der Ernährung aufnehmen. Reich an Kalium sind z. B. besonders Bananen, Avocados, gekochter Lachs, Kartoffeln und Milch. Eine Art Gegenspieler von Kalium ist Natriumchlorid, aus dem hauptsächlich das Speisesalz besteht. Natrium und Chlorid sind als Elektrolyte für die Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushalt der Zellen wichtig, und sie tragen zur Regulierung des Blutdrucks bei. Die Aufnahme von zu viel Salz kann jedoch zu einem erhöhten Blutdruck führen und das Risiko für Herzkrankheiten erhöhen.

 

Durch seine geschmacklichen und konservierenden Eigenschaften ist Salz vor allem in industriell verarbeiteten Lebensmitteln, z. B. in Brot, Fleisch- und Wurstwaren sowie in Käse enthalten. Tatsächlich nehmen viele Menschen vor allem mit prozessierter Nahrung zu viel Salz auf. Erwachsene nehmen in Deutschland im Durchschnitt zwischen 8 und 10 g Salz täglich auf. Empfohlen werden maximal 6 g Salz pro Tag, die WHO empfiehlt mit höchstens 5 g täglich noch etwas weniger Salz. Eine Gruppe von niederländischen und englischen Forschern untersuchte nun die Beziehungen zwischen der Kalium- und Salzaufnahme, die sich beide auf den Blutdruck auswirken können. Dabei prüften sie auch mögliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Ausgewertet wurden Daten aus der großen europäischen Bevölkerungsstudie EPIC (European Perspective Investigation into Cancer and Nutrition). An einem englischen Zweig der Studie in Norfolk nahmen in den Jahren 1993 bis 1997 rund 25.000 Frauen und Männer im Alter von 40 bis 79 Jahren teil. Sie gaben Auskünfte über Gesundheit, Ernährung und Lebensstil, und bei allen wurden der Blutdruck sowie über 24 Stunden im Urin die Kalium- und Natriumwerte gemessen, um deren Aufnahmen aus der Nahrung einzuschätzen. Abhängig von diesen Werten wurden sie jeweils in Gruppen mit geringen, mittleren und hohen Aufnahmen eingeteilt. Die Forscher untersuchten dann die Beziehungen zwischen Kalium und dem Blutdruck, angepasst an das Alter, Geschlecht und die Natriumaufnahme.

 

Die Kaliumzufuhr war bei Frauen deutlich mit dem Blutdruck verbunden, nahmen sie viel davon auf, sank der Blutdruck. Bei der Analyse der Natriumaufnahmen wurde eine Beziehung zwischen Kalium und dem Blutdruck nur bei den Frauen beobachtet, die reichlich Salz aufnahmen. Jedes Gramm Kalium war in diesem Fall mit einem geringeren systolischen Blutdruck von 2,4 mmHg verbunden. Bei Männern zeigte sich diese Verbindung dagegen nicht. Die Teilnehmer der EPIC-Studie wurden rund 20 Jahre lang weiter beobachtet. In dieser Zeit kam es bei rund 13.600 Personen zu kardiovaskulären Krankheiten, die einen Krankenhausaufenthalt nötig machten oder gar zum Tod führten. Auch hier prüften die Forscher die Beziehungen zu den Aufnahmen von Kalium und Natrium, einbezogen waren außerdem Alter, Geschlecht, Body Mass Index, lipidsenkende Medikamente, Rauchen, Alkoholkonsum, Diabetes sowie früher erlittene Herz- oder Schlaganfälle. In der gesamten Gruppe hatten Teilnehmer mit hohen Kaliumaufnahmen ein um 13 % geringeres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse im Vergleich zu den niedrigsten Werten. Die Frauen konnten bei einem hohen Kaliumkonsum ihr Risiko um 11 % stärker verringern im Vergleich zur Risikosenkung bei den Männern von 7 %.

 

Diese Ergebnisse zeigen, dass gute Aufnahmen von Kalium dabei helfen, die Herzgesundheit zu schützen, davon profitieren die Frauen etwas mehr als Männer. Die Beziehung zwischen Kalium und kardiovaskulären Krankheiten war hier unabhängig von der Salzaufnahme. Das lässt vermuten, dass Kalium das Herz, abgesehen von der Urinausscheidung von Natrium, noch auf anderen Wegen schützen kann. Eine herzgesunde Ernährung sollte daher nicht nur den Salzverzehr im Blick haben, sondern auch auf gute Aufnahmen von Kalium achten. Dabei sollten möglichst frische, nicht prozessierte Lebensmittel verzehrt werden, die reich an Kalium sind und wenig Salz enthalten.

 

Unser Tipp: Kalium wird in Nahrungsergänzungen z. B. zusammen mit den Makromineralien Kalzium und Magnesium angeboten, einzeln ist es z. B. flüssig und in einer pflanzlichen Verbindung mit Citrat erhältlich, die besonders gut bioverfügbar sind.

 

Quelle
Rosa D. Wouda et al., Sex-specific associations between potassium intake, blood pressure, and cardiovascular outcomes: the EPIC-Norfolk study. In: European Heart Journal, online 21.7.2022, doi: 10.1093/eurheartj/ehac313.

Selen kann bei leichten kognitiven Störungen unterstützen

 

Das Spurenelement Selen hat antioxidative und antientzündliche Aktivitäten, die neuronale Funktionen schützen können. Ein erhöhter oxidativer Stress könnte zu leichteren, kognitiven Störungen, aber auch zur Alzheimer-Krankheit beitragen. Selen kann bei guter Versorgung die kognitiven Leistungen unterstützen und einige damit verbundene Symptome lindern.

 

Eine Reihe von Mikronährstoffen werden mit verbesserten Symptomen von leichten, kognitiven Störungen und Alzheimer in Verbindung gebracht. Dazu gehören z. B. die Vitamine C, D und E, der B-Komplex und die gesunden Omega-3-Fettsäuren. Das Spurenelement Selen spielt dabei eine besondere Rolle. Selen ist für die Gesundheit wesentlich, da es ein Teil von Selenoproteinen ist, die an antioxidativen und entzündungshemmenden Prozessen beteiligt sind. Für das Gehirn ist eine gute Versorgung mit Selen besonders wichtig. Es hat Funktionen im zentralen Nervensystem und kann möglicherweise die Entstehung von milden, kognitiven Beeinträchtigungen und Alzheimer beeinflussen. Sie gehen mit einem erhöhten oxidativen Stress, entzündlichen Prozessen (Neuroinflammation), einem verringerten Gehalt an Antioxidantien und einem veränderten Stoffwechsel im Gehirn einher, die mit Selen verbessert werden könnten. Eine Gruppe brasilianischer Forscher prüfte die Wirkungen von Selen-Ergänzungen bei Patienten mit leichten kognitiven Störungen und Alzheimer. Nach einer umfassenden Literatur-Recherche werteten sie elf Studien dazu aus, von denen sechs in eine Meta-Analyse einflossen.

 

Der Selengehalt in pflanzlichen Lebensmitteln hängt vom Selengehalt im Boden ab. Bei geringeren Vorkommen, wie z. B. in Deutschland, darf daher das Tierfutter mit Selen angereichert werden. Fleisch, Eier und Fisch sind dann oft zuverlässigere Selenquellen als pflanzliche Lebensmittel (z. B. Brokkoli, Weißkohl, Zwiebeln, Pilze, Hülsenfrüchte). In Deutschland empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE e. V.) ab 15 Jahren die Aufnahmen von täglich 70 mcg Selen für Männer und von 60 mcg Selen für Frauen. Die Auswertung der Studien zeigte, dass die Selenwerte bei Personen mit leichten kognitiven Störungen und bei Alzheimer-Patienten häufiger unter den täglich empfohlenen Bedarfswerten lagen. Nach Selen-Ergänzungen stiegen die Selen-Spiegel in verschiedenen Geweben an. Die Meta-Analyse zeigte hier bessere Werte im Plasma, im Serum, in den Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und im Liquor (Körperflüssigkeit im zentralen Nervensystem). Dabei zeigte sich eine Korrelation zwischen dem Selen-Spiegel und der Aktivität von Glutathionperoxidase, sie ist ein wichtiges antioxidatives Enzym in den Erythrozyten und kann sie vor Oxidation schützen.

 

Die Studien zeigten weiter, dass Patienten mit leichten kognitiven Störungen und Alzheimer höhere Werte an freien Radikalen aufweisen, die zum oxidativen Stress führen. Die Ergänzung von Selen kann die Zellfunktionen verbessern, indem sie prooxidative Moleküle verringert und die Antioxidantien im Gehirn erhöht. Dadurch werden z. B. Alzheimer-Fibrillen (schädigen Nervenzellen) reduziert und bessere kognitive Leistungen erreicht. Alzheimer-Patienten, die Selen in Dosierungen über der üblichen Empfehlung erhielten, zeigten eine leichte, aber signifikante Verbesserung im MMSE (Demenz-Test), dies war außerdem mit dem Anstieg der Selen-Konzentrationen im Liquor verbunden. Darüber hinaus wurde beobachtet, dass Personen mit leichten kognitiven Störungen, die täglich mit dem Verzehr von Paranüssen Selen ergänzten, positive Reaktionen auf bestimmte kognitive Funktionen zeigten. Das galt z. B. für verbale Geläufigkeit, die Speicherkapazität des semantischen Gedächtnissystems und die Fähigkeit, gespeicherte Informationen abzurufen, aber auch für die Verarbeitung von Funktionen zur Verhaltenskontrolle. Bei der Selen-Aufnahme mit Paranüssen ist anzumerken, dass sie zwar eine gute Selenquelle, jedoch auch anfällig für Schimmelpilze und Aflatoxine sind sowie die natürliche Radioaktivität anreichern können. Ein Verzehr ist daher nur in geringeren Mengen zu empfehlen. Wurden die Selen-Ergänzungen in den Studien außerdem mit anderen Mikronährstoffen kombiniert, dann zeigten die Alzheimer-Patienten weitere leichte Verbesserungen in den Gedächtnisleistungen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Studien, in denen die Ergänzung mit Selen allein untersucht wurde, zeigten verbesserte Selen-Spiegel und eine bessere Aktivität von Glutathionperoxidase sowie bessere Ergebnisse in einigen kognitiven Tests bei Patienten mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen. Auch bei Alzheimer-Patienten beobachtete man mit Selen-Ergänzungen bessere Konzentrationen und Ergebnisse in den kognitiven Tests (Mini-Mental-Scores). Die Ergänzung von Selen kann eine gute Alternative sein, um einige Symptome von leichteren kognitiven Störungen und Alzheimer zu lindern. Künftig sollten weitere Studien durchgeführt werden, um die Langzeiteffekte von Selen-Ergänzungen zu untersuchen. Dabei sollte z. B. auch geprüft werden, wie sich die verbesserten kognitiven Leistungen nach Beendigung der Selen-Ergänzung verhalten.

 

Unser Tipp: Selen zur Nahrungsergänzung wird in organischen und anorganischen Verbindungen angeboten. Sehr gut bioverfügbar sind z. B. Selenomethionin oder auch organisch gebundenes Selen aus einer biologisch aktiven Pflanzenkultur. Selenergänzungen sollten möglichst abhängig vom individuellem Bedarf erfolgen.

 

Quelle
Meire Ellen Pereira et al., Effects of Selenium Supplementation in Patients with Mild Cognitive Impairment or Alzheimer´s Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Nutrients, online 5.8.2022, doi: 10.3390/nu14153205.

Pflanzliche Kost und das Risiko für Hüftbrüche bei Frauen

 

Bei einer rein pflanzlichen Kost sinkt die Versorgung mit einigen Mikronährstoffen, die für das Knochensystem wichtig sind. Bei Vegetarierinnen ab dem mittleren Lebensalter steigt bereits das Risiko für Hüftfrakturen an. Das zeigt eine neue Studie und bestätigt damit frühere Ergebnisse.

 

Die vegetarische, einschließlich der veganen Ernährung, gilt als sehr gesund. Der erhöhte Verzehr an Obst und Gemüse wirkt positiv auf das Risiko für chronische Krankheiten, das gilt z. B. für Diabetes, Herz-Kreislauf- und Krebs-Krankheiten. Die gesundheitlich günstigen Faktoren lassen sich jedoch nicht verallgemeinern. Beim konsequenten Verzicht auf Fleisch und Fisch sinkt die Aufnahme von darin enthaltenen Proteinen sowie von Vitamin B12, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren. Veganer, die strikt auch auf alle Milchprodukte verzichten, nehmen dazu weniger Kalzium auf. Diese Mikronährstoffe sind für einen gesunden Knochenbau notwendig, sie können bei zu geringer Aufnahme die Knochendichte verringern und das Risiko für Osteoporose im Alter verstärken.

 

Zu den möglichen Folgen gehören Knochenbrüche an den Hüften, die im höheren Alter häufiger vorkommen. Sie erhöhen außerdem das Risiko für weitere gesundheitliche Komplikationen und senken die Lebensqualität durch eingeschränkte Mobilität und Selbstständigkeit. Bei älteren Frauen kommen Hüftfrakturen am häufigsten vor, sie leiden nach der Menopause häufiger an Osteoporose. Dazu trägt der Rückgang an Östrogenen bei, was die Einlagerung von Kalzium in die Knochen verringert. Hinzu kommt, dass Vegetarier und Veganer meist ein geringeres Körpergewicht als Omnivoren (Fleischesser) haben. Fettpolster, die bei einem Sturz die Hüften schützen könnten, sind bei ihnen oft geringer ausgeprägt.

 

Bisher wurden unterschiedliche Risiken von Vegetariern, Pescatariern (essen Fisch, aber kein Fleisch) und Omnivoren für Hüftfrakturen nur wenig untersucht. Zwei frühere Studien wiesen aber bereits auf die Zusammenhänge zwischen Hüftfrakturen und der Ernährung von Frauen hin. An der EPIC-Studie (European Perspective Investigation into Cancer and Nutrition) hatten im englischen Zweig von 1993 bis 2001 65.000 Engländer teilgenommen. Bei allen wurde die Ernährung untersucht und zu Knochenbrüchen in Beziehung gesetzt. Pescatarierinnen und Vegetarierinnen hatten ein etwa ähnlich erhöhtes Risiko für Hüft-Knochenbrüche (26 % bzw. 25 %). Das höchste Risiko hatten die Veganerinnen, ihr Risiko für Hüftfrakturen war doppelt so hoch, außerdem kamen bei ihnen auch andere Arten von Knochenbrüchen häufiger vor.

 

In einer US-amerikanischen Studie (Adventist Health Studies) untersuchte man die Ernährung und Knochenbrüche bei Adventisten, die sich aufgrund ihrer Religion bevorzugt pflanzlich ernähren. Auch hier zeigte sich bei Vegetarierinnen ein erhöhtes Risiko für Hüftfrakturen von 17 %. Bei den Veganerinnen war dieses Risiko sogar um 55 % erhöht. Das erhöhte Risiko für Hüftfrakturen bei pflanzlicher Kost galt in beiden Studien nur für die Frauen, bei den Männern zeigte sich diese Beziehung nicht.

 

Eine Gruppe von englischen Forschern wertete nun dazu eine weitere Gesundheitsstudie aus. An der „United Kingdom Women´s Cohort“ hatten von 1995 bis 1998 rund 26.000 Frauen im Alter von 35 bis zu 69 Jahren teilgenommen. Sie hatten in einer Befragung Auskünfte zu ihrer Lebensführung, Ernährung und chronischen Krankheiten gegeben. Knapp die Hälfte der Frauen aß regelmäßig Fleisch, die anderen teilte sich auf in 14,5 % Vegetarierinnen, 12,8 % Pescatarierinnen und 26,5 % Frauen, die nur gelegentlich Fleisch aßen (weniger als 5 Portionen pro Woche). Die Veganerinnen hatten zu dieser Zeit noch keinen wesentlichen Anteil. Im Lauf einer Beobachtungszeit von 22 Jahren erlitten 822 Frauen in dieser großen Gruppe eine Hüftfraktur. Der Anteil lag im normalen Bereich, da die meisten Frauen ein höheres Alter, das stärker von Hüftfrakturen betroffen ist, noch nicht erreicht hatten. Doch für einen Teil der Frauen zeigte sich bereits ein deutlich erhöhtes Risiko. Bei den Vegetarierinnen war das Risiko für Hüftfrakturen um 33 % erhöht, das galt im Vergleich zu Frauen, die regelmäßig Fleisch aßen. Bei gelegentlichem Fleischverzehr oder bei den Pescatarierinnen zeigte sich dagegen kein erhöhtes Risiko. Bei den Veganerinnen war das Risiko in dieser Studie nicht genau bestimmbar, da ihre Zahl zu gering war.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Generell sollten die Beziehungen zwischen Ernährung und Hüftfrakturen bei Vegetariern, Pescatariern und Omnivoren weiter erforscht werden. Schon jetzt weisen drei Studien mit ähnlichen Ergebnissen darauf hin, dass sich Vegetarierinnen und vor allem die Veganerinnen ihres erhöhten Risikos für Hüftfrakturen bewusster werden sollten. Frauen im höheren Alter sollten angeregt werden, auf die Beziehung der Ernährung zur Knochengesundheit stärker zu achten. Pflanzliche Ernährungsweisen verringern oftmals die Aufnahme an Mikronährstoffen, die mit der Gesundheit von Knochen und Muskeln verbunden sind. Dazu gehört die zu geringe Aufnahme von Kalzium, den Vitaminen D und B12 sowie von Omega-3-Fettsäuren. Bei Bedarf kann die Versorgung mit Nahrungsergänzungen verbessert werden. Vegetarierinnen und Veganerinnen könnten im höheren Alter auch die Knochendichte prüfen lassen, um gegebenenfalls eine Osteoporose-Therapie einleiten zu können.

 

Unser Tipp: Es gibt eine Reihe von Mikronährstoffen, die für den Knochen- und Muskelstoffwechsel wichtig sind. Neben einzelnen Ergänzungen, wie Kalzium, den Vitaminen D und B12 etc., gibt es auch gute Kombinationen mit knochengesunden Mikronährstoffen.

 

Quelle
James Webster et al., Risk of hip fracture in meat-eaters, pescatarians, and vegetarians: results from the UK Women´s Cohort Study. In: BMC Medicine, online 11.8.2022, doi: 10.1186/s12916-022-02468-0.

B-Vitamine zum Schutz vor der Makuladegeneration

 

Die Versorgung mit B-Vitaminen und ihre Beziehung zur Makuladegeneration wurden in einer Bevölkerungsstudie untersucht. Diese Augenkrankheit trägt im höheren Alter häufiger zum Verlust des Sehvermögens bei. Die gute Versorgung mit den B-Vitaminen Folsäure, Pantothensäure und Vitamin B6 kann vermutlich dazu beitragen, das Krankheitsrisiko zu senken, wie eine neue Studie zeigt.

 

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist die häufigste Ursache für den Verlust des zentralen Sehvermögens in den Industrieländern. Sie entsteht im höheren Alter (meist ab 65 Jahren) durch die degenerative Erkrankung des gelben Flecks (Macula lutea), die Stelle des schärfsten Sehens in der Netzhaut. Dazu trägt ein komplexes Zusammenspiel von Alter, genetischer Anfälligkeit und Faktoren des Lebensstils bei. Man unterscheidet die trockene und feuchte AMD, letztere führt zu stärkeren Schäden. Nach einer Frühphase treten stärkere Sehschäden bei den fortgeschrittenen Formen der Krankheit auf. Dazu gehören ein eingeschränktes Gesichtsfeld, die verringerte Sehschärfe, die geringere Wahrnehmung von Kontrasten und Farben sowie die Blendempfindlichkeit und schlechtere Anpassung an veränderte Lichtverhältnisse. Bisher fehlt es an wirksamen Therapien, das gilt vor allem für die feuchte AMD. Eine gesunde Ernährung kann den Verlauf der Krankheit beeinflussen, dazu gehört die gute Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen für die Augen.

 

Einige Studien zeigten ein geringeres AMD-Risiko bei einem hohen Verzehr von Antioxidantien, wie dem Carotinoid Lutein, den gesunden, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren und bei der mediterranen Ernährung. Andere Ernährungsfaktoren wurden in diesem Zusammenhang noch nicht eingehender untersucht, dazu gehören die B-Vitamine. Sind sie zu gering vorhanden, kann sich das Risiko für degenerative Krankheiten erhöhen. Die Vitamine B6 (Pyridoxin), Folat und B12 (Cobalamin) regulieren den Spiegel der Aminosäure Homocystein, die bei einem übermäßigen Vorkommen schädlich wirkt und ein Risikofaktor für die AMD sein kann. Einige Studien berichteten, dass bei einer höheren Zufuhr von Vitamin B6 und Folat das Risiko für die fortgeschrittene AMD sinkt. Eine Studie zeigte, dass die tägliche Ergänzung von Folsäure (synthetische Form von Folat) und den Vitaminen B6 und B12 das AMD-Risiko um 40 % senken konnte. Eine Gruppe französischer Forscher untersuchte daher in der prospektiven Alienor-Studie die Beziehungen zwischen den B-Vitaminen und dem Auftreten der fortgeschrittenen AMD.

 

An der Studie nahmen knapp 1.000 Einwohner aus Bordeaux teil, die bei Studienbeginn (2006-2008) ab 73 Jahre alt waren. Bei allen wurde eine detaillierte Ernährungsbefragung durchgeführt. Danach wurden die Energieaufnahmen und die Zufuhr an B-Vitaminen eingeschätzt. Bei Folsäure und Vitamin B12 kamen mehr als 40 bis 50 % der Männer auf Werte oberhalb der täglich empfohlenen Bedarfswerte (RDA), etwa 25 % kamen auf einen Anteil, der unter zwei Dritteln der RDA lag. Bei den Frauen erreichten jedoch nur rund 25 % die RDA-Werte, etwa 50 % lagen unter zwei Dritteln. Bei der Pantothensäure war die Versorgung bei Frauen und Männern ähnlich, nur 20 % erreichten die täglichen RDA-Werte, 35 bis 40 % lagen unter zwei Dritteln. Bei Vitamin B6 erreichten 40 % der Männer, aber nur 25 % der Frauen die täglichen RDA-Werte, 25 % lagen unter zwei Dritteln. Auch bei den anderen B-Vitaminen zeigten sich zum Teil erhebliche Defizite. Im Lauf der Studie wurde die Augengesundheit bei allen Teilnehmern im Abstand von je zwei Jahren untersucht.

 

Bei der durchschnittlichen Nachbeobachtung von rund zehn Jahren entwickelten 93 Teilnehmer eine Makuladegeneration, dabei zeigten sich deutliche Beziehungen zur Versorgung mit den B-Vitaminen. Das betraf vor allem Folat, Teilnehmer mit normalem Serumwerten (≥10 nmol/L) hatten ein signifikant um 51 % verringertes AMD-Risiko. In dieser Studie waren die Folatwerte insgesamt relativ gering, das liegt u. a. daran, dass in Frankreich Lebensmittel nicht mit Folsäure angereichert werden. Folat kommt hauptsächlich in grünem Gemüse, Obst, Nüssen, Bohnen und Erbsen vor. Sie enthalten natürlich auch andere Mikronährstoffe, die bei der AMD nützlich sein können, das betrifft z. B. die Versorgung mit dem Carotinoid Lutein. Für Vitamin B6 und Pantothensäure zeigten sich nur bei den hohen Zufuhren ein verringertes AMD-Risiko. Diese Beziehung war bisher nicht bekannt und muss weiter geprüft werden.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass Teilnehmer mit einem normalen Folatstatus im Serum sowie bei einer hohen Aufnahme von Pantothensäure und Vitamin B6 ein geringeres Risiko für die Entwicklung der fortgeschrittenen AMD hatten. Eine gesunde Ernährung, die reich an B-Vitaminen ist, besonders an Folat, Pantothensäure und Vitamin B6, kann dazu beitragen, den Verlust der Sehkraft bei den fortgeschrittenen AMD-Formen zu verringern. Der Einfluss von Nahrungsergänzungen auf die AMD wurde in dieser Studie allerdings nicht näher untersucht. Andere Studien zu Mikronährstoffen zeigten, dass eine gute Versorgung mit für die Augen wichtigen Substanzen das Risiko für die Makuladegeneration verringern kann.

 

Unser Tipp: Eine Reihe von Mikronährstoffen sind in Bezug auf die Makuladegeneration bereits gut untersucht (AREDS-Studien 1 und 2). Das gilt z. B. für die Versorgung mit den Carotinoiden Lutein und Zeaxanthin sowie für weitere Mikronährstoffe, wie die Vitamine B1, B2 und Zink. Auf eine gute Qualität und Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle 
Bénédicte M. J. Merle et al., B Vitamins and Incidence of Advanced Age-Related Macular Degeneration: The Alienor Study. In: Nutrients, online 8.7.2022, doi: 10.3390/nu14142821.

Fisch gilt als sehr gesund, vor allem wegen seines Gehalts an Omega-3-Fettsäuren. Sie können z. B. das Herz-Kreislauf-System positiv beeinflussen.

 

Fisch gilt als sehr gesund, vor allem wegen seines Gehalts an Omega-3-Fettsäuren. Sie können z. B. das Herz-Kreislauf-System positiv beeinflussen. In einer Analyse mehrerer Studien zeigte sich, dass diese Wirkungen nicht allgemein auf den Fischverzehr zurückzuführen sind, sondern nur für den Verzehr der fettreicheren Fischarten gelten.

 

Der regelmäßige Verzehr von Fisch wird seit langem mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Das wird größtenteils auf den hohen Gehalt an den gesunden, langkettigen Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) zurückgeführt. Sie sind allerdings nicht in allen Fischarten gleichermaßen vorhanden, so liefern fettreiche Fische bis zu ≤10-mal höhere Mengen an Omega-3-Fettsäuren als magerer Fisch. Zu den fettreichen Fischen gehören z. B. Bückling, Hering, Lachs, Makrelen, Sardinen und Thunfisch. Als mager gelten u.a. Kabeljau, Scholle, Muscheln und Seelachs. Bis heute fehlt jedoch ein Standard für die Unterscheidung von fettreichen und mageren Fischen. Meist geht man für fetten Fisch von über 4 g Fettgehalt pro 100 g Fisch aus. Unterschiedlich ist in verschiedenen Fischsorten natürlich auch der Gehalt anderer Nährstoffe, darunter z. B. die Mikronährstoffe Kalzium, Kalium, Eisen und Vitamin D. Auch sie können das Herz-Kreislauf-System beeinflussen.

 

Eine Gruppe italienischer Forscher prüfte daher die Beziehungen in einer Meta-Analyse. Ihr Ziel war es, die Kenntnisse über den Verzehr fettreicher und magerer Fische und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten zusammenzufassen. Sie führten dazu eine umfassende Literaturrecherche in den einschlägigen Medizin-Datenbanken bis zum Mai 2021 durch. Sie konnten schließlich 19 Berichte in ihre Meta-Analyse einbeziehen. Die Auswertung ermöglichte einen Vergleich zwischen dem höchsten und niedrigsten Fischkonsum in Bezug auf die Herzgesundheit und erfasste auch andere Risikofaktoren, z. B. den Lebensstil und die Ernährung.

 

Insgesamt schlossen die zum Teil langjährigen Studien zu fettem Fisch rund 20.500 Fälle von koronaren Herzkrankheiten, rund 9.300 Fälle von Herz-Kreislauf-Krankheiten und knapp 105.000 Todesfälle aufgrund dieser Krankheiten ein. Die Studien zu magerem Fisch umfassten rund 22.000 koronare Herzkrankheiten, knapp 7.000 Herz-Kreislauf-Krankheiten und knapp 17.000 Todesfälle. Für fettreiche Fische zeigte sich ein geringeres Risiko für koronare Herzkrankheiten und dadurch bedingte Sterbefälle. Beim mageren Fisch gab es dagegen kein verringertes Risiko. Bei der Kombination von fettreichem und mageren Fisch zeigte sich ebenfalls kein signifikanter Zusammenhang zu den Vorkommen von koronaren Herzkrankheiten, Herz-Kreislauf-Krankheiten und den davon bedingten Todesfällen. Diese Ergebnisse unterstützen die Empfehlungen zum regelmäßigen Verzehr von fettreichem Fisch.

 

Ein bis zwei Portionen pro Woche reichen für die meisten Erwachsenen aus, um kardiovaskuläre Vorteile für die Prävention zu erreichen. Obwohl magerer Fisch keine schützenden Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System bietet, kann er im Rahmen einer abwechslungsreichen, ausgewogenen Ernährung als gute Quelle für tierisches Eiweiß verzehrt werden. Dieser recht mäßige Fischverzehr kann dazu beitragen, die weitere Überfischung der Bestände zu begrenzen. Zur ökologischen Nachhaltigkeit gehört auch die Empfehlung, auf die kleinsten Fischarten mit dem kürzesten Lebenszyklus umzusteigen. Sie gehören vorwiegend zu den fettreicheren Fischarten und sollten wegen ihres gesundheitlichen Nutzens bevorzugt werden.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Studie weist erstmals in einer Meta-Analyse die Beziehung zwischen dem Verzehr fettreicher und magerer Fische und ihren Bezug zu Herz-Kreislauf-Krankheiten nach. Die Ergebnisse unterstützen die Ansicht, dass die bisher mit dem Fischverzehr in Verbindung gebrachten gesundheitlichen Vorteile tatsächlich auf die fettreichen Fischarten beschränkt sind. Daher sollten sie zum Verzehr bevorzugt werden, dies gilt vor allem für die aus ökologischen Gründen nachhaltigeren Fische, um zur Erhaltung des Lebens unter Wasser beizutragen. Ein bis zwei Portionen fettreicher Fisch pro Woche sind für die meisten Erwachsenen sinnvoll. Dies könnte einen wichtigen Beitrag für die Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten leisten.

 

Unser Tipp: Viele Menschen essen Fisch eher selten oder gar nicht. Dann können Nahrungsergänzungen mit Fischölen zur besseren Versorgung von EPA und DHA beitragen. Mit einem unterschiedlichen Gehalt können sie, je nach allgemeinem oder speziellen Bedarf (z. B. bei Herz-Kreislauf-Krankheiten), auch sehr gut individuell dosiert werden.

 

Quelle
Stephen Annalisa Giosuè et al., Relations between the Consumption of Fatty or Lean Fish and Risk of Cardiovascular Disease and All-Cause-Mortality: A Systematic Review and Meta-Analysis. In: Advances in Nutrition Vol. 13, Nr. 5, September 2022, S. 1554-1565, doi: 10.1093/advances/nmac006.

Mikronährstoffe bei digitaler Augenbelastung

 

Durch die regelmäßige Nutzung von Computern und anderer digitaler Geräte sind die Augen erheblich belastet. Zur Linderung der häufigen Beschwerden tragen auch Mikronährstoffe bei. Das gilt vor allem für Omega-3-Fettsäuren, Anthocyane und die für die Augen besonders wichtigen Makula-Carotinoide.

 

Immer mehr Menschen nahezu jeden Alters verbringen viele Stunden am Tag in ihrer Arbeit und Freizeit an den Bildschirmen elektronischer Geräte, z. B. Smartphones, Tablets, Reader und Computer. Das kann zu Augenbelastungen führen. Laut einer Angabe von US-amerikanischen Augenärzten reichen bereits zwei Stunden ununterbrochener Bildschirmarbeit aus, um Augenbeschwerden und Sehprobleme zu entwickeln. Mehr als 80 % der Erwachsenen und viele Kinder und Jugendliche überschreiten diese Zeit jedoch regelmäßig bei weitem. Das verstärkt das Risiko für digitale Augenbelastungen. Zu den häufigsten Beschwerden gehören trockene Augen, die zu Reizungen, Brennen oder Stechen führen können. Zu den typischen Beschwerden gehören weiter Augenermüdung und -schmerzen, verschwommenes Sehen, Doppelbilder und Kopfschmerzen. Im Vergleich zum Lesen gedruckter Texte ist die Nutzung digitaler Bildschirme mit einer größeren Belastung für die Augenmuskeln verbunden.

 

Die bisherigen Kenntnisse zur Belastung durch übermäßige Bildschirmzeiten deuten darauf hin, dass sie mit oxidativen Schäden in den Augen und chronischen, proentzündlichen Zuständen verbunden sind. Es gibt außerdem Hinweise, dass einige Mikronährstoffe möglicherweise dazu beitragen, digitale Augenbelastungen zu lindern. Dazu können ihre antioxidativen, antientzündlichen und augenstärkenden Funktionen beitragen. Sie zeigten sich vor allem für Omega-3-Fettsäuren, Anthocyane (sekundäre Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Flavonoide) und bestimmten Carotinoiden.

Bei Dysfunktionen der Augenoberfläche ist die entzündungshemmende Wirkung der gesunden Omega-3-Fettsäuren bei trockenen Augen mit leichter bis mittelschwerer Erkrankung gut dokumentiert und in klinischen Studien nachgewiesen. Schon bei kurzfristiger Anwendung können sich z. B. die Tränenproduktion und -sekretion verbessern. Auch bei anderen Augensymptomen durch Nutzung digitaler Geräte geht man davon aus, dass Omega-3-Fettsäuren solche Beschwerden lindern könnten. Einige Früchte und Blattgemüse enthalten Anthocyane, für die verschiedene Wirkungen auf die Augengesundheit nachgewiesen sind. Sie haben antioxidative, antientzündliche und immunmodulierende Eigenschaften, die u.a. auf die Netzhaut wirken und den lichtinduzierten oxidativen Stress verringern können.

 

Reich an Anthocyanen sind z. B. Extrakte aus schwarzen Johannisbeeren und Heidelbeeren. Ergänzungen von Anthocyanen können eine gute Strategie sein, um ausreichende Aufnahmen dieser Mikronährstoffe zu erreichen und gute Sehleistungen zu fördern. Sie können zum Schutz vor visuell bedingtem, kognitiven Stress und digitalen Augenbelastungen beitragen. Gute Wirkungen auf die Netzhaut (Makula) sind auch für die Carotinoide Lutein, Zeaxanthin und Meso-Zeaxanthin nachgewiesen, die inzwischen oft als Makula-Carotinoide bezeichnet werden. Sie spielen eine grundlegende Rolle bei der Integrität der Netzhaut und der optimalen, zentralen Sehschärfe. Sie bilden das Makulapigment, das zum Schutz vor schädlichem Blaulicht beitragen und oxidative Schäden verringern kann. Bei digitalen Augenbeschwerden könnten sie dazu beitragen, die Sehleistungen durch Vermeidung von Blendungen zu verringern. Sie fördern auch verbesserte kognitive Funktionen und die allgemeinen Sehleistungen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Computer und andere elektronische Geräte sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie führen jedoch immer häufiger zu einer Überanstrengung der Augen, die Therapien erfordert. Dabei wurde die Rolle der Ernährung zur Förderung optimaler Sehleistungen und mögliche Folgen von unzureichenden Aufnahmen von Mikronährstoffen in den letzten Jahren immer deutlicher. Eine Reihe von Nachweisen zeigt inzwischen den Nutzen von Nahrungsergänzungen, vor allem von Omega-3-Fettsäuren, Anthocyanen und für die Augen wichtigen Carotinoiden. So eignen sich z. B. kurzfristige Ergänzungen von Omega-3-Fettsäuren offenbar gut für die Linderung von trockenen Augen. Auch Anthocyane und die Makula-Carotinoide (Lutein, Zeaxanthin etc.), die auf die Augen und die Netzhaut wirken, können durch ihre antioxidativen und antientzündlichen Eigenschaften bei digitalen Augenbeschwerden zur Linderung beitragen. Auch wenn längst noch nicht alle Beziehungen zwischen Mikronährstoffen und digitalen Augenbelastungen geklärt sind, liefern die bisherigen Erkenntnisse schon jetzt starke Nachweise für ihre lindernden Wirkungen.

 

Unser Tipp: Omega-3-Fettsäuren, Anthocyane, z. B. Heidelbeerextrakte, und Carotinoide, darunter auch die Makula-Carotinoide, gibt es als Nahrungsergänzungen einzeln und in verschiedenen Kombinationen. Speziell für die Stärkung der Augen gibt es gut kombinierte Formeln mit den wichtigsten Mikronährstoffen für die Augengesundheit.

 

Quelle 
Drake W. Lem et al., Can Nutrition Play a Role in Ameliorating Digital Eye Strain? In: Nutrients, online 27.9.2022, doi: 10.3390/nu14194005.

Mikronährstoffe fürs Immunsystem im höheren Alter

 

Mit zunehmendem Alter wird das Immunsystem schwächer. Ältere Menschen sind daher anfälliger für Infektionskrankheiten und erkranken häufiger schwerer daran, wie z. B. in der COVID-19-Pandemie. Die gute Versorgung mit wichtigen Vitaminen, Mineralien und anderen Mikronährstoffen fürs Immunsystem kann dazu beitragen, diese altersbedingten Veränderungen zu verringern.

 

Das Immunsystem besteht aus angeborenen und angepassten Reaktionen, wobei vor allem die letzteren mit dem zunehmendem Alter stark beeinträchtigt werden, was oft "Immunoseneszenz" genannt wird. Damit steigt die Anfälligkeit für Infektionen, weiter werden Entzündungen, die das angeborene Immunsystem anregen, im Alter nicht mehr so gut reguliert. Dadurch können z. B. Viren nicht mehr so gut bekämpft werden und die Schwere der davon abhängigen Symptome steigt. Im Knochenmark und im Thymus werden weniger Immunzellen gebildet, außerdem altern auch die Zellen, es treten mehr Dysfunktionen in den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) auf, und der oxidative Stress steigt stärker an. Die physikalischen Barrieren (Haut, Schleimhaut, Darmepithel) sind Teil des angeborenen Immunsystems und tragen dazu bei, das Eindringen von Krankheitserregern zu verhindern.

 

Da sich die Zellen und Gewebe mit zunehmendem Alter schwächer regenerieren, wird die Barrierefunktion geschwächt, wodurch Krankheitserreger leichter in den Körper eindringen können. Diese Veränderungen betreffen nicht nur kranke Menschen, sie sind auch bei gesunden Älteren zu beobachten. Entzündungen können als Reaktion auf Reize zwar auch in höherem Alter ausgelöst werden, aber ihre Effektivität ist häufig beeinträchtigt. Dies kann zu chronischen Krankheiten beitragen und die Immunreaktionen weiter schwächen. Kann das angeborene Immunsystem eine Infektion nicht beseitigen, übernimmt die adaptive Abwehr die Führung, dazu gehören die T- und B-Lymphozyten. Sie vernichten infizierte Zellen, bilden spezifische Antikörper gegen spezielle Erreger und tragen zu einem immunologischen Gedächtnis bei, damit wiederholte Infektionen besser abgewehrt werden können. Der Thymus als zentrales Organ der T-Zellen-Reifung schrumpft mit dem Alter, damit werden die von den T-Lymphozyten abhängigen Immunreaktionen deutlich schwächer, und die Krankheitsverläufe sind oft schwerer und langwieriger. Wie sich z. B. bei COVID-19 zeigte, kann auch die Wirksamkeit einiger Impfstoffe mit dem Alter abnehmen.

 

Ein angemessener Status an Mikronährstoffen, auch durch Ergänzungen, ist mit einer verbesserten Impfreaktion, auch bei COVID-19, verbunden. In einer englischen Studie hatten die Nutzer von Vitamin A, D, Zink, Omega-3-Fettsäuren und Probiotika z. B. ein geringeres Risiko für Infektionen mit COVID-19. Bei den saisonalen Grippeimpfungen fällt die Antikörperreaktion der Älteren oft geringer aus als bei Jüngeren, daher sind sie an ihre Altersgruppe angepasst. Eine Studie zeigte außerdem, dass Ergänzungen von Vitamin D die Impfreaktionen verbesserten. Eine Gruppe von internationalen Forschern stellte in einer Übersicht die aktuellen Kenntnisse zu den Beziehungen zwischen der Ernährung, Mikronährstoffen und der Ernährung und ihrer Wirkung auf das Immunsystem vor.

Generell ist eine gute Ernährung für ein gut funktionierendes Immunsystem von entscheidender Bedeutung. Sie kann für ältere Menschen mit dysregulierten Immunreaktionen sowie einer unzureichenden Ernährung besonders wichtig sein. Bei einigen Mikronährstoffen ist der Bedarf bei älteren Menschen höher als in der allgemeinen Bevölkerung, was auf eine verminderte Nährstoffaufnahme und -verwertung sowie auf unterschiedliche physiologische Zustände (Entzündung, Immunoseneszenz etc.) zurückzuführen ist. Dies spiegelt sich in den zum Teil etwas höheren Empfehlungen für Nährstoffe zur Unterstützung des Immunsystems bei gesunden älteren Menschen wider. Ergänzungen von Mikronährstoffen können die Versorgung bei Bedarf verbessern, die Zufuhr von Nahrungsergänzungen ist sicher, da die Dosierungen unter den empfohlenen Sicherheitsobergrenzen liegen.

 

Ein höherer, individueller Bedarf an Mikronähstoffen kann bei kranken, älteren Patienten bestehen und entsprechend angepasst werden. Es gibt immer mehr Hinweise, dass ein optimaler Status von Mikronährstoffen, speziell der Vitamine C, D und E, der Mineralien Selen und Zink sowie der gesunden Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen, DHA (Docosahexaensäure) und EPA (Eicosapentaensäure), dazu beitragen können, die altersbedingten Veränderungen des Immunsystems auszugleichen bzw. zu verringern.

Gute Versorgungen mit Mikronährstoffen fördern auch im höheren Alter die Aufrechterhaltung einer effizienten Immunabwehr gegen bakterielle und virale Infektionen. Wir stellen als Beispiel die Wirkungen von Vitamin C bei älteren Menschen vor. Vitamin C ist ein starkes Antioxidans und trägt dazu bei, entzündliche Prozesse zu verringern. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Immunabwehr, wird von den Zellen des angeborenen und angepassten Immunsystems benötigt und erhöht den Schutz vor Schäden infolge von entzündlichen Reaktionen. Vitamin C fördert die Barrierefunktion, die Funktion vieler Immunzellen (Neutrophile, Monozyten, Makrophagen, NK- und T-Zellen) sowie die Bildung von Antikörpern. Ein Mangel an Vitamin C erhöht die Anfälligkeit für Infektionen, z. B. für Lungenentzündungen, und seine Konzentration im Blut sinkt während akuter Infektionen.

 

Bei schwerkranken Patienten mit Atemwegsinfektionen zeigte sich ein Trend zu niedrigeren Vitamin C-Konzentrationen (im Plasma), in den Blutplättchen und in den Immunzellen. In einer anderen Studie waren die niedrigsten Konzentrationen von Vitamin C mit einer geringeren Lebensperspektive verbunden. Kontrollierte Studien zu Ergänzungen von Vitamin C bei älteren Menschen, um Reaktionen auf Infektionen zu verbessern, sind bisher relativ selten und heterogen, was die Interpretation erschwert. Dennoch legen die bisherigen Kenntnisse zu Vitamin C und seiner wichtigen Rolle für das Immunsystem nahe, dass eine angemessene Zufuhr für ältere Menschen sehr wichtig ist. Allerdings ist die unzureichende Zufuhr von einigen Mikronährstoffen recht weit verbreitet und bei älteren Menschen oftmals ausgeprägter. Tendenziell nimmt der Energiebedarf im höheren Alter im Vergleich zu den Jüngeren ab, dabei bleibt der Bedarf an Mikronährstoffen ähnlich oder ist sogar in einigen Fällen höher. Darüber hinaus liegt der Bedarf an bestimmten Nährstoffen, wie z. B. Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren in einem Bereich, der kaum allein durch die Ernährung gedeckt werden kann. Hinzu kommt, dass auch die Absorption von Mikronährstoffen im Alter oftmals beeinträchtigt ist und Krankheiten den Gesundheitszustand belasten können.

 

Zwar wird häufig betont, dass der Bedarf an Mikronährstoffen idealerweise durch die ausgewogene Ernährung gedeckt werden sollte, doch im Alltag ist dies besonders für ältere Menschen oft nur schwer zu erreichen. Angereicherte Lebensmittel und Nahrungsergänzungen können dazu beitragen, die angemessene Versorgung von Mikronährstoffen zu erreichen. Sie sollten als sicheres und kosteneffizientes Mittel für ältere Menschen in Betracht gezogen werden, um ihren Ernährungszustand zu verbessern und ihre Abwehrkräfte zu unterstützen. Älteren Menschen wird empfohlen, ihre Ernährung mit einer Kombination von Mikronährstoffen zu ergänzen, vor allem mit solchen, die eine Schlüsselrolle für das Immunsystem spielen, wie die Vitamine C, D und E, Selen und Zink sowie die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA.

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Unterstützung des Immunsystems durch eine gute Ernährung kann, zusätzlich zu anderen Maßnahmen (z. B. gute Hygiene, soziale Distanzierung) dazu beitragen, Infektionen vorzubeugen. Trotz der zum Teil bisher nicht ausreichenden Studien unterstützten die Nachweise die Rolle von ergänzenden Mikronährstoffen und Omega-3-Fettsäuren. Gerade im höheren Alter sollte die angemessene Zufuhr aller wichtigen Mikronährstoffe sichergestellt werden, um Lücken in der Versorgung zu vermeiden. Dabei muss die Unterstützung des Immunsystems bei älteren Erwachsenen stärker im Mittelpunkt stehen. Empfehlenswert ist z. B. eine jährliche Bewertung des individuellen Status an Mikronährstoffen (Mini-Nutritional Assessment Short Form sowie Blut- und Urin-Untersuchungen). Abhängig von den Ergebnissen könnten individuelle Maßnahmen, z. B. mit Nahrungsergänzungen, für eine verbesserte Versorgung von Mikronährstoffen sorgen.

 

Unser Tipp: Für die Unterstützung des Immunsystems gibt es eine Reihe von Mikronährstoffen zur Nahrungsergänzung, die mit speziellen Formeln das Immunsystem stärken können. Auf eine gute Qualität sollte dabei immer geachtet werden.

 

Quelle
Manfred Eggersdorfer et al., Perspective: Role of micronutrients and Omega-3 Long-Chain Polyunsaturated Fatty Acids for Immune Outcome of Relevance to Infections in Older Adults — A Narrative Review and Call for Action. In: Advances in Nutrition Vol. 13, Nr. 5, September 2022, S. 1415-1430, doi: 1093/advances/nmac058.

 

Eine gesunde Ernährung ist bei Rheuma begleitend zur Therapie sehr wichtig. Frankreichs Rheumatologen geben dazu erstmals ausführliche Empfehlungen. Eine kleine deutsche Studie zeigt dazu, dass bessere Ernährungs-Informationen für die Patienten nötig sind.

Rheuma, genauerer bezeichnet als rheumatoide Arthritis, ist eine autoimmune, chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung, bei der Gelenkknorpel und andere Gewebe vom eigenen Körper (Antikörper, Phagozyten) angegriffen werden. Häufiger betroffen sind z. B. die Schulter-, Ellenbogen-, Hüft-, Knie- und Handgelenke. Die Vorkommen rheumatischer Krankheiten nahmen in Deutschland in den letzten zehn Jahren zu, wie eine neue Analyse zeigt. Die Häufigkeit bei Erwachsenen liegt nach Schätzungen bei rund zwei bis drei Prozent. Zu den typischen Gelenkbeschwerden gehören Schmerzen, Einschränkungen der Beweglichkeit, Morgensteifigkeit, Schwellungen, Entzündungen und Rheumaknoten. Die Krankheit verläuft meist in Schüben, sie wird in den akuten Phasen mit verschiedenen Medikamenten (Glukokortikoide, Analgetika, NSAIDs etc.) und längerfristig mit Antirheumatika behandelt, um das Fortschreiten zu verlangsamen. Hinzu kommen nicht-medikamentöse Therapien, dazu gehören z. B. Physiotherapie, Sport und andere Körperaktivitäten. Es gibt Hinweise, dass Ernährungsfaktoren zu den möglichen Auslösern von rheumatischen Krankheiten gehören. Die sogenannte westliche Ernährung mit dem erhöhten Verzehr von gesättigten Fetten und Ölen, die reichlich Omega-6- und weniger Omega-3-Fettsäuren enthalten, sowie der erhöhte Verzehr von raffinierten Kohlenhydraten und gezuckerten Getränken können das Risiko für die rheumatoide Arthritis erhöhen. Diese Ernährung trägt z. B. direkt dazu bei, Entzündungen zu verstärken und kann indirekt u. a. Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten fördern. Eine gesunde Ernährung ist daher bei Patienten mit chronisch entzündlichen Rheumakrankheiten sehr wichtig. Sie kann die Therapie gut ergänzen und unterstützen, um die Krankheitsaktivität besser zu kontrollieren und die Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen zu verbessern.

 

Dies kann helfen, immunologische und/oder entzündliche Reaktionen zu beeinflussen und das mit der rheumatoiden Arthritis verbundene Risiko für Herz-Kreislauf- und Osteoporose-Krankheiten zu senken. Die französische Gesellschaft für Rheumatologie hat daher 2022 erstmals einige konkrete Diätempfehlungen für die Patienten veröffentlicht. Sie wurden von Fachärzten, Ernährungsfachleuten und Vertretern von Patientenverbänden gemeinsam erarbeitet. Hervorgehoben wird, dass die Ernährung ein integraler Teil der Versorgung der Rheuma-Patienten ist und in die gesamte Therapie einbezogen werden soll. Besonders empfehlenswert ist bei übergewichtigen Patienten die Gewichtsabnahme. Allgemein wird den Patienten die mediterrane Ernährung empfohlen.

 

Rheuma-Patienten mit Übergewicht sollten bei der Gewichtsabnahme unterstützt werden, dabei kann die mediterrane Ernährung sehr gut helfen, die gesund und wohlschmeckend ist. Sie versorgt reichlich mit Obst und Gemüse, Nüssen, Olivenöl, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Fischen, in mäßigen Mengen können Milchprodukte, Kaffee, Wein und Fleisch hinzukommen. Die mediterrane Ernährung sorgt für gute und vielfältige Aufnahmen von Makro- und Mikronährstoffen, einschließlich guter Zufuhren an Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Mit der guten Versorgung von antioxidativ und antientzündlich wirkenden Mikronährstoffen kann die mediterrane Kost auch das bei Rheuma erhöhte kardiovaskuläre Risiko günstig beeinflussen.

 

Sehr wichtig sind gute Aufnahmen der mehrfach ungesättigten Fettsäuren, das gilt besonders für die Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen (EPA, DHA), die reichlich in fettreichen Fischen (Lachs, Makrele etc.) enthalten sind. Bei Bedarf können sie auch aus Nahrungsergänzungen eingenommen werden. Bisher haben sich bei Rheuma-Krankheiten erhöhte Dosierungen von Fischölen (> 2 g täglich) bewährt. Sie haben antioxidative und antientzündliche Wirkungen und können das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren verbessern. Studien zeigten, dass Omega-3-Fettsäuren aus Fischölen dazu beitragen können, Schmerzen zu senken und Schwellungen in Gelenken zu verringern.

 

Es ist bekannt, dass viele Rheumapatienten selbst verschiedene Ernährungsweisen ausprobieren und bereit sind, ihre Ernährung umzustellen. Da sich in den letzten Jahren in der allgemeinen Bevölkerung eine Reihe von Ernährungsgewohnheiten verändert haben, nehmen die Rheumatologen auch dazu Stellung. Sie raten von einigen einschränkenden Diäten ab, das gilt für die glutenfreie Kost (ohne Zöliakie), bei vegetarischer und veganer Ernährung, fürs Fasten sowie für den Verzicht auf Milchprodukte. Rheumapatienten, die solche Ernährungsweisen bevorzugen, sollten sich von Fachleuten beraten lassen. Sie sollten auf die gute Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen achten, die durch eingeschränkte Ernährungsweisen kritisch sein können. Das betrifft z. B. beim Verzicht auf Milchprodukte die gute Versorgung mit Kalzium.

 

Bei vegetarischer oder veganer Ernährung sollte auf die gute Versorgung mit ausreichend Proteinen sowie auf Eisen, Vitamin B12, Zink und Kalzium geachtet werden. Bei einer glutenfreien Ernährung, die nicht wegen einer Zöliakie durchgeführt wird, kann es an Mineralien und Ballaststoffen fehlen. Werden wichtige Nährstoffe und Mikronährstoffe aus der Nahrung nicht in einem genügenden Maß aufgenommen, können gegebenenfalls Ergänzungen den Bedarf verbessern. Nicht zuletzt sollten auch individuelle Kriterien berücksichtigt werden, z. B. wenn weitere Krankheiten vorhanden sind. Rheumapatienten haben z. B. auch ein erhöhtes Risiko für Osteoporose, sie verlieren schnell an Muskelmasse. Nötig sind daher oft gute Versorgungen an Kalzium, Vitamin D und Proteinen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die französische Gesellschaft für Rheumatologie stellte erstmals Empfehlungen für die Ernährung von Patienten mit rheumatischen Krankheiten vor. Klar wurde bei der umfassenden Literatursicht zu diesem Thema, dass es aufgrund der komplexen Beziehungen zwischen der Ernährung und ihrem Einfluss auf rheumatische Krankheiten noch an einer Reihe von Nachweisen für mögliche Wirkungen fehlt. Daher wird bisher auf weitere Empfehlungen zu verschiedenen Mikronährstoffen, darunter auch Probiotika etc., verzichtet. Das kann z. B. an zu kleinen Studiengruppen oder auch an bisher uneinheitlichen Ergebnissen liegen. Da sich die Nachweise durch aktuelle Studien schnell verändern und erweitern können, sollten Empfehlungen zu rheumatischen Krankheiten regelmäßig aktualisiert werden.

 

Eine kleine deutsche Studie prüfte ernährungsbedingte Faktoren bei 61 Rheumapatienten, von denen relativ viele übergewichtig waren. Bei allen wurden die Blutwerte untersucht und ein Ernährungsprotokoll erhoben. Die Teilnehmer gaben außerdem an, ob sie bereits Informationen zu speziellen Diäten als Teil ihres Behandlungsplans erhalten hatten. Es zeigte sich, dass 76 % der Frauen und 60 % der Männer erhöhte Cholesterinwerte hatten. Die Patienten aßen allgemein weniger pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Nüsse und Samen und verzehrten größere Mengen an tierischen Lebensmitteln als empfohlen. Bei 72 % der Teilnehmer lag die Zufuhr an Energie, mehrfach ungesättigten Fetten, Kohlenhydraten, Ballaststoffen und an mehreren Mikronährstoffen unter den empfohlenen Werten (DGE-Empfehlungen). So war z. B. der Gehalt an fast allen analysierten Mikronährstoffen niedrig, mit Ausnahme von Natrium und Kupfer.

 

Bei den Männern lag die durchschnittliche Zufuhr der Vitamine A und K unter den Empfehlungen. Bei Vitamin D erreichten 98 % der Teilnehmer die empfohlenen Aufnahmen nicht. Auch die Zufuhr an den Vitaminen E, B6, Folsäure und den Mineralien Kalzium, Magnesium, Zink und Eisen lag unter den Empfehlungen. Alle Patienten hatten angegeben, dass sie in Bezug auf eine gesunde Ernährung mit den Empfehlungen vertraut waren. Sie hatten dazu Ratschläge von ihren Rheumatologen erhalten, vermissten aber praktische Anregungen, wie sie die Empfehlngen im Alltag umsetzen konnten. Die Forscher schließen daraus, dass Patienten mit rheumatoider Arthritis bei ihrer Therapie spezifischere Empfehlungen und mehr Aufklärung benötigen, um die Qualität ihrer Ernährung zu verbessern.

 

Unser Tipp: Bei der rheumatoiden Arthritis können eine ganze Reihe von Mikronährstoffen unterstützen, das gilt natürlich auch bei eingeschränkten Ernährungsweisen.

 

Quelle
Claire Daien et al., Dietary recommendations of the French Societa for Rheumatology for patients with chronic inflammatory rheumatic diseases. In: Joint Bone Spring, Vol. 89, Nr. 2 2022, doi: 10.1016/jbspin.2021.105319.
Christina Heidt et al., Nutrition Patterns and Their Gender Differences among Rheumatoid Arthritis Patients: A Descriptive Study. In: Nutrients, 8.11.2022, doi: 10.3390/nu15010095.

Die nicht alkoholische Fettleber (NAFLD) ist häufig mit einem starken Übergewicht verbunden.

 

Die nicht alkoholische Fettleber (NAFLD) ist häufig mit einem starken Übergewicht verbunden. Sie kann als eine Manifestation des metabolischen Syndroms in der Leber angesehen werden. Mit gesunder Ernährung und Nahrungsergänzungen lässt sich die NAFLD verbessern, wie eine Studie zeigt.

 

Die NAFLD ist eine chronische Form der Fettleber, die nicht durch einen erhöhen Alkoholkonsum entsteht, sondern durch Störungen im Fettstoffwechsel gekennzeichnet ist. In der Leber sammeln sich dann Fette verstärkt in den Leberzellen an, wodurch es zu entzündlichen Prozessen kommt, weiter können ein erhöhter Blutzucker und erhöhte Insulinspiegel entstehen. Die NAFLD wird je nach Schwere der Krankheit, abhängig vom Grad der Fetteinlagerung in den Leberzellen, von mild bis schwer eingestuft. Sie ist häufig auch mit dem Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck verbunden. Rund die Hälfte der Betroffenen hat keine auffälligen Symptome, oft wird die Diagnose der Fettleber daher zufällig bei Blutuntersuchungen gestellt. Zu den möglichen Symptomen gehören anhaltende Müdigkeit, veränderte Stimmungen, das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, Störungen der Schilddrüse und chronische Schmerzen. Bei der Entstehung der NAFLD spielen Ernährungsfaktoren sowie die Insulinresistenz, genetische Faktoren und Veränderungen der Mikrobiota im Darm eine Rolle.

 

Das Hauptziel der Therapie richtet sich auf eine Änderung des Lebensstils, um bei Übergewichtigen eine Abnahme durch Kalorienrestriktion und mehr körperliche Aktivität zu erreichen. Allgemein lässt sich mit einer gesunden, betont antientzündlichen Ernährung das Risiko für die NAFLD senken. Mit der mediterranen Ernährung verbesserten sich in einer Studie die Körpermaße, das Lipidprofil und die Fettansammlung in der Leber. Werden zusätzlich Antioxidantien aufgenommen, deren antioxidative, antientzündliche und leberschützende Eigenschaften bekannt sind, könnte dies synergistisch die Therapie von NAFLD-Patienten unterstützen. Von einigen Mikronährstoffen, vor allem von Vitamin E, Glutathion (Tripeptid aus Glutaminsäure, Cystein, Glycin) und Mariendistel, sind leberschützende Wirkungen bekannt. Vitamin E ist ein starkes Antioxidans, das in der Lage zu sein scheint, den oxidativen Stress bei NAFLD zu verringern, es trägt auch dazu bei, entzündliche Reaktionen zu regulieren.

 

Bisherige Ergebnisse deuten darauf hin, dass Gaben von Vitamin E bei erwachsenen NAFLD-Patienten zur signifikanten Verbesserung führen. Glutathion, ein starkes Antioxidans, wird in der Leber gebildet und ist dort besonders stark konzentriert. In ersten Studien konnte Glutathion zur Verbesserung von Leberanomalien beitragen, den oxidativen Stress senken, das Fortschreiten der NAFLD verhindern und den Leberstoffwechsel unterstützen. Die Mariendistel ist eine bekannte Heilpflanze, sie enthält viele Flavonoide und Wirkstoffe mit antioxidativen, antientzündlichen und leberschützenden Wirkungen.

 

Eine Gruppe italienischer Forscher prüfte in einer kleinen Studie bei NAFLD die Wirkung einer Nahrungsergänzung mit Vitamin E, Glutathion und Mariendistel. Hinzu kamen andere für die Leber wichtige Mikronährstoffe, Vitamin B12, die Aminosäuren Methionin und Cystein sowie Soja-Phospholipide. Es wurde geprüft, ob die Einnahme in Verbindung mit einer mediterranen, kalorienreduzierten Diät die NAFLD bei Patienten verbessern konnte. An der Studie nahmen 68 übergewichtige NAFLD-Patienten (BMI ≥ 25 kg/m2) teil, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Eine Gruppe ernährte sich drei Monate lang mit einer kalorienreduzierten mediterranen Kost und nahm zusätzlich die Nahrungsergänzung ein. Die andere Gruppe ernährte sich zur Kontrolle nur mit der kalorienreduzierten mediterranen Kost.

 

Alle Teilnehmer wurden zu Beginn und nach drei Monaten in Bezug auf die NAFLD untersucht. Bei allen wurde eine Besserung von ernährungsabhängigen und biochemischen Parametern festgestellt. Dies war in der Gruppe mit der mediterranen Diät und der Nahrungsergänzung stärker ausgeprägt. Bei einigen Patienten mit leichtem bzw. mäßigen Krankheitsgrad zeigte sich eine vollständige Rückbildung, bei anderen mit einem mäßigen bzw. schwereren Krankheitsgrad zeigte sich die Rückbildung zur leichten NAFLD. Das deutet darauf hin, dass eine gesunde Ernährung eine gute Wahl bei der Therapie der NAFLD ist. Die Verwendung spezifischer Nahrungsergänzungen kann die Wirksamkeit der Ernährung bei übergewichtigen NAFLD-Patienten verbessern.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Dies ist die erste Studie, in der schützende Wirkungen der Kombination von Vitamin E, Glutathion, Mariendistel und anderen leberschützenden Mikronährstoffen bei NAFLD-Patienten zusammen mit einer kalorienreduzierten, mediterranen Ernährung untersucht wurden. Es zeigte sich, dass auch allein mit einer kalorienreduzierten mediterranen Ernährung die NAFLD verbessert werden kann. Spezifische Nahrungsergänzungen, wie hier vor allem mit Vitamin E, Glutathion und Mariendistel eingesetzt, können dazu beitragen, die metabolische Reaktion des Körpers zu erleichtern und zu verbessern. Damit zeichnet sich eine synergistische Beziehung zwischen leberschützenden Nahrungsergänzungen und der mediterranen Ernährung ab, die weiter untersucht werden sollte. 

Unser Tipp: Es gibt eine Reihe von Mikronährstoffen, mit denen die Leber gut unterstützt werden kann. Bei Vitamin E und Glutathion gibt es sehr gut bioverfügbare Formen, und neben der Mariendistel haben auch andere Pflanzenextrakte, z. B. Löwenzahn, Brennessel etc., gute Wirkungen auf die Leberfunktionen.

 

Quelle
Martina Chiurazzi et al., The Synergic Effect of a Nutraceutical Supplementation Associated to a Mediterranean Hypocaloric Diet in a Population of Overweight/Obese Adults with NAFLD. In: Nutrients, online 10.11.2022, doi: 10.3390/nu14224750.

Vitamin E in der Menopause

 

Beschwerden in der Menopause bzw. in den gesamten Wechseljahren der Frau können die Lebensqualität einschränken. Vitamin E kann, wie eine neue Meta-Analyse zeigt, dazu beitragen, solche Beschwerden zu verringern.

 

Die Menopause setzt zum Zeitpunkt der letzten Menstruation ein, sie ist vor allem durch den Rückgang des weiblichen Hormons Östrogen gekennzeichnet. Die gesamte Veränderung der weiblichen Körperfunktionen durch die Einstellung der Ausschüttung von Hormonen in den Eierstöcken vollzieht sich über mehrere Jahre, oft als Wechseljahre (Klimakterium) bezeichnet. Dieser Prozess beginnt meist um das 45. Lebensjahr herum und ist etwa in der Mitte der 50er Jahre abgeschlossen. Damit verbunden sind häufig körperliche und psychische Beschwerden, die vor allem durch den Mangel an Östrogenen ausgelöst werden. Dazu gehören Hitzewallungen (vasomotorische Symptome), von denen rund 60 bis 80 % der Frauen betroffen sind, aber auch Schlafstörungen, Gereiztheit und Nervosität. Hinzukommen (atrophische) Veränderungen im Genitalbereich, dazu gehören u. a. vaginale Trockenheit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr Juckreiz, Brennen und Ausfluss. Während sich z. B. die Hitzewallungen im Lauf der Zeit bessern, gilt dies nicht für die Symptome im Genitalbereich.

 

Obwohl sie ebenfalls häufig auftreten, werden sie oft zu wenig diagnostiziert und bleiben unbehandelt, weil Frauen sie z. B. nicht als krankhaft wahrnehmen und als unausweichliche Folge des Alters akzeptieren. Bei Beschwerden in den Wechseljahren gehört die Hormontherapie zur wirksamsten Therapie, sie wird jedoch oft aus Bedenken über schädliche Nebenwirkungen abgelehnt oder ist aus anderen Gründen kontraindiziert. Der Bedarf an alternativen Möglichkeiten zur Linderung der Beschwerden ist daher groß. Eine gewisse Wirksamkeit zeigte die Änderung des Lebensstils, einschließlich einer gesunden Ernährung. Dabei rückten auch Mikronährstoffe, die gute Versorgung mit Vitaminen und Mineralien etc., ins Blickfeld. Eine Alternative bei den Beschwerden der Wechseljahre könnte die gute Versorgung mit Vitamin E sein, das antioxidative Eigenschaften hat. Es ist mit seinen verschiedenen Formen, Tocopherolen und Tocotrienolen, besonders in pflanzlichen Ölen enthalten, die als Phytoöstrogene die Östrogenrezeptoren modulieren können.

 

Es gibt einige Hinweise über die Wirkungen einer lokalen vaginalen Vitamin-E-Therapie auf die Linderung von Symptomen im Genitalbereich und das Potenzial als Alternative zur Östrogentherapie, z. B. bei Hitzewallungen. Noch sind jedoch viele Beziehungen von Vitamin E und seinen Wirkungen auf Beschwerden der Wechseljahre nicht geklärt. Eine Gruppe internationaler Forscher prüfte diesen Zusammenhang, nach einer umfassenden Recherche konnten sie 16 Studien in ihre Analyse einbeziehen.

 

Die Auswertung der teils recht heterogenen Studien zeigte, dass mehrfach ungesättigte Zellmembran-Phospholipide durch Vitamin E geschützt werden. Sowohl Vitamin E als auch Östrogene sind für den Aufbau von Kollagen, die Membranfunktionen und den Stoffwechsel der Zellen wichtig. Entsprechend ist ein Einfluss von Vitamin E auf menopausale Veränderungen des Scheidenepithels wahrscheinlich. In einigen Studien wurde der Einfluss von Vitamin E auf die atrophische Vaginitis untersucht, wobei Vitamin E vaginal verabreicht wurde. Dabei konnten Symptome gelindert, der pH-Wert gesenkt und der vaginale Reifungs-Index (zeigt in Zellveränderungen den lokalen Östrogenstatus) verbessert werden. Vitamin E wurde auch in seiner Wirksamkeit auf Hitzewallungen bewertet. Eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse zeigte, dass Vitamin E in Kombination mit Omega-3-Fettsäuren die Intensität von Hitzewallungen im Vergleich zu einem Placebo deutlich verringerte. Besserungen wurden auch bei Schlaflosigkeit und Angstzuständen erzielt.

 

Allgemein wurden in allen Studien positive Wirkungen auf die Beschwerden der Wechseljahre erreicht. Dabei wurden jedoch unterschiedliche Dosierungen und Arten der Verabreichung eingesetzt. In weiteren Studien sollten die wirksamsten Dosierungen von Vitamin E zur Linderung vasomotorischer (die Blutgefäße betreffend), neurologischer oder psychischer Symptome ermittelt werden. Weiter ist bekannt, dass nach der Menopause kardiovaskuläre Krankheiten ansteigen. Das hängt nicht nur mit dem Alter zusammen, auch hormonelle Veränderungen spielen eine Rolle. Die Menopause ist mit einem schlechteren Lipidprofil verbunden. Vitamin E kann Störungen im Fettstoffwechsel beeinflussen, z. B. die Lipidperoxidation verringern, was die Entstehung schädlicher Fettsäure-Radikale senken kann. Im Vergleich zu einer Hormontherapie war Vitamin E zwar etwas weniger wirksam, doch es könnte sie sehr gut ergänzen. Die Kombination könnte die Wirkungen der Hormontherapie verstärken oder zu weniger Nebenwirkungen führen, da die Östrogendosis reduziert werden könnte. Ist die Hormontherapie (z. B. nach Brustkrebs) kontraindiziert oder wird sie aus anderen Gründen abgelehnt, kann Vitamin E bei verschiedenen Wechseljahres-Beschwerden auch allein wirksam sein.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Vitamin E kann postmenopausale Symptome wie Hitzewallungen, vaskuläre Veränderungen (in den Gefäßen), das Lipidprofil im Plasma, vaginale Veränderungen sowie psychische Beschwerden beeinflussen. Im Vergleich zu Vitamin E führt die Verabreichung von Östrogen zwar zu besseren klinischen Wirkungen, dennoch könnte Vitamin E eine gute Option als Ergänzung zur Hormontherapie sein, um z. B. deren Nebenwirkungen und Dosierungen zu verringern. Vitamin D kann alternativ bei Frauen mit Kontraindikationen für Östrogene oder bei Ablehnung der Hormontherapie eingesetzt werden, um postmenopausale Beschwerden zu senken. Da die ausgewerteten Studien recht heterogen waren, sollten die Beziehungen von Vitamin E zu Beschwerden der Wechseljahre künftig weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Vitamin E steht als Nahrungsergänzung in verschiedenen Formen, einzeln und gemischt mit anderen Mikronährstoffen, zur Verfügung. In der emulgierten Form ist es besonders gut aufnehmbar.

 

Quelle
Stepan Feduniw et al., The Effect of Vitamin E Supplementation in Postmenopausal Women – A Systematic Review. In: Nutrients, online 27.12.2023, doi: 10.3390/nu15010160.

 Alpha-Linolensäure fördert kognitive Funktionen im Alter

 

Das Leinsamenöl enthält reichlich Alpha-Linolensäure, eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure. Sie kann, wie eine neue Studie zeigt, einige kognitive Funktionen bei älteren Menschen verbessern.

 

In Ländern mit einer überalterten Gesellschaft, darunter z. B. Japan und Deutschland, nimmt die Zahl der Demenz-Kranken zu. Die Demenz verursacht einen Rückgang der Lebensqualität mit körperlichen und sozialen Beeinträchtigungen, und das ist auch eine große Belastung für die pflegenden Angehörigen. Obwohl die Mechanismen und Therapie der Demenz ausgiebig erforscht wurden, gibt es bisher kein grundlegendes Heilmittel. Daher ist es besonders wichtig, die Prävention zu unterstützen und die Symptome zu lindern. Dazu können auch die Ernährung und die darin enthaltenen Mikronährstoffe beitragen. Das gilt z. B. für die Wirkungen der Docosahexaensäure (DHA), einer Omega-3-Fettsäure aus Fischöl, die für die kognitiven Funktionen des Gehirns notwendig ist. Studien zeigten, dass ein höherer Fischkonsum in Zusammenhang mit einem geringeren Demenzrisiko steht, außerdem deutet eine Langzeitstudie von über 20 Jahren auf die Beziehung zwischen dem Fischkonsum und kognitiven Funktionen hin.

 

Das gilt nicht nur für Fischmahlzeiten, auch mit Fischöl-Ergänzungen ließen sich die kognitiven Leistungen verbessern. Ähnliche Wirkungen könnten mit der Alpha-Linolensäure (ALA) verbunden sein, sie ist eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure, die z. B. in Leinsamen- und Perillaöl enthalten ist. Die ALA ist eine Vorstufe der DHA und könnte deren Synthese im Körper fördern, allerdings ist die Effizienz dieser DHA-Synthese begrenzt. Es gibt einige Nachweise, dass sich die ALA positiv auf die kognitiven Funktionen auswirken kann, doch bisher sind diese eher gering. Eine Gruppe japanischer Forscher führte daher eine (randomisierte, kontrollierte) Studie durch, um die Wirkung der ALA auf die kognitiven Funktionen bei älteren Menschen zu untersuchen.

 

An der Studie nahmen 60 Erwachsene von 65 bis zu 80 Jahren teil, die bisher weder an kognitiven Beeinträchtigungen noch an Depressionen litten. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten zwölf Wochen lang täglich entweder 3,7 g Leinsamenöl (davon 2,2 g ALA) oder ein Placebo (Maisöl, davon nur 0,04 g ALA). Die Bewertung der kognitiven Funktionen konzentrierte sich vor allem auf die Aufmerksamkeit und Konzentration, auf die Exekutivfunktionen (Verhaltens-Kontrolle, Selbstregulierung), die Wahrnehmungsfähigkeit, das Arbeitsgedächtnis, die Geschwindigkeit der Verarbeitung und Gedächtnisfunktionen. Nach zwölf Wochen waren Veränderungen der kognitiven Funktionen in der ALA-Gruppe signifikant größer als im Vergleich zur Placebo-Gruppe. Das betraf z. B. bessere Ergebnisse für die verbale Geläufigkeit, ein Test, bei dem die Teilnehmer aufgefordert werden, so viele Wörter wie möglich zu beantworten, die mit einem bestimmten Buchstaben beginnen.

 

Bekannt ist, dass die Redegewandtheit mit dem Alter abnimmt und z. B. die Konversation mit anderen Menschen beeinträchtigen kann. Aufgaben zum Redefluss gehören zu den Exekutivfunktionen, die mit der Fähigkeit verbunden sind, Ziele zu setzen, Pläne zu machen, zu modifizieren und anzupassen, um effektive Handlungen im Alltag auszuführen. Sie stehen im Zusammenhang mit der Bewältigung des täglichen Lebens und der Lebenszufriedenheit älterer Menschen. Bei anderen kognitiven Funktionstests zeigten sich keine weiteren, signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Es gibt mehrere Erklärungsansätze für die Wirkungen der ALA auf die verbesserte verbale Geläufigkeit. Als Mechanismus vermutet man vor allem, dass die ALA, die in einem breiten Spektrum von Hirnregionen wirksam ist, umfassend auf neuronale Strukturen einwirkt und ihre Funktionen verbessern könnte.

 

Die Forscher ziehen das Fazit. Der tägliche Verzehr von Leinsamenöl, das eine Menge von 2,2 g Alpha-Linolensäure enthält, konnte bei gesunden Älteren die kognitiven Funktionen, vor allem die verbalen Leistungen bzw. Wortgewandtheit, trotz des altersbedingten Rückgangs verbessern. Die Forscher empfehlen, die Wirkung der ALA auf die Redegewandtheit und die Exekutivfunktionen bei älteren Menschen weiter zu untersuchen, da dies ein Faktor für die Entwicklung bzw. das Fortschreiten von Alzheimer und für die kognitive Gesundheit wichtig ist.

 

Unser Tipp: Leinsamenöl wird des Geschmacks wegen von manchen Menschen eher gemieden. Es wird zur Nahrungsergänzung auch in Kapseln angeboten.

 

Quelle: Toshimi Ogawa et al., Supplementation with Flaxseed Oil Rich in Alpha-Linolenic Acid Improves Verbal Fluency in Healthy Older Adults. In: Nutrients, online, 21.3.2023, doi: 10.3390/nu15061499.

Folat, Vitamin B6 und Vitamin B12 verbessern den Bluthochdruck

 

Der Bluthochdruck wird von vielen Faktoren beeinflusst. Zu hohe Werte können auch durch eine ungesunde Ernährung bzw. Defizite an Mikronährstoffen beeinträchtigt werden. Gute Wirkungen auf den Bluthochdruck haben besonders die drei B-Vitamine Folat, B6 und B12.

 

Der Bluthochdruck (Hypertonie) ist sehr weit verbreitet. In Europa geht man von rund 30 % der Erwachsenen aus, die davon betroffen sind, die Verbreitung steigt mit zunehmendem Alter an. Der Blutdruck sollte daher regelmäßig in bestimmten Abständen kontrolliert werden. Er wird in den großen Arterien mit zwei Werten gemessen, der systolische Blutdruck bestimmt den Wert in der Auswurfphase des Herzens, der diastolische Blutdruck bezieht sich auf die Füllungsphase. Von erhöhten Werten geht man bei einem systolischen Blutdruck ab 140 mmHg und einem diastolischen Wert ab 90 mmHg aus. Ein zu hoher Blutdruck ist eine eigenständige Krankheit, deren Symptome jedoch oftmals unspezifisch sind, es können z. B. Kopfschmerzen, Schwindel, Abgeschlagenheit und Schlafstörungen auftreten. Erst bei einem stark erhöhten Blutdruck kommen belastendere Symptome hinzu. Der Bluthochdruck erhöht außerdem das Risiko für andere Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems und der Nieren etc. Zu den beeinflussenden Faktoren gehören u. a. ein höheres Alter, Rauchen, starkes Übergewicht, mangelnde Bewegung, Stress, ein hoher Salzkonsum, die Insulinresistenz sowie genetische Faktoren. Zur Therapie stehen neben Medikamenten auch andere Maßnahmen zur Verfügung. In den letzten Jahren gab es immer mehr Belege für einen gesünderen Lebensstil zur Prävention und Therapie des Bluthochdrucks.

 

Dazu gehören z. B. die Gewichtsreduktion, die regelmäßige körperliche Bewegung, Rauchverzicht und ein verringerter Alkoholkonsum sowie eine gesunde Ernährung. Es gibt einige Hinweise, dass auch bestimmte Mikronährstoffe den Bluthochdruck beeinflussen können. Das gilt vor allem für einige der B-Vitamine, speziell für Folat, Vitamin B6 und Vitamin B12, die an zahlreichen Prozessen im Stoffwechsel beteiligt sind. Von ihnen ist bekannt, dass sie erhöhte Konzentrationen der im Übermaß schädlich wirkenden Aminosäure Homocystein senken können, die zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten beitragen kann. Einige Studien zeigten, dass höhere Aufnahmen von Folat, B6 und B12 auch das Risiko für den Bluthochdruck verringern können. Noch ist diese Beziehung jedoch nicht ausreichend untersucht. Eine Gruppe chinesischer Forscher führte daher eine Studie dazu durch. Sie prüften bei Erwachsenen in den USA die Zufuhr von Folat und der Vitamine B6 und B12 aus der Ernährung im Zusammenhang mit dem Bluthochdruck.

 

In ihre Studie wurden mehr als 55.000 Erwachsene (Durchschnittsalter 49 Jahre) aus der großen US-amerikanischen Bevölkerungsstudie NHANES III (National Health and Nutrition Examination Survey) einbezogen. Sie waren an dieser Gesundheitsstudie von 1999 bis 2014 beteiligt, und für sie standen Ergebnisse aus Ernährungsbefragungen und von Blutdruckmessungen zur Verfügung. Die Forscher ermittelten bei den Teilnehmern die Aufnahmen der B-Vitamine Folat, B6 und B12, davon abhängig wurden sie in vier Gruppen von den höchsten bis zu den niedrigsten Zufuhren eingeteilt. Die Werte der drei B-Vitamine wurden dann jeweils zu den Blutdruckwerten in Beziehung gesetzt. Die Ergebnisse zeigten, dass bei den Männern gute Aufnahmen von Folat sowie der Vitamine B6 und B12 signifikant mit geringeren Vorkommen von Bluthochdruck verbunden waren (OR 0,61, 0,65 und 0,84). Das galt am stärksten für die Gruppe mit den höchsten Aufnahmen und verringerte sich dann von Gruppe zu Gruppe bis zu den niedrigsten Werten.

 

Die Ergebnisse für die Frauen waren relativ ähnlich (OR 0,63, 0,60 und 0,87). Bei ihnen stellte man außerdem fest, dass die Aufnahmen von Folat und Vitamin B6 vom Rauchen beeinflusst wurden. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen zeigte sich damit insgesamt der lineare Trend, dass die Vorkommen von Bluthochdruck mit einer erhöhten Zufuhr von Folat sowie der Vitamine B6 und B12 tendenziell abnahmen. Davon profitierten besonders diejenigen Teilnehmer, deren Aufnahmen an diesen B-Vitaminen geringer waren.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Gute Aufnahmen der B-Vitamine Folat, B6 und B12 waren signifikant mit einem geringeren Bluthochdruck verbunden. Das deutet darauf hin, dass diese drei Mikronährstoffe eine schützende Wirkung gegen den Bluthochdruck bei Erwachsenen haben könnten. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien untersucht werden.

 

Unser Tipp: Die B-Vitamine (B1, B2, B6, B12, Biotin, Folsäure, Niacin und Pantothensäure) werden einzeln, oft aber auch im Verbund als B-Vitamin-Komplex angeboten. Sie haben teils unterschiedliche, teils synergistische Wirkungen, die sich nach Bedarf einsetzen lassen.

 

Quelle: Yuqing Xiong et al., Folate, vitamin B6, and vitamin B12 intakes are negatively associated with the prevalence of hypertension: A national population-based study. In: Nutrition Research, online 8.3.2023, doi: 10.1016/j.nutres.2023.02.006

Ultraprozessierte Lebensmittel verringern die Zufuhr wichtiger Mikronährstoffe

 

In unserer Ernährung nimmt der Anteil von hochverarbeiteten Lebensmitteln deutlich zu. Damit verringert sich der Anteil an natürlichen Lebensmitteln und frisch zubereiteter Speisen. Das hat Folgen für die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen, wie eine neue Studie zeigt.

 

Unser Verhalten beim Einkauf von Lebensmitteln sowie beim Kochen und Essen hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr stark verändert. Der Anteil von in der Industrie hoch verarbeiteten, verzehrsfertigen Lebensmittel-Produkten hat deutlich zugenommen. In Deutschland geht auf ihr Konto inzwischen etwa die Hälfte der gesamten Energiezufuhr. Immer deutlicher zeichnen sich nun auch die eher negativen Einflüsse einer Ernährung mit einem hohen Anteil von stark prozessierten Lebensmitteln ab. Sie durchlaufen bei ihrer Herstellung mehrere Schritte der Verarbeitung, enthalten meist viele Zutaten und Zusatzstoffe und haben oft einen erhöhten Energiegehalt (Kalorien), dabei jedoch eine geringe Nährstoffdichte. Sie enthalten oft zu viel Fett, Salz, Zucker (in verschiedenen Formen) und sind arm an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralien und anderen bioaktiven Substanzen. Das gilt z. B. für viele Fleisch- und Wurstprodukte, Fertiggerichte, Backwaren, Süßigkeiten und Softdrinks. Werden sie häufig verzehrt, tragen sie durch eine ungünstige Zusammensetzung der Nährstoffe zu Übergewicht und zur Entstehung von Krankheiten bei.

 

Sie können z. B. Entzündungen fördern, die Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm beeinflussen und zu einem übersäuerten Stoffwechsel führen. Eine Gruppe von brasilianischen und portugiesischen Forschern prüfte in einer Studie, ob und wie hochverarbeitete Lebensmittel, in Abhängigkeit vom Grad der jeweiligen Verarbeitung, die Aufnahme von Mikronährstoffen beeinflussen können. Sie untersuchten die Beziehung in einer repräsentativen Stichprobe von portugiesischen Erwachsenen, darunter auch ältere Menschen. Sie nutzten die Daten einer „Nationalen Erhebung über Lebensmittel, Ernährung und körperliche Aktivität“ aus den Jahren 2015 und 2016. Daraus standen die Ergebnisse von Lebensmittelprotokollen der Teilnehmer zur Verfügung. Die von ihnen verzehrten Lebensmittel wurden je nach ihrem Verarbeitungsgrad vier Gruppen zugeordnet (NOVA-System).

 

Die Einstufung reichte von unverarbeiteten bis minimal verarbeiteten Lebensmitteln über Waren mit verarbeiteten Zutaten (z. B. Öle, Butter, Zucker, Salz), verarbeiteten Lebensmittel (Brot, Käse, Obst-, Gemüse- und Fisch-Konserven) bis zu hoch verarbeiteten Lebensmitteln (Fertigprodukte, Fleisch-/Wurstwaren, Snacks, Softdrinks, Süßwaren etc.). Der Verzehr solcher Lebensmittel wurde zur Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, Vitaminen und Mineralien, in Beziehung gesetzt. Das betraf z. B. die Versorgung mit Vitamin C, den B-Vitaminen B2, B6 und Folat sowie mit den Mineralien Magnesium, Zink und Kalium.

 

Bei den Teilnehmern wiesen fast alle untersuchten Vitamine einen signifikant niedrigeren Gehalt bei den ultraverarbeiteten Lebensmitteln auf im Vergleich zu unverarbeiteten oder nur minimal verarbeiteten Lebensmitteln. Die einzige Ausnahme war der Anteil von Vitamin B2. Bei den älteren Teilnehmern wurden mit ultraverarbeiteten Lebensmitteln sieben Vitamine signifikant geringer aufgenommen im Vergleich zu den unverarbeiteten Lebensmitteln. Der höhere Energiegehalt (Kalorien) der ultraverarbeiteten Lebensmittel ging bei den Erwachsenen mit einer geringeren Dichte an Vitaminen und Mineralien einher. Durch den häufigen Verzehr von ultraprozessierten Lebensmitteln fehlten vor allem ausreichende Aufnahmen an den Vitaminen B6, C, Folat sowie an den Mineralien Magnesium, Zink und Kalium.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Der erhöhte Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln führt zu einer geringeren Aufnahme von wichtigen Mikronährstoffen, von Vitaminen und Mineralien. Die Forscher empfehlen daher, im Bereich der öffentlichen Gesundheit Maßnahmen zu fördern, die den Verzehr von extrem verarbeiteten Lebensmitteln verringern können.

 

Unser Tipp: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung versorgt mit einem breiten Spektrum an wichtigen Mikronährstoffen. Ist diese Zufuhr, aus welchen Gründen auch immer, beeinträchtigt oder besteht, z. B. aufgrund von Krankheiten etc., ein erhöhter Bedarf an Mikronährstoffen, können Nahrungsergänzungen dazu beitragen, solche Defizite auszugleichen.

 

Quelle: Luiza Antoniazzi et al., Ultra-processed food consumption deteriorates the profile of micronutrients consumed by Portuguese adults and elderly: the UPPER project. In: European Journal of Nutrition, 62, 2023, S. 1131-1141, doi: 10.1007/s00394-022-03057-w.

Bei pflanzlicher Ernährung auf die Knochengesundheit achten

 

Eine pflanzliche Ernährung muss nicht immer gesund sein, dann können wichtige Mikronährstoffe, z. B. für die Knochengesundheit, fehlen. Bei einem erhöhten Risiko für Osteoporose sollten Vegetarier und Veganer besonders auf die Aufnahme von knochengesunden Nährstoffen achten.

 

Die Osteoporose ist eine weit verbreitete Stoffwechsel-Krankheit der Knochen. Dabei nimmt die Knochenmineraldichte ab, wodurch sich die Knochensubstanz und das Knochensystem verschlechtern. In der Folge kann es vermehrt zu Schmerzen und Knochenbrüchen, z. B. durch Stürze, kommen. Von Osteoporose sind vor allem Menschen ab dem mittleren und im höheren Alter betroffen. Frauen nach der Menopause haben ein erhöhtes Osteoporose-Risiko durch ihr verringertes Östrogen, das sich auch auf die Knochen auswirkt. Ein Lebensstil mit erhöhter körperlicher Aktivität und gesünderer Ernährung sind praktikable, wirksame Ansätze für die Vorbeugung vor Osteoporose und ihre Vorstufe, die Osteopenie (verringerte Knochendichte). Allgemein gilt eine betont pflanzliche Ernährung, die nur noch geringe oder keine Anteile an tierischen Lebensmitteln enthält, als gesund. Sie versorgt mit vielen nützlichen Mikronährstoffen und verbessert auch die Vielfalt der gesunden Darmbakterien. Es gibt immer mehr Hinweise, dass sich die pflanzliche Ernährung positiv auf die Prävention chronischer Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt.

 

Allerdings zeigte sich, dass die pflanzliche Ernährung, je strikter sie eingehalten wird, zu geringeren Aufnahmen an Kalzium, den Vitaminen D und B-12, Eiweiß und Omega-3-Fettsäuren führt, die für die Knochengesundheit entscheidend sind. Vegetarier und vor allem Veganer haben daher ein erhöhtes Risiko für eine niedrigere Knochenmineraldichte und Knochenbrüche. Während man früher alle pflanzlichen Lebensmittel als gleichwertig einschätzte, unterscheidet man inzwischen drei Faktoren: den Gesamt-Index der pflanzlichen Kost sowie eine gesunde und eine ungesunde pflanzliche Ernährung. Zur letzteren gehören z. B. der häufige Verzehr von stark verarbeiteten Fleischalternativen und sonstigen Fertigwaren mit vielen künstlichen Zutaten, der zu hohe Verzehr von raffinierten Kohlenhydraten aus Pasta oder Brot etc., zu wenig eiweißreiche Lebensmittel (z. B. Hülsenfrüchte) bzw. generell der zu geringe Verzehr von Gemüse und Obst.

 

Mit speziellen Analysen der pflanzlichen Ernährung lassen sich ihre Wirkungen auf die Gesundheit und Nährstoffdichte genauer bewerten und bessere Empfehlungen für die Ernährung geben. Doch für die Knochengesundheit fehlten bisher Studien, in denen die Beziehung zur pflanzlichen Ernährung genauer untersucht wurde. Eine Gruppe von Forschern aus den USA prüfte dies nun bei rund 16.000 Erwachsenen im Rahmen einer großen Gesundheits-Studie (National Health and Nutrition Examination Survey).

 

Die Forscher berechneten aus Ernährungs-Befragungen der Teilnehmer die Werte für ihre gesamte sowie für die gesunde und ungesunde pflanzliche Ernährung. Die Ergebnisse zeigten nachteilige Auswirkungen auf die Knochengesundheit und unterstreichen die Bedeutung einer gut ausgewogenen Pflanzenkost. Insgesamt beeinflussten sowohl die gesamte als auch die gesunde pflanzliche Ernährung eher die Osteopenie als die Osteoporose. Der Knochenstoffwechsel und die Knochenmineraldichte reagieren empfindlich auf subtile Veränderungen der Nährstoffaufnahme und des Säure-Basen-Haushalts. Bei einer gut zusammengestellten Pflanzenkost können solche Nachteile ausgeglichen werden. Gesunde Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte etc. enthalten reichlich Mineralien und Vitamine sowie antioxidative und entzündungshemmende sekundäre Pflanzenstoffe.

 

Sie tragen zu einer geringeren Säurebelastung im Körper bei, was für den Kalziumgehalt und die Knochengesundheit vorteilhaft ist. Eine ungünstige Beziehung zwischen der gesunden und gesamten pflanzlichen Ernährung und der Osteopenie wurde eher an der Lendenwirbelsäule als am Oberschenkelhals beobachtet. Die Vorkommen von Osteoporose im Körper sind unterschiedlich, am häufigsten betroffen sind die Lendenwirbelsäule und der Oberschenkelhals, die jedoch verschiedene Raten des Knochenabbaus haben. Die Knochentrabekel (kleine Bälkchen aus Knochengewebe in Lendenwirbelknochen) haben eine schnellere Abbaurate als das härtere Gewebe im Oberschenkelknochen. Es zeigten sich auch einige Unterschiede in den Altersgruppen, für die mehrere Erklärungen in Frage kommen. Jüngere Menschen haben vermutlich einen höheren Knochenumsatz und benötigen mehr Mikronährstoffe wie Kalzium und Vitamin D, um die Knochengesundheit zu stärken.

 

Ältere Menschen haben allgemein ein höheres Osteoporose-Risiko und benötigen daher vermutlich gezieltere Maßnahmen zur Erhaltung der Knochengesundheit. Von den einzelnen Nahrungsmitteln trugen Gemüse, raffiniertes Getreide, tierische Fette, Eier und Fleisch am meisten zum Knochenschutz bei, während Nüsse mit einem höheren Osteopenie-Risiko verbunden waren. Die Forscher empfehlen, dass Menschen, die sich mit pflanzlicher Kost ernähren, Lebensmittel oder auch Nahrungsergänzungen sorgfältig auswählen, um ihre Kalzium- und Proteinzufuhr etc. zu verbessern und ausreichende Zufuhren sicherzustellen. Das kann Defizite an wichtigen Mikronährstoffen vermeiden und ein gesundes Knochensystem stärken.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass die pflanzliche Ernährung mit einer geringeren Knochenmineraldichte bei Erwachsenen in den USA verbunden ist. Es wurde ein ungünstiger Zusammenhang zwischen der gesamten und gesunden und pflanzlichen Ernährung und Osteopenie festgestellt, der an der Lendenwirbelsäule stärker ausgeprägt war. Das unterstreicht die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung für die Erhaltung der Knochengesundheit, besonders durch den Verzehr von kalzium- und proteinreichen Lebensmitteln. Bei einzelnen Nahrungsmitteln trugen Gemüse, raffiniertes Getreide, tierische Fette, Eier und Fleisch am meisten zum Schutz der Knochen bei. Die Forscher sind der Ansicht, dass eine gute Ernährung die Gesundheit des Knochensystems verbessern und Knochenbrüche verhindern kann. Bei pflanzlicher Kost sollte besonders auf die Knochengesundheit geachtet werden. Das gilt vor allem für Menschen, die ein erhöhtes Risiko für die Osteopenie und Osteoporose haben.

 

Unser Tipp: Auf die Knochengesundheit wirken eine ganze Reihe von Vitaminen, Mineralien und anderen Mikronährstoffen ein. Neben einzelnen Aufnahmen z. B. der Vitamine D, B12 oder Kalzium gibt es gute Multi-Formeln zur Stärkung der Knochen.

 

Quelle:
Yi Zheng et al., The Hidden Dangers of Plant-Based Diets Affecting Bone Health: A Cross-Sectional Study with U.S. National Health and Nutrition Examination Survey (NAHNES) Data from 2005-2018. In: Nutrients, online 6.4.2023, doi: 10.3390/nu15071794.

Der Selenstatus bei den Europäern

 

Eine unzureichende Versorgung mit Selen kann im höheren Alter dazu beitragen, Alterungsprozesse zu beschleunigen und die Anfälligkeit für altersbedingte Krankheiten zu erhöhen. Das zeigt eine Studie an Erwachsenen in acht europäischen Ländern.

 

Selen ist ein essentielles Spurenelement für die menschliche Gesundheit, das für seine antioxidativen und immunmodulierenden Eigenschaften bekannt ist. Ein Mangel an Selen wird mit zahlreichen Erkrankungen in Verbindung gebracht, die mit dem oxidativen Stress und Entzündungen einhergehen, darunter sind z. B. die Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Die empfohlene Tagesdosis für Selen beträgt in Deutschland für Männer 70 mcg und für Frauen 60 mcg. Das aus der Nahrung aufgenommene Selen reicht jedoch oftmals nicht aus, um den Schutz vor dem oxidativen Stress zu fördern und das Risiko altersbedingter Krankheiten zu verringern. Einige Studien wiesen auf einen Zusammenhang zwischen dem zirkulierenden Selen und seiner antioxidativen Wirkung in Bezug auf die Lebenserwartung hin.

 

Für den Selengehalt im Körper spielen die Ernährung und die geografische Lage eine wesentliche Rolle, da der Selenanteil in den Böden unterschiedlich ist. In selenreichen Regionen enthalten die wichtigsten Nahrungsquellen − Fisch und Meeresfrüchte, Getreide, Vollkornbrot und weißes Fleisch − auch höhere Selenmengen. Europa gehört zu den an Selen ärmeren Gebieten, Tierfutter darf daher in der EU mit Selen angereichert werden.

 

Allgemein gilt, dass die zirkulierenden Spurenelemente, einschließlich von Selen, unabhängig von der Ernährung sehr stark mit dem Altern und den vielen körperlichen und krankhaften Veränderungen, die damit verbunden sind, einhergehen. Bei Selen ist die Gesamtmenge im Plasma sehr wichtig, jedoch sind seine Unterarten für viele biologische Aktivitäten verantwortlich. Als einziges Spurenelement wird Selen (als Selenocystein) in 25 Selenoproteine eingebaut, wobei Selenoprotein P und Glutathionperoxidase (GPX) am häufigsten sind. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention von Entzündungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionen und Krebs. Bislang gab es nur wenige Studien zur Verteilung der Selen-Spezies im Blut und ihre Korrelation mit dem Gesamt-Selen sowie bei verschiedenen Altersgruppen. Ein Team von Forschern aus Deutschland, Griechenland, Italien und den Niederlanden führte dazu nun eine Studie bei Erwachsenen in verschiedenen Gebieten Europas vom Norden bis in den Süden durch, beteiligt waren Finnland, Deutschland, die Niederlande, Belgien, Polen, Österreich, Italien und Griechenland. Untersucht wurden die Werte von Plasma-Selen und anderer Selen-Formen mit ihren metabolischen, entzündlichen und entzündungshemmenden Faktoren in Bezug auf die Alterung und Langlebigkeit.

 

Beteiligt waren 2.200 Teilnehmer von 35 bis zu 75 Jahren aus der allgemeinen Bevölkerung, hinzu kamen 514 Nachkommen von besonders langlebigen Menschen sowie 293 ihrer Partner. Plasma-Selen war positiv mit Albumin (Transportprotein), HDL- und Gesamt-Cholesterin, Fibrinogen (Glykoprotein für die Blutgerinnung) und Triglyzeriden verbunden, eine negative Verbindung zeigte sich zu Homocystein (im Übermaß schädliche Aminosäure). Die Selen-Konzentrationen im Plasma variierten stark in Abhängigkeit vom jeweiligen Land, in dem die Teilnehmer lebten. In Finnland gab es die höchsten, in Polen die niedrigsten Selen-Werte. Relativ niedrige Werte, die in Griechenland, Polen und Österreich beobachtet wurden, könnten den Einsatz von mit Selen angereicherten Lebensmitteln nahelegen, um einem Selen-Mangel entgegenzuwirken. Der Verzehr von mit Selen angereichertem Weizen- oder Maismehl führte zu einem verbesserten Selenstatus, obwohl sich kein Einfluss auf die Biomarker für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, oxidativem Stress und Immunfunktionen zeigte. Die guten Selenwerte in Finnland und Italien könnten auf die Durchführung eines landesweiten Selen-Düngeprogramms bzw. Biofortifikation (durch Zucht angereicherte Mikronährstoffe) bei Kartoffeln, Zwiebeln oder Karotten zurückzuführen sein.

 

Es zeigten sich einige Unterschiede bei den Geschlechtern. Die Plasma-Selenspiegel hatten bei den Frauen ein umgedrehtes U-förmiges Muster, Selen stieg mit dem Alter bis zur Postmenopause an und nahm dann ab. Im Gegensatz dazu zeigte sich bei den Männern ein linearer Rückgang der Selen-Konzentration im Plasma parallel zum Alter. In der Ernährung war ein höherer Fischverzehr und die Aufnahmen von Vitaminen mit erhöhten Selen-Konzentrationen im Plasma verbunden. Fisch ist einer der Hauptfaktoren für die Selenzufuhr in der europäischen Bevölkerung. Beim Plasma-Selen gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen verschiedenen Teilnehmer-Gruppen, sie zeigten sich jedoch in der Selen-Fraktionierung, die vor allem durch den Lebensstil und die Ernährungsweisen beeinflusst wurde, genetische Faktoren wirkten sich nur geringfügig aus. Die Verteilung bei den Selenoproteinen wurde vor allem durch das Alter sowie glukometabolische und entzündliche Faktoren beeinflusst. Bei den Nachkommen von langlebigen Menschen und ihren Partnern zeigten sich durch das gemeinsame Leben in derselben Region sowie die ähnliche Ernährung und Lebensweisen keine Unterschiede.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Diese Ergebnisse aus acht europäischen Ländern zeigen, dass bei der Versorgung mit Selen und seinen verschiedenen Fraktionen vor allem geschlechtsspezifische, ernährungsabhängige und entzündliche Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Sie sind besonders im Lauf der Alterungsprozesse wichtig, wobei es unterschiedliche Entwicklungen bei Männern und Frauen gibt. Bei den Teilnehmern aus Familien mit langlebigen Vorfahren und ihren Partnern zeigten sich jedoch kaum Unterschiede. Die gemeinsame Umgebung und ein ähnlicher Lebensstil auch in der Ernährung beeinflusste die jeweilige charakteristische Selen-Fraktionierung.

 

Unser Tipp: Selen gibt es als Nahrungsergänzung in verschiedenen Verbindungen. In flüssiger Form ist es z. B. gut bioverfügbar, das gilt auch für Selen aus einer biologisch aktiven Pflanzenkultur.

 

Quelle: 
Robertina Giacconi et al., Uncovering the Relationship between Selenium Status, Age, Health, and Dietary Habits: Insights from a Large Population Study including Nonagenarian Offspring from the MARK-AGE Project. In: Nutrients, online 4.5.2023, doi: 10.3390/nu15092182.

Curcumin kann auf die Gewichtsreduktion einwirken

 

Ein starkes Übergewicht wird durch anhaltendes Ungleichgewicht zwischen der Zufuhr an Energie und ihrem Verbrauch verursacht. Folgen sind eine übermäßige Fettansammlung und Funktionsstörungen im Fettgewebe, woraus weitere Krankheiten entstehen können. Ergänzungen von Curcumin könnten dazu beitragen, die Belastungen des Fettstoffwechsels zu verringern.

 

Weltweit nahmen die Vorkommen von starkem Übergewicht (Adipositas, ab BMI 30) in den letzten Jahrzehnten zu. Auch in Deutschland stieg der Anteil der Übergewichtigen stetig, er liegt jetzt bei rund 54 % in der erwachsenen Bevölkerung, Männer sind davon häufiger betroffen als Frauen. Der Anteil der Adipositas beträgt knapp 20 % für beide Geschlechter, und es gilt außerdem, dass Übergewicht und Adipositas im höheren Alter häufiger sind. Damit verbunden ist ein erhöhtes Risiko für viele Krankheiten, das gilt vor allem für den Typ-2-Diabetes, Störungen im Fettstoffwechsel (Dyslipidämie), die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD), Herz-Kreislauf-Krankheiten und das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS). Zu den Mechanismen, welche die Adipositas mit stoffwechselbedingten Krankheiten verbinden, gehört ein proentzündlicher Zustand.

 

Er geht mit dem übermäßigen Körperfett einher, das gilt besonders für das viszerale Fettgewebe in der Bauchregion. Es besteht aus hormonell aktiven Fettzellen, die sich um die dort liegenden Organe ansammeln. Die viszerale Adipositas führt zu chronischen, niedriggradigen Entzündungen durch die Bildung proentzündlicher Zytokine (TNF α, IL-6), zusammen mit einer Senkung des zirkulierenden Adiponektins (Gewebshormon).

 

Eine pflanzliche Ernährung oder auch einige pflanzliche Arzneimittel könnten zur Gewichtsreduktion beitragen. Sehr interessant ist dabei Kurkuma (Curcuma longa), das zur Familie der Ingwergewächse gehört. Durch antioxidative, entzündungshemmende, antikarzinogene, -diabetische und -hyperlipidämische Eigenschaften wird Kurkuma in Asien seit langem als traditionelles Heilmittel verwendet. Das enthaltene Curcumin, ein gelbes, kristallines, lipophiles Polyphenol, ist darin die bioaktivste Verbindung mit starken antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Es zeigte sich, dass Curcumin bei Krankheiten wie dem Metabolischen Syndrom, Typ-2-Diabetes, Hyperlipidämie (Störung im Fettstoffwechsel) und Alzheimer-Erkrankungen einige therapeutische Vorteile hat. Studien zeigten auch, dass Curcumin die Gewichtsabnahme fördern und Komplikationen im Zusammenhang mit Adipositas lindern kann.

 

Doch die Ergebnisse waren bisher nicht einheitlich. Das konnte z. B. daran liegen, dass Wirkungen von Curcumin durch eine geringe Bioverfügbarkeit und einer schlechten Absorption im Magen-Darm-Trakt sowie durch einen schnellen Stoffwechsel und Ausscheidung aus dem Körperkreislauf eingeschränkt werden. Die orale Bioverfügbarkeit von Curcumin in Nahrungsergänzungen wurden inzwischen mit verschiedenen Methoden verbessert, z. B. mit Phospholipid-Komplexen (erhöhte Wasserlöslichkeit des lipophilen Curcumins), Liposomen und Nanopartikeln. Eine Gruppe von Forschern aus Thailand führte dazu ein umfassendes Review und eine Meta-Analyse durch, um die Wirkung verschiedener Curcumin-Ergänzungen auf den Body-Mass-Index, das Körpergewicht, den Taillenumfang und den Grad der Adipositas sowie auf begleitende Krankheiten zu prüfen.

 

Für die Analyse konnten schließlich 50 Studien mit knapp 3.000 Teilnehmern ausgewertet werden. Die Ergebnisse zeigten, dass Curcumin-Ergänzungen mit einer signifikanten Verringerung des Body-Mass-Index, des Körpergewichts und des Taillenumfangs verbunden waren. Das galt besonders bei Erwachsenen mit Adipositas und dem Metabolischen Syndrom sowie bei der nichtalkoholischen Fettleber und dem polyzystischen Ovarsyndrom. Zusätzlich zu einem gesünderen Lebensstil könnte die Ergänzung von Curcumin eine Option für die Therapie dieser Patienten bzw. für die Gewichtsreduktion sein. Curcumin-Ergänzungen können durch ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften die Gewichtsabnahme fördern und die mit Fettleibigkeit verbundenen Komplikationen verbessern. Der Nutzen von Curcumin-Ergänzungen scheint bei Erwachsenen mit Adipositas oder dem Typ-2-Diabetes am größten zu sein. Curcumin-Formeln mit einer erhöhten Bioverfügbarkeit sind wegen ihres größeren Behandlungseffekts zu bevorzugen.

 

Unser Tipp: Wir empfehlen Curcuminextrakte als Phytosom bzw. in der Verbindung mit Phosphatidylcholin (Hauptbestandteil der Zellmembranen), das für eine bessere Resorption und Bioverfügbarkeit sorgt.

 

Quelle: 
Chanita Unhapipatpong et al., The effect of curcumin supplementation on weight loss and anthropometric indices: an umbrella review and updated meta-analyses of randomised controlled trials. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 8.3.2023, doi: 10.1016/j.ajcnut.2023.03.006.

Gesunder Lebensstil verbessert die Prävention nach Brustkrebs

 

Frauen, die durch eine Brustkrebs-Krankheit ein erhöhtes Risiko für die weiteren gesundheitlichen Perspektiven haben, können langfristig von einem besseren Lebensstil profitieren. Dazu gehören mehr Körperbewegung, ein normales Gewicht, die gesunde Ernährung und der Verzicht auf das Rauchen.

 

Ein ungesunder Lebensstil ist für einen Teil der Brustkrebs-Erkrankungen verantwortlich, der Anteil wird nach einigen (epidemiologischen) Studien auf rund ein Viertel geschätzt. Ein gesunder Lebensstil kann zur Prävention beitragen. Dazu gehören die regelmäßige Bewegung und ein normales Gewicht. Wichtig ist auch die gesunde Ernährung mit dem erhöhten Verzehr von Obst und Gemüse, weniger rotes und verarbeitetes Fleisch, weniger zuckergesüßte Getränke sowie weniger Alkohol und der Verzicht auf das Rauchen. Eine Gruppe US-amerikanischer Forscher untersuchte, ob diese Regeln für den verbesserten Lebensstil auch Frauen, die an Brustkrebs erkrankt waren, langfristig helfen könnten, ihre Gesundheit zu verbessern. Sie führten dazu eine (Beobachtungs-)Studie mit 1.340 Teilnehmerinnen durch.

 

Die Frauen waren Jahre zuvor (2005 bis 2010) an Brustkrebs erkrankt und wurden mit einer Chemotherapie behandelt. Sie hatten durch ihre Tumorgröße und/oder den Befall der Lymphknoten ein erhöhtes Risiko für die weiteren gesundheitlichen Perspektiven (Rückfall, Krebstod). Vor und während der Therapie sowie ein und zwei Jahre danach wurden die Frauen eingehend zu ihrem Lebensstil befragt. Diese Angaben konnten in einer Folgestudie, im Durchschnitt knapp acht Jahre nach der Krankheit, zu den Vorkommen von Brustkrebs-Rückfällen, Sterbefällen und zum Lebensstil in Beziehung gesetzt werden.

 

Im Lauf der Beobachtungszeit waren in dieser großen Gruppe von Brustkrebs-Patientinnen 310 Fälle von Krebs-Rezidiven und 222 Todesfälle aufgetreten. Die Forscher werteten für alle Teilnehmerinnen die einzelnen Faktoren des Lebensstils aus. Es gab 1 Punkt für die Einhaltung jeder einzelnen Veränderung des Lebensstils bei starker Einhaltung, 1/2 Punkt für eine gewisse Einhaltung und 0 Punkte bei Nichteinhaltung. Maximal waren für alle Lebensstil-Veränderungen 7 Punkte zu erreichen, der Tiefstwert lag bei 0 Punkten. Die Ergebnisse zeigten, dass Frauen, die im oberen Drittel beim gesunden Lebensstil lagen, ein um 37 % geringeres Risiko für ein Brustkrebs-Rezidiv hatten. Ihr Risiko für den Krebstod war noch deutlicher um 58 % gesunken. Beides galt im Vergleich zu den Teilnehmerinnen mit den geringsten Werten beim Lebensstil.

 

Die schützende Wirkung eines gesunden Lebensstils war bei allen Brustkrebsarten nachweisbar. Die Forscher heben hervor, dass dies auch bei einer besonders aggressiven Brustkrebsart (triplenegativer Brustkrebs) der Fall war. Bei den einzelnen Faktoren wirkten sich in Bezug auf das weitere Krebsrisiko besonders positiv der Verzicht auf das Rauchen, regelmäßige Bewegung, der erhöhte Verzehr von Obst und Gemüse und der geringe Konsum von zuckergesüßten Getränken aus.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: In dieser Studie hatten Brustkrebs-Patientinnen mit einem gesünderen Lebensstil langfristig bessere gesundheitliche Perspektiven für die weitere Prävention. Die stärkste Einhaltung der Empfehlungen für einen gesünderen Lebensstil war signifikant mit einem verringerten Wiederauftreten der Krebskrankheit und einem geringeren Risiko für Krebs-Sterbefälle verbunden. Auch wenn aus einer Beobachtungs-Studie keine Ursachen abgeleitet werden können und diese Ergebnisse weiter geprüft werden müssen, zeichnet sich hier erstmals die positive Wirkung eines allgemein gesunden Lebensstils für Brustkrebs-Patientinnen ab. Die Forscher fordern dazu auf, die Patientinnen besser über Zusammenhänge mit dem Lebensstil aufzuklären und sie bei der Umsetzung der einzelnen Aspekte des gesünderen Lebensstils, vor allem mehr Bewegung und gesunde Ernährung etc., besser zu unterstützen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der gesündere Lebensstil langfristig beibehalten wird

 

Unser Tipp: Zu einer gesunden Ernährung nach einer Krebskrankheit gehört auch die gute Versorgung mit wichtigen Mikronährstoffen, darunter z. B. Vitamine, Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe, Antioxidantien und gesunde Fettsäuren. Bei Bedarf können Nahrungsergänzungen zu ihrer guten Versorgung beitragen.

 

Quelle:
Rikki A. Cannioto et al., Adherence to Cancer Prevention Lifestyle Recommendations Before, During, and 2 Years After Treatment for High-risk Breast Cancer. In: JAMA Network Open, online 4.5.2023, doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.11673.

Anthocyane verringern schädliche Folgen des Übergewichts

 

Starkes Übergewicht steigt weltweit an, das erhöht die Risiken für Folgekrankheiten. Einige sekundäre Pflanzenstoffe könnten dazu beitragen, solche Folgen zu senken. Das gilt besonders für Anthocyane, sie könnten die mit Übergewicht verbundenen Entzündungen und den oxidativen Stress verringern.

 

In den letzten Jahrzehnten wandelte sich die Ernährung weltweit aufgrund vieler sozioökonomischer und demografischer Veränderungen. Allgemein verschoben sich die traditionellen Ernährungsweisen hin zu einer Ernährung, die mehr Fette, Zucker und industriell verarbeitete Lebensmittel enthält. Dieses ungesunde Ernährungsmuster, allgemein als westliche Ernährung bezeichnet, ist durch die starke Zunahme von kalorienreichen Lebensmitteln, gesättigten Fettsäuren, Omega-6-Fettsäuren und Transfettsäuren, gekennzeichnet. Verringert ist der Anteil an gesunden Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen, weil nur wenig frisches Obst und Gemüse verzehrt wird. Zu hoch ist weiter der übermäßige Konsum von Salz, raffiniertem Zucker und Zusatzstoffen aus stark verarbeiteten Lebensmitteln. Mit einer langfristig kalorienreichen, ungesunden Ernährung kommt es auch zu stärkeren Belastungen durch Umweltverschmutzung und Aufnahmen von Xenobiotika (Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker etc.).

 

Damit verbunden sind ein hohes Maß an oxidativem Stress und die zu geringe Bewegung. Aufgrund dieser drastischen Veränderungen der weltweiten Ernährungs- und Lebensgewohnheiten sind Übergewicht und Adipositas (starkes Übergewicht ab BMI 30) in allen Regionen deutlich angestiegen. Damit erhöht sich das Risiko für verschiedene Krankheiten, dazu gehören der Typ-2-Diabetes, Fettleber- und Herz-Kreislauf-Krankheiten, einige Krebsarten sowie Probleme des Bewegungsapparats und der psychischen Gesundheit.

 

Ein typisches Kennzeichen der Adipositas sind anhaltende, systemische Entzündungen niedrigen Grades, die auch als metabolische Entzündungen bezeichnet werden. Sie entstehen durch Fehlfunktionen im Immunsystem und fördern chronische, nicht infektiöse Entzündungen. Sie haben bei der Entstehung und dem Verlauf von Stoffwechsel-Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Schlüsselrolle und sind eng mit dem oxidativen Stress verbunden. Verschiedene Faktoren der Ernährung können diese Prozesse beeinflussen. Bestimmte Lebensmittel und eine Reihe von Mikronährstoffen können dazu beitragen, die negativen Folgen der Adipositas zu verringern, indem sie die metabolischen Entzündungen und den oxidativen Stress senken. Dazu gehören einige sekundäre Pflanzenstoffe, besonders Polyphenole, die zur Kontrolle von Entzündungen und dem oxidativen Stress beitragen können.

 

Zu ihren wichtigsten Untergruppen gehören Flavonoide, zu denen u.a. Anthocyane gehören, die für ihre starken antioxidativen Wirkungen bekannt sind. Sie verleihen vielen Früchten die leuchtenden Farben und sind z. B. reichlich in verschiedenen Beeren enthalten. Experimentelle Studien zu Anthocyanen deuten darauf hin, dass sie die Insulinwirkung und den Energiestoffwechsel verbessern und dazu beitragen könnten, die mit Fettleibigkeit verbundenen Entzündungen besser zu kontrollieren. Eine Gruppe von Forschern aus Brasilien und Großbritannien stellte in einer Übersicht die aktuellen Kenntnisse zur Struktur und Bioaktivität von Anthocyanen und ihre Wirkungen auf metabolische Entzündungen vor.

 

Die Auswertung relevanter Studien zeigte, dass sowohl experimentelle als auch Human-Studien darauf hindeuten, dass Anthocyane aus unterschiedlichen Quellen entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften haben und auch die Darm-Mikrobiota positiv beeinflussen können. Anthocyane könnten auch den Stoffwechsel positiv modulieren, z. B. mit einer verbesserten Insulinsensitivität, die für die Prävention und Therapie von Krankheiten im Zusammenhang mit Fettleibigkeit wichtig ist. Anthocyane könnten auch die durch Übergewicht bedingten Störungen der Darm-Mikrobiota, des oxidativen Stresses und von Entzündungen abmildern. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, Anthocyane als therapeutisches Mittel bei Menschen mit Fettleibigkeit einzusetzen.

 

Unser Tipp: Für die Unterstützung der metabolischen Gesundheit sowie zur Linderung des oxidativen Stresses gibt es eine Reihe spezieller Nahrungsergänzungen mit pflanzlichen Extrakten und anderen wichtigen Mikronährstoffen.

 

Quelle: 
Aline B. Santamarina et al., Anthocyanins ameliorate obesity-associated metainflammation: Preclinical and clinical evidence. In: Nutrition Research, online 20.4.2023, doi: 10.1016/j.nutres.2023.04.004.

 

 

Beerenfrüchte enthalten reichlich Mikronährstoffe, darunter Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe. Immer mehr Studien bestätigen ihr Potenzial, die Gesundheit zu fördern. Das gilt vor allem für Heidelbeeren, wie zwei neue Studien zeigen.

 

Beerenfrüchte, darunter Heidelbeeren und viele andere, enthalten ein breites Spektrum von Mikronährstoffen, dazu gehören Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe (z. B. Polyphenole). Einige Studien bestätigen ihr gesundheitsförderndes Potenzial, z. B. gegen den oxidativen Stress, Entzündungen, vaskuläre Dysfunktionen (der Blutgefäße) und zahlreiche Störungen im Stoffwechsel. Die meisten Nachweise stammen aus experimentellen Untersuchungen, noch fehlt es an genügenden Beobachtungen beim Menschen. Zwei neue Studien unterstützen jetzt die Wirkungen von Heidelbeeren beim metabolischen Syndrom und bei den kognitiven Funktionen älterer Menschen.

 

Zum metabolischen Syndrom gehören verschiedene Risikofaktoren, starkes Übergewicht der Bauchregion (abdominale Adipositas), Fettstoffwechsel-Störungen, Glukoseintoleranz und/oder Insulinresistenz sowie Bluthochdruck. Das metabolische Syndrom führt zu erhöhtem oxidativen Stress, Entzündungen und vaskulären Dysfunktionen. Es gibt zunehmend mehr Nachweise, dass Beeren mit den enthaltenen bioaktiven Substanzen (Polyphenole etc.) eine Rolle bei der Vorbeugung und Milderung der mit dem metabolischen Syndrom verbundenen Risikofaktoren spielen könnten. Eine Gruppe von Forschern aus Italien und den USA stellte die neueren Kenntnisse über die Wirkungen von Beeren aus Interventions-Studien beim Menschen vor. Einbezogen waren Studien mit Personen, bei denen das metabolische Syndrom festgestellt wurde (mindestens drei der fünf Parameter). Die Forscher konnten 17 Studien in ihre Auswertung einbeziehen.

 

Die meisten konzentrierten sich auf Blaubeeren (6 Studien) sowie auf Cranberries und Aronia (Apfelbeere), für andere Beerensorten waren nur wenige oder keine Studien verfügbar. Blaubeeren und Aronia wirkten sich am stärksten positiv auf das metabolische Syndrom, speziell auf das Lipid-Profil (Cholesterinwerte LDL, HDL, Triglyceride) aus. Für andere Parameter (Körpergröße, -gewicht etc.) sowie für den Blutdruck und Nüchtern-Blutzucker waren die Ergebnisse nicht einheitlich. Untersucht wurden auch Marker für die Gefäßfunktionen, den oxidativen Stress und Entzündungen. Nach dem Verzehr verschiedener Beeren zeigten sich positive Wirkungen auf Entzündungen (geringere proentzündliche Zytokine).

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Bisher gibt es noch relativ wenig Nachweise für die Rolle von Beeren bei der Beeinflussung des Lipid-Profils und von Entzündungen bei Patienten mit dem metabolischen Syndrom. Die verfügbaren Ergebnisse lassen jedoch auf mögliche Wirkungen schließen. Die Beziehungen zwischen Beerenfrüchten und den enthaltenen Mikronährstoffen sollten in Bezug auf das metabolische Syndrom weiter untersucht werden. Beeren könnten eine Ernährungs-Strategie sein, um dem metabolischen Syndrom vorzubeugen bzw. die damit verbundenen Beschwerden zu verringern.

 

Eine Gruppe englischer Forscher beschäftige sich mit den Wirkungen von Heidelbeer-(Poly)phenolen auf die Gefäßfunktionen und kognitiven Leistungen. Ob sie mit einem Anstieg des Blutflusses im Gehirn und in den Gefäßen oder auch mit Veränderungen in der Darm-Mikrobiota zusammenhängen, das ist bisher nicht bekannt. In ihre Studie waren 61 gesunde, ältere Personen im Alter von 65 bis zu 80 Jahren einbezogen. Die Teilnehmer erhielten 12 Wochen lang täglich entweder 26 g Heidelbeer-Extrakt (entspricht 178 g Frischgewicht, enthalten waren 302 mg Anthocyane) oder zum Vergleich ein Placebo. Untersucht wurden am Beginn und Ende der Studienzeit bei den Teilnehmern die Gefäßfunktionen (FMD, flussvermittelte Dilatation, Wert für Gefäß-Dysfunktionen), die kognitiven Funktionen, die arterielle Steifigkeit (Vorläufer der Arteriosklerose), Blutdruck, die Versorgung des Gehirns mit Blut (zerebraler Blutfluss) sowie Blut-Parameter und das Darm-Mikrobiom. Im Plasma und Urin wurden auch die (Poly)phenol-Metaboliten bestimmt.

 

In der Gruppe mit dem Heidelbeeren-Extrakt wurde im Vergleich zur Placebo-Gruppe ein signifikanter Anstieg der FMD-Werte und eine Senkung des systolischen Blutdrucks über 24 Stunden festgestellt. Bei Lernaufgaben zeigte sich mit den Heidelbeer-Extrakten eine verbesserte unmittelbare Erinnerung sowie eine bessere Genauigkeit bei wechselnden Aufgaben. Die 24-Stunden-Gesamtausscheidung von (Poly)phenolen im Urin stieg im Vergleich zum Placebo signifikant an. Auf den zerebralen Blutfluss und die Darm-Mikrobiota zeigten sich keine Auswirkungen.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die tägliche Einnahme eines Heidelbeeren-Extraktes verbesserte einige vaskuläre und kognitive Funktionen und verringerte den systolischen 24-Stunden-Blutdruck bei gesunden Älteren. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Polyphenole aus Heidelbeeren dazu beitragen könnten, das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten bei älteren Menschen zu verringern. Dabei lassen sich möglicherweise auch episodische Gedächtnisprozesse und die kognitive Kontrolle (exekutive Funktionen) älterer Menschen mit einem Risiko für den Abbau kognitiver Leistungen verbessern.

 

Unser Tipp: Extrakte aus Beerenfrüchten mit ihren breiten gesundheitlichen Wirkungen sind auch in vielen Nahrungsergänzungen enthalten.

 

Quelle: 
Samuele Venturi et al., Berry Dietary Interventions in Metabolic Syndrome: New Insights. In: Nutrients, online 14.4.2023, doi: 10.3390/nu15081906.
Eleanor Wood et al., Wild blueberry (poly)phenols can improve vascular function or cognitive performance in healthy oder individuals: a double-blind randomised controlled trial. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 23.3.2023, doi: 10.1016/j.ajcnut.2023.03.017.

Multivitamine und -mineralien stärken die Gesundheit älterer Männer

 

Ältere Menschen haben einen erhöhten Bedarf an Mikronährstoffen, Defizite kommen bei ihnen häufiger vor. Ergänzungen von Multivitaminen und -mineralien können ihren Mikronährstoff-Status verbessern und so zur Gesundheit beitragen. Dies wurde jetzt in einer kleinen Studie bei älteren Männern untersucht.

 

Eine ausgewogene Ernährung mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse liefert viele Mikronährstoffe, die der Mensch für einen normalen Stoffwechsel und die körperlichen Funktionen benötigt. Doch längst gibt es Hinweise, dass trotz einer gesunden Ernährung nicht immer die ausreichende Versorgung mit allen nötigen Vitaminen und Mineralstoffen gesichert ist. Besonders ältere Menschen ab 65 Jahren haben ein erhöhtes Risiko für Defizite an den Mikronährstoffen. Einer der Gründe dafür ist, dass im höheren Alter der Bedarf und die Zufuhr an Kalorien meist abnimmt, damit verbunden sind auch geringere Aufnahmen von einzelnen oder mehreren Vitaminen und Mineralien. Entsprechend beeinträchtigt wird dann der Mikronährstoff-Status, die Konzentration von Vitaminen und Mineralien im Blut. Im Alter verändern sich oft die Ernährungsweisen, hinzu kommen auch körperliche Belastungen, z. B. durch Krankheiten, Medikamente oder durch einen geringeren Geschmack oder Geruch, was die Ernährung beeinflusst.

 

Möglich ist auch eine erhöhte Verwertung von Mikronährstoffen. Akute oder chronische Entzündungen, an denen Ältere häufiger leiden, können die zirkulierende Konzentrationen verschiedener Vitamine und Mineralien verringern. Aus solchen Gründen kann es schwieriger werden, den Bedarf an Nährstoffen zu decken und aufrechtzuerhalten. Daher wird älteren Menschen oft empfohlen, täglich ein Präparat mit Multivitaminen und -mineralien einzunehmen. Damit können Mikronährstoffe auch in Mengen und Formen bereitgestellt werden, die besser bioverfügbar sind. Bisher gibt es über die Wirkung bei älteren Menschen nur relativ wenige Studien. Eine Gruppe von Forschern aus den USA führte nun eine kleinere Untersuchung durch. Sie konzentrierte sich auf Männer, da von ihnen bekannt ist, dass sich ihre Ernährung und der Lebensstil mit dem zunehmenden Alter eher negativ auf den Mikronährstoff-Status auswirken.

 

An der (randomisierten, placebo-kontrollierten, doppelblinden) Studie nahmen 35 gesunde, ältere Männer (> 67Jahre) teil. Alle wurden ausführlich zu ihrer Ernährung befragt. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die eine nahm sechs Monate lang täglich eine Ergänzung mit Vitaminen und Mineralien ein, die andere erhielt zum Vergleich ein Placebo. Bestimmt wurden zu Beginn und am Ende der Studie der Mikronährstoff-Status der Teilnehmer, um Veränderungen in Biomarkern zwischen Ergänzungen und Placebo zu prüfen. Gemessen wurden (im Blut) die Vitamine A, C, D, E und K sowie die B-Vitamine B6, B12 und Folat sowie Carotinoide, dazu die Mineralien Kupfer, Zink, Eisen, Magnesium und Selen. Bestimmt wurde auch der Sauerstoffverbrauch in den Monozyten (Art der weißen Blutkörperchen) als Indikator für den Zellstoffwechsel. Damit lässt sich prüfen, ob der Mikronährstoff-Status die metabolische Energieproduktion der Zellen beeinflusst. Am Beginn der Studie zeigten sich bei den Männern einige Defizite in der Ernährung. Bei vielen entsprach die Zufuhr verschiedener Mikronährstoffe nicht der empfohlenen Tagesdosis für ältere Erwachsene, obwohl sie sich ausgewogen ernährten. Bei 33 der 35 Teilnehmer zeigten sich suboptimale Werte für mindestens ein oder mehrere Vitamine.

 

Das betraf vor allem die Vitamine C, B12 und Calcidiol (hydroxyliertes Vitamin D3), aber auch die Vitamine E, B6, K und Folat. Bei den Mineralien waren jedoch keine deutlichen Mängel vorhanden. Nach sechs Monaten wurden einige Unterschiede zwischen den Teilnehmern mit den Mikronährstoff-Ergänzungen und dem Placebo festgestellt. Die Ergebnisse zeigten, dass die gesunden, älteren Männer positiv auf die Ergänzung von Multivitaminen/Mineralien reagierten. Ihr Vitaminstatus hatte sich bis zum Ende der Studie verbessert, während er bei den Teilnehmern der Placebogruppe entweder unverändert blieb oder sich gar verschlechtert hatte. Am stärksten ausgeprägt war der Anstieg von Vitamin B6, das mit dem Placebo unverändert blieb. Verbessert hatten sich auch die Werte der fettlöslichen Vitamine (A, D, E, K) und die Carotinoide, das galt besonders für Vitamin E, Beta-Carotin und Calcidiol. Bei den Mineralien gab es in beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Mit den Mikronährstoffen zeigte sich auch ein geringerer Rückgang der Sauerstoff-Verbrauchsrate bei den Monozyten. Dies könnte sich positiv auf die Funktionen der Mitochondrien (Energiekraftwerke der Zellen) auswirken, den Energiestoffwechsel im Alter fördern und günstig auf die Gesundheit des Immunsystems wirken.

 

Die Forscher ziehen das Fazit. In dieser Studie mit gesunden, älteren Männern und einer ausgewogenen Ernährung wurden anfangs bei den Teilnehmern einige Defizite an Vitaminen und Mineralien festgestellt. Die Einnahme eines Multipräparates konnte den Status vor allem bei den Vitaminen verbessern. Multi-Vitamine und -Mineralien richten sich auf eine generell bessere Versorgung mit vielen nötigen Mikronährstoffen und nicht auf den spezifischen Bedarf an einzelnen Substanzen. Sie können den Mikronährstoff-Status bei älteren Männern und auch die Stoffwechsel-Funktionen in den Zellen sowie im Körper verbessern. Diese Beziehungen sollten künftig weiter untersucht werden, das gilt z. B. auch bei verschiedenen Altersgruppen und bei den Frauen sowie speziell bei Übergewicht oder vorhandenen Krankheiten.

 

Unser Tipp: Multivitamine/Mineralien gibt es in verschiedenen, komplexen Zusammensetzungen, auch für spezielle Bedürfnisse. Das reicht von Basis-Formeln über spezielle Mischungen, z. B. für Frauen, bei starkem Stress oder bestimmten Krankheiten. Wichtig ist jeweils die gute Bioverfügbarkeit der einzelnen Inhaltsstoffe.

 

Quelle:
Alexander J. Michels et al., Multivitamin/Multimineral Supplementation Prevents of Reverses Decline in Vitamin Biomarkers and Cellular Energy Metabolism in Healthy Older Men: A Randomised, Double-Blind, Placebo-Controlled Study. In: Nutrients, online 09.06.2023, doi: 10.3390/nu15122691.

Mikronährstoffe bei Multimorbidität im Alter 

 

Viele ältere Menschen sind gleichzeitig von mehreren chronischen Störungen der Gesundheit betroffen. Eine gute Ernährung könnte mit der guten Versorgung von Mikronährstoffen möglicherweise dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern.

 

Multimorbiditäten kommen vor allem bei Menschen im höheren Alter vor, die unter mehreren degenerativen und chronischen Krankheiten leiden. Sie nehmen etwa ab 65 Jahren deutlich zu. Zur Therapie werden dann oft dauerhaft mehrere Medikamente benötigt, die auch untereinander agieren, dazu gehören auch die Wirkungen und Nebenwirkungen. Ob und wie die Ernährung die Multimorbidität beeinflussen kann, das ist bisher noch weitgehend unbekannt. Aufgrund der vielfältigen Wirkungen von Vitaminen, Mineralien und anderen Mikronährstoffen lässt sich vermuten, dass sie möglicherweise auch dazu beitragen könnten, die Beschwerden bei Multimorbidität zu lindern und eventuell auch unerwünschte Wirkungen von Medikamenten zu verringern. Eine Gruppe spanischer Forscher untersuchte daher in einer Studie die Beziehungen zwischen Multimorbidität und Mikronährstoffen bei älteren Menschen.

 

Einbezogen waren knapp 1.500 Teilnehmer ab 65 Jahren (im Durchschnitt 71 Jahre, knapp 58 % Männer), die an einer Seniorenstudie beteiligt waren (Senioren-ENRICa II-Kohorte). Bei allen Teilnehmern wurden zu Beginn (2015-2017) die individuellen Ernährungsweisen mit einem Ernährungsprotokoll erfasst. Daraus wurde die Zufuhr von 10 wichtigen Mikronährstoffen bestimmt, das galt für Kalzium, Magnesium, Kalium, Jod und Zink sowie für die Vitamine A, C, D, E und Folsäure. Für alle Teilnehmer lagen außerdem Informationen über die Diagnosen zu vorhandenen Krankheiten vor, die bis 2021 gestellt wurden. Von einer Multimorbidität gingen die Forscher dann aus, wenn ≥6 chronische Erkrankungen bei einem einzelnen Teilnehmer vorlagen. Die Beobachtung der Teilnehmer wurde im Durchschnitt knapp fünf Jahre lang durchgeführt. In dieser Zeit kam es bei den Teilnehmern zu 561 Fällen von Multimorbidität. Teilnehmer mit der höchsten Versorgung an Mikronährstoffen hatten im Vergleich zu den niedrigsten Aufnahmen ein geringeres Risiko für die Multimorbidität (HR 0,75). Andere Einflüsse, z. B. aufgrund von soziodemografischen Faktoren und der Lebensweise, wurden nicht festgestellt.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Höhere Aufnahmen von Mikronährstoffen (bzw. der Mikronährstoff-Index) waren in dieser Studie mit einem geringeren Risiko für die Multimorbidität bei den älteren Teilnehmern verbunden. Eine verbesserte Zufuhr an Vitaminen und Mineralien etc. könnte dazu beitragen, die Multimorbidität bei älteren Erwachsenen zu verringern oder gar zu verhindern.

 

Unser Tipp: Multivitamine/Mineralien und andere Mikronährstoffe sind für eine gute Versorgung gerade im Alter sehr wichtig. Bei Multimorbidität sollte besonders auf eine gute Bioverfügbarkeit und Verträglichkeit der Inhaltsstoffe geachtet werden.

 

Quelle
Veronica Vega-Cabello et al., Dietary Micronutrient Adequacy and Risk of Multimorbidity in Community-dwelling Older Adults. In: The American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 118, Nr. 1, Juli 2023, S. 34-40.

Multivitamine verbessern das Gedächtnis bei den Älteren

 

Im höheren Alter nehmen die kognitiven Leistungen ab, z. B. im Gedächtnis oder in der Konzentration. Möglicherweise kann die gute Versorgung mit Mikronährstoffen dazu beitragen, die kognitiven Leistungen bei älteren Menschen zu verbessern, wie eine aktuelle Studie zeigt.

 

Die kognitiven Fähigkeiten, vor allem die Geschwindigkeit der Verarbeitung von Informationen und das Gedächtnis, verringern sich im höheren Alter. Sie werden von vielen Faktoren beeinflusst, dazu gehören z. B. mentales Training, körperliche Aktivität, Stress, Krankheiten und der Alkoholkonsum. Auch eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, die kognitiven Altersprozesse im Alter zu stärken bzw. ihren Abbau zu verlangsamen. Eine Reihe von Beobachtungstudien deutet darauf hin, dass eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen, mit Vitaminen, Mineralien etc., die kognitiven Leistungen im höheren Alter verbessern könnten. Bisher gibt es dazu jedoch nur wenige größere und längerfristig durchgeführte (randomisierte) Studien, die zum Teil auch nicht einheitlich sind. Ein Team von Forschern aus den USA untersuchte die Beziehungen im Rahmen einer Zusatzstudie zu einer Untersuchung über Nahrungsergänzungen (COSMOS, COcoa Supplement and Multivitamin Outcomes Study). Darin wurden Multivitamine/Mineralien und Flavanole (sekundäre Pflanzenstoffe) im Vergleich zu einem Placebo bei rund 21.000 älteren Männern und Frauen (ab 65 Jahren) in Bezug auf kardiovaskuläre und krebsbedingte Ereignisse im Lauf von rund dreieinhalb Jahren geprüft. Begleitend wurden zwei kognitive Zusatzstudien durchgeführt.

 

In der COSMOS-Mind-Studie berichteten rund 2.200 Teilnehmer über ihre kognitiven Leistungen. Diese hatten sich mit der Aufnahme von Multivitaminen/Mineralien verbessert, der Effekt war bei Teilnehmern mit einer Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Krankheiten stärker ausgeprägt. In der zweiten Zusatzstudie COSMOS-Web wurden die Wirkungen von Multivitaminen/Mineralien ein Jahr nach Beginn der Studie auf den Hippocampus geprüft. Er gehört im Gehirn zum limbischen System, ist vor allem an der Gedächtnisbildung beteiligt und möglicherweise besonders anfällig für die Auswirkungen des normalen Alterns. Einige Studien hatten bereits gezeigt, dass Nahrungsergänzungen sich positiv auf den Hippocampus ausgewirkt hatten. Natürlich hängen alle kognitiven Leistungen auch von den Netzwerken der Hirnregionen ab. Multivitamine/Mineralien könnten zusätzlich auf andere Hirnregionen einwirken, um die kognitiven Leistungen im Alter zu verbessern.

 

In diesen COSMOS-Studienzweig waren ab 2016 rund 3.600 Teilnehmer einbezogen. Ihre Ernährung entsprach weitgehend den üblichen Ernährungsweisen in den USA. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt täglich ein Präparat mit Multivitaminen/Mineralien (Vitamine A, C, D, E, K und die B-Vitamine, dazu die Mineralien, einschließlich der Spurenelemente, sowie die Carotinoide Lutein und Lykopin). Die andere Gruppe nahm zum Vergleich ein Placebo ein. Bei allen Teilnehmern wurden mit verschiedenen Tests die neuropsychologischen Fähigkeiten und Veränderungen der kognitiven Leistungen geprüft, die typischerweise bei älteren Menschen auftreten. Speziell wurden messbare Veränderungen im episodischen Gedächtnis, d. h. bei der unmittelbaren Erinnerung, nach einem und nach drei Jahren untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass sich in der Gruppe mit Multivitaminen/Mineralien nach einem Jahr die unmittelbare Gedächtnisleistung und die Erinnerungsleistung verbessert hatten.

 

Das bestätigte sich dann auch in den drei Jahren der weiteren Beobachtung. Die Forscher schätzen, dass die Multivitamine/Mineralien die Gedächtnisleistung gegenüber dem Placebo um das Äquivalent von 3,1 Jahren der altersbedingten Veränderungen verbesserten. Andere Einflüsse auf die Gedächtnisleistungen (z. B. exekutive Funktionen) wurden nicht beobachtet. Die Forscher heben hervor, dass auch wenn die Wirkungen gering erscheinen mögen und möglicherweise nicht für alle älteren Menschen gleichermaßen deutlich spürbar sind, selbst kleinere Effekte zu größeren gesundheitlichen Vorteilen führen. Untersucht wurde hier auch, ob die Multivitamine/Mineralien Teilnehmer mit einer Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Krankheiten unterschiedlich beeinflussten. Bei ihnen wurde zu Beginn der Studie eine schlechtere Gedächtnisleistung im Vergleich zu den anderen festgestellt. Nach einem Jahr Ergänzung mit Multivitaminen/Mineralien hatten sich ihre Leistungen auf ein Niveau erholt, das mit den anderen Teilnehmern vergleichbar war.

 

Daraus lässt sich schließen, dass Multivitamine/Mineralien die bei Teilnehmern mit kardiovaskulären Krankheiten beobachteten Defizite an Mikronährstoffen abmildern könnten. Sie sind möglicherweise die Ursache für die geringeren Leistungen im Gedächtnis bzw. tragen dazu bei. Da auch bekannt ist, dass niedrige Konzentrationen von Vitaminen, z. B. der Vitamine B12 und D mit dem kognitiven Abbau und Demenz-Krankheiten verbunden werden, untersuchten die Forscher bei einer kleinen Gruppe die Vitamin-Konzentrationen im Blut. Mit Multivitaminen/Mineralien stiegen die (Serum-)Werte von Folat, Vitamin B12 und Vitamin D an.

 

Die Forscher ziehen das Fazit: Die Ergebnisse der COSMOS-Web-Studie belegen, dass die Einnahme von Multivitaminen/Mineralien dazu beitragen kann, die kognitiven Fähigkeiten im Alter längerfristig zu erhalten oder zu verbessern. Die tägliche Einnahme verbesserte im Vergleich zum Placebo die verbale Gedächtnisleistung bei den älteren Erwachsenen. Dieser Effekt hielt über die gesamte dreijährige Studienzeit an. Die Einnahme von Multipräparaten mit Mikronährstoffen ist eine vielversprechende, sichere und leicht zugängliche Methode zur Stärkung der kognitiven Gesundheit im höheren Lebensalter. Sie könnte dazu beitragen, den kognitiven Abbau im Alter möglicherweise über längere Zeiten hinweg zu verlangsamen. Die Beziehungen zwischen Multivitaminen/Mineralien sollten bei älteren Menschen in Bezug auf die kognitiven Leistungen weiter untersucht werden.

 

Unser Tipp: Umfassende Multi-Formeln mit Vitaminen, Mineralien, einschließlich der selteneren Spurenelemente, enthalten oft auch eine Reihe von sekundären Pflanzenstoffen und anderen Mikronährstoffen, die für die Gesundheit wichtig sind. Auf eine gute Bioverfügbarkeit sollte geachtet werden.

 

Quelle
Lok-Kin Yeung et al., Multivitamin Supplementation Improves Memory in Older Adults. A Randomized Clinical Trial. In: The American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 118, Nr. 1, Juli 2023, S. 273-282, doi: 10.1016/j.ajcnut.2023.05.011.